Samstag der 11. Woche im Jahreskreis

2 Chr 24,17-25; Ps 89,4-5.29-3o.31-32.33-34; Mt 6,24-34

2 Chr 24
17 Nach dem Tod Jojadas kamen die führenden Männer Judas zum König und warfen sich vor ihm nieder. Dieser hörte damals auf sie,
18 sodass sie den Bund des HERRN, des Gottes ihrer Väter, verließen und die Kultpfähle und Götzenbilder verehrten. Wegen dieser Schuld kam ein Zorngericht über Juda und Jerusalem.
19 Der HERR schickte Propheten zu ihnen, um sie zur Umkehr zum HERRN zu bewegen, aber man hörte nicht auf ihre Warnung.
20 Da kam der Geist Gottes über Secharja, den Sohn des Priesters Jojada. Er trat vor das Volk und hielt ihm vor: So spricht Gott: Warum übertretet ihr die Gebote des HERRN? So könnt ihr kein Glück mehr haben. Weil ihr den HERRN verlassen habt, wird er euch verlassen.
21 Sie aber taten sich gegen ihn zusammen und steinigten ihn auf Befehl des Königs im Hof des Hauses des HERRN.
22 König Joasch dachte nicht mehr an die Treue, die ihm Jojada, sein Vater, erwiesen hatte, sondern ließ dessen Sohn töten. Dieser aber rief sterbend aus: Der HERR möge es sehen und vergelten.
23 Um die Jahreswende zog das Heer der Aramäer gegen Joasch. Sie drangen nach Juda und Jerusalem vor und machten alle führenden Männer des Volkes nieder. Ihre gesamte Beute brachte man zum König von Damaskus.
24 Mit nur wenig Kriegern war das Heer der Aramäer gekommen; aber der HERR gab ein sehr großes Heer in ihre Hand, weil die Israeliten den HERRN, den Gott ihrer Väter, verlassen hatten. So vollzogen die Aramäer an Joasch das Strafgericht.
25 Als sie abzogen und ihn schwerkrank zurückließen, verschworen sich seine Diener gegen ihn wegen der Blutschuld am Sohn des Priesters Jojada und erschlugen ihn auf seinem Bett. Man begrub ihn in der Davidstadt, aber nicht in den Gräbern der Könige.

Heute hören wir aus dem zweiten Buch der Chroniken die Fortsetzung der gestrigen Episode aus 2 Kön. Wie so oft wendet sich das Volk mit dem Tod eines frommen Priesters ab, der den König bis dahin positiv beeinflusst hat. König Joasch, der zurzeit regiert, hat kein festes Rückgrat, sondern lässt sich von Frevlern unter den führenden Männern Judas vom rechten Glauben abbringen. Wir erinnern uns: Er ist erst sieben Jahre alt, als er König wird. So werden Kultpfähle aufgestellt, die vor allem der Aschera, der ugaritischen Fruchtbarkeitsgöttin, gewidmet worden sind. Auch Götzenbilder sind angebetet worden, was für Gott ein schweres Vergehen darstellt, den Bundesbruch und eine ehebrecherische Tat.
Gott lässt seine Braut Israel aber nicht in die Irre gehen, sondern möchte sie zurückholen. Deshalb kommt auch das Zorngericht über Juda und Jerusalem. Dies kündigt sich durch die Rufe zur Umkehr an, die durch mehrere Propheten erfolgen. Schließlich tritt auch der Sohn des Jojada auf, des frommen Priesters, der König Joasch bis zu seinem Tod zu einem gottesfürchtigen Verhalten angehalten hat. Secharja versucht, im Namen Gottes die Judäer wieder zur Besinnung zu rufen, doch sie hören nicht auf ihn. Er sagt ihnen, dass sie keinen Segen haben werden, wenn sie den Weg der Gebote Gottes verlassen. Doch König Joasch befiehlt, Secharja zu steinigen, um ihn mundtot zu machen – und somit wohl auch sein Gewissen. Er tut somit nicht nur Secharja Unrecht, sondern auch seinen Vater Jojada, der dem König so viele Jahre treu gedient hat. Dabei ist interessant, dass Secharja im Tod noch nach Gottes Vergeltung ruft. Darin tut er das Gegenteil von Stephanus. Dieser ruft nach der  Barmherzigkeit Gottes, die diese Sünde nicht anrechnen soll. Für seine Zeit verhält sich Secharja aber ganz normal. Er hofft im Letzten auf die Gerechtigkeit Gottes und legt somit wie Stephanus sein Leben in Gottes Hände.
Wenig später wird Juda dann von den Aramäern angegriffen und besiegt, die die führenden Männer des Volkes umbringen – also jene, die den König zum Götzendienst verführt haben. Die Aramäer sind eigentlich mit einem kleinen Heer gegen Juda vorgegangen, doch Gott lässt diese Niederlage zu, weil es das Strafgericht an seinen untreuen Bündnispartnern darstellt. Göttliches Gericht trägt sich nicht erst am Ende der Zeiten und am Ende des irdischen Lebens zu, sondern Gott richtet schon im Laufe des Lebens. Er tut es, damit die Menschen noch in diesem Leben umkehren, solange es möglich ist! Dies offenbart uns, dass Gott kein Sadist ist, der seine Kinder gerne leiden sieht, sondern uns mit brennender Liebe aufsucht, um uns von dem falschen Weg zu ihm zurück zu bringen.
Es endet für Joasch sogar tödlich, denn als er schwerkrank daniederliegt, wird er durch die Verschwörung seiner Diener umgebracht. Sie haben dadurch den ungerechten Tod Secharjas gerächt. Joasch erfährt sogar noch nach seinem Tod die Höchststrafe: Man begräbt ihn nicht bei den Königen, wenn auch in Jerusalem. Für einen gläubigen Juden ist die Bestattung bei den Vätern von höchster Relevanz. Deshalb nehmen sie z.B. große Anstrengungen in Kauf, Josephs Leichnam von Ägypten in die Heimat zurückzuführen. Wer aber umgebracht wird, wessen Blut am besten noch in die Erde hinabfließt und wer von den Tieren zerfressen wird, hat das schlimmste Übel getroffen. Hier findet wenigstens eine Bestattung statt, doch sie ist aus jüdischer Sicht als Exil des Leichnams zu bewerten. Joasch findet kein gutes Ende, weil er die vielen Warnungen Gottes ignoriert und die Chancen zur Umkehr nicht genutzt hat. Er hat sich somit sein Urteil selbst gefällt.

Ps 89
4 Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Erwählten und David, meinem Knecht, geschworen: 5 Auf ewig gebe ich deinem Haus festen Bestand und von Geschlecht zu Geschlecht gründe ich deinen Thron.
29 Auf ewig werde ich ihm meine Huld bewahren, mein Bund mit ihm ist verlässlich.
30 Sein Haus lasse ich dauern für immer und seinen Thron wie die Tage des Himmels.
31 Wenn seine Söhne meine Weisung verlassen, nicht mehr leben nach meiner Ordnung,
32 wenn sie meine Gesetze entweihen, meine Gebote nicht mehr halten,
33 dann werde ich ihr Vergehen mit der Rute strafen und ihre Sünde mit Schlägen.
34 Doch ich entziehe ihm nicht meine Huld, breche ihm nicht die Treue.

Als Antwortpsalm beten wir Ps 89, der in den uns hier vorliegenden Versen an den Bundesschluss des Volkes mit Gott erinnert. Es ist ein Blick auf das Treueversprechen, das Israel Gott gemacht hat. Dadurch wird uns die Diskrepanz deutlich, die zu der Lesung besteht.
Gott selbst spricht in Vers 4 die Worte: „Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Erwählten und David, meinem Knecht, geschworen.“ Wörtlich steht hier „Ich schnitt einen Bund (im Hebräischen schneidet man, כָּרַ֣תִּֽי karati „ich schnitt“) mit meinem Erwählten, ich schwor meinem Knecht David.“ Es handelt sich also nicht um zwei Personen, sondern bezieht sich beides auf ein und dieselbe Person. Gott hat einen Bund mit diesem besonderen König geschlossen. Es handelt sich um die Bekräftigung und Ausweitung des Alten Bundes zu einer gesamtstämmischen Einheit. Gott hat bei diesem Bundesschluss versprochen, auf ewig festen Bestand zu geben und über die Generationen hinweg den Königsthron zu verleihen. Das Problem ist aber, dass Davids Nachkommen, so lesen wir es heute ja in der Lesung, den Bund gebrochen haben, sodass sie all diese Versprechen dadurch von sich gewiesen haben. Ihr Königsthron wird deshalb nicht auf ewig bestehen. Was sie erwartet und was sich schon in der heutigen Lesung gezeigt hat, ist bereits hier bei den Worten Gottes deutlich:
„Wenn seine Söhne meine Weisung verlassen (…), dann werde ich ihr Vergehen mit der Rute strafen und ihre Sünde mit Schlägen.“ Gott hat Juda mehrere Warnsignale in Form von Propheten gesandt, bevor er die Strafe vollzogen hat. Das wiederum lässt Gott zu, damit die Menschen danach zur Umkehr kommen. Das Babylonische Exil geschieht aufgrund des Götzendienstes, den Israel begeht. Entscheidend ist die Besinnung auf die eigenen Sünden, die das Unheil über sich selbst gebracht haben. Gott wird bei einem reumütigen Verhalten seine Barmherzigkeit nicht zurückhalten. Er ist treu und gibt seine untreue Braut nicht auf. Das sehen wir auch an uns selbst. Mit jeder Sünde, die wir tagtäglich begehen, werden wir Gott untreu, dem wir in der Taufe ja die Treue versprochen haben. Und er vergibt uns jedesmal, wenn wir aufrichtig bereuen und wieder zu ihm zurückkommen.

Mt 6
24 Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
25 Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen oder trinken sollt, noch um euren Leib, was ihr anziehen sollt! Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?
26 Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr niqqqqcht viel mehr wert als sie?
27 Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Spanne verlängern?
28 Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien des Feldes, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht.
29 Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen.
30 Wenn aber Gott schon das Gras so kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen in den Ofen geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!
31 Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen?
32 Denn nach alldem streben die Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht.
33 Sucht aber zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben.
34 Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug an seiner eigenen Plage.

Auch das Evangelium führt uns die absolute Radikalität von Treue vor Augen, die Jesus hier in der Bergpredigt verkündet.
Es ist unmöglich, zwei Herren zu dienen. Man kann nicht gleichzeitig Gott dienen und dem Widersacher mit seinen Verführungen. Der Mammon, von dem Jesus hier spricht, meint das Geld bzw. den irdischen Reichtum allgemein.
Die Menschen sollen arm vor Gott sein, das bedeutet vor allem die Einstellung: Sie sollen sich nicht um ihr Leben sorgen, sondern Gott vertrauen, der ihnen alles Notwendige an Lebensmitteln gibt. Er ist es auch, der sie mit Kleidung versorgen wird. Ganz in der Tradition der weisheitlichen Schriften des Alten Testaments bringt Jesus bei seiner Predigt Beispiele aus der Natur. Die Vögel leben vor sich hin, ohne sich um Ernte und Vorräte sorgen zu machen. Und doch versorgt Gott sie Tag für Tag. Warum sollte Gott es den Menschen nicht mindestens gleichtun, die noch viel mehr wert sind als die Vögel? Durch die übertriebene Sorge kann der Mensch sich sein Leben kein bisschen verlängern. Sorge ist wie ein Schaukelstuhl. Man arbeitet und verausgabt sich von den Kräften her, wenn man auf ihm schaukelt, doch man kommt kein bisschen mit ihm voran. Dasselbe gilt für den Vergleich mit einem Hamsterrad oder Laufband.
Jesus greift als weiteres Beispiel die Lilien auf, die in ihrer Schönheit von Gott gekleidet werden und darin König Salomo, den reichsten und prachtvollsten König übertreffen. Sie haben ihre Schönheit von Gott geschenkt bekommen. So sollen sich die Menschen keine Sorgen um ihre Kleidung machen.
Bei diesen beiden Aspekten – Sorge um Nahrung und um Kleidung – geht es nicht darum, dass man überhaupt keine Gedanken daran verschwenden soll, sondern um die übertrieben ängstliche Haltung, die ein Misstrauen gegenüber Gott impliziert. Gott ist es letztendlich, der uns die Gesundheit schenkt, arbeiten zu gehen und Geld zu verdienen. Er ist es, der uns eine Arbeitsstelle schenkt, der uns eine friedliche Gesellschaft bereitstellt, in der wir genug einkaufen können. Alles hängt von Gottes Segen ab. Und weil er uns Menschen so sehr liebt, sorgt er für uns. Wichtig ist dabei unsere Haltung: Wenn es uns darum geht, alles selbst in die Hand zu nehmen und dem Wirken des Geistes keinen Spielraum mehr zu lassen, dann zieht sich Gott auch zurück. Wenn wir ihn aber in unser Leben einladen und uns ganz und gar um das Reich Gottes kümmern, dann wird Gott unsere Haltung ganz ernst nehmen und alles, wirklich alles schenken, was wir brauchen.
Jesus sagt also nicht, dass wir überhaupt keine Sorge haben sollen, denn wir sind ja für unser Leben und auch das unserer Mitmenschen verantwortlich. Doch wir sollen nicht übertriebene Angst und Grübelei an den morgigen Tag verschwenden, weil diese Haltung von mangelndem Gottvertrauen zeugt. Die Haltung, die Jesus hier beschreibt, ist ein Leben in Gottes Geborgenheit. Wer ihm ganz vertraut, springt für ihn gerne ins Ungewisse, weil Gott den Menschen auffängt. Gottes Segen können wir aber nur haben, wenn wir ihm treu sind. Sonst ergeht es uns so wie Joasch in der Lesung. Diesem ging es keineswegs um das Reich Gottes, sondern um sich selbst. Er hat sich vom Götzendienst anderer anstecken lassen und schnell den Weg Gottes verlassen. Das zeigt, dass sein Verhältnis zu Gott nie von echter Liebe getragen war.

Fragen wir uns heute, wie es mit unserer Beziehung zu Gott steht. Lieben wir Gott von ganzem Herzen? Haben wir dieses unerschütterliche Gottvertrauen, dass in vermeintlichen Sackgassen der Herr uns einen Weg weist? Glauben wir an die Allmacht Gottes in Momenten, in denen der Feind so übermächtig erscheint?

Ihre Magstrauss

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