24. August: Hl. Bartholomäus

Heute ehrt die Kirche einen der zwölf Apostel, die Jesus auserwählt hatte, um seine Kirche zu gründen und bis an die Enden der Erde zu gehen, um die Frohe Botschaft zu verkünden. Bartholomäus, wie er in den synoptischen Evangelien genannt wird, ist höchstwahrscheinlich nicht sein tatsächlicher Name, sondern eine Beschreibung seiner Abstammung bzw. sein Beiname. Auf Aramäisch lautet sein Name bar-Tôlmay, was mit „Sohn des Tolmai“ übersetzt wird. Zwar werden im Alten Testament weitere Personen mit dem Namen Tolmai erwähnt, doch ist nichts über Bartholomäus‘ Vater oder seine Herkunft bekannt. Obwohl nichts über „Bartholomäus“ sicher ist, sind sich die meisten Forscher einig, dass der in den Synoptikern erwähnte Bartholomäus dieselbe Person ist wie Natanael im Johannesevangelium. Daher könnte es sein, dass „Natanael, der Sohn des Tolmai“, der volle Name des heutigen Heiligen ist. Bartholomäus ist wohl Anfang des 1. Jh. in Kana geboren und starb eta um 51 n.Chr. im heutigen Baku, Ascherbaidschan den Märtyrertod. In den synoptischen Evangelien wird Bartholomäus in den Listen der Apostel erwähnt (Mt 10,2-4, Mk 3,16-19 und Lk 6,14-16). In der Apostelgeschichte wird er als einer der Apostel erwähnt, die nach der Himmelfahrt Jesu in Jerusalem anwesend waren (Apg 1,13). Im Johannesevangelium wird Natanael nur zweimal genannt (Joh 1,45-51 und Joh 21,2). Ersteres berichtet von seiner Berufung, letzteres weist ihn als einen der sieben aus, die dabei waren, als Jesus ihnen nach seiner Auferstehung am See Gennesaret erschien. Obwohl das Wichtigste, was wir aus diesen Abschnitten über Natanael wissen, die Tatsache ist, dass er von Christus als einer der zwölf Apostel auserwählt wurde, bieten die Geschichte seiner Berufung und das Gespräch, das er mit Jesus führt, viel Stoff zum Nachdenken.

In Joh 1,43-51 lesen wir, dass Jesus Philippus fand, als er nach Galiläa ging, und einfach zu ihm sagte: „Folge mir nach.“ Philippus scheint sofort zu folgen. Philippus ist so begeistert, dass er Natanael findet, der sein Freund oder Verwandter gewesen sein könnte. Er sagt zu Natanael: „Wir haben den gefunden, von dem Mose im Gesetz und auch die Propheten geschrieben haben, Jesus, den Sohn Josefs, aus Nazaret.“ Das war das erste Mal, dass Natanael die Anfänge der Frohen Botschaft hörte, die er später mit ganzem Herzen verkündigen sollte. Wie viele Menschen ist auch Natanael zunächst irritiert. Er erwidert: „Kann aus Nazaret etwas Gutes kommen?“ Als Schriftgelehrter ist Natanaels Reaktion nachvollziehbar, denn der Messias wurde aus Judäa erwartet. Nazaret dagegen war bekannt als ein kleines, unbedeutendes Dorf ohne richtige Synagoge und inmitten eines heidnischen Gebiets. Die Antwort von Philippus ist ideal und eindeutig vom Heiligen Geist inspiriert. Philippus sagt zu Natanael: „Komm und sieh.“ Und genau das tut Natanael. „Komm und sieh“ ist ein Satz, der für jeden von uns gilt. Gott sendet uns diese Einladung jeden Tag auf unzählige Arten. Es reicht nicht aus, nur von Jesus zu hören. Es reicht nicht aus, nur über ihn zu lesen oder ihn zu studieren. Wir müssen kommen, um ihm zu begegnen, die Person kennenzulernen und ihm zu begegnen.
Als Natanael zu Jesus kam, sagte Jesus zu ihm: „Hier ist ein wahrer Israelit ohne Falschheit.“ Jesus hatte Natanaels Herz gelesen und es ihm offenbart. Natanael fragte weiter, woher Jesus ihn kannte, und Jesus antwortete, er habe Natanael unter einem Feigenbaum sitzen sehen. Das ist alles, was Jesus sagte! Doch das berührte Natanael so sehr, dass er sich durch diese kurze Bemerkung Jesu bekehrte. Er ruft aus: „Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König Israels“. Dazu habe ich in meiner Auslegung des Festtages einiges gesagt (siehe Link unten). Unter dem Feigenbaum zu sitzen, ist eine Redewendung, die das Studium der Hl. Schriften umschreibt. Natanael hat aufrichtig nach ihm gesucht und nun bestätigt der Messias selbst, dass er ihn dabei gesehen hat. Wer suchet, der findet!

Als einer der Zwölf begleitete Natanael Jesus während seines öffentlichen Wirkens. Er lernte von ihm, wurde von ihm geformt und gab sein Leben für ihn hin. Er war Zeuge der Verhaftung Jesu, erlebte seinen Tod aus der Ferne und sah dann seine Auferstehung mit eigenen Augen. Als Jesus in den Himmel auffuhr, gehörte Natanael zu denen, zu denen Jesus sagte: „Ihr aber werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde“ (Apg 1,8). Und: „Darum gehet hin und machet alle Völker zu meinen Jüngern: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie alles zu halten, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Matthäus 28,19-20). Wir wissen zwar nicht genau, wie Nathanael, der Sohn des Tolmai (Bartholomäus), diesen von Jesus selbst erhaltenen Missionsbefehl erfüllte, aber eine frühe Überlieferung von Eusebius von Caesarea, einem Kirchenhistoriker aus dem 3. bis 4. Jh., besagt, dass er nach Indien ging und dort eine Abschrift des Matthäus-Evangeliums hinterließ. Spätere Überlieferungen besagen, dass er auch nach Armenien, Äthiopien, Mesopotamien, Parthien und Lykaonien reiste. Einige Überlieferungen besagen, dass er in einer Stadt namens Albanopolis gemartert wurde, bei der es sich um eine der beiden antiken Städte im heutigen Armenien oder Albanien handeln könnte. Diese Überlieferungen besagen, dass er als Vergeltung für die Bekehrung des Königs von Armenien enthauptet oder lebendig gehäutet und kopfüber gekreuzigt wurde. Aus diesem Grund wird der Heilige Bartholomäus in der sakralen Kunst oft mit seiner Haut in der Hand dargestellt, so auch in Michelangelos Szene des Jüngsten Gerichts in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan.

Hier kommen Sie zu den Lesungen des Festtags: https://magstrauss.com/2022/08/24/apostel-bartholomaus-fest-2/

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