Donnerstag der 2. Woche im Jahreskreis

Hebr 7,25 – 8,6; Ps 40,2 u. 4ab.7-8.9-10; Mk 3,7-12

Hebr 7
25 Darum kann er auch die, die durch ihn vor Gott hintreten, für immer retten; denn er lebt allezeit, um für sie einzutreten.

26 Ein solcher Hohepriester ziemte sich in der Tat für uns: einer, der heilig ist, frei vom Bösen, makellos, abgesondert von den Sündern und erhöht über die Himmel;
27 einer, der es nicht Tag für Tag nötig hat, wie die Hohepriester zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen und dann für die des Volkes; denn das hat er ein für allemal getan, als er sich selbst dargebracht hat.
28 Das Gesetz nämlich macht Menschen zu Hohepriestern, die der Schwachheit unterworfen sind; das Wort des Eides aber, der später als das Gesetz kam, setzt den Sohn ein, der auf ewig vollendet ist.
1 Die Hauptsache bei dem Gesagten aber ist: Wir haben einen solchen Hohepriester, der sich zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel gesetzt hat,

2 als Diener des Heiligtums und des wahren Zeltes, das der Herr selbst aufgeschlagen hat, nicht ein Mensch.
3 Denn jeder Hohepriester wird eingesetzt, um Gaben und Opfer darzubringen; deshalb muss auch dieser etwas haben, was er darbringt.
4 Wäre er nun auf Erden, so wäre er nicht einmal Priester, da es hier schon Priester gibt, die nach dem Gesetz die Gaben darbringen.
5 Sie dienen einem Abbild und Schatten der himmlischen Dinge, nach der Anweisung, die Mose erhielt, als er daranging, das Zelt zu errichten: Sieh zu, heißt es, dass du alles nach dem Urbild ausführst, das dir auf dem Berg gezeigt wurde.
6 Jetzt aber ist ihm ein umso erhabenerer Priesterdienst übertragen worden, weil er auch Mittler eines besseren Bundes ist, der auf bessere Verheißungen gegründet ist.

Gestern hörten wir von Melchisedek und betrachteten seine Beziehung zu Christus. Heute nehmen wir die hohepriesterliche Eigenschaft Jesu Christi in den Blick. Er ist vollkommener Hohepriester. Was heißt das? Auch die Hohepriester im Alten Israel mussten gesühnt werden, weil sie trotz ihres Amtes sündige Menschen waren. Christus ist aber ganz ohne Sünde. Er muss sich selbst nicht sühnen, doch er hat sich stattdessen geopfert als ein reines makelloses Opfer. Er muss also nicht zuerst für die eigenen Sünden ein Opfer darbringen, bevor er seine hohepriesterliche Aufgabe für das Volk ausübt. Die Hohepriester im Alten Israel konnten ihr Amt nur für die Jahre ihrer entsprechenden Lebenszeit ausführen. Christus lebt ewig und so steht er für alle Zeiten beim Vater für uns ein. Ein dritter Aspekt macht das hohepriesterliche Amt Jesu Christi vollkommen: Die herkömmlichen Hohepriester sind durch das Gesetz zu solchen geworden. Gemeint ist die Torah, durch die die Voraussetzungen für das Amt geschaffen werden. Dabei geht es vor allem um die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stamm und zu einer bestimmten Sippe. Diese Kandidaten sind aber der Schwachheit unterworfen, im Grunde gar nicht würdig, das Amt zu bekleiden, wenn man es genau nehmen will. Vor diesem Hintergrund wäre kein einziger Israelit würdig gewesen, denn kein Mensch ist ohne Sünde. Doch dann kam Jesus Christus, Gott selbst wurde Mensch. Er ist nicht zum Hohepriester geworden durch diese biologischen und genealogischen Voraussetzungen, sondern durch „das Wort des Eides“. Diese Wendung begegnete uns bereits gestern: Es meint das Bundesversprechen. Er ist zum Hohepriester geworden durch den Bundesschluss, den er mit seinem eigenen Blut besiegelt hat. Dieser Neue Bund kam zwar später als die mosaischen Grundlagen des israelitischen Hohepriestertums, ist aber bei Weitem gewichtiger. Dieses Argument ist wichtig in einem Text, der viele judenchristliche Elemente aufweist. Das Altersargument ist dabei entscheidend für die Autorität einer Sache. Wenn Christus deshalb den Pharisäern und Schriftgelehrten entgegnet, dass ehe Abraham war, er ist, dann möchte er ihnen sein hohes Alter verdeutlichen, das mit keinem Menschen auf Erden messbar ist. Seine Autorität übersteigt also die Autorität der Väter bei Weitem. Und so wird hier entgegnet, dass wenn auch der Neue Bund jünger ist als der ganze Tempelkult des Alten Israel, er doch viel höher steht. Dieses Hohepriestertum ist nämlich auf ewig gegründet.
Jesus Christus ist auch deshalb vollkommener Hohepriester, weil er zur Rechten des Vaters ist und im himmlischen Heiligtum sein Amt ausübt, wohingegen die irdische Liturgie nur ein Abbild dessen ist. Es gibt dabei einen Unterschied, ob der irdische Kult als Schatten oder als Abbild bezeichnet wird: Der mosaische Kult des Alten Bundes wird als Schatten bezeichnet, die christliche Liturgie als Abbild. Während man beim Schatten gerade mal die unscharfen Umrisse einer Sache erkennen kann, ist bei einem Abbild oder Spiegelbild schon viel mehr zu erkennen. So kommt die christliche Liturgie der himmlischen Liturgie deutlich näher als die des Alten Bundes. Dies hängt auch damit zusammen, dass der Neue Bund als ein besserer Bund bezeichnet wird. Hier gibt sich der Sohn selbst hin und erlöst dadurch die ganze Menschheit für alle Zeiten. Das kann nicht mehr überboten werden.

Ps 40
2 Ich hoffte, ja ich hoffte auf den HERRN. Da neigte er sich mir zu und hörte mein Schreien. 
4 Er gab mir ein neues Lied in den Mund, einen Lobgesang auf unseren Gott. 
7 An Schlacht- und Speiseopfern hattest du kein Gefallen, doch Ohren hast du mir gegraben, Brand- und Sündopfer hast du nicht gefordert. 
8 Da habe ich gesagt: Siehe, ich komme. In der Buchrolle steht es über mich geschrieben.
9 Deinen Willen zu tun, mein Gott, war mein Gefallen und deine Weisung ist in meinem Innern. 
10 Gerechtigkeit habe ich in großer Versammlung verkündet, meine Lippen verschließe ich nicht; HERR, du weißt es.

Wir beten heute Psalm 40, den wir bereits am vergangenen Sonntag gebetet haben. Der erste Teil des Psalms, dem der heutige Abschnitt entnommen ist, besitzt die Form eines Dankespsalms. Dabei sehen wir König David vor uns, der Gott für die Rettung aus einer sehr dramatischen Notlage dankt. Er hat in seiner Notsituation seine ganze Hoffnung auf Gott gesetzt und dieser hat ihn nicht enttäuscht. Hier betet König David nicht nur als Einzelperson, sondern exemplarisch für das ganze Volk Israel. Es eröffnet sich uns ein mächtiges unisono derer, die in der absoluten Dunkelheit saßen und auf die Erlösung Gottes warten. Und dann war es soweit: Das Licht strahlte auf, Gott wurde Mensch, der Messias kam in die Welt und lebte als Mensch unter Menschen. Gott hat sein Versprechen eingelöst! Auch wir dürfen unsere ganze Hoffnung auf ihn setzen, denn er ist treu. Er macht uns keine leeren Versprechungen und Verheißungen, die sich nicht erfüllen. Er wird auch uns aus unserer ganz persönlichen Notlage helfen und die ganze Menschheit vom Dunkel ins Licht der Ewigkeit führen.
Sowohl König David als auch das ganze Volk Gottes damals und heute können nicht anders als in dieser Situation Gott zu loben. Wir haben tagtäglich viele Gründe, Gott zu danken und ihm ein Loblied zu singen. Er gibt uns so viel Gutes, das wir vor lauter schlechten Dingen manchmal übersehen. Danken wir ihm schon allein für unsere Existenz, für unsere Gesundheit, für jeden neuen Tag, den er uns schenkt!
Die Aussage „an Schlacht- und Speiseopfern hattest du kein Gefallen…“ ist auch darauf zu beziehen, was dann in Vers 9 geschrieben steht: „deinen Willen zu tun“, also den Willen Gottes zu befolgen, ist das Entscheidende, ohne dass die Opfertätigkeit überflüssig wird. Dies müssen wir als rhetorische Wendung verstehen. Es gab immer wieder Phasen der Geschichte Israels, in denen der Opferkult unaufrichtig praktiziert worden ist. Die Israeliten lebten nicht, wie es Gott gefällt und deshalb brachten die Opfer in ihrem Fall nichts. Diese machen den Menschen nicht gerecht vor Gott, wenn nicht zugleich eine innere Einstellung der Reue und Umkehrbereitschaft vorliegt. Wer nicht bereit ist, auf Gottes Willen zu hören – deshalb die gegrabenen Ohren – der kann Gottes Gunst nicht mit Opfern erkaufen. Das vertieft die Gedanken der Lesung, in der es um den vollkommenen Hohepriester geht. Es gibt also auch ein vollkommenes Opfer und einen vollkommenen Opfernden.
Vers 8 ist ein zutiefst messianischer Vers: Auf der Oberfläche erkennen wir die Zusage des frommen Königs gegenüber Gott, zum Herrn zu kommen – im Allerheiligsten des Offenbarungszeltes. Die Aussage „in der Buchrolle steht es über mich geschrieben“ zeigt uns jedoch bereits den geistlichen Sinn der Aussage: Der Messias kommt und ist bereits gekommen, über den in der Buchrolle geschrieben steht – nämlich in den Hl. Schriften der Juden, besonders in der prophetischen Literatur wie Jesaja! Diese christologische Auslegung der Bibelstelle ist nicht aus den Fingern gesogen. Bereits der Hebräerbrief nimmt dies vor in 10,9. Vor diesem Hintergrund können wir auch die folgenden Verse verstehen: Die Gehorsamsbekundung spricht Christus selbst als Mensch, der in seiner Entäußerung gehorsam war bis zum Tod. Er hat den Willen des Vaters ganz erfüllt und dabei die Weisung – die Torah – ganz und gar erfüllt. Er ist wahrlich das fleischgewordene Wort Gottes! Er hat seine Lippen nie verschlossen, sodass das Unliebsame die Menschen dazu trieb, ihn fast zu steinigen und am Ende sogar ans Kreuz zu schlagen. So war es auch mit den vielen Propheten zuvor, die den Menschen den Willen Gottes kundgetan haben. Sie sind zumeist den Märtyrertod gestorben, weil man sie mundtot machen wollte, bis zum letzten Propheten, dem Täufer Johannes.

Mk 3
7 Jesus zog sich mit seinen Jüngern an den See zurück. Viele Menschen aus Galiläa aber folgten ihm nach. Auch aus Judäa,

8 aus Jerusalem und Idumäa, aus dem Gebiet jenseits des Jordan und aus der Gegend von Tyrus und Sidon kamen Scharen von Menschen zu ihm, als sie hörten, was er tat.
9 Da sagte er zu seinen Jüngern, sie sollten ein Boot für ihn bereithalten, damit er von der Menge nicht erdrückt werde.
10 Denn er heilte viele, sodass alle, die ein Leiden hatten, sich an ihn herandrängten, um ihn zu berühren.
11 Wenn die von unreinen Geistern Besessenen ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder und schrien: Du bist der Sohn Gottes!
12 Er aber gebot ihnen, dass sie ihn nicht bekannt machen sollten.

Bisher hörten wir davon, dass sich Jesu Heilstaten in ganz Galiläa herumgesprochen haben. Nun weitet sich seine Reichweite auf das gesamte Heilige Land aus. Dabei werden mehrheitlich jüdische Gebiete wie Judäa aufgezählt sowie mehrheitlich heidnische wie Tyros und Sidon oder die Dekapolis.
Bemerkenswert ist dabei, dass die meisten nicht von seinen Worten angezogen werden und sich auf die Reise zu ihm begeben, sondern weil sie „hörten, was er TAT.“ So ist der Mensch. Was wirklich ausschlaggebend ist, ist das Verhalten, nicht die vielen Worte. Das heißt nicht, dass seine Verkündigung umsonst ist, sondern dass seine Heilstaten das Gesagte überzeugend untermauern. So soll es auch in der Verkündigung der Kirche sein. Einerseits sind die Predigten sehr wichtig, damit die Menschen überhaupt noch einen Input über die kirchliche Lehre erhalten. Andererseits muss das Gepredigte aber auch vorgelebt werden, damit die Menschen verstehen, dass der Prediger wirklich hinter dem Gesagten steht. Da dies oft nicht mehr gegeben ist, hören die Menschen auch nicht mehr hin. Erstens ist die Predigt oft keine Predigt mehr, sondern eher wie eine politische Ansprache, in der das Wort Jesus oder Glaube nicht mehr vorkommt (ich höre mal eine Religionslehrerin in einer Sakristei zum Priester vor dem Schulgottesdienst sagen: „Bitte nichts Frommes sagen“…). Zweitens merkt man als Gläubiger, wenn ein Priester irgendetwas predigt, von dem er selbst nicht überzeugt ist. Diese fehlende Authentizität vertreibt Scharen von Menschen, ganz im Gegensatz zum heutigen Evangelium, wo die Scharen Jesus schon zu erdrücken scheinen.
Es ist natürlich kein Zufall, dass Jesus ausgerechnet in ein Boot steigt, um von den Massen nicht erdrückt zu werden. Man hätte ihn auch auf einen Felsen stellen können oder auf ein selbstgebasteltes Podest. Es ist wieder mal eine geniale pädagogische Maßnahme Gottes. Jesus hat zu Beginn des Evangeliums die ersten vier Jünger berufen, die allesamt von Beruf Fischer sind. Er sagte zu ihnen „ich werde euch zu Menschenfischern machen“. Heute bringt er es ihnen bei: das Menschenfischen. Er ist im Boot und richtet seine Verkündigung auf die Menschenmassen, er wirft gleichsam seine Angel oder sein Fischernetz aus, um nach und nach die Menschen für Gott zu gewinnen. Aber es wird nicht wirklich von seinen Worten berichtet – das Ausschlaggebende sind auch hier wieder seine Heilstaten. Besonders fällt auch hier wieder der Exorzismus auf. Die Dämonen werfen die Menschen, die sie besetzen, zu Boden und bekennen die Identität Christi. Auch die Dämonen gehorchen Gott, denn sie sind seine Geschöpfe, wenn auch gefallene. Auch heute gebietet er ihnen, seine messianische Identität nicht zu verraten. Dies hat wie immer zunächst einen pragmatischen Grund. Er wird im Heiligen Land immer bekannter, sodass das Risiko, von der religiösen Elite festgenommen zu werden, immer höher wird. Davor fürchtet er sich aber nicht. Dann würde er nämlich gar nicht erst öffentlich verkünden und heilen. Er möchte, dass die Menschen seine Identität nicht durch Bekenntnisformeln realisieren, sondern durch seine Taten. Es ist ein einziger Lernprozess, da Jesus alles Messianische tut, was die Heilige Schrift angekündigt hat. Dass die Menschen von dem ausgehend lernen, sehen wir ja an ihrem Kommen aufgrund seiner Wunder.
Jesus, der vollkommene Hohepriester, vollbringt aus der innigen Beziehung zum Vater heraus viele fruchtbaren Taten. Er gewinnt viele Menschen für das Reich Gottes, was bereits eine Handlung hohepriesterlicher Art ist: Er verhilft den Menschen zu einer Rechtfertigung vor Gott, indem er sie zur Umkehr bewegt. Das ist ja der springende Punkt in Ps 40. Allein die Opfergaben ohne aufrichtige innere Haltung können den Menschen vor Gott nicht gerecht machen. Diese innere Wandlung des Menschen ist entscheidend. Jesu Verhalten im Evangelium beweist uns somit noch eindrücklicher, dass Jesus Christus wirklich der vollkommene Hohepriester ist. Er versöhnt den Menschen mit Gott nicht nur durch äußere Handlungen, sondern durch die Wandlung des Herzens.

Das betrifft nicht nur die Menschen zu seiner Zeit. Auch unsere Herzen will er wandeln, damit wir vor Gott gerecht sind. Lassen wir uns von ihm verwandeln, damit wir immer mehr seine Abbilder werden!

Ihre Magstrauss

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