Heute begehen wir den Gedenktag vieler Heiliger – wie immer! Aus dem großen Pool möchte ich mich heute dem östlichen Mönch, Einsiedler sowie Klostergründer Theodosius widmen, nicht zu verwechseln mit dem mächtigen Kaiser Theodosius. Dieser Theodosius wurde 424 im kappadokischen Mogarissus geboren und starb 529 südlich von Jerusalem, nachdem er in den Höhlen ein Kloster mit 400 Mönchen gründete und zum Hauptverantwortlichen des regionalen Mönchswesens gemacht wurde. Er gehörte zu den großen Heiligen des hl. Landes im 5. und 6. Jahrhundert. In Kleinasien geboren ging er zunächst nach Syrien, wo er das syrische Mönchtum kennenlernte, bevor er ins hl. Land ging – eine häufig vorkommende Entwicklung bei Mönchen, getragen von der Sehnsucht, an den hl. Orten zu sein, an denen Gott selbst als Mensch lebte und wirkte. Immer wieder ist zu lesen, dass er als Prototyp des palästinischen Mönchtums zu betrachten sei.
Theodosius war der Sohn sehr frommer Eltern und ließ sich vom Lebensstil der Styliten beeindrucken. Die sogenannten „Säulenheiligen“ waren ein Typus von Heiligen der Ostkirche des 4. und 5. Jahrhunderts, die ihr Leben auf dem Kapitell einer Säule verbrachten und von besonderer Askese geprägt waren. Theodosius‘ Begegnung mit dem Styliten Simeon im Kloster Qal’at Sim’an prägte ihn so sehr, dass er selbst den klösterlichen Weg einschlug. Zunächst lebte er im Kloster am Davidsturm in Jerusalem, dann im Kloster Kathisma, bevor er sich als Einsiedler in die Höhlen von Mar Dosi zurückzog. Theodosius‘ Askese war von außergewöhnlicher Strenge. Der Überlieferung nach soll er nur eine Mahlzeit in der Woche zu sich genommen und dreißig Jahre lang kein Brot gegessen haben. Primär ging es Theodosius darum, Reisende, Bettler und Kranke an diesem Ort zu versorgen, stattdessen entstand eine große Klostergemeinschaft mit 400 Männern. Der Überlieferung nach geschahen an diesem Ort viele Wunder, so konnte Theodosius Kohlen ohne Feuer entzünden, rettete ein Kind aus einem Brunnen und erweckte ein anderes totes Kind zum Leben. Er heilte eine blutflüssige Frau, füllte Scheunen mit Getreide zur Zeit einer schlechten Ernte, ließ Regen fallen in Zeiten von Dürre und konnte sogar einen Heuschreckenschwarm wegschicken. Er soll auch die Gabe der Prophetie gehabt haben, sodass er ein Erdbeben voraussagte. Er ist auch bekannt für den Kampf gegen den Monophysitismus. Auch wenn er abgeschieden lebte, wusste er um die Entwicklungen in der Kirche und brachte sich für den rechten Glauben ein, indem er eine Bittschrift an Kaiser Anastasius I. schrieb. Was wir über das Leben des Theodosius wissen, verdanken wir wesentlich seinen beiden Schülern, Bischof Theodorus von Petra und Simeon Metaphrastes, die seine Lebensgeschichte niedergeschrieben haben.
In Zeiten des Spaßes und Genusses, des Vergnügens und der Ichbezogenheit sind uns Menschen wie Theodosius heilsame Erinnerungsträger – das Leben ist mehr als die hedonistische Ausschlachtung der eigenen Lebenszeit und womöglich der anderen. Das Leben soll Antwort sein auf die Liebe, mit der uns Gott zuerst geliebt hat. Der Weg in die himmlische Heimat ist gepflastert von Schmerz und Leid, von Opfern und Unnanehmlichkeiten, die jeder irgendwann erfährt, auch der Genusssüchtige. Je früher wir dem Leben ins Auge sehen, desto heilsamer ist es für uns, denn vor dem Leiden können wir nicht davonlaufen. Gehen wir es dagegen konstruktiv an wie all die Sühneseelen der Kirche, werden wir reich beschenkt mit allen Gnaden und wahren Freuden. Theodosius hat die weltlichen Freuden hinter sich gelassen, nur um die ewigen Freuden zu gewinnen. Denken wir daran, dass auch wir diese ewigen Freuden bei den schönen Seiten des irdischen Lebens, die natürlich auch Teil unseres Lebens sind und nicht verteufelt werden sollen, nicht vergessen. Überlegen wir heute ganz persönlich, wie wir unser bisheriges Leben ein Stück wesentlicher leben können – nicht als Nervenkitzel, sondern als Leben in Fülle.
Hier geht es zur Auslegung des Tages: https://magstrauss.com/2021/01/13/mittwoch-der-1-woche-im-jahreskreis-2/
Ihre Magstrauss
Liebe Margarete,
die Lebensweise dieses heiligen Theodosius aus dem 5.-6. Jahrhundert in Kappadokien ist beispielgebend.
105 Jahre alt werden auch heute nur Menschen mit bester Gesundheit und darauf achtender Lebensweise.
Nachdem der heilige Pedro de Alcantara, der zeitweise Beichtvater der heiligen Teresa von Avila (1515-1582) war, laut deren Aussage nur an jedem dritten Tag eine Mahlzeit zu sich nahm, ist die lediglich eine Mahlzeit pro Woche dieses heiligen Theodosius – nach allmählichem Eingewöhnen – durchaus vorstellbar. Für ihn, ja; für mich natürlich nicht: Wenn ich nur daran denke, überkommt mich schon ein kaum zu bändigendes Hungergefühl !
Herzliche und marianische Grüße
Dein Paul
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