Jes 11,1-10; Ps 72,1-2.7-8.12-13.17; Lk 10,21-24
Jes 11
1 Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.
2 Der Geist des HERRN ruht auf ihm: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN.
3 Und er hat sein Wohlgefallen an der Furcht des HERRN. Er richtet nicht nach dem Augenschein und nach dem Hörensagen entscheidet er nicht,
4 sondern er richtet die Geringen in Gerechtigkeit und entscheidet für die Armen des Landes, wie es recht ist. Er schlägt das Land mit dem Stock seines Mundes und tötet den Frevler mit dem Hauch seiner Lippen.
5 Gerechtigkeit ist der Gürtel um seine Hüften und die Treue der Gürtel um seine Lenden.
6 Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie.
7 Kuh und Bärin nähren sich zusammen, ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frisst Stroh wie das Rind.
8 Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter und zur Höhle der Schlange streckt das Kind seine Hand aus.
9 Man tut nichts Böses und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des HERRN, so wie die Wasser das Meer bedecken.
10 An jenem Tag wird es der Spross aus der Wurzel Isais sein, der dasteht als Feldzeichen für die Völker; die Nationen werden nach ihm fragen und seine Ruhe wird herrlich sein.
Jesaja sieht eine Friedensvision. Diese ist zunächst wörtlich-historisch zu betrachten. Was er dort sieht, hatte für die ersten Adressaten zunächst die Funktion einer Hoffnungsbotschaft, aus der Fremdherrschaft bald herauszukommen. Konkret geht es zu jener Zeit um die Assyrer. Dann ist der Reis, der hervorgeht, eine politische Figur davidischen Ursprungs (aus dem Baumstumpf Isais), die die Befreiung des Volkes bewirken wird. Gerade zum Schluss wird angedeutet, dass sie eine militärische Macht besitzen wird (als Feldzeichen für die Völker). Aufgrund der genealogischen Information denkt man unwillkürlich an König David. Dieser ist jedoch schon um die dreihundert Jahre früher erschienen. Im Hebräischen sind die Verbformen jedoch zukünftig formuliert und weisen auf ein noch ausstehendes Ereignis hin. Wir denken als Christen an den Messias, der aus dem Stamm Juda kommt und als Sohn Davids bezeichnet worden ist. Es kann also in Jesaja schon vom Text selbst her nicht bei der Erwartung einer politischen Figur bleiben. Der Text gibt bereits her, dass es sich nicht um einen einfachen Menschen handeln kann: Kein Mensch kann bewirken, dass die uns bekannte Nahrungskette und das gegenseitige Fressen der Tiere verändert wird. Kein Mensch kann die Sünde der Welt ausmerzen. Das kann nur Gott. Jesajas Text ist durch und durch messianisch. Besonders interessant ist der oft überlesene Satz „ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht“. Auch hier heißt es wörtlich „wird Frucht bringen“. Im Kontext des Kommens des Messias wird das Fruchtbringen noch nicht seinen Tod und seine Auferstehung, sein Erlösungswirken meinen. Was kann es also sonst heißen? Gott konnte die Verheißung, als Davidide Mensch zu werden, nur erfüllen, wenn er durch eine Davididin zur Welt kommen würde. Und das führt uns zur Lösung: Maria war Davididin! Sie war der Schößling aus den davidischen Wurzeln, wie es wörtlich heißt. Und wird Frucht bringen. Dieser Text ist also nicht nur eine Verheißung des Messias, sondern auch der Frau, durch die er in die Welt kommt! Interessant ist, dass der Wortstamm des hebräischen Wortes נֵצֶר nezer derselbe wie im Namen der Stadt Nazaret ist! Es fällt also eine Mehrdeutigkeit in dem Text auf, der sowohl auf den Messias als auch auf die Davididin hinweist, die ihn gebären wird. Es gibt noch einen wichtigen Aspekt, der beachtet werden muss: Zuvor wird der Baum abgehauen, sodass nur noch der Baumstumpf übrigbleibt. Von der Sippe Davids wird zu Jesu Zeiten nicht mehr viel übrig sein. Der Glanz ist verschwunden und andere erheben sich zur königlichen Dynastie. Der abgehauene Baum ist ein Zeichen des Gerichtes Gottes. Was also geschehen ist, ist Folge der eigenen Sünden. Doch dann geht etwas Neues hervor aus dieser Familie, denn Gott ist treu. Er hat durch die Propheten verheißen, dass der Messias aus dem Stamm Juda und als Nachkomme Davids hervorgehen werde. Durch die Wirren und Umwege der Menschen hindurch bleibt Gott bei seiner Heilsankündigung. So wird es auch mit der Endzeit sein. Der Baum wird abgehauen, dem Gericht wird kein Mensch entrinnen. Die Schöpfung wird auf Null gesetzt werden, doch dann wird etwas Neues hervorgehen – ein neuer Himmel und eine neue Erde. Dann wird auf das Gericht das ewige Heil folgen. Dieser Übergang von der alten zur neuen Schöpfung erlebt der Mensch bereits in der Taufe: Der alte Mensch stirbt unter dem Wasser der Taufe zusammen mit Christus und ein neuer Mensch ersteht aus dem Wasser der Taufe zusammen mit Christus am Ostermorgen. So ist das Bild des Baumstumpfes mehrfach zu betrachten.
Dann wird angekündigt, dass die kommende Heilsgestalt geistbegabt sein werde (Vers 2). Es werden die Gaben des Hl. Geistes genannt, die uns vertraut sind. Es fehlt allerdings die Frömmigkeit. Das hängt damit zusammen, dass wir die Gottesfurcht zweiteilen und die Frömmigkeit als andere Seite der Gottesfurcht verstehen, wie es in der Septuaginta belegt ist. Später wird es in der Offb heißen, dass das Lamm sieben Augen besitzt und diese die Geister Gottes seien (Offb 5). Wir verstehen die Geistbegabung des Messias in diesem Bild in der Tiefe erst, wenn wir Jesaja kennen. Es ist wieder die Rede vom Gericht. Wie die letzten Tage auch schon genannt sind die Maßstäbe anders als diejenigen hier auf Erden. Man liest die Verse weniger als Bedrohung, sondern als tröstende Verheißung, weil es bei dem Gericht um die Abrechnung mit den Ungerechten geht. Bemerkenswert ist auch, dass diese angekündigte Figur mit dem Stab ihres Mundes richten werde – das erinnert uns an Hebr und Offb, wo der Stab zum zweischneidigen Schwert wird und das Wort Gottes umschreibt. Auch dieses Bild wird im NT zum messianischen Code, wenn man Jesaja als Hintergrundfolie kennt. Unerwartet ist zudem das Richten mit dem „Hauch seiner Lippen“. Das hat ebenfalls eine messianische Dimension. Wir denken an die Auferstehungsberichte der Evangelien, in denen der Auferstandene den Aposteln erscheint und sie anhaucht mit den Worten: „Empfangt den Hl. Geist!“ Diesen hat er zuvor am Kreuz ausgehaucht (Mk 15,37 ἐξέπνευσεν exepneusen, darin steckt pneuma, der Geist). Dies macht auch Sinn, weil auf dem angekündigten Messias ja der Geist Gottes ruht. Diese Anhauchung ist analog zum Schöpfungsvorgang in der Genesis zu betrachten. In beiden Fällen geht es um die Belebung der Schöpfung: in der Genesis des ersten Menschen, bei Christus um die Neuschöpfung im Hl. Geist. Im Anschluss werden dem Messias die Eigenschaften der Gerechtigkeit und Treue zugeschrieben – zwei absolut göttliche Kennzeichen. Sie werden bildhaft als dessen Gürtel bezeichnet, der Träger ist also vorbereitet oder gerüstet (für den Kampf oder den Kult).
Die wunderbare Friedensvision ist eine Beschreibung der neuen Schöpfung. Dabei erfährt man einiges darüber, wie die Schöpfung vor dem Sündenfall war. Dies ist unerlässlich im Kontext des messianischen Friedensreichs: Der Messias stellt den Anfang der neuen Schöpfung dar und deshalb wird auch der Rest der Schöpfung paradiesisch sein. Die Auswirkungen des Messias sind mehrdimensional: Einerseits deutet diese Verheißung hinaus auf den Messias, mit dem der Frieden schon spürbar gekommen ist. Jede Hl. Messe, in der der Messias sakramental kommt, ist ein Moment des Friedens und der Ordnung. Nehmen Sie der Kirche die Sakramente weg, es wird nur noch Chaos und Zerstörung herrschen. Die Eucharistie ist die Mitte des gesamten kirchlichen Lebens, das alles andere an seinen richtigen Platz stellt. Wo Gott die Mitte des Lebens eines Christen ist, da ist Ordnung. Der Mensch wird heil an Leib und Seele, wenn er nach den Geboten Gottes lebt. Und wenn auch von außen Angriffe kommen sollten, verliert er den inneren Frieden nicht. Am Ende der Zeiten wird der Messias als verherrlichter Menschensohn wiederkommen und Gott wird einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen (Offb 21). Bei der Friedensvision hier bei Jesaja ist bemerkenswert, dass die Tiere sich nicht mehr gegenseitig fressen werden. Dies deutet darauf hin, dass die uns bekannte Nahrungskette ein Phänomen nach dem Sündenfall ist und ursprünglich anders vorgesehen war.
Wenn es dann heißt: „Man wird nichts Böses mehr tun auf meinem Hl. Berg“, dann spielt dies anagogisch natürlich auf den Himmel an, in dem nichts Böses Platz finden wird. Dann ist der Hl. Berg ein Bild für das Himmelreich. Dies erfüllt sich allegorisch gesehen schon anfangshaft mit der Kirche, die die Gemeinschaft der Heiligen ist, die zur Heiligkeit berufen sind. Diese sündigen trotz Berufung weiter und beleidigen dadurch nicht nur Gott, sondern auch die Gemeinschaft. Deshalb ist es so großartig, dass sie das Sakrament der Beichte in Anspruch nehmen und zurück zum Stand der Gnade kommen können. Wir können stets umkehren und die Gemeinschaft mit Gott ist nur solange intakt, wie wir nicht etwas dagegen tun durch unsere Sünde. Und wenn wir die Eucharistie empfangen, um uns mit Gott zu vereinen, kann auch nur Gemeinschaft (communio) sein, wenn wir frei vom Bösen sind. Dann ist die Kommunion ein himmlischer Moment in unserem Herzen.
„Das Land ist erfüllt von der Erkenntnis“ – dieser ausstehende Zustand erfüllt dann dies, was 1 Joh 3,2 ankündigt: Wir werden ihn, also Gott, sehen, wie er ist. Sünde bedeutet johanneisch ja immer, dass man Gott nicht erkannt hat. Diese Erkenntnis-Aussage in Jesaja ist also zusammen mit dem vorherigen Vers zu lesen, der die Nichtexistenz von bösen Taten auf dem Hl. Berg prophezeit.
Der letzte Vers ist erneut mehrdeutig. Entweder ist er auf den Spross Christus oder auf den Spross Maria zu beziehen: Zum Zeichen für die Völker (das hebräische Wort hat die primäre Bedeutung „Wunder, Zeichen“) wird der Messias insofern, als er selbst auf wundersame Weise Teil dieser Welt wird und im Laufe seines Lebens Wunder vollbringen wird. Zum Zeichen wird aber auch seine Mutter, da sie ihn als Jungfrau vom Hl. Geist empfängt. Spätestens in Offb 12 wird dies deutlich, wo sie zum Archetypen der Kirche wird. Zum Feldzeichen wird der Messias durch den Kampf mit dem Wort Gottes (seinem zweischneidigen Schwert) und dem Hl. Geist, dem Hauch seiner Lippen. In Offb 19 wird dieses Kämpfen mit spirituellen Waffen deutlich, wo der Feldherr der himmlischen Heerscharen bei der Endschlacht als das Wort Gottes bezeichnet wird und mit dem zweischneidigen Schwert kämpft.
Wenn es am Ende heißt „Seine Ruhe wird herrlich sein“, kann man das hebräische Wort und dessen Stamm נחת nachat auch mit „Ruhestätte“ übersetzen (das Verb dazu ist „herabfahren“), so z.B. die Elberfelder Bibel. Dies wiederum lässt eine christologische Deutung des Verses zu: Die Ruhestätte auf dem Zion erinnert an den Todesort und die Begräbnisstätte Christi in Jerusalem. Dieser ist zum Ort der Herrlichkeit geworden aufgrund der Auferstehung!
Ps 72
1 Für Salomo. Verleih dein Richteramt, o Gott, dem König, dem Königssohn gib dein gerechtes Walten.
2 Er regiere dein Volk in Gerechtigkeit und deine Elenden durch rechtes Urteil.
7 In seinen Tagen sprosse der Gerechte und Fülle des Friedens, bis der Mond nicht mehr da ist.
8 Er herrsche von Meer zu Meer, vom Strom bis an die Enden der Erde.
12 Ja, er befreie den Armen, der um Hilfe schreit, den Elenden und den, der keinen Helfer hat.
13 Er habe Mitleid mit dem Geringen und Armen, er rette das Leben der Armen.
17 Sein Name soll ewig bestehen, solange die Sonne bleibt, sprosse sein Name. Mit ihm wird man sich segnen, ihn werden seligpreisen alle Völker.
Im Psalm 72 bittet Salomo um Gottes Gerechtigkeit und Rechtssprüche. Sowohl der König als auch der Königssohn (David und Salomo) bitten zunächst um konkrete irdische Dinge. Darüber hinaus lassen sich die Bitten aber auch messianisch deuten: Rechtssprüche im NT (da heißen sie dann δικαιώματα dikaiomata) werden für Gott verwendet im Kontext des göttlichen Gerichts. Allegorisch-typologisch muss man Salomo dann analog zu Christus verstehen, der der göttliche Königssohn und der neue Salomo ist. Liest man in dieser geistlichen Lesart weiter, findet das Richten des Volkes Israel durch den irdischen König eine antitypische Entsprechung bei Gott und Christus, die das Volk Gottes richten. Dies ist jetzt schon mit der Kirche gegeben, die als Leib Christi eine eigene Rechtsprechung besitzt. In jeder menschlichen Seele richtet Gott bereits bei jeder Tat, weshalb wir den Begriff des Gewissens dafür verwenden. Schließlich wird Gott am Ende der Zeiten richten, und zwar jeden Menschen. Der Wunsch nach der Befreiung der Armen und Elenden, nach Hilfe und Rettung ist zunächst konkret irdisch zu verstehen. Es geht um den Wunsch eines gerechten Herrschers, der ein gutes Leben ermöglichen soll. Dies denken wir als Christen jedoch weiter und schauen auf Christus, der befreit, geholfen, gerettet hat – in erster Linie aus der Sünde und mit Blick auf das ewige Leben. Wenn dann geäußert wird, dass der Name des Königs ewig bestehe, kann eine gewisse übermenschliche Andeutung ausgemacht werden. Kein normaler König kann ewig leben. Auch der Wunsch nach einer Herrschaft von Meer zu Meer gilt nicht für die Könige Israels. Hier sind messianisch zu deutende Verse im Psalm enthalten, die vieles aus Jesaja aufgreifen, z.B. das Gericht und die vollkommene Herrschaft.
Lk 10
21 In dieser Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen.
22 Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden; niemand erkennt, wer der Sohn ist, nur der Vater, und niemand erkennt, wer der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.
23 Jesus wandte sich an die Jünger und sagte zu ihnen allein: Selig sind die Augen, die sehen, was ihr seht.
24 Denn ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und wollten hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.
In den Versen aus dem Lukasevangelium ruft Jesus nicht nur, sondern er jauchzt/freut sich im Hl. Geist (ἠγαλλιάσατο egalliasato). Das ist eine Frucht des Hl. Geistes, von dem er ja erfüllt ist. Was in Jesaja über den angekündigten Messias gesagt worden ist – dass der Geist Gottes auf ihm ruhen werde – zeigt sich hier in Aktion. „Den Unmündigen offenbart“ weist auf Aspekte hin, die wir in Jesaja und im Psalm bereits gelesen haben: Gott ergreift die Initiative für die Armen, die Elenden, die an den Rand Gedrängten. Jesus erfüllt die tausendjährige Sehnsucht derer, die sich Gerechtigkeit gewünscht haben, die nur Gott geben kann. Er versucht es, seinen Jüngern begreiflich zu machen, welches Privileg sie eigentlich genießen dürfen – Gott mit eigenen Augen schauen zu dürfen! Wie viele Propheten wie Jesaja, wie viele Könige wie David und Salomo heute in Ps 72 haben sich das gewünscht. Aber nicht diese großen Gestalten erhalten die Gnade, Jesus zu erleben, sondern ganz einfache Menschen wie sein Jüngerkreis! Sie sind die Unmündigen, von denen Jesus im Gebet an seinen Vater spricht. Zu diesem Jüngerkreis gehört jeder getaufte Christ, der sich dadurch angesprochen fühlen darf. Sie und ich, wir alle haben ein unvergleichliches Privileg. Denn auch wenn Jesus jetzt nicht mehr unter uns als Mensch wandelt, ist er genauso leibhaftig im Leib und Blut Christi bei uns! Dieses Privileg können nicht alle haben und doch nehmen wir es allzu oft für selbstverständlich! Wir Katholiken müssen es uns mal auf der Zunge zergehen lassen. Jesus kommt physisch in uns hinein, um ein Teil von uns zu werden – in jeder Hl. Kommunion, die wir empfangen! Das ist so unfassbar und so ein großes unverdientes Geschenk, das nicht alle haben. Nehmen wir das dankbar an? Wir können ihn sehen mit unseren Augen, schmecken mit unserem Geschmackssinn, riechen, fühlen, nicht nur hören durch sein Wort. Damit ist uns noch unvergleichlich viel mehr geschenkt als den Königen und Propheten des AT. Ihnen gegenüber haben wir zudem das Privileg, die jesuanische Auslegung der Torah erhalten zu haben. Sie sind „die Alten“, die es nur so weit verstehen konnten, wie es ihnen gegeben war. Wir haben die Erfüllung des Gesetzes erfahren dürfen und können entsprechend anders leben. Unser Leben nach den Geboten Gottes ist eine größere Gerechtigkeit als die der Pharisäer und Schriftgelehrten, wenn wir sie in der Absicht befolgen, die Jesus uns erklärt hat! Am Ende der Zeiten werden wir Gott schließlich schauen, wie er ist (1 Joh 3,2). Ganz. Unverschleiert. Dann wird das Land voll von Erkenntnis sein, wie es in Jesaja angekündigt worden ist.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen auch in diesem Jahr erneut die Sehnsucht, Gott schauen zu wollen, wie er ist. Streben wir gemeinsam darauf zu, zunächst den Herrn Jesus Christus zu sehen und in ihm Gott zu erkennen, der sich für uns klein macht. Als kleines Kind in der Krippe. Als Leib und Blut Christi in der Eucharistie. Als bedürftiger Mensch und mein Nächster. Überdenken wir heute besonders unsere eigene Einstellung: Bin ich mir immer bewusst, was für ein Privileg mir zuteil wird? Bin ich dankbar genug oder überwiegt mein Murren und meine Unzufriedenheit über das, was ich nicht habe? Gott hat mir schon das Größte geschenkt, was ich haben kann, sich selbst, sein Herz! Weiß ich das zu schätzen?
Ihre Magstrauss