Heute begehen wir das Fest des ersten Märtyrers der Kirche, Stephanus. Man fragt sich vielleicht, warum ausgerechnet so ein negativer Anlass mitten in die Weihnachtsoktav fällt, aber genau das trifft doch auf den Kern der Weihnachtsbotschaft: Er hat Zeugnis abgelegt für Christus bis in den Tod hinein. Er sah den Himmel geöffnet und Christus zur Rechten des Vaters sitzen – eine Gnade, die ihm zuteilwurde, weil Christus zuerst auf die Erde gekommen ist, um das Erlösungswerk zu vollbringen. Weihnachten ist kein kitschiges Kuschelfest, kein Anlass für Glamour, sondern die Erinnerung an einen heruntergekommenen Stall voller Tiermist, in dem der Messias geboren wurde. Es geht um eine kleine Familie, die ums Überleben kämpft und auf der Flucht ist, weil ein paranoider König seine Macht gefährdet sieht. Jesus ist geboren, um zu sterben. Die Krippe und das Kreuz sind so eng miteinander verbunden, dass Johann Sebastian Bach in seinem Weihnachtsoratorium die Melodie von „O Haupt voll Blut und Wunden“ einbaut.

Wir wissen, dass Stephanus laut Apg 6-7 einer der sieben Diakone der Jerusalemer Urgemeinde war. Diakone waren zugleich für die Glaubensverkündigung zuständig wie auch für die sozialen Belange der Gemeinde und hatten den Rang von Gemeindeleitern, die in ihrer Bedeutsamkeit nahe an die Apostel heranreichten. Stephanus war ein begeisterter Zeuge für Christus und voller Weisheit, die ihm durch den hl. Geist geschenkt wurde. Über sein Leben ist nicht viel bekannt. Er wurde als griechischsprachiger Jude in Jerusalem geboren, und
konvertierte wahrscheinlich zum Christentum nach der Kreuzigung. Die griechischsprachigen Juden wurden Hellenisten genannt. Stephanus sorgte mit seinen Predigten für Furore bei den Juden, die missgünstig auf seine Weisheit und großen Zeichen reagierten. Sie zerrten ihn vor den Sanhedrin, den Hohen Rat, um Falschaussagen gegen ihn zu tätigen. Sie behaupteten, er würde gegen den Tempel und das Gesetz hetzen und Gott beleidigen. Dem Hohen Rat erschien Stephanus‘ Gesicht wie das eines Engels. Man merkte ihm an, dass er vom hl. Geist erfüllt war. Er hält eine lange Rede, in der er Zeugnis für Christus ablegt, indem er sein Erlösungswerk in die gesamte Heilsgeschichte Israels einbettet. Diese Worte wollten die Menschen aber nicht hören und hielten sich die Ohren zu. Sie steinigten ihn, vor allem als Gott ihm die Gnade schenkte, den Himmel geöffnet und Christus zur Rechten des Vaters zu sehen.
Dies sollte ihnen nämlich als Zeichen dienen, dass Jesus wirklich der Messias ist. Sie wollten es aber nicht annehmen und so musste Stephanus sein Leben lassen. Im Moment des Todes bat er um Verzeihung für seine Steiniger. Er ist Christus wirklich bis in den Tod nachgefolgt und bete so wie Christus am Kreuz für seine Feinde. So groß war seine Liebe zu Christus, dass er bereit war, sein Leben für ihn aufs Spiel zu setzen. Er hat das Martyrium nicht aktiv gesucht, sondern einfach nur seine Berufung gelebt. Doch als es soweit kam, nahm er es an. Gott schenkte ihm einen Vorgeschmack, als er ihm den Himmel zeigte. Es sollte ihm zur Stärkung dienen, aber auch den Umstehenden, die den geöffneten Himmel mit Christus zu Gottes Rechten als Bestätigung der Worte des Stephanus erkennen sollten. Bis heute soll es uns ein Zeichen sein: Christus hat die Welt erlöst und somit den Himmel für uns Menschen wieder geöffnet. Das heißt, wir haben den Zugang zum Vater! Stephanus lehrt uns bis heute, dass es sich lohnt, sein Leben wirklich ganz Christus hinzugeben ganz nach dem Motto: Give all, get more.
Wie ist die Nachgeschichte? Wir erfahren in der Apostelgeschichte, dass Paulus, der zuerst Saulus von Tarsus hieß, der Steinigung zustimmte, denn die Leute legte ihre Kleider ihm zu Füßen. Dieser erste Lynchmord gegen einen Christen sollte der Beginn einer Verfolgungsserie werden, weshalb viele Christen der Gemeinde flohen. Das ist sehr schmerzhaft mitanzuhören, doch auch diese Krise nutzte Gott, um etwas Gutes entstehen zu lassen: Wäre es nicht so gekommen, hätte das Christentum sich vielleicht nicht so schnell im hl. Land ausgebreitet. Gott schreibt wahrlich auf krummen Seiten gerade. Seit 2003 ruft die Deutsche Bischofskonferenz den 26. Dezember als Gebetstag für verfolgte Christen aus.
Stephanus ist der Patron von Rom, Passau und Beckum im Münsterland; der Pferde, Pferdeknechte, Kutscher, Steinhauer, Maurer, Zimmerleute, Weber, Schneider, Böttcher und Küfer; gegen Besessenheit, Steinleiden, Seitenstechen und Kopfweh; für einen guten Tod; des Bistums Wien.
Hl. Stephanus, bitte für uns!
Hier die Auslegungen des Tages: https://magstrauss.com/2020/12/26/zweiter-weihnachtstag-stephanus-erster-martyrer/
Ihre Magstrauss