Freitag der 21. Woche im Jahreskreis

1 Kor 1,17-25; Ps 33,1-2.4-5.10-11; Mt 25,1-13

1 Kor 1
17 Denn Christus hat mich nicht gesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkünden, aber nicht mit gewandten und klugen Worten, damit das Kreuz Christi nicht um seine Kraft gebracht wird.
18 Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft.

19 In der Schrift steht nämlich: Ich werde die Weisheit der Weisen vernichten und die Klugheit der Klugen verwerfen.
20 Wo ist ein Weiser? Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein Wortführer in dieser Weltzeit? Hat Gott nicht die Weisheit der Welt als Torheit entlarvt?
21 Denn da die Welt angesichts der Weisheit Gottes auf dem Weg ihrer Weisheit Gott nicht erkannte, beschloss Gott, alle, die glauben, durch die Torheit der Verkündigung zu retten.
22 Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit.
23 Wir dagegen verkünden Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit,
24 für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit.
25 Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen.

In der Lesung aus dem ersten Korintherbrief hören wir heute Paulus‘ Ausführungen über die Weisheit des Kreuzes. Durch seine Worte begreifen wir einmal mehr, wie diametral Gott und die Welt sich gegenüberstehen. Es liegt nicht daran, dass die Schöpfung an sich schlecht ist, sondern gefallen ist. Deshalb ist die weltliche Denkweise von Gottes ewiger Weisheit ganz zu unterscheiden.
Paulus ist dazu berufen, das Evangelium zu verkünden. Die Taufe ist dagegen nicht seine Aufgabe. Das zeigt, dass er wirklich ein Apostel ist. Diese haben sich weniger um diese Dinge gekümmert. Dafür haben sie andere Mitarbeiter geweiht. Wir lesen davon in der Apostelgeschichte.
Er sagt, dass er das Evangelium nicht mit gewandten und klugen Worten verkündet, „damit das Kreuz Christi nicht um seine Kraft gebracht wird.“ Die Kraft des Kreuzes besteht in der Einfachheit und Demut. Wenn man rhetorische Gymnastikübungen versucht, ist es dagegen ein Zeichen von Hochmut. Man demonstriert sein eigenes Können und es geht einem nicht um die Zuhörer, die es verstehen müssen. Diese Selbstinszenierung hat aber nichts mehr mit dem Kreuz Jesu Christi zu tun. Dieses soll bei seiner gesamten Evangelisierung im Vordergrund stehen. Und so möchte er selbst dahinter zurücktreten. Die einfache Ausdrucksweise soll den Inhalt hervorheben und die Menschen mitten ins Herz treffen. So decken sich Ausdrucksweise und Inhalt in ihrer Einfachheit.
Das Wort vom Kreuz ist den weltlich denkenden Menschen eine Torheit. Sie sehen keinen Sinn in den Worten, denn sie sehen nur die Schande, die diese Hinrichtungsart bringt. Sie sehen nicht über den irdischen Tellerrand hinaus. Für jene, die die heilbringende Kraft des Kreuzes erkannt und gläubig angenommen haben, ist es die Kraftquelle schlechthin. Sie halten ihre Leiden nur dadurch aus, dass Christus zuerst gelitten hat. Schon die Schrift kündigt an, dass Gott die Weisheit und Klugheit der Welt vernichten wird. Sie sind Schall und Rauch in Gottes Augen. Hier zitiert Paulus indirekt Jes 29,14 sowie Jer 10,7. Er sagt sogar, dass in der Welt keine Weisen und Schriftgelehrten sind, weil Gott die weltliche Weisheit als Torheit entlarvt hat. Auch hier müssen wir betonen, dass Paulus mit „Welt“ die gefallene Schöpfung meint. Jene, die in ihrem Denken weltlich sind, können in Gottes Augen nicht klug und weise genannt werden.
Und weil die Welt Gottes Weisheit abgelehnt hat, hat Gott den Gläubigen die Rettung durch die Torheit des Kreuzes hindurch ermöglicht. Die „Torheit der Verkündigung“ ist aus der Sicht der Welt so zu bezeichnen, aus Gottes Sicht ist es die einzige Weisheit.
Dann geht Paulus auf Juden und Griechen ein: Die Juden fordern Zeichen (zur Zeit Jesu wird das ja immer wieder erwähnt), die Griechen streben die Weisheit an (und das vor allem durch die Philosophie). Dementsprechend ist das Kreuz für die einen ein Anstoß, für die Anderen eine Torheit. Der gläubige Jude nimmt am Kreuz Jesu Christi deshalb Anstoß, weil er auf Dtn 21,23 verweist, wo ein Hingerichteter als Gottverfluchter bezeichnet wird. Der Sohn Gottes kann also nicht hingerichtet worden sein, wenn er nicht vom eigenen Vater verflucht sein will. Für die Griechen ist das Kreuz eine Torheit, weil sie die weltliche Weisheit anstreben, die nichts mit der Einfachheit und dem Sterben für andere zu tun hat.
Wer aber berufen ist zur Nachfolge Jesu Christi und diese annimmt, erkennt in dem Kreuz das Heil. Und da spielt es dann keine Rolle, ob die Person aus dem Judentum oder Heidentum kommt.
Gott ist so unendlich viel weiser und klüger, als es Menschen jemals sein werden. Deshalb ist selbst das Törichte und Schwache Gottes stärker als die Menschen. Das ist natürlich rhetorisch gemeint, denn in Gott gibt es nichts Schwaches oder Törichtes. Als Jesus Mensch wurde, nahm er freiwillig die Schwachheit des Menschen an, das ist aber nicht genuin göttliche Eigenschaft.
Paulus erklärt heute etwas Entscheidendes, was brandaktuell ist: Der gekreuzigte Christus ist unattraktiv und gilt auch heute als töricht in der Welt. Nur das Starke und Selbstverwirklichte hat Wert. Ein zerbrochener Christusleib hingegeben für die ganze Menschheit passt da nicht so recht hinein. Das möchte keiner sehen. Der Tod ist Tabuthema. Es ist so vielen heute ein Anstoß, so sehr, dass so mancher Geistlicher für sie sogar das Kreuz um den Hals wegnimmt. Und doch ist das Kreuz das Zeichen, das uns retten wird.

Ps 33
1 Jubelt im HERRN, ihr Gerechten, den Redlichen ziemt der Lobgesang.

2 Preist den HERRN auf der Leier, auf der zehnsaitigen Harfe spielt ihm!
4 Denn das Wort des HERRN ist redlich, all sein Tun ist verlässlich.

5 Er liebt Gerechtigkeit und Recht, erfüllt von der Huld des HERRN ist die Erde.
10 Der HERR vereitelte den Ratschluss der Nationen, er machte die Pläne der Völker zunichte.

11 Der Ratschluss des HERRN bleibt ewig bestehen, die Pläne seines Herzens durch alle Geschlechter.

Der Psalm, den wir als Antwort auf den Korintherbrief beten, reflektiert Gottes Heilsplan.
Wie so oft erfolgt zu Anfang eine Aufforderung zum Lob („Jubelt im HERRN“). Die Aufforderung umfasst sogar die Begleitung des Lobgesangs mit Instrumenten („auf der Leier, auf der zehnsaitigen Harfe“).
Das Wort und die Tat Gottes sind verlässlich. Gott ist treu und hält sich an seine Versprechen, auch wenn wir ihm untreu werden. Jesus hat seinen Aposteln angekündigt, dass sein Heil die ganze Welt erreichen wird. Es beginnt in Jerusalem und das Wachsen der Gemeinde bestätigt ihnen, dass Gott wirklich treu an ihnen handelt. Die Korinther sehen mit eigenen Augen die Kraft des Kreuzes, von dem Paulus ihnen geschrieben hat.
Gott liebt die Gerechtigkeit und das Recht. Das ist für uns keine Drohbotschaft im Sinne eines strengen Richterbildes. Gott sorgt für Gerechtigkeit, wo wir Unrecht erleiden. Sein Recht setzt sich durch, auch wenn es in unserem Leben aktuell nicht so erscheinen mag. Das ist eine totale Trostbotschaft.
Gott ist der Souveräne. Er hat die Macht über die ganze Schöpfung und so können die Mächtigen dieser Welt mit ihren eitlen Plänen, die voller Eigennutz und Schaden sind, mit einem Mal zunichte machen.
Gottes Ratschluss ist dabei ewig. Er ist der Treue und seine Pläne, die schon von Ewigkeit her feststehen, sind Pläne des Heils. Er führt die ganze Weltgeschichte in die ewige Seligkeit, weshalb die Unheilstäter der Welt keine Chance haben.

Mt 25
1 Dann wird es mit dem Himmelreich sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen.

2 Fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug.
3 Die Törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl,
4 die Klugen aber nahmen mit ihren Lampen noch Öl in Krügen mit.
5 Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein.
6 Mitten in der Nacht aber erscholl der Ruf: Siehe, der Bräutigam! Geht ihm entgegen!
7 Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen zurecht.
8 Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Lampen aus!
9 Die Klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es nicht für uns und für euch; geht lieber zu den Händlern und kauft es euch!
10 Während sie noch unterwegs waren, um es zu kaufen, kam der Bräutigam. Die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal und die Tür wurde zugeschlossen.
11 Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach uns auf!
12 Er aber antwortete ihnen und sprach: Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.
13 Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.

Auch heute hören wir im Evangelium einen Ausschnitt aus der großen Endzeitrede Jesu. Heute beschreibt er die letzten Dinge anhand des Gleichnisses von den klugen und törichten Jungfrauen.
Mit dem Himmelreich wird es sein wie mit zehn Jungfrauen, die mit Lampen in der Hand dem Bräutigam entgegengingen. Im altorientalischen Kontext war es Sitte, einem Bräutigam auf dem Weg zu seiner Braut entgegenzukommen und ihn zur Braut zu führen. Wegen der Hitze werden Feiern am Abend angesetzt. Bei den Lampen, die die Brautjungfern mit sich tragen, handelt es sich um Stocklampen, die sehr klein sind und regelmäßig Öl nachgegossen bekommen müssen. Deshalb haben die klugen Jungfrauen Ölkrüge dabei.
Die Herausforderung besteht darin, dass die Brautjungfern nicht genau wissen, wann der Bräutigam kommt. Er lässt tatsächlich eine Zeit lang auf sich warten, weshalb die Frauen einschlafen. Dann aber mitten in der Nacht kommt der Bräutigam und die Brautjungfern „machen ihre Lampen zurecht“. Damit ist gemeint, dass sie die verkohlten Stücke des Dochts abtrennen und Öl nachgießen. Doch da merken die törichten Jungfrauen, dass sie nun ohne Ölkrüge ein Problem haben. Die Klugen erwidern, dass keine der Brautjungfern genug haben wird, wenn sie die Reserven aufteilen. Und so müssen die törichten Jungfrauen sich schnell das Öl besorgen. In der Zwischenzeit kommt aber der Bräutigam und geht mit den Jungfrauen in den Hochzeitssaal, wo die Tür verschlossen wird. Die Nachzüglerinnen kommen zu spät und kommen nicht mehr hinein. Sie rufen, doch der Bräutigam sagt: „Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.“ Und da geht uns auf, wer der Bräutigam ist: Jesus Christus selbst. Er spricht auf diese Weise. Das Gleichnis bringt er an, um folgendes zu verdeutlichen: „Er selbst ist der Bräutigam, der am Ende der Zeiten zur Hochzeit zurückkommen wird. Die Braut ist seine Kirche. Er kommt zu einem unbekannten Zeitpunkt und so müssen die Brautjungfern – die Christen – warten. Es ist nicht ein Dahinleben und Schleifenlassen, sondern ein stetes Gewappnet sein. Er hat gestern bereits erklärt, dass die Christen stets wachsam sein müssen, wenn sie am Ende das ewige Heil erlangen möchten. Das Öl sind die guten Taten, das Leben nach den Geboten Gottes, der Stand der Gnade. Öl wird zum Beispiel zur Salbung von Königen und Priestern eingesetzt und ist ein Sinnbild für die Salbung des Heiligen Geistes. Wir müssen von diesem also stets durchdrungen sein und das geht nur, wenn wir im Stand der Gnade sind. Und wenn Christus kommt und wir noch gar nicht bereit sind, ist es zu spät, umzukehren. Dann wird er mit den anderen in den Hochzeitssaal gehen und zu den bis dahin Unbußfertigen sagen: „Ich kenne euch nicht.“ Das erklärt Jesus so drastisch, um seinen Jüngern zu verdeutlichen, dass es irgendwann zu spät ist. Die Umkehr muss noch vor der Parusie geschehen.
Jesus möchte durch das heutige Bild wiederholen, was er gestern durch die Rede von Knechten schon verdeutlicht hat: Wir müssen wachsam sein, denn wir wissen nicht, wann das Ende der Welt ist. Wenn wir bei der Hochzeit des Lammes dabei sein möchten, müssen wir genug Öl dabei haben.
Klug und töricht – zwei Begriffe, die schon in der Lesung thematisiert worden sind. Um mit Paulus das Jesusgleichnis zusammenzufassen: Die törichten Jungfrauen ohne Ölkrüge meinen, dass sie das Kreuz Jesu Christi nicht brauchen. Sie sind es, die sich vor dem Leiden drücken und weder den Gekreuzigten ansehen noch ihr eigenes Kreuz auf die Schulter nehmen möchten. Die Klugen Jungfrauen sind die treuen Kreuzträgerinnen, die sich dabei mit ganzer Kraft an den Gekreuzigten klammern. Das ist ihre „Ölquelle“, die sie nie kapitulieren lässt, wenn die Nacht besonders lang erscheint.

Klammern auch wir uns ganz fest an das Kreuz Jesu Christi und gießen wir stets Öl nach, damit unsere Lampen nicht aus sind, wenn er wiederkommt!

Ihre Magstrauss

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