Montag der 23. Woche im Jahreskreis

Kol 1,24 – 2,3; Ps 62,6-7.8-9; Lk 6,6-11

Kol 1-2
24 Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Ich ergänze in meinem irdischen Leben, was an den Bedrängnissen Christi noch fehlt an seinem Leib, der die Kirche ist.

25 Ihr Diener bin ich geworden gemäß dem Heilsplan Gottes, um an euch das Wort Gottes zu erfüllen.
26 Er ist jenes Geheimnis, das seit ewigen Zeiten und Generationen verborgen war – jetzt aber seinen Heiligen offenbart wurde.
27 Ihnen wollte Gott kundtun, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Völkern ist: Christus ist unter euch, die Hoffnung auf Herrlichkeit.
28 Ihn verkünden wir; wir ermahnen jeden Menschen und belehren jeden Menschen in aller Weisheit, damit wir jeden Menschen vollkommen darstellen in Christus.
29 Dafür mühe ich mich und kämpfe ich mit Hilfe seiner Kraft, die machtvoll in mir wirkt.
1 Ich will euch nämlich wissen lassen, was für einen schweren Kampf ich für euch und die Gläubigen in Laodizea zu bestehen habe, auch für alle anderen, die mich von Angesicht nie gesehen haben.

2 Dadurch sollen sie getröstet werden, verbunden in der Liebe, um die tiefe und reiche Einsicht zu erlangen und das Geheimnis Gottes zu erkennen, das Christus ist.
3 In ihm sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen.

In der heutigen Lesung aus dem Kolosserbrief spricht Paulus über sein eigenes Kreuz, das er für die Kolosser trägt. Dabei sagt er etwas rhetorisch sehr Gewagtes, das man schnell missverstehen kann: „Ich ergänze in meinem irdischen Leben, was an den Bedrängnissen Christi noch fehlt an seinem Leib, der die Kirche ist.“ Hat Jesus noch nicht alles erlitten? Hat er nicht die ganze Sünde auf sich genommen, um uns zu erlösen? Was meint Paulus dann? Wir müssen uns an dieser Stelle wieder daran erinnern, dass das ein Brief ist, eine Textart, in der der Schreiber provozieren, rhetorische Stilmittel verwenden und insgesamt bildhaft sprechen kann. Wir dürfen es also nicht überstrapazieren in dem Sinne, dass das von Paulus jetzt eine dogmatische Aussage ist und er wirklich davon überzeugt ist, dass wir Jesu Leiden vervollständigen müssen, damit wir überhaupt erlöst sind. So ist das überhaupt nicht gemeint. Paulus sagt ja, dass er die Leiden in seinem irdischen Leben ergänzt, die nicht an dem irdischen Leib Christi fehlen, sondern an dessen mystischem Leib, der die Kirche ist. Er ergänzt nichts an dem Leiden Christi am Kreuz von Golgota, sondern an dem Leiden des mystischen Leibes Christi. Christus leidet immerfort, wenn die Kirche leidet. Das ist ja eine zutiefst mystische Wahrheit. Er ist das Haupt und wir sind die Glieder. Und wenn wir leiden und dieses Leiden für die Kirche bereitwillig tragen, dann ist das ein Hinzufügen der Leiden des mystischen Leibes Christi.
Paulus tut das auf besondere Weise, weil er Diener der Kirche geworden ist. Als Geweihter und Apostel hat er eine besondere Berufung , einen Dienst am Wort Gottes. Und jeder Dienst, den wir im Namen Gottes erfüllen, ist mit Leiden verbunden. So wie Christus gelitten hat, so leiden wir als Kirche. Paulus soll aber nicht einfach Diener von Buchstaben sein, sondern Diener am fleischgewordenen Wort Gottes, Christus, der offenbar geworden ist. Seine Aufgabe ist, allen Menschen das Geheimnis offenbar zu machen, das Christus ist, damit sie ihn annehmen und „dargestellt“ werden. Damit ist gemeint, dass alle für Christus gewonnen werden und sich taufen lassen. Dadurch werden sie gerechtfertigt und können vor Christus hingestellt werden.
Alles, was Paulus tut und was er erreicht, tut er mit der Kraft Gottes, der in ihm wirkt. Nichts tut er aus sich selbst heraus und für sich selbst.
Er deutet zu Anfang des zweiten Kapitels an, dass er Kämpfe in Laodizea auszutragen hat. Seien es geistige, seien es sichtbare Kämpfe: Letztendlich erkennt er, dass er dies zur Sühne für jene tut, die Christus erkennen und annehmen sollen. Er tut es, damit als Frucht seines Leidens die Bekehrung vieler Menschen erwirkt wird. Christus ist es schließlich, in dem alle „Schätze der Weisheit und Erkenntnis“ verborgen sind. Er ist die Weisheit selbst. Er ist die Erkenntnis selbst. Wer ihn erkennt und annimmt, nimmt zugleich den Gnadenreichtum an.

Ps 62
6 Bei Gott allein werde ruhig meine Seele, denn von ihm kommt meine Hoffnung.

7 Er allein ist mein Fels und meine Rettung, meine Burg, ich werde nicht wanken.
8 Bei Gott ist meine Rettung und meine Ehre, mein starker Fels, in Gott ist meine Zuflucht.
9 Vertraut ihm, Volk, zu jeder Zeit! Schüttet euer Herz vor ihm aus! Denn Gott ist unsere Zuflucht.

Als Antwort beten wir Psalm 62, der betitelt ist mit „Vertrauen auf Gottes Macht und Huld“. Eigentlich handelt es sich bei dem Psalm um ein Klagelied König Davids. Doch wir beten heute die Verse aus dem zweiten Teil des Psalms, der nach dem typischen Stimmungsumschwung von Lobpreis und Ermahnung geprägt ist.
Vers 6 fasst zusammen, was Augustinus am Anfang seiner Confessiones schreibt: Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir. Die Sehnsucht nach Gott treibt uns um, so auch König David. Eine echte Ruhe kann ihm nur der Herr schenken, zu dem er immer wieder ins Offenbarungszelt kommt, mit dem er ganz innig im Gebet verbunden ist, den er mit vielen Liedern lobt und preist. Auf Gott hat er in seinem ganzen Leben immer wieder seine ganze Hoffnung gesetzt und ist nicht enttäuscht worden. Auch dieser Vers beweist, dass Gott sein Gebet erhört hat. Auch wir dürfen diese Hoffnung haben und müssen begreifen, dass wir nur in Gott wirklich ruhig werden können. Damit ist nicht eine Ruhe im Sinne von Entspannung gemeint, sondern eine Ruhe im Sinne eines inneren Friedens. Gott stillt unsere tiefe Sehnsucht. Die „Seele“, gemeint ist auch wir wie so oft der ganze Mensch mit seinem ganzen Leben, kommt am Ziel des Strebens und Suchens an.
Niemand kann unsere Sehnsucht so vollkommen stillen und uns wirklich aus unseren Nöten befreien wie Gott. Er ist Fels und Burg, zwei Bilder, die den Israeliten geläufig sind. Der Fels ist ein Bild aus der Natur, der das Standhalten gegen mächtige Gewalten gut umschreibt: Er trotzt der Gewalt des Meeres, wenn das Wasser gegen die Brandung schlägt. Die Burg ist ein Bild aus dem militärischen Bereich, das König David als erfolgreichster Feldherr Israels besonders vertraut ist. Gott ist sein Schutz vor den Feinden sichtbarer und unsichtbarer Art. Dass er auch einen geistigen Kampf auszustehen hatte, sehen wir an der dramatischen Niederlage – er ließ sich vom Anblick einer Frau verführen, die nicht seine Frau war.
Gott ist sein Zufluchtsort, er ist seine Ehre. Das ist bemerkenswert. Er begreift, dass er sich nur mit Gott brüsten kann, nie mit seinen eigenen Taten oder Eigenschaften. Darin tut er es Paulus gleich, der bekennt, dass die Kraft Gottes in ihm wirkt und er nicht aus eigener Kraft Menschen für Christus gewinnt.
König David möchte, dass die Israeliten es ihm gleich tun und ihre ganze Hoffnung auf Gott setzen. Sie können ihm wirklich ganz vertrauen, weil Gott sie nie enttäuschen wird. Er ist nicht nur Davids Zuflucht, sondern auch die des ganzen Volkes. Er verleiht viel mehr Schutz als jede noch so starke Stadtmauer. Wie so oft wird auch hier deutlich: An Gottes Segen ist alles gelegen.

Lk 6
6 Es geschah an einem anderen Sabbat, dass er in die Synagoge ging und lehrte. Dort war ein Mann, dessen rechte Hand verdorrt war.
7 Die Schriftgelehrten und die Pharisäer aber gaben Acht, ob er am Sabbat heilen werde; sie suchten nämlich einen Grund zur Anklage gegen ihn.
8 Er aber kannte ihre Gedanken und sagte zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Steh auf und stell dich in die Mitte! Der Mann stand auf und stellte sich hin.
9 Dann sagte Jesus zu ihnen: Ich frage euch: Ist es am Sabbat erlaubt, Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder zugrunde zu richten?
10 Und er sah sie alle der Reihe nach an und sagte dann zu dem Mann: Streck deine Hand aus! Er tat es und seine Hand wurde wiederhergestellt.
11 Sie aber in ihrem Unverstand berieten sich untereinander, was sie gegen Jesus unternehmen könnten.

Im heutigen Evangelium hören wir wieder davon, wie Jesus durch seine Worte und sein Tun die Pharisäer provoziert, die ihn auf die Probe stellen wollen.
Es ist wieder Sabbat und Jesus geht in die Synagoge, um zu lehren. Dort ist ein Mann mit einer verdorrten rechten Hand. Die Gegner Jesu warten schon darauf, dass Jesus wieder gegen die Torah verstößt, indem er am Sabbat Verbotenes tut, nämlich jemanden zu heilen.
Was heißt es denn, eine verdorrte Hand zu haben? Das bedeutet in erster Linie, keiner Arbeit mehr nachgehen zu können, wahrscheinlich sind dem Mann auch schwere Sünden unterstellt worden, sodass die verdorrte Hand ihm als Strafe Gottes zugeschrieben worden ist.
Umso bemerkenswerter ist es, dass er sich in die Synagoge traut, wo viele Menschen mit dem Finger auf ihn zeigen könnten. Seine Hand ist vielleicht vertrocknet, aber sein Herz dürstet nach dem Wort Gottes. Er kommt, um zu lernen.
Dagegen haben die anwesenden Pharisäer intakte Hände, doch ein verstocktes Herz.
Jesus scheut die Konfrontation nicht, obwohl diese die Pharisäer noch mehr provozieren wird. Er stellt den Mann mit der verdorrten Hand in die Mitte. Diese geographische Zuordnung ist wichtig. In der Mitte befindet sich nämlich das Lesepult, an dem die Torah verlesen wird. Wenn Jesus den Geplagten nun in die Mitte stellt, wird er zum Mittelpunkt und zum konkreten Beispiel dessen, was die Torah beschreibt. Jesus tut dies also zur Veranschaulichung und aus pädagogischen Gründen. Alle Anwesenden können aus dem Folgenden also lernen, wenn sie wollen. Die Pharisäer bleiben jedoch verstockt und lernen deshalb nicht aus der Situation. Am Sabbat geht es darum, mehr Zeit zu haben, um Gott die Ehre zu geben, zu ruhen wie er und dem Vieh sowie den Arbeitern eine Erholung zu gönnen. Wie geben wir Gott die Ehre? Indem wir ihn von ganzem Herzen lieben und deshalb seine Gebote halten. Gleichzeitig sollen wir unseren Nächsten lieben wie uns selbst und deshalb die Gebote Gottes, die den Nächsten betreffen, ebenso halten.
Jesus tut einen Akt der Nächstenliebe an dem Mann mit der verdorrten Hand. Er tut dies an der Stelle der Torah, um herauszustellen, dass ihr Kern die Liebe ist. Er heilt den Mann nicht nur körperlich und rettet sein Leben, wie er es hier sagt. Er gibt ihm wieder die Möglichkeit, Geld zu verdienen und seine Familie zu versorgen, die er vielleicht hat. Er bringt ihn zurück in die Gesellschaft. Es geht am Sabbat nicht darum, unter allen Umständen tatenlos zu sein um der Tatenlosigkeit willen. Man soll die Arbeit ruhen lassen, um diese Zeit und Kraft Gott zu schenken. Durch die Heilung des Mannes tut Jesus genau dies. Die Pharisäer haben den ursprünglichen Sinn des Gebotes längst vergessen und echauffieren sich deshalb über Jesu „Verstoß“. Auch hier sehen sie die Gebote, aber nicht den Geber der Gebote. Auch hier erkennen sie Jesus als Messias nicht.
Jesus sieht uns an. Er schaut jeden Menschen und dabei in das Herz hinein. Er sieht, was wir gar nicht mal selbst sehen. Es stimmt nicht, dass Gott unser Leben egal ist. Er sieht alles und weiß alles. Wir sind es nur, die vor dem Blick flüchten so wie Adam und Eva nach dem Sündenfall. Wir wollen nicht angesehen werden und schauen selber weg.
Heute haben die Pharisäer erneut die Zeit der Gnade nicht erkannt. Im Gegenteil. Sie überlegen sogar gemeinsam, wie sie Jesus in Zukunft beseitigen können. Ist uns bewusst, dass wenn wir verstockt sind und uns von Gott nicht belehren lassen, so werden wie die Pharisäer? Wir versuchen dann, den Herrn mundtot zu machen, damit er uns nicht mehr belästigt, damit wir unser Leben weiterleben können, ohne uns ändern zu müssen. Verhärten wir nicht unser Herz wie sie, sondern lassen wir uns belehren. Nehmen wir die Lektionen Gottes ernst, der der perfekte Pädagoge ist. Gehen wir die Partnerschaft mit Gott in den Kämpfen unseres Lebens ein und sehen wir alles mit Gottes Augen. Und lernen wir, was es wirklich heißt, in Gott zu ruhen. Das heißt nicht, seinen Körper möglichst nicht anzustrengen. Das heißt, mehr Zeit mit ihm zu verbringen, im Gebet mit ihm verbunden zu sein, das Herz wieder zur Ruhe zu bringen, wieder neu seine Liebe ins Herz eingegossen zu bekommen, damit wir so wie Paulus mit neuer Kraft unsere Berufung leben können, indem Christus in uns wirkt.

Ihre Magstrauss

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