Montag der 13. Woche im Jahreskreis

Am 2,6-10.13-16; Ps 50,16-17.18-10.20-21.22-23; Mt 8,18-22

Am 2
6 So spricht der HERR: Wegen der drei Verbrechen von Israel / und wegen der vier nehme ich es nicht zurück: Weil sie den Unschuldigen für Geld verkaufen / und den Armen wegen eines Paars Sandalen,

7 weil sie den Kopf des Geringen in den Staub treten / und das Recht der Schwachen beugen. Sohn und Vater gehen zum selben Mädchen, / um meinen heiligen Namen zu entweihen.
8 Sie strecken sich auf gepfändeten Kleidern aus / neben jedem Altar, Wein von Bußgeldern trinken sie / im Haus ihres Gottes.
9 Dabei bin ich es gewesen, / der vor ihren Augen den Amoriter vernichtete, der groß war wie die Zedern / und stark wie die Terebinthen; ich habe oben seine Frucht vernichtet / und unten seine Wurzeln.
10 Ich bin es gewesen, der euch / aus dem Land Ägypten heraufgeführt und euch vierzig Jahre lang / durch die Wüste geleitet hat, / damit ihr das Land des Amoriters in Besitz nehmen konntet.
13 Seht, ich lasse es unter euch schwanken, / wie ein Wagen schwankt, der voll ist von Garben.

14 Dann gibt es auch für den Schnellsten keine Flucht mehr, / dem Starken versagt die Kraft, / auch der Held kann sein Leben nicht retten.
15 Kein Bogenschütze hält stand, / dem schnellen Läufer helfen seine Beine nichts / noch rettet den Reiter sein Pferd.
16 Selbst der Tapferste unter den Kämpfern, / nackt muss er fliehen an jenem Tag / – Spruch des HERRN.

Heute beginnen wir eine Reihe von Lesungen aus dem Buch Amos. Er war ein Prophet, der gebürtig aus dem Südreich Juda stammte, aber um das Jahr 750 herum im Nordreich Israel gewirkt hat. Er war ein Vorläufer des Hosea und seine prophetischen Worte sind die ersten, die schriftlich festgehalten worden sind.
Der heutige Abschnitt ist dem sogenannten Völkerspruchzyklus entnommen, einer Reihe von Gottessprüchen an die verschiedenen Völker. Der Spruch gegen Israel ist besonders ausführlich und daran schließen sich weitere Gerichtsworte an. Was Amos im heutigen Abschnitt vermittelt, ist eine Anklage Gottes. Was er anklagt, ist vor allem das Unrecht der Mächtigen gegenüber der Armen, Bedürftigen und Machtlosen: Sie versklaven Menschen aufgrund einer kleinen Schuld, drücken den Kopf anderer in den Staub, begehen Sünden gegen die Keuschheit und entweihen dabei den heiligen Namen Gottes, haben kein schlechtes Gewissen, einen Wucher zu verlangen und Menschen in den Ruin zu stürzen.
Gott hat Israel so viel Gutes erwiesen, immer wieder aus der Not gerettet. Hier wird der Amoriter erwähnt, dessen Bedrohung Gott abgewandt hat, obwohl er ein starker Gegner gewesen war. Gott hat das Volk Israel aus Ägypten herausgeführt, vierzig Jahre durch die Wüste geführt und das verheißene Land geschenkt. Was wir hier hören, sind nicht einfach Vorhaltungen, mit denen Gott das Gottesvolk emotional erpressen möchte. Was wir hier lesen, ist ein Krisengespräch wie zwischen einem Ehepaar: Die Karten werden offen auf den Tisch gelegt, all das Störende angesprochen und daran erinnert, was man einander versprochen hat – die Treue. Gott legt Israel vor, wie er sich an das Bundesversprechen gehalten hat, das sie gemeinsam eingegangen sind. Er zeigt zugleich auf, dass Israel ihm untreu geworden ist, obwohl es Gott die Treue versprochen hat.
Weil Israel sich so verhalten hat, wird es die Konsequenzen zu spüren bekommen. Ab Vers 13 lesen wir eine Gerichtsankündigung: Es wird schwanken wie ein übervoller Garbenwagen, doch nicht deshalb, weil es so voller Geschenke wäre. Im Gegenteil: Wenn Gott den Wagen Israels zum Schwanken bringen wird, wird es der Anfang vom Ende sein. Dann wird es keine Flucht mehr geben. Gott wird offensichtlich zulassen, dass Israel politisch oder militärisch eine Niederlage erfahren wird. Dann werden die Bogenschützen nichts mehr ausrichten können, obwohl sie eigentlich sehr stark und fähig sind. Auch Boden- und Pferdetruppen werden nicht mehr siegen. Was hier deutlich wird, ist Gottes fehlender Segen. Er ist die eigentliche Macht und Stärke. Gewiss tut der Mensch sein Mögliches und bringt seine Fähigkeiten ein, doch wenn Gott nicht auf seiner Seite ist, wird ihm nichts gelingen. Der Mensch kann sich nicht auf seine eigenen Fähigkeiten allein verlassen. Das ist uns eine wichtige Botschaft: Auch wenn wir noch so gebildet sind, viel für unsere Gesundheits- und Altersvorsorge tun, in allem immer Vorsicht walten lassen, haben wir dennoch nicht die Kontrolle über unser gesamtes Leben. Gott ist es, der alles in seinen Händen hält. Wie wichtig ist es doch, die Beziehung zu ihm zu pflegen – nicht aus Angst vor Strafe, sondern aus Liebe!

Ps 50
16 Was zählst du meine Gebote auf und führst meinen Bund in deinem Mund? 
17 Dabei war Zucht dir verhasst, meine Worte warfst du hinter dich.

18 Sahst du einen Dieb, hattest du an ihm Gefallen, mit Ehebrechern hattest du Gemeinschaft.
19 Dein Mund redete böse Worte und mit Betrug verbindet sich deine Zunge.
20 Du setzt dich hin und redest gegen deinen Bruder, auf den Sohn deiner Mutter häufst du Verleumdung.
21 Das hast du getan und ich soll schweigen? Meinst du, ich bin wie du? Ich halte es dir vor Augen und rüge dich. 
22 Ihr, die ihr Gott vergesst, begreift es doch! Sonst zerreiße ich euch und niemand kann euch retten.
23 Wer Opfer des Dankes bringt, ehrt mich; wer den rechten Weg beachtet, den lasse ich das Heil Gottes schauen.

Auch im Psalm hören wir heute Gottes Vorwürfe. Er tut das nie, um uns fertig zu machen, sondern um uns wachzurütteln. Er möchte, dass wir zu ihm zurückkehren, bevor es zu spät ist. Deshalb appelliert er auch im Psalm an seine geliebten Kinder. Im ersten Teil des Psalms kritisiert Gott vor allem die unaufrichtige Opferpraxis, als ob ein paar Tieropfer Gott schon besänftigen, man aber weiterhin so böse leben kann, wie es im weiteren Verlauf des Psalms durchdekliniert wird.
Gott kann die Heuchelei nicht ausstehen. Er möchte nicht, dass seine Bundespartner ihn mit ihren Lippen preisen, aber gleichzeitig so schwere Sünden begehen. Sie belügen in erster Linie sich selbst, wenn ihnen Zucht verhasst ist und sie Gottes Gebote nicht halten, was mit „meine Worte warfst du hinter dich“ gemeint ist.
Israel nimmt nicht nur selbst Arme aus und begeht Sünden gegen die Keuschheit, wie wir im Abschnitt aus dem Buch Amos gehört haben, sondern tut auch nichts gegen Diebe und Ehebrecher. Es gibt sich mit bösen Menschen ab. Gott wirft auch böse und trügerische Rede vor. Es geht nicht nur um Taten, sondern auch um Worte, mit denen wir Menschen sündigen können. Jesus wird in der Bergpredigt noch eine dritte und allererste Ebene thematisieren: die Gedanken.
Israel sollte eine Solidargemeinschaft, eine einzige Familie sein. Stattdessen verleumden die Israeliten sogar die eigenen Familienmitglieder. Als Gottesvolk sollte man das Gefühl haben, eine Bundesgemeinschaft zu sein. Stattdessen ist man sich selbst der Nächste.
„Das hast du getan und ich soll schweigen?“ Gott kann es nicht ignorieren, weil er seine Kinder auf einen riesigen Abgrund zulaufen sieht. Er möchte nicht, dass sie verloren gehen. Er hält ihnen diese ganzen Dinge vor Augen, damit sie selbst erkennen und umkehren. So ist es auch heute: Gott kritisiert auch unsere Vergehen und unsere Gottlosigkeit, unseren Unglauben selbst innerhalb der Kirche. Er tut das nicht, weil ihm langweilig ist, sondern er möchte uns vor dem Verderben bewahren. Wir steuern mit hoher Geschwindigkeit dem ewigen Tod zu. Das möchte Gott verhindern.
Deshalb kündigt er mit aller Drastik das Gericht an, das sie bei Unbußfertigkeit ereilen wird. Und wenn das Gottesgericht kommt, kann ihnen keiner mehr helfen. Dann ist es zu spät.
„Wer Opfer des Dankes bringt, ehrt mich“ ist die richtige Haltung bei der Opferung. So sollen die Israeliten opfern, so sollen auch wir opfern! Nichts Anderes ist ja die Eucharistie, die „Danksagung“ heißt. Wenn wir ein Opfer des Dankes bringen – und damit ist nicht nur die äußerlich korrekte Form gemeint, sondern vor allem unsere Haltung, mit der wir der Hl. Messe beiwohnen! – dann ist es ein gottgefälliges Opfer, das er auch annimmt.
Zugleich können wir nicht einfach nur zur Messe gehen und dann zuhause machen, was wir wollen. Auch unser alltägliches Leben soll nach seinem Willen ausgerichtet sein. Dann werden wir am Ende unseres Lebens das Heil schauen, wenn wir nämlich Gott von Angesicht zu Angesicht schauen werden.


Mt 8
18 Als Jesus die Menge sah, die um ihn war, befahl er, ans andere Ufer zu fahren.

19 Da kam ein Schriftgelehrter zu ihm und sagte: Meister, ich will dir nachfolgen, wohin du auch gehst.
20 Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.
21 Ein anderer aber, einer seiner Jünger, sagte zu ihm: Herr, lass mich zuerst weggehen und meinen Vater begraben.
22 Jesus erwiderte: Folge mir nach; lass die Toten ihre Toten begraben!

Im heutigen Evangelium hören wir davon, dass Jesus wieder ans andere Ufer fährt. Was wir hier erfahren, ist der parallele Bericht zu Lukas im gestrigen Sonntagsevangelium. Es geht um den Ernst der Nachfolge.
Ein Schriftgelehrter kommt zu Jesus und möchte ihm nachfolgen, wohin er geht. Dieser Mann nimmt den Mund sehr voll. Dies nimmt Jesus zum Anlass, ihm und allen Umstehenden zu erklären, dass er selbst keinen Ort in dieser Welt hat: „Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.“ Das sagt er nicht nur deshalb, weil er keinen festen Wohnsitz hat und den Mann vorwarnen will. Jesus sagt dies auch, um angesichts des kommenden Lebensendes sein Leiden und die Ablehnung der Menschen anzudeuten. Es ist zu erklären mit den Worten des Johannesprologs: Er kam in sein Eigentum, doch die Seinen nahmen ihn nicht auf. Dies musste Jesus bereits erfahren, noch bevor er geboren wurde. Denn als seine Eltern in Betlehem eine Unterkunft suchten, wurden sie von jeder Herberge abgewiesen. Eine Höhle war das einzige, was ihnen zur Verfügung gestellt worden ist. Und so wie Jesu Leben begann, so würde es auch enden – ohne ein eigenes Grab. Selbst dieses wird ihm nur geliehen, nämlich von Josef von Arimatäa. Sein Haupt wird dabei für nur kurze Zeit in das Troggrab gelegt, bevor der Herr von den Toten auferstehen wird! Und für uns Christen ist es ähnlich, die wir Christus nachfolgen: So wirklich zur Ruhe kommen wir in Gott. Unsere wahre Heimat ist im Himmel und auf Erden sind wir wirklich nur zu Gast. Es ist ein Durchgang, eine Pilgerreise ins himmlische Jerusalem, die wir als Kirche begehen. Unser Haupt können wir hinlegen in der Gegenwart Gottes. Alles, was wir hier erleben, was wir Heimat nennen, ist von einer Vorläufigkeit geprägt.
Es wird noch von einem anderen Fall berichtet, als nämlich Jesus von sich aus jemanden zur Nachfolge ruft und dieser Mensch zunächst seinen Vater bestatten möchte. Die Nachfolge Jesu ist radikaler als die Nachfolge Gottes im Alten Testament. Als Elischa zum Beispiel als Nachfolger des Elija berufen wird, was wir gestern als erste Lesung gehört haben, wird ihm gestattet, sich von seiner Familie zu verabschieden. Er kocht aus dem Fleisch seiner Ackertiere noch ein Abschiedsmahl für seinen Vater. Jesus möchte eine radikalere Nachfolge, weil er nicht einfach ein Prophet ist, sondern der Messias. Er ist der Erstgeborene der neuen Schöpfung. Das bringt eine ganz neue Radikalität mit sich. Der Gerufene soll deshalb das Begräbnis den Toten überlassen und das Reich Gottes verkünden. Wie ist das zu verstehen, „lass die Toten ihre Toten begraben?“ Dafür muss man erst einmal erklären, wer die Toten sind: Es sind jene, die nicht das ewige Leben haben, die keine Hoffnung haben, die der ersten Schöpfung anhaften, die gefallen ist. Erst wer die Erlösung Jesu Christi annimmt, wird das ewige Leben erhalten, lebendig und nicht tot sein. Also sollen jene die Toten begraben, die nicht an das ewige Leben glauben. Die Israeliten glaubten zunächst, dass mit dem Tod alles zuende gehe. Erst später kommt eine Auferstehungsvorstellung auf, die sich aber vor allem auf die Auferstehung am Ende der Zeiten bezieht. Jesus verkündet jedoch das Leben nach dem Tod schon vor dem Ende der Zeiten, denn er sagt, dass er die Auferstehung und das Leben ist. Wer ihm nachfolgt, entscheidet sich, ebenfalls lebendig zu sein. Jesus möchte also von dem Mann, dass er sich von dem alten Leben absagt und nun an die Auferstehung glaubt.
Wir dürfen Jesus nicht missverstehen, genauso wenig wie bei den Aussagen über seine Familie. Jesus hasst familiäre Bindungen nicht. Er liebt seine Mutter und ehrt sie so sehr, dass er auch von uns möchte, dass wir sie als unsere Mutter ehren. Doch ausgehend von der biologischen Familie möchte er die Wichtigkeit der geistigen Familie erklären. Wie innig sind wir miteinander, wenn wir durch den Geist Gottes als Familie vereint sind! Wasser (des Hl. Geistes) ist dicker als Blut. Und auch mit der Berufung ist es so. Natürlich sollen wir unsere Familie lieben und unsere Eltern ehren. Das vierte Gebot besteht nach wie vor und Jesus möchte nicht ein einziges Iota davon wegnehmen! Doch wenn wir eine besondere Berufung zur Verkündigung des Reiches Gottes haben, eine geistliche Berufung, dann muss die geistliche Familie höher stehen als die biologische. Gott steht höher als die menschlichen Eltern. Wenn er einen besonderen Auftrag hat, soll der Mensch diesen erfüllen und darf menschliche Bindungen nicht höher stellen.

Heute geht es um den Ernst der Nachfolge, um die Radikalität des Lebens mit Christus. Umso mehr muss der Umkehrruf Gottes in Lesung und Psalm uns erreichen: Wenn wir Christus nachfolgen möchten, müssen wir unser altes Leben, das zum ewigen Tod führt, ablegen. Dann müssen wir wirklich umkehren und die Sünden bereuen. Gott ist barmherzig! Er ruft uns immer wieder rechtzeitig zu sich zurück, damit wir nicht verloren gehen. Schließlich möchte er, dass wir alle auf ewig bei ihm sein können. Nutzen wir die Chance und kehren wir um, damit wir nicht zu Totengräbern werden, sondern Kinder des lebendigen Gottes sind und bleiben!

Ihre Magstrauss

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