28. Sonntag im Jahreskreis (C)

2 Kön 5,14-17; Ps 98,1.2-3b.3c-4; 2 Tim 2,8-13; Lk 17,11-19

2 Kön 5
14 So ging er also zum Jordan hinab und tauchte siebenmal unter, wie ihm der Gottesmann befohlen hatte. Da wurde sein Leib gesund wie der Leib eines Kindes und er war rein.
15 Nun kehrte er mit seinem ganzen Gefolge zum Gottesmann zurück, trat vor ihn hin und sagte: Jetzt weiß ich, dass es nirgends auf der Erde einen Gott gibt außer in Israel. So nimm jetzt von deinem Knecht ein Dankgeschenk an!
16 Elischa antwortete: So wahr der HERR lebt, in dessen Dienst ich stehe: Ich nehme nichts an. Auch als Naaman ihn dringend bat, es zu nehmen, lehnte er ab.
17 Darauf sagte Naaman: Wenn es also nicht sein kann, dann gebe man deinem Knecht so viel Erde, wie zwei Maultiere tragen können; denn dein Knecht wird keinem andern Gott mehr Brand- und Schlachtopfer darbringen als dem HERRN allein.

Wir hören in der ersten Lesung vom syrischen Feldherrn Naaman. Er leidet an Aussatz und hört durch eine israelitische Sklavin von Elischa, dem Propheten Israels. Er reist zu diesem und nimmt zunächst Anstoß an der Einfachheit des Lösungsansatzes, den Elischa ihm vorschlägt: siebenmal in den Jordan abzutauchen. Schließlich gibt es in Syrien auch heilige Flüsse und dafür sei er nicht so weit gereist. Nach gutem Zureden der Sklaven und Überdenken seiner Einstellung nach dem Motto „Was gut ist, muss seinen Preis haben“, tut er nun, wie ihm geheißen. Er geht zum Jordan und taucht siebenmal unter. Dadurch wird er von seinem Aussatz geheilt.
Der heilige Fluss Jordan als heiliger und reinigender Fluss ist für uns ein wichtiges Signal. Als Christen erkennen wir hinter der Rede vom Jordan das Wasser der Taufe. Gott lässt solche Heilungserzählungen wie dieser Lesung zu, damit wir erkennen, wie er die Menschen nach und nach an die Taufe herangeführt hat. Immer wieder ist dieser Fluss zur Veranschaulichung des lebendigen Wassers, des Hl. Geistes geworden. Schon beim Durchschreiten des Jordans mit der Bundeslade kommt ihm eine besondere Bedeutung zu. Es zieht sich hindurch bis ins Neue Testament, wo Jesus selbst in den Jordan steigt zum Zeichen der Buße stellvertretend für die ganze Welt. Und so wie der Syrer Naaman äußerlich rein wurde – aber auch schon innerlich, da er seine Einstellung geändert hat! – so wird der Mensch in der Taufe rein von all seinen Sünden. Würde er in dem Moment tot umfallen, würde er direkt in den Himmel kommen. So reinigend ist das Wasser der Taufe. Sie ist zutiefst mit dem Glauben des Täuflings verbunden, so sehen wir schon bei Naaman, dass sein Untertauchen in den Jordan mit erwirkter Heilung ihn zum Glauben daran gebracht hat, dass es keinen Propheten gibt wie in Israel.
Wie gesagt ist auch seine innere Einstellung gewandelt worden, denn nach seiner Heilung bekennt er sich zum Gott Israels als den einzig wahren Gott. Er möchte Elischa ein Dankgeschenk machen als Zeichen seiner Wertschätzung. Elischa will es aber nicht annehmen, denn als Prophet gilt für ihn, was Jesus auch zu den Aposteln sagt: Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben. Was ihm als Gabe geschenkt ist, soll er unentgeltlich für die Menschen einsetzen. Das schließt natürlich nicht aus, dass man für seinen Unterhalt etwas gibt, damit er leben kann. Für die eigentliche Handlung soll er aber nichts verlangen, ebenso wenig wie Simon der Zauberer in der Apostelgeschichte.
Naaman versucht es mehrmals, aber merkt, dass er nichts ausrichten kann. Also möchte er Elischa zumindest so viel Erde geben, wie zwei Maultiere tragen können, da er keinem anderen Gott mehr Brand- und Schlachtopfer darbringen werde. Was hat es damit auf sich? Man nahm Erde mit, um daraus einen Altar für die Götter zu errichten. Naaman möchte Elischa diese Erde überlassen, da er anderen Göttern nicht mehr opfern werde und diese Art von Reisegepäck nicht mehr benötige.

Ps 98
1 Ein Psalm. Singt dem HERRN ein neues Lied, denn er hat wunderbare Taten vollbracht! Geholfen hat ihm seine Rechte und sein heiliger Arm.
2 Der HERR hat sein Heil bekannt gemacht und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker.
3 Er gedachte seiner Huld und seiner Treue zum Haus Israel. Alle Enden der Erde sahen das Heil unsres Gottes.
4 Jauchzet dem HERRN, alle Lande, freut euch, jubelt und singt!

Als Antwort wird ein Lobpreispsalm angestimmt. Gott hat in der gerade gehörten Episode wirklich wunderbare Taten vollbracht: Ein Mann ist nicht nur körperlich geheilt, sondern auch zum Glauben an den einzig wahren Gott gekommen. Wie so oft heilt Gott mit seinem Arm bzw. seiner Rechten.
„Alle Enden der Erde sahen das Heil“. Die ganze Welt sah die Heilstaten Gottes. Das betrifft die Israeliten, die aus Ägypten herausgeführt worden sind und bei den nichtjüdischen Völkern für Anerkennung gesorgt hat. Das betrifft umso mehr das ganze Erlösungsgeschehen Jesu Christi, das für eine weltweite Evangelisierung gesorgt hat bis an die damaligen „Enden der Erde“. Und es geht bis an die heutigen Enden! Wir sehen aber auch mit Blick auf die Lesung Naaman vor uns, der als Nichtjude das Heil Gottes sah und deshalb zum Glauben an ihm gekommen ist.
Der Anfang des Psalms ist so signalhaft für christliche Ohren. Es ist ein „neues Lied“, das auf den Messias hinweist und über die Rettungsaktionen Gottes an seinem auserwählten Volk hinausgeht.
Gott hat sein Heil zu allen Zeiten bekannt gemacht – er ist ein sich offenbarender Gott. Immer wieder hat er sich preisgegeben durch die Propheten. Sein Heilsplan war nie ganz verborgen. Mit Jesus Christus hat diese Offenbarung, das heißt seine Selbstmitteilung, einen Höhepunkt erreicht. So kann man wortwörtlich sagen: Gott hat sein Heil (יְשׁוּעָתֹ֑ו  jeschuato), seinen Jesus, der Welt bekannt gemacht. Dieser ist „seine Rechte“ und „sein heiliger Arm“. Der Hl. Irenäus von Lyon hat den Sohn und den Geist als die Hände Gottes bezeichnet. Durch Christus hat Gott die Heilstaten vollbracht – sowohl die Schöpfung (deshalb nennen wir Jesus auch den Schöpfungsmittler) als auch die Erlösung.
Vor den Augen der Völker ( הַ֝גֹּויִ֗ם  hagojim, die nichtjüdischen Völker!) hat Gott schon Gericht gewirkt, indem er das unterdrückte Volk aus der Knechtschaft der Babylonier befreit hat. Er hat auch vor den Heiden die Erlösung erwirkt (die Römer staunten nicht schlecht, als das Grab leer war, und der Hauptmann kam unter dem Kreuz zum Glauben). Gott wirkt Wunder auch heute noch vor den Augen der Nichtgläubigen und benutzt uns dafür. Wir sind heute seine Hände in dieser Welt, die anderen Menschen zum Glauben an Christus verhelfen. Schon damals hat er Elischa zu seinem Werkzeug gemacht, Naaman innerlich und äußerlich rein zu machen. Er tut das auch in der Taufe mit jedem Menschen. Dann werden wir aus der Knechtschaft der Erbsünde, aus dem Exil der Paradieslosigkeit befreit und reingewaschen. Am Ende der Zeiten, wenn Jesus als verherrlichter Menschensohn zurückkehrt, wird Gottes Gericht universal und für alle offenbar durchgesetzt werden.
Gott bleibt seinem Volk treu, der Alte Bund wurde nie verworfen. Gott bleibt auch uns treu, die wir ihm durch jede Sünde immer wieder untreu werden. So ist Gott. Er starb für uns, ohne sein Opfer davon abhängig zu machen, ob wir seine Liebe zurückgeben oder nicht. Er ist für uns gestorben, also können wir es ihm zurückgeben durch einen gerechten Lebensstil nach der Taufe. Das ist dann unsere Weise, ihn zurückzulieben. Wir leben nach seinen Geboten und zwar aus Liebe!
Seine Erlösungstat ist ein Grund zur Freude. Unsere Existenz, vor allem auf die Ewigkeit hin, haben wir allein Gott zu verdanken. Diese ist uns durch die Taufe geschenkt. Dadurch sind wir als Kinder Gottes neugeboren und als Erben eingesetzt worden. Das ist jeden Tag den Lobpreis Gottes wert, auch schon hier auf Erden! Im Himmel wird es unsere ewige Beschäftigung sein.

2 Tim 2
8 Denke an Jesus Christus, auferweckt von den Toten, aus Davids Geschlecht, gemäß meinem
 Evangelium,
9 um dessentwillen ich leide bis hin zu den Fesseln wie ein Verbrecher; aber das Wort Gottes ist nicht gefesselt.
10 Deshalb erdulde ich alles um der Auserwählten willen, damit auch sie das Heil in Christus Jesus erlangen mit ewiger Herrlichkeit.

11 Das Wort ist glaubwürdig: Wenn wir nämlich mit Christus gestorben sind, werden wir auch mit ihm leben;
12 wenn wir standhaft bleiben, werden wir auch mit ihm herrschen; wenn wir ihn verleugnen, wird auch er uns verleugnen.
13 Wenn wir untreu sind, bleibt er doch treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.

Heute hören wir erneut aus dem zweiten Timotheusbrief, den Paulus aus dem Gefängnis seinem Mitarbeiter und „geliebten Kind“ schreibt. In dem Abschnitt geht es um die Verheißung des Glaubens und das rechte Verhalten im Einsatz für den Glauben. Der Hintergrund der Argumentation Pauli scheint eine schwierige Phase für Timotheus zu sein, der entweder neu motiviert und ermutigt werden muss. Darum ging es schon letzte Woche.
So möchte Paulus, dass er an Jesus selbst denkt, der von den Toten auferweckt worden ist. Er ist der Grund, weshalb man Leiden auf sich nimmt. Und Paulus selbst kann das mit besonders viel Nachdruck sagen, denn er sitzt für das Evangelium Jesu Christi sogar im Gefängnis wie ein Verbrecher. Für Christus lässt er sich Fesseln anlegen. Wenn schon er trotz seiner Situation eine unerschütterliche Hoffnung behält, soll auch Timotheus nicht verzagen. Denn selbst wenn einem Steine in den Weg gelegt werden: „Das Wort ist nicht gefesselt.“ Gott findet immer Wege und Mittel, sich den Menschen zu offenbaren. Das Wort Gottes ist so fruchtbar, dass es sich immer vermehren wird. Was auch immer bei Timotheus los ist, es hindert Gott nicht daran, in dieser Welt bei den Menschen anzukommen.
Paulus nimmt sein Leiden bewusst an als Leiden für die „Auserwählten“, das heißt in diesem Fall jene, die zum Glauben kommen sollen oder sind. Er möchte alles tun, damit die anderen das ewige Leben wählen können.
Dann zitiert Paulus ein Wort, dessen erster Teil auch im Römerbrief vorkommt: „Wenn wir nämlich mit Christus gestorben sind, werden wir auch mit ihm leben; wenn wir standhaft bleiben, werden wir auch mit ihm herrschen; wenn wir ihn verleugnen, wird auch er uns verleugnen.“ Es bezieht sich auf die Taufe, die ein Sterben des alten Menschen mit Christus bedeutet. Dazu zählt auch die alte Lebensweise ohne Gott. Da Christus aber nicht im Tod geblieben, sondern auferstanden ist und lebt, so leben auch die Getauften mit ihm. Dieses neue Leben ist ein ewiges, das eine ganz neue Lebensqualität darstellt. Das Leben mit dem auferstandenen Christus ist zugleich ein Leben nach Gottes Geboten, wie sie Christus den Menschen gelehrt hat. Dabei hat er kein neues Gesetz eingeführt und das alte entkräftet, sondern das alte Gesetz erfüllt. In der neuen Sichtweise darauf sollen die Getauften leben. Und wenn die Getauften, so auch Paulus und Timotheus, bis zum Schluss daran festhalten, werden sie auch wie Christus erhöht werden, ja sogar mit ihm herrschen. Paulus spricht sich hier natürlich nicht für eine Vergöttlichung des Menschen aus, sondern für eine Gemeinschaft der bleibenden Menschen mit Christus über den Tod hinaus. Die Herrschaft ist zudem anders zu verstehen, als im weltlichen Sinne: Jesus erklärt, dass Herrschaft eine hingebende und dienende Fürsorge sein soll.
Und selbst wenn der Mensch Gott untreu wird, indem er sündigt, bleibt Gott treu. Er tut alles, damit der Mensch zu ihm zurückkehrt. Immer wieder rührt er ihn an, appelliert an sein Gewissen, bringt ihn in Situationen, die eine Gelegenheit zur Umkehr bieten. Gott kann auch seinen Bund nicht zurücknehmen, weil das seinem Wesen nicht entspricht. Wenn der Mensch verloren geht, dann aus eigener Verschuldung.

Lk 17
11 Und es geschah auf dem Weg nach Jerusalem: Jesus zog durch das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa.

12 Als er in ein Dorf hineingehen wollte, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie blieben in der Ferne stehen
13 und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!
14 Als er sie sah, sagte er zu ihnen: Geht, zeigt euch den Priestern! Und es geschah, während sie hingingen, wurden sie rein.
15 Einer von ihnen aber kehrte um, als er sah, dass er geheilt war; und er lobte Gott mit lauter Stimme.
16 Er warf sich vor den Füßen Jesu auf das Angesicht und dankte ihm. Dieser Mann war ein Samariter.
17 Da sagte Jesus: Sind nicht zehn rein geworden? Wo sind die neun?
18 Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden?
19 Und er sagte zu ihm: Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet.

Im Evangelium erklärt Jesus heute, wie wichtig die Dankbarkeit ist. Zugleich sehen wir anhand einer Heilungsgeschichte, wie Gottes Barmherzigkeit ist.
Jesus ist unterwegs nach Jerusalem und zieht durch das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa, also durch den nördlichen Teil des Hl. Landes. Als er in ein Dorf hinein möchte, kommen ihm zehn Aussätzige entgegen. Aussätzige hatten entweder eine Glocke bei sich, um die Menschen schon von Weitem zu warnen, oder sie riefen „Aussatz, Aussatz!“ Die Krankheit war höchst ansteckend, weshalb sie diese Maßnahmen ergreifen und isoliert vom Rest der Bewohner leben mussten.
Von Weitem rufen sie nun „Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!“ Sie rufen also nicht das Übliche, um Jesus vorzuwarnen, sondern sie rufen voller Sehnsucht und Glauben den Messias um Heilung an.
Es ist der Wille Gottes, dass sie geheilt werden. So sagt Jesus zu ihnen: „Geht, zeigt euch den Priestern!“ Was hat es damit auf sich? In Lev 14 werden verschiedene rituelle Anordnungen zusammengefasst, die von Aussatz Geheilte betreffen. Wer wieder rein ist, das wird offiziell von einem Priester festgestellt. Dann muss sich die Person einigen Riten unterziehen, um rituell wieder eingegliedert und kultfähig zu werden.
„Reinheit“ ist also kultisch zu verstehen, doch Jesus erklärt in seinem öffentlichen Wirken, dass wir uns um eine moralische Reinheit bemühen müssen. Diese erlangen wir durch Taufe und Beichte, wenn uns die Sünden vergeben werden. Reinheit ist im Neuen Bund nichts Äußerliches mehr, sondern betrifft das Innere des Menschen. Zwar wird äußerlich das „Bad der Wiedergeburt“ vorgenommen, also die Taufe in echtem Wasser vollzogen, doch geht es dabei nicht um die Säuberung des Körpers. Ob die Haut rein ist, ob irgendwelche körperlichen Symptome vorliegen, spielt keine Rolle mehr. „Kultunfähig“ ist nun nur noch, wer moralisch gesehen unrein ist.
Das Bemerkenswerte ist: Jesus behandelt die zehn Aussätzigen so, als ob sie bereits geheilt wären. Sonst würde er sie nicht zu einem Priester schicken. Das wird auch den Aussätzigen nicht entgangen sein. Doch ihr Glaube ist so stark, dass sie sich auf den Weg machen. Womöglich haben sie einen bereits einsetzenden Heilungsprozess angenommen. Jesus zeigt ihnen durch seine Anordnung darüber hinaus, dass er sich der Torah unterstellt. Er ist ein gesetzestreuer Jude und das soll den Menschen zum Zeichen dienen. Er ist nicht gekommen, die Torah zu entkräften. Gewiss hat er sie erfüllt mit seiner ganzen Person, doch er wollte keinen Bruch.
Die Aussätzigen haben ihren Glauben bewiesen dadurch, dass sie als Aussätzige den Weg zum Priester aufgenommen haben, obwohl sie noch nicht geheilt sind, zumindest noch nicht sichtbar. Deshalb erhört Gott ihre Bitte und sie werden unterwegs zum Priester geheilt.
Wir führen uns vor Augen: Die Heilung von Aussatz macht den Menschen in Israel wieder kultfähig. Aber nur ein einziger der Geheilten kehrt um für den Lobpreis.
Dieses Umkehren können wir auf verschiedene Weise verstehen. Es kann die Umkehr zu Christus meinen, und zwar lokal. Der eine Aussätzige ist zu Jesus zurückgekommen, um sich bei ihm zu bedanken. Wir können es aber auch moralisch verstehen: Der Mensch ist moralisch gesehen umgekehrt. Vielleicht war er weit weg von Gott, hat mit ihm gehadert, weil er mit so einer Krankheit geschlagen worden ist. Vielleicht hat ihm diese Heilung von Neuem gezeigt, dass Gott wirklich da ist und nur das Beste für ihn will. Vielleicht ist ihm ein neuer Glaube geschenkt worden, wenn er vorher nicht existierte. So kommt dieser Mensch also innerlich zurück, um Gott anzubeten. Vielleicht kehrt er zurück zum Kultort, um Opfer darzubringen, die vorgeschrieben sind. Er ist vielleicht der Einzige, der seine wiedergewonnene Kultfähigkeit nutzt, um Gott zu danken für die Gnade, die dieser ihm geschenkt hat. Er kommt zu Jesus und wirft sich vor ihm nieder. Das ist eine Anbetungsgeste. Womöglich hat er verstanden, dass dieser Mann der Messias ist. Wir erfahren, dass dieser eine dankbare Geheilte ein Samariter ist. Auch die Samariter haben den Messias erwartet.
Jesus thematisiert die Undankbarkeit der anderen, die zwar dieselbe Gnade erhalten haben, doch keine Reaktion zeigen. Und so fragt Jesus wie Gott in der Genesis nach dem Sündenfall: „Wo sind die neun?“ Gott sucht jeden Menschen. Er fragt immer wieder: „Wo bist du?“ Insbesondere dann stellt er die Frage, wenn der Mensch sich von ihm entfernt, wenn er gesündigt hat, wenn er nicht dankbar die Gaben Gottes empfängt, sondern sich gierig nimmt wie im Garten Eden.
Er sucht jedes verlorene Schaf wie der gute Hirte in dem Gleichnis. Die anderen sind trotz dieser spektakulären Heilung nicht umgekehrt, um Gott zu loben. Wenn wir das moralisch betrachten, erkennen wir einen wichtigen Aspekt bezüglich der Wunder Jesu: Sehr oft vollbringt er die Wundertaten, damit die Menschen zum Glauben kommen oder um den Glauben der Menschen zu stärken. Das ist aber keine Garantie dafür, dass es wirklich klappt. Zu glauben ist nicht nur ein Geschenk, sondern auch eine Entscheidung. Selbst wenn alles auf einem Silbertablett serviert wird, kann es abgelehnt werden.
Zum Samariter sagt Jesus: „Steh auf und geh! Dein Glaube hat dir geholfen.“ Er soll aufstehen, weil er sich ja vor Christus niedergeworfen hat. Es ist aber auch so zu verstehen, dass Jesus ihn zum Aufbruch in das neue Leben auffordert. Er ist nun reich beschenkt worden. Nun liegt es an ihm, aus dem neu gewonnenen Leben etwas zu machen. Es ist wie mit der Taufe, die eine Reinheit und „Kultfähigkeit“ vor Gott ermöglicht hat. Selbst konnte sich der Aussätzige nicht heilen. Es war die Gnade Gottes, die ihn geheilt hat. Doch was er nun mit seinem Leben anfängt, liegt in seiner Hand.
Wie wichtig ist es doch, dankbar zu sein! Wir lesen immer wieder im Alten Testament, wie das Volk Israel undankbar wird, Gottes Heilstaten vergisst und sich dann anderen Göttern zuwendet. Und das geht immer schlecht aus, denn Gott lässt das nicht mit sich machen. Seine Braut soll ihm nicht fremdgehen. Er kämpft um sie, um ihre Liebe, darum, dass sie zurückkommt. Und so heißt es schon in den Psalmen Davids immer wieder „vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“. Wir Christen wirken einer solchen „Amnesie“ entgegen durch die tägliche Eucharistie, der „Danksagung“. Das Kreuzesopfer Jesu Christi, das uns die Taufe und damit verbundene Gnade, das ewige Leben und die Erbschaft im Reiche Gottes ermöglicht hat, wird immer wieder vergegenwärtigt. Immer wieder danken wir dem Herrn dafür, dass er so weit gegangen ist, um uns zu retten. Und aus der Kraft dieses Sakraments heraus führen wir ein Leben, das der Dankbarkeit gegenüber Gott auch wirklich gerecht wird: ein Leben nach den Zehn Geboten, ein Leben nach dem Evangelium Jesu Christi.

Ihre Magstrauss


Kommentar verfassen

Bitte logge dich mit einer dieser Methoden ein, um deinen Kommentar zu veröffentlichen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s