Apg 3,12a.13-15.17-19; Ps 4,2.4 u. 7.8-9; 1 Joh 2,1-5a; Lk 24,35-48
Apg 3
12 Als Petrus das sah, wandte er sich an das Volk:
13 Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, den ihr ausgeliefert und vor Pilatus verleugnet habt, obwohl dieser entschieden hatte, ihn freizulassen.
14 Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und die Freilassung eines Mörders erbeten.
15 Den Urheber des Lebens habt ihr getötet, aber Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Dafür sind wir Zeugen.
17 Nun, Brüder, ich weiß, ihr habt aus Unwissenheit gehandelt, ebenso wie eure Anführer.
18 Gott aber hat auf diese Weise erfüllt, was er durch den Mund aller Propheten im Voraus verkündet hat: dass sein Christus leiden werde.
19 Also kehrt um und tut Buße, damit eure Sünden getilgt werden
Heute hören wir die Fortsetzung der ersten Heilung der Apostel im Namen Jesu. Diese schlägt hohe Wellen. Viele Menschen sammeln sich in der Halle Salomos und staunen über das Wunder, das an der „Schönen Pforte“ geschehen ist. Petrus nutzt diese Gelegenheit und setzt zu einer Bekenntnisrede an:
Dabei bekennt er freimütig, dass die Tat nicht aus eigener Kraft geschehen ist, sondern dass durch ihn Christus selbst gehandelt hat.
Er beginnt eine Erklärung der Verheißungen des Alten Testaments, die sich mit Christus erfüllt haben. Ausgehend von dem, was die anwesenden Juden kennen, wendet er die Heilsgeschichte des Gottesvolkes auf Christus an.
Dafür benutzt er bekannte Wendungen wie „der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter“ und „sein Knecht Jesus“, den er somit als den leidenden Gottesknecht identifiziert.
Er erklärt, dass Jesus der Messias ist, den Gott verherrlicht hat, der aber von den Menschen verkannt worden ist – und rhetorisch klug bezieht er dies auf eben jene, die in der Halle Salomos anwesend sind. Sie sollen von seinen Worten betroffen sein, damit sie umkehren und die Wahrheit erkennen. Er wirft ihnen vor, den Heiligen und Gerechten durch eine Intrige umgebracht zu haben, den Urheber des Lebens. Diese Titel sind typisch göttlich. Nur dieser ist der Heilige, Gerechte und der Urheber des Lebens. Petrus bekennt, dass Christus Gott ist.
Dieser blieb nicht im Tod. Petrus bekennt, dass Jesus von den Toten auferstanden ist und die Apostel Zeugen dafür sind.
Weil Petrus und Johannes an den Namen Jesu glauben, ist dieses Heilungswunder geschehen. Jesus selbst hat durch sie diese Heilstat begangen und dem Gelähmten die volle Gesundheit geschenkt, wofür nun die Anwesenden in der Halle Salomos Zeugen darstellen.
Petrus sagt dabei auch aus, dass der Glaube durch ihn komme. Das heißt, dass der Glaube ein Geschenk ist und nicht selbst gemacht werden kann. Er ist eine Gabe Gottes.
Im weiteren Verlauf räumt er den Anwesenden ein, dass sie nicht aus Boswillen, sondern Unwissenheit die Hinrichtung des Messias gefordert hätten. Ihm ist klar, dass hinter ihrem „Kreuzige ihn!“ die religiöse Elite steckt, die die Volksmenge manipuliert und aufgehetzt hat. Er räumt sogar ein, dass eben jene religiöse Elite unwissend war, denn sie haben Jesus als den Messias nicht erkannt. Aus demselben Grund hat Jesus ja auch am Kreuz gebetet: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Diese tragischen Umstände hat Gott aber wiederum genutzt, um das universale Heil zu erwirken. Gott kann die größte Katastrophe in den größten Segen umwandeln, weil er ein Gott des Heils ist. Dieser Heilsplan stand schon von Anfang an fest und die Propheten haben es schon angekündigt. Es ist aufgeschrieben in den Hl. Schriften der Juden, die die Anwesenden alle kennen. Sie haben vor allem sein Leiden angekündigt (wir denken natürlich besonders an die Gottesknechtslieder des für sie sehr bekannten Propheten Jesaja).
Und dies alles erklärt Petrus, um sie auf das Hauptanliegen seiner Ansprache zu führen – die Umkehr und Sühne der Sünden. Deshalb steht am Ende des heute gehörten Abschnitts auch die Aufforderung „Kehrt um!“
Betrachten wir diese erste öffentliche Predigt der Apostel Christi (ausgenommen die Pfingstrede). So wie Jesus am Anfang seines öffentlichen Wirkens sagte: „Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium“, beginnt auch das Wirken der Apostel mit dem Ruf zur Umkehr. Sie erfüllen ihren Auftrag wirklich auf die richtige Weise. Und auch für uns heute bedeutet es, dass am Anfang jedes Wirkens die Umkehr steht, nicht irgendwelche kirchenpolitischen Reformen. Die Umkehr, ganz persönlich. Dann können wir erst anfangen über andere Dinge zu sprechen und auch die Missstände zu beklagen. Aber wir müssen bei uns selbst anfangen.
Ps 4
2 Wenn ich rufe, gib mir Antwort, Gott meiner Gerechtigkeit! Du hast mir weiten Raum geschaffen in meiner Bedrängnis. Sei mir gnädig und hör auf mein Flehen!
4 Erkennt, dass der HERR sich seinen Frommen erwählt hat, der HERR hört, wenn ich zu ihm rufe.
7 Viele sagen: Wer lässt uns Gutes schauen? HERR, lass dein Angesicht über uns leuchten!
8 Du legst mir größere Freude ins Herz, als andere haben bei Korn und Wein in Fülle.
9 In Frieden leg ich mich nieder und schlafe; denn du allein, HERR, lässt mich sorglos wohnen.
Als Antwort beten wir einen Psalm, der für gewöhnlich in die Reihe der Klagepsalmen eingeordnet wird. Durch seine vielen Vertrauensaussagen wird er auch als Vertrauenspsalm bezeichnet.
Für Klagepsalmen sind viele Bittrufe üblich. So beten wir in Vers 2 mehrere Imperative, Aufforderungsformen: „gib“, „sei gnädig“, „höre“.
Gott soll das Gebet des Bedrängten erhören, dem er ja weiten Raum geschaffen hat. Es ist der Gott unserer Gerechtigkeit. Er sorgt für Recht, wo Unrecht geschieht. Auch wir dürfen vertrauensvoll Gottes Gerechtigkeit beanspruchen. Er wird unser Gebet erhören, auch wenn wir das nicht immer erkennen. Er ist nicht nur gerecht, sondern auch gnädig. Barmherzigkeit und Gerechtigkeit sind zwei Seiten einer Medaille. Beides ist voneinander nicht zu trennen.
Gott hört wirklich auf das Gebet eines Frommen. Das heißt nicht, dass er sich die „Ohren zuhält“, wenn ein Sünder ihn um etwas bittet. Vielmehr greift das, was Jesus mit dem Gleichnis vom Weinstock erklärt: Getrennt vom Weinstock kann die Rebe nichts tun. Sie verdorrt und stirbt ab, weil sie von ihrer Lebensquelle abgeschnitten ist. Im Psalmenkontext wird oft das Bild vom Baum angeführt, der an Wasserbächen gepflanzt ist und somit an der Quelle wächst und gedeiht. Wenn wir selbst uns von Gott abschneiden, weil wir uns für die Sünde entscheiden, haben wir uns selbst den Zugang zur Lebensquelle versagt. Wenn wir Gottes Gebetserhörung erfahren wollen, müssen wir zuerst den Zugang wiederherstellen – freiwillig wie wir ihn auch freiwillig blockiert haben. Dann können wir Gottes Gnade wieder kosten.
„Viele sagen: Wer lässt uns Gutes schauen?“ Diese Fragen, die eingestreut werden, haben etwas von einer rhetorischen Frage. Es wird vorangestellt, um auf den eigentlichen Punkt zu führen, dass Gott das tun kann. Er ist der allein Gute. Er lässt sein Angesicht über den Menschen leuchten. Das zeigt uns, dass er nicht ein irgendwo abgeschiedener Gott ist, der für sich lebt, sondern Anteil hat an unserem Leben, an unserem Geschick, an der gesamten Menschheitsgeschichte. Gerade David, der diesen Psalm gedichtet hat, hat diese Erfahrung in seinem Leben wiederholt gemacht. Gott hat inmitten der Bedrängnis sein Angesicht über ihm leuchten lassen, z.B. als er um sein Leben fürchten musste, in den vielen Kriegssituationen etc.
Gottes Freude, die er uns ins Herz schenkt, ist von ganz anderer Qualität als die Freude, die wir durch irdische Güter erlangen. Es ist eine Frucht des Hl. Geistes, die tiefer geht als Emotionen und Stimmungen. Es handelt sich um eine innere Gewissheit über das ewige Heil Gottes, die uns alles verkraften lässt, was in unserem Leben auf uns zukommt. Diese Freude ist uns als Getaufte und Gefirmte geschenkt. Sie macht uns zu österlichen Menschen, die inmitten des Todes das Leben vor Augen haben. Wahre Freude kann uns also nur der Herr schenken und keine weltlichen Güter, auch keine Menschen. Denn auch in menschlichen Beziehungen werden wir enttäuscht. Unsere tiefste Sehnsucht kann dagegen nur der Herr erfüllen.
Gott sorgt für alles und deshalb können wir in Frieden schlafen gehen. Wir dürfen unsere Sorgen ganz in die Hände Gottes legen. Er sorgt um uns wie ein gütiger Vater und eine liebende Mutter. Ich denke an die Kinder, die sich hinlegen und friedlich schlafen, weil sie wissen, dass ihre Eltern da sind. Sie liegen normalerweise nicht wach und haben Angst, dass sie im Schlaf verlassen werden könnten oder dass die Eltern die Probleme nicht in den Griff bekommen. Für Kinder sind Eltern allmächtig. Sie sind davon überzeugt, dass ihre Eltern alles schon hinbekommen. Dieses kindliche Vertrauen dürfen wir als Gläubige gegenüber Gott haben.
Auch im übertragenen Sinne dürfen wir das verstehen, nämlich als Schlaf des Todes. Wir können in Frieden sterben, weil er für alles sorgt. Wenn wir ganz in seiner Gemeinschaft leben und uns immer bemüht haben, müssen wir keine Angst vor dem Tod haben. Gott sieht unsere Bemühungen und wird sie berücksichtigen, wenn wir vor ihn treten, um gerichtet zu werden.
1 Joh 2
1 Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt. Wenn aber einer sündigt, haben wir einen Beistand beim Vater: Jesus Christus, den Gerechten.
2 Er ist die Sühne für unsere Sünden, aber nicht nur für unsere Sünden, sondern auch für die der ganzen Welt.
3 Und daran erkennen wir, dass wir ihn erkannt haben: wenn wir seine Gebote halten.
4 Wer sagt: Ich habe ihn erkannt!, aber seine Gebote nicht hält, ist ein Lügner und in dem ist die Wahrheit nicht.
5 Wer sich aber an sein Wort hält, in dem ist die Gottesliebe wahrhaft vollendet.
In der zweiten Lesung hören wir wieder aus dem ersten Johannesbrief. In ihm wird die Taufe, aber auch das Thema Sündenvergebung angesprochen. Das Thema Liebe ist elementar und auch der Kampf gegen die Gnosis in der Variante des Doketismus ist gerade im ersten Johannesbrief entscheidend. Johannes verteidigt die Christologie gegen jene, die nicht daran glauben, dass Gott wirklich einen Leib angenommen hat.
Im heutigen Abschnitt geht es zunächst um das Thema Sünde, bevor die Gnosis selbst thematisiert wird. Gnosis heißt auf Deutsch „Erkenntnis“. Gegen gnostische Vorstellungen wird die wahre Gotteserkenntnis erläutert.
Doch zunächst zur Sünde. Zu jener Zeit wird das Problem reflektiert, dass auch nach der Taufe der Mensch sich schwer versündigen kann. Deshalb muss es eine Form von Sündenvergebung geben, wobei in der frühen Kirche nicht die anonyme Ohrenbeichte praktiziert wird, die sich immer wiederholt, sondern eine öffentliche Buße vor der Gemeinde und dem Bischof, die einmalig möglich ist bei den drei schwersten Todsünden Mord, Ehebruch und Glaubensabfall. Dies entwickelt sich zu jener Zeit und so verstehen wir die Ausführungen über die Sünde in den Johannesbriefen. Johannes ruft dazu auf, dass man aufgrund der Taufe die Sünde ablegt. Doch wenn es dennoch geschieht, hat man einen Beistand in Jesus Christus, der für den Sünder einsteht. Er hat die Sünden der Menschen bereits auf sich genommen zur Sühne, nicht nur für die Sünden jener, die damals gelebt haben und nur für eine kleine Gruppe, sondern für alle Menschen der ganzen Welt damals, heute und in Zukunft.
Dann geht es um die Gotteserkenntnis: Diese besteht darin, dass wir seine Gebote erfüllen. Warum? Johannes erklärt in den Briefen, dass die Gebote zu erfüllen, dasselbe ist wie Gott zu lieben. Liebe zeigt sich im konkreten Verhalten. Wir beweisen ihm unsere Liebe, wenn wir seinen Willen tun, um in einer guten Beziehung mit ihm zu sein. Das zeigt ihm nämlich, dass wir uns um ihn bemühen. Das Stichwort ist also die Liebe. Und Gott selbst ist die Liebe. Deshalb erkennen wir ihn, wenn wir seine Gebote halten. Die Zehn Gebote sind ja zusammengefasst in dem Doppelgebot der Liebe.
Das Erkennen bedeutet in der Bibel ja zumeist die geschlechtliche Vereinigung, weil es ein Einswerden zweier Menschen beinhaltet. Diese Vereinigung ist ja nicht einfach nur auf körperlicher Ebene, sondern bezieht den ganzen Menschen ein. Es ist auch eine Vereinigung der Seelen. Dieses Erkennen wird aber auch auf alle anderen Formen von Liebe bezogen, nicht nur auf den Eros, sondern auch auf die Philia und die Agape. Die Philia ist die freundschaftliche Liebe und so erkennen wir einander, die wir eine Familie Gottes sind, die Geschwister im Glauben, aber auch jene, denen wir die Nächstenliebe erweisen, weil auch sie von Gott geliebte Kinder sind. Wir denken z.B. an die Urgemeinde in Jerusalem nach dem Pfingstereignis, deren Mitglieder ein Herz und eine Seele sind. Hier ist eine Schnittstelle von Philia und Agape, die im Folgenden erklärt wird.
Die Agape ist die göttliche Liebe, die in diesem Kontext angesprochen wird. Wir erkennen Gott, das heißt, wir vereinen uns ganz mit ihm, wir sehen sein „Angesicht“, sein Wesen durch und durch, weil er es uns offenbart hat. Das ist etwas, das wir nicht von uns aus anstreben können, wie die Gnosis suggeriert, sondern das kann nur von ihm ausgehen. Was wir von Gott erkennen, das hat er uns offenbart. Eindrücklich wird das in der Osterbegegnung zwischen Maria Magdalena und Jesus, den sie als Gärtner verwechselt, bis er sie beim Namen nennt. Es geht von ihm aus, dass sie ihn erkennen kann. Sie erkennt den Herrn und das betrifft die Ebene der Agape. So sollen auch wir den Herrn erkennen. Das wird uns nachhaltig prägen und so werden wir von der göttlichen Liebe berührt, selbst mit göttlicher Liebe lieben. Das geschieht, indem wir über menschliche Kräfte hinaus lieben. Wenn wir einander vergeben, wo es für einen Menschen eigentlich schwer ist, wenn wir für unsere Feinde beten, die uns gerade quälen, dann geht das über die menschliche Liebe hinaus. Wenn wir Liebe schenken, wo wir keine Gegenliebe erwarten können, dann geht das über die menschliche Liebe hinaus. Wer aber so liebt, beweist, dass er Gott erkannt hat und Gottes Liebe namens Agape in ihm Früchte trägt.
Lk 24
35 Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.
36 Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
37 Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen.
38 Da sagte er zu ihnen: Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen Zweifel aufkommen?
39 Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht.
40 Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße.
41 Als sie es aber vor Freude immer noch nicht glauben konnten und sich verwunderten, sagte er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier?
42 Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch;
43 er nahm es und aß es vor ihren Augen.
44 Dann sagte er zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesprochen habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht.
45 Darauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften.
46 Er sagte zu ihnen: So steht es geschrieben: Der Christus wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen
47 und in seinem Namen wird man allen Völkern Umkehr verkünden, damit ihre Sünden vergeben werden. Angefangen in Jerusalem,
48 seid ihr Zeugen dafür.
Im Evangelium hören wir die Fortsetzung der Emmauserzählung, die wir an Ostermontag gehört haben. Die Emmausjünger sind in Jerusalem eingetroffen und erzählen von ihrer Begegnung mit dem Auferstandenen, nachdem es schon die in Jerusalem gebliebenen Apostel getan haben.
Während sie erzählen, kommt der Auferstandene in ihre Mitte und begrüßt sie mit den Worten „Friede sei mit euch!“
Sie reagieren mit Furcht, denn sie denken, einen Geist zu sehen. Das ist eine allzu menschliche Reaktion, denn dass jemand mit Leib und Seele aufersteht, ist bis dato etwas ganz Neues.
Jesus konfrontiert sie mit ihren Zweifeln, denn eigentlich haben sie ihn ja schon leibhaftig erfahren.
Er geht auf ihre Zweifel ein und zeigt ihnen die Hände und Füße, an denen die Male der Kreuzigung noch zu sehen sind und ihn als denselben ausweisen, den sie vor dem Tod gesehen haben. Es ist also keine ganz andere Person.
Da sie es vor lauter Freude immer noch nicht fassen können, isst er vor ihren Augen sogar ein Stück gebratenen Fisch. Ein Geist kann ja nichts essen, denn er ist ja nicht einmal materiell. Das ist der Gegenbeweis für alle Gnostiker, die meinen, Jesus habe einen Scheinleib gehabt. Er ist leibhaftig auferstanden, wenn auch sein Leib nun ganz anders ist als vor seinem Tod.
Als Auferstandener erklärt Jesus ihnen ausgehend von der Hl. Schrift und den Verheißungen der Propheten, dass alles, was passiert ist, passieren musste und die Schrift erfüllt hat.
Insbesondere sein Leiden ist von den Propheten angekündigt worden als Voraussetzung für die Erlösung und Sühne aller Sünden. Er ist so weit gegangen, um die ganze Welt zur Umkehr zu bewegen, angefangen in Jerusalem.
Damit die Menschen diese Heilstat gläubig annehmen, sollen die Apostel mit ihrem Zeugnis einstehen. Deshalb erscheint er ihnen nach seiner Auferstehung immer wieder und erklärt ihnen ausgehend von der Schrift den Plan Gottes.
Er muss es immer wieder tun, denn den Aposteln ist der Hl. Geist in umfassender Weise noch nicht geschenkt worden, der ihnen die Augen für diese Zusammenhänge öffnet. Wenn Jesus „die Propheten“ andeutet, sind vor allem die Prophezeiungen der Gottesknechtslieder aus dem Buch Jesaja gemeint. Gerade dort wird der Sühnetod des Gerechten angekündigt, durch den die Sünde der Welt getragen wird.
Alles hat einen Sinn, auch wenn dieser oft erst im Nachhinein erkannt wird. Die schlimmste Katastrophe ist zum größten Heilsakt aller Zeiten geworden und Jesus ist leibhaftig auferstanden. Er verdeutlicht seinen Aposteln den Sinn seines Leidens und deutet es im Licht der Heilsgeschichte, die sie als fromme Juden aus den Hl. Schriften kennen. Dies wird Petrus nicht vergessen, wenn er dann nach dem Pfingstereignis voller Beherztheit vor die Menschenmengen tritt und mutig für Christus und das Osterereignis einsteht. Er setzt das um, was Jesus als Auferstandener in ihrer Mitte gesagt hat: „Ihr seid Zeugen dafür.“
Wie ist es mit uns? Auch wir sind Zeugen seiner Auferstehung, nämlich in jeder Heiligen Eucharistie. Was wir dort schauen und was wir empfangen – tragen wir es in die Welt hinaus und stehen mutig dafür ein? Wir haben ihn doch auch erkannt, wenn wir uns in der Hl. Eucharistie mit ihm vereinen, ja sogar physisch! Wir verleiben ihn uns ein, sodass er ein Teil von uns wird! Herr, gib auch uns den Hl. Geist, damit wir so mutig bekennen, dass du ein Gott des Lebens bist und sich auch heute in Zeiten einer Kultur des Todes nichts daran ändert!
Ihre Magstrauss