4. Sonntag der Osterzeit

Apg 13,14.43b-52; Ps 100,1-3.4.5; Offb 7,9.14b-17; Joh 10,27-30

Apg 13
14 Sie selbst wanderten von Perge weiter und kamen nach Antiochia in Pisidien. Dort gingen sie am Sabbat in die Synagoge und setzten sich.
43 Und als die Versammlung sich aufgelöst hatte, schlossen sich viele Juden und fromme Proselyten Paulus und Barnabas an. Diese redeten ihnen zu und ermahnten sie, der Gnade Gottes treu zu bleiben.

44 Am folgenden Sabbat versammelte sich fast die ganze Stadt, um das Wort des Herrn zu hören.
45 Als die Juden die Scharen sahen, wurden sie eifersüchtig, widersprachen den Worten des Paulus und stießen Lästerungen aus.
46 Paulus und Barnabas aber erklärten freimütig: Euch musste das Wort Gottes zuerst verkündet werden. Da ihr es aber zurückstoßt und euch selbst des ewigen Lebens für unwürdig erachtet, siehe, so wenden wir uns jetzt an die Heiden.
47 Denn so hat uns der Herr aufgetragen: Ich habe dich zum Licht für die Völker gemacht, bis an das Ende der Erde sollst du das Heil sein.
48 Als die Heiden das hörten, freuten sie sich und priesen das Wort des Herrn; und alle wurden gläubig, die für das ewige Leben bestimmt waren.
49 Das Wort des Herrn aber verbreitete sich in der ganzen Gegend.
50 Die Juden jedoch hetzten die vornehmen gottesfürchtigen Frauen und die Ersten der Stadt auf, veranlassten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas und vertrieben sie aus ihrem Gebiet.
51 Diese aber schüttelten gegen sie den Staub von ihren Füßen und zogen nach Ikonion.
52 Und die Jünger wurden mit Freude und Heiligem Geist erfüllt.

Als erste Lesung aus der Apostelgeschichte wird uns die Nachgeschichte zu der intensiven Bekenntnispredigt Pauli in Antiochia berichtet. Im ersten Vers ist auch erklärt worden, dass Paulus und Barnabas ins pisidische Antiochia kamen. Es ist zuerst so, dass die beiden Missionare mit ihren Worten die Menschen wirklich gepackt haben. Anders kann man sich nicht erklären, wie sich die gesamte Stadt am nächsten Sabbat versammelt. Es ist eine wirkliche Offenheit für Jesus Christus da, der von Paulus so wunderbar in die Heilsgeschichte Israels eingefasst worden ist.
Doch nun wendet sich das Blatt wie so oft wegen Neid und Missgunst: Den dort ansässigen Juden gefällt es nicht, dass die von weit her angereisten Missionare so viel Aufmerksamkeit erhalten. Sie lassen sich deshalb gar nicht auf den Inhalt ein, der von jüdischer Logik aus gesehen sehr viel Sinn ergibt. Stattdessen widersprechen sie den Worten der beiden aufgrund ihrer Beliebtheit. Sie stoßen sogar Lästerungen aus.
Paulus und Barnabas sagen aufgrund ihrer Verstocktheit, dass sie nun zu den Heiden gehen werden. Interessant ist, dass sie den Juden vorwerfen, sich selbst des ewigen Lebens als unwürdig zu erachten. Weder die Missionare selbst noch Gott haben sie verworfen, sondern sie haben sich selbst frei entschieden, das Himmelreich abzulehnen.
In diesem Kontext ist entscheidend, dass Paulus und Barnabas Jes 49,6 zitieren. Dadurch stellen sie in Anwesenheit der Juden heraus, dass die Heidenmission in der Schrift verankert ist und sich nun erfüllt.
Das freut die Heiden, die also nicht aussortiert werden, sondern ebenfalls die Rettung haben dürfen. In diesem Vers heißt es, dass alle gläubig wurden, die für das ewige Leben bestimmt waren. Dieser Ausdruck ist ungünstig übersetzt und man könnte daraus fälschlicherweise folgern, dass es einen göttlichen Determinismus gibt. Das Heil wird allen Menschen angeboten, nicht nur einer ausgewählten Schar, die von Gott dazu bestimmt ist. Dieser Passiv in der uns vorliegenden Einheitsübersetzung kann eigentlich auch reflexiv übersetzt werden: Das griechische Wort ist τεταγμένοι tetagmenoi, ein Partizip das nicht nur „bestimmt sein“ heißen kann, sondern auch „sich rechnen zu, sich zuordnen“. Im Kontext unserer Erzählung macht es auch nur Sinn, es reflexiv und eben nicht als passivum divinum, als göttliches Passiv zu übersetzen. Den Juden ist ja auch die Wahl gelassen worden, das Heil anzunehmen oder nicht. So ist es nun auch bei den Heiden und wir müssen den Satz also folgendermaßen übersetzen: „Als die Heiden das hörten, freuten sie sich (…) und alle wurden gläubig, die sich zum ewigen Leben rechneten.“ Der Ausdruck des Gläubigwerdens umschreibt im Neuen Testament den Empfang der Taufe. Wer genau getauft hat, ist dabei aber unklar, denn Paulus selbst schreibt in seinen Briefen, dass er nicht zum Taufen, sondern zur Mission berufen ist. Womöglich nimmt also Barnabas die Taufe vor. Vielleicht erfolgt sie auch zu einem späteren Zeitpunkt oder gar nicht, denn die ansässigen Juden hetzen die Gottesfürchtigen gegen die Missionare auf, sodass diese aus der Stadt vertrieben werden.
Paulus und Barnabas machen sich nichts daraus, sondern ziehen nach Ikonion. Zuvor schütteln sie aber noch den Staub von den Füßen: Diese Geste ist ein Zeichen der Gerichtsankündigung. Die beiden sagen dadurch aus, dass wenn die Menschen das Heil angeboten bekommen und dennoch nicht annehmen, vor Gott dafür Verantwortung tragen werden. Er richtet jene streng, die die Wahrheit kennen und doch ablehnen. Paulus und Barnabas haben sie ihnen offenbart, doch sie haben sie nicht angenommen. Auch mit uns wird Gott strenger umgehen, weil wir das Evangelium Jesu Christi kennen und an der Quelle sitzen. Wenn wir dennoch nicht daraus trinken, ist es gravierender als bei jenen, die nie von der Quelle erfahren oder zu weit weg sind. Erkennen wir die Momente in unserem Leben, in denen Gott uns das Heil anbietet? Nehmen wir es an, wenn er es auf einem Silbertablett serviert wie in Antiochia durch die zwei Missionare?
Die zwei sind nicht traurig oder enttäuscht über die Reaktion der Antiochener. Sie hängen an keinem Menschen und man merkt, dass sie als Sämänner aussäen. Sie streuen das Evangelium aus. Ob es auf guten Boden fällt oder nicht, liegt nicht mehr in ihrer Hand. Der Geist Gottes, der sie ganz durchdringt, ist auch die Ursache für ihre Freude. Sie wissen, wofür sie das tun und dass Gott an ihrer Seite ist.

Ps 100
1 Ein Psalm. Zum Dankopfer. Jauchzt dem HERRN, alle Lande!

2 Dient dem HERRN mit Freude! Kommt vor sein Angesicht mit Jubel!
3 Erkennt: Der HERR allein ist Gott. Er hat uns gemacht, wir sind sein Eigentum, sein Volk und die Herde seiner Weide.
4 Kommt mit Dank durch seine Tore, mit Lobgesang in seine Höfe! Dankt ihm, preist seinen Namen!

5 Denn der HERR ist gut, ewig währt seine Huld und von Geschlecht zu Geschlecht seine Treue.

Als Antwort auf diese Predigt und die Offenheit der Heiden beten wir Psalm 100, der betitelt wird als „Lobgesang der Völker beim Einzug ins Heiligtum“. Es ist ein Gebet, das zum Dankopfer, der sogenannten Todah, gebetet worden ist. Wörtlich heißt es im ersten Vers nicht „alle Lande“, sondern „das ganze Land“. Gemeint ist, dass alle Bewohner des gelobten Landes Gott loben und preisen sollen. Das betrifft nicht nur die zwölf Stämme Israels, sondern auch die Heiden, wie wir an den weiteren Versen erkennen.
„Dient dem HERRN mit Freude! Kommt vor sein Angesicht mit Jubel!“ Diese Worte beziehen sich nun auf die neubekehrten Heidenchristen, die durch die Mission des Paulus und Barnabas Christen geworden sind. Sie sind es, die zu einem freudigen Dienst aufgefordert werden. Der Wortsinn dieses Psalms ist zunächst auf die Heiden in alttestamentlicher Zeit zu beziehen, die zum Tempel kommen sollen („vor sein Angesicht“). Dort gibt es einen eigens für sie bestimmten Tempelhof. Mit Blick auf die Heidenchristen zur Zeit des Paulus müssen wir uns fragen, was dann mit „Angesicht Gottes“ gemeint sein könnte. Jesus hat der samaritischen Frau am Jakobsbrunnen schon angekündigt, dass in Zukunft weder der Tempel in Jerusalem noch die Kulthöhe auf dem Garizim die Anbetungsorte Gottes darstellen werden. Er hat angekündigt, dass er selbst der Ort der Anbetung darstellen wird und die rechte Weise der Anbetung im Geist und in der Wahrheit sein werde. Es wird keine örtliche Gebundenheit mehr geben, weil Jesus in jeder Heiligen Messe eucharistisch anwesend sein wird. Die Heidenchristen der Lesung treten also nun durch die Liturgie zum Angesicht Gottes, egal wo sie sich befinden – Lystra, Derbe, Ikonion, Jerusalem oder Antiochia.
„Erkennt: Der HERR allein ist Gott. Er hat uns gemacht, wir sind sein Eigentum, sein Volk und die Herde seiner Weide.“ Dass es nur diesen einen Gott gibt, wird den Heiden gegenüber natürlich deshalb betont, weil sie den Monotheismus erst einmal lernen müssen. Sie kommen aus einem polytheistischen Kontext (Vielgötterei). Dieser eine wahre Gott hat die Welt geschaffen, auch die Menschen. Deshalb gehören alle Menschen ihm. Auch die Heiden gehören zum auserwählten Volk. Das Hebräische gibt dies wieder mit dem Wort עַ֝מֹּ֗ו ammo. Es geht wirklich um das auserwählte Volk. Dies ist bemerkenswert im Kontext des Alten Testaments! Nicht nur das Volk Israel gehört zum Volk Gottes, sondern nun auch die Heiden! Hier wird etwas deutlich, was mit dem Neuen Bund wahr wird: Gottes Volk setzt sich nicht mehr durch biologische Abstammung zusammen, sondern durch Menschen aller Nationen, Völker, Stämme und Sprachen, die durch die Taufe zur neuen Schöpfung werden, eine geistliche Familie. Als solche ist das neue Volk Gottes Herde des guten Hirten. Dieses Bild greift Jesus dann auf, wenn er sich selbst als diesen guten Hirten offenbart und seine Jünger als seine Herde. Wir betrachten es im heutigen Evangelium.
„Kommt mit Dank durch seine Tore“ ist wörtlich zunächst auf die Stadttore Jerusalems und des Tempelareals gemeint, durch die die Heiden in die Höfe des Tempels gelangen. Im weiteren Sinn meint es auch die Heidenchristen der jungen Gemeinden der Apostelgeschichte. Diese treten durch das Tor der Taufe hindurch in den Hof des Heiligtums Gottes, der in ihren Herzen Wohnung nimmt. Sie treten durch das Tor, wenn sie sich zur Eucharistie versammeln (wohl in Hausgemeinschaften). So ist es mit allen Menschen, die bis heute die Liturgie feiern. Die ganze Menschheit tritt durch das Tor des Todes ein in die Ewigkeit.
„Dankt ihm, preist seinen Namen!“ Dazu haben vor allem jene Neugetauften der Apostelgeschichte Anlass. Sie sind gerettet worden auf das ewige Leben hin. Dies veranlasst sie zu Lob und Dank.
Gott ist gut. Er hat das Heil jedes Menschen im Sinn. Er ist wirklich treu und verlässt seine Schäfchen nie. Deshalb können wir Menschen nicht anders, als zu jubeln über seine guten Taten an uns. Wir erkennen sie nicht immer und manchmal verdunkeln die Krisen unseres Lebens den dankbaren Blick auf das, was wir haben und was uns gelingt. Doch Gott ist immer der gleiche gute Gott, dem Ehre gebührt – gestern, heute und in Ewigkeit.
Das ganze Tempelthema begleitet uns noch weiter, denn die Hirtenrede, die Jesus im Evangelium hält, hält er aus Anlass des Tempelweihfests in Jerusalem. Doch zunächst hören wir auch in der zweiten Lesung, dass Gottes Heil universal ist.

Offb 7
9 Danach sah ich und siehe, eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen. Sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm, gekleidet in weiße Gewänder, und trugen Palmzweige in den Händen.
14 Und er sagte zu mir: Dies sind jene, die aus der großen Bedrängnis kommen; sie haben ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht.
15 Deshalb stehen sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm bei Tag und Nacht in seinem Tempel; und der, der auf dem Thron sitzt, wird sein Zelt über ihnen aufschlagen.
16 Sie werden keinen Hunger und keinen Durst mehr leiden und weder Sonnenglut noch irgendeine sengende Hitze wird auf ihnen lasten.
17 Denn das Lamm in der Mitte vor dem Thron wird sie weiden und zu den Quellen führen, aus denen das Wasser des Lebens strömt, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.

Zunächst zur Kontextualisierung: Am Anfang des siebten Kapitels schaut Johannes vier Engel an den vier Weltecken. Diese haben die Macht, die Schöpfung zu zerstören. Sie dienen Gott bei der Rückführung der Schöpfung am Ende der Zeiten. Alles wird sozusagen auf Werkseinstellungen zurückgesetzt, bevor Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen kann. Bevor die Wehen des Weltendes aber einsetzen, werden die Menschen besiegelt. Diese Besiegelung bewahrt die Menschen weder vor dem biologischen Tod noch vor Leiden. Im Gegenteil. Für den Glauben an Christus müssen sie besonders viel leiden und Bedrängnis erfahren. Doch die Besiegelung ist dennoch Schutz und Vermächtnis. Denn sie sind es, die am Ende siegen und vor Gott treten dürfen! Es bildet sich nun ein Israel als theologischer Begriff für das neue Gottesvolk bestehend aus ALLEN Völkern, Stämmen, Sprachen und Nationen. Christus ist für alle Menschen gestorben, sodass alle Menschen eine Chance bekommen. Es ist nun die Entscheidung jedes Menschen, dieses Heil anzunehmen oder nicht.
Das Besondere an der unzählbaren Schar, die Johannes danach sieht und von der wir in der Lesung gehört haben, ist ihre Bekleidung, die für uns einen Code darstellt: Sie tragen weiße Gewänder als Uniform des Himmels. So werden schon die Engel in den Evangelien beschrieben. Weiße Gewänder stellen die überreiche Gnade dar, die Verklärung der Menschen in der Herrlichkeit Gottes. Schon Jesus leuchtete so hell bei der Verklärung auf dem Berg Tabor, sodass drei seiner Apostel dies schon sehen durften. Die Sieger, wie diese Menschenmenge vor dem Thron Gottes immer genannt wird, tragen Palmzweige in den Händen. Der Geist Gottes gibt Johannes also noch einen wichtigen Code ein, denn Palmzweige sind Zeichen des Triumphes. Wenn wir die Ikonographie betrachten, fällt uns auf, dass die Märtyrer sehr oft mit einem Palmzweig dargestellt werden – sie sind es. Sie sind die ultimativen Sieger, die sofort nach ihrem Tod in das Himmelreich eingehen dürfen. Sie haben ihr biologisches Leben verloren für den Glauben und die Standhaftigkeit gegenüber Gott. Dafür werden sie sofort belohnt. Welchen größeren Sieg kann man davontragen als diesen!
Um dieses Bild mit dem ersten der Besiegelten zu verbinden: Jene, die besiegelt sind und durchgehalten haben, dürfen nun triumphieren. Die getauften Christen, die ihrer Berufung zur Heiligkeit nachgekommen sind, die sich bewährt haben in der Bedrängnis der zunehmend gottlosen Welt, dürfen nun ganz bei Gott sein. Sie sind es, die wir Heilige nennen. Es gibt offiziell Heiliggesprochene, aber auch viele inoffizielle Heilige, deren Heiligkeit nicht öffentlich bekannt ist, die aber Gott ganz genau kennt – ebenso ihre Nahestehenden. Was Johannes sieht, ist die triumphierende Kirche. Sie ist schon am Ziel angekommen und kann nur noch jubeln.
Diese Heiligenschar beteiligt sich am himmlischen Gottesdienst, nimmt teil am himmlischen Lobpreis der Engel, der Ältesten und Lebewesen.
Einer der Ältesten spricht den Visionär an und fragt nach der Identität der Menschenschar. Dieser wirft die Frage auf den Fragesteller zurück, der dies zum Anlass nimmt, ihm die entscheidende Erklärung anzubringen: „Dies sind jene, die aus der großen Bedrängnis kommen; sie haben ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht.“ Es sind die Heiligen, die durchs Feuer des Leidens gegangen sind und nun bei Gott sind. Die große Bedrängnis kann einerseits auf das Erdenleben allgemein bezogen werden, andererseits soll eine große Bedrängnis kommen, die eine ganz konkrete Phase der Menschheitsgeschichte meint. Es wird in der Theologie stets darüber diskutiert, ob das präsentisch oder futurisch zu verstehen ist, also etwas noch Ausstehendes meint oder etwas, was gerade passiert. Klar ist: Je gottloser die Welt, desto größer die Bedrängnis der Christen. Und das Entscheidende ist: Sie haben ihre Gewänder im Blut des Lammes weiß gemacht. Das ist ein Bild, denn Blut tränkt etwas rot, nicht weiß. Es ist zutiefst theologisch zu verstehen und meint dasselbe wie die Besiegelung: die Taufe. Wir haben unsere Gewänder weiß gemacht, also gereinigt, durch das Blut des Lammes, also durch den Kreuzestod Jesu Christi, bei dem er sein Blut für alle vergossen hat. Dieses Blut reinigt die Schuld. In der Taufe haben wir uns von seinem Blut reinigen lassen, sodass unsere Gewänder ganz weiß geworden sind. Sie ist eine Taufe zur Vergebung der Sünden. Die erlangte Taufgnade ist dieses weiße Gewand.
Und dann kommt die große Verheißung, die uns an den vierten Ostersonntag erinnert: Das Lamm wird sie weiden auf den grünen Auen des Himmelreichs. Wie sonderbar, dass ein Lamm der Hirte ist! Und doch macht dies die Mittlerschaft Christi des Neuen Bundes aus. Er ist einer wie wir – ein Lamm – und doch ist er wahrer Gott. Und deshalb weidet er die anderen Schafe der Herde Gottes. Diese Herde setzt sich aus den Besiegelten zusammen, die sich bis zum Schluss bewährt haben. Sie erfahren die Erquickung des kühlen Schattens, die Stillung von Hunger und Durst, das Zelt über dem Kopf. Diese Bilder für die Seligkeit des Himmelreichs sind für uns auch zutiefst liturgisch. Die Nahrung, die uns sakramental schon mit der Eucharistie geschenkt wird, das Wasser des hl. Geistes, das uns in den Sakramenten und Sakramentalien geschenkt wird, das Zelt als Bild für den Tempel, für uns die Kirche. Der gute Hirte tröstet uns und erlöst uns von unserem Leiden, indem er unsere Tränen abwischt. So ist Gott.

Joh 10
27 Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir.
28 Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen und niemand wird sie meiner Hand entreißen.
29 Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen.
30 Ich und der Vater sind eins.

Am vierten Sonntag der Osterzeit betrachten wir Christus als guten Hirten. Deshalb werden in den drei Lesejahren drei verschiedene Ausschnitte aus der Hirtenrede Jesu verlesen. Jesus hält diese Rede zur Zeit des Tempelweihfests. Bei diesem Fest im Winter, das wir auch unter dem Begriff Chanukka kennen, gedenken die Juden der Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem.
Jesus ist wieder dort, denn er ist ein frommer Jude. Zu den Wallfahrtsfesten kann man ihn mit seinen Jüngern immer wieder in Jerusalem antreffen. So ist Jesus nun in der Halle Salomos, wo später dann Petrus eine Bekenntnisrede halten wird aufgrund der Heilung eines Gelähmten. Diese Halle ist wichtig, denn sie ist nach König Salomo benannt, der den ersten Tempel errichtet hat.
Die Juden stellen Jesus mal wieder auf die Probe, indem sie von ihm ein öffentliches Selbstbekenntnis fordern. Sie verstehen nicht, dass Jesus sie durch seine Taten, Worte und vor allem prophetischen Zeichenhandlungen darauf führt. Sie sollen von sich aus seine Messianität erkennen.
Seine Schafe dagegen hören auf seine Stimme und folgen ihm. Es sind jene, die seine Jünger geworden sind. Jesus kennt seine Schafe. Die Zuhörer werden daraus geschlossen haben, dass er ihre Namen kennt oder woher sie kommen. Doch Jesus meint noch so viel mehr. Es schließt sich mit seinen Worten der Kreis zu den vielen prophetischen Worten des Alten Testaments, die Gottes absolute Kenntnis unserer Herzen umschreiben. So denken wir z.B. an Jes 44,24, wo es heißt: „So spricht der HERR, dein Erlöser, der dich von Mutterleib an geformt hat.“ Solcherlei Sätze gibt es viele bei Jesaja, Jeremia etc. Der Menschensohn kennt die Menschen durch und durch, weil er Gott ist.
Jesus gibt seinen Schafen das ewige Leben. Er kümmert sich nicht nur um das leibliche Wohl, sondern es geht vor allem um das Himmelreich. Dieses ermöglicht er den Menschen durch seine Hingabe am Kreuz. Das kündigt er mit solchen Worten schon an.
„Sie werden niemals zugrunde gehen und niemand wird sie meiner Hand entreißen.“ Das spricht Jesus über den Einzelnen, aber auch von der Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen. Er tut es, wenn er Petrus sagt, dass die Mächte der Finsternis sie nicht überwältigen werden. Und Paulus fragt in dem berühmten Satz: Was kann uns scheiden von der Liebe Christi?
Gott ist der Allmächtige und er siegt über die bösen Mächte. Er wird seine geliebten Kinder vor dem Bösen retten, die gerettet werden wollen. Wenn wir Gott sagen, wenn Jesus Gott sagt, meint er die Einheit von sich und dem Vater. Deshalb sagt er hier auch am Ende „ich und der Vater sind eins.“ Sie sind beide Gott. Wenn er von der Macht des Vaters spricht, ist es kein Widerspruch dazu, dass die Schafe SEINER Hand nicht entrissen werden.

Es wird uns eine große Verheißung geschenkt, auf die wir nur mit großer Zuversicht und Vertrauen antworten können. Der Herr ist bei uns und nichts kann uns von seiner Liebe trennen! Spitzen wir stets unsere Ohren und bleiben wir hellhörig, damit wir die Stimme des guten Hirten stets heraushören – auch in dem Lärm unserer Zeit! Er möchte uns durch das Tal des Todes dieses Lebens voller Tränen auf die grünen Auen des Himmelreichs führen. Das dürfen wir nie aus dem Fokus verlieren.

Ihre Magstrauss

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