Heute beten wir die vorletzte O-Antiphon: O Rex Gentium, König der Völker. Ihre genaue Formulierung lautet:
O König und Ersehnter der Völker, Du Eckstein, der Du aus zweien eine Einheit schaffst. Komm und erlöse den Menschen, den Du aus Erde gebildet.
O Rex gentium et desideratus earum, lapisque angularis, qui facis utraque unum: veni et salva hominem, quem de limo formasti.
Um den Inhalt von der hl. Schrift her richtig zu begreifen, müssen wir uns folgende Bibelstellen anschauen:
Ps 8,1-10
2 HERR, unser Herr, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde, der du deine Hoheit gebreitet hast über den Himmel. 3 Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge hast du ein Bollwerk errichtet wegen deiner Gegner, um zum Einhalten zu bringen Feind und Rächer. 4 Seh ich deine Himmel, die Werke deiner Finger, Mond und Sterne, die du befestigt: 5 Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? 6 Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, du hast ihn gekrönt mit Pracht und Herrlichkeit. 7 Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über die Werke deiner Hände, alles hast du gelegt unter seine Füße: 8 Schafe und Rinder, sie alle und auch die wilden Tiere, 9 die Vögel des Himmels und die Fische im Meer, was auf den Pfaden der Meere dahinzieht. 10 HERR, unser Herr, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde!
Kol 1,15-20
15 Er ist Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. 16 Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin erschaffen. 17 Er ist vor aller Schöpfung und in ihm hat alles Bestand. 18 Er ist das Haupt, der Leib aber ist die Kirche. Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang. 19 Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, 20 um durch ihn alles auf ihn hin zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Frieden gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut.
Jes 33,22
22 Ja, der HERR ist unser Richter, der HERR unser Gesetzgeber; der HERR ist unser König, er wird uns retten.
Apg 4,11
11 Dieser Jesus ist der Stein, der von euch Bauleuten verworfen wurde, der aber zum Eckstein geworden ist.
In einer Betrachtung von Eugen Kleindienst heißt es:
“Es ist die Rede vom König aller Völker, dem Schlussstein, der den ganzen Bau zusammenhält, und vom Menschen, den Gott aus Erde gebildet hat. Dieser Gedanke erinnert uns an das Thema des Psalm 8, in dem zu Beginn die Herrlichkeit Gottes gepriesen wird und dann über den Wert des Menschen nachgesonnen wird...Der Größe Gottes entspricht die Kleinheit des Menschen, von dem es eigens noch heißt, „den du aus Erde gebildet“, also aus geringem Material hergestellt hast. Dass Gott in seiner Größe an den Menschen denkt, spricht für die Barmherzigkeit Gottes, aber auch für die Würde des Menschen. Denn der Mensch leitet seine Würde nicht aus sich selbst ab, sondern aus Gott, der ihn gebildet hat und sich um ihn sorgt. Die Antwort auf die Frage nach dem Menschen gibt der Blick auf Gott und sein Wort. Ohne Gott kann sich der Mensch nicht verstehen, kann weder sein Leben noch seine Gesellschaft recht ordnen. Ohne Gott würde der Mensch selbst zum untergründlichen Rätsel (…). Wo Menschen sich weit von Gott entfernen und diese Entfernung von ihrem Ursprung und Ziel als ihre eigentliche Emanzipation und Befreiung feiern, wird es Zeit, sich an das Maß zu erinnern, das jeder Kreatur, auch dem Menschen, von ihrem Schöpfer gegeben worden ist. Das Maß des Menschen ist nicht der Mensch, sondern Gott.“
Meine Betrachtung der Antiphon in Videoform:
Hier die Auslegung der Tageslesungen: https://magstrauss.com/2021/12/22/22-dezember-2/
Bald ist es soweit! Nur noch zwei Tage bis zur Heiligen Nacht! Morgen wird der Beiname des Messias genannt – Immanuel, Gott mit uns. Die Menschwerdung Gottes rückt in greifbare Nähe.
Ihre Magstrauss