Apg 4,32-35; Ps 118,2 u. 4.16-17.18 u. 22.23-24; 1 Joh 5,1-6; Joh 20,19-31
Apg 4
32 Die Menge derer, die gläubig geworden waren, war ein Herz und eine Seele. Keiner nannte etwas von dem, was er hatte, sein Eigentum, sondern sie hatten alles gemeinsam.
33 Mit großer Kraft legten die Apostel Zeugnis ab von der Auferstehung Jesu, des Herrn, und reiche Gnade ruhte auf ihnen allen.
34 Es gab auch keinen unter ihnen, der Not litt. Denn alle, die Grundstücke oder Häuser besaßen, verkauften ihren Besitz, brachten den Erlös
35 und legten ihn den Aposteln zu Füßen. Jedem wurde davon so viel zugeteilt, wie er nötig hatte.
Heute werden in der ersten Lesung die Zustände in der Jerusalemer Urgemeinde geschildert, nachdem die Menschen den Hl. Geist empfangen haben. Die Gemeindemitglieder sind „ein Herz und eine Seele.“ Ihre Herzen hängen ganz an Christus, der ihnen diese ganz innige Gemeinschaft schenkt. Sie lieben gemeinsam den Herrn mit ihrem ganzen Sein. Das schweißt sie zusammen. Gott ist der Gemeinschaftsstifter. Der Vater hat alle Menschen geschaffen als seine geliebten Geschöpfe, er hat sie alle in der Taufe zu seinen Kindern gemacht. Sie dürfen sich zur Familie Gottes zählen. Der Sohn hat den Bund mit seinem eigenen Blut besiegelt und gibt sich dar in jeder Hl. Messe. Er stiftet die Kommunion, die „Gemeinschaft“. Der Geist Gottes bringt Einheit und Frieden. Er ist der Lebensatem der Gemeinde. Gott schweißt sie zusammen. Deshalb haben sie auch alles gemeinsam. Das ist der Stil, den schon die Apostel in den Jahren des Reisens mit Jesus gepflegt haben. Eine brennende Gottesliebe hat eine ebenso brennende Nächstenliebe zur Folge.
„Mit großer Kraft legten die Apostel Zeugnis ab von der Auferstehung Jesu, des Herrn, und reiche Gnade ruhte auf ihnen allen.“ Diese Kraft, mit der sie Christus bezeugen, ist ihnen durch den Hl. Geist geschenkt. Dass es nicht von ihnen selbst kommt, können wir an ihrem Verhalten vor dem Pfingstereignis sehen. Die Apostel haben sich wochenlang verbarrikadiert und hatten Angst. Sie haben den tieferen Sinn der Ereignisse auch nicht verstanden. Sie waren ganz kraftlos und ohne Perspektive. Und als Christus kam und ihnen vieles erklärt hat, ist ihnen zwar schon dies und das aufgegangen, aber dennoch waren sie nicht voll der reichen Gnade, wie es in der Lesung heißt. Hätten sie in der Zeit zwischen Himmelfahrt Jesu und dem Pfingstereignis nicht die Mutter Jesu bei sich gehabt, die mit ihnen gemeinsam gebetet und ausgeharrt hat, hätten sie sich womöglich nicht so gut auf das Kommen des Hl. Geistes vorbereiten können.
Die „reiche Gnade“ meint die umfassende Ausstattung mit den Gaben, Früchten und Charismen des Hl. Geistes, die den Aposteln am Pfingsttag geschenkt worden ist.
Diese Geisterfülltheit trägt Früchte im moralischen Lebenswandel des Einzelnen, aber auch als Gemeinde. Die Gemeindemitglieder verkaufen ihren Besitz und geben allen, so viel sie benötigen.
Wenn wir die Lesung hören, dann begreifen wir, was es heißt: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ (Joh 7,16). Der Geist Gottes drängt zur tätigen Liebe. Er will nicht nur für sich selbst bleiben und egoistisch für sich ausgekostet werden. Die Liebe Gottes weist immer über sich selbst hinaus.
Ps 118
2 So soll Israel sagen: Denn seine Huld währt ewig.
4 So sollen sagen, die den HERRN fürchten: Denn seine Huld währt ewig.
16 die Rechte des HERRN, sie erhöht, die Rechte des HERRN, Taten der Macht vollbringt sie.
17 Ich werde nicht sterben, sondern leben, um die Taten des HERRN zu verkünden.
18 Der HERR hat mich gezüchtigt, ja, gezüchtigt, doch mich dem Tod nicht übergeben.
22 Ein Stein, den die Bauleute verwarfen, er ist zum Eckstein geworden.
23 Vom HERRN her ist dies gewirkt, ein Wunder in unseren Augen.
24 Dies ist der Tag, den der HERR gemacht hat; wir wollen jubeln und uns über ihn freuen.
Wir beten als Antwort auf die Lesung den sehr bekannten Psalm 118, der uns in diesen Ostertagen immer wieder begegnet. Er ist ein Dank für Gottes Hilfe und gehört zu den Psalmen, die am Pessachfest gebetet worden sind. Diese sind zusammengefasst in einer Psalmengruppe, die als Pessach-Hallel bezeichnet wird. Der Dank über die Hilfe Gottes bezieht sich demnach vor allem auf den Auszug des Volkes aus Ägypten, auf die Befreiung seines auserwählten Volkes aus der Sklaverei. Kein anderer Psalm passt so hervorragend in die Osterzeit wie dieser. Christus ist das neue geopferte Opferlamm, durch dessen Blut der ewige Tod an denen vorbeigeht, die sich mit diesem kostbaren Blut „bestreichen“ – jene, die gerettet werden wollen. Dieses Opferlamm hat sein Blut für alle Menschen vergossen, das heißt, jeder hat die Chance vor dem ewigen Tod verschont zu werden. Das ist eine so große Liebe, die Gott seinem neuen Volk, dem Volk des Neuen Bundes, erwiesen hat, dass man dafür nur ewig danken kann.
„Israel“ ist nun nicht mehr nur das irdische Volk der zwölf Stämme, sondern meint nun alle, die an Christus glauben. Wir alle sollen nun sagen: „Seine Huld währt ewig.“ Wir sind es, die Gott fürchten (davon hat ja auch schon die Apostelgeschichte berichtet).
Die Rechte des Herrn hat wirklich große Taten vollbracht. Damals schon beim Auszug aus Ägypten hat er heftige Wunder getan, sogar das Meer gespalten! Doch was er nun an Christus getan hat, ist unvergleichlich höher! Er hat nämlich seinen einzigen Sohn hingegeben. Dieser ist gestorben und von den Toten auferstanden, um das ewige Leben aller Menschen gestern, heute und morgen zu erwirken! Gott hat durch die Auferstehung seines Sohnes wirklich seine Macht bewiesen. Das war die größte Heilstat aller Zeiten, die die Menschen gestern, heute und morgen erlöst hat!
Und deshalb darf der Mensch voller Freude sagen: „Ich werde nicht sterben, sondern leben, um die Taten des HERRN zu verkünden.“ Ja, das ist die einzig angemessene Antwort auf die Erlösung, die uns zuteilgeworden ist – ihn zu verkünden und immerfort Zeugnis für ihn abzulegen.
Gott züchtigt seine Kinder, das heißt, er erzieht uns und gibt uns Lektionen auf, damit wir unser eigenes Ego immer mehr abbauen, demütiger werden und ihm immer besser nachfolgen. Dies ist uns sehr eindrücklich an Petrus deutlich geworden. Und das allnächtliche Fischen ohne Erfolg, das uns in den Evangelien berichtet wird, ist genau so eine Züchtigung. Gott lässt zu, dass die Apostel nichts fangen, damit sie lernen, dass sie ganz auf ihn angewiesen sind, der ihnen Segen und Erfolg schenkt, selbst in dem Beruf, den sie professionell ausüben können.
Und auch wenn Gott manchmal wartet, bis wir in die Knie gezwungen werden, lässt er uns doch nicht in die Irre gehen oder sogar sterben. Er rettet uns und wir können nicht tiefer fallen als in Gottes Hand.
„Ein Stein, den die Bauleute verwarfen, er ist zum Eckstein geworden.“ Dieser Satz ist im Neuen Testament mehrfach rezipiert worden. Jesus selbst sagt es in Bezug auf sich und sein Evangelium, die Apostelgeschichte greift es auf, ebenso die verschiedenen Briefe des NT.
Es ist eine tiefe Wahrheit: Gott wendet alles zum Guten hin. Die Katastrophe des Karfreitags musste sein, damit die Erlösung des Ostermorgens kommen konnte. Gott hat die größte Schande zum Zeichen des Heils gemacht. Der Eckstein ist einerseits ein entscheidender Stein beim Bau eines Gebäudes, zugleich wird dieser Stein in manchen Kontexten als Stein gedeutet, an dem die Gegner Jesu zerschellen. Es ist ein Stellen vor die Entscheidung. Bei Jesus scheiden sich die Geister. Wer ihn annimmt, baut sein Haus auf Felsen, wer ihn ablehnt, wird von ihm zermalmt. Das bezieht sich auf das ewige Leben.
Das ganze Osterereignis ist ein Wunder vor den Augen der Jünger Jesu und aller, denen er erschienen ist. Es ist ebenso ein Wunder, das mit eigenen Augen geschaut worden ist (nicht nur das, auch mit anderen Sinnen wahrgenommen) wie das Wunder der Spaltung des Roten Meeres.
So wie die Israeliten den Tag der Rettung zum Tag des Jubelns erklären, so können die Christen nun sagen: Der Tag, den der Herr gemacht hat und der am meisten Anlass zum Jubel bietet, ist der Ostertag. Deshalb kommen die Christen auch zusammen am ersten Tag der Woche (was wir heute Sonntag nennen).
1 Joh 5
1 Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, ist aus Gott gezeugt und jeder, der den Vater liebt, liebt auch den, der aus ihm gezeugt ist.
2 Daran erkennen wir, dass wir die Kinder Gottes lieben: wenn wir Gott lieben und seine Gebote erfüllen.
3 Denn darin besteht die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer.
4 Denn alles, was aus Gott gezeugt ist, besiegt die Welt. Und das ist der Sieg, der die Welt besiegt hat: unser Glaube.
5 Wer sonst besiegt die Welt, außer dem, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist?
6 Dieser ist es, der durch Wasser und Blut gekommen ist: Jesus Christus. Er ist nicht nur im Wasser gekommen, sondern im Wasser und im Blut. Und der Geist ist es, der Zeugnis ablegt; denn der Geist ist die Wahrheit.
Die zweite Lesung aus dem ersten Johannesbrief reflektiert die Zugehörigkeit zu Gott. Es geht wesentlich um die Taufe, was absolut passend im Kontext des Osterereignisses ist. Letzte Woche erklärte ich bereits, wie eng beides zusammenhängt und weshalb wir Ostern nicht nur als historisches Ereignis gedenken.
Was Christen ausmacht, ist ihr Glaube an Jesus Christus, der eben nicht nur Geist ist und einen Scheinleib hatte (so die Doketisten, gegen die Johannes in diesem Brief die christliche Lehre, vor allem die Christologie klarstellt). Alle falschen christologischen Vorstellungen disqualifizieren den Christen, denn hier heißt es, dass wer an Jesus als den Christus glaubt, aus Gott gezeugt ist. Was heißt aber „aus Gott gezeugt“? In der Taufe sind wir eine neue Schöpfung geworden, neugeboren im Hl. Geist. In diesem Sinne sind wir von Gott gezeugt. Wir hängen nicht mehr der gefallenen Schöpfung an, sondern sind zu Kindern Gottes geworden. Die Liebe zu Christus schließt zugleich die Liebe zum Vater ein, weil Vater und Sohn eins sind. Es gibt viele Irrlehren, die einen Keil zwischen den Vater und den Sohn treiben. Christus sei gemäß Arianern ein Geschöpf, aber nicht selbst Gott. So entfremdet man den Vater und den Sohn voneinander.
Johannes bleibt in der heutigen Lesung aber nicht bei der Gottesliebe stehen, sondern spricht auch die Nächstenliebe an. Beides ist ja miteinander verbunden als Doppelgebot der Liebe. „Wenn wir Gott lieben und seine Gebote erfüllen“, lieben wir die Kinder Gottes, also die Mitchristen. Denn aus der Liebe zu Gott schöpfend, gleichsam trinkend aus der unerschöpflichen Liebesquelle Gottes, können wir auch den Nächsten vollkommen lieben – so sehr, dass wir wie Christus unser Leben für sie hingeben. Die Gebote Gottes halten wir aus Liebe, nicht aus Pflichtgefühl. Das macht die Vollkommenheit und Gerechtigkeit aus, die größer ist als die der Pharisäer und Schriftgelehrten.
Weil Christus selbst die Welt besiegt hat, können wir die Welt besiegen. Dies wird mit einer rhetorischen Frage („Wer sonst…“) formuliert. Die „Welt“ meint in diesem Zusammenhang immer die gefallene Schöpfung, nicht die Welt, wie sie Gott geschaffen hat. Das ist wichtig zu betonen, weil wir Johannes sonst unberechtigterweise einen Welthass oder eine Weltangst unterstellen. Es geht ihm um die gefallene Welt, die vom Bösen infiltriert ist. Diese ist besiegt durch den Glauben an Jesus Christus. Es wird spezifiziert, was mit Glaube gemeint ist: der Glaube an Jesus Christus als Sohn Gottes, also wie er wirklich ist und nicht, wie häretische Bewegungen ihn verzerren. Dieser Glaube ist geknüpft an die Taufe und diese ist heilsnotwendig. Sie ist Zeichen des inneren Glaubens des Menschen. Vers 6 weist dann ein Bild auf, das für uns am Fest der Taufe des Herrn besonders auffällig ist: Jesus kam durch Wasser und Blut. Was ist damit gemeint? Die beiden Stoffe umschreiben die beiden Naturen Jesu. Das Wasser steht für seine Göttlichkeit, da es oft das Bild für den Hl. Geist ist, das Blut für seine Menschlichkeit, weil es für die Genealogie von Menschen steht. Wir können diese Interpretation vor allem dadurch erkennen, dass Johannes das Kommen durch Wasser UND Blut betont und extra sagt, dass Jesus nicht nur durch Wasser gekommen ist. Das behaupten nämlich die Doketisten (Jesus hat keine Materie angenommen). Der Geist Gottes bezeugt diese Wahrheit, weil er selbst Wahrheit ist. Uns ist es vom Geist eingegeben worden, dass Jesu Identität so ist. Und diese Aussage spielt auf die Taufe Jesu an, wo der Geist sich in Gestalt einer Taube auf Jesus hinabsenkt . Damit bezeugt der Geist selbst die Identität Christi. Noch eine Interpretationslinie ist zu nennen: Es gibt eine Taufe in Wasser und Geist. Es gibt aber auch eine Bluttaufe, die Taufe der Märtyrer. Jesus ist nicht nur von Johannes den Täufer im Jordan getauft worden, er hat auch sein Blut gegeben. Das ist nicht selbstverständlich für die Adressaten des Johannes, denn auch dies leugneten die Doketisten. Gott könne nicht leiden und am Kreuz sterben, also war es ein Scheinleib oder jemand anderes, der am Kreuz gestorben ist. Jesus ist wirklich gestorben, er hat gelitten und sein Blut für die Menschheit hingegeben – bis auf den letzten Blutstropfen.
Joh 20
19 Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
20 Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.
21 Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
22 Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
23 Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.
24 Thomas, der Didymus genannt wurde, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.
25 Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.
26 Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch!
27 Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!
28 Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott!
29 Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.
30 Noch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind.
31 Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.
Heute hören wir aus dem Evangelium nach Johannes von zwei Erscheinungen des Auferstandenen. Bei der ersten am Abend des Auferstehungstags selbst fehlt der Apostel Thomas.
Wo genau er zu dem Zeitpunkt ist, bleibt uns unbekannt.
Bei dieser Erscheinung tritt Jesus in den Raum, obwohl die Türen verriegelt sind. Er spricht sie wieder an mit den Worten „Friede sei mit euch!“
Er zeigt ihnen seine Wundmale, sodass die Apostel erkennen, dass er wirklich Jesus ist. Sie freuen sich über ihn. Das ist eine nicht zu unterschätzende Aussage. In den bisherigen Lesungen haben wir ja davon gehört, dass die Freude eine übernatürliche Gabe ist, die mehr als nur Emotion ist.
Jesus wiederholt den Gruß „Friede sei mit euch!“ Das ist ein wichtiger Gruß, denn die Apostel sind zum wahren Frieden berufen – der von Christus kommt und den die Welt nicht geben kann. Friede hängt mit Ostern ganz eng zusammen. Durch das Osterereignis hat Christus die Erlösung und das Heil erwirkt. Das hebräische Wort ist Schalom. Diese ist mehr als nur ein politischer Friede, sondern meint eben jenes umfassende Heil, das von Gott kommt.
Und dann sagt Jesus etwas, das die Apostel erst nach dem Pfingstereignis so richtig verstehen werden: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“ Er wird sie in die ganze Welt hinausschicken, damit sie seine Botschaft überall verkünden und die Menschen zu seinen Jüngern machen. Zuerst müssen sie aber den Hl. Geist empfangen. Deshalb haucht Jesus sie auch an als Geste, die sie aus der Genesis kennen. Dort ist es der Geist Gottes, durch den die ewige Seele in die Nase des ersten Menschen geblasen wird.
Es ist eine entscheidende Analogie! So wie der Geist Gottes dem ersten Menschen das Leben geschenkt hat, wird auch der zweite Mensch durch den Geist Gottes zum Leben erweckt, Jesus Christus im Osterereignis! Und ihm werden die Apostel gleichgestaltet, indem sie am Pfingsttag ebenfalls zum ewigen Leben erweckt werden! Erst als „Lebendige“ werden sie zu seinem Leib, der die Kirche ist.
Mit der Gabe des Hl. Geistes ist ganz eng die Vergebung der Sünden gekoppelt. Deshalb heißt es auch „Sünde gegen den Hl. Geist“, die in Ewigkeit nicht vergeben wird – weil sie nicht kann. Wer den Geist Gottes leugnet, der leugnet die Vergebung.
Wenn die Apostel den Hl. Geist empfangen haben, dann wird die Vollmacht, Sünden zu vergeben, die Christus ihnen hier überträgt, aktiviert. Sie erhalten die Vollmacht, nicht einfach automatisch die Sünde zu vergeben, sondern auch nach eigenem Ermessen zu entscheiden.
So endet die erste Erscheinung und Thomas wird im Nachhinein von dem freudigen Erlebnis informiert.
Doch er reagiert mit Unwillen. Weil er Jesus nicht selbst gesehen hat, will er es nicht glauben. Er sagt, dass er erst dann glaubt, wenn er ihn mit eigenen Augen gesehen und die Spuren der Kreuzigung mit seinen eigenen Händen berührt hat.
Jesus möchte, dass alle seine Apostel an ihn glauben. Deshalb kommt er diesen Zweifeln des Thomas entgegen. Eine Woche später erscheint er den Aposteln noch einmal, als Thomas dabei ist.
Jesus antwortet mit dem üblichen „Friede sei mit euch!“ Doch dann richtet er seine Aufmerksamkeit ganz auf Thomas, indem er ihm sagt: „Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ So ist Gott. Er geht uns entgegen, wenn es uns schwerfällt, an ihn zu glauben. Wo auch nur das kleinste Bisschen Wille zum Glauben da ist, verhilft er dem Menschen zu einem brennenden Glauben an ihn. Es ist ganz nach dem Motto: „Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben“ (Mk 9,24).
Thomas realisiert in diesem Moment wirklich, dass Jesus leibhaftig auferstanden ist. Und so bleibt ihm nichts anderes zu sagen, als „mein Herr und mein Gott!“ Ja, er hat die Gottheit Jesu explizit bekannt. Er ist kein Ungläubiger, wie er im Volksmund gerne genannt wird. Er hatte seine Zweifel, aber er wollte wirklich aufrichtig glauben. So hat Gott ihm geholfen, denn wo der Wille da ist, da kann Gott auch ihm die Gabe schenken.
Jesus greift die ganze Sache auf, um zu erklären: Selig, die nicht sehen und doch glauben. Auch wenn wir Jesus nicht in Menschengestalt vor uns haben, ist er in seiner ganzen Herrlichkeit bei uns in der Eucharistie. Wir haben gehört von der Jerusalemer Urgemeinde. Nun haben sie den zum Vater Zurückgekehrten nicht mehr vor Augen, aber dennoch setzen sie ihre ganze Hoffnung auf ihn, durch den sie erlöst sind. So sollen auch wir glauben.
Das Kapitel endet mit dem Verweis, dass Jesus noch viele weitere Zeichen getan hat. Das ist wichtig und wird schnell überlesen. Es konnte gar nicht alles aufgeschrieben werden, was Jesus gesagt und getan hat, weil er die Auslegung Gottes in Person ist, die Gott mit jedem Atemzug verkündet. Das lässt sich gar nicht alles einfangen. Das spricht wiederum deutlich gegen das unbiblische sola-scriptura-Prinzip der Reformation. Es sind so viele Dinge von den Aposteln nur mündlich überliefert worden.
Im allerletzten Vers richtet Johannes seine Worte nun direkt an uns, die wir heute das Evangelium hören: „Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.“
Gott möchte auch für uns das ewige Leben und Johannes ist sein Zeuge dafür. Er schreibt auf, was er liegend an der Brust Jesu ganz verinnerlicht hat – Jesu Herz für uns.
Wir sollen gleichsam wie Thomas in dem verkündeten Jesus Christus erkennen, dass er der Sohn Gottes ist, der uns das ewige Leben gibt. Er ist Gott und in seinem Namen sind auch wir Teil der Familie Gottes. Dies ist auch die Botschaft an alle Erstkommunionkinder, die normalerweise heute zur Erstkommunion gehen würden. Auch wenn sie mit ihren Kinderaugen den Herrn nicht in Menschengestalt sehen, dürfen sie dennoch glauben, dass er in der Gestalt der eucharistischen Gaben anwesend ist – Leib und Blut, Seele und Gottheit.
Ihre Magstrauss