Am 7,12-15; Ps 85,9-10.11-12.13-14; Eph 1,3-14; Mk 6,7-13
Am 7
12 Zu Amos aber sagte Amazja: Seher, geh, flieh ins Land Juda! Iss dort dein Brot und prophezeie dort!
13 In Bet-El darfst du nicht mehr prophezeien; denn das hier ist das königliche Heiligtum und der Reichstempel.
14 Amos antwortete Amazja: Ich bin kein Prophet und kein Prophetenschüler, sondern ich bin ein Viehhirte und veredle Maulbeerfeigen.
15 Aber der HERR hat mich hinter meiner Herde weggenommen und zu mir gesagt: Geh und prophezeie meinem Volk Israel!
Heute hören wir in der ersten Lesung einen Ausschnitt aus dem Buch Amos. Dieser Prophet muss sehr streng mit den Israeliten umgehen, weil Gott sie stark kritisiert. Er wirkt im 8. Jh. v.Chr. im Nordreich Israel, obwohl er gebürtig aus dem Südreich stammt. Nach heutigem Forschungsstand ist er der erste Prophet, dessen Worte schriftlich festgehalten worden sind.
Amos schaut verschiedene Visionen und hat sehr strenge Gerichtsworte für das Nordreich sowie dessen amtierenden König Jerobeam. Er kündigt an, dass Israel vom eigenen Boden vertrieben werden wird. Er deutet die assyrische und babylonische Fremdherrschaften an und den Tod des Königs. Das gefällt den Menschen nicht, sogar die Priester des Königs nehmen daran Anstoß. Wir hörten von Amazja, der als Priester in Bet-El wirkt. Dieser untersagt Amos, weiter in seinem königlichen Gebiet von Bet-El diese harten Gerichtsworte zu predigen und die Menschen in Aufruhr zu bringen. Zugleich berichtet er Jerobeam vom Wirken des Amos.
Amos lässt sich allerdings überhaupt nicht beeindrucken. Er spielt sich selbst herunter, nicht weil er Gottes Wirken an ihm bzw. dessen Berufung nicht ernst nimmt, sondern als ganz geschickten Schachzug. Es ist ein wenig Selbstironie wie bei Paulus im zweiten Korintherbrief. Zudem hat er den Vorteil, dass er keiner Prophetenschule zuzurechnen ist. Dadurch dass er unabhängig agiert, kann man ihm nichts anhaben. Er betont, dass er von sich selbst aus ein einfacher Viehhirte und Maulbeerfeigen-Veredler sei. Durch diese Demutsbekundung möchte er Gottes Wirken an ihm hervorheben: Wenn er als ein Niemand von Gott so eine Berufung bekommt – „Geh und prophezeie meinem Volk Israel!“ – umso mehr müssen doch die Umstehenden Menschen das ernstnehmen!
Bei Amos bemerken wir wieder, dass die wichtigsten heilsgeschichtlichen Gestalten Hirten von Beruf sind. Gott beruft immer wieder solche, die es gewohnt sind, sich um eine Herde zu kümmern, um einer menschlichen „Herde“ anvertraut zu werden. Nicht umsonst werden unsere Geistlichen als Pastor bezeichnet, was zu Deutsch „Hirte“ heißt. Sie sollen Sorge tragen, nicht beherrschen.
Abraham ist Hirte, Mose ist Hirte, David ist Hirte, die ersten Anbeter Jesu im Stall sind Hirten. Es gibt so viele weitere Beispiele, die uns das vor Augen führen.
Von Amos lernen wir, dass man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen. Und wenn Gott einem sehr strenge Worte in den Mund legt, soll man sich nicht scheuen, diese weiterzugeben, auch wenn man sich damit sehr unbeliebt macht. Welcher Prophet bleibt schon verschont, wenn sein ganzes Auftreten von Gerichtspredigt geprägt ist!
Ps 85
9 Ich will hören, was Gott redet: Frieden verkündet der HERR seinem Volk und seinen Frommen, sie sollen sich nicht zur Torheit wenden.
10 Fürwahr, sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten, seine Herrlichkeit wohne in unserm Land.
11 Es begegnen einander Huld und Treue; Gerechtigkeit und Friede küssen sich.
12 Treue sprosst aus der Erde hervor; Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder.
13 Ja, der HERR gibt Gutes und unser Land gibt seinen Ertrag.
14 Gerechtigkeit geht vor ihm her und bahnt den Weg seiner Schritte.
Als Antwort beten wir Psalm 85, der für die jüdische Liturgie bestimmt war. Es geht in diesen Versen um die Bitte um Gerechtigkeit. Er passt sehr gut zur ersten Lesung, denn Amos war besonders kritisch bei sozialen Fragen. Umso mehr erbittet er die Gerechtigkeit Gottes!
„Ich will hören, was Gott redet“ ist ein Ausdruck der Bereitschaft des Beters. Gottes Willen anzuhören und nicht verstockt zu sein, ist eine wichtige Zusage an Gott. Es ist ein: „Rede HERR, dein Diener hört“ in Psalmensprache. Die Selbstaufforderung ist als Psalmenanfang ja häufig belegt. Gott verkündet seinem Volk den Frieden, das ist so eine große Verheißung, dass ihre Ablehnung eine einzige Torheit darstellt, einen absoluten Leichtsinn. Wer einen gesunden Menschenverstand besitzt, kann nur so reagieren. Wie kann man einen großen Schatz links liegen lassen und stattdessen im Kuhfladen herumstochern?
Im Folgenden hören wir von Heilsverheißungen: Huld und Treue begegnen einander. Das Begriffspaar wird üblicherweise auf Gott bezogen. Sie sind seine Eigenschaften. Ebenso kommen „Gerechtigkeit und Friede“ von Gott. Wenn hier bildlich-poetisch gesagt wird, dass sie sich küssen, meint das ihre Verbindung. Ich habe schon öfter erklärt, dass dem umfassenden Heil eine Gerichtsvollstreckung vorausgeht. Beides gehört zusammen. Gericht und Heil sind zwei Seiten einer Medaille. Der Friede des Gottesreiches kommt, nachdem alles Böse vernichtet und gerichtet worden ist. Es hat im Reich Gottes keinen Platz. Gottes Gerechtigkeit ist nicht als etwas Böses und Angsterfüllendes anzusehen, sondern als Erlösung von den Ungerechtigkeiten dieser Welt. Bedrohlich ist es nur für jene, die bis zum Schluss Gott abgelehnt haben. Diese erhalten dann ihre finale Abrechnung.
„Treue sprosst aus der Erde hervor“ ist eine wunderbare poetische Formulierung, die verdeutlicht: Egal, wie sehr nun alles in Trümmern liegt und zerstört ist – Gott ist dennoch treu und hält fest an dem Bund, den er mit seiner Braut geschlossen hat. Die Treue sprosst aus der Erde hervor, denn die Wurzeln sind trotz der Verwüstung intakt geblieben. Auch wenn die Bäume abgehauen worden sind (was ein Gerichtsbild ist, das auch Johannes der Täufer aufgreifen wird), wächst aufgrund der gebliebenen Wurzel ein neuer Baum hervor.
„Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder“ ist wie bereits oben beschrieben keine bedrohliche Aussage, sondern ein tröstlicher Satz. Gott ist der Zustand auf Erden nicht egal. Er kümmert sich um seine Schöpfung und greift ein, wo Ungerechtigkeit herrscht. Er blickt vom Himmel herab, der sein „Wohnort“ ist, das heißt trotz seiner Existenz in der Ewigkeit sieht er alles, was im Diesseits geschieht. Das ist eine Aussage gegen deistische Konzepte.
Was von Gott kommt, ist immer gut. Auch das Gericht ist etwas Gutes, weil ohne es das umfassende Heil nicht kommen kann. Er gibt Gutes auch schon im Diesseits, indem er zum Beispiel für eine gute Ernte sorgt. Das ist Ausdruck seines Segens für die Menschen.
„Gerechtigkeit geht vor ihm her und bahnt den Weg seiner Schritte.“ Wie mehrfach gesagt kann Gott erst unter den Menschen wohnen im Himmlischen Jerusalem, wenn seine Gerechtigkeit alles Böse vernichtet, die gefallene Schöpfung komplett auf Null gebracht und eine neue Schöpfung hervorgebracht hat. Weil Gott der Gute ist, kann nichts Böses in seiner Gegenwart bestehen.
Für uns bedeutet diese wiederholte Aussage ganz konkret: Der ganze Zustand in unserer Welt muss erst immer schlimmer werden, weil es wie die Geburtswehen ist, die dem Glück des geborenen Kindes vorausgehen. Diese werden auch immer stärker, bis das Kind endlich kommt. Es ist für uns in dieser Welt also sehr schmerzhaft und wird immer schlimmer, aber wir wissen, dass mit zunehmender Drastik das Kommen unseres Herrn immer näherrückt.
Eph 1
3 Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel.
4 Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Grundlegung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor ihm.
5 Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und zu ihm zu gelangen nach seinem gnädigen Willen,
6 zum Lob seiner herrlichen Gnade. Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn.
7 In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade.
8 Durch sie hat er uns reich beschenkt, in aller Weisheit und Einsicht,
9 er hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan, wie er es gnädig im Voraus bestimmt hat in ihm.
10 Er hat beschlossen, die Fülle der Zeiten heraufzuführen, das All in Christus als dem Haupt zusammenzufassen, was im Himmel und auf Erden ist, in ihm.
11 In ihm sind wir auch als Erben vorherbestimmt nach dem Plan dessen, der alles so bewirkt, wie er es in seinem Willen beschließt;
12 wir sind zum Lob seiner Herrlichkeit bestimmt, die wir schon früher in Christus gehofft haben.
13 In ihm habt auch ihr das Wort der Wahrheit gehört, das Evangelium von eurer Rettung; in ihm habt ihr das Siegel des verheißenen Heiligen Geistes empfangen, als ihr zum Glauben kamt.
14 Der Geist ist der erste Anteil unseres Erbes, hin zur Erlösung, durch die ihr Gottes Eigentum werdet, zum Lob seiner Herrlichkeit.
In der zweiten Lesung hören wir das Proömium des Epheserbriefes, das einen einleitenden Charakter hat und von Lobpreis durchzogen ist. Deshalb bestehen die ersten Worte aus: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus.“
Gott hat die Menschen zu allen Zeiten gesegnet, aber durch die Taufe ist dem Menschen nun wirklich die Fülle des Segens zuteilgeworden. Der Mensch hat dadurch den Zugang zum ewigen Leben zurückerhalten! Wenn das nicht die Fülle des Segens bedeutet! Paulus schreibt, dass dieser Segen durch den Hl. Geist bewirkt ist. Dieser ist es, der den Menschen ja ganz rein gemacht hat im Bad der Taufe und die gesamte Schuld getilgt hat. Durch den Hl. Geist ist auch die Verbindung zu Jesus Christus im Himmel hergestellt worden, denn durch den Geist sind wir neugeboren zur Familie Gottes und einer neuen geistlichen Schöpfung. Durch diese Verbundenheit mit Christus haben wir ein Leben in Fülle, die Fülle seiner Gnade. Wir sind verbunden mit dem wahren Weinstock, weshalb wir gute Reben sein können.
Dass wir als Getaufte in so einer innigen Gemeinschaft mit Christus leben, ist von Anfang an der Plan Gottes gewesen, der nur Wege des Heils für uns bereithält. Gott hat uns Menschen dazu erschaffen und „in Liebe im Voraus dazu bestimmt“, dass wir alle zu seiner Familie gehören.
Dafür war es ihm nicht zu schade, seinen geliebten Sohn für uns hinzugeben. Er hat uns die „Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade“ erwirkt, sodass wir diese innige Gemeinschaft eingehen konnten.
Paulus schreibt diese Worte in einer hymnenartigen Sprache, voller preisender Ausdrücke und mit vielen Plerophorismen.
Gottes Plan ist zudem, „die Fülle der Zeiten heraufzuführen, „das All in Christus als dem Haupt zusammenzufassen.“ Das erwartet uns noch, wenn er als verherrlichter Menschensohn zurückkehren wird. Dann wird er den endgültigen Triumph davontragen und der Widersacher Gottes auf ewig in den Feuersee geworfen werden.
Man muss hier anmerken, dass das Proömium dieses Briefes besonders ausführlich ist. Es ist nicht in allen paulinischen Briefen so umfangreich.
„In ihm“ bezieht sich auf Christus, dem Haupt, der zuvor genannt worden ist. In Christus sind die Getauften also als Erben vorherbestimmt. Das liegt daran, dass durch Christi Erlösungswirken der Neue Bund geschlossen worden ist. Und mit diesem Bundesschluss sind die Getauften zu Erben im Reiche Gottes eingesetzt worden. Das alles ist aber nicht willkürlich, sondern „nach dem Plan dessen, der alles so bewirkt, wie er es in seinem Willen beschließt.“ Gott hat diesen Heilsplan für alle Menschen vorgesehen, aber es liegt an jedem Einzelnen, dieser Berufung zur Erbschaft des Himmels zuzustimmen oder sie abzulehnen.
„Wir sind zum Lob seiner Herrlichkeit bestimmt, die wir schon früher in Christus gehofft haben.“ Das Lob der Herrlichkeit Gottes ist ein Ausdruck für den vorläufigen Lobpreis auf Erden, aber vor allem für den ewigen Lobpreis des Himmels. Alle Menschen sind dazu berufen, den Herrn im Himmelreich auf ewig zu lobpreisen. Hier geht es Paulus aber um jene, die schon früher in Christus gehofft haben, also die Juden. Denn diese haben jahrhundertelang auf den Messias gewartet. Diese sind also zum Lobpreis bestimmt, aber nicht nur sie, denn es heißt sofort im nächsten Vers: „In ihm habt auch ihr das Wort der Wahrheit gehört, das Evangelium von eurer Rettung“. Nicht nur jene, die zuvor Juden waren, sollen gerettet werden durch den Neuen Bund, sondern auch jene, die zuvor Heiden waren. Das universale Heil ist auf der Höhe der Zeit verkündet worden.
Paulus spricht vom „Siegel des verheißenen Heiligen Geistes“, den die Epheser empfingen, als sie zum Glauben kamen. Das ist für uns ein wichtiges Bild für die Taufe, das bis heute in der Tauftheologie verwendet wird und auch ins Kirchenrecht eingegangen ist. Dem Menschen wird ein unauslöschliches Siegel aufgedrückt durch den Hl. Geist, der in dessen Herz eingegossen wird. Der Geist Gottes setzt auf diese Weise den Menschen, der neugeboren wird, als Erben des Reiches Gottes ein. Durch Pauli Aussage wird uns etwas Entscheidendes vermittelt: Wer nicht zum Glauben an Jesus Christus gekommen ist, kann nicht getauft werden. Die Taufe ist sakramentales Zeichen dieses Glaubens.
Paulus bringt noch ein weiteres Bild ins Spiel, nämlich das des Unterpfands: Es ist so, dass das griechische Wort für „Anteil“, wie es die Einheitsübersetzung übersetzt ἀρραβὼν arrabon eigentlich so viel bedeutet wie Pfand, das eine Garantie oder Bürgschaft bedeutet. Wenn wir getauften Christen also den Geist Gottes in unserem irdischen Dasein erfahren, ist dieser so ein Pfand, das uns erahnen lässt, was uns nach dem Tod erwartet, insofern wir die Taufgnade bis zum Schluss aufrecht erhalten. Der Hl. Geist in unserem Leben mit seinen reichen Früchten und Manifestationen ist also schon eine Anzahlung des Erbes, das wir dann antreten. Zum Schluss bringt Paulus noch ein weiteres Bild ins Spiel: Die Getauften werden zu Gottes Eigentum. In der Antike ist es üblich, dass Gegenstände oder Vieh mit einem Siegel als Eigentum markiert hat. Wenn der Geist Gottes in der Taufe den Menschen also besiegelt – und uns muss bewusst sein, dass zu Anfang Taufe und Firmung in einem Sakrament gespendet wurden, bis heute also auch die Firmung als Besiegelung! – dann markiert er diesen als sein Eigentum. Wir sind aber kein Vieh oder Ding, keine Objekte Gottes, sondern es ist ein Bild, das natürlich unzureichend ist. Wir werden sein Eigentum, ohne dass er uns unterdrückt oder ausnimmt. Wir dürfen ihm persönlich begegnen. Das macht die Liebesbeziehung zwischen Gott und den Menschen aus.
Bei all den Bildern, die Paulus anführt, muss man sie stets als das betrachten, was sie sind – Bilder. Gott und seine wunderbare Gnade ist noch viel viel größer und ganz anders als die Vergleiche und Metaphern, die wir dafür heranziehen. Das muss uns immer bewusst sein.
Mk 6
7 Er rief die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister
8 und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel,
9 kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen.
10 Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst!
11 Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis.
12 Und sie zogen aus und verkündeten die Umkehr.
13 Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.
Im Evangelium sendet Jesus seinen Zwölferkreis zu zweit hinaus, weil die Evangelisierung so schneller vorangehen kann. Er tut es aber nicht nur aus pragmatischen Gründen. Das ist nie der Hauptgrund im Falle Jesu. Er möchte seine Jünger dafür sensibilisieren, dass sie nach seinem Tod, seiner Auferstehung und Himmelfahrt, nach der Geistsendung auf diese Weise das Reich Gottes bis an die Enden der Erde bringen sollen und dabei in seiner Vollmacht all die Heilstaten des Messias weiterführen werden. Es handelt sich also sozusagen um eine „Generalprobe“, die vorübergehend ist.
Jesus bevollmächtigt sie noch nicht zu allem, was dann später noch folgen wird, z.B. kommt die Sündenvergebung erst nach seiner Auferstehung. Er bevollmächtigt sie aber jetzt schon zum Exorzismus, was im Markusevangelium besonders hervorgehoben wird.
Wenn Jesus in Vers 8 seine Apostel dazu aufruft, nur einen Wanderstab mitzunehmen, möchte er damit vermitteln: Ihr sollt ganz auf die Vorsehung Gottes vertrauen. Euch soll es zuerst um das Reich Gottes gehen, alles Andere wird euch dazugegeben. Sie sollen deshalb kein Brot, keine Vorratstasche oder Geld mitnehmen. Sie sollen darauf vertrauen, dass Gott ihnen das alles durch andere Menschen geben wird. Dadurch vollziehen seine Apostel für die Menschen eine prophetische Zeichenhandlung. So wie Jesus alles, was er verkündet, auch an seinem Leben verdeutlicht, so sollen seine Nachfolger ebenfalls an ihrer Lebensführung das Verkündete lebendig werden lassen. So können die Menschen an ihrer Person das Gesagte ablesen und werden es als authentisch annehmen.
Sie sollen zudem in dem Haus bleiben, in das sie einkehren. Das soll heißen, dass sie nicht schauen sollen, wo es angenehmer ist. Sie sollen dankbar annehmen, was ihnen angeboten wird.
Wenn man sie an dem Ort aber nicht annimmt, also ihre Botschaft nicht annimmt, sollen sie diesen Ort verlassen und selbst den Staub abschütteln. Sie sollen nicht mehr zurückschauen oder sich an den Ort gebunden fühlen. Wenn man sie nicht möchte, sollen sie stattdessen dorthin gehen, wo das Evangelium angenommen wird. Dieses Abschütteln des Staubs hat noch eine andere Bedeutung, die uns heutzutage nicht mehr so vor Augen steht. Es war nämlich eine Geste der Gerichtsankündigung. Damit wird also ausgesagt: Ihr sollt das Richten Gott überlassen, der mit ihnen tun wird, wie er es für richtig hält. Ihr sollt nicht verurteilen, sondern es Gott überlassen. Nehmt den Segen mit zu jenen, die ihn annehmen.
Die Apostel ziehen umher, verkünden die Umkehr so wie Jesus und tun, wozu Jesus sie bevollmächtigt hat – exorzieren und salben. Diese Salbung ist ein Beleg für die sakramentale Krankensalbung. Dass es nicht die Krankenheilung als Charisma, als Gnadengabe meint, von der dann Paulus sprechen wird, sehen wir daran, dass es nur die Bevollmächtigten tun, die Apostel. Wir sehen es auch an der Verbindung der Heilung mit Salbung. Wenn ein Getaufter und Gefirmter, egal ob Laie oder Kleriker, die Gabe der Krankenheilung von Gott geschenkt bekommt, führt er oder sie diese nicht in Verbindung mit einer Salbung aus. Das ist Bestandteil eines Sakraments. Auch der Exorzismus ist ein besonders wirksamer, weil er eine Bevollmächtigung Christi ist. Deshalb gilt bis heute, dass die Befugten zum offiziellen Exorzismus (davon zu unterscheiden sind Befreiungsgebete, die jeder beten darf) die geweihten Bischöfe oder von ihnen bestellte Stellvertreter sind. Die Bischöfe sind nämlich die Nachfolger der Apostel.
Später werden wir davon hören, wie die Apostel zu Jesus zurückkehren und voller Freude und Aufregung davon berichten, was sie im Namen Jesu alles getan haben. Das war nur eine Probe, später werden sie es dauerhaft tun und auch bis heute tun es ihre Nachfolger, die Bischöfe. Wir sehen also, dass die Sakramente und Sakramentalien der Kirche biblisch belegt und apostolischen Ursprungs sind.
Heute hören wir viel von Sendung und Berufung: Einerseits sind alle Menschen von Anbeginn der Welt zu einem wunderbaren Heilsplan berufen, der darin besteht, dass wir ganz innig mit Gott in Gemeinschaft leben und ihn ewig anbeten. Andererseits geht es um die besondere Berufung einzelner Menschen, die Gottes Auftrag in der Welt erfüllen sollen. So geht es in der ersten Lesung um Amos, der aus einfachen Verhältnissen stammend zum Werkzeug Gottes wird. Auch im Evangelium sind es vor allem Männer aus einfachen Berufsgruppen, die sich zu zweit auf den Weg machen sollen. So wie Amos sind auch sie gesandt – apostolos. Was sich durch ihre Sendung durchsetzen soll, wird im Psalm erklärt – die Gerechtigkeit Gottes, die charakteristisch ist für sein Reich. Danken wir an diesem Sonntag dem Herrn erneut dafür, dass wir getauft und gefirmt sind, dass wir durch sein unauslöschliches Siegel zu seinem Eigentum geworden sind, zu einer Bundesfamilie. Danken wir ihm, dass er uns als Unterpfand den Hl. Geist geschenkt hat, der uns Tag für Tag neu belebt und stärkt.
Ihre Magstrauss