Montag der 18. Woche im Jahreskreis

Jer 28,1-17; Ps 119,29 u. 43.79-80.95 u. 102; Mt 14,13-21

Jer 28
1 Im selben Jahr, im Anfang der Regierung Zidkijas, des Königs von Juda, im fünften Monat des vierten Jahres, sagte der Prophet Hananja, der Sohn Asurs aus Gibeon, im Haus des HERRN vor den Augen der Priester und dem ganzen Volk zu mir:
2 So spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: Ich zerbreche das Joch des Königs von Babel.
3 Noch zwei Jahre und ich bringe alle Geräte des Hauses des HERRN, die Nebukadnezzar, der König von Babel, von diesem Ort weggenommen und nach Babel gebracht hat, wieder an diesen Ort zurück.
4 Auch Jojachin, den Sohn Jojakims, den König von Juda, samt allen Verschleppten aus Juda, die nach Babel kamen, bringe ich an diesen Ort zurück – Spruch des HERRN – ; denn ich zerbreche das Joch des Königs von Babel.
5 Der Prophet Jeremia antwortete dem Propheten Hananja vor den Augen der Priester und vor den Augen des ganzen Volkes, die im Haus des HERRN standen.
6 Der Prophet Jeremia sagte: Ganz recht! Mag der HERR so tun. Der HERR erfülle deine Worte, die du verkündet hast, und bringe die Geräte des Hauses des HERRN und alle Verschleppten aus Babel zurück an diesen Ort.
7 Doch höre das Wort, das ich dir und dem ganzen Volk in die Ohren rufe:
8 Die Propheten, die vor mir und vor dir seit jeher waren, prophezeiten Krieg, Unheil und Pest gegen viele Länder und mächtige Reiche.
9 Der Prophet aber, der Heil prophezeit – an der Erfüllung des prophetischen Wortes erkennt man den Propheten, den der HERR wirklich gesandt hat.
10 Da nahm der Prophet Hananja das Jochholz vom Nacken des Propheten Jeremia und brach es entzwei.
11 Vor den Augen des ganzen Volkes sagte Hananja: So spricht der HERR: Ebenso zerbreche ich binnen zwei Jahren das Joch Nebukadnezzars, des Königs von Babel, vom Nacken aller Völker. Der Prophet Jeremia aber ging seines Weges.
12 Nachdem nun der Prophet Hananja das Jochholz vom Nacken des Propheten Jeremia zerbrochen hatte, erging das Wort des HERRN an Jeremia:
13 Geh und sag zu Hananja: So spricht der HERR: Jochstangen aus Holz hast du zerbrochen, dafür aber musst du nun Jochstangen aus Eisen machen.
14 Denn so spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: Ein eisernes Joch habe ich auf den Nacken aller dieser Völker gelegt; sie müssen Nebukadnezzar, dem König von Babel, dienen. Und sie werden ihm dienen und auch die Tiere des Feldes gebe ich ihm.
15 Der Prophet Jeremia sagte also zum Propheten Hananja: Höre, Hananja! Der HERR hat dich nicht gesandt. Du aber hast dieses Volk dazu verführt, auf Lügen zu vertrauen.
16 Darum – so spricht der HERR: Siehe, ich schaffe dich vom Erdboden fort. Noch in diesem Jahr bist du tot; denn du hast Auflehnung gegen den HERRN gepredigt.
17 Im siebten Monat desselben Jahres starb der Prophet Hananja.

Wir hören heute wieder einen Jeremiatext. In der heutigen Episode geht es um eine Auseinandersetzung mit dem Propheten Hananja. Wir befinden uns vom historischen Kontext her beim letzten König Judas vor dem Exil. Dieser König heißt eigentlich Mattanja, erhält aber von König Nebukadnezzar II den Namen Zidkija.
Hananja prophezeit zu Beginn der Regierungszeit Zidkijas im Tempel, dass Gott das Joch Babels zerbreche. Das heißt, dass er eine positive Prophezeiung für Juda hat. Die Babylonier, die bereits den Tempelschatz entwendet haben, würden nicht noch weiter gehen und der Schatz würde zurück nach Juda gelangen.
Jeremia reagiert auf seine Prophezeiung nicht offen ablehnend, hegt aber starke Zweifel an der Echtheit seiner Worte. Denn er sagt, dass die Echtheit einer Botschaft von ihrer Erfüllung abhängt.
Daraufhin vollzieht Hananja eine prophetische Zeichenhandlung zum Trotz der Botschaft Jeremias, die er ein Kapitel zuvor von Gott erhalten hat: Er nimmt das Jochholz auf dem Nacken Jeremias und zerbricht es zum Zeichen seiner angeblichen Heilsbotschaft. Zuvor hatte Gott Jeremia eigentlich angekündigt, dass er durch die Anlegung eines Jochs den zukünftig von den Babyloniern beherrschten Gebieten ein Zeichen sein soll. Sie sollen ebenso wie er das babylonische Joch anlegen, damit Gott sie nicht vernichtet. Zugleich hat Gott angekündigt, dass es Propheten, Wahrsager und Zeichendeuter geben wird, die fälschlicherweise behaupten werden, dass sie den Babyloniern nicht untertan sein würden. Dies erfüllt sich nun mit Hananja.
Gott zögert nicht, Jeremia einen Gottesspruch auszusprechen, den er an Hananja weitergeben muss: Weil er die Jochstangen aus Holz zerbrochen hat, soll er nun welche aus Eisen machen. Er hat durch seine Lügenbotschaft die kommende Fremdherrschaft noch verschlimmert. Sie wird im wahrsten Sinne des Wortes eisern sein. Gott hat eigentlich die Chance eröffnet, durch den Gehorsam gegenüber Nebukadnezzar glimpflich davon zu kommen. Die Deportation ist nun Folge davon. Der Lügenprophet selbst wird vom Erdboden verschwinden, er wird im selben Jahr sterben. Dies ist dann auch eingetroffen. Hananja hat nicht nur einfach eine falsche Botschaft verbreitet, sondern das Volk dazu aufgefordert, sich gegen Gott aufzulehnen. Dadurch hat er eine große Verantwortung zu tragen.
Was wir heute gehört haben, muss uns berühren und nachdenklich machen. Denn die Worte sind sehr aktuell bis heute. Gott verfährt mit jenen streng, die einen großen Einfluss auf die Menschen ausüben. Er ist streng mit den Geistlichen, vor allem den Bischöfen, weil sie ein ganzes Bistum zum Glaubensabfall verführen können. Ein Priester kann eine ganze Gemeinde dazu bringen, schwere Sünden zu begehen. Deshalb ist es für sie eigentlich sehr wichtig, sich stets zu prüfen und das Gewissen immer wach zu halten. Das gilt auch für Menschen, die eine große Reichweite besitzen, auch in den sozialen Medien. Wer mit einer Botschaft, viele Menschen beeinflusst, muss sich selbst stets prüfen, damit diese Reichweite nicht zum Verführungsorgan wird. Gott nimmt den Menschen beim Wort.

Ps 119
29 Halte mich fern vom Weg der Lüge, begnade mich mit deiner Weisung!
43 Entziehe niemals meinem Mund das Wort der Treue, denn auf deine Entscheide warte ich!
79 Zuwenden sollen sich zu mir, die dich fürchten, die deine Zeugnisse kennen.
80 Untadelig werde mein Herz durch deine Gesetze, so werde ich nicht zuschanden.
95 Frevler lauern mir auf, um mich zu vernichten, doch in deine Zeugnisse habe ich Einsicht.
102 Ich wich nicht ab von deinen Entscheiden, du selbst hast mich unterwiesen.

Als Antwort auf die Lesung beten wir wieder einige Verse aus dem längsten Psalm, den der Psalter hat. Der erste heutige Vers ist eine Bitte um Wahrhaftigkeit. Wir alle müssen angesichts dessen, was wir in der Lesung gehört haben, beten: „Halte mich fern vom Weg der Lüge“. Diesen hat Hananja in der Lesung ja eingeschlagen. Mögen wir stets auf dem Weg der Wahrheit bleiben und uns dafür immer an Jesus Christus halten. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Wenn wir auf alles, was uns passiert, die „Jesus-Schablone“ anlegen, werden wir wahrhaftige Menschen sein und bleiben. Ganz konkret hilft uns dabei der Gnadenschatz der Kirche, ein sakramentales Leben, vor allem eine regelmäßige Beichte. Sie wird unser Gewissen immer sensibel und hellhörig machen.
Gott soll darüber hinaus das Wort der Treue nie entziehen. Er ist ja der treue Gott, der seine Versprechen hält. Er soll die Bundesbeziehung mit dem Beter nie verlassen. Gott möge stets zeigen, was sein Wille ist, denn der Beter möchte Gottes Entscheidungen ja befolgen.
Auch in Vers 79 erklingt der Wunsch nach Zuwendung – nicht nur von Gottes Seite, sondern auch von Gleichgesinnten, eben jenen, „die deine Zeugnisse kennen.“ Es ist wirklich einfacher, den steinigen Weg zu gehen, wenn man ihn zusammen geht. Gemeinsam mit dem Psalmisten beten auch wir um ein untadeliges Herz durch die Gebote Gottes. Auf das Herz kommt es nämlich an. Zuschanden wird jener Mensch, dessen Herz ganz weit von Gott entfernt ist. Seine Gebote zu halten, muss immer aus Liebe geschehen, die eine Herzensentscheidung ist.
Wenn man den Weg mit Gott gehen möchte, kommen Angriffe von den Gegnern Gottes. Sie lehnen sich gegen Gott auf, deshalb lehnen sie auch den Gottesfürchtigen ab. Der Widerstand ist heutzutage sehr stark, die Christenverfolgungen so schlimm wie noch nie zuvor. Doch gerade dann ist es an der Zeit, sich ganz an Gott zu klammern. Und dann gibt er die Kraft, dann zeigt er einem den Weg auf durch seine Gebote, dann hat man die Einsicht in seine Zeugnisse. Gott zeigt dem Menschen deutlich, dass er ihm beisteht. Er wirkt Wunder auch in unserer heutigen Zeit.
Gott selbst trägt hindurch und er unterweist den Menschen in seinen Geboten.

Mt 14
13 Als Jesus das hörte, zog er sich allein von dort mit dem Boot in eine einsame Gegend zurück. Aber die Volksscharen hörten davon und folgten ihm zu Fuß aus den Städten nach.
14 Als er ausstieg, sah er die vielen Menschen und hatte Mitleid mit ihnen und heilte ihre Kranken.
15 Als es Abend wurde, kamen die Jünger zu ihm und sagten: Der Ort ist abgelegen und es ist schon spät geworden. Schick die Leute weg, damit sie in die Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen!
16 Jesus aber antwortete: Sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen!
17 Sie sagten zu ihm: Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische hier.
18 Er antwortete: Bringt sie mir her!
19 Dann ordnete er an, die Leute sollten sich ins Gras setzen. Und er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern; die Jünger aber gaben sie den Leuten
20 und alle aßen und wurden satt. Und sie sammelten die übrig gebliebenen Brotstücke ein, zwölf Körbe voll.
21 Es waren etwa fünftausend Männer, die gegessen hatten, dazu noch Frauen und Kinder.

Im Evangelium zieht sich Jesus in die Einsamkeit zurück, doch die Menschenmassen bekommen das mit. Wo er mit dem Boot hinfährt, hat sich bereits eine große Menschenmenge zusammengefunden.
Jesus hat Mitleid. Das ist ein typisches Kennzeichen der göttlichen Agape. Er leidet mit uns Menschen mit. Das Verb, das hier verwendet wird, ist σπλαγχνίζομαι splangchnizomai, was „sich erbarmen, Mitleid haben“ bedeutet. Gott ist barmherzig. Das bedeutet sein Mitleid. Jesus tut es nicht in erster Linie leid, dass die Menschen Hunger haben oder sonstiges. Sein Mitleid bezieht sich auf ihren seelischen Zustand. Sie hungern nach der Liebe Gottes und haben eine tiefe Sehnsucht, die nur er stillen kann. Jesus heilt die Kranken, die ihm extra gefolgt sind.
Der Tag neigt sich und die Menschen ohne Versorgung mitten in der Pampa bekommen ein Problem. Diese „irdischen“ Sorgen erkennen die Jünger Jesu und sprechen ihn darauf an. Jesus könnte ganz leicht ihren Vorschlag annehmen, die Menschen in die umliegenden Dörfer zu schicken, doch er hat noch eine wichtige Lektion zu erteilen. Deshalb sagt er diesen bedeutungsvollen Satz „Gebt ihr ihnen zu essen.“ Das heißt natürlich zuerst wörtlich „versorgt die Hungrigen“. Das ist aber für die Jünger gar nicht machbar, da sie weder die nötige Nahrung noch das Geld haben. Sie haben nur fünf Brote und zwei Fische. Jesus bittet die Menschen, sich ins Gras zu setzen. Das Verb ἀνακλίνω anaklino wird dabei verwendet, was u.a. „sich zu Tisch legen“ bedeutet. Was hier also geschieht, ist eine Vorwegnahme des letzten Abendmahls! Es ist eine Heranführung an die Eucharistie, aber zugleich an das ewige Leben, das er sie lange gelehrt hat: Das Freudenmahl, das sie nach dem Tod erwartet – die Hochzeit des Lammes!
Dann geht Jesus so vor, wie er es immer wieder tut, auch gerade beim letzten Abendmahl: Er nimmt das Essen, schaut zum Himmel (Ausrichtung auf den Vater) und dankt ihm dafür. Er sieht das Essen als Gabe Gottes. Er bricht das Brot und gibt es den Jüngern. Das Dankgebet über das Essen ist im Judentum normale Praxis. Was Jesus nun aber tut, ist absolut eucharistisch, denn er teilt dieses eine Brot aus. Er gibt sich selbst den Menschen gleichsam zu essen. Hohepriester und Opfer sind eins. Auch das Einsammeln der übriggebliebenen Stücke wird sich in der Kirche etablieren.
Es ist bemerkenswert, dass die Menschen nicht nur irgendwie gesättigt werden, sondern regelrecht gemästet werden. Hier wird nämlich im Griechischen das Verb χορτάζω  chortazo verwendet, was „mästen“ bedeutet. Wenn Gott gibt, dann immer im Überfluss! Diese Episode beweist erneut, dass wir vom Vater „Gnade über Gnade“ bekommen.
Jesus hat diese wunderbare Speise nicht in erster Linie vorgenommen, weil die Menschen Hunger hatten, sondern weil er auf die geistige Speise, auf die Eucharistie vorbereiten will.
Jesus geht es natürlich auch um das leibliche Wohl, aber er möchte die Menschen in erster Linie innerlich stärken. Er möchte, dass wir alle in Ewigkeit leben können. Die Menschen sind zu einem abgelegenen Ort gekommen, um Jesus zu hören. Ihnen geht es heute wirklich zuerst um das Reich Gottes. Und ihnen wird auch alles andere dazu gegeben – mehr als genug! So soll es auch bei uns sein. Uns muss es zunächst um das ewige Leben gehen, auch wenn wir das leibliche Wohl nicht vernachlässigen sollen. Gott wird sich darum kümmern, dass dies nicht passiert. Wir sollen auch unsere Kinder so erziehen. Dann sind auch wir gute Hirten: Es geht nicht nur darum, ihnen ein gutes materielles Leben zu bescheren, nicht nur darum, ihre körperliche Gesundheit zu garantieren, eine gute Bildung und ein luxuriöses Leben. Wir sollen uns in erster Linie darum kümmern, dass sie das ewige Leben haben. Bringen wir ihnen bei, wie das gelingen kann, indem wir ihnen das Evangelium vorleben, indem wir ihnen die Liebe vorleben, die Gott uns geschenkt hat. Alles andere ist auch wichtig und Gott wird immer dafür sorgen, dass wir und unsere Familien genug haben, wenn wir uns aufrichtig um sein Reich bemühen.
So muss es auch in der Pastoral sein: Es muss zuerst um Jesus gehen. Es muss um sein Reich und um seine Liebe gehen. Es muss das höchste Ziel sein, die Menschen zu Jesus zu führen und ihnen das ewige Leben zu ermöglichen. Wie? Durch die Ermöglichung der Heilsmittel, der Sakramente und Sakramentalien. Dafür brauchen die Menschen unbedingt die Geistlichen. Sie ermöglichen den Menschen das ewige Leben auch durch die Verkündigung des Evangeliums. Die Menschen müssen schließlich wissen, was die Gebote Gottes sind. Die Menschen müssen die Nächstenliebe aus der Gottesliebe auch vorgelebt bekommen, um eine Ahnung davon zu bekommen, wie das konkret aussieht. Daraus ergeben sich die drei kirchlichen Vollzüge der Leiturgia, Martyria und Diakonia.

„Gebt ihr ihnen zu essen“ – das heißt „schickt sie nicht weg, sondern kümmert euch persönlich darum“. Diese Botschaft an die Jünger beinhaltet eine große Verantwortung, die sie nicht missbrauchen dürfen. Wir schauen zurück auf Hananja, der die Menschen zur Gottesauflehnung verführt hat. Möge Gott uns allen die Gnade geben, mit der Taufgnade gut umzugehen, missionarisch zu sein und ihn mit unserem ganzen Leben immer treu zu verkünden. Beten wir besonders um treue Geistliche, dass sie ihren besonderen Auftrag gut umsetzen und nicht die ganze Menschheit ins Verderben bringen.

Ihre Magstrauss

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