Samstag der 18. Woche im Jahreskreis

Hab 1,12 – 2,4; Ps 9,8-9.10-11.12-13; Mt 17,14-20

Hab 1
12 Herr, bist du nicht von alters her mein heiliger Gott? Nein, wir werden nicht sterben! Herr, du hast die Babylonier dazu bestimmt, dein Strafgericht an uns zu vollstrecken und uns zu züchtigen.

13 Aber deine Augen sind doch zu rein, als dass sie Böses mit ansehen könnten, und du erträgst es nicht, wenn Menschen gequält werden. Warum aber siehst du jetzt dem Tun dieser Verräter zu? Warum schweigst du jetzt, wenn durch diese Räuber andere vernichtet werden, die doch gerechter leben als sie?
14 Du lässt es ja zu, dass der Feind die Menschen behandelt wie Fische im Meer und wie Würmer, die keinen Herrscher über sich haben.
15 Voller Freude zieht er sie mit der Angel aus dem Wasser, rafft sie in seinem Fangnetz zusammen und jubelt über seinen guten Fang. 16 Deshalb opfert er seinem Netz und verbrennt Weihrauch für sein Fischgarn. Denn ihnen verdankt er seine große Beute und den reich gedeckten Tisch.
17 Soll er aber deshalb immer wieder sein Netz ausleeren, um erbarmungslos Völker zu morden?
1 Ich will meinen Posten auf dem Wachturm einnehmen und Ausschau halten. Dort will ich abwarten, was der Herr zu mir sagt und wie er auf meine Klage antwortet.
2 Da antwortete mir der Herr und sagte: »Was ich dir jetzt zeigen werde, sollst du säuberlich auf Tafeln schreiben, damit es jeder mühelos im Vorbeigehen lesen kann.

3 Denn das, was du siehst, wird erst zu einer bestimmten Zeit eintreten. Aber du kannst dich darauf verlassen, dass es eintrifft, auch wenn es eine Weile auf sich warten lässt. Du kannst darauf zählen, denn es ist keine Täuschung!
4 Du sollst wissen: Der Feind ist anmaßend und in seinem Herzen nicht aufrichtig. Durch den Glauben hat ein Gerechter Leben.

In der heutigen Lesung hören wir erneut einen Text von einem der „kleinen“ Propheten, diesmal aus dem Buch Habakuk. Er war wohl ein Zeitgenosse Jeremias und kündigte wie er eine politische Katastrophe an. Insgesamt ist er als Gerichtsprophet einzuordnen, demnach sind seine Worte vor allem Gerichtspredigt.
Ganz ähnlich wie Jeremia in seinen Wehklagen Gott gegenüber hält Habakuk im gehörten Abschnitt eine Klage. Er bittet Gott inständig darum, das schmerzhafte Gerichtsurteil abzuwenden, das auf das Volk Israel zukommt. Deshalb stellt er rhetorische Fragen ganz im Stil der Klagepsalmen. „Herr, bist du nicht von alters her mein heiliger Gott?“ Das versteht sich von selbst und ganz beispielhaft hält der Prophet in Leidenssituationen an seiner Beziehung zu Gott fest. Er nennt ihn auch jetzt seinen heiligen Gott. Es erinnert uns an Christus, der sterbend am Kreuz Psalm 22 betet und „mein Gott“ sagt.
Er reflektiert im Gebet gewissermaßen mit Gott, warum die harte Strafe, die er mit den Eroberungsfeldzügen der Chaldäer kommen sieht, sein muss. So stellt er vor Gott Fragen, die er im Nachgang beantwortet. Dabei handelt es sich um die uralte Theodizee-Frage – Warum muss der Mensch leiden und warum lässt Gott es zu?
So deutet Habakuk zurecht, dass Gott die Chaldäer, das heißt die Neubabylonier, dazu gebraucht, sein Strafgericht an seinem Volk auszuüben. Es ist dabei keine Zerstörungsaktion, sondern eine Züchtigung. Er wird das Volk nicht dem Erdboden gleich machen, denn das würde den Bundesschluss brechen, den er aber ewig treu festhält.
Warum schaut Gott mit seinen reinen Augen zu, wie die „Verräter“, also die Gottlosen, jene ausrotten, die gerechter sind als sie? Habakuk schildert detailliert und in drastischen Bildern, was sie mit dem Volk Israel tun. Sie sind wie Fischer, die die Israeliten wie Fische fangen und sie missachten wie Würmer. Sie opfern sogar ihren Utensilien, mit denen sie die Beute einnehmen. Das heißt, dass sie sich vollkommen götzendienerisch verhalten. Habakuk fragt Gott ganz unverblümt, ob diese Ereignisse nun endlos weitergehen sollen.
Auch wenn es momentan so aussieht, möchte Habakuk Gottes Güte nicht infragestellen, sondern sagt all dies, um Gott zu verstehen. Er möchte geduldig auf Gottes Antwort warten und sich so auf seinen Posten begeben.
Und Gott nimmt Habakuks Worte ernst. Er geht auf seine Klage ein und antwortet ihm: „Was ich dir jetzt zeigen werde, sollst du säuberlich auf Tafeln schreiben!“ Das soll er deshalb tun, damit alle Vorbeigehenden es unmissverständlich lesen können: „Der Feind ist anmaßend und in seinem Herzen nicht aufrichtig. Durch den Glauben hat ein Gerechter Leben.“ Was Habakuk und die vielen Leidenden jetzt sehen, hat keinen Bestand. Die Feinde mögen nun toben, aber ihre Stunde ist gezählt. Ein Gerechter aber hat Leben, was bedeutet, dass er das ewige Leben, das Heil und die ewige Freude bei Gott hat. Was ist schon eine zeitlich begrenzte Leidenssituation im Gegensatz zum ewigen Heil!
Man soll nicht nur auf den jetzigen kleinen Ausschnitt der gesamten Welt- und Menschheitsgeschichte achten, sondern das große Bild sehen.
Habakuk ist ein Prophet. Er sieht an den Eroberungsfeldzügen der Chaldäer bereits das Babylonische Exil auf Israel zukommen. Es wird sich in einer Weile tatsächlich zutragen. Gott gibt ihm das deutlich zu verstehen. Aber auch dann soll er nicht vergessen, dass der Gerechte das Leben haben wird.

Ps 9
8 Ja, so sind sie, aber der HERR thront auf ewig, zum Gericht hat er seinen Thron aufgestellt.

9 Er selbst wird den Erdkreis richten in Gerechtigkeit, den Nationen das Urteil sprechen, wie es recht ist.
10 So wird der HERR für den Bedrückten zur Burg, zur Burg für Zeiten der Not.
11 Darum vertrauen dir, die deinen Namen kennen, denn du, HERR, hast keinen, der dich sucht, je verlassen.
12 Singt dem HERRN, der thront auf dem Zion, verkündet unter den Völkern seine Taten!
13 Denn er, der Blutschuld ahndet, hat an sie gedacht, hat den Notschrei der Elenden nicht vergessen.

Als Antwort auf die Lesung beten wir einen Davidpsalm, der betitelt ist mit „Gott, der Retter der Armen und Elenden“. Ursprünglich gehörte er mit Ps 10 wahrscheinlich zusammen. Er antwortet auf die Klage der Lesung mit einem Dank aufgrund der beendeten Not.
Gott sei deshalb zu danken, weil er die Feinde Israels entmachtet hat. Dies hat er schon zu Zeiten Davids immer wieder bei den militärischen Siegen gezeigt, dies wird er auch mit der Beendigung des Babylonischen Exils beweisen. Gott ist nämlich Herrscher auf ewig. Seinen Gerichtsthron hat er aufgestellt und mit den Bösen abgerechnet. Dies tut er immer wieder auch in unserem Leben. Er lässt für eine gewisse Zeit zu, dass die Feinde uns in die Knie zwingen, damit wir daraus lernen, reifen und vor allem zu ihm umkehren. Doch wenn dieser Spielraum dann vorbei ist, dann ereilt unsere Feinde ein Gericht, das sich gewaschen hat…
Gott selbst wird die ganze Welt in seiner Gerechtigkeit richten, dabei nicht nur Israel, sondern alle Nationen. Das wird am Ende der Zeiten auf umfassende Weise geschehen, wie uns die apokalyptischen Texte des Alten und Neuen Testaments bezeugen.
Dann wird dieses Gottesgericht eine große Erlösung für alle ungerecht Behandelten, Unterdrückten und Leidenden darstellen und Gott für sie zur Burg werden.
Deshalb dürfen die Bedrückten schon jetzt inmitten dieser Leidensphase ganz auf Gott vertrauen, weil er nicht zulassen wird, dass wir je vernichtet und von seiner Liebe getrennt werden. Gott verlässt niemals den Menschen, der sich ganz für ihn entscheidet. Wenn der Mensch von sich aus aber freiwillig Gott ablehnt, wird er ihn zwar bis zum letzten Augenblick umzustimmen versuchen, dann aber die endgültige Entscheidung respektieren.
Der Psalm ruft zum Lobpreis auf dem Zion auf, das heißt zum Gebet im Tempel. Er ruft auch auf zur Verkündigung unter den Nichtjuden. Gottes große Taten und die Freude über das ergangene Heil sind so groß, dass Israel sie nicht für sich behalten kann. Alle sollen es erfahren und selbst dieses Heil empfangen!
Gott ahndet Blutschuld. Oft heißt es im Alten Testament, dass das Blut der Kinder Gottes zum Himmel schreit. Auch aus dem brennenden Dornbusch spricht die Stimme Gottes: „Ich habe das Schreien meines Volkes gehört.“ Gott lässt das Unrecht an seinem Volk nicht ungesühnt, sondern reagiert darauf. Das ist, was wir den Zorn Gottes nennen, die angemessene, kontrollierte, absolut frei von Launenhaftigkeit und übertriebener Emotionalität ergehende Reaktion auf die Sünde.
Er vergisst die Not seiner Kinder nicht, denn er ist treu und ein leidenschaftlich liebender Gott.

Mt 17
14 Als sie zu den Volksscharen zurückkamen, trat ein Mensch auf ihn zu, fiel vor ihm auf die Knie

15 und sagte: Herr, hab Erbarmen mit meinem Sohn! Er ist mondsüchtig und hat schwer zu leiden. Oft fällt er ins Feuer und oft ins Wasser.
16 Ich habe ihn schon zu deinen Jüngern gebracht, aber sie konnten ihn nicht heilen.
17 Da sagte Jesus: O du ungläubige und verkehrte Generation! Wie lange muss ich noch bei euch sein? Wie lange muss ich euch noch ertragen? Bringt ihn her zu mir!
18 Und Jesus drohte ihm und der Dämon fuhr von ihm aus. Und der Knabe war von jener Stunde an geheilt.
19 Als die Jünger mit Jesus allein waren, wandten sie sich an ihn und fragten: Warum konnten denn wir den Dämon nicht austreiben?
20 Er antwortete: Wegen eures Kleinglaubens. Denn, amen, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, dann werdet ihr zu diesem Berg sagen: Rück von hier nach dort! und er wird wegrücken. Nichts wird euch unmöglich sein.

Im Evangelium wird uns heute von einem Exorzismus berichtet. Er ereignet sich nach der Verklärung Jesu. Drei Jünger waren mit Jesus alleine auf den Berg Tabor gestiegen, nun sind sie wieder unten angekommen und eine große Menschenmenge versammelt sich um sie. Dort kommt nun ein Mensch zu Jesus und bittet ihn um Befreiung und Heilung seines Sohnes. Er sei mondsüchtig und lege ein selbstzerstörerisches Verhalten an den Tag. Mondsucht nannte man früher, wenn ein Mensch Schlafwandler war. Man nahm an, dass dieser Zustand durch die Mondphasen beeinflusst werde. Daher kommt dieser Begriff. Das eigentlich Dämonische sind die Akte der Selbstverletzung in diesem Zustand. Denn der Mensch ertrinkt oder verbrennt beinahe. Die Jünger Jesu haben es nicht geschafft, den Jungen von dieser Art der Besessenheit zu befreien. Der Grund dafür ist der mangelnde Glaube – sowohl bei den Exorzisten als auch bei den Angehörigen und Leidenden. Deshalb ist Jesus sehr hart in seiner Antwort: „O du ungläubige und verkehrte Generation! Wie lange muss ich noch bei euch sein? Wie lange muss ich euch noch ertragen?“ Er möchte aufrütteln, nicht verletzen. Deshalb spricht er solche Worte. Die Menschen sollen verstehen, dass der Glaube absolut entscheidend ist.
Sogleich lässt er den Jungen zu sich bringen und treibt den Dämon aus ihm heraus. Später fragen die Jünger Jesus, warum er das tun konnte, sie aber nicht (er hat sie ja zuvor beauftragt, Exorzismen durchzuführen). Er erklärt ihnen, dass sie Kleingläubige sind. Dies wird er morgen im Sonntagsevangelium auch zu Petrus sagen, wenn er auf dem Wasser geht und plötzlich Angst bekommt.
Wenn der Mensch dagegen auch nur den kleinsten Glauben hat, deshalb bringt er das Senfkorn als Beispiel an, denn es ist das kleinste der Samenkörner, dann werden die Menschen Berge versetzen können und aller vollbringen. Denn Gott wird das Unmögliche an ihnen oder durch sie bewirken. Weil die Jünger aber gezweifelt hatten, konnten sie den Exorzismus nicht durchführen. Sie haben Gott nicht zugetraut, dass er den Dämon aus diesem Kind austreiben kann und sie dafür als seine Instrumente gebraucht. Wir werden jedoch Zeugen des großen Glaubens der Jünger, nachdem sie den Hl. Geist empfangen haben. Das zeigt uns: Der Glaube ist ein Geschenk, das von Gott kommt. Dieses Geschenk dürfen und müssen wir aber auch von Gott erbitten. Deshalb ist es so unglaublich wichtig, dass wir unser Leben im Hl. Geist führen und stets in der Liebe Gottes wandeln. Dann wird uns alles möglich sein – nicht weil wir allmächtig sind, sondern Gott durch uns.

Ihre Magstrauss

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