Ex 17,8-13; Ps 121,1-2.3-4.5-6.7-8; 2 Tim 3,14 – 4,2; Lk 18,1-8
Ex 17
8 Und Amalek kam und suchte in Refidim den Kampf mit Israel.
9 Da sagte Mose zu Josua: Wähl uns Männer aus und zieh in den Kampf gegen Amalek! Ich selbst werde mich morgen mit dem Gottesstab in meiner Hand auf den Gipfel des Hügels stellen.
10 Josua tat, was ihm Mose aufgetragen hatte, und kämpfte gegen Amalek, während Mose, Aaron und Hur auf den Gipfel des Hügels stiegen.
11 Solange Mose seine Hand erhoben hielt, war Israel stärker; sooft er aber die Hand sinken ließ, war Amalek stärker.
12 Als dem Mose die Hände schwer wurden, holten sie einen Steinbrocken, schoben den unter ihn und er setzte sich darauf. Aaron und Hur stützten seine Arme, der eine rechts, der andere links, sodass seine Hände erhoben blieben, bis die Sonne unterging.
13 So schwächte Josua Amalek und sein Heer mit scharfem Schwert.
Die heutige erste Lesung aus dem Buch Exodus ist die Nachgeschichte der Episode, in der Gott dem Volk Israel in Massa und Meriba Wasser aus dem Felsen hervorsprudeln ließ, nachdem es seine Güte einmal mehr infrage gestellt hatte. Selbst Mose hatte einen Moment der Schwäche, der ihm zum Verhängnis werden sollte: Deshalb würde er das Verheißene Land nie schauen.
Was folgt, ist eine Kriegsgeschichte, nämlich die Schlacht zwischen den Amalekitern und den Israeliten. Sehr oft hat Israel gegen fremde Völker zu kämpfen und auch hier ist es eine Begebenheit, deren Kriegsschauplatz überraschenderweise wesentlich auf geistlicher Ebene zu suchen ist: Auch wenn die Israeliten äußerlich gegen die Amalekiter in die Schlacht ziehen und Josua dafür geeignete Männer finden soll, ist der eigentliche Feldherr nicht Josua, sondern Mose. Er stellt sich nämlich auf den Hügel mit dem Gottesstab in der Hand und streckt diesen in die Höhe. Solange er dies tut, ist Israel stärker als Amalek. Sobald er die Hand aber sinkt, ist Amalek stärker. Mit der Zeit wird es ihm schwer, den Arm die ganze Zeit zu erheben, weshalb Aaron und Hur ihn unterstützen. Auf diese Weise wird Amalek aufgerieben.
Diese Episode ist ein einziges Zeichen für die Israeliten, denn im Anschluss wird Gott Mose dazu auffordern, aufzuschreiben: Krieg ist zwischen Jahwe und Amalek von Generation zu Generation. Er sagt nicht Israel, sondern Jahwe, denn der eigentliche Kampf ist ein Kampf der geistlichen Mächte. Die Israeliten sollen verstehen, warum in Zukunft immer wieder Konflikte mit den Amalekitern auflodern werden. Sie sollen auch begreifen, dass die eigentliche Schlacht eine geistliche ist – so wie es in Massa und Meriba auf schmerzhafte Weise deutlich wurde. Solange Gott bei ihnen ist und sie mit ihm in einer guten Beziehung stehen, werden sie unbesiegbar sein, selbst wenn die Gegner den einen oder anderen Schlag austeilen. Wie wichtig ist es doch, Gott als den Herrn des eigenen Lebens zu deklarieren! Wenn er unser Herr ist und wir gleichsam unsere Hand in den Himmel strecken, werden unsere Feinde sich an uns aufreiben, wenn sie versuchen, uns zu bekämpfen. So war es bereits bei Jesus in der Wüste, als der Teufel ihn immer wieder zu verführen versuchte, doch alles an diesem abprallte. Selbst im Moment des Todes ließ er nicht locker, als Jesus am Kreuz hing. Und doch ist er gescheitert, weil Jesus am dritten Tage von den Toten auferstanden ist.
Ps 121
1 Ein Lied für die Wallfahrt. Ich erhebe meine Augen zu den Bergen: Woher kommt mir Hilfe?
2 Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde erschaffen hat.
3 Er lässt deinen Fuß nicht wanken; dein Hüter schlummert nicht ein.
4 Siehe, er schlummert nicht ein und schläft nicht, der Hüter Israels.
5 Der HERR ist dein Hüter, der HERR gibt dir Schatten zu deiner Rechten.
6 Bei Tag wird dir die Sonne nicht schaden noch der Mond in der Nacht.
7 Der HERR behütet dich vor allem Bösen, er behütet dein Leben.
8 Der HERR behütet dein Gehen und dein Kommen von nun an bis in Ewigkeit.
Auf die Lesung hin beten wir einen Wallfahrtspsalm. Er gehört zum großen Hallel, einer Psalmengruppe von Wallfahrtsliedern, die bei den Pilgerfesten nach Jerusalem gesungen worden sind. Das Thema ist die Geborgenheit bei Gott. Es passt perfekt zu der soeben gehörten Situation aus Exodus.
„Ich erhebe meine Augen zu den Bergen: Woher kommt mir Hilfe?“ Diese Frage ist wie eine rhetorische Einleitung zu der langen Antwort der restlichen Verse: Gott ist es. Er ist der beste Helfer, denn er weiß, was wir brauchen. Er ist schließlich der, der alles geschaffen hat, auch mich. Er weiß um jedes Leben. Er beschützt jedes seiner Geschöpfe und sorgt dafür, dass es keinen Schaden nimmt. Er hütet ohne Pause. Das ist die wahre Bedeutung von „Gott sieht alles.“ Es darf uns Menschen ein absolutes Geborgenheitsgefühl spenden, dass er unentwegt bei uns ist. Sind wir uns seiner ständigen Gegenwart bewusst? Das sollte in unserer täglichen Gewissenserforschung die allererste Frage sein: Habe ich den heutigen Tag in dem Bewusstsein der Gegenwart Gottes gelebt?
Gott hat das Volk Israel in der Schlacht gegen Amalek beschützt, weil es sich in die Hände Gottes begeben hat. Gott kann auch uns dann beschützen, wenn wir uns ganz in seine Obhut begeben. Konkret: Leben wir im Stand der Gnade, dann hören wir die Warnrufe, dann sendet uns Gott zwar immer wieder ins Schlachtfeld, entzieht uns aber auch dem großen Schaden. Wenn die äußeren Stürme auch wüten, er wird unser Herz behüten. Diese absolute Geborgenheit und den Schutz Gottes wird im Psalm sehr poetisch ausgedrückt mit Bildern wie der Sonne am Tag und dem Mond bei Nacht. Gott behütet unser Leben. Und das meint nicht nur unser physisches Dasein. Vielmehr meint es das ewige Leben. Und jetzt kommt es: Weil er auch das Leben der Israeliten retten will, die zuvor seine Güte infrage gestellt haben, lässt er die Schlacht zu. Er möchte, dass die Israeliten es ein für allemal begreifen.
2 Tim 3-4
14 Du aber bleibe bei dem, was du gelernt und wovon du dich überzeugt hast. Du weißt, von wem du es gelernt hast;
15 denn du kennst von Kindheit an die heiligen Schriften, die dich weise machen können zum Heil durch den Glauben an Christus Jesus.
16 Jede Schrift ist, als von Gott eingegeben, auch nützlich zur Belehrung, zur Widerlegung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit,
17 damit der Mensch Gottes gerüstet ist, ausgerüstet zu jedem guten Werk.
1 Ich beschwöre dich bei Gott und bei Christus Jesus, dem kommenden Richter der Lebenden und der Toten, bei seinem Erscheinen und bei seinem Reich:
2 Verkünde das Wort, tritt auf, ob gelegen oder ungelegen, überführe, weise zurecht, ermahne, in aller Geduld und Belehrung!
Als zweite Lesung hören wir das Ende des zweiten Timotheusbriefs. Paulus verdichtet in diesen Versen die Unterweisungen und Ermahnungen: „Du aber bleibe bei dem, was du gelernt und wovon du dich überzeugt hast.“ Wir erkennen eine Analogie zu den Abschiedsreden Jesu, in denen Jesus unter anderem sagt: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich.“ Wie der sich verabschiedende Jesus sagt Paulus Timotheus zu, dass er in solchen Zeiten der Verunsicherung bei seiner Glaubensüberzeugung bleiben soll. Er weiß schließlich, woher er es hat. Das ist Zeichen der Wahrheit. Sie ist von Gott geoffenbart und so ist ihre Quelle bekannt. Dagegen scheint Timotheus von kursierenden Lehren oder Angriffen auf theologischer Ebene verunsichert, bei denen der Ursprung nicht bekannt ist. Es scheint sich vor allem um die gnostische Irrlehre zu handeln.
Timotheus ist in der Schrift fest verankert, denn seine Mutter war eine Jüdin, die dann zum Christentum konvertiert ist. Die Heiligen Schriften meinen zu jener Zeit noch nicht den neutestamentlichen Kanon, sondern vielmehr die Schriften der Juden. Sie offenbaren den einen Gott und auch die messianischen Verheißungen, die sich in Jesus Christus erfüllt haben. Sie sind ein Maßstab gegen Häresien, zugleich für seine bischöfliche Lehrtätigkeit und Pastoral. Dadurch, dass jede Schrift von Gott eingegeben ist, hat sie eine unvergleichlich hohe Autorität.
So dient sie zur Belehrung, Widerlegung, Besserung (vor allem der Gnostiker) und zur Erziehung in Gerechtigkeit. So ist sie die beste Waffe gegen die Gnostiker, deren Lehre nicht göttlich inspiriert ist, also dem Wort Gottes nicht standhalten kann.
Die Schriften sind die beste Ausrüstung für den Geistlichen, um wiederum die Gläubigen auszurüsten für jedes gute Werk. Zu diesen ist der Mensch ausgerüstet, wenn eine ethische Unterweisung des Geistlichen ihn dazu angehalten hat.
Paulus gibt sich jede erdenkliche Mühe, den Bischof zu ermutigen. Wie sehr bräuchten auch in unserer Zeit die Geistlichen so eine Ermutigung, wo sie sich wirklich um den authentischen Glauben bemühen, aber auf so viele Widerstände treffen!
Paulus sagt ganz eindringlich („ich beschwöre dich“) und im Namen Jesu Christi, der als Weltenrichter am Ende der Zeiten kommen wird. Auf diese Weise markiert er seine Worte als höchst autoritativ.
„Verkünde das Wort, tritt auf, ob gelegen oder ungelegen“ – Er soll das Evangelium verkünden, das von dem einen Wort – Jesus Christus zeugt. Und dies soll er ohne Scham tun, sondern ganz freimütig zu jeder Zeit. Es erfordert eine jede Menge Mut und Demut, diese Verkündigung auch in ungelegenen Orten und Situationen zu vollziehen. Denn so wird man auch viel Spott und Feindseligkeit ernten. Paulus weiß, wovon er spricht. Man hat ihn sogar versucht, umzubringen. Das hat ihn nicht davon abgehalten, in derselben Stadt weiterzuwirken. Weitere vorgeschriebene Taten sind das Überführen, das sich auf jene bezieht, die in der Lüge sind und Verwirrung stiften. Sie sollen ihrer Täuschung überführt werden. Auch die Zurechtweisung und Ermahnung sind in diese Richtung zu verstehen. Timotheus soll dabei geduldig sein und immer wieder die Wahrheit verkünden im Gegensatz zu den Gnostikern.
Auch in der zweiten Lesung geht es um den geistlichen Kampf, für den Paulus Timotheus sensibilisieren und vorbereiten möchte. Was er ihm aufträgt, ist in besonderer Weise relevant für die Geistlichen, besonders die Bischöfe, aber auch für alle, die ihre eigene Jüngerschaft ernstnehmen und das Wort Gottes in ihrem Leben bezeugen möchten.
Lk 18
1 Jesus sagte ihnen durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten:
2 In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm.
3 In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Widersacher!
4 Und er wollte lange Zeit nicht. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht;
5 weil mich diese Witwe aber nicht in Ruhe lässt, will ich ihr Recht verschaffen. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht.
6 Der Herr aber sprach: Hört, was der ungerechte Richter sagt!
7 Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern bei ihnen zögern?
8 Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?
Im Evangelium hören wir heute wieder ein Gleichnis. Jesus geht es darum, das unablässige Gebet zu erklären. Ein Richter lebt in einer Stadt, der keine Gottesfurcht hat und rücksichtslos rechtspricht. In Israel gab es noch keine Sozialversorgung, wie wir sie heute kennen. Witwen und Waisen gehörten dabei zu besonders nachteilhaften Personengruppen. Sie verdienten nichts und wurden noch von den Höherstehenden ausgebeutet. So kommt also eine Witwe jener Stadt immer wieder zu diesem Richter und drängt ihn dazu, ihr zu ihrem Recht zu verhelfen. Das lässt ihn aber kalt, denn wir erinnern uns – er ist rücksichtslos. Sie lässt aber nicht nach und kommt immer wieder. Irgendwann gibt er nach, aber nicht aufgrund von Mitleid, sondern aus Angst, eine Ohrfeige zu bekommen. Er will endlich seine Ruhe und verhilft ihr endlich zu ihrem Recht.
Dieses Gleichnis erinnert uns an ein früheres, das wir kürzlich hörten und bei dem es um einen Nachbarn oder Freund geht, der mitten in der Nacht um Zutaten bittet. Es ist dasselbe Prinzip: Die gebetene Person gibt nach, weil der Bittsteller so unnachgiebig ist.
Wie auch bei dem anderen Gleichnis führt Jesus das auf Gottes Gebetserhörung zurück: „Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern bei ihnen zögern?“ Der Richter ist ein „ungerechter Richter“. Das sagt Jesus unverblümt in Vers 6. Wenn schon so ein ungerechter Mann einer Witwe gibt, was sie braucht, umso wie viel mehr wird Gott das immerwährende Bitten seiner Geschöpfe erhören, er, der der gute Gott ist! Beim anderen Gleichnis sagt Jesus in ähnlicher Weise: „Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten (Lk 11,13).“
Während es in Lk 11 noch um den Hl. Geist und seine Gaben geht, ist hier das Thema die Gerechtigkeit, die sich durchsetzt. Schließlich ist der größere Kontext das Ende der Welt und das Thema des Endgerichts.
Jesus lädt auch uns heute dazu ein, immer wieder den Vater zu bitten und nicht nachzulassen. Er wird das Gebet erhören. Dabei ist zu sagen, dass er es natürlich so erhört, wie es seinem heiligen Willen entspricht. Bei Gott gibt es kein „Nein“, aber es gibt ein „Später“, ein „Ja“ und ein „anders, als du denkst“. Vertrauen auch wir heutige Christen darauf, dass unser Gebet bei Gott nie unerhört bleibt! Vertrauen wir darauf, dass Gott für Gerechtigkeit sorgen wird, denn er sieht alles. Er wird auch heute jene erlösen von ihrem Unrecht, besonders die vielen ungehörten Stimmen, die nie die Chance erhalten, geboren zu werden! Er erhört jene, die unter Krieg, Terror und Gewalt leiden. Gott lässt das alles nicht ewig mit sich machen. Er wird auch heute jedem seiner geliebten Kinder zu ihrem Recht verhelfen.
Gott verschafft Recht, nicht nur wenn wir unnachgiebig sind, sondern weil er uns liebt. Wir dürfen seine Güte nicht infragestellen, wie das die Israeliten getan haben. Wir haben ihn in den Kämpfen unseres Lebens an unserer Seite. Vergessen wir das nie, wenn wir versucht sind, im Kampf plötzlich panisch zu werden oder aufzugeben!
Ihre Magstrauss