Jes 55,10-11; Ps 34,4-5.6-7.16-17.18-19; Mt 6,7-15
Jes 55
10 Denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, ohne die Erde zu tränken und sie zum Keimen und Sprossen zu bringen, dass sie dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen,
11 so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, ohne zu bewirken, was ich will, und das zu erreichen, wozu ich es ausgesandt habe.
Wir hören heute aus dem Buch Jesaja. Das Kapitel, dem die hier vorliegenden Verse zugrunde liegen, handelt von der Wirksamkeit des göttlichen Wortes. Diese wird mit einem meteorologischen Bild verglichen: So wie Regen und Schnee auf die Erde kommen, diese tränken und die Früchte zum Keimen und Wachsen bringen und erst dann wieder in den Himmel zurückkehren, so ist das Wort Gottes ebenso fruchtbar, bringt die gesamte Schöpfung zum Keimen und Wachsen. Durch das gesprochene Wort Gottes geht in der Genesis überhaupt erst alles hervor. Und als das Wort dann Fleisch geworden ist, hat es so viel Frucht gebracht, dass es unzählige Seelen zum Keimen und Wachsen gebracht hat. Erst nachdem es endgültig Frucht gebracht hat am Kreuz und bei der Auferstehung, ist es zum Vater zurückgekehrt. Auch die Kirche ist wie dieses fruchtbringende Wasser, denn sie ist durchtränkt vom Hl. Geist. Sie sendet ihr lebendiges Wasser in alle Himmelsrichtungen hinaus und durchtränkt die ganze Erde. Bis sie zum Vater zurückkehrt am Ende der Zeiten, wird sie viele viele Seelen für ihn gewinnen. Und am Ende der Zeiten wird das lebendige Wasser, der Hl. Geist, die ganze zertrümmerte Schöpfung so durchtränken, dass er einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird!
Jesus, das fleischgewordene Wort Gottes, hat wahrlich dem Sämann Brot zu essen gegeben. Er hat die Eucharistie gestiftet und nährt seine Sämänner, jeden einzelnen Getauften, dadurch dauerhaft. Gott ist so groß, danken wir ihm für sein Wort!
Ps 34
4 Preist mit mir die Größe des HERRN, lasst uns gemeinsam seinen Namen erheben!
5 Ich suchte den HERRN und er gab mir Antwort, er hat mich all meinen Ängsten entrissen.
6 Die auf ihn blickten, werden strahlen, nie soll ihr Angesicht vor Scham erröten.
7 Da rief ein Armer und der HERR erhörte ihn und half ihm aus all seinen Nöten.
16 Die Augen des HERRN sind den Gerechten zugewandt, seine Ohren ihrem Hilfeschrei.
17 Das Angesicht des HERRN richtet sich gegen die Bösen, ihr Andenken von der Erde zu tilgen.
18 Die aufschrien, hat der HERR erhört, er hat sie all ihren Nöten entrissen.
19 Nahe ist der HERR den zerbrochenen Herzen und dem zerschlagenen Geist bringt er Hilfe.
Heute beten wir einen Lobpreispsalm. Die Lobaufforderung in Vers 4 ist typischer Psalmenstil. Oft ist diese auch so formuliert, dass der Psalmist die ganze Schöpfung oder Bereiche der Schöpfung zum Lob auffordert. Das ist auch die einzig angemessene Antwort der Schöpfung auf Gottes wirksames Wort!
„Ich suchte den HERRN und er gab mir Antwort“ ist, was Jesus in seiner Verkündigung aufgreift, wenn er sagt: „Wer sucht, der findet. Wer anklopft, dem wird aufgetan.“ Hier könnte man die Verbform דָּרַ֣שְׁתִּי daraschti mit „ich habe aufgesucht“ übersetzen, denn Gott antwortet dem Suchenden. Gott ist es, der auch unsere Ängste von uns nimmt. Angst ist nicht vom Hl. Geist und deshalb ist der Mut/die Tapferkeit auch eine Frucht des Hl. Geistes. Das Verb für die Suche muss zudem verstanden werden als ein Ausdruck der Sehnsucht, nicht der Suche nach einer verlorenen Sache. Wir alle suchen Gott, ob wir es merken oder nicht. Und wenn wir voller Sehnsucht unterwegs sind, bis wir bei ihm angekommen sind, empfängt er uns mit offenen Armen.
Vers 6 ist eine wunderbare Reflexion dessen, wen man eigentlich anschauen soll – nämlich Gott. Wenn man auf ihn schaut und von ihm aus dann auf die Menschen, dann ist es die richtige Haltung. Dann wird man die Mitmenschen mit denselben Augen sehen, wie Gott sie sieht. Denn Gottes Licht übertönt alles Andere. Es wird auch auf das eigene Gesicht zurückfallen, sodass das einzige Ansehen der Person, auf das wir bei unseren Mitmenschen achten sollen, die Reflektion des Lichtes Gottes ist. Und da ist es dann egal, ob es das Gesicht eines Armen oder Reichen ist. Und wenn sie die Ärmsten sind, so werden sie keinen Grund zur Scham haben. Gottes Gnade zeichnet sich in ihrem Gesicht ab, was gibt es Höheres?
So lesen wir in Vers 7, dass Gott die Gebete eines Armen erhört und ihn aus seinen Nöten erlöst.
Bei Gott gibt es kein „Nein“, nur ein „Ja“, „Anders“ oder „Später“.
„Die Augen des HERRN sind den Gerechten zugewandt“ muss richtig verstanden werden. Gott setzt seiner Barmherzigkeit keine Grenzen, aber König David versteht den „Stand der Gnade“ von Gott aus. Wenn der Mensch gerecht ist, also die Weisung Gottes befolgt, dann erhört Gott die Gebete eines solchen Menschen. Wir verstehen heute allerdings, dass dies nicht von Gott, sondern von uns abhängt, die wir uns durch die Übertretung der Gebote Gottes von ihm abschneiden. Gott setzt seiner Gnade also keine Grenzen, sondern wir selbst.
Ebenso muss der nächste Vers verstanden werden: „Das Angesicht des HERRN richtet sich gegen die Bösen, ihr Andenken von der Erde zu tilgen.“ Das ist das Gottesbild König Davids, der die Psalmen komponiert hat. Er spricht aus Erfahrung, denn seine schweren Sünden haben Unheil nach sich gezogen. Der eigene Sohn Abschalom trachtete ihm sogar nach dem Leben. Aber wir verstehen heute, dass dies nicht heißt, dass Gott sich von seinem Angesicht abgewandt hat. Vielmehr muss David, der durch die Sünde aus dem Stand der Gnade getreten ist, nun die Konsequenzen seiner Tat tragen und Gott muss es akzeptieren. Wenn die Wendung „ihr Andenken von der Erde zu tilgen“ verwendet wird, ist das ein Zeichen des Fluchs. Erinnert man sich dagegen auch nach dem Tod eines Menschen noch an ihn, ist es Zeichen des Segens.
„Die aufschrien, hat der HERR erhört, er hat sie all ihren Nöten entrissen.“ Gott ist barmherzig und er hört das Schreien seines Volkes. Er hat dies schon getan, als sein auserwähltes Volk unter der Sklaverei Ägyptens litt. Er hat das Schreien all der unfruchtbaren Frauen erhört, die dann auf wundersame Weise mit einem besonderen Kind beschenkt worden sind.
Und zum Ende hin macht David eine entscheidende Beobachtung: Gott bringt den zerschlagenen Geistern und zerbrochenen Herzen Hilfe. Erstens müssen wir das auf David selbst beziehen, der hier aus Erfahrung spricht. Seine Sünde hat ihn unglücklich gemacht, in erster Linie wegen der zerbrochenen Beziehung zu Gott. Er hat sich selbst gedemütigt, er hat sich selbst in seiner ganzen Unvollkommenheit und Erlösungsbedürftigkeit gesehen. Dieser realistische Selbstblick ist, was wir Demut nennen und das der fruchtbare Ausgangspunkt für Gottes Gnade ist. So ist es auch mit dem ganzen Volk Israel, das immer wieder schuldig geworden ist durch Götzendienst, das immer wieder die schmerzhaften Konsequenzen tragen musste und so nach dem Messias geschrien hat. Dieser ist gekommen, er ist die Hilfe, er ist Jesus, „Jahwe rettet“. Gott rettet auch die Menschen heute, indem er jenen die Taufgnade schenkt, die umkehren und an ihn glauben. Er rettet jeden einzelnen Menschen, der schuldig geworden ist und voller Reue, mit einem zerschlagenen Geist und einem zerbrochenen Herzen zu ihm zurückkehrt. Er ist sofort bereit, den Menschen zu vergeben, die von Herzen umkehren. Er versetzt uns alle dann wieder zurück in den Stand der Gnade. Das Sakrament der Versöhnung ist ein ganz großes Geschenk, das viel zu selten angenommen wird. Und am Ende der Zeiten wird Gott allen zerbrochenen Herzen und zerschlagenen Geistern die Tränen von den Augen abwischen. Sie alle werden das Heil schauen und in Ewigkeit bei Gott sein.
Mt 6
7 Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen.
8 Macht es nicht wie sie; denn euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet.
9 So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name,
10 dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde.
11 Gib uns heute das Brot, das wir brauchen!
12 Und erlass uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben!
13 Und führe uns nicht in Versuchung, sondern rette uns vor dem Bösen!
14 Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben.
15 Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.
Heute hören wir einen Abschnitt aus der Bergpredigt, der sehr wichtig ist, aber auch schnell missverstanden werden kann. Es geht um das richtige Beten.
„Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen.“ Jesus möchte, dass Christen anders beten als Heiden. Diese mussten allein schon deshalb viele Worte machen, um die richtige Gottheit ihres komplexen Pantheons anzusprechen. Aber Jesus geht es nicht einfach um Quantität. So müssten wir bestimmte Gebete ja abschaffen, die etwas länger sind. Nicht die Quantität ist hier die Hauptkritik, sondern die Qualität. Sie sollen nicht plappern. Das griechische Wort βατταρίζω battarizo, das mit „plappern“ übersetzt wird, heißt wörtlich „eine Sache immer wiederholen, stammeln“.
Es ist also nicht gut, wenn wir so stammeln, als ob wir Gott nicht zutrauen, er würde uns bei einer einmaligen Äußerung nicht verstehen. Dahinter steckt also eine bestimmte Haltung gegenüber dem, von dem wir etwas erbitten. Wenn wir z.B. den Rosenkranz oder Litaneien beten, wiederholen wir ja auch so einiges, aber dahinter steckt nicht die Einstellung, dass Gott uns sonst nicht erhört. Beim Rosenkranz wiederholt sich das Ave Maria ja z.B. im Kontext von Betrachtungen!
In Vers 8 wird deutlich, was ich mit der Haltung meine: Wir sollen vertrauensvoll beten, also mit der Haltung, dass wir Gott alles zutrauen. Er weiß ja schon längst, was wir erbitten wollen, bevor wir zu beten beginnen. Darum geht es. Wie viele Worte es dann letztendlich sind, wird Gott nicht zählen und sich dann ab einer gewissen Überschreitung die „Ohren zuhalten“…
Dann lehrt Jesus die Jünger das Gebet, das wir bis heute vertrauensvoll beten, das Vaterunser:
Die ersten Bitten sind im Grunde Wünsche, die sich auf Gott beziehen. Erst dann kommen Bitten für sich selbst. So soll es sein. Wir sollen nicht selbstzentriert beten, sondern zuerst auf den schauen, zu dem wir beten. Wir sollen ihn preisen und ihm die Ehre geben, bevor wir irgendetwas erbitten. Wir sagen Gott zu, dass sein Name geheiligt werden soll, deshalb der Konjunktiv „werde geheiligt“. Zudem soll sein Reich kommen im Himmel und auf der Erde. Was Jesus grundgelegt hat, soll sich ausweiten, sodass das angebrochene Reich Gottes sich überall durchsetzt und offenbar wird. Gottes Wille soll überall geschehen. Im Himmel und auf der Erde, in der unsichtbaren Welt sowie in der sichtbaren Welt. Es heißt wörtlich „wie im Himmel so auch auf Erden“ und bezieht sich auf die Durchsetzung des Willens Gottes bereits in der unsichtbaren Welt. Der Satan und seine gefallenen Engel sind aus dem Himmel verbannt, sodass hier Gottes Reich schon ganz und gar durchgesetzt ist. So wie es schon im Himmel ist, so soll es auch auf der Erde sein: Der Böse und seine Heerscharen sollen besiegt und von der Erde verbannt werden. Gottes Reich und sein Wille sollen ganz und gar auf Erden herrschen.
Dann beginnt der zweite Teil des Gebetes, der nun Bitten für die Menschen beinhaltet: „Gib uns heute das Brot, das wir brauchen“ ist im Griechischen etwas anders konstruiert: Es heißt eigentlich wortwörtlich: „Gib uns unser tägliches/ausreichendes Brot heute“ im Sinne von „das Brot, das heute ausreicht.“ Das griechische Wort ἐπιούσιον epiusion drückt die Haltung aus, die schon die Väter in der Wüste gelernt haben: Gott gab jeden Tag Manna vom Himmel und nur so viel, dass es für den jeweiligen Tag reichte. So lernten die Menschen, Tag für Tag auf Gottes Vorsehung zu vertrauen. Wir bitten also von Tag zu Tag um die Güter, die wir für den jeweiligen Tag brauchen. So ist unsere Bitte frei von Habgier. Die Gabe von Manna ist zudem typologisch zum Himmelsbrot Christi zu betrachten, der von sich aus sagt: „Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. (Joh 6,49-51).“ Es geht also nicht mehr nur um das tägliche Brot zur Nährung des Leibes! Wir bitten also mit dieser Vaterunserbitte auch gerade um die tägliche Eucharistie! Sie nährt unsere Seele, auf dass auch wir nicht sterben werden, sondern das ewige Leben haben! Es ist das fleischgewordene Wort Gottes, von dem wir in der Jesajalesung gehört haben.
Gott soll uns ferner unsere Schuld vergeben, wie auch wir unseren Schuldigern vergeben. Im Griechischen steht dort ὡς καὶ hos kai, das bedeutet also wirklich „so wie auch“. Gott soll uns in dem Maß vergeben, wie wir unseren Mitmenschen vergeben. Wenn wir möchten, dass Gott uns vergibt, können wir also nicht gleichzeitig im unversöhnten Zustand mit unseren Mitmenschen sein. Wir setzen also die Bedingung, ob Gott uns vergibt, weil durch unser freiwillig verhärtetes Herz die vergebende Gnade nicht hineinkommt. Jesus sagt, wir sollen unsere Feinde lieben und für jene beten, die uns hassen. Das heißt aber nicht, dass wenn wir ihnen vergeben, wir ihre Taten gutheißen. Wir sagen uns nur von dem Zorn und den Rachegefühlen, dem Gift dieser schlechten Beziehung los. Wir überlassen Gott das Richten und sind plötzlich frei. Wir hängen nicht mehr an diesen schlechten Gefühlen, die uns von innen komplett vergiften. Es entlastet uns, wenn wir nicht selbst für Gerechtigkeit sorgen müssen, wo uns Unrecht geschehen ist. Wir überlassen es dem einzig kompetenten Richter Gott. Ich habe selbst viele Menschen kennengelernt, die aufgrund von unversöhntem Zustand viele Jahrzehnte gelitten haben, die so verbittert wurden, dass sie auch körperlich schwer zu leiden hatten. Als sie endlich dieses Gift der Unversöhntheit losgelassen haben, wurden sie endlich frei, glücklich und sogar körperlich geheilt. Was ihnen angetan worden ist, ist nicht einfach verschwunden, aber sie haben das Richten Gott überlassen. Und ich versichere Ihnen: Gott wird auch aktiv. Wie viele Missetäter, denen ich von Herzen vergeben und deren Untat ich einfach Gott überlassen habe, haben ihre Lektion von ihm bekommen – auf eine Art und Weise, die ich ihnen nie gewünscht hätte….Gott regelt das schon. Wir sind zu kostbar, als dass wir an den Rachegefühlen unser Leben zerstören lassen!
„Führe uns nicht in Versuchung“ heißt nicht, dass Gott selbst uns in Versuchung führt. Der Versucher ist immer nur der Böse. Gott ist nur gut. Gott kann uns aber erproben und das ist das Missverständliche an der Doppeldeutigkeit des griechischen Begriffs πειρασμός peirasmos: Es kann Versuchung (zur Sünde) meinen, aber eben auch Probe, Prüfung. Dabei bitten wir nicht darum, dass Gott uns nicht erproben soll, sondern dass wir dabei vor Verzweiflung bewahrt werden. Wir lesen diese Bitte auch gemeinsam mit der nächsten: „sondern rette uns vor dem Bösen“. Dieser ist der Versucher. Gott greift nicht ein, wenn der Böse uns versucht. Er ist aber mit uns, wenn wir versucht werden. Die Versuchung kann aber zur Erprobung des Glaubens beitragen und so bitten wir mit dieser Bitte um die Bestehung der Prüfung, indem wir beten: „erlöse uns von dem Bösen“. Der Teufel soll nicht über den Menschen siegen und der Mensch soll die Prüfung bestehen mithilfe des Beistands Gottes. Deshalb ermutigt Jesus uns auch dazu, zu beten, damit wir nicht in Versuchung geraten.
Jesus betont noch einmal, wie wichtig die Vergebung ist. Wenn wir einander nicht von Herzen vergeben, wird er uns nicht vergeben. Das liegt nicht an seiner mangelnden Kompetenz oder Vergebungsbereitschaft Gottes, sondern daran, dass der Mensch sich der Vergebung selbst verschließt. Wenn es uns schwerfällt, müssen wir bedenken, dass Vergebung eine übernatürliche Liebe erfordert, die über unsere begrenzte menschliche Liebe hinausgeht. Wir müssen um die göttliche Liebe, um die Agape bitten, damit Gott uns die Kraft zur Vergebung schenkt. Und wenn unsere Gefühle sich absolut dagegen sträuben – zunächst muss die Entscheidung fallen. Emotionen hinken immer hinterher. Hauptsache der Willensakt des Vergebens ist getan. Der Rest wird mit der Zeit auch geschehen.
Jetzt in der Fastenzeit ist es sehr wichtig, dass wir uns auch über die Vergebung Gedanken machen. Wenn wir möchten, dass Gott uns unsere Schuld vergibt, müssen auch wir den Schritt wagen, uns bei allen zu entschuldigen, denen wir jemals etwas angetan haben. Es ist dabei auch wichtig, dass wir uns selbst vergeben. Das fällt vielen Menschen schwer und auch dies kann uns ein Hindernis sein, Gottes vergebende Liebe vollends zu erfahren. Nutzen wir diese besondere Gnadenzeit dazu, diese Sache entschieden anzugehen.
Ihre Magstrauss