1 Kor 2,10b-16; Ps 145,8-9.10-11.12-13b.13c-14; Lk 4,31-37
1 Kor 2
10 Der Geist ergründet nämlich alles, auch die Tiefen Gottes.
11 Wer von den Menschen kennt den Menschen, wenn nicht der Geist des Menschen, der in ihm ist? So erkennt auch keiner Gott – nur der Geist Gottes.
12 Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott stammt, damit wir das erkennen, was uns von Gott geschenkt worden ist.
13 Davon reden wir auch, nicht mit Worten, wie menschliche Weisheit sie lehrt, sondern wie der Geist sie lehrt, indem wir den Geisterfüllten Geistgewirktes deuten.
14 Der irdisch gesinnte Mensch aber erfasst nicht, was vom Geist Gottes kommt. Torheit ist es für ihn und er kann es nicht verstehen, weil es nur mit Hilfe des Geistes beurteilt werden kann.
15 Der geisterfüllte Mensch aber urteilt über alles, ihn selbst vermag niemand zu beurteilen.
16 Denn wer begreift den Geist des Herrn? Wer kann ihn belehren? Wir aber haben den Geist Christi.
Im heutigen Abschnitt aus dem ersten Korintherbrief geht es um die absolute Gegensätzlichkeit von göttlicher und weltlicher Weisheit und die Art der Verkündigung Pauli.
„Der Geist ergründet nämlich alles, auch die Tiefen Gottes.“ Diese Aussage bezieht sich auf die vorausgegangenen Ausführungen darüber, dass der Geist Gottes den Aposteln alles geoffenbart hat, was bisher unbekannt war. Gottes Geist legt alles offen und macht dem Menschen die Tiefen Gottes begreiflich. Der Herr ist ja Geheimnis und unergründlich. So einiges lernen wir von ihm kennen, da er so viel von sich preisgegeben hat. Und doch ist das nur ein kleiner Teil dessen, was Gott ausmacht. Der Geist Gottes ist es, der den Aposteln einige ganz neue Facetten Gottes begreiflich gemacht hat.
Paulus versucht, diesen Aspekt anhand des menschlichen Geistes zu erklären: Menschen können Menschen deshalb ergründen, weil in ihnen der Geist des Menschen ist. Und so ergründet Gott nur der Geist Gottes. Deshalb ist es z.B. auch wichtig, dass wir um den Hl. Geist bitten, wenn wir mit der Bibellesung beginnen oder auf andere Weise unsere Beziehung zu Gott vertiefen möchten. Sein Geist ist es, der uns dabei die Augen öffnet.
Paulus und seine Mitarbeiter, die Apostel und anderen Jünger Jesu Christi, sie alle haben diesen Gottesgeist empfangen, nicht den Geist der Welt, damit sie diese wichtigen Dinge erkennen. Wodurch ist ihnen denn der Geist geschenkt worden? Dies ist geschehen in der Taufe und in der Firmung. Die Apostel und ihre Nachfolger sowie Mitarbeiter haben zudem die Weihe mit allen Vollmachten Jesu Christi empfangen. Sie sind also ausgestattet mit der Fülle der Gaben Gottes.
So können die Missionare nicht menschlich reden und auftreten, sondern vom Hl. Geist erfüllt. Was sie sagen, kann nicht mehr von der weltlichen Weisheit stammen, denn sie sind ja nun ganz eingenommen von der göttlichen Weisheit. Das Problem ist, dass wer weltlich denkt und ganz der weltlichen Weisheit verhaftet ist, die christliche Mission nicht verstehen kann, solange er nicht vom Geist Gottes erfüllt ist. Er wird diese Ausführungen belächeln und als Torheit beschimpfen. Dem Missionar muss dies stets bewusst sein. Das ist absolut aktuell, denn auch wir machen heute die Erfahrung, dass wenn wir etwas genuin Katholisches sagen, dafür bestenfalls belächelt werden, schlimmstenfalls mit dem Leben bezahlen müssen. Wie sehr wird das Verkündete als Torheit abgelehnt und die Verkünder verunglimpft! Auch dann muss den Missionaren und Verkündern vor Augen stehen, dass die Menschen es auch gar nicht verstehen können, solange der Geist Gottes nicht in ihnen ist. Was wir heute also dringender denn je tun müssen, ist die Bitte um den Hl. Geist. Möge er die Erde erfüllen und die Herzen der Menschen erneuern!
Die Christen werden belächelt, doch eigentlich kann keiner sich über sie erheben, denn in ihnen wirkt der Geist Gottes! Wer kann diesen belehren? Das heißt nicht, dass Christen unantastbar sind. Denn in ihre Verkündigung kann sich schnell etwas Menschliches, Sündhaftes, Egoistisches einschleichen. Trotz Taufe und Firmung ist der Mensch sündhaft. Es ist keine automatische Unfehlbarkeit, die mit den Sakramenten einhergeht. Auch die Weihe, mit der die Geistlichen ausgestattet sind, macht sie nicht unfehlbar. Wir sehen es an den vielen Negativbeispielen auch unserer heutigen Zeit. Doch die Kraft, die aus diesem kostbaren Sakrament ausgeht, die Vollmacht Jesu Christi an sich ist unbelehrbar und die höchste Autorität. Das ist der Grund, warum wir die Geistlichen trotz ihrer vielen menschlichen Fehler respektieren müssen.
Ps 145
8 Der HERR ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Huld.
9 Der HERR ist gut zu allen, sein Erbarmen waltet über all seinen Werken.
10 Danken sollen dir, HERR, all deine Werke, deine Frommen sollen dich preisen.
11 Von der Herrlichkeit deines Königtums sollen sie reden, von deiner Macht sollen sie sprechen,
12 um den Menschen bekannt zu machen seine machtvollen Taten und die glanzvolle Herrlichkeit seines Königtums.
13 Dein Königtum ist ein Königtum aller Zeiten, von Geschlecht zu Geschlecht währt deine Herrschaft.
14 Der HERR stützt alle, die fallen, er richtet alle auf, die gebeugt sind.
Als Antwort auf diese wichtigen Aussagen Pauli beten wir einen Lobpreispsalm, der den Abschluss des fünften Psalmenbuches darstellt.
König David selbst betet ihn uns vor. Er selbst ist König über die Stämme Israels und somit Typos Christi, der der königliche Messias ist. Und diese mächtige Heilsgestalt macht sich mit diesem Lobpreis nun ganz klein vor Gott, dem Allmächtigen. Das ist eine Haltung, die vorbildhaft ist für die geweihten Amtsträger, deren Vollmacht durch die Weihe sie nicht hochmütig werden lassen darf. Sie sollen sich von Gott her definieren und ihre absolute Unterlegenheit im Gegensatz zu Gott begreifen.
David proklamiert als erstes die Barmherzigkeit Gottes. Diese hat er in seinem Leben wahrlich erfahren, denn Gott hat ihn trotz seiner schweren Sünden nicht einfach aufgegeben. Er hat ihn die Konsequenzen seiner Sünde spüren lassen, aber er hat den Bund treu gehalten, den er mit David eingegangen ist. Gott ist wirklich langmütig, das heißt geduldig. Er vergibt jedem Menschen seine Schuld, wie groß sie auch ist, wenn er aufrichtig bereut. Das hat er nicht nur David gegenüber gezeigt, sondern allen Menschen, auch Paulus, der die Christen zunächst verfolgt hat. Gott ist „gut zu allen“. Und was auch immer Gott erwirkt, es ist letztendlich Ausdruck seines Erbarmens. Wenn der Mensch leiden muss, dann ist das kein Widerspruch zu diesem grenzenlosen Erbarmen Gottes. Er möchte unsere Liebesbeziehung, aber wenn wir sie ablehnen und deswegen dann leiden, kann er nichts tun. Zu sehr schätzt er unseren freien Willen. Und wenn andere Menschen sündigen und uns unschuldig mit hineinziehen, ist das kein Ausdruck der Ungerechtigkeit Gottes, sondern das Wesen der Sünde.
In Vers 10 erfolgt eine weitere Lobpreisaufforderung, nun aber nicht an den Beter selbst, sondern an „alle deine Werke, deine Frommen“. Die Schöpfung soll Gott loben und preisen. Dies ist die einzig angemessene Reaktion auf das Geschaffensein von dem liebenden Gott, der uns eigentlich nicht braucht, aber ohne uns nicht sein will. Dass wir existieren, ist bereits den ewigen und unaufhörlichen Lobpreis wert!
David bezeichnet Gott hier als König, wenn er von der „Herrlichkeit“ seines „Königtums“ spricht. Gottes Allmacht wird mit einem mächtigen Herrscher verglichen. David vergleicht Gottes Macht also mit seiner eigenen und steigert sie ins Unendliche. Dieses Königtum soll verkündet werden. Christus wird dies zum Kern seiner Botschaft machen und seine Jünger vor seiner Heimkehr zum Vater dazu auffordern, es fortzusetzen.
Gott ist wirklich treu. Er tut, was er sagt, er hält, was er verspricht. Jesus trägt den Menschen auf: „Euer Ja sei ein Ja und euer Nein ein Nein.“ In erster Linie lebt er dies vor, indem er die Wahrheit immer klar und deutlich artikuliert, selbst wenn es die Menschen nicht hören wollen. Gott hat den Menschen das Heil versprochen und kam auf der Höhe der Zeiten selbst. Wenn das nicht die Treue zu seinem Wort ist, was dann? Und so sollen die Geistlichen zu allen Zeiten Jesus nacheifern und die Wahrheit deutlich und unverfälscht verkünden, ob gelegen oder ungelegen. Ihnen ist die Fülle des Geistes und der Vollmachten Christi nicht zum Selbstruhm geschenkt worden, sondern zur Verkündigung der göttlichen Wahrheit. Ihnen sind viele Gaben geschenkt worden, das heißt auch, dass sie am Ende vor Gott stehen und besonders viel Rechenschaft ablegen müssen.
Gott bricht das geknickte Rohr nicht. Er tritt nicht nach, wenn jemand am Boden liegt. Vielmehr hilft er dem Menschen auf, indem er alles für dessen Umkehr tut. Wie oft ruft er seine geliebte Braut zurück, die ihm untreu wird. Immer wieder sendet er Propheten zu seinem Volk, um seinen Willen kundzutun. Dann wird er selbst Mensch, um die Menschen zur Umkehr aufzurufen, und stirbt für seine geliebte Braut. Durch diese Erlösungstat richtet er alle auf, die durch die Sünde gebeugt sind. Er schenkt denen, die seine Erlösung annehmen, das ewige Leben. Das ist die wahre Liebe und das unendliche Erbarmen Gottes! Seine Arbeiter, die Geistlichen, sollen es ihm gleichtun und nicht nur mit der absoluten Wahrheit auftreten, sondern zugleich absolut barmherzig gesinnt sein. Wer am Boden liegt, soll keinen Todesstoß erhalten, sondern wieder aufgerichtet werden. Mit dem nötigen Fingerspitzengefühl sollen sie den Menschen zur Umkehr verhelfen, so wie Jesus es getan hat. Sie sollen den Reumütigen die Sünden vergeben und den Menschen zu einem Neubeginn verhelfen. Durch sie soll die Barmherzigkeit Gottes ein Gesicht erhalten.
Lk 4
31 Jesus ging hinab nach Kafarnaum, einer Stadt in Galiläa, und lehrte die Menschen am Sabbat.
32 Sie waren außer sich vor Staunen über seine Lehre, denn er redete mit Vollmacht.
33 In der Synagoge war ein Mensch, der von einem Dämon, einem unreinen Geist, besessen war. Der schrie mit lauter Stimme:
34 He, du, was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes!
35 Da drohte ihm Jesus: Schweig und verlass ihn! Der Dämon warf den Mann in ihre Mitte und verließ ihn, ohne ihm zu schaden.
36 Da waren alle erschrocken und einer fragte den andern: Was ist das für ein Wort? Mit Vollmacht und Kraft befiehlt er den unreinen Geistern und sie fliehen.
37 Und sein Ruf verbreitete sich in der ganzen Gegend.
Im heutigen Evangelium hören wir, dass Jesus gleichzeitig verkündet und das Verkündete umsetzt. Wir lernen zudem nun die Vollmacht kennen, die er seinen Aposteln übertragen hat.
Er kommt nach Kafarnaum, in die Heimat des Petrus, und geht wie jeder fromme Jude am Sabbat in die Synagoge, wo er lehrt. Er lehrt aber nicht wie ein gewöhnlicher Rabbi, sondern „wie einer, der Vollmacht hat“. Das Wort ἐξουσία exusia für Vollmacht ist schon im Alten Testament ein Begriff. In Dan 7,14 wird er bereits für den Menschensohn gebraucht (dasselbe Wort in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments), der vom „Hochbetagten“, den Daniel sieht, die Vollmacht übertragen bekommt. Auch im Buch Jesus Sirach wird derselbe Begriff schon gewählt, um die Vollmacht ganz auf Gott selbst zurückzuführen. Wenn die Menschen in Kafarnaum ihn nun in der Synagoge reden hören und hinter seiner Predigt eine Vollmacht erahnen, meint das eine über menschliche Fähigkeiten hinausgehende Vollmacht – eine von Gott kommende Kraft. Sie erahnen die Weisheit Gottes, von der Paulus in der Lesung heute erzählt. Die Schriftgelehrten lehren dagegen so, wie sie es von ihren Lehrern gelernt haben. Was sie sagen, ist die Tradierung dessen, was schon immer galt. Jesus spricht aber nun ganz neu. Er spricht nicht wie ein Schriftgelehrter, der die Inhalte von seinem eigenen Lehrer übernimmt. Er legt die Hl. Schrift nun ganz neu aus, nämlich von sich her. Die Menschen sind deshalb so erstaunt, weil Jesus vom Hl. Geist erfüllt spricht. Der Geist Gottes ist es, der die Menschen im Innersten der Seele anrührt und die Augen öffnet.
Dann passiert etwas, das die Vermutung der Anwesenden bestätigt. Gott lässt folgende Situation zu, damit die Menschen eine weitere Lektion von ihm erhalten: Sie werden an die Identität Jesu herangeführt und lernen, dass dessen Botschaft und Verhalten absolut deckungsgleich sind. Ein Besessener ist anwesend und der Dämon in ihm konfrontiert Jesus mit seiner Identität. Jesus gebietet ihm zu schweigen. Wir denken an die ganz pragmatische Begründung, dass Jesus noch nicht direkt festgenommen werden kann, sondern seine Verkündigung erst einmal zuende führen muss. Er tut es auch, damit die Menschen seine Vollmacht ganz konkret sehen, mit der er gepredigt hat. Die Dämonenaustreibung ist eine Aufgabe, die die Pharisäer für gewöhnlich vornehmen. Das Procedere ist dasselbe, das bis heute bei Exorzismen gewählt wird: die Kommunikation mit dem Dämon durch den Besessenen erlangen, um den Namen des Dämons zu erfahren. Sobald dieser seinen Namen nämlich verraten hat, ist er entmachtet und die Exorzisten können dem Dämon befehlen, aus dem Besessenen herauszufahren. Bei Jesus ist es jetzt ganz anders. Es ist nicht Jesus, der auf den Besessenen zugeht und den Dämon zum Sprechen auffordert. Der Dämon meldet sich von selbst, was ungewöhnlich ist. Das tun die bösen Geister ja immer nur in der Gegenwart Gottes. Schon dies wird den Anwesenden zu denken gegeben haben. Dann bekennt der Dämon im Mann Jesu Identität – Heiliger Gottes. Das ist ein messianischer Hoheitstitel. Die Dämonen sind als gefallene Engel von Gott geschaffene Geistwesen. Die ganze Schöpfung existiert um Christi willen. Alles ist geschaffen, um ihn anzubeten und ihm die Ehre zu geben. Alles ist „durch ihn und auf ihn hin“ geschaffen. Deshalb kann auch dieser Dämon nicht anders, als ihn zu bekennen, der der Christus ist. Er gehorcht auch seinen Befehlen und fährt aus dem Mann aus. Welche Vollmacht muss dieser Mensch haben, dass sogar die Dämonen ihn bekennen? Das wird den Menschen eine riesige Lehre gewesen sein. So etwas haben sie noch nie gesehen und deshalb verbreitet sich dieses Ereignis in ganz Galiläa. Die Menschen haben ja lange auf den Messias gewartet. Nun kommt einer, der die Verheißungen erfüllt. Das verbreitet sich wie ein Strohfeuer.
Wenn wir die Vollmacht Christi einmal so richtig betrachtet haben und begreifen, dass er Gott ist, dann werden wir auch verstehen, welche Vollmacht die Geistlichen besitzen. Sie sind nicht Gott, nein, aber sie sind mit den Vollmachten Christi ausgestattet! Sie können Exorzismen vornehmen und die Dämonen hören auf sie! Sie können die vielen Heilstaten vollbringen, die Christus erwirkt hat, vorausgesetzt sie haben Glauben. Einmal sagen die Apostel zu Jesus, dass bestimmte Exorzismen nicht geklappt haben und Jesus hat sehr streng mit ihnen gesprochen, weil ihr Glaube nicht stark genug war. Das muss ein ständiger Appell auch bis in unsere Zeit hinein bleiben. Wenn wir vor den Geistlichen absoluten Respekt besitzen, ist das nicht gleichzusetzen mit einem unangemessenen Klerikalismus, was uns heute ständig weisgemacht wird. Die Weihe und Vollmacht Jesu Christi dürfen wir nicht missachten, denn Gott ist der Allmächtige und wir nur seine Geschöpfe. Zwischen der menschlichen Denkweise und dem Geist Gottes liegt jedoch eine so große Diskrepanz, dass es nur ein Entweder Oder geben kann. Entweder entscheiden wir uns für Gottes Weisheit oder bleiben weltlich gesinnt. Dann lehnen wir aber die ewige Neue Schöpfung ab, um an der gefallenen Alten Schöpfung festzuhalten. Möchten wir das, obwohl sie keine Zukunft hat?
Ihre Magstrauss