Eph 2,19-22; Ps 117,1.2; Joh 20,24-29
Heute feiern wir einen der zwölf Apostel, dem viel Unrecht getan worden ist. Thomas genannt Didymus ist oft als der „ungläubige Thomas“ bezeichnet worden, dabei ist er es gar nicht. Er zeigt seine Zweifel, aber eigentlich geht es ihm darum, etwas verstehen zu wollen. Es dient in seinem Fall also einer Glaubensvertiefung. Ihm fällt es schwerer, etwas vorbehaltlos anzunehmen, aber er möchte es gerne annehmen.
Eph 2
19 Ihr seid also jetzt nicht mehr Fremde und ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes.
20 Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Eckstein ist Christus Jesus selbst.
21 In ihm wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn.
22 Durch ihn werdet auch ihr zu einer Wohnung Gottes im Geist miterbaut.
Als Lesung hören wir heute einen Abschnitt aus dem Epheserbrief. Es geht um die Versöhnung von Juden und Heiden in Christus. Dies geschieht in der Taufe, die hier den größeren Argumentationskontext darstellt.
Durch die Taufe sind die Angesprochenen „jetzt nicht mehr Fremde und ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes.“ Das heißt, dass sie nun der Gemeinschaft der Heiligen angehören, die ihren sichtbaren Teil auf Erden besitzt, ein unsichtbarer Teil aber kann sich schon „Hausgenosse Gottes“ nennen. Sie sind schon bei Gott. Sie haben sein Reich geerbt und das Erbe nach dem Tod bezogen. Sie sind Erben, weil sie durch die Taufe zu Kindern Gottes geworden sind und zu seiner Familie gehören. Ihr „Bürgerrecht“ ist kein irdisches mehr, sondern ein viel kostbareres: Es geht schließlich um das Bürgerrecht im Himmel, das nie vergeht. Und dieses erhalten sie schon bei der Taufe auf Erden, auch wenn es erst nach dem Tod zum Einsatz kommt. Die Getauften sind auch keine „Fremden“ im Himmelreich im Sinne von Ausländer. Vielmehr handelt es sich um ihre Heimat, in die sie nach dem Tod zurückkehren. Sakramental und ekklesiologisch wird dieses Heimatgefühl durch das Leben in der Kirche bereits spürbar.
Die Getauften werden dabei nicht ins Vakuum hineingetauft. Sie treffen hier auf das apostolische Fundament. Es ist wie ein Gebäude, dessen Eckstein Christus selbst ist, während die Apostel und Propheten das Fundament darstellen. Das ganze Gebäude wird von Christus zusammengehalten und befindet sich im Wachstum. Das können wir so verstehen, dass immer mehr Menschen der Kirche zugesellt werden. Die „lebendigen Steine“ werden immer zahlreicher, die Stockwerke immer höher. So wächst der Tempel des Herrn und im Herrn. Es ist sein Bau, deshalb „des“ Herrn. Zugleich ist er es, der alles zusammenhält, mit einem anderen Bild ausgedrückt, dessen Leib die Kirche ist. In dieser Hinsicht ist es der Tempel „im“ Herrn.
Christus ist es, der uns „zu einer Wohnung Gottes im Geist miterbaut.“ Das heißt, dass der Mensch „Kirche“ nicht selbst macht. Christus ist der Baumeister und sein Geist ist es, der alles belebt. Wir können uns als Menschen nicht einbilden, dass wir das selbst errichtet haben. Dann ist der Bau zum Einsturz vorprogrammiert.
Ps 117
1 Lobt den HERRN, alle Völker, rühmt ihn, alle Nationen!
2 Denn mächtig waltet über uns seine Huld, die Treue des HERRN währt in Ewigkeit. Halleluja!
Als Antwort auf die Lesung beten wir den kürzesten Psalm im gesamten Psalter. Er ist betitelt mit „Aufruf an alle Völker zum Lob Gottes“. Wir, die wir im Grunde zu den sogenannten „Heidenchristen“ gehören, die also nicht zuvor Juden waren, haben allen Grund, Gott zu loben. Während der Alte Bund zwischen Gott und den Stämmen Israels geschlossen worden ist, eint der Neue Bund nun Juden und Heiden zugleich. Das stellt besonders für jene ein Gnadenakt Gottes dar, die zuvor in keinem Bund mit ihm standen, deshalb die besondere Freude der Heidenchristen! Gemeinsam besingen wir den, dessen Huld und Treue allen Menschen gilt. Wie die Propheten angekündigt haben, werden wirklich Menschen aus allen Sprachen, Stämmen, Nationen und Völkern zum heiligen Tempel Gottes kommen – und nicht mehr als heterogene Pilgergruppe, die im Tempel schön getrennte Bereiche einhalten muss, sondern als ein gemeinsames Volk Gottes, als eine einzige Familie. Gott möchte alle Menschen mit sich in einem Bund vereinen und deshalb sendet er seinen Geist nicht nur auf die Juden von Jerusalem herab. Er ist wirklich ein guter Vater, der alle Durstigen mit seinem lebendigen Wasser versorgt. Dies ist ein Hallelujaruf wert, mit dem dieser kurze Psalm endet.
Joh 20
24 Thomas, der Didymus genannt wurde, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.
25 Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.
26 Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch!
27 Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!
28 Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott!
29 Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.
Heute hören wir noch einmal von der Erscheinung des auferstandenen Jesus bei den Aposteln. Als er am Ostertag bei ihnen erscheint, ist Thomas nicht dabei. Wir erfahren nicht, wo er ist, aber als er dann wieder zu den anderen stößt, berichten diese ihm ganz aufgeregt von der Begegnung mit ihrem Herrn. Doch Thomas reagiert mit Unwillen. Weil er Jesus nicht selbst gesehen hat, will er es nicht glauben. Er sagt, dass er erst dann glaubt, wenn er ihn mit eigenen Augen gesehen und die Spuren der Kreuzigung mit seinen eigenen Händen berührt hat. Es ist nicht die vollständige Ablehnung des Glaubens, sondern Thomas braucht mehr Auseinandersetzung damit. Ihm fehlt die Glaubenskraft ohne die „Hilfestellung“ des Sehens. Er ist ein Mensch, der nicht blind vertrauen kann. Man muss ihm aber zugute halten, dass er dennoch den Willen zeigt, glauben zu wollen. Wäre dem nicht so, würde er nicht von dem Schauen der Kreuzigungswunden und von dem Berühren der Seitenwunde sprechen. Er möchte diese Dinge tun und dann glauben. Das zeigt, dass er eben nicht der „ungläubige Thomas“ ist!
Jesus möchte, dass alle seine Apostel an ihn glauben. Deshalb kommt er diesen Zweifeln des Thomas entgegen. Eine Woche später erscheint er den Aposteln noch einmal, als Thomas dabei ist.
Jesus antwortet mit dem üblichen „Friede sei mit euch!“ Doch dann richtet er seine Aufmerksamkeit ganz auf Thomas, indem er ihm sagt: „Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ So ist Gott. Er geht uns entgegen, wenn es uns schwerfällt, an ihn zu glauben. Wo auch nur das kleinste Bisschen Wille zum Glauben da ist, verhilft er dem Menschen zu einem brennenden Glauben an ihn. Es ist ganz nach dem Motto: „Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben“ (Mk 9,24).
Thomas realisiert in diesem Moment wirklich, dass Jesus leibhaftig auferstanden ist. Und so bleibt ihm nichts anderes zu sagen, als „mein Herr und mein Gott!“ Ja, er hat die Gottheit Jesu explizit bekannt. Er ist kein Ungläubiger. Er hatte seine Zweifel, aber er wollte wirklich aufrichtig glauben. So hat Gott ihm geholfen, denn wo der Wille da ist, da kann Gott auch die Gabe schenken.
Jesus greift die ganze Sache auf, um zu erklären: Selig, die nicht sehen und doch glauben. Das gilt heute auch uns. Wir haben nicht das Privileg, wie Thomas mit eigenen Augen und Händen Jesus zu erleben. Wir können Jesus nur in den eucharistischen Gestalten sehen, jedoch nicht in Menschengestalt. Wir haben den irdischen Jesus vor seinem Tod nie getroffen und doch setzen wir unsere ganze Existenz auf ihn, den Auferstandenen.
Schauen wir zurück auf die Lesung, erkennen wir eine wichtige Gemeinsamkeit: Die Taufe eint viele unterschiedliche Menschen. Einerseits hat sie gerade in der ersten Generation Juden- und Heidenchristen als eine Familie Gottes vereint, andererseits auch unterschiedliche Charaktere, Mentalitäten, unterschiedlich charismatisch begabte Menschen. So eint schon der Zwölferkreis viele unterschiedliche Männer. Der eine braucht Gottes Entgegenkommen – Thomas. Der andere versteht Jesu mystische Seite, bevor die anderen sie überhaupt erahnen – Johannes. Der eine ist total voreilig und trägt sein Herz auf der Zunge – Petrus, wiederum andere sind aufbrausend und werden nicht umsonst „Donnersöhne“ genannt. Und doch sind sie alle eins in Christus. Gemeinsam bilden sie den Bau und den heiligen Tempel Gottes. Wichtig ist für unsere heutige Zeit, dass wir einander in der Kirchengemeinde gut ergänzen, wie es der Wille Gottes ist: Wer mehr kritische Auseinandersetzung braucht – die Thomasse der Gemeinde – brauchen einen Ort, wo sie aufgefangen werden und dies tun können – nicht um alles anzuzweifeln und dies zu ihrem Zielpunkt zu machen (davon kenne ich etliche), sondern um zu einem tiefen Glauben zu kommen wie Thomas („Mein Herr und mein Gott!“). Wer mystisch veranlagt ist, soll einen Raum bekommen, diese Gabe in das Gemeindeleben einzubringen, damit sie ihre übernatürliche Existenz nicht vergisst. Wer eine theologische Stärke hat und wissenschaftlich versiert, muss denen Rede und Antwort stehen dürfen, die dahingehend Fragen haben, die den „Theologen“ wiederum mit ihrer tiefen Frömmigkeit etwas beibringen können.
Nicht umsonst hat die Kirche ganz unterschiedliche Heilige, die uns Vorbilder sind. Es gibt die studierten Heiligen, es gibt die ganz ungebildeten Heiligen, es gibt Heilige in allen Ständen – vom Priestertum bis hin zum Ehepaar. Es gibt Heilige in allen Altersgruppen – vom Kind über Teenager bis hin zum Greis.
Was wir von Thomas lernen können: Nehmen wir die Inhalte nie für selbstverständlich, sondern glauben wir bewusst! Uns Katholiken, die wir als Kinder getauft und im Glauben groß geworden sind, wird das nicht so auffallen, aber wir nehmen die Glaubensinhalte oft an, ohne sie zu hinterfragen. Wir sind ja gleichsam in sie hineingewachsen. Doch wenn wir mal von einem Nichtkatholiken angesprochen werden oder von einem „Thomas“ unter den Katholiken, können wir dann antworten? „Warum ist das eigentlich so, dass wir ein dreifaltiges Gottesbild haben? Warum ist Maria eigentlich die Himmelskönigin? Warum halten wir überhaupt die Zehn Gebote? Wer hat gesagt, dass die Katholische Kirche die einzig wahre ist? Warum muss man denn auf den Papst hören? Wer hat beschlossen, dass der Papst in Rom sein soll?“ Bei vielen solcher grundsätzlichen Fragen stocken wir.
Und dann sehen wir brennende Konvertiten, die sich vor ihrer Konversion zum katholischen Glauben intensiv damit auseinandergesetzt haben, die es eben nicht von Kindheit auf so beigebracht bekommen haben. Diese sind es, die wirklich bewusst an all diese Dinge glauben, nachdem sie die Antwort erst einmal selbst finden mussten. Und Thomas ist so eingestellt: Er fragt nach dem Warum und möchte es genau wissen. Jedes Temperament des Menschen kann entweder zum Positiven oder zum Negativen entwickelt werden, was wir Charakterbildung nennen. Thomas‘ Veranlagung ist ein Hang zum Zweifeln. Mit Gottes Hilfe kann er genau dies zu einer Stärke entwickeln, was er auch getan hat: es genau wissen wollen, um tiefer zu glauben.
Beten wir heute für alle Thomasse unserer heutigen Zeit. Möge der Hl. Thomas ihnen zu einem tiefen und bewussten Glauben verhelfen und sie davor bewahren, aufgrund ihrer Zweifel vom Glauben abzufallen.
Ihre Magstrauss
Du betetst zu Thomas ? Du hast doch bewiesen , das du gut die Schrift auslegen kannst ! Warum Joga , Reicki, und so vieles mehr gefährlich für unseren Glauben ist . Das Leben anderer kannst du wohl beurteilen und was ihrem Glauben nützt. Doch deine auslegung für deinen Glauben ist sehr variabel. Du bist in abhängigkeit zur Kirche ! Du kannst dich nicht frei entwickeln ! Deine Kirche betet zu Menschen darum machst du das auch ,du hoffst das du bezahlt wirst von Ihr darum musst du auch tun und sagen was sie will .Du wirst dich nicht rausreden können und sagen“ ich bin nicht so begabt“ Ich zweifel an und wegen Menschen wie dir ! Das werk Jesu erkennen ist doch ein Wunder und der Weg ist so schmal, und der Gehorsam ist so fein, das kein Lüftlein da hindurch gehen sollte ! Doch die Menschen dieser Zeit machen viel viel Raum . Angefangen bei den Frauen die nicht in ihrer Ordnung bleiben .So ist auf einmal alles in Unordnung dies ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit Ungehorsam
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Angenehm ist Kritik, wenn sie genehmigt werden muß ! Hilft aber niemand weil es wird auch keiner gebessert !
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