26. Sonntag im Jahreskreis (B)

Num 11,25-29; Ps 19,8.10.12-13.14; Jak 5,1-6; Mk 9,38-43.45.47-48

Num 11
25 Der HERR kam in der Wolke herab und redete mit Mose. Er nahm etwas von dem Geist, der auf ihm ruhte, und legte ihn auf die siebzig Ältesten. Sobald der Geist auf ihnen ruhte, redeten sie prophetisch. Danach aber nicht mehr.

26 Zwei Männer aber waren im Lager geblieben; der eine hieß Eldad, der andere Medad. Auch über sie kam der Geist. Sie gehörten zu den Aufgezeichneten, waren aber nicht zum Offenbarungszelt hinausgegangen. Auch sie redeten prophetisch im Lager.
27 Ein junger Mann lief zu Mose und berichtete ihm: Eldad und Medad sind im Lager zu Propheten geworden.
28 Da ergriff Josua, der Sohn Nuns, der von Jugend an der Diener des Mose gewesen war, das Wort und sagte: Mose, mein Herr, hindere sie daran!
29 Doch Mose sagte zu ihm: Willst du dich für mich ereifern? Wenn nur das ganze Volk des HERRN zu Propheten würde, wenn nur der HERR seinen Geist auf sie alle legte!

In der ersten Lesung des heutigen Sonntags geht es darum, dass Gott Menschen mit einer Gabe beschenkt, diese aber nicht über Mose übertragen wird. Mose ist im Zwiegespräch mit Gott, dessen Gegenwart auf die Erde herabgekommen ist. Zuvor hat Mose sich bei ihm beschwert, dass er allein Sorge für das ganze Volk tragen muss und zum Sündenbock für alle Missstände wird. Gott hat Mitleid mit Mose und beauftragt ihn deshalb dazu, siebzig Älteste auszuwählen, die ihm helfen sollen. Mose musste zuvor geradestehen für das Murren des Volkes über den Mangel an Brot und Fleisch. Deshalb hatte er so drastisch Dampf abgelassen.
Wir erfahren, dass Mose die ganzen Heilstaten Gottes durch dessen Geist begangen hat, der auf ihn herabgekommen war. Das ist uns ein wichtiges Indiz, um auch die Charismen des Neuen Bundes zu verstehen. Das ist schon im Alten Testament grundgelegt. Die Geistbegabung des Mose soll nun auch anderen Männern geschenkt werden. Siebzig ist eine symbolträchtige Zahl. Sie besteht aus den beiden Komponenten Sieben und Zehn. Die Siebenzahl ist ein Zeichen für Vollständigkeit und Fülle. Das ist vorallem auf das Volk Gottes zu beziehen, um das sich diese Männer ja kümmern werden. Die Zehn ist eine Zahl menschlicher Verantwortung. Es gibt zehn Gebote, zehn Plagen, zehn Jungfrauen, man soll den Zehnten abgeben. Wenn siebzig Älteste ausgewählt werden, dann tragen sie Verantwortung für das ganze Volk Gottes.
Diese Verantwortung soll nicht aus eigener Kraft, sondern Kraft des Hl. Geistes geschehen, der auf sie herabkommen wird. Wir hören davon, dass ihr besonderes Charisma in der Prophetie besteht. Wenn der Geist sie erfüllt, sprechen sie Prophetien aus. Aber nicht nur das: Mit prophetischer Rede ist auch ein Zustand der Ekstase gemeint, eine Verzückung im Hl. Geist. So ein Zustand wird z.B. auch in 1 Sam 19 geschildert. Dasselbe hebräische Wort für „in prophetischer Verzückung sein“ wird dort verwendet, als König David und die Propheten in Verzückung geraten. Damals werden die Boten ebenfalls mit dem Hl. Geist gleichsam „angesteckt“, als sie David dort auflauern wollen. Selbst König Saul wird betroffen, als er dort hinkommt. Der Geist weht, wo er will. Und davon erfahren wir nun auch in dieser Lesung: Zwei der ausgewählten Ältesten namens Eldad und Medad bleiben im Lager zurück, statt mit den anderen Kandidaten zum Offenbarungszelt zu gehen. Wahrscheinlich sind sie damit betraut, auf das Lager aufzupassen. Es werden wohl jene als Älteste ausgewählt, die besonders stark, vorbildlich und tapfer sind. Eben jene müssen deshalb wohl auch das Lager in der Abwesenheit der anderen bewachen.
Während nun also die einen im Offenbarungszelt den Geist Gottes empfangen (das wird zwar nicht explizit gesagt, aber das „auch“ in Vers 26 lässt uns darauf schließen), werden auch die beiden Zurückgebliebenen mit dem Geist Gottes erfüllt. Auch sie geraten in Verzückung, obwohl sie sich nicht in der Gegenwart Gottes des Offenbarungszelts befinden. Das ist den Israeliten damals und uns heute eine große Lektion. Der Geist Gottes ist nicht ortsgebunden, sondern weht wirklich, wo er will. Das lässt uns ein wenig besser begreifen, was Jesus meinte, als er der Frau am Jakobsbrunnen ankündigte: Weder auf dem Zion noch auf dem Garizim wird man Gott anbeten, sondern in Wahrheit und in Geist. Es wird keinen ausschließlichen Anbetungsort mehr geben dank des Hl. Geistes und auch Christus, der zum Ort der Anbetung werden wird.
Was geschehen ist, wird sofort Mose gemeldet: Da sind zwei Männer, die so wie ihr in Verzückung geraten. Wir müssen bedenken: Ja, es sind Außenstehende vom lokalen Aspekt her, da sie ihre Aufgabe erfüllen mussten. Aber zugleich gehören sie zu den Auserwählten. Gott entscheidet, wer welche Gabe bekommt. Er ist frei, jedem zu geben, wann, wie, wie viel und wo er will.
Josua reagiert ganz natürlich von der Denkweise der Israeliten her. Mose soll das unterbinden! Hinter dieser Reaktion erkennen wir, dass der Blick sehr auf Mose geht, als ob von diesem her der Geist Gottes kommt. Dabei ist es Gott selbst, der entscheidet, wem welche Gabe geschenkt wird. Das heißt nicht, dass Mose egal ist. Und noch weniger dürfen wir das instrumentalisieren und daraus für die heutige Zeit schließen: Wenn ich von Gott Charismen bekomme, darf ich auch Priester sein, auch als Frau. Hier geht es ja nicht um eine „Weihe“. Eine solche im priesterlichen Kontext wird ja auch nicht durch Mose gegeben, sondern durch die Handauflegung Aarons! Hier geht es um persönliche Charismen. Wenn wir also schon eine Analogie zum Neuen Bund ziehen wollen, müssen wir es mit Taufe und Firmung in Verbindung bringen, nicht mit dem Weihesakrament. Charismen können allen Getauften und Gefirmten geschenkt werden.
Mose entgegnet dem Josua aus dem Grund auch, dass es doch gut ist, wenn Gottes Geist es ihnen geschenkt hat. Wer ist er als gewöhnlicher Mensch, dies zu unterbinden? Moses Worte drücken eine Sehnsucht nach dem Gottesgeist aus. Wenn dieser doch nur alle erfüllen könnte! Durch ihn hat schon der Hl. Geist gesprochen. Es ist eine Ankündigung dessen, was alle Menschen guten Willens erwartet, wenn sie sich für die Gnade Gottes öffnen! Die umfassende Geistsendung erwartet alle, die den Neuen Bund eingehen werden! Dieses Ereignis ist schon ein Vorausbild des Pfingstereignisses. Auch dann wird es nicht nur ein Pfingsten in Jerusalem geben, sondern danach ein Pfingsten der Heiden. Auch dann werden sich die Apostel fragen, wie das sein kann und auch dann werden sie begreifen: Der Geist Gottes sucht sich das selbst aus. Wer sind wir, den herzensoffenen Heiden den Geist zu versagen, wenn sie Jesus Christus annehmen und zu Heidenchristen werden wollen?

Ps 19
8 Die Weisung des HERRN ist vollkommen, sie erquickt den Menschen. Das Zeugnis des HERRN ist verlässlich, den Unwissenden macht es weise. 
10 Die Furcht des HERRN ist lauter, sie besteht für immer. Die Urteile des HERRN sind wahrhaftig, gerecht sind sie alle. 
12 Auch dein Knecht lässt sich von ihnen warnen; reichen Lohn hat, wer sie beachtet.
13 Versehentliche Fehler, wer nimmt sie wahr? Sprich mich frei von verborgenen Sünden!
14 Verschone deinen Knecht auch vor vermessenen Menschen; sie sollen nicht über mich herrschen! Dann bin ich vollkommen und frei von schwerer Sünde.

Wir beten heute einen Lobpsalm auf die Schöpfung Gottes und auf seine Weisung, also die Torah. Das passt sehr gut als Antwort auf die Lesung. Gottes Wirken ist immer nachvollziehbar und gerecht. Aus dieser Torah ist uns ja in der ersten Lesung verlesen worden.
In Vers 8 wird die Vollkommenheit der Weisung gepriesen. Sie „erquickt den Menschen“. Gott gibt keine Gebote auf, die den Menschen einschränken, belasten und unglücklich machen sollen. Es geht immer darum, dass er nur das Beste für den Menschen bereithält und genau weiß, was dieser braucht. Die Torah macht vielmehr frei und bringt dem Menschen Heil. Das haben wir vorhin ja schon bedacht. Deshalb ist es Gottes Timing, die Gebote ausgerechnet nach dem Auszug aus Ägypten zu übergeben.
„Das Zeugnis des HERRN ist verlässlich“ bezieht sich ebenfalls auf die Torah, denn das hebräische Wort עֵד֥וּת edut, das hier mit „Zeugnis“ übersetzt wird, kann auch mit „Gebot“ übersetzt werden. Es macht den Unwissenden weise, denn es ist die Schule Gottes.
Gott erwartet nichts Unmögliches, bei dem man ganz überfordert ist. Er gibt keine tausend Gebote und Verbote. Er gibt eine überschaubare Menge an Geboten, zehn Stück, an zwei Händen abzählbar. Gottes Weisung ist rein und erleuchtet die Augen. Sie ist ganz frei von bösen Absichten und Hinterhältigkeit. Sie ist so, dass sie den Weg vor dem Menschen erkennbar macht und er erkennt, wie er sich verhalten soll. In Vers 10 ist zudem die Rede von der Gottesfurcht, die lauter ist. Dieses uns kaum noch geläufige Wort ist ein Synonym für „rein“ und soll verdeutlichen, dass die Gottesfurcht bei der Befolgung der Torah essenziell ist. Sie bedeutet, dass wir Angst haben, Gott zu beleidigen und damit die Beziehung zu ihm zu zerstören. Aus dem Beziehungsaspekt heraus werden wir die Gebote mit der richtigen Intention halten.
Auch David bemüht sich, die Gebote zu halten, auch wenn es nicht immer klappt. Er versündigt sich sogar sehr schwer, wenn er die Ehe bricht und den betrogenen Mann absichtlich im Krieg fallen lässt. David ist der Begierde anheimgefallen, der Begierde nach der Frau eines anderen. Die Konsequenzen hat er deutlich zu spüren bekommen. Umso mehr kann er betonen, dass die Menschen auf Gottes Gebote achten sollen, damit sie ein gutes Leben haben.
Sehr fortschrittlich ist die Reflexion von Sünden, die bewusst und unbewusst begangen werden. Es gibt auch Dinge, die wir uns unwissentlich zuschulden kommen lassen. Auch wenn diese nach unserer Lehre nicht denselben Schweregrad aufweisen, haben sie dennoch Konsequenzen für unser Leben. Auch bei diesen Sünden müssen wir um Vergebung bitten. Gott ist es, der uns die Sünden vergeben kann. Er spricht uns frei.
David bittet Gott auch darum, ihn von vermessenen, das heißt übermütigen Menschen, zu befreien. David ist dann ganz frei von ihnen und für Gott. Vermessene Menschen können uns provozieren und zur Sünde verleiten. Wenn sie uns nicht provozieren, ist auch die Gefahr der Sünde nicht da.

Jak 5
1 Ihr aber, ihr Reichen, weint nur und klagt über das Elend, das über euch kommen wird!

2 Euer Reichtum verfault und eure Kleider sind von Motten zerfressen,
3 euer Gold und Silber verrostet. Ihr Rost wird als Zeuge gegen euch auftreten und euer Fleisch fressen wie Feuer. Noch in den letzten Tagen habt ihr Schätze gesammelt.
4 Siehe, der Lohn der Arbeiter, die eure Felder abgemäht haben, der Lohn, den ihr ihnen vorenthalten habt, schreit zum Himmel; die Klagerufe derer, die eure Ernte eingebracht haben, sind bis zu den Ohren des Herrn Zebaoth gedrungen.
5 Ihr habt auf Erden geschwelgt und geprasst und noch am Schlachttag habt ihr eure Herzen gemästet.
6 Verurteilt und umgebracht habt ihr den Gerechten, er aber leistete euch keinen Widerstand.

In der zweiten Lesung hören wir davon, was mit den Reichen geschehen wird. Sie werden klagen und weinen, weil über sie das Unheil hereinbrechen wird. Was soll das heißen? Sind jetzt alle ab einem gewissen Reichtum zur Hölle verurteilt? Wir müssen bedenken, was in der Hl. Schrift immer mit Reichtum und Armut gemeint ist. Auch in diesem Kontext ist eine Einstellung gemeint, nicht einfach nur die materielle Ebene von Reichtum. Wer an seinem Reichtum hängt, immer mehr ansammelt und sich gierig dran klammert, wer den Reichtum zum Götzen macht, wird gewiss das Elend ernten. Denn Reichtum vergeht und ist irdisch. Wenn wir sterben, können wir unseren Reichtum nicht in die Ewigkeit mitnehmen. Wir sollen unser Herz nicht an unsere irdischen Schätze hängen, sondern innerlich davon frei sein. Reichtum ist dazu da, ins Reich Gottes zu investieren. Wenn es uns aber von Gott wegführt, sollen wir lieber darauf verzichten. Was bringt denn das alles, wenn wir dafür unser ewiges Leben verspielen? Reichtum ist eitel, das heißt vergänglich. Kleidung wird von Motten zerfressen, Edelmetall verrostet (tut es das wirklich? Pures Gold und Silber nicht, aber die oft verwendeten Legierungen wohl schon).
Dass es vor allem um die Haltung und nicht einfach um den Reichtum an sich geht, erkennen wir ab Vers 4: Die Angesprochenen nehmen andere aus, weil sie in ihrer Habgier auch noch das Eigentum anderer an sich reißen wollen. Dazu zählt auch der Lohn, der den Arbeitern zusteht. Die Reichen im Geiste raffen noch bis zum letzten Augenblick ihres Lebens. Das ist eine Haltung, die ganz der eigentlich korrekten Haltung des sich Schenkenlassens widerspricht. Das erste Menschenpaar hat den ganzen Segen verloren, als es sich genommen hat, statt sich beschenken zu lassen. Alles hat es bekommen, doch es hat sich das eine genommen, das es nicht haben durfte. Wir sind dazu geschaffen, von Gott alles zu bekommen. Als Beschenkte sollen wir in dankbarer und vertrauensvoller Haltung leben. Natürlich muss man auch selbst etwas für den Reichtum tun, z.B. arbeiten gehen, das Verdiente nicht gleich verprassen, sondern ansparen, aber alles soll dem höheren Ziel dienen, nicht um des Reichtums willen geschehen. Zwischen Verantwortung und Habgier/Geiz verläuft ein schmaler Grat.
Aufgrund dieser Gier kommt es zu ethischen Missständen wie Ausbeutung und Ungerechtigkeit. All dies prangert Jakobus an. Er deutet am Ende noch an, dass die Angesprochenen den Gerechten umgebracht haben, dieser ihnen aber keinen Widerstand leistete. Dadurch spielt er auf Christus an, der von denen umgebracht wurde, denen er ein Dorn im Auge war. Er ist wie ein Lamm, das man zum Schlachten geführt hat. Er hat keinen Mucks der Beschwerde von sich gegeben. Er hat die Sünde auf sich genommen, damit wir die Erlösung erhalten.
Was hat Jakobus mit den bisherigen Lesungen zu tun? Hier geht es um dankbare Akzeptanz des Reichtums Gottes statt gieriges Raffen. Während hier die richtige Haltung gegenüber irdischer Güter Gottes thematisiert wird, geht es im Buch Numeri um die überirdischen Reichtümer, die Charismen. In beiden Fällen müssen wir sie dankbar annehmen und dürfen sie zugleich nicht anderen versagen. Gott verwaltet nach seinem heiligen Willen.

Mk 9
38 Da sagte Johannes zu ihm: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt.

39 Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen eine Machttat vollbringt, kann so leicht schlecht von mir reden.
40 Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.
41 Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört – Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.
42 Wer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde.
43-44 Wenn dir deine Hand Ärgernis gibt, dann hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das nie erlöschende Feuer.
45-46 Und wenn dir dein Fuß Ärgernis gibt, dann hau ihn ab; es ist besser für dich, lahm in das Leben zu gelangen, als mit zwei Füßen in die Hölle geworfen zu werden.
47 Und wenn dir dein Auge Ärgernis gibt, dann reiß es aus; es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu kommen, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden,
48 wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.

Im Evangelium hören wir gleich mehrere Episoden, die die verschiedenen Aspekte der bisherigen Sonntagslesungen aufgreifen.
Zunächst erfahren wir von einer Begebenheit, die der in Num 11 sehr ähnelt: Eine der wichtigsten Handlungen Jesu ist der Exorzismus. Immer wieder lesen wir gerade im Markusevangelium davon, dass Jesus die unreinen Geister austreibt. Nun hören wir davon, dass Johannes beobachtet hat, wie jemand in Jesu Namen einen Exorzismus vorgenommen hat. Er ist wie Josua in der Numeri-Episode: Seinem Denken nach darf diese Person das nicht tun, denn sie ist kein offizieller Jünger Jesu. Johannes sagt ja: „weil er uns nicht nachfolgt.“ Jesus greift dies auf, um den Jüngern wichtige Dinge zu erklären. Erstens stellt er klar, dass wer in seinem Namen etwas tut, damit erstens Erfolg haben wird, zweitens nichts Böses tut. Im Gegenteil: „Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“ Entscheidend ist, dass diese Person Exorzismen im Namen Jesu vollbringt. Das heißt, dass sie Christi Vollmacht anerkennt. Auch wenn sie nicht zu den anderen Jüngern dazustößt, handelt es sich also um einen Menschen, der im Herzen Jünger Jesu ist. Er glaubt, dass Jesus der Christus ist. Jesus möchte seine Jünger schon dafür sensibilisieren, dass diese Situation dauerhaft sein wird, wenn er nicht mehr bei ihnen ist. Sie werden alles in seinem Namen tun, ja sogar in seiner Person. Die Jünger selbst vollbringen ja auch schon Exorzisten und Krankenheilungen. Jesus schickt sie ja schon in der Zeit vor seinem Tod und seiner Auferstehung los, um diese Heilstaten zu vollbringen. Wichtig ist also in dieser Situation, was auch schon in Num 11 wichtig geworden ist: Wer sind wir, anderen, die von Gott die Charismen bekommen haben, die Charismen abzusprechen? Wenn Gott diesem Menschen diese Gaben geschenkt hat – und es kommt ja von Gott, wenn er im Namen Christi Exorzismen vornimmt – dann hat er sich etwas dabei gedacht. Wenn dieser Mensch nun aber nicht im Namen Christi, sondern in seinem eigenen Namen oder im Namen der bösen Mächte diese Gabe ausübt, ist er kein Mitarbeiter Gottes mehr, dann würde Jesus sagen: „Er ist gegen uns.“ Es ist sogar noch so, dass wer solche Menschen unterstützt – und wenn auch nur mit einem Glas Wasser – von Gott belohnt wird.
Wer dagegen den Kleinen, den Kindern, aber auch den Unmündigen in jeglicher Hinsicht, ja auch den Demütigen und Knechten Gottes, Anstoß gibt, wird sehr schwer bestraft. Das hat eine große Tragweite und allein für diese Aussage müsste man einen ganzen Vortrag halten. Wer Kinder verdirbt, sie missbraucht, die unschuldigen Seelen zerstört, die Gutmütigen ausnutzt, wer mit dem eigenen Verhalten Anstoß erregt, wird eine ganz schwere Strafe erhalten. Die Kleinen stehen nämlich unter dem besonderen Schutz Gottes. In diesem Kontext im Markusevangelium kann man mit den Kleinen vor allem auch die Propheten und Mitarbeiter des Herrn verstehen. Wer ihnen Gutes tut, bekommt Gutes, wer ihnen Böses tut, bekommt Böses zurück, denn sie stehen unter dem besonderen Schutz Gottes.
Sodann thematisiert Jesus das Thema Versuchung: Wenn wir von einer bestimmten Sache, einer Person, einer bestimmten Situation schneller in Versuchung geraten, sollen wir diese Sache, Person oder das Ereignis meiden. Besser radikal davon absagen, als dadurch zu Fall zu kommen. Jesus meint es also bildhaft, wenn er von Hand, Fuß und Auge spricht. Er möchte nicht, dass wir uns selbst verstümmeln. Es geht darum, dass die Sünde ganz konsequent vermieden werden muss. Er möchte damit ausdrücken, dass wir alle Umstände und Gelegenheiten vermeiden sollen, von uns aus alles tun müssen, um diese Sünde nicht entstehen zu lassen. Umso entschiedener müssen die Jünger Jesu sein. Sie sollen sich besonderes um Vollkommenheit bemühen, um niemandem ein Ärgernis zu sein. Wie groß ist die Versuchung, wenn man Vollmacht von Gott erhält, diese zu missbrauchen, die Menschen, die einem Glauben schenken und in ihrer Schwäche sich an einen wenden, in die Irre zu führen! Wo viel Licht ist, ist auch viel Dunkel. Wer mit besonders vielen Gaben ausgestattet wird, hat eine besonders große Verantwortung vor Gott.
Je mehr Verantwortung man hat, desto mehr muss man ein reines Gewissen haben und darf sich nichts zuschulden kommen lassen. Wie wichtig ist es also vor allem für die besonders Bevollmächtigten, die Geweihten als Nachfolger der Apostel, ganz die Bitte Davids zu beherzigen – Herr, vergibt uns auch die versehentliche Schuld! Wenn Menschen nicht gefestigt sind (auch diese sind die „Kleinen“), werden sie aufgrund des schlechten Beispiels eines Geistlichen die Kirche verlassen. Wie oft sehen wir das heutzutage!

Heute hören wir eine ganze Vielfalt an Themen, die jedoch wieder zusammengehören. Gehen wir in uns und prüfen wir unser Gewissen. Wo gibt es bei uns noch Baustellen? Wo sind wir Anlass für ein Ärgernis? Wir sollen schließlich nicht nur mit Worten, sondern gerade mit unserem Verhalten evangelisieren!

Ihre Magstrauss

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