Freitag der 17. Woche im Jahreskreis

Jer 26,1-9; Ps 69,5.8-9.10 u. 13.14; Mt 13,54-58

Jer 26
1 Im Anfang der Regierung Jojakims, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda, erging vom HERRN dieses Wort:

2 So spricht der HERR: Stell dich in den Vorhof des Hauses des HERRN und sag zu den Leuten, die aus allen Städten Judas kommen, um sich im Haus des HERRN niederzuwerfen, alles, was ich dir ihnen zu verkünden aufgetragen habe; kein Wort sollst du weglassen.
3 Vielleicht hören sie und kehren um, jeder von seinem bösen Weg, sodass mich das Unheil reut, das ich ihnen wegen der Bosheit ihrer Taten zugedacht habe.
4 Sag also zu ihnen: So spricht der HERR: Wenn ihr nicht auf mein Wort hört und meiner Weisung nicht folgt, die ich euch gegeben habe,
5 wenn ihr nicht auf die Worte meiner Knechte, der Propheten, hört, die ich zu euch sende, unermüdlich sende, obwohl ihr nicht hört,
6 dann verfahre ich mit diesem Haus wie mit Schilo und mache diese Stadt zu einem Fluch bei allen Völkern der Erde.
7 Die Priester, die Propheten und das ganze Volk hörten, wie Jeremia diese Worte vor dem Haus des HERRN vortrug.
8 Als Jeremia alles gesagt hatte, was er im Auftrag des HERRN vor dem ganzen Volk zu verkünden hatte, ergriffen ihn die Priester, die Propheten und alles Volk und schrien: Du musst sterben!
9 Warum prophezeist du im Namen des HERRN: Wie Schilo wird es diesem Haus gehen und diese Stadt wird verwüstet und entvölkert werden? Das ganze Volk rottete sich beim Haus des HERRN um Jeremia zusammen.

In der Lesung hören wir wieder einen Ausschnitt aus dem Propheten Jeremia. Mittlerweile geht es um ein Gotteswort, das zur Zeit des Königs Jojakim an den Propheten ergeht. Dieser König, der Propheten hinrichten ließ und grundsätzlich wenig auf die Worte des Herrn hörte, wird am Ende seines Lebens den Einfall der Babylonier mit eigenen Augen sehen. Das wird einen großen Schock vor seinem Tod darstellen.
Jeremia soll die folgenden Worte Gottes vollständig den Pilgern wiedergeben, die zum Tempel kommen. Er soll sich dabei in den Vorhof stellen. Es ist eine der letzten Umkehrchancen, bevor die Babylonier Juda belagern werden.
Er soll verkünden: „Wenn ihr nicht auf mein Wort hört und meiner Weisung nicht folgt, die ich euch gegeben habe“ – mit der Weisung ist die Torah gemeint. Wenn die Israeliten, die ja in einer Bundesbeziehung mit Gott stehen, ihre Aufgabe nicht erfüllen, ihr Versprechen nicht halten, wird etwas Schlimmes passieren.
„Wenn ihr nicht auf die Worte meiner Knechte, der Propheten, hört, die ich zu euch sende, unermüdlich sende, obwohl ihr nicht hört“ – Gott hat seinen Willen klar und deutlich benannt und seine auserwählten Werkzeuge sind stets auf Widerstand gestoßen. Ja, sie wurden sogar umgebracht dafür, dass sie den heiligen Willen Gottes den Menschen vermittelt haben.
Wenn sie auch jetzt kurz vor zwölf nicht auf ihn hören, wird Gott verfahren „wie mit Schilo“ und Jerusalem „zu einem Fluch bei allen Völkern der Erde“ machen. Das heißt, dass die anderen Völker nicht mehr gut und voller Bewunderung über Juda sprechen werden. Es wird zur Schande, weil sich ihr Gott als scheinbar ohnmächtig gegenüber den feindlichen Mächten erwiesen hat. Was aber ist mit Schilo passiert? Die Stadt ist 1050 v. Chr. von den Philistern zerstört worden. Auch dies war die Konsequenz des Ungehorsams gegenüber Gott.
Jeremia sprach diese Worte laut und deutlich, vollständig und mit Nachdruck. Alle Anwesenden konnten es hören. Doch anstatt sich die Worte zu Herzen zu nehmen, betroffen zu sein, das Bußgewand anzulegen und zu sühnen wie die Bewohner von Ninive, ergreifen die Menschen den Propheten, um ihn umzubringen. Sie hören überhaupt nicht auf ihn, sondern wollen ihn mundtot machen. Was sie eigentlich möchten, ist ihr Gewissen zum Schweigen zu bringen. Das meldet sich bei Jeremias Worten. Doch sie möchten sich nicht ändern und so muss er beseitigt werden.
Sie empören sich vor allem darüber, dass er sagte, dass Gott mit der Stadt so verfahren werde wie mit Schilo. Wir hören heute nicht, wie es ausgeht, aber liest man das 26. Kapitel weiter, erfährt man, dass er zunächst vor dem Tod bewahrt wird. Es ist so, wie Gott es ihm immer wieder verheißt: Sie zwingen dich in die Knie, aber sie werden dich nicht beseitigen. Denn ich bin mit dir, um dir zu helfen.

Ps 69
5 Zahlreicher als auf meinem Kopf die Haare sind die, die mich grundlos hassen. Mächtig sind, die mich verderben, meine verlogenen Feinde. Was ich nicht geraubt, das soll ich erstatten.
8 Denn deinetwegen erleide ich Hohn und Schande bedeckt mein Angesicht.
9 Entfremdet bin ich meinen Brüdern, den Söhnen meiner Mutter wurde ich fremd.
10 Denn der Eifer für dein Haus hat mich verzehrt, die Verhöhnungen derer, die dich verhöhnen, sind auf mich gefallen.
13 Es reden über mich, die am Stadttor sitzen, Spottlieder singen die Zecher beim Wein.

14 Ich aber komme zu dir mit meinem Bittgebet, HERR, zur Zeit der Gnade. Gott, in deiner großen Huld erhöre mich, mit deiner rettenden Treue!

Als Psalm wird heute ein Klagepsalm gebetet, in dem zunächst das Leiden detailliert geklagt wird. Dann kommen mehrere Bittrufe, die in unserem heutigen Abschnitt nicht zu lesen sind außer ganz am Ende.
„Zahlreicher als auf meinem Kopf die Haare sind die, die mich grundlos hassen.“ Der einzige Grund, den wir für das Hassen der Knechte Gottes nennen können – der gerechten Könige wie König David hier im Klagepsalm sowie der Propheten, die Gottes Willen verkünden – ist die Weigerung der Menschen, Gottes Wort anzunehmen. Jeremia hat den Menschen in Jerusalem ja z.B. gar nichts Unrechtes getan und doch hassen sie ihn – weil sie Gott hassen. Das ist ein wichtiger Gedanke, den wir auch heute beherzigen müssen. Wenn uns die Welt hasst, liegt es nicht an uns, sondern daran, dass sie zuerst Gott gehasst hat. Jesus wird genau dies zu seinen Jüngern sagen. Die Welt hat zuerst ihn gehasst, deshalb werden alle, die in seinem Namen auftreten, auch gehasst werden. Es geht ja um denselben Geist, um dieselbe Sache, für die man einsteht. Der eigentliche Kampf ist ein geistiger Kampf zwischen Gott und seinem Widersacher. Was zwischen Jeremia und seinen Mitmenschen geschieht, was zwischen Saul und David geschieht, das sind alles nur die Spitzen des Eisbergs.
Die Feinde sind mächtig – aber nur so mächtig, wie Gott es zulässt. Er gewährt ihnen einen gewissen Spielraum, aber wo dieser an seine Grenzen gerät, ist es ganz schnell vorbei mit diesen feindlichen Mächten.
„Denn deinetwegen erleide ich Hohn und Schande bedeckt mein Angesicht.“ Jesus ist dafür ausgeliefert und elendig getötet worden, dass er den Menschen gezeigt hat, wie der Vater ist. Er hat das Reich Gottes verkündigt mit göttlicher Vollmacht. Dafür ist er so schandvoll wie nur möglich gestorben. Schon die Propheten zuvor mussten dafür in den Tod gehen. Wie gesagt – der Mensch, der Gott ablehnt, lehnt auch dessen Knechte ab.
„Entfremdet bin ich meinen Brüdern, den Söhnen meiner Mutter wurde ich fremd.“ Wir wissen von den Evangelien her, dass Jesu Großfamilie ihn von der Verkündigung abhalten wollte und sogar sagte: „Er ist von Sinnen.“ Seine biologischen Verwandten haben ihn nicht verstanden. Vielmehr hat Jesus gesagt, dass jene, die den Willen seines Vaters tun, seine wahre Familie sind. Maria, seine biologische Mutter, war die allererste Jüngerin und so lag der Idealfall vor: Biologie und geistige Gesinnung waren eins! Doch wie sehr muss Jesus gelitten haben wegen derer, die so eine große Gnade erhalten haben, mit dem Fleisch gewordenen Wort Gottes verwandt zu sein! Sie haben die Zeit der Gnade nicht erkannt.
„Denn der Eifer für dein Haus hat mich verzehrt, die Verhöhnungen derer, die dich verhöhnen, sind auf mich gefallen.“ Das ist ein besonderer Vers, denn dies zitiert Johannes für Jesu Tempelreinigung. Es hat sich mit Jesus erfüllt. Aus Eifer für das Haus Gottes hat er die Händler aus dem Tempel vertrieben, die es zur Räuberhöhle gemacht haben. Dieser Eifer ist uns schon durch die Episode verdeutlicht worden, in der Jesus als Zwölfjähriger im Tempel zurückbleibt und mit den Ältesten und Schriftgelehrten debattiert. Als seine Eltern ihn voller Sorge im Tempel wiederfinden und ihn auf diese Aktion ansprechen, antwortet er ihnen: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ Der Eifer für das Haus Gottes ist nicht nur auf einen irdischen Bau beschränkt. Vielmehr geht es ihm schließlich um das Reich Gottes, um das Himmelreich, dass des Vaters eigentliches Haus ist! Und für eben jene Botschaft vom Reich Gottes ist er verhöhnt worden. Damit haben die Spötter auch den Vater im Himmel verspottet, denn Jesus und der Vater sind eins.
„Es reden über mich, die am Stadttor sitzen, Spottlieder singen die Zecher beim Wein.“ Spott und Mangel an Respekt sind typische Verhaltensweisen derer, die sich über Gott erheben. Deshalb achten sie auch jene nicht, die für Gott einstehen. Jesus selbst ist so sehr verspottet worden, selbst noch am Kreuz. Sogar einer der Mitgekreuzigten macht sich über Jesus lustig, obwohl ihn dasselbe Schicksal ereilt.
König David kommt vertrauensvoll mit seinem Bittgebet zu Gott und formuliert deshalb in Vers 14: „Gott, in deiner großen Huld erhöre mich, mit deiner rettenden Treue!“ Gott ist treu. Das ist entscheidend. Er hat König David den Beistand zugesagt, er hat auch Jeremia seine Hilfe versprochen. Er lässt auch seinen einzigen Sohn nicht im Tod. Er ist auch uns gegenüber treu, die wir den Taufbund mit ihm schließen. Er rettet auch uns aus aller Not und am Ende unseres Lebens vor dem Verderben. Gott ist der Retter und der Treue. Das müssen wir uns immer vor Augen halten, vor allem in schweren Zeiten.

Mt 13
54 Jesus kam in seine Heimatstadt und lehrte die Menschen in ihrer Synagoge, sodass sie außer sich gerieten vor Staunen und sagten: Woher hat er diese Weisheit und die Machttaten?
55 Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria und sind nicht Jakobus, Josef, Simon und Judas seine Brüder? 56 Leben nicht auch alle seine Schwestern unter uns? Woher also hat er das alles?
57 Und sie nahmen Anstoß an ihm. Da sagte Jesus zu ihnen: Nirgends ist ein Prophet ohne Ansehen außer in seiner Heimat und in seiner Familie. 58 Und er wirkte dort nicht viele Machttaten wegen ihres Unglaubens.

Heute hören wir im Evangelium einen Grundsatz, den wir selbst gut nachvollziehen können: „Ein Prophet wird in seiner Heimat nicht anerkannt.“
Jesus und seine Jünger kommen nach Nazaret, das Jesu Heimatstadt darstellt. Am Sabbat lehrt er in der Synagoge und die Anwesenden wundern sich sehr über seine Weisheit und die Wunder („Machttaten“). Dieses Staunen ist aber kein positives oder konstruktives, das eine Dankbarkeit über Gott nach sich zieht. Es ist vielmehr ein sich Wundern, das die Weigerung nach sich zieht, Gottes Gnade in einem ihnen von früher bekannten Menschen anzuerkennen. Menschen haben die Eigenart, andere abzustempeln und nicht für möglich zu halten, dass diese Abgestempelten sich ändern können. Jesus hat längst den Stempel „Sohn des Zimmermanns“ aufgedrückt bekommen. Dass er Rabbi und Wundertäter, ja sogar Sohn Gottes sein könnte, lassen sie nicht zu. Sie öffnen sich nicht für das Wirken des Hl. Geistes. Dieser wirkt nur dort, wo Menschen ihn zulassen. Diese Menschen nehmen aber Anstoß an Jesus, da sie ihn von klein auf kennen. Seine ganze Verwandtschaft wohnt in Nazaret. Die gesamte Großfamilie hat ein festes Image vor den Bewohnern Nazarets, aus dem sie nicht herausbrechen kann. Die hier namentlich aufgeführten „Brüder“ Jesu, sind nicht seine direkten Brüder, also weitere Kinder der Maria. Sie sind vielmehr seine Cousins, mindestens zweiten Grades, da an anderer Stelle als Eltern eine andere Maria und Kleopas genannt werden (Mk 15,47 die Mutter, Joh 19,25 wird sie als Frau des Kleopas bezeichnet). Maria wird keine Schwester mit demselben Namen gehabt haben. Keiner benennt seine beiden Töchter gleich.
Jesus kann kaum Heilungen vollbringen, weil die Menschen sich ihm verschließen. Gott zwingt niemandem eine Heilung auf. Wo wir ihm das Herz öffnen, da verwandelt er es, als Bonus auch den Körper. Aber wenn das Herz verhärtet ist (Herz ist hier natürlich sinnbildlich gemeint, eigentlich ist es die Seele), dann hält er sich zurück.
Jesus wundert sich über ihren Unglauben. Er kann nicht verstehen, warum sie sich ihm verschließen. Gerade sie sehen am besten den „Vorher-Nachher-Effekt“. Sie sollten die Gnade Gottes am besten anerkennen, da sie Jesus ja gesamtbiographisch bezeugen können. Aber so ist der Mensch, der sich von einem anderen ein festes Bild macht. Dieses Bild will er von Gott nicht übermalen lassen. Er hat ein anderes Menschenbild als Gott. Im Gegensatz zu Gott, der uns Menschen als weiche Tonmasse sieht, die er nach seinem Bild formt, sieht der Mensch den Menschen als Siegelmasse, die mit einem Stempeldruck ihre endgültige Prägung erhält. Oder der Mensch sieht den Menschen als Stein, der ein Relief eingemeißelt bekommt und dieses lässt sich nicht mehr verändern. Und so werden die Nazarener selbst zu Felsen, die sich weigern, von Gott umgemeißelt zu werden.

Der Kreis schließt sich. Der Mensch weigert sich, Gottes Gnade anzuerkennen oder sich von ihm verändern zu lassen. Wer aber so versteinert ist, mit dem kann Gott nicht arbeiten und wenn es zu spät ist, wird diese steinerne Masse weggeworfen. Dann verfährt Gott mit solchen Menschen wie in Schilo. Dann lässt er zu, dass die Babylonier in Juda einfallen und den Tempel zerstören. Dann lässt er zu, dass viele Jahrhunderte später sich das Ganze wiederholen wird, aber noch viel schlimmer, als die Römer Jerusalem und den Tempel für immer zerstören. Kehren wir also um und beherzigen die Worte, die Jeremia auch an uns Menschen von heute richtet. Gott möchte, dass wir ihm unser Herz wirklich ganz schenken, weil wir das im Bund der Taufe versprochen haben.

Ihre Magstrauss

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