Ez 47,1-9.12; Ps 46,2-3.5-6.8-9; Joh 5,1-16
Ez 47
1 Dann führte er mich zum Eingang des Tempels zurück und siehe, Wasser strömte unter der Tempelschwelle hervor nach Osten hin; denn die vordere Seite des Tempels schaute nach Osten. Das Wasser floss unterhalb der rechten Seite des Tempels herab, südlich vom Altar.
2 Dann führte er mich durch das Nordtor hinaus und ließ mich außen herum zum äußeren Osttor gehen. Und siehe, das Wasser rieselte an der Südseite hervor.
3 Der Mann ging nach Osten hinaus, mit der Messschnur in der Hand, maß tausend Ellen ab und ließ mich durch das Wasser gehen; das Wasser reichte mir bis an die Knöchel.
4 Dann maß er wieder tausend Ellen ab und ließ mich durch das Wasser gehen; das Wasser reichte mir bis zu den Knien. Darauf maß er wieder tausend Ellen ab und ließ mich hindurchgehen; das Wasser ging mir bis an die Hüften.
5 Und er maß noch einmal tausend Ellen ab. Da war es ein Fluss, den ich nicht mehr durchschreiten konnte; denn das Wasser war tief, ein Wasser, durch das man schwimmen musste, ein Fluss, den man nicht mehr durchschreiten konnte.
6 Dann fragte er mich: Hast du es gesehen, Menschensohn? Darauf führte er mich zurück, am Ufer des Flusses entlang.
7 Als ich zurückging, siehe, da waren an beiden Ufern des Flusses sehr viele Bäume.
8 Er sagte zu mir: Diese Wasser fließen hinaus in den östlichen Bezirk, sie strömen in die Araba hinab und münden in das Meer. Sobald sie aber in das Meer gelangt sind, werden die Wasser gesund.
9 Wohin der Fluss gelangt, da werden alle Lebewesen, alles, was sich regt, leben können und sehr viele Fische wird es geben. Weil dieses Wasser dort hinkommt, werden sie gesund; wohin der Fluss kommt, dort bleibt alles am Leben.
12 An beiden Ufern des Flusses wachsen alle Arten von Obstbäumen. Ihr Laub wird nicht welken und sie werden nie ohne Frucht sein. Jeden Monat tragen sie frische Früchte; denn ihre Wasser kommen aus dem Heiligtum. Die Früchte werden als Speise und die Blätter als Heilmittel dienen.
Heute hören wir in der Lesung eine wunderbare Vision des Propheten Ezechiel. Historisch ist das Ganze in die Zeit des babylonischen Exils einzuordnen. Umso verheißungsvoller erscheint die Vision:
Ezechiel sieht nämlich den Tempel, der ja zuvor zerstört worden ist. Und von diesem Tempel geht Wasser aus, das Richtung Osten fließt. Es kommt vom Altar und fließt sehr weit, sodass Ezechiel zum Nordtor und dann zum Osttor geführt wird, wo er es rieseln sieht. Das heißt aber nicht, dass es sich lediglich um ein kleines Rinnsal handelt, sondern es reicht dem Propheten bis zum Knöchel.
Je mehr Ellen (das ist eine Maßeinheit) der Prophet abmisst bzw. abgeht, desto tiefer wird der Fluss, sodass er am Ende sogar hindurchschwimmen muss.
Das Wasser mündet schließlich ins Meer. Wichtig an dem Strom ist, dass alles gesundet, was damit in Berührung kommt. Es wird viele Fische geben und der Prophet sieht viele Bäume, die an ihm wachsen. Das Laub dieser Gewächse verwelkt nicht und sie bringen viele Früchte.
All das soll für Ezechiel zunächst verdeutlichen, dass was vom Tempel ausgeht, dem Menschen Heil und Leben bringt. Gott versorgt von seinem Tempel aus die ganze Welt. Für den Propheten wird auf diese Weise klar, dass es einen neuen Tempel geben muss, damit Gottes Gegenwart die Welt auf besondere Weise fruchtbar werden lassen kann.
Wir sehen es aber noch weitreichender, nämlich allegorisch: Das Wasser, das vom Altar ausgeht, ist der Hl. Geist. Er war es, der in der Genesis über der Urflut schwebte. Es ist eine typologische Verbindung zur Schöpfungsgeschichte und eine Antizipation dessen, was Gott in unserer heutigen Zeit sakramental durch die Taufe, am Ende der Zeiten auf umfassende Weise bewirkt: Der Hl. Geist bringt eine neue Schöpfung hervor. Er erneuert die Welt. Und dieser Geist geht von Jesus aus, der ihn vom Vater sendet. Deshalb kommt der Geist vom Altar aus. Wir verstehen es schon sehr eucharistisch, denn auf dem Altar jeder Hl. Messe wird das Kreuzesopfer Jesu Christi immer wieder in die Gegenwart geholt. Dann ist seine Gegenwart in der Welt so intensiv wie sonst nie. Sie ist so dabei so real wie damals, als er Mensch geworden ist und unter den Menschen gelebt hat. Deshalb fließt das lebendige Wasser so stark bei jeder Hl. Messe. Der Priester ruft ihn ja herab auf die eucharistischen Gaben.
Der Geist Gottes geht von der Kirche aus. Ohne sie gibt es keine Realpräsenz Gottes in der Welt. Sie atmet den Hl. Geist, der an Pfingsten wie ihr Lebensodem hineingekommen ist, analog zum Lebensodem in der Genesis, der in Adams Nase geblasen worden ist. Dieser Geist belebt und tränkt alle Lebewesen, auch gerade uns bei der Taufe. Dann kommt der Geist Gottes in uns und nimmt Wohnung auf eine umfassende Weise. So werden wir neugeschaffen zu einer unvergänglichen Schöpfung. Und dieser Geist hält uns am Leben, damit wir das ewige Leben haben. Sowohl die Blätter der Kirche verwelken nicht (Jesus hat uns versprochen, dass die Mächte der Finsternis die Kirche nicht überwältigen werden) als auch die Blätter jedes einzelnen Christen (denn wir sind mit einer unsterblichen Seele geschaffen und durch die Taufe zu Erben in Gottes Reich eingesetzt). Und diese neue Schöpfung, zu der wir gehören, wird ebenfalls ewig sein, da sie schon das Reich Gottes ist, wenn auch noch verborgen. Am Ende der Zeiten wird sie offenbar werden.
Gottes Geist schenkt uns Heil, in erster Linie seelisches, aber als Bonus oft auch physisches. Schließlich ist der Mensch nicht geteilt, sondern eine Leib-Seele-Einheit. Wir dürfen auch heutzutage glauben, dass Jesus die Menschen noch genauso heilen kann wie damals. Seine Realpräsenz ist ja dieselbe. Wichtig ist, dass wir uns zunächst mit Gott versöhnen, damit dieser an uns wirken kann. Die Früchte des Hl. Geistes an den Obstbäumen machen auch uns heute die Hoffnung, dass wenn wir den Geist Gottes in unserem Leben immer wieder an uns wirken lassen, Frucht bringen. Es ist absolut kein Zufall, dass hier die Rede von Obstbäumen und Früchten ist. Es ist eine typologische Analogie zum Garten Eden, in dem ebenfalls köstliche Früchte wachsen. Während im Garten die Früchte dazu dienen, die Menschen physisch zu nähren, und auch dort die Rede von Flüssen ist, die das Paradies tränken, haben wir es hier mit dem lebendigen Wasser zu tun. Es geht hier um den Hl. Geist, der neue Früchte bringt. Während im Garten Eden durch das Verspeisen verbotener Früchte das Unheil gekommen ist, möchte Gott durch die Früchte am Gnadenstrom des Hl. Geistes, die Menschen wieder heil machen. Und diese Früchte verstehen wir sakramental als die Heilsmittel der Kirche, allen voran die Hl. Eucharistie! Was Ezechiel hier sieht, hat also so weitreichende Folgen, dass es nur fünfhundert Jahre später in das letzte Abendmahl, in den Kreuzestod Christi und in das Pfingstereignis mündet. Dort findet all das Geschaute seine sakramentale Erfüllung, die am Ende der Zeiten ihre endgültige Vollendung finden wird.
Ps 46
2 Gott ist uns Zuflucht und Stärke, als mächtig erfahren, als Helfer in allen Nöten.
3 Darum fürchten wir uns nicht, wenn die Erde auch wankt, wenn Berge stürzen in die Tiefe des Meeres;
5 Eines Stromes Arme erfreuen die Gottesstadt, des Höchsten heilige Wohnung.
6 Gott ist in ihrer Mitte, sie wird nicht wanken. Gott hilft ihr, wenn der Morgen anbricht.
8 Mit uns ist der HERR der Heerscharen, der Gott Jakobs ist unsre Burg.
9 Kommt und schaut die Taten des HERRN, der Schauder erregt auf der Erde.
Wir beten heute wieder einen Vertrauenspsalm. Begeben wir uns in die Situation des Gottesvolkes. Es befindet sich in babylonischer Gefangenschaft. Der Tempel ist zerstört. Gottes Gegenwart ist auf Erden getilgt worden. Die Hoffnung auf eine Rückkehr schwindet von Tag zu Tag. Doch in dieser Zeit lässt Gott sein Volk nicht im Stich. Er sendet Propheten wie Ezechiel, die den Menschen Mut und Hoffnung zusprechen. Und dann werden sie sich an die wunderbaren Psalmen ihres Vaters David erinnert haben und sie vertrauensvoll gebetet haben.
In einer absolut trostlosen Situation beten sie dennoch „Gott ist uns Zuflucht und Stärke“. Ja, in einem Zustand, wo das Volk die irdische Heimat verloren hat, ist Gott der Ort, an dem sie ihr Haupt ablegen können. Gott ist wirklich „Helfer in allen Nöten“. Wenn er sogar ein ganzes Volk aus dem Sklavenhaus Ägyptens herausführen konnte, ist es für ihn auch keine Schwierigkeit, das Volk aus Babylon herauszuführen.
Gott ist größer als seine Schöpfung, deshalb gibt es nichts zu fürchten, selbst wenn „die Erde auch wankt, wenn Berge stürzen in die Tiefe des Meeres“. Er hat alles gemacht. Er erhält auch alles am Leben, vor allem das Volk, mit dem er einen Bund eingegangen ist.
Das Volk wird voller Erinnerung an Jerusalem im Exil gebetet haben: „Eines Stromes Arme erfreuen die Gottesstadt, des Höchsten heilige Wohnung“. So erkennen wir, dass Ezechiel seine Vision vom Tempel Gottes und vom Wasser zunächst wörtlich genommen und womöglich mit konkreten Begebenheiten in Verbindung gebracht haben wird. Wichtig ist, dass wir dabei nicht stehenbleiben, sondern das neue Jerusalem mit dem neuen Tempel erkennen.
Die Heilige Wohnung, die Davidsstadt mit den Flüssen, all dies dürfen wir weiterdenken und so ist es nicht an die reale Stadt Jerusalem gebunden. So können auch die Juden im Exil Hoffnung haben und auch wir, die wir getauft sind: So wird der Tempel allegorisch mit Jesus Christus in Verbindung gebracht (oben habe ich es schon ausführlich beschrieben), aber auch moralisch weitergedacht als seelische „Geographie“, denn der Geist Gottes ist durch die Taufe in unsere Herzen ausgegossen und reicht darüber hinaus zu allen Menschen um uns herum. Von diesem inneren Tempel aus können wir leben und überleben, selbst in Dürrezeiten unserer Welt, unserer Geschichte, unserer Gesellschaft. Wir denken es auch anagogisch weiter und erkennen den Tempel Gottes im Himmel, das Himmelreich, in dem wir selbst Gott loben und preisen werden, wenn wir dort Wohnung nehmen. Von diesem himmlischen Tempel aus geht der Hl. Geist aus und wird einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen. Dieser Tempel wird von oben auf die Erde herabkommen und Gott wird unter den Menschen wohnen, wie es Johannes in der Offenbarung geschaut hat und Jesaja vor ihm (wir hörten es gestern in der Lesung).
So betet auch David und mit ihm die Juden im Exil: „Gott ist in ihrer Mitte.“ Ja, er ist es schon jetzt, auch wenn sie es nicht immer so verspüren und auch wir nicht immer merken, dass er da ist.
Anhand des nächsten Verses wird uns noch eine weitere Erkenntnis zum Tempel Gottes geschenkt: „Gott hilft ihr, wenn der Morgen anbricht.“ Ja, der Tempel Gottes ist uns auch in der Episode der Tempelreinigung gelehrt worden als Tempel des Leibes Christi! Sein Leib ist ja der Tempel, der niedergerissen und nach drei Tagen wieder aufgebaut werden sollte. Ohne es schon in der Tiefe zu verstehen, hat König David vom Hl. Geist erfüllt diese Verse komponiert, die schon verheißen: Gott wird diesen leiblichen Tempel Christi bei Anbruch des Morgens wieder errichten! Es ist eine österliche Verheißung!
„Mit uns ist der Herr der Heerscharen“, Jahwe Zebaot. Er ist auf intensivste Weise mit den Menschen verbunden, indem er Mensch geworden ist und als Immanuel unter den Menschen gelebt hat!
Gott wirkt Zeichen und Wunder zu allen Zeiten. Er hat das Meer geteilt und die Menschen hindurchgeführt. Er wird auch das Exil beenden und das Volk zurückkehren lassen. Er wird ihnen einen gütigen Perserkönig senden, Kyros, der ihnen vieles erleichtern wird. Sie werden einen neuen Tempel errichten. Sie werden zwar immer wieder in Fremdherrschaft geraten, weil sie ihm untreu werden, aber er lässt sie nie im Stich. So sendet er am Ende der Zeiten seinen einzigen Sohn, der von den Toten auferstehen wird. Zuvor hat er so viele Zeichen und Wunder getan und tut es auch bis heute durch die Heilsmittel der Kirche. Die Eucharistie ist das größte Zeichen unserer Zeit.
So können wir diesen Vertrauenspsalm bis heute beten, denn er ist in seiner Tiefe absolut zutreffend auch für die Christen von heute. Wir, die wir uns jetzt in einer schwierigen Situation befinden, können auch heute auf Gottes große Taten vertrauen. Er lässt uns auch heute nicht im Stich und es wird alles gut werden.
Joh 5
1 Danach war ein Fest der Juden und Jesus ging hinauf nach Jerusalem.
2 In Jerusalem gibt es beim Schaftor einen Teich, zu dem fünf Säulenhallen gehören; dieser Teich heißt auf Hebräisch Betesda.
3 In diesen Hallen lagen viele Kranke, darunter Blinde, Lahme und Verkrüppelte, die auf die Bewegung des Wassers warteten.
4 Ein Engel des Herrn aber stieg zu bestimmter Zeit in den Teich hinab und brachte das Wasser zum Aufwallen. Wer dann als Erster hineinstieg, wurde gesund, an welcher Krankheit er auch litt.
5 Dort lag auch ein Mann, der schon achtunddreißig Jahre krank war.
6 Als Jesus ihn dort liegen sah und erkannte, dass er schon lange krank war, fragte er ihn: Willst du gesund werden?
7 Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich, sobald das Wasser aufwallt, in den Teich trägt. Während ich mich hinschleppe, steigt schon ein anderer vor mir hinein.
8 Da sagte Jesus zu ihm: Steh auf, nimm deine Liege und geh!
9 Sofort wurde der Mann gesund, nahm seine Liege und ging. Dieser Tag war aber ein Sabbat.
10 Da sagten die Juden zu dem Geheilten: Es ist Sabbat, du darfst deine Liege nicht tragen.
11 Er erwiderte ihnen: Der mich gesund gemacht hat, sagte zu mir: Nimm deine Liege und geh!
12 Sie fragten ihn: Wer ist denn der Mensch, der zu dir gesagt hat: Nimm deine Liege und geh?
13 Der Geheilte wusste aber nicht, wer es war. Jesus war nämlich weggegangen, weil dort eine große Menschenmenge zugegen war.
14 Danach traf ihn Jesus im Tempel und sagte zu ihm: Sieh, du bist gesund geworden; sündige nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres zustößt!
15 Der Mann ging fort und teilte den Juden mit, dass es Jesus war, der ihn gesund gemacht hatte.
16 Daraufhin verfolgten die Juden Jesus, weil er das an einem Sabbat getan hatte.
Im heutigen Evangelium schließt sich wie so oft der Kreis der heutigen Tageslesungen: Auch hier geht es um Wasser, das den Menschen Heilung bringen soll.
Es ist Wallfahrtssaison und wie jeder fromme Jude macht sich auch Jesus mit seinen Jüngern auf den Weg nach Jerusalem. Dort gibt es am Schaftor einen Teich namens Betesda mit fünf Säulenhallen. In diesen liegen viele Kranke, die darauf hoffen, bei Bewegung des Wassers hineingetragen zu werden, um vom Wasser geheilt zu werden. Man glaubte, dass die Wasserbewegung auf einen Engel Gottes hindeutete und so heilsam wurde. Und dort liegt nun auch ein Gelähmter, der nichts von dem aufwallenden Wasser hat, denn keiner trägt ihn hinein. Diesem Mann begegnet Jesus nun und er fragt ihn, ob er gesund werden möchte. Jesus fragt ihn nicht einfach so, sondern möchte damit verdeutlichen, dass Heilung vom Willen des Menschen abhängt. Er möchte, dass der Gelähmte von sich aus den Willen zur Heilung kundtut.
Jesus hat Mitleid mit ihm und fordert ihn deshalb auf: „Steh auf, nimm deine Liege und geh!“ Sofort wird der Mann geheilt.
Bis hierhin haben wir schon viele wichtige Dinge, die wir erst einmal verdauen müssen: Dieser Teich heißt Betesda. Das heißt auf Deutsch „Haus der Gnade“. Es fasst schon alles zusammen, was der Prophet Ezechiel heute schaut. Gottes Haus ist die Quelle der Gnade. Diese ist das lebendige Wasser, das vom Altar ausgeht und bis zum Meer fließt.
Das Schaftor ist identisch mit dem Nordosttor Jerusalems. Gott lässt Ezechiel mit der Messschnur erst durchs Nordtor gehen, dann zum äußeren Osttor. Die ganze Episode ist eine Lektion Gottes für alle schriftkundigen Juden: Hier geht es um einen Teich, dessen Wasser lebendig ist. Das liegt an unterirdischen Leitungen, die das Wasser in Bewegung hielten (der Teich war in herodianischer Zeit zu einer großen Mikwe umfunktioniert worden, also zum kultischen Reinigungsbad!). So hat Gottes Vorsehung alles so gefügt, dass Jesus die Lektion ausgerechnet an „lebendigem“ Wasser erteilen kann. Er möchte den Menschen das Wesen des Hl. Geistes erläutern. Er möchte, dass die Menschen einen Bezug zu Ezechiel herstellen. Er nutzt dafür auch einen Zeitpunkt, zu dem viele Pilger nach Jerusalem strömen und die Mikwe auch sehr stark in Anspruch nehmen. Die Heilung findet vor möglichst vielen Zeugen statt, die die Lektion Gottes verstehen sollen. Stattdessen sehen sie nur eines: eine Heilung am Sabbat. Vor einigen Tagen habe ich darüber geschrieben, warum die Juden es so streng mit dem Sabbatgebot halten, dass sie sogar über das Ziel hinausschießen. Es hat unter anderem damit zu tun, dass sie in genau jene babylonische Gefangenschaft geraten sind, weil sie den Sabbat nicht gehalten haben, diese Gefangenschaft, in der Ezechiel wirkt und Visionen hat.
Jesus ist zu dem Zeitpunkt, als der Geheilte befragt wird, nicht mehr anwesend. Der Geheilte kennt Jesus auch nicht, weil er den Anklägern keine Auskunft geben kann. Später trifft er diesen aber im Tempel (das ist ein gutes Zeichen. Der Geheilte geht wohl zum Tempel, um Gott für die Heilung zu danken). Dort sagt Jesus etwas Wichtiges, was auch uns zu denken gibt: „Sieh, du bist gesund geworden; sündige nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres zustößt!“ Jesus sagt hier selbst, dass es einen Zusammenhang zwischen Krankheit/Leiden und Sünde gibt. Es ist nicht immer so, denn Gott lässt Leiden auch aus anderen Gründen zu. Hier ist es aber wohl so, dass der Gelähmte gesündigt hat. Jesus möchte mit dieser Ermahnung dem Geheilten verdeutlichen: Dir ist Gottes Barmherzigkeit zuteil geworden. Sündige von nun an nicht mehr, damit du keinen Rückfall bekommst.“ Und die Rückfälle sind bekanntlich immer drastischer als die Krankheit zuvor. Der Mann hat die Heilung erfahren, weil er zur Heiligkeit berufen ist. Gott möchte, dass er ein gutes Leben führt und Zeuge des Heils Gottes ist. Er soll die Chance nutzen, ein besserer Mensch zu werden. So heilt Gott auch uns, nicht damit wir in Luxus und Bequemlichkeit leben können, sondern damit wir etwas aus dieser gewonnenen Gesundheit machen. So ist es auch mit der geheilten Schwiegermutter des Petrus, die dann die Gäste bedienen kann.
Die Heilung, die dem Gelähmten in erster Linie zuteil geworden ist, ist die seelische Heilung. Seine von Sünde krank gewordene Seele hat in der Begegnung mit Jesus Heilung und Versöhnung erfahren. Als weiterführende Heilung ist dem Mann die Lähmung genommen worden. So möchte Jesus auch uns heilen, er möchte auch uns, die wir uns nach dem lebendigen Wasser sehnen, aber gelähmt sind, Gesundheit an Leib und Seele schenken.
Dies möchte er in besonderer Weise auch jetzt in der Fastenzeit. Nichts kann uns wirklich Heil und Leben schenken (vor allem das ewige Leben!), außer der Gnadenstrom Gottes, der von Christus kommt. Nehmen wir diesen in Anspruch. Tun auch wir Jesus unseren Willen kund, dass er uns heilen möge. Er stellt ja auch jedem von uns tagtäglich die Frage: „Willst du gesund werden?“
Ihre Magstrauss