Donnerstag der 33. Woche im Jahreskreis

Offb 5,1-10; Ps 149,1-2.3-4.5-6au. 9b; Lk 19,41-44

Offb 5
1 Und ich sah auf der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß, eine Buchrolle; sie war innen und auf der Rückseite beschrieben und mit sieben Siegeln versiegelt.

2 Und ich sah: Ein gewaltiger Engel rief mit lauter Stimme: Wer ist würdig, die Buchrolle zu öffnen und ihre Siegel zu lösen?
3 Aber niemand im Himmel, auf der Erde und unter der Erde konnte das Buch öffnen und hineinsehen.
4 Da weinte ich sehr, weil niemand für würdig befunden wurde, das Buch zu öffnen und hineinzusehen.
5 Da sagte einer von den Ältesten zu mir: Weine nicht! Siehe, gesiegt hat der Löwe aus dem Stamm Juda, der Spross aus der Wurzel Davids; er kann das Buch und seine sieben Siegel öffnen.
6 Und ich sah: Zwischen dem Thron und den vier Lebewesen und mitten unter den Ältesten stand ein Lamm; es sah aus wie geschlachtet und hatte sieben Hörner und sieben Augen; die Augen sind die sieben Geister Gottes, die über die ganze Erde ausgesandt sind.
7 Das Lamm trat heran und empfing das Buch aus der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß.
8 Als es das Buch empfangen hatte, fielen die vier Lebewesen und die vierundzwanzig Ältesten vor dem Lamm nieder; alle trugen Harfen und goldene Schalen voll von Räucherwerk; das sind die Gebete der Heiligen.
9 Und sie sangen ein neues Lied und sprachen: Würdig bist du, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen: denn du wurdest geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erworben aus allen Stämmen und Sprachen, aus allen Nationen und Völkern
10 und du hast sie für unsern Gott zu einem Königreich und zu Priestern gemacht; und sie werden auf der Erde herrschen.

Gestern hörten wir in der Lesung den ersten Teil der großen Thronsaalvision. Heute wird uns ein Ausschnitt aus dem zweiten Teil verlesen. Johannes sieht wieder den Thron Gottes, doch diesmal kommen neue Elemente in der Vision hinzu: Gott hält in seiner „Hand“ eine Buchrolle, die auf beiden Seiten vollgeschrieben sowie siebenmal versiegelt ist. Das Aussehen des Vaters ist geheimnisvoll, schon gestern fiel uns ein erhabenes Schweigen über dessen Gestalt auf. Heute wird lediglich gesagt, dass etwas auf seiner Hand liegt, eine anthropomorphe Aussage. Dadurch dass beide Seiten vollgeschrieben sind, wird uns gesagt: Sie ist übervoll, da ist kein freier Platz mehr. Die Siebenzahl ist in der biblischen Zahlensymbolik stets die Zahl der Fülle, der Vollkommenheit und der Vollständigkeit. Was hier also gesagt wird: Die Buchrolle ist vollständig versiegelt, sodass man die übervolle Botschaft nicht lesen kann. Sie ist komplett unzugänglich. Es ist unmöglich, sie zu öffnen und zu lesen.
Dass es so ist, wird einem spätestens klar, als ein gewaltiger Engel mit lauter Stimme nach einer kompetenten Person ruft, die die Buchrolle entsiegeln sowie lesen kann. Es meldet sich aber keine Person – weder im Himmel, noch auf der Erde, noch unter der Erde. Diese Aufteilung bezieht sich in diesem Kontext auf die Engel und Heiligen im Himmel, auf die Menschen auf der Erde sowie auf die Dämonen der Hölle. Keiner ist fähig, diese ehrenvolle Aufgabe zu übernehmen, und deshalb reagiert der Visionär so verzweifelt. Es heißt, dass er bitterlich zu weinen beginnt. Er versteht, dass diese Buchrolle sehr entscheidend ist und ihre Botschaft unbedingt offenbart werden muss. Was in diesem Buch steht, ist der Ausgang der gesamten Weltgeschichte, die verschiedenen Schritte eines Prozesses, die Schöpfung „auf Werkseinstellungen zurückzusetzen“, bevor Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen kann. Dieses Buch ist im Grunde das Buch der Offenbarung, aus dem wir jetzt hören.
Einer der Ältesten tröstet den weinenden Johannes und kündigt ihm an, dass es keinen Grund zur Verzweiflung gibt. Der Löwe aus dem Stamm Juda hat gesiegt. Es ist ein Ausdruck, den Johannes aus Gen 49,9 kennt, als der sterbende Jakob seine Söhne zu sich holt und für jeden Sohn eine Botschaft bereit hat. Dort kündigt er seinem Sohn Juda an, dass seine Nachkommen ein königliches Geschlecht sein werden. König David, König Salomo, die großen Könige werden wiederum Vorausbilder des einen wahren Königs sein – Jesus Christus. Und dieser ist nun der eigentliche König, den Jakob unter dem Einfluss des Hl. Geistes schon so viele Jahre zuvor angekündigt hat. Dieser ist zugleich der Spross aus der Wurzel David, den Jesaja vorausgesagt hat. Primär ging es eigentlich um den Nachkommen des Königs Ahas, nämlich Hiskija anzukündigen, der als frommer König den Bedrängnissen der Assyrer abwehren sollte. Doch dieser ist das Vorausbild des wahren Königs, der die Bedrängnisse des Bösen, des Widersachers Gottes abwendet! Johannes kennt beide wichtige Ausdrücke und versteht – hier wird der Messias angekündigt! Doch diese erhabenen Bilder veranlassen zu der Erwartung, dass nun ein mächtiger Herrscher einherschreitet, ein mächtiger Löwe, denn dieser ist nicht umsonst der König der Tiere. Stattdessen kommt es ganz anders – und das ist genau das, was Paulus in seinem Philipperhymnus schreibt: Johannes sieht hin und sieht zwischen den Lebewesen und dem Gottesthron bzw. inmitten der Ältesten – darüber wird ausführlich diskutiert, denn das sind zwei unterschiedliche Aussagen – steht ein Lamm. Ein wehrloses Tier, das man für den Opferkult in Israel verwendet hat. Es ist wie geschlachtet, steht aber quicklebendig auf seinen Pfoten. „Wie geschlachtet“ heißt für einen frommen Juden „geschächtet“. Johannes sieht also eine Schächtwunde am Hals des Tieres, das sonst überhaupt nicht tot wirkt. Es erinnert uns an die Auferstehungserscheinungen, bei denen die Apostel Jesu Wundmale sehen können, auch die Seitenwunde ist deutlich erkennbar, doch er ist ganz lebendig. Gott, der Allmächtige, hat sich entäußert, um es mit Paulus zu sagen, er ist klein geworden und geboren in einem Stall als kleines Kind. Ganz wehrlos und zerbrechlich. Das macht Gottes Allmacht aus – er muss sie nicht krampfhaft zur Schau stellen und sich beweisen. Er kann sich die Freiheit nehmen, auf sie zu verzichten. Diese Demut hat dem Hochmut des Satan das Genick gebrochen. Sie hat die Erlösung erwirkt. Wehrlos ist Gott als Mensch zum Opfertier geworden, das am Holz des Kreuzes geopfert worden ist – zur Sühne für die Sünden der gesamten Menschheit gestern, heute und morgen. Er ist gestorben und am dritten Tage wieder auferstanden. Er lebt, aber der Tod war real, kein Scheintod, wie manche Sekten in den ersten Jahrhunderten geglaubt haben, allen voran die Erzfeinde des Apostels Johannes, die Doketisten.
Dieses Lamm ist in Wahrheit der Löwe von Juda. Seine vermeintliche Schwachheit ist die Stärke, die die ganze Welt verändert hat. Das Kreuz ist Schande aus menschlicher Sicht, doch Christus hat es zum Zeichen der Versöhnung gemacht.
Dieses Lamm wird nicht mit realistischen zoologischen Eigenschaften geschaut, sondern mit weiteren symbolhaften Merkmalen: Es hat sieben Augen, die wiederum den sieben Geistern vor dem Thron Gottes entsprechen. Das sind zutiefst trinitarische Aussagen. Der Hl. Geist geht von diesem Lamm aus, nicht nur vom Thron des Vaters. Wenn man so will, hat man in dieser Vision einen Schriftbeleg für das filioque. Die Siebenzahl der Geister ist schon sehr früh in der Kirche auf die sieben Gaben des Geistes bezogen worden. In Christus ist die Fülle des Geistes mit seinen Gaben. Christus ist die Weisheit in Person, die Einsicht in Person etc. In ihm manifestiert sich die Fülle der Gnade Gottes.
Das Lamm hat auch Hörner, was unüblich für ein Jungtier ist. Hörner bedeuten in der biblischen Bildsprache Macht und Stärke. Christus hat die Fülle der Macht, deshalb die Siebenzahl. Er ist der wahre König, aber sein Königreich ist ganz anders als die irdischen Reiche. Es ist das Reich Gottes.
Dieses Lamm kommt nun zum Thron – war es also doch eher bei den Ältesten? – und nimmt die Buchrolle vom Vater entgegen. Das sind alles Bilder, dessen müssen wir uns bewusst sein. Deshalb hat er, der keine Gestalt hat, zwischendurch doch eine Hand wie ein Mensch. Dann kann ein Lamm, das keine Hände zum Greifen hat, eine Buchrolle entgegen nehmen.
Das ist der entscheidende und erlösende Moment. Sobald das Lamm die Buchrolle empfangen hat, fallen die vier Lebewesen und die 24 Ältesten davor nieder und beten es an. Christus, der auferstandene Herr, er ist verherrlicht worden und hat seine Herrschaft angetreten.
Wie schon im ersten Teil dieser Thronsaalvision erfolgen liturgische Handlungen aufgrund der Heilstaten Gottes.
Nun sieht Johannes nämlich, dass die 24 Ältesten und die vier Lebewesen Harfen und goldene Räucherschalen mit den Gebeten der Heiligen tragen. Die Harfe ist ein liturgisches Instrument, das als Begleitinstrument im Lobpreis verwendet worden ist. Dass diese Harfen aus Gold sind, spricht für ihre himmlische Zugehörigkeit. Gold und Weiß sind in der Bildsprache der Johannesoffenbarung Farben des Himmels.
Auch die Räucherschalen sind aus Gold. Rauchopfer sind in der Antike in allen religiösen Kontexten bekannt. Das Räucherwerk besteht aber nicht aus Weihrauch, sondern aus den Gebeten der Heiligen. Damit sind die getauften Christen auf Erden gemeint. Paulus nennt sie auch immer wieder die Heiligen. Das ist für uns eine Verknüpfung von irdischer und himmlischer Liturgie. „Wie Weihrauch steige mein Gebet zu dir auf, oh Herr“ ist somit nicht einfach so dahergesagt. Wir glauben, dass unsere Gebete vor den Thron Gottes kommen und Gott nichts unerhört lässt. Das ist übrigens ein Schriftbeleg für die Fürsprache der Heiligen, also diesmal der Heiligen im Himmel. Denn die 24 Ältesten tragen diese Gebete der Irdischen ja vor Gott.
Es wird ein „neues Lied“ gesungen – es ist neu, weil es durch den neuen Bundesschluss ermöglicht worden ist, den Christus am Kreuz zwischen Gott und der ganzen Welt besiegelt hat. Neu meint also vor allem den Bezug zum Neuen Bund.
Was die Ältesten nun singen, ist eine theologische Deutung der gesamten Szene: Christus ist derjenige, ja der einzige, der die versiegelte Buchrolle öffnen kann. Er hat die Erlösung der Menschheit erwirkt. Mit dem ersten Kommen des Messias ist die Endzeit angebrochen. Er hat sie ermöglicht und was in der versiegelten Buchrolle steht, sind ja die Ereignisse dieser Endzeit.
Christus hat in einem Dreischritt sein Erlösungswirken vollzogen: Er ist geschlachtet worden – wie ein Opfertier, deshalb schaut Johannes ihn als Lamm – und hat durch sein Blut Menschen erkauft „aus allen Stämmen und Sprachen, aus allen Nationen und Völkern.“ Diese Viererkette verdeutlicht die Universalität der Erlösung. Schließlich hat er als drittes diese erlösten Menschen für Gott zu einem Königtum und zu einer Priesterschaft gemacht. Die Erlösung nehmen die gläubig gewordenen Menschen durch das Sakrament der Taufe an. Sie werden dadurch zu Königen und Priestern für Gott. An dieser Stelle ist zu betonen, dass für die Priesterschaft im Griechischen ein anderer Begriff gewählt wird als für das Weihepriestertum der Kirche, nämlich ἱερεῖς hiereis. Es bezieht sich auf die unvergleichliche Würde des Taufsakraments. Dagegen wird für das Weihepriestertum der Begriff πρεσβύτερος presbyteros verwendet, von dem auch das deutsche Wort „Priester“ abstammt. Da wir im Deutschen nur einen Begriff für beide Priestertümer besitzen, wird dies oft missbraucht, um beides in einen Topf zu werfen und aufgrund der Taufe ein Weihepriestertum für alle durchzusetzen. Das ist unmöglich.
Die getauften Christen werden zu einer königlichen Dynastie, zu Erben des Reiches Gottes. Sie werden zu Königskindern und zugleich zu seiner priesterlichen Schar. Alle Getauften erwartet das, was Johannes von den 24 Ältesten gesehen hat – das Mitthronen mit Gott. Jesus meinte es wirklich ernst, als er sagte: Die Niedrigen werden erhöht. Er selbst hat es vorgelebt, als er gedemütigt in absoluter Schande über alle anderen erhöht worden ist, wie Paulus es im Philipperhymnus formuliert.
Wenn auch wir die Demut wählen, das unerwartet Einfache und Schlichte wie Jesus das Lamm Gottes, der doch eigentlich der Löwe von Juda ist, dann werden auch wir im Reich Gottes geehrt werden. Dann erhalten auch wir den goldenen Kranz als Sieges- und Ehrenzeichen.
Was wir in der heutigen Lesung gehört haben, ist der nächste Schritt in der Heilsgeschichte. Gestern ging es um das Schöpfungswirken Gottes. Die Konzentration des Visionärs lag auf dem Vater, dem Schöpfer des Himmels und der Erde. Heute schaute er die Erlösung und das Wirken des Sohnes.

Ps 149
1 Halleluja! Singt dem HERRN ein neues Lied, sein Lob in der Versammlung der Frommen!

2 Israel soll sich freuen über seinen Schöpfer, die Kinder Zions sollen jubeln über ihren König.
3 Seinen Namen sollen sie loben mit Reigentanz, mit Trommel und Leier ihm spielen.
4 Denn der HERR hat an seinem Volk Gefallen, er krönt die Gebeugten mit Rettung.
5 In Herrlichkeit sollen die Frommen frohlocken, sie sollen jauchzen auf ihren Lagern,
6 Hochgesänge auf Gott in ihrer Kehle, ein zweischneidiges Schwert in ihren Händen,
9 Lichtglanz ist das all seinen Frommen. Halleluja!

Als Antwort auf die Lesung beten wir Psalm 149, einen Lobpreispsalm, der zum Schluss-Hallel gehört. Auch hier ist der Lobpreis in Hallelujarufe gerahmt. Es ist bemerkenswert, dass wir diesen Psalm zuletzt in der sechsten Osterwoche gebetet haben, denn auch hier antworten wir auf das, was durch das Osterereignis im Himmel geschieht, die Auswirkungen auf die gesamte Weltgeschichte aus der Sicht der Ewigkeit.
Als Antwort auf die gläubig gewordenen Frauen Philippis beten wir heute einen Lobpreispsalm mit dem Titel „Das neue Lied von der Königsherrschaft Gottes durch Israel“.
Halleluja ist ein Ausruf, der mit „Preist Jahwe“ übersetzt wird. Es handelt sich zu Anfang also wieder um eine typische Lobaufforderung.
Weil wieder eine Gruppe zum Lob aufgefordert wird und nicht eine Einzelperson, wirkt der Psalm sehr liturgisch. Dies wird uns auch durch die „Versammlung der Frommen“ deutlich. Mit Blick auf die Lesung sehen wir die himmlischen Personengruppen vor uns, die Gott in der himmlischen Liturgie anbeten, voller Dank sind über das Erlösungswirken des Lammes.
„Israel soll sich freuen über seinen Schöpfer, die Kinder Zions sollen jubeln über ihren König.“ Diese Kinder sind nun nicht mehr nur aus den Stämmen Israels, sondern sind nun ein Volk Gottes, das das geistige Israel bildet – wie wir hörten aus allen Völkern, Sprachen, Stämmen und Nationen! Sie alle sollen Gott loben mit „Reigentanz und instrumentaler Begleitung.“ Psalm 149 vermittelt den Eindruck, dass die Juden sich für die gläubig gewordenen Heiden freuen sollen. Dies werden sie auch durch die Einbeziehung von Gottesfürchtigen und Proselyten umgesetzt haben. Doch es geht noch weiter: Die Gottesfürchtigen und die Juden verbindet nun die eine Taufe zur Vergebung der Sünden! Jesus Christus begründet den Neuen Bund, der nun nicht mehr auf biologischer Abstammung basiert, sondern auf der neuen Schöpfung. Wir sehen bei diesem Vers die goldenen Harfen der Lesung vor uns. Auf Erden sollen die Christen in ihrer irdischen Liturgie ebenfalls voller Lobpreis Gott danken.
„Jauchzen auf ihren Lagern“ zeigt uns, dass die Juden sich nicht nur am Tag, sondern auch in der Nacht freuen und Gott für diese große Barmherzigkeit zu jeder Zeit danken sollen. Immer sei ein Lobgesang in ihrer Kehle. Diese ist mehr als nur ein Teil des Körpers. Mit „Kehle“ ist viel mehr gemeint, denn ursprünglich ist auch die Nephesch als Kehle gedacht worden, durch die der Atem ein- und ausgeht. Deshalb lechzt auch die Seele im Psalmenkontext oft nach Wasser, als ob sie im Mund oder in der Kehle sitzen würde. Den Lobgesang in der Kehle zu haben, heißt also nicht nur die ständige Bereitschaft zum Singen, sondern auch den Lobpreis im „Herzen“, das heißt in der Seele. Dieser Lobpreis ist den Frommen „Lichtglanz“, das heißt Pracht und Schönheit, die sie schmückt. Der immerwährende Lobpreis im Herzen ist für den irdisch Lebenden eine Generalprobe für den ewigen Lobpreis des Himmels. Dort gibt es gar keine Zeit mehr, dort gibt es nur das ewige Jetzt und das ewige Heute.
Der Psalm endet mit dem wiederholten Halleluja, für den er bekannt ist.

Lk 19
41 Als er näher kam und die Stadt sah, weinte er über sie

42 und sagte: Wenn doch auch du an diesem Tag erkannt hättest, was Frieden bringt. Jetzt aber ist es vor deinen Augen verborgen.
43 Denn es werden Tage über dich kommen, in denen deine Feinde rings um dich einen Wall aufwerfen, dich einschließen und von allen Seiten bedrängen.
44 Sie werden dich und deine Kinder zerschmettern und keinen Stein in dir auf dem andern lassen, weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast.

Im Evangelium kommt nun etwas, das wir als absolut logisch begreifen müssen: Gerichtsrede. Das ewige Heil und das Gericht Gottes gehören untrennbar zusammen. Wenn nicht das Gericht vorausgeht, um die Guten von den Bösen zu scheiden, wie soll dann die reine Heiligkeit des Himmels möglich sein? Es gelangt keiner ins Himmelreich, wo ewige Freude und Gottesgegenwart ist, der sich zeitlebens gegen ihn entschieden hat. So ist es ja auch in der Offenbarung. Was im Himmel schon gefeiert wird, ist auf Erden längst noch nicht soweit. Wir lesen immer wieder von katastrophalen Zuständen, von der Umsetzung der Gerichtsurteile Gottes durch die Plagen und Katastrophen, die in den letzten Tagen geschehen. Erst dann, wenn der Böse endgültig besiegt ist, ja sogar der Tod zerstört ist, dann kommt das himmlische Jerusalem vom Himmel herab. Erst dann ist die absolute Freude und das Heil universal erreicht.
Hier hören wir nun von der Zeit, bevor das alles geschieht. Jesus nähert sich dem irdischen Jerusalem. Die Diskrepanz zwischen ihm und dem himmlischen Jerusalem ist so groß, dass Jesus nur über die „heilige Stadt“ weinen kann. Was ist aus der Braut geworden! Was hat sie aus ihrer Berufung gemacht? Was Jesus im gestrigen Evangelium im Gleichnis von dem anvertrauten Geld gesagt hat, passt nun auch zur Stadt Jerusalem. Ihr hat Gott den Gnadenschatz seiner Gegenwart geschenkt. Doch was machen die Menschen daraus? Sie haben das Haus seines Vaters zur Räuberhöhle gemacht. Jesu Tempelreinigung hören wir morgen.
Die Tochter Zion sollte jubeln und sich freuen, dass ihr König nun zu ihm kommt. So haben es schon die vielen Propheten im Laufe des Alten Testaments immer wieder vorhergesagt. Jerusalem sollte sich bereit machen für ihren Bräutigam, doch was tut es? Es benimmt sich eher wie eine Frau von der Straße, verunreinigt sich, lebt nicht nach den Geboten, hält aber die Fassade der Vollkommenheit aufrecht. Dafür sorgt vor allem die religiöse Elite, deren Kartenhaus drauf und dran ist, zusammenzufallen. Der Atem Gottes ist langatmig und muss nicht viel pusten….doch die Wahrheit möchten sie nicht zulassen. Sehr bald werden sie den Messias mundtot machen, damit ihr Kartenhaus weiter wankt. Was sie nicht ahnen: Gott hat das letzte Wort und der Messias wird von den Toten auferstehen. Das Kartenhaus ist zum Scheitern verurteilt.
Jerusalem hat die Zeit der Gnade nicht erkannt. Der Christus ist der Friedensfürst. Er möchte den wahren Frieden bringen, doch das Herz Israels, die Heilige Stadt – vielmehr die Menschen in ihr – nehmen ihn nicht an. Da sie Gott von sich weisen, wird dieser sich abwenden. Er nimmt die Entscheidung des Menschen ernst und wenn dann das Gericht kommt, dann wird diese Entscheidung als endgültig anerkannt.
Die Auswirkungen der Ablehnung Gottes werden sie schon zu Lebzeiten zu spüren bekommen. Warum? Weil Gott den Menschen selbst da noch die Chance zur Umkehr bietet. So ist es ja schon das ganze Alte Testament hindurch. Gott lässt zu, dass sein Volk die Folgen der eigenen Sünde zu spüren bekommt, damit es zur Besinnung kommt und zu ihm zurückkehrt. Noch ist das Ende der Welt nicht erreicht, doch es wird knapp. Jerusalem soll sich bekehren. Weil es aber nicht geschehen wird, wird eine weitere Katastrophe eintreten – die Zerstörung Jerusalems und des Tempels 70 n.Chr. durch die Römer. Übrigbleiben wird ein Stückchen Mauer, die wir Klagemauer nennen. Dies deutet Jesus durch die Aussage an, dass kein Stein auf dem andern bleiben wird.
Die Gerichtsurteile Gottes erfolgen nicht erst ganz am Ende. Er lässt es schon innerhalb der Menschheitsgeschichte zu, was uns zeigt: Gericht ist notwendig. Es ist die Voraussetzung für das Heil Gottes. Diese vorübergehenden oder besser gesagt vorausgehenden Gerichte sind Chancen auf dem Weg zum Endgericht.

Wir sollen aber keine Angst davor haben, sondern die Chancen erkennen und nutzen. Wenn wir weiterschauen und das dahinter liegende ewige Heil erblicken, kann es uns nur motivieren, täglich neu umzukehren und uns von Herzen darum zu bemühen, heute heiliger zu sein als gestern. Wie wunderbar das ewige Heil ist, haben wir heute in der Lesung gehört. Das soll uns motivieren und unsere Vorfreude stärken. Es tröste und stärke uns in der Gegenwart, die voller Bedrängnis und Leiden ist.

Ihre Magstrauss

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