21. September: Hl. Apostel und Evangelist Matthäus

Heute ist das Fest des Apostels und Evangelisten Matthäus, der alternativ auch unter dem Namen Levi bekannt ist. Zu der Zeit, als Jesus sein öffentliches Wirken begann, war Galiläa Teil des Römischen Reiches. Zu den Erwartungen der römischen Behörden gehörte, dass alle, die unter ihrer Herrschaft lebten, Steuern zahlten. Um dies zu erreichen, arbeiteten sie oft mit den örtlichen Juden zusammen und beauftragten sie, im Namen des römischen Kaisers und des örtlichen Gouverneurs Steuern einzutreiben. Der Rest der Gemeinde verachtete die örtlichen Steuereintreiber oft, weil sie als Verräter an ihrem Volk angesehen wurden, weil sie eine unterdrückerische Zusammenarbeit mit den römischen Behörden eingingen. Sogar die Familien der Steuereintreiber wurden gemieden. So galten beispielsweise ihre Kinder oft als ungeeignet für eine Heirat. Außerdem waren viele Zöllner korrupt und verlangten mehr Steuern von den Menschen, als ihnen rechtlich zustand. Die römischen Behörden sahen in der Regel über diesen Missbrauch hinweg, da sie oft einen Teil des Überschusses erhielten. Den Rest steckten die Steuereintreiber ein. Zugleich gibt es eine weitere Perspektive: Sie mussten oft mehr eintreiben als nötig, um sich selbst über Wasser zu halten. In diesem Kontext ist der heutige Heilige, der Apostel und Evangelist Matthäus, zu betrachten.

Der heilige Matthäus wurde höchstwahrscheinlich als Levi, Sohn des Alphäus, geboren. Obwohl nichts über seine Kindheit bekannt ist, wurde Levi ein Steuereintreiber für die römischen Behörden. Der Name „Levi“ deutet darauf hin, dass er aus dem Stamm Levi kam, dem Stamm, der für den jüdischen Gottesdienst zuständig war. Obwohl die Gelehrten nicht zu einer endgültigen Schlussfolgerung über die Einzelheiten seines Lebens kommen können, wird fast allgemein angenommen, dass der in Mk 2,14 und Lk 5,27 erwähnte Levi dieselbe Person ist, die in Mt 9,9 unter dem Namen Matthäus erwähnt wird. Levi könnte sein ursprünglicher Name gewesen sein, und Matthäus könnte der Name gewesen sein, den Jesus ihm nach seiner Bekehrung gab. Der Name Matthäus bedeutet „Geschenk Jahwes“. Es könnte aber auch sein, dass er zwei Namen besaß aufgrund von zwei Staatsangehörigkeiten ähnlich wie bei Paulus, also die römische und jüdische. Levis Aufforderung, Jesus zu folgen, war kurz, aber tiefgründig. Er war ein Mann, der eindeutig durch seine Entscheidung belastet war, sein levitisches Erbe zu verraten, indem er für die römischen Behörden arbeitete, um für sie Steuern einzutreiben. Vielleicht war er korrupt, gierig und wurde von seiner jüdischen Gemeinde geächtet. Höchstwahrscheinlich war er als Steuereintreiber in Kafarnaum tätig, wo Jesus im Haus des Petrus gelebt hatte. Zu seinen Aufgaben gehörte wahrscheinlich das Eintreiben von Steuern auf Waren, die über den See Gennesaret nach Kafarnaum kamen, sowie das Eintreiben eines Zolls von denjenigen, die mit dem Boot in die Stadt kamen. Als Jesus sein öffentliches Wirken begann, wurden viele Menschen auf ihn aufmerksam. Obwohl es keinen biblischen Bericht darüber gibt, dass Matthäus Jesus predigen hörte, bevor er berufen wurde, kann man davon ausgehen, dass er von unserem Herrn gehört und ihn möglicherweise sogar in Kafarnaum predigen gehört hat. Das Matthäus-Evangelium erzählt die Bekehrung des Zöllners so: „Als Jesus von dort weiterging, sah er einen Mann namens Matthäus an der Zollstation sitzen. Er sagte zu ihm: ‚Folge mir nach‘. Und er stand auf und folgte ihm“ (Mt 9,9). Es gab kein Zögern. Im Handumdrehen änderte sich das Leben des Zöllners. Unmittelbar nachdem Matthäus seinen Beruf aufgegeben hatte, lud er Jesus ein, in seinem Haus zu speisen, und Jesus nahm an. Mit ihnen aßen auch andere Zöllner und Sünder zu Abend. Daraufhin verurteilten die selbstgerechten Pharisäer Jesus schnell dafür, dass er sich mit diesen Menschen abgab. Jesus aber tadelt die Pharisäer und sagt: „Die Gesunden brauchen keinen Arzt, wohl aber die Kranken. Geht hin und lernt, was es bedeutet, wenn es heißt: Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken.  Geht und lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer! Denn ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder.“ (Mt 9,12-13)
Der Aufruf Jesu und die Antwort des Matthäus versetzten die starren jüdischen Behörden in Aufruhr. Sie hatten sich daran gewöhnt, Urteile zu fällen und Verurteilungen auszusprechen. Sie waren politisch denkende Machtmenschen, denen das Herz der Barmherzigkeit fehlte. Als Jesus ankam und sich der Sünder erbarmte und ihre Bekehrung wünschte, widersetzten sich die Pharisäer ihm, aber die Sünder reagierten. Obwohl Zöllner wie Matthäus wohlhabend waren und in Saus und Braus lebten, fand Matthäus in Jesus etwas, das sein Geld nicht bewirken konnte. In den restlichen Evangelien wird Matthäus zusammen mit den Zwölfen genannt. Er war bei der Himmelfahrt und an Pfingsten anwesend, wo er zusammen mit den anderen Aposteln seinen Auftrag und die Ausgießung des Heiligen Geistes empfing. Die frühen Kirchenväter berichten, dass er noch einige Zeit in Judäa blieb, um das Evangelium zu verkünden und die neu gegründete Kirche zu unterstützen. In dieser Zeit könnte er sein Evangelium verfasst haben. Die Kirchenväter sind auch der Meinung, dass Matthäus schließlich nach Äthiopien ging, aber nicht nach Äthiopien in Nordostafrika. Stattdessen könnte er in das Gebiet südlich des Kaspischen Meeres gereist sein, das heutige Iran oder Armenien. Eine Legende besagt, dass Matthäus auf dem Gebiet des alten Äthiopiens viele Menschen bekehrte. Zu ihnen gehörten König Egyptus und sein ganzer Hofstaat, einschließlich seiner Tochter Ephigenia. Matthäus soll die Prinzessin Ephigenia zur Jungfrau geweiht und sie an die Spitze einer neu gegründeten Gruppe von Jungfrauen gestellt haben, die ihr Leben allein Christus als seine Ehefrauen widmeten. Als König Egyptus starb, trat Hyrakus seine Nachfolge an und wollte Ephigenia zur Frau nehmen. Nachdem er diesen Wunsch an Matthäus herangetragen hatte, lud Matthäus den neuen König in die Kirche ein, um ihn in der Ehe zu unterweisen. Als der König mit großem Pomp eintraf, predigte Matthäus in aller Deutlichkeit, dass die jungfräuliche Ephigenia bereits einen Bräutigam habe, nämlich ihren Herrn Jesus Christus, und dass sie daher keinen anderen heiraten könne. Empört schickte König Hyrakus einen Mörder, der Matthäus in den Rücken stach und ihn tötete, während er vor dem Altar stand. Der König ordnete daraufhin an, Ephigenias Haus niederzubrennen, doch die Legende besagt, dass Matthäus im Haus erschien und das Feuer auf den Königspalast lenkte, der daraufhin abbrannte. Kurz darauf erkrankte der König an Lepra und brachte sich um, und sein Sohn wurde von Dämonen besessen, bereute aber später am Grab des hl. Matthäus. Danach wurde der Bruder von König Hyrakus König und führte das Christentum als offizielle Religion seines Königreichs ein.
Das dauerhafteste Geschenk, das der hl. Matthäus hinterlassen hat, ist sein Evangelium. Obwohl einige moderne Gelehrte bezweifeln, dass er der ursprüngliche Autor war, schreiben ihm die frühen Kirchenväter das erste Evangelium eindeutig zu. Das Matthäusevangelium wurde von einem Juden für seine jüdischen Mitbürger geschrieben. Es wurde höchstwahrscheinlich in hebräischer und aramäischer Sprache verfasst und später ins Griechische übersetzt. Die hebräischen und aramäischen Originaltexte existieren nicht mehr. Sein Evangelium zeigt deutlich, dass Jesus die Erfüllung des Alten Testaments ist, der lang erwartete Messias. Er beginnt mit einer ausführlichen Genealogie, in der er die Wurzeln Jesu bis zu Abraham, dem Vater der jüdischen Nation, zurückverfolgt. Das Matthäusevangelium ist gut strukturiert und gegliedert und bietet fünf große Reden, in denen er das Himmelreich, die Gründung der Kirche auf Petrus, den Aufruf zur Gerechtigkeit und zum Gehorsam gegenüber Gottes Willen, einzigartige Gleichnisse und die Bergpredigt vorstellt. In der Bergpredigt wird Jesus vor allem als der neue Mose dargestellt, der das neue Gesetz auf dem neuen Berg verkündet. Während Mose das Gesetz von Gott auf dem Berg Sinai empfing, gibt Jesus das neue Gesetz als Gott selbst auf dem Berg der Seligpreisungen.

Hier kommen Sie zu den Lesungen des Festes: https://magstrauss.com/2022/09/21/matthaus-apostel-und-evangelist-fest-3/

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