Jes 61,1-2a.10-11; Lk 1,46-48.49-50.53-54; 1 Thess 5,16-24; Joh 1,6-8.19-28
Jes 61
1 Der Geist GOTTES, des Herrn, ruht auf mir./ Denn der HERR hat mich gesalbt; er hat mich gesandt, um den Armen frohe Botschaft zu bringen, um die zu heilen, die gebrochenen Herzens sind, um den Gefangenen Freilassung auszurufen und den Gefesselten Befreiung,
2 um ein Gnadenjahr des HERRN auszurufen,
10 Von Herzen freue ich mich am HERRN. Meine Seele jubelt über meinen Gott. Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit, wie ein Bräutigam sich festlich schmückt und wie eine Braut ihr Geschmeide anlegt.
11 Denn wie die Erde ihr Gewächs hervorbringt und der Garten seine Saat sprießen lässt, so lässt GOTT, der Herr, Gerechtigkeit sprießen und Ruhm vor allen Nationen.
Wir begehen heute den dritten Adventssonntag, der den Namen „Gaudete“ trägt. Das bedeutet „freut euch“. Es gibt allen Grund zur Freude, denn der Herr ist schon unterwegs zu uns! Er ist schon sehr nahe und damit verbunden können wir nicht anders, als Freude zu empfinden. Dafür hören wir heute eine wunderbare erste Lesung aus dem Buch Jesaja, der oft als der Evangelist des Alten Testaments bezeichnet wird – der als messianischer Prophet schlechthin die frohe Botschaft von Jesus Christus verkündet.
Die Lesung, die wir heute hören, ist deshalb so besonders, weil Jesus Christus bei seiner „Antrittspredigt“ in der Synagoge von Nazaret genau diese Stelle vorlesen wird und dann ganz schlicht sagen wird: „Heute hat sich dieses Schriftwort erfüllt.“ Es ist also absolut christologisch zu verstehen. Hier spricht der Messias selbst, der kommen wird. Wir werden durch Jesu Antrittspredigt begreifen, dass er diese Worte spricht.
„Der Geist GOTTES, des Herrn, ruht auf mir.“ Christus ist voll des Geistes Gottes und ist begabt mit allen Gaben. In der Johannesoffenbarung wird er geschaut als Lamm mit sieben Augen, die die sieben Geister Gottes sind. In ihm wirkt die Fülle des Geistes. Das ist auch gar nicht anders möglich, wenn wir die nächste Aussage berücksichtigen: „Denn der HERR hat mich gesalbt“. Er ist wahrlich der Meschiach schlechtin – der Gesalbte, der Christus. Die Salbung ist schon im Alten Testament damit verbunden, dass die Hand Gottes auf dem Gesalbten ruht – auf Königen und Priestern. So wird der Messias kommen als ein Gesalbter, als neuer David, als ein König und zugleich als Priester – nämlich als der einzige Hohepriester, der das endgültige Sühnopfer darbringen wird, nämlich sich selbst.
Der Herr hat ihn gesandt. Die Sendung des Sohnes durch den Vater ist ein wichtiger Gedankengang gerade im Johannesevangelium. Dort wird immer wieder davon gesprochen, dass die Apostel mit der Verkündigung des Evangeliums nicht nur das Evangelium selbst verkünden, sondern zugleich Christus, der mit seiner Botschaft ganz verbunden ist, sowie den verkünden, der ihn gesandt hat – den Vater.
Gott wurde dabei Mensch, um den Armen das Evangelium zu bringen – die Freudenbotschaft. Was unter Armut zu verstehen ist, erklärt uns Jesus unter anderem in der Bergpredigt. Damit ist nicht einfach nur eine finanzielle Armut gemeint, ein materieller Mangel, sondern jede Form von Entbehrung. Jene, die besonders wenige Rechte haben, am Rande der Gesellschaft stehen, bemitleidenswert sind, weil sie aus dem Paradies verstoßen worden sind, dürfen nun die frohe Botschaft hören, gleichsam das Licht am Ende des Tunnels erblicken. Weil jeder Mensch erlösungsbedürftig ist, ist das eine Freudenbotschaft für alle!
Und wenn der Messias kommt, wird er die Verwundungen der Menschen heilen, als Heiland kommen. Er wird die gebrochenen Herzen wiederherstellen. Ganz entscheidend ist das Motiv der Befreiung: Der Messias kommt als ein neuer Mose, der die Menschheit aus dem Sklavenhaus der eigenen Sünde herausführen wird. Es wird ein Exodus aus dem langen Exil sein, das mit dem ersten Menschenpaar begann. Das im Laufe seines öffentlichen Wirkens immer wieder erklären und die Menschen werden daran Anstoß nehmen. Sie werden sagen: Wie, willst du etwa sagen, wir seien Sklaven? Mose hat uns doch schon befreit, wir sind keine Sklaven mehr!“ Denn sie werden nicht begreifen, dass es nicht die politische Situation, sondern vielmehr ihre Herzen meint, ihren heilsgeschichtlichen Status.
Es wird ein Gnadenjahr ausgerufen werden. Das wird die Zeit sein, die mit Christus anbricht – die messianische Heilszeit. Damit geht auch das Gericht Gottes einher, was schon die Essener ausgehend von Jes 61 erwartet haben. Deshalb wird auch Johannes der Täufer als Bußprediger auftreten, der einen starken Bezug zu den Essenern hatte. Er wird die Buße vor dem Kommen des Messias predigen.
„Von Herzen freue ich mich am Herrn“ ist eine Aussage, die unseren heutigen Adventssonntag zusammenfasst. Weil Gott nur die besten Heilsaussichten bereit hat, kann man nicht anders, als sich ganz an ihm zu freuen. Weil er nur die besten Heilspläne hat, jubelt auch unsere Seele über den Herrn. Wir dürfen jubeln wie die erste Jüngerin und das Urbild der Kirche Maria. Dazu werden wir gleich als Antwortgesang zusammen mit ihr in das Magnificat einstimmen.
Gott hüllt in Gewänder. Das ist eine gängige Metapher für die Ausstattung mit seinen Gaben und Vollmachten. Die messianische Figur hier in Jesaja wird ein Erlöser sein, denn er wird gehüllt in Gewänder des Heils. Sie wird zudem in den „Mantel der Gerechtigkeit“ gehüllt, was die Juden zunächst auf eine moralisch vorbildliche Person bezogen haben. Doch mit dem tatsächlichen Kommen des Messias, wird diese Erwartung überboten, denn Jesus Christus wird ganz ohne Sünde sein.
Er wird kommen in einem Hochzeitsgewand – denn er ist der Bräutigam, der ganz in die Nähe seiner Braut kommt, um um sie zu werben. Die Brautmetaphorik ist den Menschen bekannt durch die vielen prophetischen Texte des AT. Gott ist ein eifersüchtiger Bräutigam, der ganz vor Liebe brennt. Das Volk Israel ist seine Braut und von ihr erwartet er die absolute Treue.
Wie Pflanzen sprießen, so wird Gerechtigkeit und Ruhm sprießen. Es wird wahrlich eine Heilszeit anbrechen, in der das Leiden endlich ein Ende haben wird. Israel, das am Boden liegt durch die Trümmer des babylonischen Exils, wird nun den Ruhm vor den Nationen erfahren. Der Spott und die Verachtung der umliegenden Völker wird ein Ende haben. Aber es wird eben nicht nur eine irdische Nation in der bisherigen Zusammensetzung sein. Wenn Jesus Christus das Reich Gottes verkünden wird, dann wird er zugleich die Zusammensetzung und die Voraussetzungen klarstellen: Nicht mehr die Abstammung und die Beschneidung werden die Voraussetzung zu dieser übernatürlichen Nation darstellen, sondern der Glaube und die Taufe.
Lk 1
46 Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des Herrn
47 und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
48 Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.
49 Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig.
50 Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten.
53 Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.
54 Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen.
Als Antwort beten wir das Magnificat, zumindest einen Teil davon. Die große Verheißung aus dem Buch Jesaja veranlasst zu einer freudenreichen Antwort. So können wir nicht anders, als mit Maria in den Lobpreis Gottes einzusteigen. Ihr ist eine große Ehre zuteilgeworden und durch sie ist der Messias in die Welt gekommen. Aufgrund des wunderbaren Heilsplans Gottes wird sie mit Freude erfüllt und gibt ihm die Ehre stellvertretend für das ganze Volk Israel. Sie ist die Personifikation der Tochter Zion. Sie ist zugleich der Beginn des Neuen Bundes, also ein Scharnier zwischen den beiden Bünden. Auch mit Blick auf den zweiten Bund ist sie die Repräsentantin des Lobpreises. Nicht umsonst nennen wir sie das Urbild der Kirche. Deshalb stimmen wir ein mit den Worten: „Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.“ Er ist im Begriff, den Höhepunkt der gesamten Heilsgeschichte einzuleiten durch seine eigene Menschwerdung. So kann sie nicht umhin, voller Freude zu sein und ihn zu preisen. Und mit ihr zusammen können wir nicht anders, als voller Freude zu sein. Wir danken ihm, dass er bereit war, in diese gefallene Welt einzugehen, um uns aus der Sklaverei der Sünde herauszuführen.
Er hat auf die Niedrigkeit nicht nur Mariens geschaut, sondern von uns allen. Ihre Niedrigkeit müssen wir als Demut verstehen. Weil sie so demütig ist, stellt sie den fruchtbaren Boden für das Wort Gottes dar, das in ihr Fleisch annimmt. Ihre Demut hat den Hochmut des Bösen besiegt, weshalb dieser sie so sehr hasst. Wir haben vor einigen Tagen darüber nachgedacht, als wir das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria gefeiert haben.
Unsere Niedrigkeit ist im Gegensatz zu ihrer natürlich beschränkt, weil wir vor der Erbsünde eben nicht verschont sind. Doch wir können die Niedrigkeit auf uns selbst noch anders verstehen, denn das griechische Wort tapeinosis bedeutet auch die Erniedrigung oder Niedergeschlagenheit. Gott hat das Leiden seines Volkes gesehen und somit die Bitten um das Kommen des Messias erhört! Und er erhört auch unsere Gebete in heutiger Zeit. Wir sind bereits Erlöste und doch erleiden wir immer wieder Nöte als weiterhin Lebende in der gefallenen Schöpfung. So möchte er uns immer wieder aus diesen Nöten herausholen und uns vor allem aus den seelischen Nöten befreien. Er ist kein Gott, dem seine Kinder egal sind. Er wirkt und er greift ein.
Maria preisen nun wirklich alle Geschlechter. Sie ist die Mutter aller Lebenden geworden – die neue Eva. Und weil sie durch ihr Ja den Messias in diese Welt gebracht hat, preisen wir alle sie selig. Sie ist wahrlich selig, denn wir glauben, dass sie jetzt mit Leib und Seele bei Gott ist, zur Rechten ihres Sohnes und als Königin des Weltalls!
Gott hat wirklich Großes an ihr getan. Sie gibt ihm die Ehre, statt sich selbst zu rühmen. Was mit ihr geschieht, ist ja alles nicht ihr eigenes Verdienst. Vielmehr wirkt Gott an ihr, die sie sich bereit erklärt hat zu seinem wunderbaren Werkzeug.
Gottes Name ist heilig. Das ist eine gottesfürchtige Aussage einer frommen Jüdin. Und auch wir sollen Gottes Namen heiligen. Das ist eines der Zehn Gebote. Und auch wir sollen nie vergessen, dass alles, was wir an Gutem zustande bringen, von Gott kommt. Wir sollen ihm dafür die Ehre geben und nicht die Orden an unsere eigene Brust hängen.
Gott erbarmt sich wirklich über alle, die ihn fürchten. Er ist barmherzig und hat Mitleid. Er ist absolut vergebungsbereit bis heute, wenn die Menschen reumütig zu ihm kommen.
Er ist absolut großzügig und nährt die Hungrigen – nicht nur die körperlich Hungrigen, sondern vor allem jene, die Hunger nach Gerechtigkeit, die Hunger nach Liebe, die Hunger nach Gott haben. Er ist es, der unsere tiefste Sehnsucht stillt. Nur er kann diese innere Unruhe stillen, die wir alle verspüren und die uns antreibt, in der Welt auf die Suche nach „Nahrung“ zu gehen.
Gott lässt die Reichen leer ausgehen – nicht einfach die finanziell/materiell Reichen. Denn es geht vielmehr um jene, deren Herz an ihrem Besitz, an ihrem Ansehen und an ihrer Macht hängt. Es gibt auch Reiche, die ihr Vermögen an Arme und Bedürftige verschenken und die gar nicht an dem Reichtum hängen. Diese sind hier also nicht angesprochen, sondern vielmehr jene, deren Herz schon ganz reich ist mit allem Möglichen, sodass Gottes Gnade nicht mehr hineinpasst.
Er nimmt sich seines Knechtes Israel an, das ist als Sammelbild für das gesamte Volk zu verstehen und führt erneut auf die Gebetserhörung und das Mitleid Gottes mit seinem Volk zurück. Gott hält sein Versprechen. Er ist treu und nun erfüllt sich alles, was Jesaja angekündigt hat. Das ist der Grund zur absoluten Freude!
Wir stehen als Christen am Ende der Zeiten und warten voller Sehnsucht auf das Ende der Zeiten. Dann wird es nämlich eine Erlösung vom Leiden dieser Welt, eine Befreiung von der Unterdrückung und Gefangenschaft durch den Bösen. So können wir auch mit Blick auf das zweite Kommen voller Freude sein. Es ist die innere Gewissheit, dass trotz aller schrecklichen Zustände der Gegenwart und entgegen aller bösen Mächte Gott das letzte Wort haben wird. Christus hat den Tod ja bereits besiegt. Das Osterereignis ist für uns der Grund zur absoluten Freude! Am Ende der Zeiten wird es ein ultimativer Triumph Gottes sein, der mit dem Bösen abrechnen wird. Dann werden wir beim himmlischen Hochzeitsmahl die absolute Freude der Ewigkeit erfahren.
Das Magnificat ist eine Zusammenstellung der verschiedensten Schrifttexte. Maria ist eine fromme Jüdin, die eine absolute Schriftkundige ist. Das beweist uns dieses Gebet, das die Kirche mit ihr gemeinsam betet: Es ist ein Durchlauf durch die fünf Bücher Mose (z.B. Gen 30; Dtn 10), durch den Psalter (z.B. Ps 103; 89; 147), durch Geschichtsbücher vor allem aus 1 Sam und vor allem aus den Propheten (z.B. Habakuk, Ezechiel, Jesaja und Micha). Hier wirkt der Hl. Geist in ihr. Was über den Messias in der ersten Lesung gesagt worden ist, trifft in vielen Punkten auch auf Maria zu. Sie ist wirklich erfüllt mit dem Hl. Geist und sie ist wahrlich eine geschmückte Braut. Sie macht sich bereit für das Kommen des Bräutigams – voller Freude.
1 Thess 5
16 Freut euch zu jeder Zeit!
17 Betet ohne Unterlass!
18 Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes für euch in Christus Jesus.
19 Löscht den Geist nicht aus!
20 Verachtet prophetisches Reden nicht!
21 Prüft alles und behaltet das Gute!
22 Meidet das Böse in jeder Gestalt!
23 Er selbst, der Gott des Friedens, heilige euch ganz und gar und bewahre euren Geist, eure Seele und euren Leib unversehrt, damit ihr ohne Tadel seid bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.
24 Gott, der euch beruft, ist treu; er wird es tun.
In der zweiten Lesung hören wir einen Ausschnitt aus dem ersten Thessalonicherbrief. Dort spricht Paulus ebenfalls über das Thema, um das es heute geht: die Freude. Der Ausschnitt ist dem Ende des Briefes entnommen, in dem Paulus abschließende Ermahnung anbringt. Deshalb besteht der Text aus lauter Imperativen (Aufforderungsformen). Er erklärt, dass die Thessalonicher sich zu jeder Zeit freuen sollen. Das sagt er nicht nur ihnen, sondern es ist eine Aufforderung an uns alle. Das heißt nicht, dass wir immer gute Laune haben sollen und uns emotional immer freuen müssen. Oft geht es uns ja gerade nicht gut und die ersten Christen wurden ja bereits verfolgt. Das ist auch heute so, ja noch schlimmer als damals. Das ist mit Freude nicht gemeint. Es geht nicht um Gefühle und um gute Laune. Diese kann schwanken und ist stark von der äußeren Situation abhängig. Vielmehr sollen wir innerlich nie resignieren. Als Getaufte sind wir österliche Menschen, die mit einer unerschütterlichen Hoffnung beschenkt worden sind. Uns sind ja bei der Taufe die göttlichen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe eingegossen worden. So können wir nicht anders, als trotz aller Leiden und Enttäuschungen innerlich die Gewissheit zu behalten, dass am Ende Gott das letzte Wort hat und die momentanen Leiden ein Ende finden werden.
Zu jeder Zeit soll man diese innere Freude behalten und dementsprechend auch immer Gott die Ehre geben. Das impliziert diese Freude ja, wenn wir auf Mariens Lobpreis schauen. Gott stet der Lobpreis immer zu unabhängig davon, wie es uns momentan geht. Seine Vorsehung ist nämlich so wunderbar und er hat nur Wege des Heils. Er möchte für uns nur das beste und deshalb müssen wir ihm die Ehre geben.
Damit man gar nicht erst in den Zustand der Resignation kommt, ist das stete Gebet wichtig. Wenn wir stets sein Angesicht suchen, den ganzen Tag in seiner Gegenwart leben, dann werden wir innerlich nicht aufgeben. Mit dem steten Gebet ist mehr gemeint als nur das mündliche Gebet. Alles zu seiner Ehre zu tun, über sein Wort nachsinnen, die Liturgie, das Fasten und die Opfer – alles ist eine Form des Gebetes. Gerade das Durchleben eines leidvollen Zustandes, den wir ihm als Liebesopfer darbringen, ist ein ganz starkes Gebet. So behalten wir unsere innere Freude trotz der schwierigen Lage. Sie merken, bei alledem geht es Paulus um die adventliche Dauerstimmung von Christen vor dem zweiten Kommen Jesu Christi. Diese Dimension von Advent denken wir ja in diesen Wochen stets mit!
Wir sollen für alles danken. Dann nehmen wir nämlich nichts für selbstverständlich und erkennen stets die Güte Gottes. Das ist der Wille Gottes für uns. Deshalb hat er die Eucharistie gestiftet – die Danksagung schlechthin. Wenn wir in der Kirche also immerwährend die Eucharistie feiern, bleiben wir ganz mit ihm verbunden, dankbar und geben ihm die Ehre, die ihm gebührt. Als einzelner Christ der Eucharistie beizuwohnen, flammt immer wieder aufs Neue die Freude auf, damit das innere Feuer nie erlischt. Wir brauchen die Eucharistie!
Der Geist Gottes soll nicht ausgelöscht werden. Das ist eine Ermahnung zu einem Leben nach den Geboten Gottes, denn nur so sind wir im Stand der Gnade. Wenn wir uns vor Gott versündigen, verlieren wir diese Gnade. Dann kann der Geist in uns nicht wirken.
Die Christen sollen auf die Prophetien hören, denn durch Propheten tut Gott seinen Willen kund. Was Prophetie vor allem bewirkt, ist Kritik und Aufruf zur Umkehr. Damit die Menschen also die Beziehung zu Gott nicht zerstören, müssen sie auf die Propheten hören und umkehren.
Gerade jetzt in der Endzeit müssen die Christen wachsam sein, alles prüfen – und beten um die Gabe der Unterscheidung der Geister. Der Böse zieht ganz heimtückische Register. Es häufen sich die falschen Propheten und die Verwirrung selbst innerhalb der Kirche ist groß. Umso mehr brauchen wir Gottes Unterscheidungsgabe, um die Wahrheit zu erkennen, die Lüge zu entlarven und zu vermeiden. Denn der Böse kommt oft in einem frommen und hellen Gewand daher.
Durch die Taufe ist uns ja das makellose Hochzeitsgewand gegeben worden. So sollen die Getauften diese Makellosigkeit bewahren, damit sie nicht besudelt vor dem Herrn erscheinen, wenn er wiederkommt. Das geschieht, indem der Mensch die Sünde meidet und ganz in der Beziehung mit Gott ist.
Gott ist ein treuer Gott und hält seine Versprechen. Er wird wiederkommen zu einer Zeit, die er wählt. Deshalb dürfen wir voller Vorfreude sein – nicht nur in Bezug auf die Wiederkunft am Ende der Zeiten, um die es in der zweiten Lesung vor allem geht, sondern auch mit Blick auf Weihnachten. Auch dann sollen wir in einem vollkommenen Zustand vor ihm stehen. Kehren wir also um und versöhnen wir uns mit Gott, bevor wir das Weihnachtsfest feiern!
Joh 1
6 Ein Mensch trat auf, von Gott gesandt; sein Name war Johannes.
7 Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.
8 Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
19 Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du?
20 Er bekannte und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Christus.
21 Sie fragten ihn: Was dann? Bist du Elija? Und er sagte: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein.
22 Da sagten sie zu ihm: Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Antwort geben. Was sagst du über dich selbst?
23 Er sagte: Ich bin die Stimme eines Rufers in der Wüste: Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat.
24 Die Abgesandten gehörten zu den Pharisäern.
25 Sie fragten Johannes und sagten zu ihm: Warum taufst du dann, wenn du nicht der Christus bist, nicht Elija und nicht der Prophet?
26 Johannes antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt,
27 der nach mir kommt; ich bin nicht würdig, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen.
28 Dies geschah in Betanien, jenseits des Jordan, wo Johannes taufte.
Das heutige Evangelium stellt einen Ausschnitt aus dem Johannes-Prolog sowie die Fortsetzung dar. Es geht um Johannes den Täufer und seine Taufe. Er ist der unmittelbare Vorläufer Jesu und so geht es sehr viel um ihn in diesen adventlichen Wochen.
Er ist ein von Gott gesandter Mensch. Bereits im Buch Jesaja ist gesagt worden, dass jemand von Gott gesandt werden wird. Diesmal ist es noch nicht der Messias selbst, doch schon die Propheten sind Gesandte Gottes. Sie haben eine besondere Berufung und jene, die ihre Botschaft hören, sollen auf sie hören. Das sagt Paulus nicht umsonst in der zweiten Lesung. Propheten sind Gesandte und transportieren die Botschaft Gottes selbst.
Sein gesamtes Wirken bezeichnet Johannes der Evangelist als „Zeugnis“, was die Übersetzung des Wortes μαρτυρία martyria ist. Er ist wirklich zum Blutzeugen geworden, der für den Glauben enthauptet worden ist. Er legt Zeugnis ab für das Licht, ist selbst aber nicht das Licht. Viele werden sich bei seinem öffentlichen Wirken gefragt haben, ob er der verheißene Messias ist.
Priester und Leviten sind z.B. zu ihm gekommen, um nach seiner Identität zu fragen. Johannes verdeutlicht, dass er NICHT der Messias, der Christus sei.
Dies ist ein Bekenntnis, da er durch seine Antwort Platz für den wahren Messias macht. Das Verb ὁμολογέω homologeo ist nicht nur mit „bekennen“ übersetzbar, sondern auch mit „zustimmen“. Er stimmt dahingehend mit denen überein, die ebenfalls der Meinung sind, dass er nicht der Messias sei.
Die Priester und Leviten haken weiter nach, denn sie haben den Auftrag vom Tempel erhalten, seine Identität zu klären. Er verneint auch die Fragen, ob er Elija oder „der Prophet“ sei. Er wird ja sonst mit dem wiedergekommenen Elija gleichgesetzt. Jesus hat dies selbst ausgesagt. Aber er ist nicht Elija selbst. Er tritt nur mit derselben Kraft auf. Jesus und der Täufer widersprechen sich also nicht (, was hier wieder gerne behauptet wird, um zwischen beide einen Keil zu treiben). Johannes ist auch nicht „der Prophet“. Wer ist denn damit gemeint? Die meisten Forscher vermuten damit Jesaja, weil er der bedeutendste Prophet des AT ist. Johannes ist keine Reinkarnation von irgendwem, den es schon vorher gab. Deshalb sagt er zu allem nein. Er ist Johannes der Täufer, jemand mit eigener Identität. Und doch ist er angekündigt worden. So wie Jesus nachher als Antwort auf die Frage „bist du es, der kommen soll?“ mit einem Schriftwort antwortet, so tut es Johannes im heutigen Evangelium: Er zitiert Jesaja und verdeutlicht dadurch, dass er der Vorläufer des Messias ist! Er ist die Stimme des Rufers in der Wüste.
Es waren aber auch Pharisäer unter den Abgesandten. Wörtlich steht da nicht „die Abgesandten gehörten zu den Pharisäern“, sonst wäre ein Widerspruch gegeben. Die Pharisäer waren keine Priester, sondern Laien. Wörtlich heißt es „Auch/und waren Abgesandte aus den Pharisäern“. Diese fragen den Täufer nach seiner Berechtigung zur Taufe, so als ob nur die messianische Identität dazu befuge. Sie fragen das nicht wegen der Tätigkeit selbst, sondern wegen der Botschaft dahinter.
Er erklärt, dass er nur mit Wasser taufe. Das ist für uns die Erklärung, dass seine Taufe kein Sakrament ist. Es ist nur Wasser – also ein sichtbares Zeichen, das an sich noch keine übernatürliche Gnade nach sich zieht (zumindest nicht in dem Maße, wie es die von Christus gestifteten Sakramente tun!). Es ist ein vorbereitender Akt auf den Messias, der die innere Buße nach außen hin sichtbar macht.
Er definiert seine Identität dann vom Messias aus: Seine Würde ist nicht mal so groß wie die eines Sklaven im Vergleich zum Messias! Sklaven dürfen ihrem Meister wenigstens die Sandalen lösen. So demütig ist der Täufer! Das hat nichts mit „ich fühle mich so wertlos!“ zu tun, sondern er sieht sich im Lichte Gottes, wie er wirklich ist – arm und erlösungsbedürftig. Er ist noch eine Figur, auf deren Niedrigkeit der Herr geschaut hat. Seine Demut erinnert uns an Maria, auch wenn sie bei ihr noch eine viel größere Dimension erreicht.
Wenn Johannes sagt „mitten unter euch steht einer“, kann das entweder darauf hinweisen, dass Jesus in dieser Szene tatsächlich gegenwärtig ist. Er geht ja auch zum Jordan, um sich von Johannes taufen zu lassen. Es kann in dieser Szene aber auch heißen, dass Jesus mitten unter den Menschen im Leben „steht“. Dann ist die Aussage im übertragenen Sinne zu verstehen. Jesu öffentliches Wirken wird jedenfalls „nach Johannes“ beginnen, wenn dieser nämlich im Gefängnis sitzt.
Zum Ende hin erfahren wir noch den Ort, wo diese Szene stattfindet: in Betanien, dem Ort, wo Jesus auch wirken wird. Dort leben die Geschwister und Freunde Jesu Maria, Martha und Lazarus, den Jesus sogar von den Toten erwecken wird. Diese Bemerkung ist also mehr als eine Floskel. Wir werden auf Jesu späteres Wirken vorbereitet.
Heute geht es in den Texten um die Freude. Diese dürfen wir erfahren aufgrund der Nähe Gottes. Freude ist weniger Emotion und Laune, vielmehr innere Gewissheit und unerschütterliche Osterhoffnung. Freude hat in diesen adventlichen Wochen sowie in der Endzeit vor der Wiederkunft Christi sehr viel mit Vorfreude zu tun, denn bald wird die Hochzeit stattfinden. Der Bräutigam macht sich bereit. Legen auch wir unser Hochzeitsgewand an und achten wir darauf, dass es gewaschen ist.
Ihre Magstrauss