Mittwoch der 12. Woche im Jahreskreis

2 Kön 22,8-13; 23,1-3; Ps 119,33-34.35-36.37 u. 40; Mt 7,15-20

2 Kön 22-23
8 Damals teilte der Hohepriester Hilkija dem Staatsschreiber Schafan mit: Ich habe im Haus des HERRN das Buch der Weisung gefunden. Hilkija übergab Schafan das Buch und dieser las es.

9 Darauf begab sich der Staatsschreiber Schafan zum König und meldete ihm: Deine Knechte haben das Geld ausgeschüttet, das sich im Haus vorfand, und es den Werkmeistern übergeben, die im Haus des HERRN angestellt sind.
10 Dann sagte der Staatsschreiber Schafan zum König: Der Priester Hilkija hat mir ein Buch gegeben. Schafan las es dem König vor.
11 Als der König die Worte des Buches der Weisung hörte, zerriss er seine Kleider
12 und befahl dem Priester Hilkija sowie Ahikam, dem Sohn Schafans, Achbor, dem Sohn Michas, dem Staatsschreiber Schafan und Asaja, dem Diener des Königs:
13 Geht und befragt den HERRN für mich, für das Volk und für ganz Juda wegen dieses Buches, das aufgefunden wurde! Der Zorn des HERRN muss heftig gegen uns entbrannt sein, weil unsere Väter auf die Worte dieses Buches nicht gehört und weil sie nicht getan haben, was in ihm niedergeschrieben ist.
1 Der König ließ alle Ältesten Judas und Jerusalems bei sich zusammenkommen.
2 Er ging zum Haus des HERRN hinauf mit allen Männern Judas und allen Einwohnern Jerusalems, den Priestern und Propheten und allem Volk, Jung und Alt. Er ließ ihnen alle Worte des Bundesbuches vorlesen, das im Haus des HERRN gefunden worden war.
3 Dann trat der König an die Säule und schloss vor dem HERRN diesen Bund: Er wolle dem HERRN folgen, seine Gebote, Bundeszeugnisse und Satzungen von ganzem Herzen und ganzer Seele bewahren und die Worte des Bundes einhalten, die in diesem Buch niedergeschrieben sind. Das ganze Volk trat dem Bund bei.

Heute hören wir über den König Joschija, der als besonders frommer König in Juda gilt. Er ist mit nur acht Jahren König geworden und in seinem achtzehnten Regierungsjahr erteilt er den Befehl an seinen Hohepriester Hilkija, mit dem Geldbetrag im Tempel die Schäden am Gotteshaus auszubessern. Von Joschija ist bekannt, dass er eine umfassende Kultreform durchsetzte, das Pessachfest wieder einsetzte und die Verehrung anderer Gottheiten ganz ausmerzte.
Hilkija setzt den Befehl um und entdeckt bei den Renovierungsarbeiten das „Buch der Weisung“. Anscheinend war diese verloren gegangen, als die vergangenen Könige mit ihrem Tempelpersonal die Verehrung des einen wahren Gottes haben schleifen lassen. Es bleibt zunächst unbekannt, um welche Schriftstelle es sich handelt, die der Schreiber Schafan König Joschija vorliest. Zum Ende hin hören wir, dass es sich um das Bundesbuch handelt, also einen Abschnitt aus dem Buch Exodus. Joschija erkennt die Gräueltaten Judas und zerreißt als Zeichen der Buße seine Kleider. Er geht sofort in einen Bußmodus und bittet den Herrn um Verzeihung. Er erkennt auch, dass der Fund der Schriftrolle kein Zufall ist. Er bittet um eine Prophezeiung, die die Prophetin Hulda übernimmt. Sie vermittelt die Botschaft, dass Gottes Zorn wegen der Gräueltaten Judas wirklich groß ist und er diesen über das Reich auch ausschütten werde. Weil Joschija sich aber vor ihm gedemütigt und bereut hat, wird er die Ereignisse nicht mehr mitbekommen, sondern in Frieden sterben. Dies ist nicht Teil des heute gehörten Abschnitts, erklärt aber, warum Joschija im Folgenden das ganze Volk versammelt und aus dem Bundesbuch vorlesen lässt. Daraufhin geht Joschija den Bund mit Gott ein bzw. erneuert er den Bund, dem das Volk und seine Vorgänger untreu geworden waren, und verpflichtet sich offiziell auf die Gebote, Bundeszeugnisse und Satzungen Gottes. Das ganze versammelte Volk tut es ihm gleich. Wir lesen im weiteren Verlauf, dass auch das Pessachfest wieder neu gefeiert wird und die Liebe des Gottesvolkes mit Gott wirklich erneuert wird.
Wäre diese Schriftrolle nicht gefunden worden, hätte es diese Versöhnung mit Gott womöglich nicht gegeben. Es gibt keine Zufälle und offensichtlich ließ der Herr den Hohepriester ganz bewusst diese Schriftrolle finden. Wie überwältigend sind doch seine gute Vorsehung und seine große Barmherzigkeit! Obwohl ihm Unrecht widerfahren ist durch den Götzendienst und Bundesbruch des Gottesvolkes, verleiht er diesem die Chance zur Umkehr. So ist Gott mit jedem Menschen, der in Sünde fällt. Er schenkt ihm immer wieder die Chance eines Neuanfangs.

Ps 119
33 Weise mir, HERR, den Weg deiner Gesetze! Ich will ihn bewahren bis ans Ende.

34 Gib mir Einsicht, damit ich deine Weisung bewahre, ich will sie beachten mit ganzem Herzen!
35 Führe mich auf dem Pfad deiner Gebote, denn an ihm hab ich Gefallen!
36 Neige mein Herz zu deinen Zeugnissen und nicht zur Habgier!
37 Wende meine Augen davon ab, nach Nichtigem zu schauen, auf deinen Wegen belebe mich!
40 Siehe, nach deinen Befehlen hab ich Verlangen. Durch deine Gerechtigkeit belebe mich!

Als Antwort beten wir einige Verse aus dem längsten Psalm, den wir haben, der ein Weisheitspsalm ist. Er ist betitelt mit „Lebenslanger Wandel in der Weisung des Herrn“. 
Die Bitte um Weisung Gottes passt sehr auf die konkrete Situation in der Lesung: Joschija hat der Weisung gelauscht und sein Leben verändert. Er hat die Weisung vorlesen lassen in Anwesenheit des ganzen Volkes, auf dass auch dieses sich von den Sünden bekehrt. Joschija hat die Torah wirklich bis ans Ende seines Lebens bewahrt und sie mit ganzem Herzen beachtet. So soll auch unser Vorsatz sein: Auch wenn wir vielleicht bis zum jetzigen Zeitpunkt gesündigt haben, sollen wir uns von nun an für den Rest unseres Lebens von Herzen bemühen, nicht mehr zu sündigen.
Damit wir immer begreifen, was der Wille Gottes ist und wie seine Gebote zu verstehen sind, müssen auch wir wie der Psalmenbeter um Einsicht bitten. Seine Wege sind nachvollziehbar, aber seine Weisheit übersteigt unser menschliches Denken so oft, dass wir ohne seinen hl. Geist nicht verstehen können, was der Herr von uns möchte.
Das Bild des Weges durchzieht den ganzen Psalm, weil es sich um die klassische moralische Metapher handelt. Unser Leben ist ein Wandel auf einem Weg – entweder auf dem Weg Gottes oder auf dem highway to hell.
An dem Pfad der Gebote kann der Mensch nur Gefallen haben, weil er Frieden schenkt, eine innige Beziehung mit Gott und den Segen für das eigene Leben. Entscheidend ist, wohin sich das Herz neigt, denn Gebote sind nicht einfach zu halten: Gerade Jesus geht es in der Bergpredigt darum, diese größere Gerechtigkeit zu erklären, die die Gerechtigkeit der Pharisäer und Schriftgelehrten übersteigt: Es geht um die Befolgung der Gebote mit der richtigen Herzenshaltung: „Denn wo dein Herz ist, da ist auch dein Schatz.“ Deshalb erfolgt auch schon im Psalm die Bitte an Gott, dass dieser das Herz nach den Geboten ausrichtet und nicht nach der Habgier. Diese ist eine falsche Herzenshaltung, die von Gott wegführt. Wenn das Gottesvolk sich mit dem Herzen entfernt, beklagt Gott auch dem Propheten Jesaja in Kapitel 29, dass das Volk ihn mit den Lippen ehrt, aber das Herz weit weg ist. Lobpreis und gelebte Liebe müssen das Herz ganz bei Gott verorten. Gerade die Augen spielen dabei eine entscheidende Rolle: Worauf der Blick fällt, darauf zielt das Wollen ab. Was wir haben wollen, das beachten wir. Gott soll den Blick auf seine Gebote lenken, sodass der Beter nichts anderes möchte, als sie zu halten. Alles Nichtige dieser Welt, das von Gott wegführt, soll keine Beachtung finden.
Der Beter beteuert zum Schluss noch einmal, dass er nach Gottes Geboten Verlangen hat. Wir erfahren in diesen Versen auch, dass der Weg Gottes belebt. Dies ist in mehrfacher Hinsicht zu betrachten: Es ist nicht nur ein Weg des Lebens, weil er ein Leben in Fülle hier auf Erden schenkt. Es ist ein gesegnetes Leben im moralischen Sinne, weil wir im Stand der Gnade sind und somit eine fruchtbare Rebe am Weinstock des Herrn sind. Es ist auch im anagogischen Sinne der Weg des Lebens, nämlich des ewigen Lebens. Wenn wir auf diesem Weg gehen, dürfen wir nach unserem Tod die ewige Gemeinschaft mit Gott haben! Gott ist es, der dieses Leben schenken kann. Wir können uns nicht selbst erlösen, aber die Erlösung Jesu Christi in der Taufe annehmen. So ist uns das ewige Leben geschenkt.

Mt 7
15 Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch in Schafskleidern, im Inneren aber sind sie reißende Wölfe.

16 An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Erntet man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen?
17 Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor, ein schlechter Baum aber schlechte.
18 Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte hervorbringen und ein schlechter Baum keine guten.
19 Jeder Baum, der keine guten Früchte hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.
20 An ihren Früchten also werdet ihr sie erkennen.

Im Evangelium hören wir aus den letzten Abschnitten der Bergpredigt einige wichtige Worte: Jesus warnt die Jünger vor falschen Propheten, die sich tarnen und harmlos geben, doch in Wirklichkeit Böses im Schilde führen. Sie sind eine reale Gefahr, nicht nur für das biologische Leben, sondern vor allem für das ewige Leben. Sie verwirren die Schafe und bringen sie weg von Gott. Wie schnell fällt man auf die falschen Lehren rechtgläubig getarnter Propheten herein! Ehe man sich versieht, hat man den Weg Gottes, um den es auch im Psalm ging, schon verlassen. Deshalb ist es wichtig, wachsam zu sein und immer kritisch zu prüfen, ob jemand vom Hl. Geist erfüllt spricht oder ein Häretiker und Verführer ist.
Jesus sagt, dass man die Authentizität eines vermeintlichen Gottesdieners an den Früchten erkennt: Die Früchte zeigen, um welchen Baum es sich handelt. Das kann man nicht verbergen. Man kann nicht Trauben an einem Dornengestrüpp nachmachen oder Feigen an Disteln. Da gerät die Täuschung an ihre Grenzen. Deshalb muss man auf die Früchte eines Propheten achten, um ihn als von Gott oder vom Bösen einzuordnen. Was heißt das konkret? Wenn ein Prophet zum Beispiel Ereignisse ankündigt, die nicht eintreten, wenn ein Prophet sich für die Mächtigen dieser Welt ausspricht, die offensichtlich gegen Gottes Willen handeln, wenn er zur Sünde aufruft, statt zur Umkehr, dann sind das deutliche Zeichen schlechter Früchte.
Das Bild von Baum und Früchten ist vor allem ein moralisches. Jesus verwendet es immer wieder, um das Verhalten von Menschen zu erklären und auch auf das Gottesgericht zu beziehen. Der Mensch wird ja anhand des eigenen Verhaltens von Gott gerichtet werden. So hören wir am Ende davon, dass Gott einen schlechten Baum ins Feuer werfen wird. Das ist ein eindeutiges Bild für die Hölle. Dabei werden nicht nur Propheten gerichtet, sondern jeder einzelne Mensch.

Heute geht es um den moralischen Lebenswandel, der mit den Bildern des Weges und des Baums/der Früchte umschrieben wird. Es geht um Gottes Anklage, aber auch um die Chance zur Umkehr. Schauen wir genau hin, welchen Propheten wir Gehör schenken! Es gibt nicht immer so treue Propheten wie Hulda gegenüber König Joschija! Schauen wir dementsprechend nach den Früchten! Seien wir wachsam! Seien wir stets umkehrbereit! Hängen wir unser Herz ganz an den Herrn und vergessen wir die Liebe nie, die wir ihm versprochen haben! Dann bleiben wir auf dem Weg und dürfen in Ewigkeit bei ihm sein.

Ihre Magstrauss

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