Dienstag der 23. Woche im Jahreskreis

Kol 2,6-15; Ps 145,1-2.8-9.10-11; Lk 6,12-19

Kol 2
6 Ihr habt also Christus Jesus als Herrn angenommen. Darum führt auch, wie es ihm entspricht, euren Lebenswandel!

7 Bleibt in ihm verwurzelt und auf ihn gegründet, gefestigt durch den Glauben, in dem ihr unterrichtet wurdet! Seid voller Dankbarkeit!
8 Gebt Acht, dass euch niemand mit seiner Philosophie und leerem Trug einfängt, die sich nur auf menschliche Überlieferung stützen und sich auf die Elementarmächte der Welt berufen, nicht auf Christus!

9 Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.
10 Durch ihn seid auch ihr davon erfüllt; denn er ist das Haupt aller Mächte und Gewalten.
11 In ihm habt ihr eine Beschneidung empfangen, die man nicht mit Händen vornimmt, nämlich die Beschneidung, die Christus gegeben hat. Wer sie empfängt, sagt sich los von seinem vergänglichen Leib.
12 Mit Christus wurdet ihr in der Taufe begraben, mit ihm auch auferweckt, durch den Glauben an die Kraft Gottes, der ihn von den Toten auferweckt hat.
13 Ihr wart tot infolge eurer Sünden und euer Fleisch war unbeschnitten; Gott aber hat euch mit Christus zusammen lebendig gemacht und uns alle Sünden vergeben.
14 Er hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben. Er hat ihn dadurch getilgt, dass er ihn an das Kreuz geheftet hat.
15 Die Fürsten und Gewalten hat er entwaffnet und öffentlich zur Schau gestellt; durch Christus hat Gott über sie triumphiert.

In der heutigen Lesung aus dem Kolosserbrief kommt Paulus langsam zu konkreten Problemen in der Gemeinde Kolossäs zu sprechen. Zunächst geht es um den Glauben, dann um Irrlehre.
Wer Christus als Herrn angenommen hat, soll ein Leben nach Gottes Geboten leben. Das ist ein ganz schlichter und doch alles entscheidender Grundsatz – nicht nur für die Kolosser, sondern für alle Christen. Wir alle haben Christus als unseren Herrn angenommen, als wir getauft worden sind. Wir haben ein Bundesversprechen gegeben und wie bei jedem Bundesschluss wurden wir auf eine bestimmte „Gesetzgebung“ verpflichtet. Wenn wir uns nicht daran halten, werden wir dem Bund und damit unserem Bundespartner Gott untreu. Auch uns gilt die Mahnung des Paulus.
Es ist sehr wichtig, in Christus verwurzelt zu sein wie ein Baum. Wenn wir nämlich tiefe Wurzeln haben, wird ein starker Wind uns nicht so schnell herausreißen und zum Umfallen bringen. Deshalb spricht Paulus hier zunächst von einem starken und verwurzelten Glauben. Es geht aber nicht nur um eine Verwurzelung von der Lehre her, etwas Kognitives, das uns sofort erkennen lässt, wo eine Irrlehre ist. Es soll auch unsere Beziehung zu Gott betreffen. Wir sollen mit unserem Herzen ganz auf ihn gegründet und in ihm verwurzelt sein. Deshalb heißt es hier, dass die Kolosser voller Dankbarkeit sein sollen. Das wird stets ihre Herzen an Gott binden, damit sie sich nicht schleichend von ihm entfremden. Bindung an einen Partner ist ja in erster Linie kein Begriff des Verstandes, sondern meint eine Herzensbindung. Und wie es auch in menschlichen Beziehungen ist, kommt es auf eine gesunde Bindung der Partner an. Von einer solchen aus werden Krisen und Anfechtungen das Paar dann nicht so schnell auseinander bringen. Paulus bereitet die Kolosser mit diesen Worten auf mögliche Anfechtungen vor, die wohl auf konkrete Begebenheiten in Kolossä hinweisen: Die Kolosser sollen nicht auf Philosophien und Lehren hereinfallen, die menschengemachte Lehren und Elementarmächte der Welt umfassen. Es gab wohl Irrlehrer, die den geschaffenen Dingen eine große Macht zu verleihen versuchten. Demgegenüber hat Paulus den Christushymnus formuliert, in dem er die Schöpfungsmittlerschaft Christi betont hat. Durch ihn und auf ihn hin ist alles geschaffen worden. Er hat die Macht, nicht die Geschöpfe.
Er betont deshalb auch im nächsten Vers die Gottheit Christi in seiner ganzen Fülle. Er ist das „Haupt aller Mächte und Gewalten“, was auf den Bereich der Engel anspielt. Christus ist nicht nur Haupt der sichtbaren Welt, sondern sogar das Haupt der unsichtbaren Welt. Das können keine Elementarmächte der Welt erreichen. Man kann nicht von der Erde, vom Wasser, von der Luft, vom Feuer erfüllt sein. Aber die Getauften sind erfüllt vom Hl. Geist, den der Sohn vom Vater sendet. Keine Elementarmächte können den Menschen erlösen. Man kann nicht mit Elementarmächten in einer Bundesbeziehung leben, überhaupt keine Beziehung ist möglich, weil sie etwas sind, nicht ein jemand, mit dem man eine Beziehung führen kann. Christus dagegen hat uns erlöst. Er hat uns die Bundesbeziehung mit Gott ermöglicht und uns zu Kindern Gottes gemacht. Er hat das unauslöschbare Siegel der Taufe, die geistige Beschneidung am Herzen, ermöglicht. Das können die Elementarmächte der Welt nicht. Diese können uns nicht zu neuen Menschen machen, die einer neuen Schöpfung anhaften und der alten Schöpfung gestorben sind. Das konnte allein Christus erwirken.
Keine Elementarmächte konnten die Sünden vergeben und unseren Schuldschein streichen. Das konnte allein Gott an uns tun. Dies hat er uns am Kreuz erwirkt.
Mit „Fürsten und Gewalten“ ist die Macht der Dämonen gemeint. Der Widersacher Gottes hatte eine große Macht auf Erden. Deshalb litt die ganze Menschheit und sehnte sich nach Erlösung. Doch durch die Erlösungstat Jesu Christi sind diese Gewalten entwaffnet worden. Der Böse hat noch Spielraum, aber er hat nicht mehr die Macht über Leben und Tod des Menschen. Er kapituliert jetzt schon. Alles, was er nun unternimmt, sind die letzten Verzweiflungstaten eines panischen Feindes, dessen Zeit begrenzt ist.

Ps 145
1 Ein Loblied Davids. Ich will dich erheben, meinen Gott und König, ich will deinen Namen preisen auf immer und ewig.
2 Jeden Tag will ich dich preisen und deinen Namen loben auf immer und ewig.
8 Der HERR ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Huld.
9 Der HERR ist gut zu allen, sein Erbarmen waltet über all seinen Werken.
10 Danken sollen dir, HERR, all deine Werke, deine Frommen sollen dich preisen.
11 Von der Herrlichkeit deines Königtums sollen sie reden, von deiner Macht sollen sie sprechen,

Als Antwort beten wir einen Lobpreispsalm, der den Abschluss des fünften Psalmenbuches darstellt.
König David selbst betet ihn uns vor, was absolut passend ist. Er selbst ist König über die Stämme Israels und somit Typos Christi, der der königliche Messias und Herr über die sichtbare sowie unsichtbare Welt ist. Und diese mächtige Heilsgestalt namens David macht sich mit diesem Lobpreis nun ganz klein vor Gott, dem Allmächtigen.
Zu Beginn erfolgt wie so oft eine Selbstaufforderung zum Lobpreis: „Ich will deinen Namen preisen auf immer und ewig.“
David bekundet die stete Anbetung Gottes auch im nächsten Vers. Er verspricht Gott dies gleichsam durch die mehrfachen Aussagen. Er setzt um, was Paulus den Kolossern ans Herz legt: stets dankbar zu sein.
Er proklamiert als nächstes die Barmherzigkeit Gottes. Diese hat David in seinem Leben wahrlich erfahren, denn Gott hat ihn trotz seiner schweren Sünden nicht einfach aufgegeben. Gott hat ihn die Konsequenzen seiner Sünde spüren lassen, aber er hat den Bund treu gehalten, den er mit David eingegangen ist. Gott ist wirklich langmütig, das heißt geduldig. Er vergibt jedem Menschen seine Schuld, wie groß sie auch ist, wenn er aufrichtig bereut. Das hat er nicht nur David gegenüber gezeigt, sondern allen Menschen. Er ist „gut zu allen“. Und was auch immer Gott erwirkt, es ist letztendlich Ausdruck seines Erbarmens. Wenn der Mensch leiden muss, dann ist das kein Widerspruch zu diesem grenzenlosen Erbarmen Gottes. Er möchte unsere Liebesbeziehung, aber wenn wir sie ablehnen und deswegen dann leiden, kann er nichts tun. Zu sehr schätzt er unseren freien Willen. Und wenn andere Menschen sündigen und uns unschuldig mit hineinziehen, ist das kein Ausdruck der Ungerechtigkeit Gottes, sondern das Wesen der Sünde.
In Vers 10 erfolgt eine weitere Lobpreisaufforderung, nun aber nicht an den Beter selbst, sondern an „alle deine Werke, deine Frommen“. Die Schöpfung soll Gott loben und preisen. Dies ist die einzig angemessene Reaktion auf das Geschaffensein von dem liebenden Gott, der uns eigentlich nicht braucht, aber ohne uns nicht sein will. Dass wir existieren, ist bereits den ewigen und unaufhörlichen Lobpreis wert!
David bezeichnet Gott hier als König, wenn er von der „Herrlichkeit“ seines „Königtums“ spricht. Gottes Allmacht wird mit einem mächtigen Herrscher verglichen. David vergleicht Gottes Macht also mit seiner eigenen und steigert sie ins Unendliche. Dieses Königtum soll verkündet werden. Christus wird dies zum Kern seine Botschaft machen und seine Jünger vor seiner Heimkehr zum Vater dazu auffordern, es fortzusetzen.

Lk 6
12 Es geschah aber in diesen Tagen, dass er auf einen Berg ging, um zu beten. Und er verbrachte die ganze Nacht im Gebet zu Gott.

13 Als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und wählte aus ihnen zwölf aus; sie nannte er auch Apostel:
14 Simon, den er auch Petrus nannte, und dessen Bruder Andreas, Jakobus, Johannes, Philippus, Bartholomäus,
15 Matthäus, Thomas, Jakobus, den Sohn des Alphäus, Simon, genannt der Zelot,
16 Judas, den Sohn des Jakobus, und Judas Iskariot, der zum Verräter wurde.
17 Jesus stieg mit ihnen den Berg hinab. In der Ebene blieb er mit einer großen Schar seiner Jünger stehen und viele Menschen aus ganz Judäa und Jerusalem und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon

18 waren gekommen, um ihn zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden. Und die von unreinen Geistern Geplagten wurden geheilt.
19 Alle Leute versuchten, ihn zu berühren; denn es ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte.

Im Evangelium hören wir heute von der Berufung der Apostel, die hier auch namentlich aufgelistet werden. Bevor Jesus dies vornimmt, verbringt er die ganze Nacht im Gebet zu Gott. Er steigt dafür wie so oft auf einen Berg, der Ort der besonderen Gottesnähe. Dort ist er ganz vereint mit dem Vater. Das ist eine wichtige zeichenhafte Handlung für uns alle. Wenn uns etwas Wichtiges und Entscheidendes bevorsteht, wenn wir vor allem viel Gnade und Segen bei einem Ereignis erwarten, müssen wir vorher um Gottes Beistand, um seinen Hl. Geist, bitten. Von nichts kommt nichts. Und alles, was wir tun, muss aus der innigen Beziehung mit ihm hervorgehen. Wie können wir die Ausgießung des Hl. Geistes auf uns automatisch annehmen, reiche Früchte von Gott erwarten, wenn wir im Vorfeld nicht richtig darum gebeten haben? Hören wir, was geistbegabte Menschen heutzutage sagen, werden wir genau diese Haltung erkennen, die Jesus heute einnimmt. Sie beten nächtelang hindurch, um die Gnadengaben Gottes zu erbitten. Bevor Wunder und Heilungen auch heute noch geschehen, müssen diese von Herzen erbeten werden. Wer reiche Frucht bringen will, muss mit dem wahren Weinstock verbunden sein, der Christus ist.
Und dann ist es soweit. Jesus ruft die Jüngerschar um sich, um die zwölf auszuwählen, die von nun an zum engsten Kreis gehören würden und als Apostel – Gesandte – bezeichnet werden würden: Simon Petrus wird als erstes genannt, weil er der Anführer der Apostel ist, sodann sein Bruder Andreas, die Geschwister Jakobus und Johannes, die beiden oft zusammen genannten Freunde Philippus und Bartholomäus (das ist eigentlich sein Beiname, denn er heißt Natanael), dann der Zöllner Matthäus, der Zweifler Thomas, Jakobus, Simon und Judas, die der Tradition nach Geschwister sein sollen, wobei hier unterschiedliche Väter genannt werden, nämlich Alphäus und Jakobus. Man muss dazu sagen, dass Alphäus als Beiname des Kleopas angesehen wird. Schließlich wird Judas Iskariot genannt, der Jesus später verraten würde und den Zwölferkreis verlassen wird.
Das alles spielt sich noch auf dem Berg ab, wobei wir also erkennen, dass die Erwählung in besonderer Gegenwart Gottes stattgefunden hat. Dann steigen sie gemeinsam den Berg hinab, was nie als einfache Information registriert werden sollte. Vielmehr ist es über den Wortsinn hinaus als Rückkehr in den Alltag zu verstehen. Nach dem Verweilen bei Gott muss der Mensch den Weg zurück in die Welt finden, um mit neuer Kraft und ausgestattet mit Geistesgaben in der Welt zu wirken. Und so lässt die Arbeit nicht lange auf sich warten. Eine Menschenmenge schart sich um Jesus und seine Jünger. Sie kommen voller Glauben und Hoffnung, von Jesus geheilt zu werden. Sie kommen mit der Bereitschaft und dem geöffneten Herzen für die Botschaft Jesu Christi. Die Menschen waren sogar bereit, nur sein Gewand zu berühren, um von der Gnade Gottes berührt zu werden. Es heißt am Ende, dass von ihm eine Kraft ausging, die alle heilte. Gottes überreiche Gnade ist nicht auf Menschen beschränkt. Er bindet seine heilende Gnade oft an Gegenstände wie Kleidungsstücke. Wir wissen auch von einer Episode, bei der man die Schweißtücher des Paulus in seiner Abwesenheit Kranken aufgelegt hat und diese geheilt worden sind. Das ist der Kern von Reliquienverehrung. Es sind nicht die Gegenstände, die heilen, sondern Gott, der sich bzw. seine Gnade freiwillig an Materie bindet und so Heilsmittel für die Menschen bereithält. Diese Verbindung besteht darin, dass er seine Gnade auf materielle Güter legt, wenn vor allem der Priester besagte Gegenstände segnet. Die Berührung, der Gebrauch, das Beten mit solchen Gegenständen führt zu einer besonderen Berührung der Gnade Gottes. So ist das Gewand Jesu an sich nichts Besonderes, nur ein Stück Stoff. Doch weil Christus es trägt, wird es zur „Reliquie“ schlechthin. Es zeugt nicht von Hysterie, sondern von großem Glauben, allein dieses Gewand berühren zu müssen, um geheilt zu werden.
Und wenn die Apostel mit dem Hl. Geist erfüllt werden, werden auch sie voll der Gnade Gottes erfüllt sein. Dann werden auch ihre Gegenstände sowie die von ihnen gesegneten Gegenstände zu besonderen Berührungspunkten mit der Gnade Gottes. Dann werden sie die Zeichen tun, die Christus getan hat, denn er hat ihnen die Vollmacht dazu gegeben.

Heute hören wir wieder verstärkt, dass Christus wahrlich der Herr über die sichtbare und die unsichtbare Welt ist, was er für uns getan hat und dass in seinem Namen auch seine Apostel sowie deren Nachfolger große Taten vollbringen. Bei allem wird uns heute erneut vor Augen geführt: Alles muss aus der Beziehung zu ihm geschehen. Wir müssen in ihm verwurzelt sein wie ein Baum. Ganz in seiner Gegenwart erkennen wir die Nöte der Welt, aber auch die Versuchungen. Aus ihm und auf ihn hin sollen wir leben, denn so hat Gott die Welt geschaffen. Steigen auch wir immer wieder auf unseren persönlichen Berg, halten wir Zwiesprache mit dem Herrn und lassen wir uns von seiner Liebe ganz erfüllen, um danach hinabzusteigen in unseren Alltag und den Menschen diese Liebe Gottes zu erweisen.

Ihre Magstrauss

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