Jes 25,6-10a; Ps 23,1-3.4.5.6; Phil 4,12-14.19-20; Mt 22,1-14
Jes 25
6 Der HERR der Heerscharen wird auf diesem Berg für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den feinsten, fetten Speisen, mit erlesenen, reinen Weinen.
7 Er verschlingt auf diesem Berg die Hülle, die alle Völker verhüllt, und die Decke, die alle Nationen bedeckt.
8 Er hat den Tod für immer verschlungen und GOTT, der Herr, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen und die Schande seines Volkes entfernt er von der ganzen Erde, denn der HERR hat gesprochen.
9 An jenem Tag wird man sagen: Siehe, das ist unser Gott, auf ihn haben wir gehofft, dass er uns rettet. Das ist der HERR, auf ihn haben wir gehofft. Wir wollen jubeln und uns freuen über seine rettende Tat.
10 Denn die Hand des HERRN ruht auf diesem Berg.
Jesaja verheißt in der ersten Lesung etwas, das sich spätestens in der Offb erfüllen oder zumindest ihre Entsprechung finden wird. Insbesondere Offb 7 greift mehrere Aspekte auf wie die Freude der Sieger über die Rettung des Lammes. Auch in diesem Abschnitt stellt der Hl. Berg, d.h. Jerusalem, das Zentrum dar. Die Stadt ist deshalb so heilig und entscheidend, weil in ihr der Tempel Gottes errichtet ist, in dem laut jüdischem Verständnis Gottes Herrlichkeit wohnt. Dort wird ein Festmahl mit Speisen und Weinen angekündigt, was vierfach zu bedenken ist: Einerseits wird damit die Freude über die Befreiung des Volkes Israel aus der Fremdherrschaft ausgedrückt. Andererseits kündigt es die ewige Freude des Himmels an, die noch aussteht. Diese wird sakramental in jeder Hl. Messe vorweggenommen, die ein Freudenfest ist. Gott wohnt in unserer Mitte und wir sind ganz eins mit ihm, wenn wir ihn empfangen. Und wie Jesus durch viele Gleichnisse herausgestellt hat, wird diese Freude schon jedes Mal spürbar, wenn ein Sünder umkehrt. Der barmherzige Vater feiert ein Fest für seinen zurückgekehrten Sohn im Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15).
Es heißt sodann, dass dieser Berg enthüllt werden wird (Vers 7), und zwar von Gott selbst. Dies ist, was wir Offenbarung nennen. Er wird alles aufdecken: Seinen Plan mit den Israeliten – er wird ihnen wiederum Propheten senden, die ihnen aufzeigen, was sie tun sollen. Er wird ihnen schließlich seinen eigenen Sohn senden, der ihnen den Vater offenbaren wird. Er wird auch seinen Sohn in jeder Messe offenbaren in Gestalt von Brot und Wein – deshalb lesen wir hier die Rede von Speisen und Weinen eucharistisch! – er wird das Herz jedes Menschen aufdecken (keine Tat bleibt verborgen) und er wird am Ende der Zeiten alles aufdecken, sodass jeder Mensch die Fülle der Erkenntnis erlangen wird, vor allem werden alle Gott schauen, wie er ist.
Die sich anschließenden Verheißungen sind sehr tröstlich und finden wiederum eine Entsprechung in der Offb: Gott wird alles vernichten, sogar den Tod. Er wird alle Tränen abwischen. Diese Dinge geschehen dann tatsächlich am Ende der Offb (20-21). Und wenn es dann bei Jesaja heißt, dass die Hand des Herrn auf dem Berg ruht (תָנ֥וּחַ tanuach, eigentlich Zukunftsform „sie (die Hand) wird ruhen“, aber auch präsentisch übersetzbar), dann ist das ein Beleg für Gottes Gegenwart an diesem Ort. Er ist schon durch den Tempel gegenwärtig. Seine Herrlichkeit zeigt sich im AT ja schon durch Zeichen wie Rauch, Wolke und Feuersäule. Da es aber gerade auch zukünftig zu verstehen ist, geht es um eine andere Art von Gegenwart, die hier angekündigt wird – eine noch vollkommenere. Wir Christen sehen darin zunächst die Ankündigung des Messias an dem Ort. Er wird leibhaftig an diesem Ort wandeln. Wir sagen aber auch, dass seine leibhaftige Gegenwart in der Gemeinschaft der Gläubigen bleibt durch die Eucharistie. Darüber hinaus ist er durch den Empfang der Kommunion leibhaftig im Menschen. Und am Ende der Zeiten wird Gott ganz in der Mitte der Menschen wohnen, sodass es nicht mal mehr einen Tempel brauchen wird (Offb 21,22).
Ps 23
1 Ein Psalm Davids. Der HERR ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen.
2 Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
3 Meine Lebenskraft bringt er zurück. Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, getreu seinem Namen.
4 Auch wenn ich gehe im finsteren Tal, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab, sie trösten mich.
5 Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde. Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, übervoll ist mein Becher.
6 Ja, Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang und heimkehren werde ich ins Haus des HERRN für lange Zeiten.
Heute beten wir aus gegebenem Anlass den wunderbaren und bekannten Psalm 23. Er zeigt uns, wie Gott als Hirte für die Herde sorgt.
Der „HERR ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen“. Er versorgt den Menschen, sodass er keinen Mangel leiden muss. Diese Versorgung ist auch Aufgabe der Ältesten in Gemeinden. Sie sollen mit geistigen Gaben ausstatten, mit den Sakramenten und Sakramentalien, mit der Verkündigung des Wortes Gottes. So müssen die Gemeindemitglieder keinen Mangel leiden.
„Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.“ Das Lagern auf grünen Auen ist ein Gegenbild zur trockenen Wüste. Gott führt uns auf Weiden, an denen wir uns sättigen können. Das Sättigen ermöglichen uns die Ältesten auch, indem sie uns täglich die Eucharistie ermöglichen, das tägliche Brot, das uns ernährt. Wir beten den Psalm besonders heute eucharistisch mit Blick auf die feierliche Vision in Jesaja. Die Ernährung ist nicht nur mit der Eucharistie gegeben, sondern auch mit dem Wort Gottes. Auch dieses nährt den Menschen und vor allem den Glauben (denn Paulus sagt „Der Glaube kommt vom Hören“ Röm 10,17). Der Herr führt auch zum Ruheplatz am Wasser. Das ist ekklesiologisch gesehen ein Bild für den Hl. Geist, den Gott uns schenkt. Die Ruhe ist dabei eine Frucht des Hl. Geistes. Die Ältesten einer Gemeinde rufen den Hl. Geist in jeder Eucharistiefeier auf die Gaben von Brot und Wein herab und auch durch die anderen Sakramente spenden sie den Gläubigen den Hl. Geist. Dieser ruht auf den Ältesten selbst, die durch ihn zu ihrer Weihe gekommen sind.
Gott bringt die Lebenskraft zurück, die נֶפֶשׁ nefesch. Das ist umfassend zu verstehen, denn er bringt den ganzen Menschen zurück. Man kann es moralisch auffassen: Gott verhilft dem Menschen zur Umkehr, der sich von ihm entfernt hat und aus dem Stand der Gnade gefallen ist. Er holt dann das Leben, nämlich diesen Stand der Gnade zurück. Gott hat den ganzen Menschen wiederhergestellt, indem er seinen einzigen Sohn als neuen Adam in diese Welt gebracht hat. Er hat ihm nach dem Tod die Lebenskraft wieder zurückgegeben, indem er ihn von den Toten hat auferstehen lassen. Es ist auch auf Jesus selbst zu beziehen, der das Leben so vieler Menschen zurückgegeben hat – ob damit die Lebensqualität nach einer Krankenheilung oder nach einem Exorzismus gemeint ist oder ob es die Sündenvergebungen oder sogar die Totenerweckungen sind. Und schließlich hat Jesus seine Apostel bevollmächtigt, es ihm gleichzutun. Sie sind bevollmächtigt, die Sünden zu vergeben. So ist diese Aussage auch auf die Kirche zu beziehen: Die Ältesten vergeben den Gemeindemitgliedern die Sünden und bringen so deren Lebenskraft zurück. Schließlich können wir es anagogisch auslegen: Gott gibt uns das Leben zurück, wenn wir von den Toten auferstehen. Wir werden in das ewige Leben auferstehen und am Ende der Zeiten sogar mit unseren Leibern wieder vereint. Dann können wir maximal sagen, Gott hat uns unsere Lebenskraft zurückgegeben. Und dann haben wir im himmlischen Jerusalem beim prophezeiten Festmahl allen Grund zur Freude!
So wie Gott die Menschen „auf Pfaden der Gerechtigkeit“ führt, soll der Älteste die Gemeindemitglieder den von Gott gebotenen moralischen Lebenswandel aufzeigen. Er soll ihnen erklären und zugleich vorleben (als Vorbild der Gemeinde!), wie dieser Pfad der Gerechtigkeit auszusehen hat. Dies hat schon König David in Form des Psalters in poetische Worte gefasst. Wie viele moralische Unterweisungen lesen wir darin!
So wie Gott immer bei den Menschen ist (Jahwe „ich bin“, Jesus der Immanuel, „Gott mit uns“), so soll der Älteste immer für die Gemeindemitglieder da sein. Wenn sie in der Finsternis wandeln, weil sie eine schwere Zeit durchmachen, z.B. durch Krankheit, sollen die Ältesten als Seelsorger diese Belasteten tragen und sie trösten. Wir denken hier z.B. auch an das Sakrament der Krankensalbung, das den Gespendeten Trost gibt, sie innerlich aufrichtet und Hoffnung verleiht.
Gott deckt den Gemeindemitgliedern bis heute den Tisch, nämlich beim eucharistischen Mahl. Er segnet uns mit allen Gaben vor den Augen unserer Feinde. Das heißt, dass er das letzte Wort hat und auch unsere Feinde das erkennen müssen. Obwohl sie uns so viel Böses wollten und unser Leben zerstören wollten, konnten sie unseren Glauben nicht antasten. Gott kompensiert die Leiden, die wir vor allem in seinem Namen erlitten haben, indem er uns überreich segnet. Er ist immer stärker als der Satan, unser eigentlicher Feind hinter all den bösen Menschen.
Wir sind gesalbt mit Öl, was in diesem Kontext zunächst eine Geste des Wohlstands ist. Gott sorgt dafür, dass es uns gut ergeht. Wir denken aber schon viel weiter und sehen in der Salbung eine liturgische Geste. Jesus ist der Messias, der Gesalbte, in dessen Nachfolge auch die Ältesten Gesalbte sind. Und auch bei anderen Sakramenten werden die Gläubigen gesalbt – bei Taufe und Firmung.
Die Ältesten salben ihre Gemeindemitglieder und erheben diese zu einem königlichen und priesterlichen Geschlecht.
Ein übervoller Becher ist Zeichen der ewigen Freude des Himmelreichs. Gott schenkt uns überreiche Freude, was wiederum eine Frucht des Hl. Geistes ist. Diese Freude wird uns schon ansatzweise in den Sakramenten geschenkt, besonders in der Eucharistie als antizipiertes Hochzeitsmahl des Lammes und himmlisches Festmahl, wie es Jesaja gesehen hat.
Weil Gott uns so sehr beschenkt und weil er treu ist, sind wir ein Leben lang mit diesem Segen ausgestattet. Seine Güte und Huld sind unendlich groß und deshalb setzt er keine Grenzen oder Bedingungen. Es liegt an uns, ob wir diesen Segen auch bekommen oder nicht – je nach unserer Entscheidung für oder gegen ihn.
Und wenn wir in Gemeinschaft mit Gott gelebt haben, werden wir heimkehren in sein Reich, den Himmel. Das ist unsere eigentliche Heimat, deshalb kehren wir zurück (nicht im Sinne, dass wir dort schon waren, höchstens im Sinne von „die Menschheit kehrt zurück, nachdem sie von dort verbannt worden ist, nämlich aus der Gemeinschaft mit Gott“). Diese Welt und dieses irdische Leben sind vorübergehend. Wir sind zu Gast und in Vorbereitung auf das eigentliche Leben in der Ewigkeit. Heimkehren in das Haus des HERRN muss aber nicht erst anagogisch verstanden werden – es kann auch den Tempel in Jerusalem meinen (so haben es auch schon die Juden verstanden). In typologischer Weiterführung ist mit dem Haus des HERRN seit der Stiftung Christi die Kirche gemeint. Ebenso kann es den Stand der Gnade meinen, indem wir heimkehren nach einer Umkehr zu Gott.
Phil 4
12 Ich weiß Entbehrungen zu ertragen, ich kann im Überfluss leben. In jedes und alles bin ich eingeweiht: in Sattsein und Hungern, Überfluss und Entbehrung.
13 Alles vermag ich durch den, der mich stärkt.
14 Doch ihr habt recht daran getan, an meiner Bedrängnis Anteil zu nehmen.
19 Mein Gott aber wird euch durch Christus Jesus alles, was ihr nötig habt, aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit schenken.
20 Unserem Gott und Vater aber sei die Ehre in alle Ewigkeit! Amen.
In der zweiten Lesung hören wir wieder aus dem letzten Kapitel des Philipperbriefes letzte Ermahnungen des Apostels. Paulus spricht wieder sehr persönlich, denn er bringt seine eigene Situation ein: „Ich weiß Entbehrungen zu ertragen“ – ja, er sitzt zu jener Zeit im Gefängnis und dies nicht zum ersten Mal. Immer wieder wurde er festgenommen und erlitt dort natürlich einen großen Mangel – in erster Linie an Freiheit. Auch die vielen Reisen sind zu nennen, in denen er vieles entbehrt hat und krank wurde, fasten musste und viele Kilometer zurückgelegt hat. Oft hatte er nicht genug, aber er behielt seine innere Freude bei allem. Das ist der entscheidende Punkt, den er hier herausstellen möchte. Er findet sich in jeder Lage zurecht, weil er den Herrn im Herzen trägt. Deshalb ist es „egal“, ob er satt ist oder hungrig, in Überfluss hat oder im Mangel. Er weiß, dass er nicht allein ist und Christus ihn nie im Stich lässt. Dieser gibt ihm Kraft. Wohl verdeutlicht er dies, weil die Philipper ihm gegenüber großes Mitleid gezeigt haben. Vielleicht ist dem Philipperbrief ein Gemeindebrief vorausgegangen, in dem die Philipper ihm gegenüber Trauer über seinen Gefängnisaufenthalt gezeigt haben. Er scheint sie zu trösten damit, dass er trotz Gefangenschaft froh ist. Dennoch schätzt er es, dass die Gemeinde sich mit ihm verbunden fühlt.
In Vers 19 erklärt Paulus, dass auch sie in jeglicher Lebenslage den „Reichtum seiner Herrlichkeit“ empfangen werden und Gott ihnen alles Nötige verleihen wird. Der heutige Abschnitt endet sodann mit einem Lobpreis an Gott: „Unserem Gott und Vater aber sei die Ehre in alle Ewigkeit! Amen.“ Damit setzt er um, was er im selben Kapitel zuvor geschrieben hat: „Freut euch zu jeder Zeit“. Der Herr hat stets den Lobpreis verdient, weil er Gott ist. Unabhängig wie unsere Situation ist, sollen wir ihn loben und preisen. Dann werden wir am Ende der Zeiten in den ewigen Lobpreis des Himmels gelangen.
Mt 22
1 Jesus antwortete und erzählte ihnen ein anderes Gleichnis:
2 Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete.
3 Er schickte seine Diener, um die eingeladenen Gäste zur Hochzeit rufen zu lassen. Sie aber wollten nicht kommen.
4 Da schickte er noch einmal Diener und trug ihnen auf: Sagt den Eingeladenen: Siehe, mein Mahl ist fertig, meine Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit!
5 Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden,
6 wieder andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um.
7 Da wurde der König zornig; er schickte sein Heer, ließ die Mörder töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen.
8 Dann sagte er zu seinen Dienern: Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet, aber die Gäste waren nicht würdig.
9 Geht also an die Kreuzungen der Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein!
10 Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten alle zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen.
11 Als der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen, bemerkte er unter ihnen einen Menschen, der kein Hochzeitsgewand anhatte.
12 Er sagte zu ihm: Freund, wie bist du hier ohne Hochzeitsgewand hereingekommen? Der aber blieb stumm.
13 Da befahl der König seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.
14 Denn viele sind gerufen, wenige aber auserwählt.
Im Evangelium erzählt Jesus ein wichtiges Gleichnis, das den Kreis der heutigen Lesungen schließt. Denn er spricht von einem Hochzeitsfest, das ein gängiges Bild für die Ewigkeit darstellt. Er versucht das Himmelreich begreiflich zu machen, und erklärt:
Ein König möchte für seinen Sohn eine Hochzeit ausrichten. Wir verstehen, dass er den Vater und den Sohn Jesus Christus meint. Er spricht hier über seine eigene endzeitliche Hochzeit des Lammes, bei der er seine Braut, die Kirche, heiratet.
Dieses Reich ist ja mit seinem ersten Kommen auf die Erde angebrochen. Schon die Propheten des Alten Testaments haben auf die Hochzeit hingewiesen und die Menschen dazu eingeladen. Einigen hat Gott sogar aufgetragen, zölibatär zu leben, um die Brautschaft des Gottesvolkes anhand ihres Lebens sichtbar zu machen. Alles ist vorbereitet, doch die Menschen interessiert die Einladung nicht. Sie arbeiten und gehen ihrem Alltag nach, als ob nichts gewesen wäre. Manche töten sogar die Diener, die zum Hochzeitsmahl einladen. Die vielen Propheten, die den Herrn angekündigt haben, mussten wirklich schlimmes erleiden und wurden oft umgebracht.
Das bleibt nicht ohne Konsequenzen, denn die Hochzeit soll stattfinden, jedoch nicht mit jenen, die sich als unwürdig erwiesen haben. So weitet der König seine Einladung auf alle Gewillten aus und die Diener gehen auf die Straße. Sie holen „Böse und Gute“ zusammen, bis der Festsaal gefüllt ist. Wir verstehen dieses Bild für den neuen Bund, der mit allen Menschen guten Willens eingegangen wird, egal aus welchem Volk, welcher Sprache, Region oder Nation. Wir haben von dieser universalen Sammlung in der Lesung gehört. Die Diener sind nun die Apostel und Jünger Jesu, jene, die das Evangelium auch nach dem Heimgang Jesu zum Vater weiter verbreiten. „Das Reich Gottes ist nahe“ wird in dem Gleichnis ausgedrückt durch die Worte „Siehe, mein Mahl ist fertig“ und „Kommt zur Hochzeit!“ Viele Menschen kommen zum Glauben und werden Christen. Das heißt aber nicht, dass sie alle gut sind. In der Kirche wird es auch Menschen geben, die nicht aus Glauben oder Berufung hier sind, die vielleicht anfangs gut sind und später vom Glauben abfallen etc. Es ist eine Mischung von Unkraut und Weizen.
Als der König in den Saal kommt, schaut er sich die Gäste genau an. Wir sehen hier ein endzeitliches Bild, das das Gericht Gottes umschreibt. Er prüft die Menschen und schaut sie sich an.
Der König entdeckt einen Menschen ohne Hochzeitsgewand. Das gilt als absoluter Affront. Ich las einmal, dass zu jener Zeit üblich war, dass den Eingeladenen zu einer Hochzeit vor Ort die Gewänder ausgeteilt worden sind. Dieser Mensch ist also zur Hochzeit gekommen und hat das Gewand, das ihm angeboten worden ist, einfach abgelehnt. Wir verstehen die Hochzeitskleidung sakramental als Taufe. Schon Paulus erklärt, dass wir bei der Taufe Christus „anziehen“, weshalb der Täufling ja ein weißes Taufkleid trägt. Die Taufe aber ist heilsnotwendig, also kann der Mensch ohne dieses neue Gewand an der Hochzeit nicht teilnehmen. Aber was ist, wenn die Taufe schon durch die Sammlung des Gottesvolkes bzw. der Hochzeitsgesellschaft ausgedrückt wird? Der Mensch kann die Taufgnade wieder verlieren, wenn er nach der Taufe nicht ein entsprechendes Leben führt. Der Mensch muss also im Stand der Gnade geblieben sein. Es ist also zu präzisieren: Wer nicht aufrichtig umgekehrt ist und nach Gottes Geboten gelebt hat, kann an der Hochzeit nicht teilnehmen. Es wird im Gleichnis ja gesagt, dass Gute und Böse gerufen sind. Wenn der König kommt und prüft, wird er die Bösen aussortieren.
Dieser Mensch ohne Hochzeitsgewand wird hinausgeworfen „in die äußerste Finsternis“, wo es „Heulen“ und „Zähneknirschen“ gibt. Das sind Signalwörter für die Hölle. Was Jesus durch das Gleichnis ausdrücken will, ist nicht nur die heilsgeschichtliche Situation seiner Zeit (das nahe bevorstehende Reich Gottes, zu dem alle gerufen sind), sondern auch die Unterscheidung von Berufung und Auserwählung. Nur weil man gerufen ist, ist man noch nicht automatisch gerettet. Man muss schon noch ein bestimmtes Leben führen. Das kritisiert die Juden seiner Zeit, die sich auf ihre Beschneidung verlassen, aber die Zehn Gebote nicht so genau nehmen. Sie glauben, als Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs schon automatisch einen Platz im Himmel zu haben. Das Himmelreich erreicht aber nur, wer den Willen Gottes befolgt, egal welchen Volkes. Und wer aus eigener Kraft das Himmelreich zu erlangen versucht, meint: „Ich brauche dieses Hochzeitsgewand nicht, mein eigenes Gewand, das ist es.“ Das beschreibt die Haltung der Pharisäer. Sie meinen, ihre strikte Einhaltung der Torah macht sie gerecht vor Gott. Sie meinen, dass sie sich erlösen können, wenn sie perfekt alles befolgen, die Rettung also von ihrem eigenen Handeln ausgeht. Keiner kann sich selbst erlösen. Das konnte nur Jesus Christus für uns tun. Die Pharisäer und Schriftgelehrten zur Zeit Jesu müssen wieder lernen, wie König David zu werden und das Hochzeitsgewand anzunehmen. Sie müssen sich wieder an die Worte erinnern: „Erschaffe mir Gott ein reines Herz.“ Nur er kann den Menschen mit der Gnade ausrüsten, durch die er geheiligt wird. Zugleich geht es darum, diese in Anspruch zu nehmen und ein entsprechendes Leben zu führen. Das strahlende Hochzeitsgewand der Braut des Lammes besteht schließlich aus den gerechten Taten der Heiligen (Offb 19).
Ihre Magstrauss