Samstag der 22. Woche im Jahreskreis

Kol 1,21-23; Ps 54,3-4.6 u. 8; Lk 6,1-5

Kol 1
21 Auch ihr standet ihm einst fremd und feindlich gegenüber; denn euer Sinn trieb euch zu bösen Taten.
22 Jetzt aber hat er euch durch den Tod seines sterblichen Leibes versöhnt, um euch heilig, untadelig und schuldlos vor sich hintreten zu lassen.
23 Doch müsst ihr im Glauben bleiben, fest und in ihm verwurzelt, und ihr dürft euch nicht von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt, abbringen lassen. In der ganzen Schöpfung unter dem Himmel wurde es verkündet und ich, Paulus, bin sein Diener geworden.

Heute hören wir wieder einen Ausschnitt aus dem Kolosserbrief. Er knüpft an an den wunderbaren Christushymnus, dem die gestrige Lesung passagenhaft entnommen war. Was Paulus in dem Hymnus theologisch betrachtet hat, konkretisiert er nun für die Gemeinde in Kolossä.
Die Kolosser standen Christus feindlich gegenüber, als sie noch nicht gläubig und getauft waren. Durch ihren Lebenswandel taten sie das Gegenteil von dem, was Jesu Evangelium besagt. Vielmehr begingen sie böse Taten, haben gesündigt.
Nun sind sie aber getauft auf „den Tod seines sterblichen Leibes“. Er hat ihre Rechtfertigung erwirkt, also dafür gesorgt, dass sie heilig und untadelig vor ihm stehen können. Nun stehen sie ihm nicht mehr fremd und feindlich gegenüber, sondern gehören zu seiner Familie, denn sie sind in der Taufe den neuen Bund eingegangen.
Mit der Taufe ist nicht alles abgeschlossen, sondern es ergeht an die Kolosser ein lebenslanger Auftrag: „Doch müsst ihr im Glauben bleiben“. Die Kolosser sind heilig und untadelig geworden in der Taufe. Aber dieser Zustand der absoluten Rechtfertigung muss beibehalten werden. Durch die schwere Sünde verliert der Getaufte den Zustand der Taufgnade. Damit das nicht geschieht, soll er im Glauben bleiben und darf sich nicht von der Hoffnungsbotschaft Christi abbringen lassen. Diese ist ja unter dem Himmel verkündet worden und wird bis heute überall verkündet. Dafür ist Paulus ja auch zum Apostel berufen worden – um Diener des Evangeliums zu sein.

Ps 54
3 Gott, durch deinen Namen rette mich, verschaff mir Recht mit deiner Kraft!
4 Gott, höre mein Bittgebet, vernimm die Worte meines Mundes!
6 Siehe, Gott ist mir Helfer, der Herr ist unter denen, die mein Leben stützen.
8 Bereitwillig will ich dir opfern, will deinem Namen danken, HERR, denn er ist gut.

Als Antwort beten wir Ps 54, der betitelt ist mit „Hilferuf eines Bedrängten“. Es handelt sich dabei um ein „Klagelied des Einzelnen“. Wie so oft beinhaltet er Klagerufe, Bittrufe an Gott und einen Stimmungsumschwung nach ergangener Gebetserhörung.
Vers 3 ist ein Bittruf, den König David in seiner Notsituation an Gott richtet: Gott soll Recht verschaffen. Gott ist der absolut gerechte Richter und reagiert bereits jetzt in diesem Leben auf das Unrecht, das uns trifft. David hat sehr großes Gottvertrauen und begreift, dass wenn er in Gottes Namen etwas erbittet, es auch erhalten wird.
Gott soll sein Bittgebet erhören. Das tut er auch immer wieder, weil David so innig mit ihm verbunden ist.
Ab Vers 6 ändert sich der Duktus des Psalms schlagartig, denn David dankt Gott bereits für dessen ergangene Hilfe. Gott stützt sein Leben, denn es ist ein Gott des Lebens. Gott stützt auch unser Leben, aber nicht einfach in der Hinsicht, dass er uns ein bequemes Diesseits beschert. Vielmehr geht es um ein Leben in Fülle, das er uns schenken möchte.
David ist erhört worden und möchte als Dank dem Herrn ein Opfer darbringen. Er möchte Gottes Namen danken, auf den er ja die Bitte um Hilfe formuliert hat. Auch wir haben Grund zum Dank, denn wir sind erlöst worden. So wie die Kolosser waren wir einst fremd und feindlich gegenüber Christus, doch er hat mit seinem Leben unser ewiges Leben bezahlt. So gehören wir nun seiner Familie an. Tagtäglich werden wir mit allem Segen Gottes gesegnet, überschüttet mit seinem reichen Gnadenschatz. Das ist stets Lobpreis und Anbetung wert. Unseren Dank drücken wir nun nicht mehr mit der Opferung eines Tiers aus, sondern durch die Darbringung des Messopfers. Nicht umsonst heißt es Eucharistie, Danksagung.
Gott ist gut. Alles, was er tut und was er von uns verlangt, dient uns zum Besten. Wir dürfen das nie vergessen, besonders dann nicht, wenn wir eine schwierige Lebensphase durchlaufen. Gott ist nicht heimtückisch. Er will uns nie eins auswischen. Sein Plan für jeden Menschen hat stets das himmlische Heil und die ewige Gemeinschaft mit ihm zum Ziel.

Lk 6
1 Es geschah aber an einem Sabbat, dass er durch die Kornfelder ging, und seine Jünger rissen Ähren ab, zerrieben sie mit den Händen und aßen sie.
2 Da sagten einige Pharisäer: Warum tut ihr, was am Sabbat nicht erlaubt ist?
3 Jesus erwiderte ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren –
4 wie er in das Haus Gottes ging und die Schaubrote nahm, die allein die Priester essen dürfen, und sie aß und auch seinen Begleitern davon gab?
5 Und Jesus sagte ihnen: Herr über den Sabbat ist der Menschensohn.

Im Evangelium hören wir eine Episode, dir wir schon einmal in der Markusversion gehört haben: Die Pharisäer stören sich erneut an Jesu Verhalten bzw. an dem seiner Jünger so wie gestern: Die Jünger wagen es, am Sabbat Ähren vom Feld zu pflücken und zu essen. Warum tun sie das überhaupt? Jesus ist mit seinen Jüngern unterwegs und da bekommt man eben Hunger. Sie müssen etwas essen, deshalb bedienen sie sich an den Ähren. Das hat auch nichts mit Stehlen zu tun, wie man jetzt vielleicht daraus schließen könnte. Laut Dtn 23,26 ist es erlaubt, mit der Hand Ähren vom Feld eines anderen zu pflücken. Jesus und seine Jünger sind stets unterwegs. Sie haben keinen festen Wohnsitz und führen ein anderes Leben als die anderen. Sie müssen irgendwann essen und somit erlaubt Jesus ihnen auch das Essen von den Ähren.
Als sie dafür von anderen kritisiert werden, verweist Jesus auf König David und seine Begleiter, die sogar die Schaubrote im Offenbarungszelt essen, die eigentlich nur für die Priester gedacht sind. Was Jesus durch diesen Verweis sagen möchte, ist: Es gibt Gebote nicht dafür, dass wir eingeschränkt werden. Sie sollen uns ja in die Freiheit führen. Wenn Jesus den Sinn von Geboten erklärt, hat das höchste Autorität. Er ist Gott und erklärt den Menschen höchstpersönlich, warum er die Gebote den Menschen überhaupt gegeben hat! Die Sabbatruhe ist nicht dafür da, dass man verhungert (auch nicht, dass jemand an einer Krankheit stirbt, wenn man ihn nicht heilt). Er ist dafür da, damit wir mehr Zeit für das Gebet und die Beziehung mit Gott haben. Die Kritik der Menschen geht also an dem Sinn der Sabbatruhe vorbei. Seine Jünger werden ihre Gottesbeziehung nicht weniger verinnerlichen können, nur weil sie eine Mahlzeit zu sich genommen haben. Im Gegenteil: Sie folgen Jesus nach, durch den sie eine ganz innige Beziehung zum Herrn lernen. Aber auch heute sehen wir, dass die Menschen Jesus als Messias und Gott nicht erkennen. Sie sehen nicht, dass er schon längst mitten unter ihnen ist. Sie verstehen dadurch auch nicht, wenn Jesus sagt: Der Menschensohn ist Herr über den Sabbat. Gott ist höher als seine gegebene Torah.
Auch hier lernen wir, worum es eigentlich gehen sollte: um die Beziehung zu Gott. So wie König David ganz nah an Gottes Herz hing, sollen auch die Juden zur Zeit Jesu leben. Schließlich ist die Motivation für das Halten der Gebote Gottes die Liebe zu ihm. Den Kritikern Jesu geht es aber nicht um Beziehung, um Liebe oder sonst etwas. Ihnen geht es um das Halten der Gebote um der Gebote selbst willen. Sie sind so beschäftigt damit, in ihrer eigenen Selbstgerechtigkeit und der Buchstabentreue zu verbleiben, dass sie das Heil direkt vor ihren Augen nicht erkennen. Ja noch schlimmer – sie verwehren es auch noch jenen, die sie wie eine Torah-Polizei verurteilen. Sie lassen sich nicht belehren, auch nicht von Gott selbst. Aber Jesus sieht ihr Herz und gibt durch seine Erklärungen immer wieder die Chance, es zu verstehen. Er liebt auch die Pharisäer von ganzem Herzen und möchte ihnen helfen. Er sieht, dass die Pharisäer zwar kritisieren, aber selbst die absolut strikte Sabbatruhe nicht nutzen, um ihre Beziehung zum Herrn zu vertiefen. Jesus nimmt kein Blatt. Manchmal braucht es eine härtere Sprache oder strengeres Ermahnen, damit die Menschen überhaupt zur Einsicht kommen. Aber das geschieht genauso aus Liebe wie die Worte „Auch ich verurteile dich nicht“ oder „Fürchte dich nicht“ oder „Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein“. Liebe kennt viele Sprachen und manchmal muss man auch kritisieren. Liebe heißt nicht Friede, Freude, Eierkuchen. Gott ist die Liebe und das schließt auch das Gericht ein. Doch womit Gott „straft“ ist immer nur die Liebe.

Ihre Magstrauss

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