Hos 8,4-7.11-13; Ps 115,3-4.5-6.7abu. 8.9-10; Mt 9,32-38
Hos 8
4 Sie setzen Könige ein, aber gegen meinen Willen; sie wählen Regierende aus, doch ich erkenne sie nicht an. Sie machen sich Götzen aus ihrem Silber und Gold – damit es vernichtet wird.
5 Samaria, dein Kalb ist verworfen. Mein Zorn ist entbrannt gegen sie; wie lange noch sind sie unfähig zur Reinheit?
6 Denn von Israel kommt es: Ein Handwerker hat es gemacht – ein Gott ist es nicht. Ja, zu Splittern soll es werden, das Kalb von Samaria.
7 Denn Wind säen sie und ernten Sturm. Ein Halm ohne Ähren bringt kein Mehl. Und wenn er es brächte – verschlingen würden es Fremde.
11 Efraim hat viele Altäre gebaut, um zu sündigen, ja, Altäre zum Sündigen sind sie ihm geworden.
12 Wieder und wieder schreibe ich meine Weisung auf für ihn – angesehen wird sie wie die eines Fremden.
13 Schlachtopfer, die mir dargebracht werden sollen, schlachten sie und essen das Fleisch selbst. Der HERR hat kein Gefallen an ihnen. Jetzt wird er ihrer Schuld gedenken und sie heimsuchen wegen ihrer Sünden: Sie müssen nach Ägypten zurückkehren.
Heute hören wir wieder aus dem Propheten Hosea. Gestern endete die Lesung mit Heilsverheißungen. Heute dagegen geht es um die Folgen des Bundesbruches. Der Prophet deutet dem Volk die katastrophalen Ereignisse. Zu der Zeit seiner Worte ist Israel von den Assyrern verschleppt bzw. belagert worden. Es wird als „Rückkehr nach Ägypten“ umschrieben, wobei damit nicht der reale Ort, sondern ein theologischer Code gemeint ist.
Das Kapitel beginnt mit zusammenfassenden Aussagen: „An deinen Mund das Horn! Wie der Geier über dem Haus des HERRN! Weil sie meinen Bund übertreten haben und meiner Weisung untreu geworden sind. Sie schreien zwar zu mir: Mein Gott! Wir, Israel, kennen dich doch. Aber Israel hat das Gute verworfen.“ Unser heutiger Abschnitt setzt bei Vers 4 an. Gott zählt die Untaten Israels auf, weshalb er ihre jetzigen Anrufungen nicht ernst nehmen kann. Denn sie machen sich ein eigenes Königtum, obwohl der König nach Gottes Willen ausgesucht und gesalbt werden soll. So haben sie keinen Segen. Sie haben zudem eigene Götter aus Edelmetall gebastelt, die nichts mit dem einzig wahren Gott zu tun haben.
Samaria – das ist die Hauptstadt des Nordreichs und wird pars pro toto genannt so wie Jerusalem beim Südreich, also als Teil des Ganzen. Sein Kalb ist verworfen. Das deutet den Götzenkult an, von dem wir gestern schon gehört haben. Es geht um den Baalskult. Gottes Zorn ist entbrannt, das heißt er lässt das Unrecht nicht mehr länger zu. Seine makellose Braut hat sich verunreinigt. So kann sie aber nicht die Braut des heiligen Gottes sein.
Ein Götze ist von einem Handwerker hergestellt. Das allein sollte schon die Nichtigkeit der Figur entlarven. Wir müssen dabei bedenken, dass die Figur selbst als Gott angebetet worden ist. Sie ist also viel mehr als ein Symbol oder eine Darstellung. Es ist ein Kultbild, das als lebendiges Wesen angesehen wurde. Weil sich die Israeliten also vor ein menschengemachtes Ding niedergeworfen haben, wird der Allmächtige, dem allein die Anbetung gebührt, das Ding in Splitter zerfallen lassen.
„Denn Wind säen sie und ernten Sturm.“ Die Sünde bleibt nie ohne Konsequenz. Wer sündigt, bekommt die unheilvollen Folgen an sich zu spüren. Sünde bringt Fluch auf den Menschen, keinen Segen. Deshalb wird hier das Bild von Halmen ohne Ähren gebraucht. Und selbst wenn Früchte daran wären, würden sie nicht beim Besitzer landen, sondern beim Feind. Das sind Bilder für den fehlenden Segen Gottes. Das ist für uns ein wichtiger Aspekt, den wir schnell übersehen. Auch in unserer heutigen Zeit gibt es Menschen, die nach eigenen Regeln leben. Sie sündigen schwer und schneiden sich so von der Gnade Gottes ab. Und dann, wenn sie in Not sind, schreien sie vielleicht zu Gott. Wenn er ihr Gebet dann nicht erhört, wenden sie sich endgültig von ihm ab und sagen: „Seht ihr. Gott gibt es nicht. Er hat mein Gebet nicht erhört.“ Doch sie verstehen nicht, dass sie die „Leitung“ zu ihm schon vorher durchtrennt haben. Es liegt nicht an Gott, der Bedingungen stellt und nur den braven Geschöpfen hilft, sondern an den Menschen, die durch freie Entscheidung Gott von sich geschoben haben. Wenn Gott unser Gebet nicht erhört, hat das natürlich unterschiedliche Ursachen. Manchmal erhört er es zu einem späteren Zeitpunkt oder auf eine andere Art und Weise. Aber manchmal liegt das auch an unserem Zustand. Deshalb müssen wir uns immer prüfen, ob wir im Stand der Gnade oder verstockt sind.
Die Vorwürfe gegen Israel setzen sich fort. Efraim hat Altäre für den Götzendienst errichtet. Die Stämme des Nordreiches vermischen den Glauben an den einen wahren Gott mit dem Baalskult und mit allen möglichen anderen Gottheiten anderer Völker. Auf dem Garizim beten sie Jahwe an und bilden somit eine Konkurrenz zum Tempel in Jerusalem. Durch den Propheten Hosea wird hier ganz deutlich, dass dieses Heiligtum eine Fälschung ist. Es ist Gott nicht gefällig. Sie hören auch nicht auf die Worte der Propheten Gottes. Sie behandeln sie wie Fremde.
Die Schlachtopfer für Jahwe werden einfach selbst verspeist. Sie halten sich einfach gar nicht an das mosaische Gesetz, sondern gestalten ihre Kultpraxis nach eigenem Gutdünken. Weil sie sich so untreu verhalten, müssen sie also zurückkehren nach Ägypten. Dies meint wie oben beschrieben nicht den realen Ort Ägypten, denn sie müssen ja nach Assur. Es geht vielmehr um den theologischen Topos der Sklaverei und Fremdherrschaft. So wie damals müssen die Israeliten des Nordreichs für die Assyrer Sklavendienste verrichten und haben keine Freiheit mehr.
Ps 115
3 Unser Gott, er ist im Himmel, alles, was ihm gefällt, vollbringt er.
4 Ihre Götzen sind nur Silber und Gold, Machwerk von Menschenhand.
5 Sie haben einen Mund und reden nicht, sie haben Augen und sehen nicht,
6 sie haben Ohren und hören nicht, sie haben eine Nase und riechen nicht;
7 ihre Hände, sie greifen nicht, ihre Füße, sie gehen nicht.
8 Ihnen werden gleich, die sie machen, alle, die auf sie vertrauen.
9 Israel, vertrau auf den HERRN! Er ist ihr Schild und ihre Hilfe.
10 Haus Aaron, vertraut auf den HERRN! Er ist ihr Schild und ihre Hilfe.
Der heutige Psalm stammt aus dem fünften Psalmenbuch. Er reflektiert die Nichtigkeit von Kultbildern – perfekte Antwort auf die Lesung! Die umliegenden Völker haben sich über die Juden stets lustig gemacht, weil diese keine Götzenbilder haben. Ihnen wurde deshalb immer wieder gesagt, dass ihr Gott nicht existieren würde. Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf die Lesung wird das richtige Verständnis und der Grund für das Fehlen solcher Bilder verdeutlicht.
Gott ist der rein Transzendente. Er ist von seiner Schöpfung kategorial unterschieden. „Er ist im Himmel“. Er kann nicht zugleich Teil der Schöpfung sein. Er kann kein menschengemachtes Ding sein, Teil der geschaffenen Welt, wenn er sie erschaffen hat. Er lebt ganz in der Ewigkeit und von dort aus vollbringt er alles nach seinem Willen („was ihm gefällt“).
Im Gegensatz zu Gott, der einen heiligen Willen hat und für den nichts unmöglich ist, haben Götzen vielleicht einen Mund, Augen, Ohren, eine Nase, Hände und Füße, doch sie sind tot. Sie können damit nichts tun, denn in ihnen ist kein Leben. Sie sind einfach nur Statuen. Wie töricht ist es also, auf solche toten Figuren zu vertrauen! Es heißt im Psalm sogar, dass jene, die den Götzen vertrauen, sich vor ihnen niederwerfen und sie anbeten, ihnen gleich gemacht werden. Gemeint ist, dass auch sie tot sein werden. Dies ist einerseits auf ihr irdisches Dasein zu beziehen, andererseits auf den ewigen seelischen Tod. Wer Götzendienst treibt, begeht die schlimmste Sünde und wird somit auf das ewige Leben bezogen ewig von Gott abgeschnitten sein. Das ist die drastischste Konsequenz, die den Menschen erwarten kann.
Und deshalb erfolgt in Vers 9 der Appell: „Israel, vertrau auf den HERRN! Er ist ihr Schild und ihre Hilfe.“ Die Betonung liegt auf „HERRN“ und auf „ER“. Nicht die Götzen sind die Stütze, sondern Gott allein. Eine tote Statue kann das Volk nicht beschützen oder Gebete erhören. Das zeigt sich in der Lesung nun an dem Einfall der Assyrer und der politischen Katastrophe im Nordreich. Ihre Kalbstatue hat diese Katastrophe nicht abwenden können.
Mit „Haus Aaron“ werden speziell die Priester angesprochen, die die Opfer darbringen. Sie sollen sich von der Darbringung von Götzenopfern abwenden und sich wieder allein dem HERRN zuwenden. Ihm sollen sie Opfer darbringen, denn nur er kann Schild und Hilfe sein.
Mt 9
32 Als sie gegangen waren, siehe, da brachte man einen Stummen zu ihm, der von einem Dämon besessen war.
33 Er trieb den Dämon aus und der Stumme konnte reden. Alle Leute staunten und sagten: So etwas ist in Israel noch nie gesehen worden.
34 Die Pharisäer aber sagten: Mit Hilfe des Anführers der Dämonen treibt er die Dämonen aus.
35 Jesus zog durch alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte alle Krankheiten und Leiden.
36 Als er die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben.
37 Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter.
38 Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!
Jesus heilt viele verschiedene Krankheiten und Leiden. Gestern hat er sogar ein totes Mädchen wieder zum Leben erweckt. Das zeigt wirklich, dass für Gott nichts unmöglich ist. Es schließt sich der Kreis mit der Lesung und dem Psalm. Gott ist ein Gott des Lebens. Er möchte Menschen deshalb ein Leben in Fülle schenken. Heute kommt zum Beispiel ein Stummer zu ihm, der aufgrund eines Stummheits-Dämons nicht sprechen kann. Mit Leichtigkeit kann er dem Dämon befehlen, aus dem Mann herauszufahren, sodass dieser wieder sprechen kann. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil auch Pharisäer in der Lage waren, gewisse Exorzismen durchzuführen. Ihnen war es aber nicht möglich, stumme Dämonen zu exorzieren. Diese konnten ihren Namen nämlich nicht nennen, was der entscheidende und entmachtende Moment bei einem Exorzismus ist. Umso deutlicher wird für die Menschen, dass Jesus mehr als nur ein gewöhnlicher Mensch sein muss. Er kann jede Art von Dämon austreiben, also ist er Gott! Die Pharisäer gefällt das überhaupt nicht, deshalb verunglimpfen sie den Messias mit der Anschuldigung, er treibe mithilfe des Anführers der Dämonen Dämonen aus. Das ergibt keinen Sinn und so entlarven sie ihre eigene Missgunst.
Wir erfahren davon, dass Jesus durch viele Städte und Dörfer zieht, lehrt und heilt. Es sind aber viele Menschen, viele Orte, aber wenig Zeit.
Jesus sieht die Menschen an, die sich bei ihm versammeln. Sie sind müde und erschöpft. Das wird zum einen auf die physische Erschöpfung zu beziehen sein, denn die Menschen reisen von überall her an, um ihm zu begegnen. Aber was Jesus meint, ist eine andere Art von Erschöpfung. Er sieht ihre Bemühungen, vor Gott gerecht zu sein, die ganzen Gebote zu halten und zugleich die Anstrengungen in der Fremdherrschaft der Römer. Sie warten sehnlichst auf Erlösung durch den Messias, der sie von dieser Fremdherrschaft befreien soll. Es sind viele Faktoren, die ihnen die Kräfte rauben. Was sie brauchen, ist das Heil, das er ihnen durch das Kreuz spenden wird. Bis dahin brauchen sie das Wort Gottes, das sie auf dem Weg dahin wieder stärkt. Sie brauchen Orientierung in ihrem Leben und eine Erfrischung durch den Geist Gottes. Sie brauchen den guten Hirten, der ihnen all das geben kann.
Jesus sieht auch die vielen Massen und sagt deshalb: „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter.“ Das Wort Gottes auszustreuen in die ganze Welt benötigt viele Arbeiter. Er verwendet das den Menschen bekannte Bild der Ernte für die Endzeit. Mit seinem Kommen ist diese Zeit angebrochen. Die Ernte ist reif, doch zum Einholen der Ernte braucht Jesus die Hilfe von anderen Menschen. Gott braucht als Allmächtiger eigentlich keine Hilfe, aber er möchte bei seinem wunderbaren Werk die Menschen einbeziehen. Er hat dies immer wieder durch die Propheten getan, die sein Wort verkündet und weitergegeben haben. Jesus möchte aus diesem Grund auch Menschen berufen, sein Wort zu verkünden.
Dass sich Menschen zu Arbeitern im Weinberg des Herrn bereit erklären, ist keine Selbstverständlichkeit. Das ist ein besonderer Dienst mit großer Verantwortung und Bürde. Doch es ist eine entscheidende Aufgabe. Deshalb müssen alle Menschen Gott darum bitten. Das tut die Kirche, indem sie Gebetsstunden um geistliche Berufungen abhält, insbesondere am Donnerstag vor dem Herz-Jesu-Freitag. Bis heute können wir nicht ohne die Priester leben. Wie soll die Eucharistie immerzu fortbestehen, wenn es keine Geistlichen gibt, die sie darbringen? Und ohne Eucharistie kann der Mensch nicht leben. Also liegt die Zahl der Priesterberufungen zu einem großen Teil in unserer Hand. Wir dürfen uns also nicht um die geringen Zahlen beklagen und am besten noch lästern, sondern wir müssen uns selbst fragen, ob wir genug um heilige Priester gebetet haben! Und viele Dinge, die jenseits des sakramentalen Lebens zur Einholung der Ernte zu tun sind, können wir alle tun, wir die getauft und gefirmt sind. Packen wir mit an, wo wir etwas tun können?
Ihre Magstrauss