1 Kön 2, 1-4.10-12; 1 Chr 29, 10b-11a.11b-12a.12b-13; Mk 6, 7-13
1 Kön 2
1 Als die Zeit herankam, da David sterben sollte, ermahnte er seinen Sohn Salomo:
2 Ich gehe nun den Weg alles Irdischen. Sei also stark und mannhaft!
3 Erfüll deine Pflicht gegen den HERRN, deinen Gott: Geh auf seinen Wegen und bewahre alle seine Satzungen, Gebote, Rechtsentscheide und Bundeszeugnisse, die in der Weisung des Mose niedergeschrieben sind! Dann wirst du Erfolg haben bei allem, was du tust, und überall, wohin du dich wendest.
4 Und der HERR wird sein Wort wahr machen, das er mir gegeben hat, als er sagte: Wenn deine Söhne auf ihren Weg achten und aufrichtig mit ganzem Herzen und ganzer Seele vor mir leben, wird es dir nie an Nachkommen auf dem Thron Israels fehlen.
10 David entschlief zu seinen Vätern und wurde in der Davidstadt begraben.
11 Die Zeit, in der David über Israel König war, betrug vierzig Jahre. In Hebron regierte er sieben und in Jerusalem dreiunddreißig Jahre.
12 Salomo saß nun auf dem Thron seines Vaters David und seine Herrschaft festigte sich mehr und mehr.
Heute hören wir von den letzten Worten König Davids vor seinem Tod, die er seinem Thronfolger Salomo mit auf den Weg geben möchte. Als aufmerksame Hörer der Tageslesungen in der Liturgie werden wir uns jetzt fragen: „Huch? Wann ist es denn geschildert worden, dass Salomo sein Nachfolger wird?“ Diese Dinge sind im vorangegangenen Kapitel nachzulesen, das in der Leseordnung ausgelassen worden ist. Diese fasse ich im Folgenden zusammen: David ist mittlerweile hochbetagt und seine Lebenskraft weicht immer mehr von ihm. Wir erfahren davon, dass seine Körperwärme durch Decken nicht mehr kontrolliert werden kann. Er erhält ein unberührtes Mädchen als Pflegerin, Abischag aus Schunem, die ihn mit ihrer Körperwärme wärmen soll. Diese Aktion ist eine Unschuldige. David wird mit ihr nicht intim. Während er sich also dem Tod nähert, nutzt der Bruder des verstorbenen Abschalom namens Adonija die Chance, den Königsthron an sich zu reißen. Er bringt ein Opfer dar und lädt alle seine Brüder ein außer Salomo. Er weiß offensichtlich, dass Salomo der rechtmäßige Nachfolger sein soll. Er lädt auch den Priester Zadok sowie den Propheten Natan nicht ein, von dem er genau weiß, dass dieser ihm von Gott kein gutes Urteil geben würde. Adonija weiß also im Inneren, dass die ganze Aktion illegitim ist, weil er gegen Gott handelt. Im Buch der Chroniken werden noch weitere Informationen darüber gegeben, dass die Nachfolge Salomos in der Öffentlichkeit verkündet wird. Natan geht daraufhin zu Batseba, der Mutter Salomos (genau, das ist die Frau, mit der David den Ehebruch begangen hat! Salomo ist aber nicht das uneheliche Kind, denn dieses starb ja. Er ist ein weiteres Kind der beiden mittlerweile Verheirateten). Gemeinsam mit Batseba spricht er vor dem König aus, dass er ja Salomo als rechtmäßigen Nachfolger durch einen Schwur bestimmt hat und stattdessen sein Bruder Adonija die Macht an sich gerissen hat. Das Tragische ist auch, dass dieser unter anderem den Heerführer Joab eingeladen hat und ebenso Abjatar, also zwei Vertraute König Davids. Das ist ein Verrat am gealterten König.
König David, der nun zum ersten Mal überhaupt davon erfährt, zögert nicht. Er befiehlt die sofortige Inthronisation Salomos und die offizielle Salbung durch den Propheten Natan. Salomo soll auf Davids Maultier geritten kommen und die ganze Aktion wird im Gegensatz zum Adonija-Putsch eine hochoffizielle darstellen. Er wird sich auf den Thron Davids setzen und die engsten Vertrauten Davids, die auch die Berechtigung haben, werden Salomo zum König ausrufen. Es wird alles so umgesetzt und die Gesellschaft um Adonija löst sich panisch auf. Adonija selbst bekommt Angst vor Salomo, der nun ein von Gott Gesalbter ist, und ergreift die Hörner des Altars. Salomo zeigt als erste Amtshandlung seine Barmherzigkeit gegenüber dem Bruder und lässt ihn am Leben. Damit zeigt er, dass er im Geiste seines Vaters regieren wird.
Was wir heute lesen, ist sozusagen das Testament Davids, das er seinem Thronfolger hinterlässt.
„Ich gehe nun den Weg alles Irdischen“ meint, dass er sterben wird, so wie alles Irdische einmal sterben muss.
„Sei also stark und mannhaft!“ ist ungünstig übersetzt. Es handelt sich bei beiden Bestandteilen um Vergangenheitsformen. Die Aussage ist also eigentlich eine andere: „Du warst stark und bist zu einem Mann geworden.“ Er möchte damit seinem Sohn verdeutlichen, dass er in der schwierigen Situation gestärkt worden ist und gereift, zu einem Mann geworden ist. Er ist nun erwachsen und bereit, den Königsthron zu besteigen.
König David ermahnt seinen Sohn dazu, Gottes Gebote zu halten und in allem immer Gottes Willen zu befolgen. Er erinnert ihn an das Versprechen, das Gott ihm unter dieser Voraussetzung gemacht hat: (…) „wird es dir nie an Nachkommen auf dem Thron Israels fehlen.“ Gottes Segen wird auf Salomo ruhen, wenn er die Gottesfurcht und Frömmigkeit seines Vaters übernimmt.
David stirbt daraufhin und wird bei seinen Vätern begraben. Das ist immer der letzte Wille und ein erstrebenswertes Ziel für die Juden – bei den Vätern begraben zu werden. Er wird in Jerusalem beerdigt, was mit „Davidsstadt“ gemeint ist. Es wurde seitdem als heilige Stätte betrachtet.
Dann wird noch einmal erwähnt, dass David insgesamt 40 Jahre regiert hat, davon 33 Jahre in Jerusalem und 7 Jahre in Hebron.
Es heißt zum Schluss, dass Salomos Herrschaft sich immer mehr festigte. Wir werden im weiteren Verlauf davon hören, wie groß seine Herrschaft sein und wie weise er in allem entscheiden wird.
1 Chr 29
10 Gepriesen bist du, HERR, Gott unseres Vaters Israel, von Ewigkeit zu Ewigkeit.
11 Dein, HERR, sind Größe und Kraft, Ruhm und Glanz und Hoheit; dein ist alles im Himmel und auf Erden. HERR, dein ist das Königtum. Du erhebst dich als Haupt über alles.
12 Reichtum und Ehre kommen von dir; du bist der Herrscher über das All. In deiner Hand liegen Kraft und Stärke; es steht in deiner Hand, alles groß und stark zu machen.
13 Darum danken wir dir, unser Gott, und rühmen deinen herrlichen Namen.
Was wir heute statt des Antwortpsalms beten, ist ein Loblied Davids, das uns das erste Buch der Chroniken überliefert. Es ist die Reaktion Davids auf die Großzügigkeit der Israeliten bei der Spende für den Tempelbau. Er betet „gepriesen bist du, HERR, Gott unseres Vaters Israel, von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Es ist ein festes Gebetsformular, das in vielen Lobpreisungen verwendet wird. Gerade die abschließende Wendung מֵעֹולָם וְעַד־עֹולָם ma’olam ve’ad-olam oder die sonst auch verwendete Kurzform „ad olam“, die sogenannte „Ewigkeitsformel“ ist fester Bestandteil jüdischer Gebete. Es wird auch im NT aufgegriffen mit den Worten εἰς τοὺς αἰώνας τῶν αἰώνων eis tous aionas ton aionon und in lateinischer Form in saecula saeculorum.
Gott werden mehrere Prädikate zugeschrieben, die auch im NT in hymnenartigen Preisliedern verwendet werden. Es sind teilweise dieselben Begriffe, wenn man diesen Lobpreis im griechischen AT liest. Insbesondere die Begriffe der δύναμις dynamis für „Macht“ und ἰσχύς ischys für „Stärke“ sind gängige Gottesprädikate im Lobpreis. David preist Gottes Allmacht und Größe. David schreibt ihm alles zu („dein ist alles im Himmel und auf Erden“), denn er ist „Herrscher über das All.“ Dies verdient „Reichtum und Ehre“, was wiederum typische Gottesbegriffe sind, die das NT übernimmt. Was David hier betet, können wir zu 100 Prozent übernehmen. Gott ist immer derselbe gestern, heute und in Ewigkeit. Ob also ein israelitischer König um das Jahr 1000 v.Chr. so betet oder wir im Jahre 2022, spielt keine Rolle.
Wir sollten auch das nächste nie vergessen: Alles liegt in Gottes Hand. Wir können tun und machen, so viel wir wollen. Letztendlich können wir nicht gegen Gott angehen. Er ist es, der Segen bringen kann und durch den uns alles gelingt. Dafür sei er immer gelobt und gepriesen, auch von uns heute, auch in schwierigen Situationen. Denn er trägt uns immer, wirklich immer durch alles hindurch. Er macht immer alles gut.
Mk 6
7 Er rief die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister
8 und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel,
9 kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen.
10 Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst!
11 Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis.
12 Und sie zogen aus und verkündeten die Umkehr.
13 Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.
Heute sendet Jesus seinen Zwölferkreis zu zweit hinaus, weil die Evangelisierung so schneller vorangehen kann. Er tut es aber nicht nur aus pragmatischen Gründen. Das ist nie der Hauptgrund im Falle Jesu. Er möchte seine Jünger dafür sensibilisieren, dass sie nach seinem Tod, seiner Auferstehung und Himmelfahrt, nach der Geistsendung auf diese Weise das Reich Gottes bis an die Enden der Erde bringen sollen und dabei in seiner Vollmacht all die Heilstaten des Messias weiterführen werden. Es handelt sich also sozusagen um eine „Generalprobe“, die vorübergehend ist.
Jesus bevollmächtigt sie noch nicht zu allem, was dann später noch folgen wird, z.B. kommt die Sündenvergebung erst nach seiner Auferstehung. Er bevollmächtigt sie aber jetzt schon zum Exorzismus, was im Markusevangelium besonders hervorgehoben wird.
Wenn Jesus in Vers 8 seine Apostel dazu aufruft, nur einen Wanderstab mitzunehmen, möchte er damit vermitteln: Ihr sollt ganz auf die Vorsehung Gottes vertrauen. Euch soll es zuerst um das Reich Gottes gehen, alles Andere wird euch dazugegeben. Sie sollen deshalb kein Brot, keine Vorratstasche oder Geld mitnehmen. Sie sollen darauf vertrauen, dass Gott ihnen das alles durch andere Menschen geben wird. Dadurch vollziehen seine Apostel für die Menschen eine prophetische Zeichenhandlung. So wie Jesus alles, was er verkündet, auch an seinem Leben verdeutlicht, so sollen seine Nachfolger ebenfalls an ihrer Lebensführung das Verkündete lebendig werden lassen. So können die Menschen an ihrer Person das Gesagte ablesen und werden es als authentisch annehmen.
Sie sollen zudem in dem Haus bleiben, in das sie einkehren. Das soll heißen, dass sie nicht schauen sollen, wo es angenehmer ist. Sie sollen dankbar annehmen, was ihnen angeboten wird.
Wenn man sie an dem Ort aber nicht annimmt, also ihre Botschaft nicht annimmt, sollen sie diesen Ort verlassen und selbst den Staub abschütteln. Sie sollen nicht mehr zurückschauen oder sich an den Ort gebunden fühlen. Wenn man sie nicht möchte, sollen sie stattdessen dorthin gehen, wo das Evangelium angenommen wird. Dieses Abschütteln des Staubs hat noch eine andere Bedeutung, die uns heutzutage nicht mehr so vor Augen steht. Es war nämlich eine Geste der Gerichtsankündigung. Damit wird also ausgesagt: Ihr sollt das Richten Gott überlassen, der mit ihnen tun wird, wie er es für richtig hält. Ihr sollt nicht verurteilen, sondern es Gott überlassen. Nehmt den Segen mit zu jenen, die ihn annehmen, und kündigt den anderen das Gericht Gottes an.
Die Apostel ziehen umher, verkünden die Umkehr so wie Jesus und tun, wozu Jesus sie bevollmächtigt hat – exorzieren und salben. Diese Salbung ist ein Beleg für die sakramentale Krankensalbung. Dass es nicht die Krankenheilung als Charisma, als Gnadengabe meint, von der dann Paulus sprechen wird, sehen wir daran, dass es nur die Bevollmächtigten tun, die Apostel. Wir sehen es auch an der Verbindung der Heilung mit Salbung. Wenn ein Getaufter und Gefirmter, egal ob Laie oder Kleriker, die Gabe der Krankenheilung von Gott geschenkt bekommt, führt er oder sie diese nicht in Verbindung mit einer Salbung aus. Das ist Bestandteil eines Sakraments. Auch der Exorzismus ist ein besonders wirksamer, weil er eine Bevollmächtigung Christi ist. Deshalb gilt bis heute, dass die Befugten zum offiziellen Exorzismus (davon zu unterscheiden sind Befreiungsgebete, die jeder beten darf) die geweihten Bischöfe oder von ihnen bestellte Stellvertreter sind. Die Bischöfe sind nämlich die Nachfolger der Apostel.
Später werden wir davon hören, wie die Apostel zu Jesus zurückkehren und voller Freude und Aufregung davon berichten, was sie im Namen Jesu alles getan haben. Das war nur eine Probe, später werden sie es dauerhaft tun und auch bis heute tun es ihre Nachfolger, die Bischöfe. Wir sehen also, dass die Sakramente und Sakramentalien der Kirche biblisch belegt und apostolischen Ursprungs sind.
Heute geht es um Bevollmächtigung und Nachfolge. Dabei geht es um königliche und priesterliche Beauftragungen. Entscheidend ist dabei der Beistand Gottes, dessen Segen und Wohlwollen das Wirken jener Menschen verursacht. Es liegt wirklich alles in Gottes Hand, wie David heute im Buch der Chroniken betet. So ist es bei Salomo und bei den Aposteln, so ist es auch bei uns, die wir in seinem Namen dieses Leben leben. Wenn wir dabei Gottes Segen haben, werden wir immer fruchtbar sein in unserem Tun.
Ihre Magstrauss