Heute ist der Gedenktag der hl. Luzia von Syrakus, Sizilien. Sie lebte von 281 bis 310 und war Jungfrau und Märtyrerin. Schon sehr früh fühlte sie sich zur steten Jungfräulichkeit berufen und wollte ehelos bleiben, sehr zum Unmut ihrer verwitweten Mutter. Erst durch eine Krankenheilung auf die Fürsprache Luzias bei einer Wallfahrt zum Grab der hl. Agatha bekehrte sich die Mutter und wurde Christin. Die Mutter machte keinen Druck mehr auf Luzia, sondern unterstützte ihre Entscheidung zur Ehelosigkeit. Mit dem Vermögen der Familie gründete Luzia eine Armen- und Krankenstation. Sie brachte den Christen Essen, die sich in den Katakomben versteckten. Es gibt eine Überlieferung, welcher nach ihr Kopf wie erleuchtet aussah, als sie in der Dunkelheit mit beiden Händen voller Nahrungsmittel ihren Weg finden musste. Eine andere Quelle besagt, dass sie sich einen Kranz aus Kerzen auf den Kopf gesetzt hat, damit sie beide Hände frei hatte – eine Tradition, die bis heute z.B. in Schweden fortgesetzt wird. Wie so oft nahm das alles ein böses Ende, weil der Verlobte sich mit der gescheiterten Eheschließung nicht zufrieden gab. Luzia wurde dem Präfekten ausgeliefert, sollte zwangsprostituiert werden wie die hl. Agatha, was ihm aber nicht gelang, weil sie fest wie ein Felsen auf dem Boden verankert war. Selbst mit Magie konnte man sie nicht fortbewegen. Ebenso der Versuch, ein Feuer um sich herum zu entzünden oder siedendes Öl über sie zu gießen, konnte ihr nichts anhaben. Man stieß ihr ein Schwert durch die Kehle, doch sie betete laut weiter und verkündete das Ende der diokletianischen Christenverfolgung (der schlimmsten Verfolgung in der Antike). Einer anderen Quelle zufolge soll sie enthauptet worden sein. Eine Überlieferung erzählt davon, dass sich Luzia ihre Augen ausgerissen und auf einer Schüssel ihrem Verlobten geschickt habe, bevor ihre Augen wiederhergestellt worden seien. Diese Überlieferung hat eine große Wirkungsgeschichte: Bis heute wird die hl. Luzia darstellt mit einem Tablett, auf dem zwei Augen liegen. Luzia starb, nachdem ihr der Bischof die Eucharistie gereicht hatte.
Nach ihrem Tod entwickelte sich eine rege Reliquienpraxis und sie wurde aufgrund des julianischen Kalenders, der dafür sorgte, dass ihr Gedenktag der kürzeste Tag des Jahres war, zu einer furchteinflößenden Gestalt, zu einer Art weiblichem „Knecht Ruprecht“, die schlechtes Verhalten bestrafte. Viele weitere Bräuche entwickelten sich, so z.B. der relativ neue Brauch des Luziaumzugs und des Luzialichts auf dem Kopf. Luzia ist Patronin von Syrakus und Venedig; der Armen, Blinden, reuigen Dirnen, kranken Kinder; der Bauern, Glaser, Weber, Sattler, Polsterer, Schneider, Näherinnen, Elektriker, Messerschmiede, Kutscher, Pedellen, Dienerinnen, Hausierer, Torhüter, Schreiber, Notare, Anwälte, Schriftsteller (in England); gegen Augenleiden, Blindheit, Halsschmerzen, Ruhr, Blutfluss, Infektionskrankheiten und Kinderkrankheiten. Was sie erlitt, war ein häufiger vorkommendes Schicksal der frühen Christenheit. Christliche Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen ist insbesondere im heidnischen Kontext negativ betrachtet worden, vor allem wenn eine Eheschließung schon geplant war. Diese stellte ja stets eine politische Handlung dar, denn wichtige Familien verbündeten sich, das Ansehen wuchs, wirtschaftliche Interessen spielten ebenfalls hinein. Zugleich gab es eine heidnische Jungfräulichkeit, z.B. die Vestalinnen, also war dieser Lebensstil zumindest nicht unbekannt. Weitere frühchristliche Jungfrauen waren Barbara, Margareta, Katharina, Dorothea, Agatha, Agnes und Cäcilia. Als Evangelium ist für den Luziatag passenderweise das Gleichnis von den klugen Jungfrauen vorgesehen:
Mt 25
1 Dann wird es mit dem Himmelreich sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen.
2 Fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug.
3 Die Törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl,
4 die Klugen aber nahmen mit ihren Lampen noch Öl in Krügen mit.
5 Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein.
6 Mitten in der Nacht aber erscholl der Ruf: Siehe, der Bräutigam! Geht ihm entgegen!
7 Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen zurecht.
8 Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Lampen aus!
9 Die Klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es nicht für uns und für euch; geht lieber zu den Händlern und kauft es euch!
10 Während sie noch unterwegs waren, um es zu kaufen, kam der Bräutigam. Die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal und die Tür wurde zugeschlossen.
11 Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach uns auf!
12 Er aber antwortete ihnen und sprach: Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.
13 Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.
Mit dem Himmelreich wird es sein wie mit zehn Jungfrauen, die mit Lampen in der Hand dem Bräutigam entgegengingen. Im altorientalischen Kontext war es Sitte, einem Bräutigam auf dem Weg zu seiner Braut entgegenzukommen und ihn zur Braut zu führen. Wegen der Hitze werden Feiern am Abend angesetzt. Bei den Lampen, die die Brautjungfern mit sich tragen, handelt es sich um Stocklampen, die sehr klein sind und regelmäßig Öl nachgegossen bekommen müssen. Deshalb haben die klugen Jungfrauen Ölkrüge dabei.
Die Herausforderung besteht darin, dass die Brautjungfern nicht genau wissen, wann der Bräutigam kommt. Er lässt tatsächlich eine Zeit lang auf sich warten, weshalb die Frauen einschlafen. Dann aber mitten in der Nacht kommt der Bräutigam und die Brautjungfern „machen ihre Lampen zurecht“. Damit ist gemeint, dass sie die verkohlten Stücke des Dochts abtrennen und Öl nachgießen. Doch da merken die törichten Jungfrauen, dass sie nun ohne Ölkrüge ein Problem haben. Die Klugen erwidern, dass keine der Brautjungfern genug haben wird, wenn sie die Reserven aufteilen. Und so müssen die törichten Jungfrauen sich schnell das Öl besorgen. In der Zwischenzeit kommt aber der Bräutigam und geht mit den Jungfrauen in den Hochzeitssaal, wo die Tür verschlossen wird. Die Nachzüglerinnen kommen zu spät und kommen nicht mehr hinein. Sie rufen, doch der Bräutigam sagt: „Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.“ Und da geht uns auf, wer der Bräutigam ist: Jesus Christus selbst. Er spricht auf diese Weise. Das Gleichnis bringt er an, um folgendes zu verdeutlichen: „Er selbst ist der Bräutigam, der am Ende der Zeiten zur Hochzeit zurückkommen wird. Die Braut ist seine Kirche. Er kommt zu einem unbekannten Zeitpunkt und so müssen die Brautjungfern – die Christen – warten. Es ist nicht ein Dahinleben und Schleifenlassen, sondern ein stetes Gewappnet sein. Er erklärt, dass die Christen stets wachsam sein müssen, wenn sie am Ende das ewige Heil erlangen möchten. Das Öl sind die guten Taten, das Leben nach den Geboten Gottes, der Stand der Gnade. Öl wird zum Beispiel zur Salbung von Königen und Priestern eingesetzt und ist ein Sinnbild für die Salbung des Heiligen Geistes. Wir müssen von diesem also stets durchdrungen sein und das geht nur, wenn wir im Stand der Gnade sind. Und wenn Christus kommt und wir noch gar nicht bereit sind, ist es zu spät, umzukehren. Dann wird er mit den anderen in den Hochzeitssaal gehen und zu den bis dahin Unbußfertigen sagen: „Ich kenne euch nicht.“ Das erklärt Jesus so drastisch, um seinen Jüngern zu verdeutlichen, dass es irgendwann zu spät ist. Die Umkehr muss noch vor der Parusie geschehen.
Jesus möchte durch das heutige Bild betonen: Wir müssen wachsam sein, denn wir wissen nicht, wann das Ende der Welt ist. Wenn wir bei der Hochzeit des Lammes dabei sein möchten, müssen wir genug Öl dabei haben.
Die hl. Luzia ist eine dieser klugen Jungfrauen, die immer Öl dabei hatte, um nachzugießen. Ihre Liebe zu Christus war so groß, dass sie ihr ganzes Leben nur ihm widmen wollte. Daraus ergab sich eine brennende Liebe für die Bedürftigen und die verfolgten Christen. Unter großer Gefahr ging sie in die Katakomben und war den Menschen wirklich ein leuchtender Engel. Die Kerzen auf ihrem Haupt oder das übernatürliche Leuchten, je nachdem, welche Überlieferung eher stimmt, war nicht nur eine Orientierung, damit sie den Weg fand. Sie selbst ist zur Wegebnerin Christi geworden, des Bräutigams, der auch bereit war, in Zeiten der Verfolgung zu Seinesgleichen zu kommen. So ist den Christen in Zeiten absoluter Dunkelheit das Licht des Erlösers aufgestrahlt. Luzia kommt von lux, Licht. Möge die Heilige auch uns das Licht aufleuchten lassen, das Christus dem Volk auch in 2022 geben möchte, das im Dunkeln ist. Weihnachten ist schon in Sichtweite, der Bräutigam kommt – wenn auch beim ersten Kommen als Kind im Stall.
Hier die Auslegungen des Tages: https://magstrauss.com/2021/12/14/dienstag-der-dritten-adventswoche-2/
Hl. Luzia, bitte für uns!
Ihre Magstrauss