Röm 10,9-18; Ps 19,2-3.4-5b; Mt 4,18-22
Röm 10
9 denn wenn du mit deinem Mund bekennst: Herr ist Jesus – und in deinem Herzen glaubst: Gott hat ihn von den Toten auferweckt, so wirst du gerettet werden.
10 Denn mit dem Herzen glaubt man und das führt zur Gerechtigkeit, mit dem Mund bekennt man und das führt zur Rettung.
11 Denn die Schrift sagt: Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen.
12 Denn darin gibt es keinen Unterschied zwischen Juden und Griechen. Denn alle haben denselben Herrn; aus seinem Reichtum beschenkt er alle, die ihn anrufen.
13 Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.
14 Wie sollen sie nun den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie hören, wenn niemand verkündet?
15 Wie soll aber jemand verkünden, wenn er nicht gesandt ist? Wie geschrieben steht: Wie willkommen sind die Füße der Freudenboten, die Gutes verkünden!
16 Doch nicht alle sind dem Evangelium gehorsam geworden. Denn Jesaja sagt: Herr, wer hat unserer Kunde geglaubt?
17 So gründet der Glaube in der Botschaft, die Botschaft aber im Wort Christi.
18 Aber, so frage ich: Haben sie etwa nicht gehört? Ja doch: In die ganze Welt ist ihr Schall gedrungen und bis an die Enden der Erde ihre Worte.
Heute feiern wir das Fest des Apostels Andreas. Er ist der Bruder des Simon, den Jesus den Namen Petrus verliehen hat. Aus diesem Anlass hören wir heute die Lesung aus dem Römerbrief.
Paulus geht es in diesem Abschnitt darum, dass die rettende Botschaft des Evangeliums an alle gerichtet ist. Dabei erklärt er, wie man dieses universale Heil erlangt im Gegensatz zu der Weise, die Mose noch für den Alten Bund vorgegeben hat: Es geht darum, den Herrn mit dem Mund zu bekennen. Das geschieht, indem man gläubig sagt, dass Christus der Herr ist. Aber es kommt nicht nur darauf an, was auf den Lippen ist, sondern vor allem auf den Herzenszustand. Wer also im Herzen das Osterereignis gläubig angenommen hat, der wird gerettet werden.
Jeder Mensch hat die Fähigkeit, mit dem Herzen und mit dem Mund den Glauben zu bekennen, nicht nur jene, die zum Volk Israel gehören. Auch die Heiden können zum Glauben an Christus kommen.
Es ist ein und derselbe Gott, der der Retter sein möchte für Juden und Heiden zugleich. Paulus zitiert aus dem Buch Jesaja 28,16, um zu zeigen, dass der Glaube als entscheidendes Element lange Tradition hat.
Paulus hängt daraufhin mehrere rhetorische Fragen aneinander, um auf pädagogisch kluge Weise die Adressaten an seinen springenden Punkt heranzuführen: Wie kann man denn jemanden gläubig anrufen, wenn da kein Glaube im Herzen ist? Das ist logisch. Es ist ja immer derselbe Weg vom Herzen in die Gedanken, von den Gedanken zu den Worten und schließlich zu den Taten. Wenn der erste Schritt nicht vorliegt, kann auch der zweite nicht erfolgen. Doch um gläubig zu werden, was im Herzen geschieht, muss der Mensch erst einmal etwas von Christus hören. Paulus sagt in Vers 17 sinngemäß, dass der Glaube vom Hören kommt. Und selbst wenn Sie es gerne hören würden: Wenn kein Verkünder des Glaubens da ist, können sie nicht zum Glauben kommen. Es muss also unbedingt jene geben, die das Evangelium verkünden. Aber das kann man nicht als Selbsternannter. Man muss dafür gesandt werden. Das ist der entscheidende Aspekt. Genau das sind aber unsere Apostel: Sie sind von Christus selbst gesandt worden, seine Botschaft zu verkünden. Das betrifft Paulus selbst, der sich ja in dem Römerbrief als Apostel vorstellt, das betrifft aber auch den Hl. Andreas, dessen wir heute gedenken. Mit dem Zitat aus Jes 52,7 vermittelt uns Paulus noch eine wichtige Sache: Was die Apostel verkünden, ist eine Freudenbotschaft. So sind sie selbst Freudenboten und genau dies ist ja die Bedeutung des Wortes „Evangelium“: Frohe Botschaft.
Das Kommen zum Glauben aufgrund des gehörten Evangeliums ist aber kein Automatismus. Paulus erklärt, dass trotz universal erklingender Botschaft „bis an die Enden der Erde“ viele Menschen nicht zum Glauben kommen. Schon Jesaja, den er hier mehrmals zitiert, sagt in 53,1: „Herr, wer hat unserer Kunde geglaubt?“ Das Evangelium wird weltweit verkündet. Das ist eine Bestätigung und ein Zeugnis dafür, dass die Apostel Jesu Auftrag vor seinem Heimgang zum Vater wirklich umgesetzt haben. Sie stoßen bereits auf Widerstand und erleiden Anfeindungen. Am Ende werden sie alle den Märtyrertod sterben außer Johannes.
Aber es ist nicht so, dass die Menschen deshalb das Evangelium nicht annehmen, weil sie es nicht gehört hätten. Paulus führt diesen Gedanken im weiteren Verlauf des Kapitels aus, was wir heute nicht mehr hören. Es geht ihm um die Verstocktheit jener Juden, die Christus schon zu Lebzeiten nicht angenommen haben und nun dieselbe Ablehnung gegenüber Christi Gesandten an den Tag legen.
Paulus erklärt uns heute den Weg von Christus, dem fleischgewordenen Wort Gottes hin zu allen Menschen bis an die Enden der Erde: von Christus, dem Auferstandenen, zu den Aposteln, die er in die ganze Welt hinaussendet, von den Aposteln in die Ohren von Juden und Heiden, von dort aus ins Herz und schließlich ins Wort des gläubigen Bekenntnisses.
Ps 19
2 Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes und das Firmament kündet das Werk seiner Hände.
3 Ein Tag sagt es dem andern, eine Nacht tut es der andern kund,
4 ohne Rede und ohne Worte, ungehört bleibt ihre Stimme.
5 Doch ihre Botschaft geht in die ganze Welt hinaus, ihre Kunde bis zu den Enden der Erde.
Als Antwort auf die Lesung beten wir Ps 19, in dem König David zunächst die Erkennbarkeit Gottes in der Schöpfung betrachtet. Die Psalmen reflektieren die Torah und hier wird der Schöpfungsbericht aufgegriffen. Das ist für uns heute wichtig, um zu verstehen, wie eine Analogie zur neuen Schöpfung hergestellt werden kann!
Die verschiedenen Elemente der Schöpfung verkünden gleichsam Gott als ihren Schöpfer. Er ist der kreative Ursprung, der die wunderbaren Dinge gemacht hat. So sind es die Himmel mit den Himmelskörpern, die die Herrlichkeit Gottes verkünden. Gott hat die Himmelskörper am vierten Tag an das Himmelsgewölbe gesetzt, den Himmel schuf er aber bereits am zweiten Tag.
Gottes Herrlichkeit wird von Tag zu Tag gepriesen. Die Tage und Nächte selbst sind seine Verkünder. Sie werden durch die verschiedenen Himmelskörper gesteuert, sodass Sonne und Mond bzw. Sterne sich mit der Verkündigung Gottes abwechseln. Und auch diese Art der Verkündigung gelangt an die Ohren aller Menschen, die davon im Herzen berührt werden und zum Glauben an Gott kommen können. Jeder Mensch ist von Natur aus „begabt“ für den Glauben, denn er ist ein Abbild Gottes.
Die Elemente der Schöpfung tun dies jedoch nicht verbal, sondern durch ihre wunderbare Ordnung und Schönheit. Die Sonne spendet Licht und Wärme. Ohne sie kann die Erde nicht bestehen. Sie ist ein wunderbares Bild für unsere Abhängigkeit von Gott. Seine Gnade erhält uns Tag für Tag am Leben. Ohne ihn gehen wir ganz schnell ein wie eine Pflanze ohne Sonnenlicht. Der Mond und die Sterne erleuchten die dunkle Nacht. Er ist uns Orientierung, denn an seinen Mondphasen erkennen wir die Zeit im Monat. An den Sternbildern können wir uns auch an den Himmelsrichtungen orientieren. Die Schönheit des Sternenhimmels lässt uns Gottes überwältigende Herrlichkeit erahnen. Nichts an Himmelskörpern ist chaotisch. Der Mond verläuft in geordneten Bahnen. Die Erde dreht sich unaufhörlich und so sehen wir die Sonne täglich auf- und untergehen. Diese mächtigen Himmelskörper tun nichts, was Gott ihnen nicht „angeordnet“ hat. Sie offenbaren uns Gottes Ordnung, seinen Logos, der die ganze Schöpfung ordnet, der die gesamten Naturgesetze verleiht hat.
Der Himmel spricht kein einziges Wort, doch verbreitet sich diese Art von Verkündigung weltweit, was mit den „Enden der Erde“ ausgedrückt wird.
Verkündigung geschieht nicht einfach nur verbal. Es geht nicht darum, dass wir das Evangelium Christi nur mit Worten in die Welt hinaussagen, auch wenn das elementar ist. So ist auch Gottes gesprochenes Wort es, das die Schöpfung erwirkt und systematisiert hat. Wir haben es am Beispiel der Himmelskörper gesehen. Aber das Wort Gottes hat es auch konkret getan. So sollen auch wir den Menschen vor allem ein gutes Beispiel sein, die Gebote Gottes aus brennender Liebe halten und uns ganz den Menschen hingeben. Das wird unsere verbale Verkündigung authentisch machen und so werden wir viele Herzen anrühren. Das überzeugt Menschen, nicht nur leeres Gerede. Der Apostel Andreas, den wir heute feiern, hat das wirklich beispielhaft vorgelebt. Er hat nicht nur mit Worten versucht, zu überzeugen, sondern hat im Namen Gottes unzählige Heilstaten vollbracht. Er hat schließlich sein Leben für Christus hingegeben und damit die überzeugendste Tat vollbracht, die man als Liebesbeweis tun kann. Dadurch sind gewiss viele Menschen zum Glauben gekommen. Und so ist er wie alle anderen Apostel zum verlängerten Arm der neuen Schöpfung geworden: So wie Gott durch sein gesprochenes Wort die Erschaffung der Welt in Gang gesetzt hat, so beginnt die Neuschöpfung des Menschen durch das gesprochene Wort des Verkünders. Der Same ist gesetzt und es wächst der Neue Mensch heran, der schließlich in der Taufe geboren wird.
Mt 4
18 Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, genannt Petrus, und seinen Bruder Andreas; sie warfen gerade ihr Netz in den See, denn sie waren Fischer.
19 Da sagte er zu ihnen: Kommt her, mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen.
20 Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach.
21 Als er weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren mit ihrem Vater Zebedäus im Boot und richteten ihre Netze her. Er rief sie
22 und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten Jesus nach.
Heute hören wir von dem öffentlichen Wirken Jesu und der Berufung der ersten Apostel, unter anderem von Andreas, dessen Fest wir heute feiern. Die ersten, die zu seinen Jüngern werden, sind ausgerechnet Fischer. Das ist wie immer kein Zufall. Das ist Gottes Art, uns die geistliche Berufung zu erklären. Es ist wie das Fangen von Fischen, nur sollen diese Männer von nun an Menschenseelen „fangen“, also für Christus gewinnen.
Die Gerufenen verstehen, welche große Berufung sie erhalten, denn sie lassen sofort alles stehen und liegen (sogar den eigenen Vater Zebedäus), um Jesus nachzufolgen. Es heißt hier im Griechischen εὐθύς euthys, was „sofort“ heißt. Sie zögern nicht. Jesus ruft sie und sagt „kommt und folgt mir nach“. Bis heute beruft er Menschen mit diesen Worten. Er möchte bis heute Menschenfischer für sein Reich haben, denn die „Arbeit“ ist nie abgeschlossen. Sein Wort soll auch heute in die ganze Welt hinausgerufen werden, damit die heutige Generation ebenfalls zu Kindern im Reich Gottes wird. Es meint zu allererst besondere Einzelpersonen wie Petrus usw. Wir sprechen hier von geistlicher Berufung, in besonderer Weise das übliche Leben zurückzulassen, sogar die biologische Familie zu verlassen, um einer größeren Berufung nachzugehen. Es meint in erster Linie diejenigen, die sich für das Weltpriestertum oder für ein Ordensleben entscheiden.
Darüber hinaus ruft Gott jeden einzelnen Menschen bei seinem Namen. Er ruft nach uns, damit wir zu ihm kommen und ihn zurücklieben, ihn, der uns zuerst geliebt hat. Jeder Mensch, ob er will oder nicht, wird von Gott angezogen und ersehnt ihn in der Tiefe seines Herzens, weil er Abbild Gottes ist. Diese Sehnsucht treibt ihn so lange, bis er das ewige Heil in Christus gefunden hat und sich taufen lässt. Der Geist, das lebendige Wasser, führt die Menschen zu Jesus. Und auch uns ruft der Herr mitten ins Leben hinein, damit wir uns im Hier und Jetzt ändern.
Der Hl. Andreas hat vor allem in Griechenland gewirkt und ist dort dann auch den Märtyrertod an einem x-förmigen Kreuz gestorben. Er hat eine zentrale Bedeutung für die orthodoxe Kirche. Er hat an der geistlichen Neuschöpfung mitgewirkt, was im Grunde gemeint ist, wenn wir sagen: Wir bauen am Reich Gottes mit. Gebe uns der Herr, dass auch wir in unserem jeweiligen Lebensstand und gemäß unserer einzigartigen Berufung „schöpferisch“ wirken und auch wir auf diese Weise eine geistliche Fruchtbarkeit in dieser Welt darstellen. Und zugleich bitten wir den Herrn in dieser besonderen Gnadenzeit darum, hellhörig zu sein und die Pforten unseres Herzens ganz weit aufzureißen, um das fleischgewordene Wort Gottes, den an Weihnachten kommenden Christus, in uns aufzunehmen. Lassen wir uns immer wieder erneuern als Menschen der neuen Schöpfung!
Ihre Magstrauss