Montag der 2. Woche im Jahreskreis

1 Sam 15,16-23; Ps 50,8-9.16b-17.21 u. 23; Mk 2,18-22

1 Sam 15
16 Da sagte Samuel zu Saul: Hör auf! Ich will dir verkünden, was der HERR mir heute Nacht gesagt hat. Saul antwortete: Sprich! 
17 Samuel sagte: Bist du nicht, obwohl du dir gering vorkommst, das Haupt der Stämme Israels? Der HERR hat dich zum König von Israel gesalbt. 
18 Dann hat dich der HERR auf den Weg geschickt und gesagt: Geh und vollziehe an den Übeltätern, an den Amalekitern, den Bann; kämpfe gegen sie, bis du sie vernichtet hast! 
19 Warum hast du nicht auf die Stimme des HERRN gehört, sondern hast dich auf die Beute gestürzt und getan, was dem HERRN missfällt? 
20 Saul erwiderte Samuel: Ich habe doch auf die Stimme des HERRN gehört; ich bin den Weg gegangen, auf den der HERR mich geschickt hat; ich habe Agag, den König von Amalek, hergebracht und an den Amalekitern den Bann vollzogen. 
21 Aber das Volk hat von der Beute einige Schafe und Rinder genommen, das Beste vom Banngut, um es dem HERRN, deinem Gott, in Gilgal zu opfern. 
22 Samuel aber sagte: Hat der HERR an Brandopfern und Schlachtopfern das gleiche Gefallen wie am Gehorsam gegenüber der Stimme des HERRN? Wahrhaftig, Gehorsam ist besser als Opfer, Hinhören besser als das Fett von Widdern. 
23 Denn wie Sünde der Wahrsagerei ist Widerspenstigkeit, wie Frevel mit Götzenbildern ist Auflehnung. Weil du das Wort des HERRN verworfen hast, verwirft er dich als König.

Der heutige Abschnitt aus dem ersten Samuelbuch schließt sich an einige in der Leseordnung ausgelassene Kapitel an. In diesen verwandelt Gott Sauls Herz und erfüllt ihn mit dem Hl. Geist, dass er ausgerüstet ist mit allen Gaben, die er als König braucht. Nicht alle Israeliten akzeptieren ihn als König und erst nach einer Bewährungsprobe (Saul beweist seine Führungsqualitäten, sein Kriegstalent und seine Autorität) wird seine Salbung in Gilgal erneuert. Samuel warnt sowohl den König als auch das Volk eindringlich, von nun an Gottes Willen zu halten, um nicht endgültig dahingerafft zu werden. Gott ist geduldig und ging sogar dem Wunsch des Volkes nach einem König nach. Dann kommt es, wie es nicht kommen sollte – Saul verspielt seine Chance, indem er Gott wiederum unter die Arme greift und auf eigene Faust ein Brandopfer darbringt. Er befolgt nicht gehorsam, was Samuel ihm aufträgt, und dieser warnt ihn vor, dass seine Tage als König gezählt sind. Dennoch hat Saul zunächst viel Erfolg bei den Kriegen, die er gegen die umliegenden Völker führt. Die Philister besiegt er allerdings noch nicht. Heute hören wir nun, dass Saul zum zweiten Mal seine Chance als König verspielt hat.
Ihm wird aufgetragen, die Amalekiter zu schlagen, weil sie sich damals beim Auszug aus Ägypten den Israeliten in den Weg gestellt haben. Saul befolgt Gottes Anweisung nicht ganz, sondern nimmt sich aus Habgier die beste Kriegsbeute. Er ist noch so unaufrichtig und behauptet, er habe das beste Vieh als Opfertiere verschont. Selbst wenn er dies ehrlich meinen würde, hätte er zum wiederholten Mal Gott unter die Arme gegriffen. Er tut nicht, was Gott ihm aufträgt, sondern weiß es immer wieder besser. Und dann erklärt Samuel Saul die Prioritäten Gottes durch die rhetorische Frage: „Hat der HERR an Brandopfern und Schlachtopfern das gleiche Gefallen wie am Gehorsam gegenüber der Stimme des HERRN?“ Wir lesen es immer wieder in den Psalmen: Gott hasst die Opfer nicht, sonst hätte er sie Mose ja nicht so detailliert aufgetragen. Aber den Willen Gottes zu tun steht über der Opfertätigkeit. Und Saul ist mehrfach dadurch aufgefallen, dass er den Willen Gottes gerade nicht befolgt.
Er hat sich durch sein Verhalten damit selbst ins Aus geschossen. Moralisch gesehen hat er den Stand der Gnade verlassen. Auch in der Kirche sind wir versucht, Gott unter die Arme zu greifen, indem wir uns nicht an die Gebote halten und durch die Feier der Sakramente die Gnade mehren, sondern indem wir die gesamte kirchliche Tätigkeit in einen semipolitischen Aktivismus verwandeln. Wir werden selbst tätig, ohne Gott einzubeziehen. Wir bilden uns ein, dass wir tatsächlich weit kommen können, indem wir menschliche Aktionen starten, die Menschen vielleicht kurzzeitig anziehen, aber ohne dass sie eine innere Bekehrung erleben. Auch im alltäglichen Leben meinen wir, unser Glück selbst in die Hand nehmen zu müssen, und geraten ganz schnell an unsere Grenzen. Mit dem Kopf durch die Wand kommen wir aber nicht voran. Wir reiben uns auf und sind ganz schnell ausgebrannt. Würden wir doch aus der Quelle der göttlichen Gnade schöpfen, würden wir viel mehr erreichen!
So hat Saul sein Königtum verspielt und Gott wird seinen Heilsplan weiterführen – mit einem neuen Kandidaten. Von diesem werden wir die Tage noch hören.

Ps 50
8 Nicht wegen deiner Opfer rüge ich dich, deine Brandopfer sind mir immer vor Augen. 
9 Aus deinem Haus nehme ich keinen Stier an, keine Böcke aus deinen Hürden. Was zählst du meine Gebote auf und führst meinen Bund in deinem Mund?
17 Dabei war Zucht dir verhasst, meine Worte warfst du hinter dich.
21 Das hast du getan und ich soll schweigen? Meinst du, ich bin wie du? Ich halte es dir vor Augen und rüge dich.
23 Wer Opfer des Dankes bringt, ehrt mich; wer den rechten Weg beachtet, den lasse ich das Heil Gottes schauen.

Der Psalm trifft den Nagel auf den Kopf, den wir schon in der Lesung betrachtet haben: Gott hat nichts gegen die Opfer der Israeliten, er hat sie ja eingesetzt. Das Problem ist, dasselbe wie wir bis heute beobachten: Man macht es sich leicht, indem man paar Opfer bringt, ohne an der Beziehung zu Gott zu arbeiten, sprich ohne seinen Willen zu befolgen und dadurch in seiner Liebe zu bleiben. Das wäre ja auch anstrengender und unattraktiver. Gott selbst spricht hier „aus deinem Haus nehme ich keinen Stier an…“. Denn Gott sieht unser Herz. Er sieht die Aufrichtigkeit und die Unaufrichtigkeit. Er sieht, dass die Menschen sich vor ihm gerecht machen möchten, ohne das wirklich dafür Notwendige zu tun – ihm zu gehorchen. Das Volk tut Gottes Willen nicht („meine Worte warfst du hinter dich“). Und dieser Vers ist prophetisch, denn Jesus, das fleischgewordene Wort werden sie auch verwerfen.
Gott ist es aber nicht egal, wie unsere Beziehung zu ihm ist. Er konfrontiert uns damit und versucht immer wieder, uns zurückzuholen. Er möchte die Beziehung retten, weil er uns liebt. Deshalb hält er es den Menschen vor Augen und rügt sie. Das zeigt uns, dass er uns nie aufgibt. Das ist bei den Israeliten so, das ist in der Kirche so, das ist bei jedem Menschen so. Gott gibt uns jeden Tag so viele Chancen, umzukehren und von Neuem zu beginnen. Nutzen wir diese Gnade, damit er uns am Ende unseres Lebens nicht genau diese Unbußfertigkeit vorhalten kann. Dann ist es nämlich zu spät.
Das „Heil Gottes“ schauen wir, wenn wir im Stand der Gnade sind („wer den rechten Weg beachtet“). Das gilt für die Israeliten, die jedesmal in Fremdherrschaft oder andere Probleme geraten, wenn sie Gott nicht gehorchen. Das gilt auch für die Kirche, deren heutige Krise eben kein Strukturproblem, Machtproblem oder was auch immer ist, sondern einzig und allein ein Glaubensproblem. Wo das Evangelium nicht mehr begeistert gefeiert wird, wo keine brennenden Zeugen den Glauben mehr vorleben, wo die Liturgie nicht mehr als etwas Sakrales betrachtet wird, wo Gott den Mittelpunkt darstellt, da entfernen wir uns von der Quelle der Gnade, von Gott. Dann müssen wir uns nicht wundern, dass die Menschen in Scharen die Kirche verlassen. Das alles gilt auch für uns alltägliches Leben. Gott hat einen wunderbaren Plan mit jedem Menschen. Wenn wir all unsere Potenziale ausschöpfen würden, die Gott zur Umsetzung seines Plans in uns gelegt hat, würden wir ein erfülltes, glückliches Leben führen. Stattdessen sind wir unglücklich und leer, weil wir unser Glück selbst in die Hand nehmen wollen. Dabei sagt Jesus ganz deutlich: „Getrennt von mir könnt ihr nichts tun.“ So ist es. Das wird sich am Ende unseres Lebens rächen. Dann werden wir nämlich den ewig vermissen, den wir unser Leben lang abgelehnt haben. Wenn wir dagegen unser Leben lang die „Ohren gespitzt“ und nach dem Willen Gottes gesucht haben, werden wir am Ende unseres Lebens „das Heil schauen“, die hebräische Formulierung אַ֝רְאֶ֗נּוּ בְּיֵ֣שַׁע ar’enu bejescha sagt es wortwörtlich: Wir werden Jesus sehen.
Die Rechtfertigung vor Gott ohne große Umstände ist in unserer heutigen Zeit so aktuell wie nie. Wir sehen den Esoterikboom ohne gleichen, wo sehr häufig Konzepte angeboten werden, die uns ein erfülltes, leidloses und glückliches Leben ohne innere Umkehr versprechen. Dann muss man seine Möbel in bestimmter Weise aufstellen, da muss man regelmäßig Meditieren oder eine bestimmte Ernährung einhalten, dann wird das Leid einen verlassen. So einfach ist es aber nicht. Wenn man sich innerlich nicht ändert, wird auch das Äußere nichts ausrichten.

Mk 2
18 Da die Jünger des Johannes und die Pharisäer zu fasten pflegten, kamen Leute zu Jesus und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer fasten? 
19 Jesus antwortete ihnen: Können denn die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Solange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten. 
20 Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam weggenommen sein; dann werden sie fasten, an jenem Tag. 
21 Niemand näht ein Stück neuen Stoff auf ein altes Gewand; denn der neue Stoff reißt vom alten Gewand ab und es entsteht ein noch größerer Riss. 
22 Auch füllt niemand jungen Wein in alte Schläuche. Sonst zerreißt der Wein die Schläuche; der Wein ist verloren und die Schläuche sind unbrauchbar. Junger Wein gehört in neue Schläuche.

Das heutige Evangelium greift den Kern der Lesung und des Psalms auf: Gerecht vor Gott machen uns keine äußeren Handlungen, wenn sie ohne eine entsprechende innere Haltung begleitet werden. Die Hauptversuchten in dieser Richtung sind zur Zeit Jesu die Pharisäer.
Der Streitpunkt ist dabei das Fasten, eine Sache, die man nach außen hin durchaus zur Schau stellen konnte. Jesus erklärt an anderer Stelle die richtige Haltung beim Fasten, wo die pharisäische Haltung uns vermittelt wird: „Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten“ (Mt 6,16).
Die Johannesjünger und die Pharisäer fasten zusätzlich zu den gebotenen Fastentagen für die Juden. Bei den Johannesjüngern geht es dabei um die Buße für den kommenden Messias. Das ist ihre Berufung. Die Pharisäer sühnen ursprünglich für das Volk, aber leider sind sie versucht, dies den anderen vorzuhalten oder sich höher zu stellen als der Rest. Sie verkennen dabei, dass nicht der Unterschied in der Fastenpraxis sie vor Gott gerechter machen kann als die anderen. Die eigene Reue und Umkehr, das Tun des Willens Gottes, der Gehorsam macht Gerecht vor Gott.
Jesus ist der Messias. Er muss nicht wie die Johannesjünger fasten, weil er ja das Ziel ihrer Vorbereitung ist. Er ist der Bräutigam, der um seine Braut Israel wirbt. Jetzt ist der Bräutigam da und er möchte durch seine Feiermentalität herausstellen, wer er ist. Im gesamten AT lesen wir diese Metapher der Braut Israel und des Bräutigams Gott. Dieser greift die Hauptmetapher der heiligen Schrift auf, die die Juden eigentlich erkennen sollten. Nun ist er so weit gegangen, Mensch zu werden, um ganz bei seiner Braut zu sein. Kann man da fasten? Natürlich nicht! Diejenigen, die sich an Jesu fehlendem Fasten stören, haben ihn als Messias nicht erkannt. Sie erkennen nicht, dass die Vorbereitungszeit vor dem Kommen des Messias schon abgeschlossen ist, weil die neue, messianische Heilszeit angebrochen ist!
Jesus deutet auch an, dass er sterben werde, weshalb der Bräutigam der Braut weggenommen werde. Für alles gibt es eine Zeit, so das Buch Kohelet. Jetzt ist die Zeit zum Feiern und mit Jesu Tod kommt das Fasten.
Ab Vers 21 versucht Jesus durch zwei Bilder die ganz neu angebrochene Epoche zu verdeutlichen. Mann kann keine zwei unterschiedlichen Stoffe aufeinandernähen, weil sie sonst reißen. Man kann keinen neuen Wein in alte Schläuche gießen, weil diese zerbersten. Was Jesus durch die Bilder konkret sagen möchte: Ihr könnt nicht bei der angebrochenen messianischen Heilszeit weiterhin so tun, als sei er noch nicht da. Ihr könnt nicht jetzt, wo ich direkt vor euch stehe, weiterhin auf den Messias warten. Dann fährt der Zug ohne euch ab. Mit dem gekommenen Messias müsst ihr eine vollkommen neue Verhaltensweise an den Tag legen.
Auch für uns sind das zwei wichtige Bilder, die an uns appellieren: Wir können nicht Jesus nachfolgen und dabei noch ein bisschen an dem alten sündigen Leben hängen. Wenn wir als Neugetaufte in die Gemeinschaft der Kirche eingegliedert worden sind, sind wir neugeboren im Heiligen Geist. Dann können wir nicht mehr so leben, als wären wir nicht getauft. Wenn wir gebeichtet haben und zurück in den Stand der Gnade gekommen sind, können wir nicht die alten sündhaften Verhaltensweisen fortsetzen. Wir haben in der Beichte Jesus versprochen, uns zu ändern. Wenn wir trotzdem das alte Leben weiterführen, wird ein großer Schaden entstehen wie die zerbersteten Schläuche und der größere Riss im Stoff. Jetzt wo wir die Gnade der Vergebung erhalten haben und vor allem zur Erkenntnis unserer Sünde gelangt sind, werden wir viel größere Verantwortung für dieselben Vergehen tragen müssen. Jetzt tun wir die bösen Dinge ja, obwohl wir ihre Bosheit erkannt haben.

Wir erfahren nicht davon, wie die Fragesteller reagiert haben, aber es wäre schon interessant, ob der ein oder andere Jesu Worte verstanden hat und ihm nachgefolgt ist.
Gott hat in seinem Heilsplan den Höhepunkt erreicht. Er hat seinen einzigen Sohn dem auserwählten Volk an die Seite gestellt. Und auch hier ist es nicht ge-hor-sam – es hört nicht zu, was Gott ihm erklärt. Stattdessen will es die eigenen Dinge tun, um vor Gott gerecht zu werden (also lieber fasten, obwohl Gott ihnen in dieser Zeit signalisiert: „Jetzt nicht, meine Kinder! Ich bin gekommen, also lasst uns feiern!“). Die Selbstgerechten verpassen die Chance, die Gott ihnen bietet, so wie Saul und das Volk Israel in der Lesung.

Beten wir darum, dass Gott uns Ohren grabe, wie wir gestern im Psalm gebetet haben. Möge Gott uns ein hörendes Herz schenken und bemühen wir uns aufrichtig, seinen Willen für unser Leben zu erkennen. Er weiß es immer am besten und wenn wir tun, was er sagt, werden wir wirklich glücklich. Dann fließen die Gnadenströme in unserem Leben über und über. Dann werden wir Frucht bringen und erfüllt sein.

Ihre Magstrauss

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