Frohe Weihnachten!

Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest! Christus, der Retter, ist da! Das erfüllt die ganze Schöpfung mit Freude. Heute hören wir im Evangelium diese wunderbaren Worte: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ (Joh 1,14). Bei der Beichte sagte der Priester zu mir, dass ihn vor vielen Jahren folgende etwas abgeänderte Formulierung sehr berührte und er diese seitdem immer wieder betrachtet: Und Gott ist Mensch geworden und hat unter uns gewohnt. Wie großartig und auch einzigartig! Dieses Konzept gibt es in keinem anderen religiösen Kontext. Jeder will Gott sein, aber kein Gott will jemals Mensch sein, und zwar in jeglicher Hinsicht – der Fürsorge anderer Menschen bedürftig, die ihn wickeln müssen. Das ist ein einziges Geheimnis, das wir nicht begreifen können – die Entäußerung des Allmächtigen, der die Freiheit hat, seine Allmacht zur Schau zu stellen oder eben nicht. Unser Gott entscheidet sich für das letztere. Er wählt das Schwache, um die Ursünde zu sühnen, wie Gott sein zu wollen – nicht im Sinne der geschaffenen Gottebenbildlichkeit, sondern durch die Entthronung Gottes.

Der hl. Basilius predigt über die Geburt Jesu Christi im 4. Jh:

„Wir müssen uns bewusst bleiben, wie weit die Sprache hinter der Wahrheit zurückbleibt. Wenn schon der Verstand der Natur des Geheimnisvollen nicht beikommen kann, so kann auch keine Sprache das irgendwie Gedachte adäquat zum Ausdruck bringen. Gott auf Erden, Gott unter Menschen, nicht im Feuer und unter Posaunenschall, nicht auf rauchendem Berge oder bei Dunkel und bei herzerschütterndem und ohrenbetäubendem Sturmwinde Gesetze gebend, sondern in leiblicher Erscheinung sanft und gütig mit Seinesgleichen verkehrend. Gott im Fleische, nicht aus weiten Entfernungen wirksam wie in den Propheten, sondern vereint mit einer der Menschheit wesensgleichen Natur, um so durch sein mit uns verwandtes Fleisch die ganze Menschheit zu sich zurückzuführen…

Basilius erklärt, wie wichtig Weihnachten im heilsgeschichtlichen Sinne ist. Diese Dinge hören wir nicht allzu oft in der Weihnachtspredigt unserer Tage, einfach schon deshalb, weil viele Priester die Menschen nicht überfordern möchten, die an Weihnachten in die Kirche kommen:

„So wollen denn auch wir diese große Freude in unsere Herzen aufnehmen! Diese Freude verkündigten ja die Engel den Hirten. Mit den Magiern wollen wir auch anbeten, mit den Hirten lobpreisen, mit den Engeln frohlocken! „Denn heute ist uns der Heiland geboren worden, welcher ist Christus, der Herr.“ „Gott ist der Herr, und uns ist er erschienen“, nicht in der Gestalt Gottes, damit er das Schwache nicht erschrecke, sondern in der Gestalt eines Knechtes, um das Geknechtete zur Freiheit zu führen. Wer wäre so schläfrig, wer so undankbar, dass er sich nicht freuen, dass er nicht frohlocken und fröhlich sein sollte ob dem heutigen Tag? Das Fest ist der ganzen Schöpfung gemeinsam: Es schenkt der Welt den Himmel, sendet die Erzengel zu Zacharias und zu Maria und stellt Engelchöre auf, die da singen: „Ehre Gott in den Höhen und Friede auf Erden, und unter Menschen ein Wohlgefallen.“ Sterne laufen frei am Himmel; Magier rühren sich aus dem Heidenlande; die Erde nimmt ihn auf in einer Höhle: keiner bleibe unbeteiligt, keiner ohne Dank. Lassen auch wir ein Wort des Frohlockens erschallen! Einen Namen wollen wir dem Feste beilegen: „Gotteserscheinungstag“ (Theophanie) heiße es! Feiern wollen wir das Errettungsfest der Welt, den Geburtstag der Menschheit. Heute ward die Strafe Adams aufgehoben. Es heißt nicht mehr: „Du bist Staub und wirst wieder zu Staub zurückkehren“, sondern du wirst, mit dem Himmlischen verbunden, in den Himmel aufgenommen werden. Man wird nicht mehr hören: „In Schmerzen wirst du Kinder gebären.“ Denn selig, die den Emmanuel geboren, und selig die Brüste, die ihn genährt haben! „Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt, auf dessen Schultern die Herrschaft ruht.“ Mein Herz wallt auf vor Freude, und es quillt mein Geist; aber zu schwach ist meine Zunge, zu ohnmächtig meine Rede, um die Größe meiner Freude zu verkünden. Stelle dir doch die Menschwerdung des Herrn und Gottes würdig vor! Stelle dir die Gottheit ohne Flecken, ohne Makel vor, auch wo sie jetzt in irdischer Natur wohnt! Sie heilt das Gebrechen, ohne selbst vom Gebrechen angesteckt zu werden. (…) Schließ dich denen an, die mit Freuden den Herrn vom Himmel her aufnahmen! Denke an die erleuchteten Hirten, an die Propheten-Priester, an die frohlockenden Frauen, nämlich an Maria, als sie von Gabriel geheißen wurde sich zu freuen, und an Elisabeth, die den Johannes trug, der in ihrem Schoße freudig aufhüpfte. Anna verkündete eine frohe Botschaft, Simeon nahm das Kind in seine Arme, und beide beteten in dem kleinen Kinde den großen Gott an; sie nahmen keinen Anstoß an dem Kinde, das sie sahen, sondern lobpriesen die Herrlichkeit seiner Gottheit. Wie ein Licht durch gläserne Tafeln leuchtete ja die göttliche Macht durch den menschlichen Leib und erhellte die, welche die Augen ihres Herzens reingehalten hatten. Mögen bei diesen auch wir befunden werden und mit enthülltem Antlitz die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel schauen, damit auch wir von Klarheit zu Klarheit umgewandelt werden — durch die Gnade und Menschenfreundlichkeit unseres Herrn Jesu Christi, dem da sei die Ehre und die Herrschaft von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Mit diesem Impuls wünsche ich Ihnen und Ihren Familien die Freude des Weihnachtsfestes, aber auch jenen, die dieses Jahr alleine sind, die leiden und keinen Grund zur Freude verspüren. Möge der Herr ihnen allen geboren werden, auch im Jahre 2022.

Hier die Auslegung der Tageslesungen: https://magstrauss.com/2021/12/25/hochfest-der-geburt-des-herrn-am-tag-2/

Ihre Magstrauss

2 Kommentare zu „Frohe Weihnachten!

  1. Frohe Weihnachten auch für Dich, liebe Margarete , und für Eduard und für Deine Herkunftsfamilie Berger !

    Vorgestern, am 23. Dezember, teilte mir die Universitätsbibliothek Kassel mit, das von mir als „Kaufvorschlag“ empfohlene Buch, Deine Dissertation „Vision und Assoziation“, liege im Abholregal für bestellte Bücher.

    Für mich wäre Dein Buch anderenfalls erst einmal unerschwinglich geblieben.

    Nach dem Lesen der Einleitung (bis zu deren Ende auf Seite 35 kam ich bisher) kann ich nicht anders, als mein Lob für Dich und Deine Fähigkeit, Dich in Theologie, Philosophie und auch (meiner) Linguistik zu bewegen und verständlich auszudrücken, noch einmal zu erhöhen: Selbst unter Koryphäen bist Du, liebe Margarete, eine ganz besondere Koryphäe ! Ich verneige mich in Ehrfurcht !

    Umso mehr tut es mir leid, daß Du in Kommentaren zu Deinen Videos so sehr oft heruntergemacht oder verbal belächelt wirst. Dazu fällt mir nur der Spruch Jesu Christi am Kreuz und des heiligen Stephan (morgen ist sein Gedenktag) ein: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ bzw. „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ „Denn sie wissen nicht, was sie tun.“ ist auch der Titel eines Films mit James Dean aus dem Jahre 1955.

    Bei mancher wahrgenommenen Ungerechtigkeit kehre ich innerlich den Sinn um : „Vater, vergib ihnen nicht, denn sie wissen ganz genau, was sie tun.“ – und bitte Gott später doch um Vergebung für diese heftige Erregung meinerseits.

    Da ich nie Griechisch gelernt habe, mir nur gelegentlich bekanntere einzelne Buchstaben oder das ganze griechische Alphabet begegnen, tue ich mich beim Lesen schwer mit den in Deiner Dissertation in griechischen Buchstaben geschriebenen Wörtern; mit einer Abbildung des griechischen Alphabets neben Deinem Buch wächst mein Verständnis aber zusehends. Natürlich ist in erster Linie ein Leserkreis aus den Fächern Theologie und Philosophie zu erwarten und mit Deiner Doktorarbeit sicher auch anvisiert. Diese Zielgruppe wird sich in Griechisch und Hebräisch hoffentlich ähnlich gut auskennen wie Du.

    Beim Schreiben meiner Magisterarbeit „Die Phonologie und Morphologie der Mundart von Ehlenz“ (des Moselfränkischen in meinem Heimatdorf in der Südeifel nahe Bitburg oder auch Luxemburg) unter Frau Professor Dr. Danièle Clément an der „Bergischen Universität – Gesamthochschule Wuppertal“ (1983/1984) schrieb ich die „Einleitung“ zeitlich erst NACH dem eigentlichen Bearbeiten der Thematik. So wirst auch Du die „Einleitung“ natürlich erst NACH Abschluß der eigentlichen Forschungsarbeit formuliert haben können.

    Daran erinnerte ich mich bei deren Lesen, da Du einzelne Begriffe („Lexem“, S.24, Anm. 77, oder die Abkürzung „OH“, S. 28, Anm. 97) noch nicht unbedingt bei ihrem ersten Auftreten erklärst; „Wortfeld“ und „Wortfamilie“ unterscheidest Du hingegen unmittelbar nach dem Auftreten von „Wortfeld“ (S. 33, Anm. 113), „Offb“ erläuterst Du gar schon gleich in Seite 11 und Anmerkung 4.

    Übrigens hätte ich mich als „Korrekturleser“ Deiner Dissertation (ich hatte Dir das einmal vorgeschlagen) als ungeeignet erwiesen; wie die griechischen Buchstaben ist mir auch die fachliche Terminologie in Theologie nicht sehr geläufig, noch zu unbekannt; hier hilft jetzt ein Wörterbuch zum Verständnis. Anerkennend möchte ich sagen: Jetzt, beim Lesen, fand ich weder im Vorwort noch in der Einführung auch nur eine einzige Textstelle (Rechtschreibung, Satzzeichen, inhaltlicher Zusammenhang), die zu verbessern gewesen wäre. So hat auch Eduard und haben weitere Korrekturleser sehr genau hingeschaut; ein großes Lob auch an sie.

    Für das weitere Lesen Deiner Doktorarbeit werde ich die Ausleihfrist für Dein (Mammut-)Werk über den 20. Januar hinaus ein oder mehrere Male verlängern müssen. Erstens bin ich auch beim Lesen nicht der Schnellste, zweitens will ich das Buch vollständig lesen und damit auch die irre vielen und teils sehr ausführlichen Anmerkungen lesen und Deine auch da hinein gesteckte Arbeit würdigen.

    Herzliche und marianische Grüße

    Dein Paul

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    1. Lieber Paul, vielen Dank für deine herzlichen Worte! Es freut mich sehr, dass du auf diese Weise mein Buch studieren kannst. Da nimmst du dir wirklich was vor…es ist ja schon ein sehr spezielles Thema…Danke auch für deine Sorge um die gemeinen Kommentare. Damit muss man leben und ich komme trotz allem sehr gut zurecht.
      Das mit der Einleitung hast du sehr gut beobachtet! Ich habe mir allerdings angewöhnt, bei solchen Arbeiten schon vorläufig etwas in der Einleitung zu formulieren, um das Ziel immer vor Augen zu haben. Dann am Ende passe ich die Einleitung an das Fazit und den geschriebenen Hauptteil an. Zum Thema Anmerkungen: Es gibt Begriffe, die ich nie erläutere, da sie dem anvisierten Publikum ohnehin bekannt sind. Wiederum andere Begriffe definiere ich schon, vor allem jene, die unterschiedliche Definitionen haben können. Da muss ich also klarstellen, welche Definition ich voraussetze. Ich bewundere sehr, dass du meine Arbeit ganz durcharbeiten möchtest. Danke für dein Interesse auch an meinen Videos und allem, was ich so veröffentliche. Dir und deinen Lieben frohe und gesegnete Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Danke für alles und Gottes reichen Segen!

      Deine Margarete

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