18. Sonntag im Jahreskreis (C)

Koh 1,2; 2,21-23; Ps 90,3-4.5-6.12-13.14 u. 17; Kol 3,1-5.9-11; Lk 12,13-21

Koh 1-2
2 Windhauch, Windhauch, sagte Kohelet, Windhauch, Windhauch, das ist alles Windhauch.
21 Denn es kommt vor, dass ein Mensch, dessen Besitz durch Wissen, Können und Erfolg erworben wurde, ihn einem andern, der sich nicht dafür angestrengt hat, als dessen Anteil überlassen muss. Auch das ist Windhauch und etwas Schlimmes, das häufig vorkommt.
22 Was erhält der Mensch dann durch seinen ganzen Besitz und durch das Gespinst seines Geistes, für die er sich unter der Sonne anstrengt?
23 Alle Tage besteht sein Geschäft nur aus Sorge und Ärger und selbst in der Nacht kommt sein Geist nicht zur Ruhe. Auch das ist Windhauch.

In der ersten Lesung hören wir aus dem Buch Kohelet, das der Überlieferung nach auf König Salomo am Ende seines Lebens zurückgeht. Er hat eine sehr nüchterne Einstellung im hohen Alter erlangt, weil er viel gesehen und erlebt hat. Wir müssen auch bedenken, dass er sich von seinen vielen Frauen verleiten ließ, anderen Göttern Heiligtümer zu errichten und ihnen zu huldigen. Das hat den Zorn Gottes auf sich gezogen, der ihm ein großes Unheil ankündigte. Er wird die traurigen Folgen seiner Vergehen zum Ende seines Lebens hin realisiert haben. Deshalb unterscheidet sich dieser Salomo vom Jungspund in voller Blüte, der noch so romantische Bilder im Hohelied verwendet.
Alles in dieser Welt ist Windhauch, das heißt es ist ganz vergänglich. Salomo ist ein richtiger Realist mit einem Hang zum Pessimismus geworden!
Wenn er das Bild des Windes verwendet, meint er das zutiefst negativ, denn er sagt in dem Zusammenhang, „und etwas Schlimmes, das häufig vorkommt.“ Es gibt Ungerechtigkeit in diesem Leben. Oft machen Menschen die Erfahrung, dass sie sich sehr anstrengen für eine Sache und dann die Lorbeeren ein anderer bekommt. Dann hat der Mensch den Eindruck, dass alles umsonst war. Andere machen sich das Leben leicht und schmücken sich mit unseren Federn. Das ist unfair und wirft den Tugendhaften zurück, der der Versuchung ausgesetzt ist, daraus zu schließen: Warum strenge ich mich eigentlich an? Ich könnte mir das Leben so leicht machen wie der andere, der mir meinen Orden an die eigene Brust hängt! Letztendlich ist das Streben nach Anerkennung auch nur eitel. Wie gewonnen so zerronnen. Ebenso verhält es sich mit Besitz und „das Gespinst seines Geistes“: Die erstrebenswerten Güter wie Wissen, Bildung und Reichtum sind vergänglich. Was bringt es, sich in diesem Leben so sehr zu verzehren für diese Dinge? Man macht sich nur Tag ein Tag aus Sorgen und kommt nicht einmal nachts zur Ruhe. Es ist ein selbstgemachtes Leiden, das uns gar nichts bringt. „Auch das ist Windhauch“.
Die Worte Kohelets sind sehr pessimistisch und zeugen von einem Menschen, der die Erfahrung von Vergänglichkeit gemacht hat. Wir müssen dies vom gesamtbiblischen Zeugnis her differenziert für unser eigenes Leben bewerten: Natürlich müssen wir uns anstrengen, natürlich ist auch ein gewisser Besitz notwendig zum Überleben, natürlich ist es sogar unsere Pflicht, uns zu bilden. Gott hat uns Talente gegeben, damit wir sie ausbauen und immer mehr über uns hinauswachsen. Aber alles, was wir tun, muss auf das höhere Ziel ausgerichtet sein und nicht um der Sache selbst willen getan werden: Wir sollen nicht Reichtum anstreben, weil wir Reichtum zu unserem Götzen machen und über Gott erheben. Wir sollen nicht gebildet werden, um eingebildet zu sein. Wissbegierig zu sein ist gut, doch geistiger Hochmut tödlich. Alles, was wir tun, müssen wir dem Herrn vor die Füße legen und in allem ihn um Gnade bitten. Wenn wir alles auf ihn ausrichten, der unser Ziel ist, werden wir diese Ideale nicht zu Windhauch verkommen lassen. Vielmehr wird der Wind des hl. Geistes wehen und hier und da ein Pfingsten etablieren.

Ps 90
3 Zum Staub zurückkehren lässt du den Menschen, du sprichst: Ihr Menschenkinder, kehrt zurück!

4 Denn tausend Jahre sind in deinen Augen wie der Tag, der gestern vergangen ist, wie eine Wache in der Nacht.
5 Du raffst sie dahin, sie werden wie Schlafende. Sie gleichen dem Gras, das am Morgen wächst:
6 Am Morgen blüht es auf und wächst empor, am Abend wird es welk und verdorrt.
12 Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz.

13 Kehre doch um, HERR! – Wie lange noch? Um deiner Knechte willen lass es dich reuen!
14 Sättige uns am Morgen mit deiner Huld! Dann wollen wir jubeln und uns freuen all unsre Tage.
17 Güte und Schönheit des Herrn, unseres Gottes, sei über uns! Lass gedeihen das Werk unserer Hände, ja, das Werk unserer Hände lass gedeihn!

Als Antwort auf die sehr nachdenkliche Lesung beten wir Psalm 90. Er ist deshalb besonders, weil er Mose zugeschrieben wird. Es handelt sich um einen Klagepsalm, der die Vergänglichkeit des Menschen beklagt.
Zunächst kommen Aussagen, die uns an die Lesung erinnern, weil sie die Beschränktheit des irdischen Lebens betrachten.
„Zum Staub zurückkehren lässt du den Menschen, du sprichst: Ihr Menschenkinder, kehrt zurück!“ Das drückt den Kreislauf des Lebens gut aus, denn laut Schöpfungsbericht ist der Mensch ja aus dem Ackerboden geschaffen worden. Deshalb heißt er ja auf Hebräisch auch Adam. Es leitet sich von dem Wort Adamah ab, das „Ackerboden“ heißt.
„Tausend Jahre sind in deinen Augen wie der Tag, der gestern vergangen ist, wie eine Wache in der Nacht.“ Die Nachtwachen dauern laut jüdischer Zählung um die vier Stunden im Gegensatz zur römischen Zählung von drei. Das hängt damit zusammen, dass die Juden die Nacht in drei Phasen aufteilen. Bei Gott gibt es keine Zeit. Er lebt in der Ewigkeit und die Kategorie der Zeit gehört zum Bereich der Schöpfung. Bei Gott ist Timing also ganz anders als bei den Menschen. Das erkennt schon Mose, auch wenn er noch nicht so viele eschatologische Betrachtungen anstellt.
Das Leben des Menschen ist schnell vorbei, es ist wie mit dem Gras, das schnell wächst, aber auch schnell verdorrt. Mose vergleicht den Tod mit dem Schlaf. Wer gestorben ist, wird wie ein Schlafender. Diese Tradition zieht sich durch die gesamte Bibel, soweit dass sogar Paulus von den Entschlafenen spricht und die Auferstehung Jesu von den Toten „Auferweckung“ genannt wird.
Mit Vers 12 erreichen wir den Kern des Psalms, denn er beinhaltet die zentrale Bitte an Gott: „Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz.“ Gott möge den Israeliten damals wie uns Christen heute die Gnade schenken, das Leben bewusst zu leben. Jesus nennt es „wachsam sein“ und nüchtern bleiben statt berauscht von der Weltlichkeit der Welt. Wir sollen immer so leben, als wäre es unser letzter Tag. Dann werden wir ihn bewusst durchleben und uns von Herzen um ein Leben nach den Geboten bemühen. Wir sollen nicht so dahinvegetieren, als gebe es kein Morgen, perspektivlos und unmotiviert. Wir sollen stets sinnerfüllt leben. Wenn Gott uns seine Weisheit schenkt, wird unser Herz weise. Diese Weisheit ist ewig und vollkommen, weil sie eine Gabe Gottes darstellt.
„Kehre doch um, HERR! – Wie lange noch? Um deiner Knechte willen lass es dich reuen!“ Gott soll nicht umkehren wie ein Mensch im Sinne einer Bekehrung von den Sünden. Gott ist vollkommen und heilig, er ist nur gut. Aber er soll sein Angesicht den Israeliten wieder zuwenden. Mose betet diese Worte wohl im Kontext eines Leidens aufgrund der Sünden des Volkes. Wir verstehen heute, dass nicht Gott sein Angesicht von uns abwendet, sondern der Mensch sich von ihm entfernt. Gott muss nichts „bereuen“, weil das eine Eigenschaft ist, die sündige Menschen haben können, nicht der heilige Gott. Das ist eine menschliche Sichtweise auf Gott, die ihrer Zeit geschuldet ist. Wir erkennen an so einer Bibelstelle, dass es auch menschliche Einflüsse gibt, viele Anthropomorphismen, Gottesbilder aus Sicht von Menschen einer bestimmten Zeit und Kultur.
„Sättige uns am Morgen mit deiner Huld“ – Gott soll dem Israeliten Segen verleihen für den Tag. Das gilt auch für uns heute. Wenn wir den Morgen mit einer guten Meinung begehen und alles im Laufe des Tages Gott zur Ehre und in seiner Gegenwart tun, dann wird es geheiligt und gereinigt. Dann erfüllt es unseren Tag mit Sinn. Dann leben wir so, dass wir die Beschränktheit unseres Lebens stets vor Augen haben. Und wenn Gottes Segen über allem steht, dann ist der Mensch zeitlebens glücklich. Von Gott hängt ab, ob das Werk unserer Hände gedeiht, Früchte trägt, etwas Gutes bringt. Wir können wirklich zusammenfassen: An Gottes Segen ist alles gelegen.

Kol 3
1 Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so strebt nach dem, was oben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt!
2 Richtet euren Sinn auf das, was oben ist, nicht auf das Irdische!
3 Denn ihr seid gestorben und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott.
4 Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit.

5 Darum tötet, was irdisch an euch ist: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist!
9 Belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Taten abgelegt
10 und habt den neuen Menschen angezogen, der nach dem Bild seines Schöpfers erneuert wird, um ihn zu erkennen.
11 Da gibt es dann nicht mehr Griechen und Juden, Beschnittene und Unbeschnittene, Barbaren, Skythen, Sklaven, Freie, sondern Christus ist alles und in allen.

Als zweite Lesung hören wir wieder aus dem Kolosserbrief, in dem die Bedeutung der Taufe wieder das Thema ist. Es geht um „Weisungen für die Getauften“.
Durch dieses heilsnotwendige Sakrament sind wir Getaufte mit Christus auferweckt. Deshalb sage ich so gern, dass wir Christen österliche Menschen sind. Mit dem Sakrament ist es aber nicht getan. Wir müssen nun auch entsprechend leben als Antwort auf diese unfassbar große Liebestat Jesu Christi. Als Österliche sollen wir unseren Blick schon auf die Ewigkeit richten, die das wahre Leben ist. Das Irdische soll nicht unsere Aufmerksamkeit erhalten – zumindest nicht in dem Ausmaß, dass es unserem ewigen Leben im Weg steht. Es geht um die richtigen Prioritäten. Ganz oben steht das Bestreben „nach dem, was oben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt“.
Unser alter Mensch ist gestorben und mit Christus in Gott verborgen. Da können wir nicht mehr so leben, als wären wir immer noch dieser alte Mensch.
Christus ist unser Leben, denn durch ihn sind wir im Hl. Geist wiedergeboren. Und wenn Christus offenbar wird – gemeint ist am Ende der Zeiten bei seiner Wiederkunft -, dann wird diese neue Identität durch die Taufe an uns für alle offenbar. Man wird das unlöschbare Siegel in unserer Seele erkennen. Dann werden alle sehen, dass wir Erben des Reiches Gottes sind.
Ausgehend von der Erklärung der Taufe formuliert Paulus paränetische Aussagen, also ethische Anweisungen zu einem Leben in der Gnade Gottes. Die Getauften sollen die Sünde meiden, sie sollen keine Unzucht treiben, Unkeuschheit allgemein, sich nicht von Leidenschaften und bösen Begierden leiten lassen, auch nicht habgierig sein, die eine Form von Götzendienst ist. Warum eigentlich? Wer den Mammon zum Gott macht, Reichtum höherstellt als den allmächtigen Gott, hat diesen zum Götzen erhoben. Er dient diesem und nicht mehr dem einen wahren Gott. Die anderen genannten Dinge sind zusammenzufassen mit dem Aufruf zu einer inneren Ordnung. Wer Willen, Leidenschaften und Vernunft gut zusammenbringt, wer die Begierden nicht unterdrückt, sondern unterordnet sowie auf das höhere Ziel der Heiligkeit und guten Gottesbeziehung hinordnet, der erlangt die Herzensreinheit, die Keuschheit. Sie ist Voraussetzung für eine ungeteilte Liebe Gottes und des Nächsten. Sie ist auch wichtig, um als Person zu wachsen und zu reifen.
Die Getauften sollen wahrhaftig leben und nicht lügen. Sie können weder Gott, noch sich selbst, noch dem Nächsten etwas vormachen, weil sowieso alles ans Tageslicht kommt. Als neue Menschen der neuen Schöpfung können sie nicht mehr in alte Muster verfallen. Es hat aber eine Bedeutung, warum Paulus „alter Mensch“ und „neuer Mensch“ im Singular verwendet. Es meint nicht nur das alte und neue Leben der Christen, sondern ist eine Anspielung auf die Adam-Christus-Typologie. Der alte Mensch meint den ersten Menschen, Adam, durch dessen Sündenfall alles ins Chaos gestürzt ist. Der neue Mensch meint Christus, den neuen Adam, durch dessen Erlösungstat alles mit Gott versöhnt worden ist. So wie wir die Sünde durch den ersten geerbt haben, so erben wir durch die Taufe die Gnade des zweiten.
Wir haben in der Taufe Christus angezogen als Hochzeitsgewand für die Hochzeit am Ende der Zeiten. Dass ein Gewand mit Taten in Verbindung gebracht wird, kennen wir auch von der Johannesoffenbarung. Da ist das Brautkleid der Braut des Lammes die Gesamtheit der Taten der Heiligen. Hier ist es das Gewand der Taten Christi, die vor allem seine Erlösungstat meinen.
Die Taufe schenkt allen Getauften gleichermaßen die Identität als Gotteskind. Nicht mehr wir leben uns selbst, sondern Christus in uns. Wir werden immer mehr dem Schöpfer gleichgestaltet, so wie auch Christus Bild des unsichtbaren Gottes ist. Wir werden ihm immer ähnlicher. Am Ende wird Christus alles in allem sein. Er ist das Ziel der Schöpfung, der Fluchtpunkt und der Sinn von allem Geschaffenen.

Lk 12
13 Einer aus der Volksmenge bat Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen!

14 Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbteiler bei euch eingesetzt?
15 Dann sagte er zu den Leuten: Gebt Acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier! Denn das Leben eines Menschen besteht nicht darin, dass einer im Überfluss seines Besitzes lebt.
16 Und er erzählte ihnen folgendes Gleichnis: Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte.
17 Da überlegte er bei sich selbst: Was soll ich tun? Ich habe keinen Platz, wo ich meine Ernte unterbringen könnte.
18 Schließlich sagte er: So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen.
19 Dann werde ich zu meiner Seele sagen: Seele, nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink und freue dich!
20 Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann das gehören, was du angehäuft hast?
21 So geht es einem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber bei Gott nicht reich ist.

Im Evangelium geht es heute um die Habgier, einer der fleischlichen Begierden, vor der auch Paulus warnt. Ein Mensch bittet Jesus aus der Volksmenge heraus, dass dieser seinen Bruder ermahnen soll, damit dieser sein Erbe teilt. Dies nimmt Jesus zum Anlass das Volk vor Habgier zu warnen. Wer ist denn der Habgierige? Wohl ist jener Bruder gemeint, der das gesamte Erbe für sich will. Vielleicht sind aber auch beide gemeint, die überhaupt in Streit geraten.
Aber zunächst distanziert sich Jesus von der Bitte des Menschen, indem er sagt: „Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbteiler bei euch eingesetzt?“ Er macht deutlich, dass es nicht seine Aufgabe ist, die Menschen bei ihren fleischlichen Angelegenheiten zu unterstützen. Er ist gekommen, um das Reich Gottes zu verkünden, die Umkehr zu predigen und Erlösung zu schenken. Er ist gekommen, um den Menschen den Vater zu zeigen und durch viele prophetische Zeichenhandlungen Israels Brautschaft und seine Identität als Bräutigam zu verdeutlichen. Das alles geschieht mit Blick auf die Ewigkeit. Er lässt sich nie festnageln auf die Eitelkeiten dieser Welt. Deshalb distanziert er sich auch von Erbstreitigkeiten und warnt vor Habgier. „Denn das Leben eines Menschen besteht nicht darin, dass einer im Überfluss seines Besitzes lebt.“ Jesus verkündet stets das nahestehende Weltende und die Haltung, mit einem Bein bereits in der Ewigkeit zu stehen. Alles, was einen an das vergängliche Dasein festnagelt, soll man ausmerzen. Überfluss und der Drang, immer mehr haben zu wollen, behindert den Menschen auf dem Weg in die Ewigkeit. Dies verdeutlicht Jesus nun anhand eines Gleichnisses:
Ein reicher Mann fährt eine gute Ernte ein, so gut, dass seine Scheunen sie gar nicht fassen können. Wenn er so eine gute Ernte hat, könnte er sie ja mit den Bedürftigen teilen, da sie ja sowieso nicht in seine Scheunen passt. Doch er hängt so sehr daran, dass er lieber seine Scheunen abreißt und größere baut. So kann er alles behalten und muss nichts abgeben. Was er total verkennt: Dass er so eine gute Ernte einfährt, ist ein Geschenk Gottes. Er hat zwar alles Landwirtschaftliche getan, was er tun kann, aber das Wachsen und Gedeihen liegt nicht in seiner Hand. Dass die Ernte so gut ist, hat Gott zugelassen – doch nicht, damit der Mann alles habgierig an sich reißen kann. Der Mann hat nicht über sich hinausgeschaut. Sonst hätte er womöglich die Not der Menschen gesehen, die Gott durch diesen Mann lindern wollte. Hätte er die Not erkannt, hätte er mindestens den Überfluss abgegeben. Es ist ihm doch auch nur geschenkt worden! Jesus sagt zu seinen Aposteln an anderer Stelle: „Umsonst ist euch gegeben, umsonst sollt ihr geben.“ Das hätte seine Chance dargestellt, als Werkzeug Gottes zu fungieren. Doch er hat lieber habgierig gehandelt. Und jetzt kommt es: Der Mann wird die Nacht gar nicht überleben. Er wird sterben und vor Gott treten. Dann wird dieser Rechenschaft von ihm fordern. Und die reiche Ernte wird er in die Ewigkeit gar nicht mitnehmen können. Was hat es also gebracht, es so krampfhaft an sich zu drücken? Nicht umsonst gibt es das Sprichwort „das Totenhemd hat keine Taschen.“ Wir können rein garnichts von den weltlichen Besitztümern mitnehmen. Warum hängen wir also so sehr an ihnen? Wir wissen nicht, wann Gott unser Leben zurückfordert. Sollten wir die Zeit also nicht lieber nutzen, Besitztümer für die Ewigkeit anzuschaffen? Es ist genau diese Haltung, die Paulus den Kolossern erklärt: Wir sollen nicht den Begierden folgen, sondern als Getaufte die höheren Güter anstreben. Das entscheidet schließlich über unser Leben in der Ewigkeit. Was uns davon abhält, zum Vater zu kommen, sollen wir ganz aus unserem Leben ausmerzen.
Sich vom Geist leiten lassen, heißt konkret, sich Schätze bei Gott anzusammeln. Diese Schätze nennen wir Gnade. Es sind die Gnaden, die wir durch unsere Gebete, Liebesopfer und Liebestaten anhäufen. Was unser Ziel schon hier auf Erden sein soll, ist das Ansammeln eines übernatürlichen Reichtums. Die einzige Art von „Habgier“, die uns stets antreiben sollte, ist das Ansammeln dieser übernatürlichen Schätze. Davon kann es nie genug geben! Und je mehr das in unser Blickfeld gerät, desto weniger wird der Drang nach den Schätzen, die wir nicht mitnehmen können in das ewige Leben. Diese Dinge werden dann immer mehr zu vorübergehenden und geliehenen Gütern, die wir brauchen, um zu überleben, aber ohne eine innere Bindung an sie. Die einzige „Abhängigkeit“, die bleiben soll, ist die völlige Bindung an Gott. Das macht die Heiligkeit des Menschen aus.

Ihre Magstrauss


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