22. Sonntag im Jahreskreis (C)

Sir 3,17-18.20.28-29; Ps 68,4-5b.6-7.10-11; Hebr 12,18-19.22-24a; Lk 14,1.7-14

Sir 3
17 Kind, bei all deinem Tun bleibe bescheiden / und du wirst geliebt werden von anerkannten Menschen!
18 Je größer du bist, umso mehr demütige dich / und du wirst vor dem Herrn Gnade finden!
20 Denn groß ist die Macht des Herrn, / von den Demütigen wird er gerühmt.
28 Es gibt keine Heilung für das Unglück des Hochmütigen, / denn eine Pflanze der Bosheit hat in ihm Wurzel geschlagen.
29 Das Herz eines Verständigen wird einen Sinnspruch überdenken / und das Ohr des Zuhörers ist die Sehnsucht des Weisen.

Die erste Lesung ist dem weisheitlichen Buch Jesus Sirach entnommen. Es geht in dem Abschnitt um Bescheidenheit. Es ist wichtig, bei allem bescheiden zu bleiben. Es ist nicht nur vor Gott wichtig, weil man alles Gute auf diese Weise dankbar von Gott gegeben weiß, sondern auch in Bezug auf den Nächsten. Wer bescheiden ist, wird von anerkannten Menschen geliebt. Das griechische Wort meint mit „anerkannten“ Menschen annehmbar oder akzeptabel. Der Bescheidene wird von den richtigen Menschen angesehen werden.
Je größer man ist, desto bescheidener muss man sein. Das hat König David besonders vorgelebt, indem er als König über die zwölf Stämme Israels dennoch auf dem Teppich geblieben ist. Dies schaffte er dadurch, dass er sich immer von Gott her definiert hat und dadurch erkannte, dass dieser ihm alle Kraft und Gnade verlieh. Gott ist der wahre König und so bildete er sich nichts ein. So müssen auch wir verstehen, dass wir uns nichts auf uns selbst einbilden müssen. Wenn wir etwas gut können und viel erreichen, dann haben wir das Gott zu verdanken. Wer hat uns denn die Kraft geschenkt? Wer hat uns die Talente gegeben? Wer hat uns die Gesundheit, die Mittel, die richtigen Mitmenschen zur Verfügung gestellt? Das heißt nicht, dass man sich selbst schlechtreden soll, aber die richtigen Dimensionen stets vor Augen haben muss. Deshalb muss man stets Gott ins Spiel bringen. Ein Arzt, der sich nach so vielen Jahren Studium und Arbeitserfahrung einbildet, dass er ein Gott im weißen Kittel ist, verliert seinen Segen und wird sich mit der Zeit auch bei den Mitmenschen unbeliebt machen. Ein Arzt, der zwar um seinen Einsatz und seine Kräfte weiß, die er investiert hat, zugleich aber auch realisiert, was Gott ihm dafür geschenkt hat, wird nicht überheblich werden. Er weiß, dass Gott der wahre Arzt ist, der die Menschen dort heilen kann, wo ein Arzt nicht hinkommt. Er wird seinen Beruf als Dienst an den Menschen sehen und Gottes Segen haben. Das kann man auf alle Berufe beziehen.
Hochmut dagegen kommt vor dem Fall. Gott sorgt sehr schnell dafür, dass ein Mensch von seinem hohen Ross herunterkommt, was sehr schmerzhaft sein kann. Hochmut ist so hartnäckig und jeder Mensch muss gegen diese Urversuchung ankämpfen, die bereits den Satan aus dem Himmel verbannt hat. Es ist so, als ob in den Menschen eine Pflanze des Bösen eingepflanzt ist, die sogar die Ohren verstopft. Gemeint ist, dass sich ein hochmütiger Mensch auch nicht wirklich etwas sagen lässt. Alles prallt an ihm ab, weil er verstockt ist. Deshalb wird es schmerzhaft für ihn, wenn er vom hohen Ross fliegt.
Bescheidene, demütige Menschen sind dagegen gehorsam im wörtlichen Sinne. Sie haben ein Ohr für die Kritik und die Ratschläge, die man ihnen gibt. Sie hören auf Gottes Stimme und haben ein Gewissen. Sie sind weise, weil sie sich auch danach sehnen, Gottes Stimme in ihrem Leben zu vernehmen. Sie möchten sich ganz nach ihm richten und werden deshalb auch gesegnet sein. Mit der Haltung fängt alles an und ihre Haltung ist optimal. Deshalb ist auch Maria, derer wir im August mit mehreren Festen gedenken, die Demut in Person. Sie hat ihr Ohr ganz aufgetan, um den Willen Gottes zu erkennen. Sie ist ohne Sünde und doch ist sie ganz auf dem Teppich geblieben. Sie nennt sich die Magd des Herrn und zeigt durch ihr Verhalten, dass sie es wirklich ist: Alles, was geschieht, bewahrt sie in ihrem Herzen und denkt darüber nach. Sie nimmt alles als den Willen Gottes an und hält aus in der Dunkelheit des Karfreitags und Samstags, bevor sie die Freude des Ostermorgens erfährt. Sie spricht auch zu den anderen Menschen: „Was er euch sagt, das tut!“ (Joh 2). Sie hilft auch den Aposteln in der Zeit zwischen Himmelfahrt und Pfingsten, stärkt die Gemeinschaft und motiviert zum Gehorsam. Sie bleibt bei allem bescheiden. Dafür ist ihr die Krone des Himmels geschenkt worden, was wir am 22. August gefeiert haben. Die Niedrigen werden erhöht. So ist aus der Magd des Herrn die Königin des Himmels geworden!

Ps 68
4 Die Gerechten aber freuen sich, sie jubeln vor Gott und jauchzen in Freude.
5 Singt für Gott, spielt seinem Namen und jubelt vor seinem Angesicht!
6 Ein Vater der Waisen, ein Anwalt der Witwen ist Gott in seiner heiligen Wohnung.
7 Gott bringt Verlassene heim, führt Gefangene hinaus in das Glück; doch Aufsässige müssen wohnen im dürren Land.

10 Reichlich Regen gießt du aus, Gott; dein Erbland – wenn es ermattet war, hast du selbst es wiederhergestellt.
11 Deine Schar ist darin sesshaft geworden; du sorgst in deiner Güte für den Elenden, Gott!

Der heutige Psalm betrachtet Gottes Triumph gegenüber seinen Feinden sowie seine Gerechtigkeit. So bedrohlich unsere Gegner in diesem Leben auch scheinen, sie sind nichts im Gegensatz zur Allmacht Gottes. „Die Gerechten aber freuen sich, sie jubeln vor Gott und jauchzen in Freude.“ Die Gerechten sind jene, die Gottes Liebe erwidern, indem sie seine Gebote halten und mit derselben Liebe in dieser Welt seinen Willen tun, wie Jesus sie vorgelebt hat bis zum Tod am Kreuz. Gerecht sind sie auch deshalb, weil sie trotz ihrer menschlichen Schwäche vor Gott gerecht sind. Denn sie nehmen seine Barmherzigkeit in Anspruch durch das Sakrament der Versöhnung. Sie freuen sich, weil Gottes Gericht für Recht sorgt. Die Gerechten können schon in diesem Leben jubeln, weil Gott die Welt erlöst hat durch das Kreuz und die Auferstehung. Sie haben deshalb die Chance auf das ewige Leben, das sie mit der Taufe annehmen. Die Gerechten können sich auch freuen und jubeln in jeder Heiligen Messe. Da wird dieses Heil Gottes nämlich in die Gegenwart geholt, sodass Ströme der Gnade fließen. Und am Ende der Zeiten werden die Gerechten ewig jubeln und jauchzen, denn Gottes Herrschaft ist dann offenbar. Der Tod wird komplett vernichtet und der Widersacher kann ihnen nichts mehr anhaben.
Der Lobaufruf „Singt für Gott, spielt seinem Namen und jubelt vor seinem Angesicht!“ ist die einzig angemessene Konsequenz auf diesen Triumph Gottes. Deshalb tun das die Juden durch das Singen der Psalmen, deshalb tun das die Christen in der Liturgie und die Menschen vor Gottes Angesicht im Himmelreich ohne Ende zusammen mit den Engelscharen.
Gott ist „in seiner heiligen Wohnung“ ein „Vater der Waisen, ein Anwalt der Witwen“. Gott kümmert sich immer um die Benachteiligten. Er ist kein Gott der Elite, sondern ein guter Hirte. Als solcher nimmt er die schwächeren Schafe auf die Schulter und achtet besonders auf jene, die seine Hilfe besonders benötigen. Witwen und Waisen sind im Alten Israel rechtlos. Es gibt keine „Sozialversicherung“ in irgendeiner Form. Keiner kümmert sich um ihre Versorgung und deshalb werden gerade diese beiden Personengruppen in diesem Kontext genannt. Mit der „heiligen Wohnung“ ist einerseits der Tempel in Jerusalem gemeint, der hier im Psalmenkontext den wörtlichen Sinn darstellt. Darüber hinaus erkennen wir hier den Tempel des Leibes Christi, der die Kirche ist. Sie ist nun die heilige Wohnung Gottes, in der er gegenwärtig ist. Und weil bei der Taufe die Herrlichkeit Gottes in unsere Seele Einzug hält, wird auch sie zur heiligen Wohnung. Deshalb werden die Getauften in der Bibel auch Heilige genannt. Gott selbst wohnt in uns. Die heilige Wohnung Gottes ist uns hier auf Erden verborgen. Wir sehen seine Herrlichkeit nicht, glauben aber an seine Gegenwart in jeder Heiligen Messe und im Allerheiligsten. Doch am Ende der Zeiten wird er die Erben seines Reiches in die himmlische Wohnung aufnehmen, das Heiligtum Gottes, wo wir ihn unverschleiert schauen werden.
„Gott bringt Verlassene heim“. Das meint im wörtlichen Sinn jene, die von der Gesellschaft verlassen sind – hier kommen ja als Beispiel die Witwen und Waisen zur Sprache. Man kann darüber hinaus auch die Israeliten betrachten, die aus dem verheißenen Land ausgestoßen bzw. deportiert wurden. Sie bringt der Herr heim in das ihnen verheißene Land. Wir denken aber auch in einem größeren heilsgeschichtlichen Rahmen: Die gesamte Menschheit war verlassen, da durch die Sünde der ersten Menschen das Paradies für sie verschlossen war. Gott hat diese Tür durch das Erlösungswirken Christi wieder geöffnet und holt die Menschen heim in das Himmelreich, das die ewige Heimat der Gläubigen ist. Eingehen können jene, die seine Erben geworden sind durch die Taufe. So wird das Heimholen des Vaters in der Taufe sakramental schon vorweggenommen. Verlassen sind auch jene Menschen, die von Gott weggegangen sind aufgrund der Sünde. Sie haben die Gemeinschaft mit Gott aufgegeben, was eine selbstverschuldete Verlassenheit nach sich zieht. Durch das Sakrament der Versöhnung holt der Vater seine verloren gegangenen Kinder wieder heim in die Gemeinschaft mit ihm, was wir den Stand der Gnade nennen.
Die dadurch für uns ausgegossene Gnade wird im Alten Testament oft mit Regen verglichen. Diese Metapher ist für uns ein wichtiger Aspekt und ein roter Faden für den Heiligen Geist als lebendiges Wasser. Im wörtlichen Sinn meint es natürlich den Regen als meteorologisches Phänomen, das die Menschen am Leben erhält, das die Ernte und somit das Überleben sichert. Das ermattete Erbland (das meint das verheißene Land, das Gott den Israeliten gegeben hat), wird durch den Regen wiederhergestellt. Die großen Hungersnöte, die nicht nur zur Ermattung der Menschen, sondern auch mehrfach zum Tod geführt haben, finden dadurch ein Ende.
Der Regen ist aber auch im geistlichen Sinn weiter zu betrachten: Gott sendet seine Gnade auf die ermattete Menschheit, die im Exil aus dem Paradies fern von seiner Gnade ganz eingegangen ist, geschwächt von den Versuchungen des Bösen, in ihrer Hoffnungslosigkeit ganz niedergedrückt. Durch sein Erlösungswirken hat Gott die Tür zum Paradies wieder geöffnet und so den vollen Zugang zur Gnadenquelle wiederhergestellt. Die Menschen können wieder Hoffnung auf das ewige Leben haben! Das alte Israel hatte eine Messiaserwartung irdischer/politischer Art. Doch auch so greift die Regenmetapher: Das entkräftete Volk durch die ganzen Fremdherrschaften wird befreit von einer menschlichen Figur, die politischen Frieden bringt und so wie der Regen auf ausgetrocknetem Land ist.
Wir sehen noch viel weiter: Gott sendet uns den Heiligen Geist. Er ist es, der die Kirche zum Leben erweckt hat und in ihr lebt und wirkt. Er ist es, der auch heute das Antlitz der Erde erneuert, indem er die ausgetrocknete gottlose Gesellschaft wieder neu belebt. Er ist es, der auch die ausgetrocknete Seele des Menschen neu tränkt. Dies geschieht besonders intensiv in der Taufe, die das ewige Leben schenkt, aber auch im Sakrament der Versöhnung, wenn der Geist uns wiederherstellt in den Stand der Gnade.
Die Schar Gottes ist nun nicht mehr nur das Volk Israel, sondern alle Menschen, die ihn annehmen und dadurch in die Familie Gottes neugeboren werden. Sie sind sesshaft geworden in der Kirche, die die Gemeinschaft der Heiligen ist – in der sichtbaren und in der unsichtbaren Welt!

Hebr 12
18 Denn ihr seid nicht zu einem sichtbaren, lodernden Feuer hinzugetreten, zu dunklen Wolken, zu Finsternis und Sturmwind,
19 zum Klang der Posaunen und zum Schall der Worte, bei denen die Hörer flehten, diese Stimme solle nicht weiter zu ihnen reden;
22 Ihr seid vielmehr zum Berg Zion hinzugetreten, zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, zu Tausenden von Engeln, zu einer festlichen Versammlung
23 und zur Gemeinschaft der Erstgeborenen, die im Himmel verzeichnet sind, und zu Gott, dem Richter aller, und zu den Geistern der schon vollendeten Gerechten,
24 zum Mittler eines neuen Bundes, Jesus, und zum Blut der Besprengung, das mächtiger ruft als das Blut Abels.

In der zweiten Lesung hören wir von der Besonderheit der Berufung zum Neuen Bund. Dabei werden wieder einige Beispiele aus dem Alten Testament herangeführt, um zu zeigen, was für ein Privileg es ist, zu diesem neuen Volk Gottes zu gehören:
Die Christen, die durch die Taufe den Neuen Bund mit Gott eingegangen sind und die hier angesprochen werden, sind nicht vor Gott in seinen mächtigen Theophaniezeichen getreten wie damals die Israeliten. Sie haben Gott nicht geschaut wie eine Wolken- oder Feuersäule, haben nicht Blitz und Donner auf dem Sinai oder auf dem Tempel herabkommen sehen, haben den Posaunenschall nicht gehört, der das Kommen Gottes begleitet, haben Gottes Angesicht nicht geschaut, von dem Mose so voller Angst und Schrecken war. Vielmehr sind sie hinzugetreten zum neuen heiligen Berg, den Zion. Ganz wie Jesaja es angekündigt hat in Jes 2: „Weisung wird ausgehen vom Zion.“ Die fleischgewordene Torah ist auf dem Zion, in Jerusalem zur Vollendung gekommen, als Jesus Christus sich am Kreuz dahingegeben hat. Vom Zion aus ist die Erlösung ausgegangen. Vom Zion aus ist die Kirche zur oikumene, zur Weltgemeinschaft geworden.
Und dieses Zion wird hier im Hebräerbrief nicht wörtlich verstanden, sondern anagogisch: Es geht um das himmlische Jerusalem, das Himmelreich, zu dem die Christen treten, um gemeinsam mit den Engelscharen und verstorbenen Heiligen himmlische Liturgie zu feiern. Die „Gemeinschaft der Erstgeborenen“ meint eben jene, die den adressierten Christen vorausgegangen sind. Die festliche Versammlung bezieht sich auf die Liturgie. Was wir im Hebräerbrief also betrachten, ist ein liturgischer Grundgedanke, wie wir ihn auch in früheren Kapiteln des Hebräerbriefes und in der umfangreichen Kirchenväterliteratur wiederfinden: Die irdische Liturgie ist Abbild der himmlischen. Wenn wir auf Erden zur festlichen Versammlung hinzutreten, treten wir gleichsam vor den himmlischen Thron, um den alle Engel und Heiligen versammelt sind. In der Liturgie berühren sich Himmel und Erde.
Diese Art von Gottesdienst ist so einzigartig und so wunderbar, dass es den Christen mit Dankbarkeit erfüllen muss. Wie groß ist dieses Privileg, wenn wir es vergleichen mit den Israeliten, die Gott nicht so nahe kommen konnten, ohne in Angst und Schrecken versetzt zu werden. Sie hatten nicht das Privileg, dass Gott Mensch wurde und durch sein Opfer gänzlich zum Mittler zwischen Gott und Menschheit wurde. Dass wir diese Verbindung von Himmel und Erde genießen dürfen, haben wir Christus zu verdanken. Es geht hier im Hebräerbrief nicht darum, sich über den Alten Bund zu erheben, sondern dankbar zu sein. Angesichts der Verhältnisse im Alten Bund soll man als Christ nichts selbstverständlich nehmen. Das vergossene Blut des Opfers Jesu Christi ist unvergleichlich wirksamer als das vergossene Blut Abels. Sein Opfer wird immer wieder als reines Opfer bezeichnet. Umso wirksamer ist das Opfer Jesu Christi, der von sich aus wirklich sagen kann, er ist das wahre Paschalamm, ein makelloses Opfer, das dargebracht worden ist zur Sühne für alle Zeiten und alle Menschen!
Vergessen auch wir heute nicht, was für eine überreiche Gnade uns zuteilwird, dass wir vor den Herrn treten dürfen als einfache Menschen! Wir dürfen mit eigenen Augen schauen, was dort am Altar vergegenwärtigt wird: Wir haben die Ehre, hineingenommen zu werden in das Geschehen, bei dem Golgota in unsere Kirchen geholt wird – das Kreuzesopfer und das letzte Abendmahl zugleich. Wir dürfen ihn sogar in uns aufnehmen, der das Opfer für alle Zeiten dargebracht hat, um ein Teil von ihm zu werden. Wir treten zum Altar und zugleich zum himmlischen Gottesthron. Wir singen das dreimalige Heilig zusammen mit allen Engeln und Heiligen. Der Himmel öffnet sich in dem Moment und wir sind vereint mit unseren Lieben, die uns vorausgegangen sind. Das ist die größte Gnade, die wir empfangen können! Nehmen wir dieses Geschenk immer dankbar an und bleiben wir uns immer bewusst, dass das überhaupt nicht selbstverständlich ist!

Lk 14
1 Und es geschah: Jesus kam an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen. Da beobachtete man ihn genau.
7 Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, erzählte er ihnen ein Gleichnis. Er sagte zu ihnen:

8 Wenn du von jemandem zu einer Hochzeit eingeladen bist, nimm nicht den Ehrenplatz ein! Denn es könnte ein anderer von ihm eingeladen sein, der vornehmer ist als du,
9 und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen.
10 Vielmehr, wenn du eingeladen bist, geh hin und nimm den untersten Platz ein, damit dein Gastgeber zu dir kommt und sagt: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen.
11 Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

Heute hören wir im Evangelium wieder von einer Episode im Haus eines Pharisäers. Jesus ist eingeladen worden und mal wieder wird er ganz genau beobachtet. Man merkt also auch hier wieder, dass die Einladungen anscheinend öfter aus unlauteren Absichten gemacht worden sind…
Jesus fällt auf, wie die eintreffenden Gäste sich die Ehrenplätze aussuchen. Dies nimmt er zum Anlass, ein Gleichnis zu erzählen:
Wenn man zu einer Hochzeit eingeladen wird, sollte man nicht automatisch den Ehrenplatz einnehmen. Denn es kann ja sein, dass ein anderer Gast kommt, der noch vornehmer ist, und man ihm den Platz geben muss. Das wird eine große Demütigung und man muss den untersten Platz einnehmen. Wenn man eingeladen wird, soll man dagegen sofort den untersten Platz einnehmen. Denn dann wird der Gastgeber kommen und ihm einen höheren Platz zuweisen. Das wird dann eine Ehre vor den anderen Gästen darstellen. Jesus erzählt dies, um die Haltung dahinter herauszustellen, mit der er seine Worte auch abschließt: „Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ Es geht um Demut und Hochmut. Die Gäste des Pharisäers kommen mit einer sehr hochmütigen Haltung daher, denn sie gehen davon aus, die verehrtesten Gäste zu sein. Der Pharisäer wird sie vielleicht nicht „degradieren“, aber mit ihrer allgemeinen Haltung wird Gott selbst ihnen irgendwann den richtigen Platz zuweisen. Das wird für sie eine große Demütigung werden. Hochmut kommt vor dem Fall.
Wer dagegen mit einer demütigen Haltung durchs Leben geht, sich nicht besser als die anderen hält, wird von Gott erhöht werden – und das schon in diesem Leben durch unverhoffte Ereignisse, Segen, Gebetserhörungen. Umso mehr wird dieser Mensch dann im Gottesreich erhöht werden! Beim himmlischen Hochzeitsmahl wird dieser Mensch dann sehr weit aufrücken dürfen. Wie gesagt haben wir das besonders mit Maria gefeiert, die als die demütigste von allen den Thron neben ihrem Sohn einnehmen durfte.
Es geht Jesus also nicht nur um die Platzwahl der eingeladenen Gäste, sondern um ihre allgemeine Haltung. Er spricht diese Worte auch zu uns heute. Halten wir uns für besonders wichtig? Gehen wir in uns und erforschen unser Gewissen, wo in uns noch ein narzisstischer Fleck zu sehen ist. Mithilfe der Gnade Gottes werden wir auch diese Elemente nach und nach ablegen, bis wir demütig werden wie Christus. Er ist ganz erniedrigt worden im Kreuzestod. Aber genau deshalb ist er über alle anderen erhöht worden. Was Jesus hier den Gästen erklärt, hat er selbst ganz umgesetzt.

Beten wir um Demut für uns und alle Menschen. Damit beginnt der Weg der Umkehr, denn mit Hochmut begann die ganze Misere im Garten Eden. „Ihr werdet wie Gott sein!“ ist seitdem tief drin in uns. Ja, so viele Menschen wollten wie Gott sein, doch nur ein Gott wollte Mensch sein – und sich kreuzigen lassen uns zur Erlösung.

Ihre Magstrauss

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