Weish 2,1a.12-22; Ps 34,17-18.19-20.21 u. 23; Joh 7,1-2.10.25-30
Weish 2
1 Sie tauschen ihre verkehrten Gedanken aus und sagen:
12 Lasst uns dem Gerechten auflauern! Er ist uns unbequem und steht unserem Tun im Weg. Er wirft uns Vergehen gegen das Gesetz vor und beschuldigt uns des Verrats an unserer Erziehung.
13 Er rühmt sich, die Erkenntnis Gottes zu besitzen, und nennt sich einen Knecht des Herrn.
14 Er ist unserer Gesinnung ein Vorwurf, schon sein Anblick ist uns lästig;
15 denn er führt ein Leben, das dem der andern nicht gleicht, und seine Wege sind grundverschieden.
16 Als falsche Münze gelten wir ihm; von unseren Wegen hält er sich fern wie von Unrat. Das Ende der Gerechten preist er glücklich und prahlt, Gott sei sein Vater.
17 Wir wollen sehen, ob seine Worte wahr sind, und prüfen, wie es mit ihm ausgeht.
18 Ist der Gerechte wirklich Sohn Gottes, dann nimmt sich Gott seiner an und entreißt ihn der Hand seiner Gegner.
19 Durch Erniedrigung und Folter wollen wir ihn prüfen, um seinen Gleichmut kennenzulernen und seine Widerstandskraft auf die Probe zu stellen.
20 Zu einem ehrlosen Tod wollen wir ihn verurteilen; er behauptet ja, es werde ihm Hilfe gewährt.
21 So denken sie, aber sie irren sich; denn ihre Schlechtigkeit macht sie blind.
22 Sie verstehen von Gottes Geheimnissen nichts, sie hoffen nicht auf Lohn für Heiligkeit und erwarten keine Auszeichnung für untadelige Seelen.
Heute hören wir in der Lesung aus dem Buch der Weisheit. Das größere Thema, dem dieser Ausschnitt entnommen ist, handelt von der Denkweise der Gottlosen und ihre Kritik aus Gottes Sicht.
Die Gottlosen sind es demnach, die untereinander sagen: „Lasst uns dem Gerechten auflauern! Er ist uns unbequem und steht unserem Tun im Weg.“ Das ist so im Alten Testament zu beobachten, wenn nämlich ein Prophet auftritt und das gottlose Tun der Israeliten beim Namen nennt. Die Propheten sind es, die die Vergehen gegen die Torah herausstellen und die dadurch immer wieder ihr Leben aufs Spiel setzen. Viele dieser Propheten werden sogar umgebracht.
So ist es auch mit Jesus Christus, der den Gottlosen die Vergehen vorhält, der kein Blatt vor den Mund nimmt und gerade die religiöse Elite anprangert. Auch ihn wollen sie loswerden und am Ende gelingt es ihnen auch, indem sie ihn den Römern ausliefern, die ihn geißeln und kreuzigen. So ist es auch mit uns, die wir ihm als seine Jünger nachfolgen. Auch wir, die die Gottlosigkeit kritisieren, die die Entfernung der Menschheit von Gott beim Namen nennen, müssen unser Leben lassen, weil wir den Menschen Störfaktoren sind. Sie möchten ihr Leben wie bisher leben und so beseitigen sie alles, was sie daran hindert. Es gab noch nie so eine schlimme Christenverfolgung wie heutzutage….
Und am Ende der Zeiten wird dies noch viel schlimmer werden, denn der Antichrist wird nochmal alle Register ziehen, um die Gottlosigkeit durchzusetzen. Seine Machenschaften werden ihm nichts bringen, weil Gott eingreifen wird. Er wird ein für alle Mal die Gottlosen verurteilen.
„Er rühmt sich, die Erkenntnis Gottes zu besitzen.“ Die Übersetzung der Septuaginta (das Buch der Weisheit ist nur auf griechisch abgefasst, steht also nur im griechischen Alten Testament, das Septuaginta genannt wird) ist etwas ungünstig. „Sich rühmen“ hat etwas Negatives im Sinne von Eigenlob. Das griechische Verb ἐπαγγέλλω epangello heißt aber vielmehr „öffentlich geloben“ oder „proklamieren, bekannt geben“. Der Gerechte bzw. der Prophet tritt also nicht von sich selbst auf, sondern im Auftrag und in der Vollmacht Gottes. Das ist die Autorität, mit der er spricht – sowohl im AT als auch im NT. Auch in Jesu Fall ist es so, auch wenn seine Vollmacht mit der der Propheten unvergleichlich ist. Er tritt ja in göttlicher Vollmacht auf, weil er selbst Gott ist. In Jesu Fall können wir also auf ganz vollkommene Weise sagen, dass er die Erkenntnis Gottes besitzt.
Sein Anblick ist den Gottlosen schon ein Dorn im Auge. Alles an ihm stört sie. Vor allem stört es sie, dass er anders lebt als der Rest der Menschheit. Das ist ganz logisch: Die Gottlosen fühlen sich durch die grundverschiedene Lebensweise des Gerechten entlarvt. Ihre Gottlosigkeit wird durch seinen gerechten Lebenswandel offenbar. Wir könnten mit folgendem Bild sagen: Sein Licht, das in ihre Nähe kommt, lässt alle Menschen sehen, dass sie eigentlich total dreckig sind. Dies fällt in der Dunkelheit aber sonst nicht auf. Das ärgert die Gottlosen deshalb so sehr.
Die Entlarvung wird im folgenden Vers umso stärker ausgedrückt: „Als falsche Münze gelten wir ihm.“ Die Gottlosen sind besonders deshalb eine Fälschung, wenn sie eigentlich zur religiösen Elite gehören, die besonders vorbildlich sein sollte.
Der Gerechte meidet diese falschen Leute, wodurch ihre Falschheit noch viel mehr ans Tageslicht kommt. Wir lesen dies besonders messianisch. Nicht nur Jesus hat die Tempellobby seiner Zeit scharf kritisiert und sich von den Sadduzäern etc. distanziert. Auch Johannes der Täufer als letzter und unmittelbarer Prophet vor dem Auftreten des Messias hat sie besonders kritisiert. Er nannte sie sogar Schlangenbrut. Das wird sie besonders provoziert haben, aber nicht nur sie. Auch König Herodes ist auf diese Weise angeprangert worden, der ja eigentlich Jude war und doch gegen die Gebote Gottes verstoßen hat. Dafür musste Johannes seinen Kopf hinhalten, im wahrsten Sinne des Wortes….
Aber nur bei Jesus können wir wortwörtlich sagen, ja, er nennt Gott seinen Vater. Das ist für seine Zeitgenossen, vor allem für die Sadduzäer, die Pharisäer und Schriftgelehrten eine absolute Gotteslästerung. Warum eigentlich? Weil sie in Jesus einen gewöhnlichen Menschen sehen und nicht den Messias, den Sohn Gottes.
„Wir wollen sehen, ob seine Wort wahr sind“ – immer wieder wurden die Propheten auf die Probe gestellt. Ganz spektakulär ist das Duell zwischen Elija und den Baalspriestern, die beide zu ihrem Gott beten, dass er auf die Opfergaben sein Feuer herabsende. Aber nur auf dem Opfer des Elija entzündet sich das Feuer des Herrn. Im Gebet zum Herrn betete Elija zuvor: „HERR, Gott Abrahams, Isaaks und Israels, heute soll man erkennen, dass du Gott bist in Israel, dass ich dein Knecht bin und all das in deinem Auftrag tue.“ (1 Kön 18,36). Und mit dieser Absicht tut auch Jesus die ganzen Heilstaten. Er möchte, dass die Menschen zum Glauben an Gott kommen und erkennen, dass er all das in dessen Auftrag tut. Auch ihn haben die Pharisäer immer wieder auf die Probe gestellt und jedes Mal hat Jesus den Spieß umgedreht. Am Ende haben sie ihn sogar noch am Kreuz geprüft und voller Spott den Essig gereicht, der seine Lebensdauer verlängern sollte. So wollten sie schauen, ob Elija kommen und ihn retten würde (denn er betete ja „Eli, Eli, lema sabachtani“, was sie mit Elija verwechselten). Doch Gott ließ diese Verspottung nicht mehr zu, denn mit einem letzten Aufschrei starb der Messias.
Sie haben Jesus immer wieder erprobt, um zu sehen, ob er wirklich der Sohn Gottes ist. Doch dahinter steckt der Gottlose in Person, der Satan, der die Fäden in der Hand hält. Er hat Jesus schon in der Wüste versucht und immer wieder seine Versuchung eingeleitet mit den Worten „wenn du Gottes Sohn bist“. Und bis zum Kreuz spotten die Menschen mit den Worten: „Wenn du Gottes Sohn bist, rette dich selbst und steig herab vom Kreuz!“ (Mt 27,40). Sie meinen, sie haben triumphiert, weil Gott ihn ihren Händen nicht entrissen hat. Sie meinen, sein Tod sei Beweis genug, dass er gelogen hat. Doch drei Tage später ist sein Grab leer, der Auferstandene erscheint verschiedenen Menschen, die Gottlosen haben die Rechnung ohne den Gott des Lebens gemacht, der am Ende doch gesiegt hat!
„Durch Erniedrigung und Folter wollen wir ihn prüfen“ – ja, den Sohn Gottes haben die Gottlosen gefoltert. Sie haben ihn in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag so schrecklich gequält, wodurch Jesus jede einzelne Sünde gesühnt hat. Uns ist nur einiges durch Privatoffenbarungen bekannt, aber es muss die schrecklichste Nacht gewesen sein, die ein Mensch durchleben kann. Sie haben ihn so unendlich erniedrigt und am nächsten Tag so brutal gegeißelt. Sie haben ihn nach all den Quälereien gezwungen, sein Kreuz zum Golgota hinaufzutragen und ihn dort ans Kreuz geschlagen. Das war die schandvollste Hinrichtungsart, die es gab. Ja, der König des ganzen Universums ist behandelt worden wie ein Schwerverbrecher! Er ist wahrlich einen „ehrlosen Tod“ gestorben.
Sie dachten, sie hätten triumphiert. Und so denken es die Verfolger der Christen bis heute, indem sie die Menschen ehrlos sterben lassen, sie ganz und gar erniedrigen und quälen. Doch es ist nicht das Ende. Die Gottlosen damals haben falsch gedacht, die Gottlosen von heute irren sich:
Sie haben die Rechnung ohne Gott gemacht, der für Gerechtigkeit sorgen wird. Er nimmt diese Seelen auf in seine Arme. Sie sind ganz bei ihm geborgen. Die Verfolger werden ihren Lohn dafür erhalten, die Augäpfel Gottes so gequält zu haben. Sie werden am Ende die Blindheit ihrer Schlechtigkeit erkennen und realisieren, dass sie ganz falsch lagen.
Ps 34
17 Das Angesicht des HERRN richtet sich gegen die Bösen, ihr Andenken von der Erde zu tilgen.
18 Die aufschrien, hat der HERR erhört, er hat sie all ihren Nöten entrissen.
19 Nahe ist der HERR den zerbrochenen Herzen und dem zerschlagenen Geist bringt er Hilfe.
20 Viel Böses erleidet der Gerechte, doch allem wird der HERR ihn entreißen.
21 Er behütet all seine Glieder, nicht eins von ihnen wird zerbrochen.
23 Der HERR erlöst das Leben seiner Knechte, niemals müssen büßen, die bei ihm sich bergen.
„Das Angesicht des HERRN richtet sich gegen die Bösen, ihr Andenken von der Erde zu tilgen.“ Das ist das Gottesbild König Davids, der die Psalmen komponiert hat. Er spricht aus Erfahrung, denn seine schweren Sünden haben Unheil nach sich gezogen. Der eigene Sohn Abschalom trachtete ihm sogar nach dem Leben. Aber wir verstehen heute, dass dies nicht heißt, dass Gott sich vom Angesicht des Sünders abgewandt hat. Vielmehr muss David, der durch die Sünde aus dem Stand der Gnade getreten ist, nun die Konsequenzen seiner Tat tragen und Gott muss es akzeptieren. Wenn die Wendung „ihr Andenken von der Erde zu tilgen“ verwendet wird, ist das ein Zeichen des Fluchs. Erinnert man sich dagegen auch nach dem Tod eines Menschen noch an ihn, ist es Zeichen des Segens. Dies können wir heute auf die Gottlosen der Lesung beziehen. Ihre Sünde schreit zum Himmel und zieht lange Kreise.
„Die aufschrien, hat der HERR erhört, er hat sie all ihren Nöten entrissen.“ Gott ist barmherzig und er hört das Schreien seines Volkes. Er hat dies schon getan, als sein auserwähltes Volk unter der Sklaverei Ägyptens litt. Er hat das Schreien der Propheten gehört, die für seine Weisung umgebracht worden sind. Er hat auch das Schreien seines eigenen Sohnes am Kreuz gehört. So hat er ihn von den Toten auferweckt und ihn über alle erhöht.
Dann macht David eine entscheidende Beobachtung: Gott bringt den zerschlagenen Geistern und zerbrochenen Herzen Hilfe. Erstens müssen wir das auf David selbst beziehen, der hier aus Erfahrung spricht. Seine Sünde hat ihn unglücklich gemacht, in erster Linie wegen der zerbrochenen Beziehung zu Gott. Er hat sich selbst gedemütigt, er hat sich selbst in seiner ganzen Unvollkommenheit und Erlösungsbedürftigkeit gesehen. Dieser realistische Selbstblick ist, was wir Demut nennen und was der fruchtbare Ausgangspunkt für Gottes Gnade ist. So ist es auch mit dem ganzen Volk Israel, das immer wieder schuldig geworden ist durch Götzendienst, das immer wieder die schmerzhaften Konsequenzen tragen musste und so nach dem Messias geschrien hat. Dieser ist gekommen, er ist die Hilfe, er ist Jesus, „Jahwe rettet“. Gott rettet auch die Menschen heute, indem er jenen die Taufgnade schenkt, die umkehren und an ihn glauben. Er rettet jeden einzelnen Menschen, der schuldig geworden ist und voller Reue, mit einem zerschlagenen Geist und einem zerbrochenen Herzen zu ihm zurückkehrt. Er ist sofort bereit, den Menschen zu vergeben, die von Herzen umkehren. Er versetzt uns alle dann wieder zurück in den Stand der Gnade. Das Sakrament der Versöhnung ist ein ganz großes Geschenk, das viel zu selten angenommen wird. Und am Ende der Zeiten wird Gott allen zerbrochenen Herzen und zerschlagenen Geistern die Tränen von den Augen abwischen. Sie alle werden das Heil schauen und in Ewigkeit bei Gott sein. Jesus hat so viel gelitten und ist am Ende schandvoll gestorben, doch mit der Auferstehung hat er, haben auch alle seine Lieben, vor allem seine mitleidende Mutter, allen Grund zu feiern und sich zu freuen. Sie sind beide jetzt mit Leib und Seele bei Gott und sind in der ewigen Glückseligkeit, die auch wir erfahren dürfen, wenn wir den Weg Jesu nachgehen.
Auch wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott auch uns allem Bösen entreißt. Er tut dies schon zu unseren Lebzeiten immer wieder. Wie viele Katastrophen erleben wir im Laufe unseres Lebens und wie oft hilft uns der Herr da heraus? Er tut dies auch mit den moralischen Gefahren, den geistigen Anfechtungen, allen Angriffen des Bösen, durch die er uns zur Sünde provozieren will. Gott schenkt uns die helfende Gnade und verleiht uns vor allem durch das Sakrament der Beichte die Kraft, die Standhaftigkeit, die Selbstbeherrschung und Wachsamkeit, den Angriffen des Bösen beim nächsten Mal besser widerstehen zu können. Und spätestens nach unserem Tod wird er uns ganz in Sicherheit bringen, wo wir nicht mehr kämpfen müssen, wo uns der Böse nichts mehr anhaben kann.
„Er behütet all seine Glieder, nicht eins von ihnen wird zerbrochen.“ Das ist hier in einem poetischen Kontext (Psalmen sind Poesie) bildhaft gemeint. Gott behütet uns ja nicht vor jedem Knochenbruch oder körperlichem Schaden. Im Gegenteil. Menschen lassen gerade heute ihr biologisches Leben um des Himmelreiches willen. Wir müssen das so verstehen, dass Gott das ewige Leben bewahrt. Das irdische Dasein können die Verfolger einem nehmen, aber nicht den Glauben. Sie können auch das ewige Leben nicht nehmen. Selbst wenn sie den Menschen umbringen – Gott entscheidet, was mit der Seele passiert. Und am Ende der Zeiten wird dieser umgebrachte Körper wie bei Jesus von Gott wiederhergestellt und gewandelt. Dann werden wir in Ewigkeit bei ihm leben als ganze Menschen! Unter dem Strich sorgt Gott also tatsächlich dafür, dass uns kein Haar gekrümmt wird, auch körperlich – und wenn doch, dann nur vorübergehend!
Diesen Vers müssen wir auf den Messias bezogen noch ganz anders lesen: Jesu Glieder werden nicht gebrochen im Sinne seiner Beine. Da die Kreuzigung am Rüsttag stattfand, dem Tag vor dem Pessachfest, das mit Sonnenuntergang begann, musste der Sterbeprozess der Gekreuzigten beschleunigt werden. Normalerweise würden sie mehrere Tage am Kreuz hängen, bevor sie elendig verrecken. Also brach man den Gekreuzigten die Beine, damit sie sich an ihnen nicht mehr hochziehen konnten (dadurch holte man etwas Luft). So erstickten sie innerhalb kürzester Zeit. Jesus war aber schon tot und so mussten sie diese Praxis an ihm nicht mehr anwenden. Dieses Psalmwort kündigt dies also schon an!
„Der HERR erlöst das Leben seiner Knechte“ – Er hat die Menschen erlöst dadurch, dass er seinen Sohn dahingegeben hat. Dadurch sind wir alle erlöst! Und seinen Sohn hat er zuerst aus dem Tod erlöst, der dadurch zum Anfang der neuen Schöpfung geworden ist.
„Niemals müssen büßen, die bei ihm sich bergen“ – wenn wir Gottes Willen tun und seine Gebote halten, werden wir nicht büßen müssen. Durch die Taufe bergen wir uns auf besondere Weise bei Gott, der so zu unserem Vater geworden ist. Als seine Erben steht uns das ewige Heil in Aussicht. Und doch müssen wir entsprechend leben, weil wir das Erbe verlieren können. Mit jeder Sünde beleidigen wir Gott und müssen alles, was wir ihm angetan haben, büßen. Er gibt uns in diesem Leben schon die Gelegenheit, dies zu tun. Doch was in diesem irdischen Leben noch nicht gebüßt ist, muss danach gebüßt werden. Das ist ein schmerzhafter Prozess, den wir Fegefeuer nennen. Doch selbst da können wir uns sicher sein, danach ganz die Herrlichkeit Gottes schauen zu dürfen. Haben wir Gott in diesem Leben aber ganz und gar abgelehnt, uns nicht bei ihm geborgen, sondern unser eigenes Leben fernab von ihm gelebt, werden wir auf ewig büßen müssen nach dem Tod. Er läuft uns aber immer nach und ruft uns zu, rüttelt uns wach, versucht alles, um um unsere Liebe zu werben, damit es am Ende nicht so mit uns ausgeht. Er möchte die Liebe jedes Menschen. So ist Gott.
Joh 7
1 Danach zog Jesus in Galiläa umher; denn er wollte sich nicht in Judäa aufhalten, weil die Juden ihn zu töten suchten.
2 Das Laubhüttenfest der Juden war nahe.
10 Als aber seine Brüder zum Fest hinaufgegangen waren, zog auch er hinauf, jedoch nicht öffentlich, sondern im Verborgenen.
25 Da sagten einige Leute aus Jerusalem: Ist das nicht der, den sie zu töten suchen?
26 Und doch redet er in aller Öffentlichkeit und man lässt ihn gewähren. Sollten die Oberen wirklich erkannt haben, dass er der Christus ist?
27 Aber von dem hier wissen wir, woher er stammt; wenn jedoch der Christus kommt, weiß niemand, woher er stammt.
28 Während Jesus im Tempel lehrte, rief er: Ihr kennt mich und wisst, woher ich bin; aber ich bin nicht von mir aus gekommen, sondern er, der mich gesandt hat, ist wahrhaftig. Ihr kennt ihn nur nicht.
29 Ich kenne ihn, weil ich von ihm komme und weil er mich gesandt hat.
30 Da suchten sie ihn festzunehmen; doch keiner legte Hand an ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen.
Im Evangelium hören wir davon, dass Jesus seine Predigt in Galiläa fortsetzt, weil in Judäa die Juden ihn umbringen wollen. Zuletzt war er ja am Teich von Betesda während eines Wallfahrtsfestes und da provozierte er die Juden mit seiner Rede über sein Verhältnis zum Vater. Er provozierte auch durch die Heilung eines Gelähmten am Sabbat.
Dies schließt den Bogen zur Lesung und auch zum Psalm. Die Menschen wollen ihn beseitigen, weil er ihr ganzes aufgebautes Lügengebäude zerstören will. Das heißt nicht, dass alle frommen Juden, die zur Wallfahrt nach Jerusalem hinaufgezogen sind, böse sind. Hier geht es in erster Linie um die religiöse Elite, die mit ihren menschlichen Geboten zusätzlich zu den Geboten Gottes ein ganz kompliziertes und irreführendes legalistisches Gebäude errichtet haben, das für die Menschen einerseits unmöglich zu halten war, andererseits vom Willen Gottes wegging. Diese fühlen sich dadurch gestört, dass nun einer daherkommt und vom Wald spricht, wo sie doch die einzelnen Bäume gezählt wissen wollen. Er tritt auf in göttlicher Vollmacht und erniedrigt ihrer Sicht nach ihre bis dato unangefochtene Autorität. Er rückt alles ins rechte Licht, was sie durch ihre Falschheit so verdreht haben. In seinem Licht erscheinen die bisher als ganz fromm eingestuften Pharisäer, Schriftgelehrten, Sadduzäer, Ältesten etc. als gar nicht so fromm und unschuldig. Er entlarvt sie und das macht sie rasend.
Nun ist er vorerst in Galiläa unterwegs. Doch das Laubhüttenfest naht und so möchte auch er mit seinen Jüngern zur Wallfahrt nach Jerusalem ziehen. Schließlich sind sie allesamt fromme Juden.
Er zieht jedoch nicht öffentlich dort hin, sondern im Verborgenen. Vielleicht heißt das, dass er allein für sich dort hinaufzieht und sich verhüllt. Vielleicht meint es auch die Tageszeit.
Doch spätestens mit seiner öffentlichen Predigt, die er sich in Jerusalem nicht nehmen lässt, wird den Menschen deutlich, dass der Bedrohte wieder da ist und furchtlos sein Wirken fortsetzt. So fragen sich einige, ob die religiöse Elite ihn nun gewähren lässt und ihn vielleicht sogar als Messias anerkennt.
Dann erfahren wir etwas von der Denkweise der Juden und von messianischen Vorstellungen: Die Juden glaubten, dass der Messias so kommen werde, dass man seine Herkunft nicht kennt, ähnlich wie beim Priester Melchisedek. Von Jesus ist die Herkunft bekannt, aber eben nur die irdische Herkunft! Es ist ja allgemein bekannt, dass er aus Galiläa stammt, denn er trägt ja den Beinamen „der Nazoräer“ bzw. „von Nazaret“. Man kennt sogar die Eltern, den Beruf seines Ziehvaters, seinen eigenen Beruf. Man kennt die gesamte Großfamilie, die in Nazaret wohnt. All dies betrifft aber nur seine Menschheit, die er vollkommen angenommen hat. Jesus erwidert den Menschen nun aber, dass seine eigentliche und ursprüngliche Herkunft eine göttliche ist. Er deutet es nur an, aber uns geht auf, was er damit meint: „Ich bin nicht von mir aus gekommen, sondern er, der mich gesandt hat, ist wahrhaftig.“ Der Wahrhaftige ist ein Titel Gottes. So deutet er den Juden selbst an, dass er von Gott kommt und dass dieser ihn gesandt hat. Jesus sagt, was im Buch der Weisheit angeklungen ist. Er ist der Knecht Gottes, der in göttlicher Vollmacht auftritt und der Gott seinen Vater nennt. Er tut dies nicht nur, weil er zu ihm ein inniges Verhältnis hat, sondern weil er wirklich sein Vater ist!
„Ich kenne ihn, weil ich von ihm komme“ – ja, Jesus kann den Menschen damals und auch uns heute den Vater ganz so zeigen, wie er ist. Denn er und der Vater sind eins. Wer Jesus sieht, sieht den Vater.
All diese Worte sind absolute Provokation für die Juden. Sie fassen sie als Gotteslästerung auf. So wollen sie ihn am liebsten sofort festnehmen, doch der Vater sorgt dafür, dass dies noch nicht geschieht. Jesu Stunde des Todes ist noch nicht gekommen. Er wird noch einiges wirken, bis es soweit ist.
Heute haben wir sehr viel davon gehört, dass Gottes Knechte und erst recht sein eigener Sohn ganz und gar unbeliebt sind im Kreise der Gottlosen. Sie sehen ihr Lügengebäude bedroht, sie fühlen sich schon allein durch die Anwesenheit, durch das Auftreten und erst recht durch die Worte der Knechte Gottes existenziell bedroht, in die Ecke gedrängt. Sie spüren, dass alles aufgedeckt werden könnte und dass sie sich dann ihrer eigenen Schuld bewusst werden müssen. Es ist letztendlich der Satan selbst, der Angst bekommt, dem seine Instrumente aus der Hand genommen werden könnten. So werden zu allen Zeiten die Werkzeuge Gottes beseitigt, damit sie das Werk Gottes nicht umsetzen können. Doch Gott hat das letzte Wort. Tertullian hat einmal gesagt: Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche.“ Der Böse ist nur ein Geschöpf, das genauso wie alle anderen Geistwesen und Menschen unter dem Willen Gottes und seiner Vorsehung stehen. So wird der Böse ganz besonders an Ostern selbst zum Werkzeug des Heils. Durch das Leiden, den Tod und die Auferstehung hat Jesus nämlich den Tod besiegt und den Satan entmachtet, der sich zwar noch bis zum Ende der Zeiten ein wenig austoben kann, doch dann endgültig in den Feuersee geworfen werden wird.
Wir müssen also keine Angst haben, wenn wir für Gott in unserer heutigen Zeit leiden müssen. Wir wissen, dass er uns am Ende in seine Arme schließen wird, wenn wir bis zum Schluss standhaft geblieben sind. Er wird uns auch belohnen in den kleinen Dingen: Wenn wir mal hier mal da einen blöden Spruch für unseren Glauben ernten, wenn wir schiefe Blicke erhalten, wenn wir sagen, dass wir zur Kirche gehen etc. Wenn wir dann weiterhin zu ihm stehen und diese Spöttereien wiederum nutzen, um den Menschen die Frohe Botschaft Jesu Christi zu verkünden, dann haben auch wir Samen gepflanzt. Zeugnis für ihn müssen wir nicht erst ablegen, wenn wir unser Blut vergießen.
Ihre Magstrauss