Montag der 4. Woche im Jahreskreis

Hebr 11,32-40; Ps 31,20.21.22-23b.23-24; Mk 5,1-20

Hebr 11
32 Und was soll ich noch sagen? Die Zeit würde mir nicht reichen, wollte ich von Gideon erzählen, von Barak, Simson, Jiftach, David und von Samuel und den Propheten;
33 sie haben aufgrund des Glaubens Königreiche besiegt, Gerechtigkeit geübt, Verheißungen erlangt, Löwen den Rachen gestopft,
34 Feuersglut gelöscht; sie sind der Schärfe des Schwertes entgangen; sie kamen zu Kraft, als sie schwach waren; sie wurden stark im Kampf und haben feindliche Heere in die Flucht geschlagen.
35 Frauen haben ihre Toten durch Auferstehung zurückerhalten. Andere wurden gefoltert, da sie den Loskauf nicht annahmen, um eine bessere Auferstehung zu erlangen.
36 Andere haben Spott und Schläge erduldet, ja sogar Ketten und Kerker.
37 Gesteinigt wurden sie, verbrannt, zersägt, mit dem Schwert umgebracht; sie zogen in Schafspelzen und Ziegenfellen umher, notleidend, bedrängt, misshandelt.
38 Sie, deren die Welt nicht wert war, irrten umher in Wüsten und Gebirgen, in den Höhlen und Schluchten des Landes.
39 Doch sie alle, die aufgrund des Glaubens besonders anerkannt wurden, haben das Verheißene nicht erlangt,
40 weil Gott für uns etwas Besseres vorgesehen hatte; denn sie sollten nicht ohne uns vollendet werden.

Am vergangenen Samstag hörten wir zuletzt über die zutiefst praktische Natur des Glaubens. Die großen Heilsgestalten des Alten Bundes sind herangezogen worden, um aufzuzeigen, dass wahrer Glaube ein entsprechendes Verhalten nach sich zieht. So hörten wir vor allem von Abraham, der aus seiner Heimat weggezogen ist in ein fremdes Land, weil Gott ihm seinen Heilsplan verheißen hat. Selbst in der härtesten Probe bestand Abraham und hätte beinahe seinen Sohn geopfert, auf den er so viele Jahre gewartet hatte.
An diese Lesung schließt sich der heutige Abschnitt an, bei dem kurz weitere Heilsgestalten des Alten Testaments aufgezählt werden wie Barak, Simson, Jiftach, David, Samuel und die Propheten. Sie konnten gleichsam Berge versetzen, viele wunderbare Dinge vollbringen, weil sie voller Glauben waren. Es sind mehr oder weniger spektakuläre Dinge geschehen wie das Überleben in einer Löwengrube im Falle Daniels oder die Besiegung aller Kriegsfeinde im Falle Davids. Es sind schon im Alten Testament Totenerweckungen geschehen wie im Falle der Witwe von Sarepta, deren Sohn von Elia zum Leben wiedererweckt wird.
Viele haben um des Glaubens willen gelitten. Viele haben ihr Leiden durch die Zurückweisung des Glaubens selbst verschuldet. So wird beispielsweise auf die vierzigjährige Wüstenwanderung des Volkes Israel verwiesen. Wie auch immer man das Leiden und den Glaubenszustand einschätzen kann und worauf die Argumentation hinausläuft: Es sollte noch nicht das Ende vom Lied sein. Vielmehr ist alles vorbereitet worden für den Neuen Bund, bei dem Gott bereit war, mit allen Menschen einen Bund einzugehen. So sind die Gläubigen des Alten Bundes noch nicht ans Ziel der ewigen Gottesschau gelangt, sondern mussten auf den Messias warten, damit dieser kommen und den Zugang zum Vater wiederherstellen würde. Das ist mit dem letzten Vers gemeint, wo es heißt: „[D]enn sie sollten nicht ohne uns vollendet werden.“

Ps 31
20 Wie groß ist deine Güte, die du bewahrt hast für alle, die dich fürchten; du hast sie denen erwiesen, die sich vor den Menschen bei dir bergen.
21 Du verbirgst sie im Schutz deines Angesichts vor den Verschwörungen der Leute. In einer Hütte bewahrst du sie vor dem Gezänk der Zungen.
22 Gepriesen sei der HERR, denn er hat seine Huld wunderbar an mir erwiesen in einer befestigten Stadt.
23 Ich aber sagte in meiner Angst: Ich bin verstoßen aus deinen Augen. Doch du hast mein lautes Flehen gehört, als ich zu dir um Hilfe rief.
24 Liebt den HERRN, all seine Frommen! Seine Getreuen behütet der HERR, doch reichlich vergilt er dem, der hochmütig handelt.

Als Antwort auf die Lesung beten wir Ps 31, der eigentlich ein Klagepsalm ist. Im Laufe solcher Psalmen ist es so, dass es zu einem Stimmungsumschwung kommt und der anfängliche Klageduktus in ein vertrauensvolles und dankendes Gebet überschwappt. Wir beten aus diesem Psalm demnach Verse aus dem preisenden und vertrauensvollen Abschnitt.
„Wie groß ist deine Güte, die du bewahrt hast für alle, die dich fürchten.“ Gottes Güte erweist sich im Falle der vielen gläubigen Heilsgestalten des Alten Testaments, von denen die Rede war, auf ganz verschiedene Weise. Die einen werden verschont wie im Falle Daniels in der Löwengrube oder seiner Freunde im Feuerofen. Elia wiederum ist die Güte zuteilgeworden, direkt ins Himmelreich eingehen zu können und ohne Tod entrückt zu werden. Das ist die größte Gnade, die man in jener Zeit erhalten kann. Sie ist ihm zuteilgeworden, weil er Gott wirklich gefürchtet hat in allem, was er tat. Darin ist er ein Typos für das Osterereignis, genauso wie die Totenerweckung, die er zu Lebzeiten am Sohn der Witwe von Sarepta erwirkt hat.
Die große Güte Gottes wird uns allen zuteil, die wir die Erlösung Jesu Christi annehmen und von unseren Sünden befreit werden! Und wie groß ist seine Güte, dass er sogar darüber hinaus noch die Sakramente und Sakramentalien schenkt, damit wir immer wieder gestärkt werden, dass uns auch nach der Taufe die Sünden vergeben werden im Beichtsakrament, dass wir die Kraft haben, bis zum Schluss standhaft zu bleiben!
Gott lässt die Menschen nie im Stich, die wirklich zu ihm kommen und sich bei ihm bergen. Er beschützt jene, die Opfer von Verschwörungen werden sollen. Wir denken an Nabot, der der Verschwörung Isebels zum Opfer gefallen ist. Er ist nicht am Leben geblieben. Und auch die vielen Christen in der Verfolgung, die sich mit ihrem ganzen Leben an Gott geklammert haben, sind nicht am Leben geblieben. Heißt das nun, dass der Psalm leere Worte beinhaltet? Natürlich nicht! Gott beschützt das ewige Leben, auch wenn er manchmal nicht das biologische bewahrt. Auch wenn die meisten Menschen für den Glauben nicht sterben müssen, so erleiden sie doch vieles in ihrem irdischen Dasein. Das hat mit der Konsequenz von Sünde zu tun. Und doch ist dieses Leben zeitlich begrenzt und vorübergehend. Was das eigentliche Leben des Menschen ausmacht, behütet Gott wie einen Augapfel.
Gott bewahrt das Herz des Menschen vor der Vernichtung durch das „Gezänk der Zungen“ und die „befestigte Stadt“ meint nicht nur die Sicherheit einer bewachten Stadt. Vielmehr ist der tiefere geistige Sinn zu betrachten: Gott beschützt die Seele des Menschen vor äußeren Angriffen (wie in einer ummauerten und bewachten Stadt). Er beschützt das ewige Leben auch durch die Gemeinschaft der Kirche mit ihren Heilsmitteln.
Schließlich erfolgt ein Aufruf zur Liebe Gottes. Die Begründung speist sich aus dem sogenannten Tun-Ergehen-Zusammenhang: Sich aus Liebe für Gott zu entscheiden, zieht gute Konsequenzen nach sich, doch der Stolz hat schlechte Folgen. So ist schon im Vers zuvor diese Denkweise erkennbar, wenn es heißt: „Ich aber sagte in meiner Angst: Ich bin verstoßen aus deinen Augen.“ Auch wenn man den Tun-Ergehen-Zusammenhang nicht als pauschalen Automatismus begreifen darf nach dem Motto „wenn es mir schlecht geht, liegt es automatisch an meinen Sünden“. Es kann auch sein, dass wir unschuldig leiden müssen, Gott an uns arbeitet, es die Umwege des Heils sind etc. Und doch müssen wir uns immer zuerst fragen, ob es nicht an uns selbst liegt, wenn wir leiden. Schließlich sind Leiden zumeist die Folge von Sünde – unserer eigenen oder die der anderen. Es ist bemerkenswert, wie es in der Lesung vor allem um Leiden geht, das aufgrund der Standhaftigkeit und Treue zu Gott entsteht wie z.B. im Fall der Christenverfolgungen, zugleich der Psalm uns das Leiden aufgrund der Zurückweisung Gottes aufzeigt. Zugleich muss herausgestellt werden, dass auch im Hebräerbrief bereits die verschiedenen Ursachen für das Leiden thematisiert werden.
Gott erhört das Flehen des Menschen, der wirklich aufrichtig um Hilfe bittet. Christus hat nicht umsonst die Menschen dazu ermutigt, vertrauensvoll mit den Bitten zum Vater zu kommen. Gott erhört unser Gebet, auch wenn er es manchmal auf eine Weise oder zu einem Zeitpunkt tut, die wir nicht erwarten.

Mk 5
1 Sie kamen an das andere Ufer des Sees, in das Gebiet von Gerasa.

2 Als er aus dem Boot stieg, lief ihm sogleich von den Gräbern her ein Mensch entgegen, der von einem unreinen Geist besessen war.
3 Er hauste in den Grabstätten. Nicht einmal mit einer Kette konnte man ihn bändigen.
4 Schon oft hatte man ihn mit Fußfesseln und Ketten gebunden, aber er hatte die Ketten zerrissen und die Fußfesseln durchgescheuert; niemand konnte ihn bezwingen.
5 Bei Tag und Nacht schrie er unaufhörlich in den Grabstätten und auf den Bergen und schlug sich mit Steinen.
6 Als er Jesus von Weitem sah, lief er zu ihm hin, warf sich vor ihm nieder
7 und schrie laut: Was habe ich mit dir zu tun, Jesus, Sohn des höchsten Gottes? Ich beschwöre dich bei Gott, quäle mich nicht!
8 Jesus hatte nämlich zu ihm gesagt: Verlass diesen Menschen, du unreiner Geist!
9 Jesus fragte ihn: Wie heißt du? Er antwortete: Mein Name ist Legion; denn wir sind viele.
10 Und er flehte Jesus an, sie nicht aus diesem Gebiet fortzuschicken.
11 Nun weidete dort an einem Berghang gerade eine große Schweineherde.
12 Da baten ihn die Dämonen: Schick uns in die Schweine!
13 Jesus erlaubte es ihnen. Darauf verließen die unreinen Geister den Menschen und fuhren in die Schweine und die Herde stürmte den Abhang hinab in den See. Es waren etwa zweitausend Tiere und alle ertranken.
14 Die Hirten flohen und erzählten es in der Stadt und in den Dörfern. Darauf eilten die Leute herbei, um zu sehen, was geschehen war.
15 Sie kamen zu Jesus und sahen bei ihm den Mann, der von der Legion Dämonen besessen gewesen war, bekleidet und bei Verstand. Da fürchteten sie sich.
16 Die es gesehen hatten, berichteten ihnen, wie es mit dem Besessenen und den Schweinen geschehen war.
17 Darauf baten die Leute Jesus, ihr Gebiet zu verlassen.
18 Als er ins Boot stieg, bat ihn der Mann, der zuvor von den Dämonen besessen war, dass er bei ihm sein dürfe.
19 Aber Jesus erlaubte es ihm nicht, sondern sagte: Geh nach Hause und berichte deiner Familie alles, was der Herr für dich getan und wie er Erbarmen mit dir gehabt hat!
20 Da ging der Mann weg und verkündete in der ganzen Dekapolis, was Jesus für ihn getan hatte, und alle staunten.

Heute hören wir von der Episode in Gerasa, einem Ort in der heidnisch geprägten Dekapolis, einem Gebiet von zehn Städten (deka=zehn polis= Stadt). Zur Zeit Jesu war die früher unbedeutende Stadt Gerasa im Aufschwung als Teil der Dekapolis. Es wurden mehrere heidnische Tempel errichtet wie ein Zeus- und ein Artemistempel.
Jesus und seine Jünger kommen am anderen Ufer des Sees Gennesaret an. Direkt nach dem Betreten des Festlands kommt ihnen ein Besessener entgegen. Die Dämonen in ihm werden Jesus schon von Weitem ausgemacht haben. Womit sich Jesus und seine Begleiter hier konfrontiert sehen, ist nicht nur eine ganze Legion von Dämonen, sondern jüdisch gesehen ein mehrfaches kultisch verunreinigendes Potenzial: Erstens handelt es sich um einen Besessenen, zweitens lebt dieser bei den Gräbern. Der Tod ist jüdisch gesehen besonders verunreinigend. Das dritte Moment der Verunreinigung ist heute durch die Schweineherde gegeben, da es sich um unreine Tiere handelt. Die Unkoscher-Trias unreiner Geist-unreiner Ort-unreine Tiere kann Jesus aber nichts anhaben. Er ist zwar von seiner Menschheit her ein frommer Jude, der sich kultisch verunreinigt, aber er ist zugleich Gott, der über den jüdischen Reinheitsgeboten steht.
Der Besessene kommt zu Jesus gelaufen und wirft sich vor ihm nieder. Die Dämonen wagen es nicht, den Sohn Gottes anzugreifen, sondern haben Angst vor ihm. Das ist für uns ein ganz starkes Signal und sollte jegliche Angst vor dem Teufel austreiben! Die Dämonen haben Angst vor Gott. Sie können uns also nichts anhaben, wenn wir ganz in Gott sind. Dann haben sie auch vor uns Angst. Es besteht also kein Grund zur Angst vor dem Teufel, egal wie mächtig er erscheint. Seine Macht, die Gott ihm nicht genommen hat, ist nur begrenzt und verschwindend gering im Vergleich zum Hl. Geist! So wird dieser Mann, der als charakteristische Begleiterscheinung seiner Besessenheit herkulische Kräfte erlangt hat, ein Häufchen Elend vor Jesus. Wir lesen in den Versen 3-4, dass keine Fesseln oder Ketten ihn festhalten können.
Heute lernen wir noch etwas von den Dämonen: Sie haben Angst vor dem Verlassen des Körpers. Es ist für sie eine schmerzhafte Prozedur, weshalb sie Jesus sogar bitten, einen anderen Körper einnehmen zu dürfen. Die Boshaftigkeit des Bösen ist so maximal, dass er sogar selbst Schaden in Kauf nimmt, solange er die Menschen quälen kann. Dämonen gehen ja immer das Risiko ein, von einem Exorzisten exorziert zu werden und bei dem Prozess in die Hölle verbannt zu werden. Das ist für sie ein sehr leidvoller Vorgang. Ihnen ist es aber wichtiger, die Menschen von Gott wegzuführen, sie zu zerstören. So abgrundtief ist die Bosheit des Bösen.
Wir lernen noch etwas: Die Dämonen bitten Jesus, nicht aus diesem Gebiet verbannt zu werden. Das heißt, dass geographische Begebenheiten mit dämonischer Präsenz zusammenhängen. Gerasa ist ein Ort heidnischer Praktiken. Wenn es einen Artemiskult gab, der eventuell wie so oft in dieser Gegend die griechische Interpretation lokaler Besessenheitskulte darstellte, dann ist der ganze Lebensraum von diesem geistigen Klima besetzt. Wir kennen es von Berichten heutiger Exorzisten, dass ganze Städte dämonisch belastet sein können. Viele Exorzisten haben das für Städte festgestellt, in denen in Vergangenheit Massaker, Massenvergewaltigungen etc. stattgefunden haben. Viele Städte, in denen die Nazis gewütet haben, müssten eigentlich exorziert werden.
Jesus hat gar keine Arbeit mit den tausend Dämonen in dem Mann. Sie verraten ohne Zögern Jesus ihren Namen. Bei Exorzisten wie zu jener Zeit die Pharisäer kann dieser Vorgang langatmig und sehr anstrengend sein. Wenn ein Dämon den eigenen Namen verrät, entmachtet er sich nämlich selbst. Seinem Austreiben steht dann grundsätzlich nichts mehr im Wege.
Jesus lässt zu, dass die Dämonen in die große Schweineherde einfahren können, die am Abhang weidet. Warum eigentlich? Das soll nicht heißen, dass Gott den Dämonen gegenüber barmherzig ist – sie haben sich ja endgültig gegen Gott entschieden und da auch sie Geschöpfe mit einem freien Willen sind, muss Jesus das respektieren. Das hätte also nichts mit Barmherzigkeit zu tun. Er lässt es zu als Zeichen für die anwesenden Menschen, seine Jünger, aber auch für die Bewohner Gerasas. Diese sollen erkennen, dass kultische Besessenheit durch die „Artemis“, die sie als Gotteserfahrung und Ekstase interpretierten, von ihm gebrochen wird, der der Sohn Gottes ist. Er steht über den Dämonen. Gottes Macht ist stärker als die „Macht“ ihrer „Götter“. Was mit diesem Mann geschehen ist, war womöglich ein ungewollter Nebeneffekt dieses Besessenheitskultes, ein Verlust der Kontrolle des Kultes. Der Mann selbst muss schwer gelitten haben, da die Dämonen ihn sehr gequält haben. Er schlug sich selbst mit Steinen. Hier lernen wir noch etwas Wichtiges durch die Besessenheit des Mannes: Die Neigung, sich selbst schaden zu wollen, ist dämonisch. Der dramatische Anstieg von Selbstmorden, Selbstverletzung, selbstzerstörerischem Verhalten unserer Zeit ist ganz klar auf den Einfluss des Bösen zurückzuführen. Er gebraucht den Menschen auf psychischer und seelischer Ebene, um so das irdische Leben des Menschen zu nehmen. Dass die Dämonen im Evangelium ebenso selbstmörderische Geistwesen sind, erkennen wir an den Schweinen, die sich in den Tod stürzen, sobald die Dämonen in sie hineingefahren sind. Das muss ein richtig unheimliches Szenario dargestellt haben! 2000 Schweine stürzen sich einen Abhang hinunter und ertrinken im Wasser! Wie Jesus sehr oft Zeichenhandlungen vollzieht, damit die gläubigen Juden die Erfüllung der alttestamentlichen Verheißungen erkennen, tut er dies nun mit den Heiden: Es gibt bei den Griechen bekannte Mysterien, die sich über die griechische Welt hinaus auch im orientalischen Bereich verbreitet haben. Sie waren allen im gesamten römischen Reich bekannt – die sogenannten Mysterien von Eleusis. Diese uralten Kulte gehen auf den Mythos der Demeter zurück, deren Tochter Kore von Hades entführt und zwangsverheiratet worden ist. Bei den Mysterien empfinden diejenigen, die in die Mysterien eingeweiht werden, die verschiedenen Stationen Demeters bei der Suche nach ihrer Tochter nach. An einem Tag dieser mehrtägigen Mysterien muss man mit einem Schwein ein Bad im Meer nehmen, um sich zu reinigen. Nach altgriechischer Vorstellung überträgt sich das Böse im Menschen auf die Schweine. Danach werden sie geopfert. Das ist nur eine von vielen paganen Vorstellungen, gemäß welcher exorzismusähnliche Vorgänge mit Schweinen vorgenommen worden sind. Wenn Jesus also den Dämonen erlaubt, in Schweine einzufahren, ist das eine pädagogische Maßnahme für die heidnischen Bewohner Gerasas. Sie sollen erkennen, dass Jesus Gott ist und größer als ihre üblichen „Götter“.
Seine Tat zeigt Wirkung. Die verschreckten Hirten rennen in die Stadt und erzählen alles. Die Bewohner eilen herbei und sehen den zuvor besessenen Mann in normalem Zustand, gekleidet und gesittet. Den Bewohnern ist dies nicht geheuer und sie wollen Jesus in ihrer Stadt nicht haben. Das ist insofern verständlich, als sie es erst einmal verstehen müssen. Jesus ist verständnisvoll und steigt zurück ins Boot. Er weiß, dass die Bewohner Gerasas die Zeit brauchen. Gott möchte die Menschen auf andere Weise für sich gewinnen.
Der befreite Mann möchte mit Jesus mitreisen, was für seine Bekehrung spricht. Er möchte Jünger Jesu werden. Wenn Jesus ihm die Mitfahrt nicht erlaubt, hat das nicht damit zu tun, dass der Exbesessene irgendwie bleibende Schäden hat oder nicht gut genug ist, sondern Jesus hat einen Auftrag für ihn. Er soll den gerasener Heiden von seiner Befreiung erzählen. Er soll im ganzen heidnischen Gebiet evangelisieren. Seine Verwandlung soll dabei als Zeichen der Macht Gottes dienen. Jesus ist so feinfühlig, dass er sieht, auf welche Weise die Bewohner das Evangelium annehmen können.
Der Mann befolgt gehorsam Jesu Auftrag und „alle staunten“. Auf diese Weise hat Jesus den Menschen wieder das Evangelium durch Heilszeichen verkündet. Wäre Jesus trotz ihrer Ablehnung in die Stadt gegangen und hätte dort das Wort Gottes verkündet, wäre es viel weniger angenommen worden. Was die Menschen überzeugt, ist das gelebte Evangelium. Der befreite Mann aus Gerasa ist zum Träger des Evangeliums geworden, an dem sich dieses vollzogen hat.
Wir merken, dass Jesus bei den Juden und den Heiden unterschiedliche Wege der Verkündigung wählt. Er tut es, um den jeweiligen Mentalitäten entgegen zu kommen. So sensibel ist Gottes Pädagogik! Hier begrüßt er sogar, dass seine Gottessohnschaft erzählt wird im Gegensatz zu den jüdischen Gebieten.

Was wir heute im Evangelium gehört haben, ist der Antitypos des Psalmwortes: „Viele Tausende von Kriegern fürchte ich nicht, die mich ringsum belagern“. Jesus hat einen „Kampf“ geistiger Art ausgetragen. Es ist kein richtiger Kampf, da Jesus keine Mühe hat, seine Gegner zu besiegen. Die Legion kapituliert in dem Moment, in dem Jesus den Boden des Gebietes betritt. Die Legion legt förmlich ihre Waffen vor dem Sohn Gottes nieder! Während König David und die vielen Könige des Alten Testaments noch kämpfen müssen, werfen die dämonischen Gegner Jesu direkt das Handtuch. Was ist denn der Unterschied zwischen beiden? Jesus ist Gott und David ist Mensch. Ja. Aber Jesus ist ja auch ganz Mensch. In allem ist er uns gleich, außer der Sünde! Das ist der entscheidende Punkt. David ist geschwächt durch die Sünde, die auch ihn nicht verschont. Auch die gläubigsten Heilsgestalten des Alten Bundes sind unvollkommen und ihre Kräfte haben eine Grenze. Vor Jesus kapitulieren die Mächte der Finsternis, weil er von der Sünde frei ist. Wenn wir uns ganz an Christus klammern und uns immer bemühen, im Stand der Gnade zu sein, dann werden auch wir nicht den Kampf verlieren. Es wird für uns manchmal sehr mühsam sein, weil wir durch unsere sündige Natur geschwächt sind, aber Gottes Gnade wird uns dann stützen. Angst brauchen wir dabei aber nie zu haben. Die Dämonen erzittern vor uns, wenn wir in Gott sind und Gott in uns. Deshalb ist ein sakramentales Leben für uns der größte Schutz und die stärkste Waffe. Weil auch Maria ohne Sünde war und Gott ihr Ja gegeben hat, erzittert der Satan auch vor ihr. Wenn wir uns unter ihren schützenden Mantel stellen, kann uns der Böse nichts antun. In steter Gemeinschaft Jesu und Mariens haben wir die besten Begleiter, die es gibt!

Heute haben wir sehr intensiv über Glaube und Schutz nachgedacht. Verlieren wir in allem, was geschieht – und die heutige Zeit wird immer antichristlicher – nie den Blick auf Christus! Klammern wir uns mit ganzer Kraft an ihn, der uns mit allen Heilsmitteln versorgen möchte. Bergen wir uns unter dem Schutzmantel unserer himmlischen Mutter und seien wir umso wachsamer, je mehr die Gesellschaft sich von Gott entfernt. Vor allem: Verlieren wir die innere Freude nicht, den Frieden, den Gott in unser Herz gelegt hat.

Ihre Magstrauss

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