Montag der 20. Woche im Jahreskreis

Ez 24,15-24; Dtn 32,18-19.20.21; Mt 19,16-22

Ez 24
15 Das Wort des HERRN erging an mich:

16 Menschensohn, siehe, ich nehme dir die Freude deiner Augen durch einen jähen Tod. Doch du sollst weder klagen noch weinen. Keine Träne darfst du vergießen.
17 Stöhne, bleib still! Keine Totentrauer sollst du halten. Binde deinen Kopfbund um und zieh deine Schuhe an deine Füße! Verhülle deinen Bart nicht und iss kein Brot von Menschen!
18 Ich redete am Morgen zum Volk. Meine Frau starb am Abend, und ich tat am Morgen, wie mir befohlen war.
19 Da sagte das Volk zu mir: Willst du uns nicht erklären, was dein Verhalten für uns zu bedeuten hat?
20 Ich antwortete ihnen: Das Wort des HERRN ist an mich ergangen.
21 Sag zum Haus Israel: So spricht GOTT, der Herr: Siehe, ich werde mein Heiligtum entweihen, euren Stolz und eure Macht, die Freude eurer Augen und die Sehnsucht eurer Seele. Eure Söhne und eure Töchter, die ihr zurückgelassen habt, werden unter dem Schwert fallen.
22 Dann werdet ihr handeln, wie ich gehandelt habe: Ihr werdet den Bart nicht verhüllen und kein Brot von Menschen essen.
23 Mit eurem Kopfbund auf eurem Haupt und euren Schuhen an euren Füßen werdet ihr weder klagen noch weinen, sondern in euren Sünden dahinsiechen und miteinander stöhnen.
24 Ezechiel wird ein Mahnzeichen für euch sein. Genauso wie er gehandelt hat, werdet ihr handeln; wenn das eintrifft, werdet ihr erkennen, dass ich GOTT, der Herr, bin.

Heute hören wir wieder aus dem Buch Ezechiel eine Gerichtsankündigung bzw. eine Unheilsprophetie, die Gott an seine untreue Braut Israel richtet.
Gott sagt dem Propheten, dass er ihm „durch einen jähen Tod“ die Freude der Augen nimmt. Gemeint ist, dass Ezechiel das ihm Kostbare ganz plötzlich verlieren wird. Das hebräische Wort für „jähen Tod“ ist eigentlich mit „Plage“ oder „Schlag“ zu übersetzen. Was er hier ankündigt, ist ganz wörtlich der Tod der Frau Ezechiels. Sie wird plötzlich sterben und dies wird ein Zeichen darstellen: Ihr Tod ist ein Vorzeichen der Zerstörung der Stadt Jerusalem und des Tempels sowie des Babylonischen Exils. Und doch soll Ezechiel nicht trauern, ja keine Träne vergießen.
Er soll nicht trauern, das heißt konkret, kein Trauergewand tragen und Schuhe anbehalten.
„Ich redete am Morgen zum Volk. Meine Frau starb am Abend, und ich tat am Morgen, wie mir befohlen war.“ Die Rede von Tageszeiten stellt hier eine kultische Zeiteinteilung dar. Er dient Gott also im Kult und die Menschen sehen, dass er nicht trauert, obwohl seine Frau gestorben ist.
Und so spricht das Volk zu ihm: „Willst du uns nicht erklären, was dein Verhalten für uns zu bedeuten hat?“ Die Anwesenden begreifen, dass er Gründe dafür hat, nicht zu trauern wie jeder normale Witwer. Das ist schon ein Fortschritt, denn oft verkennt Israel diese Zeichenhandlungen und hält die Propheten Gottes für verrückt.
Gott gibt ihm folgende Erklärung für das Volk ein: „Siehe, ich werde mein Heiligtum entweihen, euren Stolz und eure Macht, die Freude eurer Augen und die Sehnsucht eurer Seele.“ Was er mit Ezechiels Frau gemacht hat, wird das Volk genauso treffen. Die Israeliten werden ihr Kostbarstes von heute auf morgen verlieren. Der Tempel wird zerstört werden, der die Wohnstatt Gottes auf Erden darstellt.
„Eure Söhne und eure Töchter, die ihr zurückgelassen habt, werden unter dem Schwert fallen.“ Auch die eigenen Kinder werden umkommen, die nicht deportiert worden sind.
Und doch werden sie nicht trauern, sondern in ihren Sünden dahinsiechen. Die Trauerphase, die sie dann so sehr erwünschen, um mit diesem Leiden umzugehen, wird ihnen verwehrt. Vielleicht werden sie von ihren Sünden auch so sehr vereinnahmt sein, dass sie unfähig dazu sein werden.
Was mit Ezechiel nun passiert, soll ihnen ein Mahnzeichen sein. Und wenn das Angekündigte eintrifft, werden die Israeliten sehen, dass Gott wirklich Gott ist. Seine Worte sind wahr und er tut, wie er angekündigt hat. Seine Taten werden ihn beweisen.
Warum kündigt Gott durch Ezechiel diese unheilvollen Dinge an? Er würde es nicht tun, wenn sie nicht noch abgewendet werden könnten. Auch jetzt noch haben die Israeliten die Chance zur Umkehr, damit das Unheil mindestens verringert wird. Gott möchte sein Volk nicht ins offene Messer laufen lassen. Er möchte einfach, dass es aufhört, ihm untreu zu sein. Er möchte, dass seine Braut zu ihm zurückkommt und möglichst wenig Leid erfahren muss. So ist es auch bei uns. Gott ruft unentwegt nach uns, damit wir uns nicht noch weiter von ihm entfernen. Denn der Rückweg wird desto beschwerlicher und leidvoller, umso länger wir uns auf dem Holzweg befinden.

Dtn 32
18 An den Fels, der dich gezeugt hat, dachtest du nicht mehr, du vergaßest den Gott, der dich geboren hat.

19 Der HERR sah es und verwarf im Zorn seine Söhne und Töchter.
20 Und er sagte: Ich will mein Gesicht vor ihnen verbergen und dann sehen, was in Zukunft mit ihnen geschieht. Denn sie sind eine Generation des Aufruhrs, Söhne, in denen die Untreue sitzt.
21 Sie haben meine Eifersucht geweckt durch einen Gott, der kein Gott ist, mich zum Zorn gereizt durch ihre Götter aus Luft – so wecke ich ihre Eifersucht durch ein Volk, das kein Volk ist, durch ein dummes Volk reize ich sie zum Zorn.

Als Antwort beten wir keine Psalmworte, sondern einen Ausschnitt aus der Abschiedsrede des Mose. Diese wiederholt die Weisung Gottes (deshalb „Deuteronomium“, zweites Gesetz) und stellt einen Rückblick der Ereignisse zwischen Gott und seinem Volk dar.
Mose erinnert das Volk an die große Sünde der Undankbarkeit, der Amnesie bzgl. der Heilstaten Gottes: „An den Fels, der dich gezeugt hat, dachtest du nicht mehr, du vergaßest den Gott, der dich geboren hat.“ Die Menschen sind lau geworden und begannen, sich zu beschweren über das, was sie nicht haben, statt dankbar zu sein für die Dinge, die Gott ihnen geschenkt hat.
„Der HERR sah es und verwarf im Zorn seine Söhne und Töchter.“ Sofort haben sie diese Undankbarkeit zu spüren bekommen. Gott hat Dinge zugelassen, damit sie wieder zur Besinnung kommen und umkehren konnten. Dabei spielt es keine Rolle, in welcher Zeit sich das abspielt. Hier geht es um die Israeliten, die kurz vor dem Eintritt ins verheißene Land stehen. Bei Ezechiel geht es um Israel kurz vor der babylonischen Katastrophe. Gott erzieht seine geliebten Kinder auch zur Zeit Jesu und auch in unserer heutigen Zeit. Er lässt auch im Leben des einzelnen Menschen Dinge zu, damit er zum Nachdenken kommt und zu ihm zurückkehrt.
Wenn Mose hier sagt, dass Gott im Zorn seine Kinder verwarf, dann ist das natürlich nicht endgültig gemeint und auch die Zeichnung eines launischen Gottes ist ein Spiegelbild dessen, wie Mose Gott sah. Der Zorn Gottes ist aber nicht launisch, sondern absolut gewollt und kontrolliert, absolut gerecht und nicht übertrieben. Gott verwarf seine Kinder ja auch nicht endgültig, sonst würden sie hier nicht versammelt sein und den Worten des Mose lauschen.
Gott hat seine Kinder aber die Konsequenzen ihrer Undankbarkeit spüren lassen. Von jenen, die damals aus Ägypten auszogen, sind keine mehr übriggeblieben. Jene, die wirklich ins verheißene Land ziehen können, sind schon eine neue Generation, also ihre Nachkommen. Es kam deshalb so, weil die Generation davor ein goldenes Kalb angebetet hat. Auch dass feindliche Völker Israel in Zukunft immer wieder bedrängen, ist Konsequenz ihrer eigenen Sünde. Gott lässt das zu, damit Israel zu ihm umkehrt. Deshalb lässt er das große Trauma des Babylonischen Exils zu.

Mt 19
16 Und siehe, da kam ein Mann zu Jesus und fragte: Meister, was muss ich Gutes tun, um das ewige Leben zu gewinnen?

17 Er antwortete: Was fragst du mich nach dem Guten? Nur einer ist der Gute. Wenn du aber in das Leben eintreten willst, halte die Gebote!
18 Darauf fragte er ihn: Welche? Jesus antwortete: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst kein falsches Zeugnis geben;
19 ehre Vater und Mutter! Und: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!
20 Der junge Mann erwiderte ihm: Alle diese Gebote habe ich befolgt. Was fehlt mir noch?
21 Jesus antwortete ihm: Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib ihn den Armen; und du wirst einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge mir nach!
22 Als der junge Mann das hörte, ging er traurig weg; denn er hatte ein großes Vermögen.

Im Evangelium geht es um eine Begegnung zwischen Jesus und einem reichen Mann. Dieser kommt zu Jesus und fragt ihn, was er für das ewige Heil tun muss. Jesus antwortet ihm, dass er die Gebote Gottes halten soll. Auf die Nachfrage des Mannes zählt Jesus ihm einige der Zehn Gebote auf: „Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst kein falsches Zeugnis geben; ehre Vater und Mutter!“ Er schließt mit dem Nächstenliebegebot: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“ Dieses entstammt Lev 19,18 und fasst die Gebote 4-10 des Dekalogs zusammen. Jesus nennt ihm also alle Gebote des Dekalogs, die auf der Nächstenliebe basieren – außer die Gebote, die mit Begierde zu tun haben. Und das tut er ganz bewusst. Denn er weiß schon längst, was das für ein Mann ist, der mit ihm spricht.
Er hält bereits alle Gebote, nur fehlt ihm die Freiheit von der Begierde nach Hab und Gut. Und deshalb sagt Jesus zu ihm die entscheidenden Worte: „Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib ihn den Armen; und du wirst einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge mir nach!“ Der Mann soll seinen Besitz verkaufen und jenen geben, die es brauchen. Seine irdischen Schätze können ihm nicht das ewige Leben bei Gott schenken, sondern nur die Ansammlung von himmlischen Schätzen.
Doch genau dies fällt ihm schwer und Jesu Worte treffen ihn an seiner wunden Stelle. Er geht traurig weg, weil er sehr reich ist. Das Problem ist nicht einfach, dass er viel besitzt, sondern dass er daran hängt. Er kann es nicht über das Herz bringen, es zu verkaufen und mit den Bedürftigen zu teilen, weil er „reich im Geiste“ ist. Sein Herz hängt an irdischem Reichtum, er begehrt es und deshalb ist kein Platz für Gott mehr darin. Jesus erklärt im Nachgang den Menschen, wie schwer es für reiche Menschen ist, ins Himmelreich zu kommen, weil sie das eigene Herz sehr schnell an dem irdischen Besitz verlieren. Damit stehen sie sich aber selbst im Weg. Jesus sagt, dass jene das jenen das Himmelreich gehört, die arm sind vor Gott. Und das meint die innere Losgelöstheit, die Freiheit von Begierden. Natürlich schließt das mit ein, dass auch ein Reicher trotz seines irdischen Besitzes „arm im Geiste“ sein kann. Und umgekehrt kann auch jemand, der wenig besitzt, sehr daran hängen oder nach Reichtum begehren, den er nicht hat. Dann ist auch dieser Mensch nicht fähig, ins Himmelreich einzugehen.
Wir lernen noch etwas Anderes von diesem Evangelium: Wer nicht alle Gebote Gottes hält, ist nicht im Stand der Gnade. Wir können nicht alles halten und uns ein unliebsames Gebot herauspicken. Gottes Gebote zu halten, hat etwas mit Liebe und Beziehung zu tun. Wenn wir einen Ehebund eingehen, nehmen wir unseren Ehepartner ja auch mit allen seinen Facetten an. Wir können nicht einen Teil ausblenden, wenn wir am Traualtar die Treue versprechen. Liebe geht aufs Ganze und so ergibt es keinen Sinn, Gottes Gebote zu selektieren. Dieser Mann liebt Gott und seinen Nächsten schon in gewissem Maße, aber er liebt sich selbst und seinen Reichtum ein bisschen mehr. Solange er das nicht überwindet, kann er kein Jünger sein und auch keinen Platz im Himmelreich erhalten. Denn im Himmel hat nur die vollkommene Liebe Bestand.

Diese vollkommene Liebe fehlt dem Volk Israel in der Lesung. Deshalb muss es die Konsequenzen dieser Lieblosigkeit und des „Ehebruchs“ auch deutlich zu spüren bekommen. Dies lässt Gott zu, damit Israel umkehrt und einen Neuanfang mit ihm wagt. Und auch bei uns Christen heute ist stets ein Neuanfang möglich. Gott schenkt uns immer wieder eine neue Chance, wenn wir in der leidvollen Erfahrung der Konsequenzen unserer Sünde zu ihm zurückkommen. Dann überschüttet er uns mit Gnade und gemeinsam mit ihm werden wir mit der Zeit immer vollkommener. Dies geschieht im Sakrament der Beichte immer wieder. So schade, dass es heutzutage so wenig in Anspruch genommen wird! Wie heilsam ist doch die Rückkehr vom Holzweg auf den Gnadenweg direkt ins Himmelreich!

Ihre Magstrauss

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