Dienstag der 20. Woche im Jahreskreis

Ez 28,1-10; Dtn 32,26-27.28-29.30.35c-36b; Mt 19,23-30

Ez 28
1 Das Wort des HERRN erging an mich:

2 Menschensohn, sag zum Fürsten von Tyrus: So spricht GOTT, der Herr: Weil sich dein Herz überhoben hat und du sagtest: Ich bin ein Gott, einen Wohnsitz für Götter bewohne ich im Herzen der Meere. Doch du bist ein Mensch und kein Gott, obwohl du dein Herz dem Herzen eines Gottes gleichgestellt hast.
3 Siehe, du bist weiser als Daniel. Kein Geheimnis war dir zu dunkel.
4 Durch deine Weisheit und Einsicht schufst du dir Reichtum. Mit Gold und Silber fülltest du deine Kammern.
5 Durch deine gewaltige Weisheit, durch deinen Handel hast du deinen Reichtum vermehrt. Doch dein Herz hat sich erhoben wegen all deines Reichtums.
6 Darum – so spricht GOTT, der Herr: Weil du dein Herz dem Herzen eines Gottes gleichgemacht hast,
7 darum, siehe, bringe ich Fremde über dich, tyrannische Nationen. Sie zücken ihre Schwerter gegen all deine prächtige Weisheit, entweihen deinen strahlenden Glanz.
8 Sie stoßen dich hinab in das Grab; wie einer durchbohrt wird und stirbt, so stirbst du im Herzen der Meere.
9 Wirst du dann angesichts deiner Mörder noch sagen: Ich bin ein Gott? Du bist ein Mensch und kein Gott in der Hand derer, die dich durchbohren.
10 Wie Unbeschnittene sterben, so stirbst du durch Fremde; denn ich habe gesprochen – Spruch GOTTES, des Herrn.

Der heutige Abschnitt aus dem Buch Ezechiel handelt von einer Gerichtsrede gegen den Fürsten von Tyrus. Es geht um den phönizischen Herrscher, der zur Wirkungszeit des Propheten in Tyrus geherrscht hat. Bereits da ist es so, dass die Babylonier die Stadt belagern und einen eigenen Statthalter eingesetzt haben.
Ezechiel vermittelt die Worte Gottes nun an den Fürsten, um anzukündigen, was mit ihm passieren wird.
Ihn wird deshalb ein hartes Gericht ereilen, weil er sich gegen Gott erhoben hat. Der menschliche Hochmut gegenüber Gott führt zu einem tiefen Fall und weil der tyrische Fürst sich selbst als Gott begreift, der einen göttlichen Wohnsitz habe, erreicht sein Hochmut besonders bedenkliche Ausmaße.
Ihm ist eine große Weisheit geschenkt worden, die sogar größer als die des Propheten Daniel gewesen sei. Er hat mithilfe dieser Gabe einen großen Reichtum erlangt und sein Herz hat sich von Gott entfernt. Im Gegensatz zu Salomo, der sich nicht zum Gott gemacht hat, obwohl ihm so ein großer Reichtum geschenkt worden ist, versteht der tyrische Fürst sich als ein Gott. Und das wird ihm zum Verhängnis werden: „Darum, siehe, bringe ich Fremde über dich, tyrannische Nationen. Sie zücken ihre Schwerter gegen all deine prächtige Weisheit, entweihen deinen strahlenden Glanz.“ Wie gewonnen, so zerronnen. Wie wichtig ist es doch, Gottes Segen zu haben! Für uns Menschen bis heute ist es entscheidend, nie zu vergessen, dass all das Gute in unserem Leben auf den Segen Gottes zurückzuführen ist. Wir dürfen nie undankbar werden und schon gar nicht anfangen, uns mit fremden Federn zu schmücken, ganz in der Einbildung, wir hätten aus eigener Kraft alles im Leben erreicht. Wenn wir uns immer bewusst sind, dass Gott uns mit allem ausstattet und jedes Lob, das an uns ergeht, auf ihn zurückführen, wird er uns immer und immer mehr mit seinem Segen überschütten. Der Hochmut des tyrischen Fürsten wird auf ihn zurückfallen, denn sein strahlender Glanz wird ihm genommen. Die Babylonier werden nach 13 Jahren Belagerung die Stadt einnehmen. Der Fürst wird entmachtet werden. Nicht nur das Südreich wird unter den Babyloniern leiden, sondern auch der Norden.
So wie der Fürst sich als Meeresgott verstanden hat, dessen Thron im Herzen der Meere steht, so wird er umkommen, indem er durchbohrt (mitten ins Herz) und ins Meer hinabgestürzt wird.
Er wird durch Fremde sterben, also einen unehrenhaften Tod erleiden. All dies wird mit ihm geschehen, „denn ich habe gesprochen – Spruch GOTTES, des Herrn.“ Gott selbst hat dies verkündet, also ist es von größter Wichtigkeit.
Letztendlich kann man anhand des Verhaltens des Fürsten auf den Satan zurückschließen. Er ist als gutes Geschöpf von Gott erschaffen worden, ja der hellste Engel im Himmel gewesen (Luzifer=Lichtträger). Doch er hat seine Gaben genommen und sich damit gegen Gott erhoben. Er hat all das Gute, was ihm geschenkt worden war, pervertiert und dadurch dämonisiert.
Das Verhalten dieses Herrschers und sein Absturz sind kein Einzelfall. Es geschieht bis heute mit jenen Mächtigen dieser Welt, die ohne Gottesfurcht sind und sich selbst Gott gleich machen. Es geschieht mit jedem Menschen, der sich anmaßt, wie Gott zu sein. Denn Mensch bleibt Mensch und alles, womit wir prahlen, kommt von unserem Schöpfer. Und wenn dieser sieht, dass wir uns mit seinen Federn schmücken, nimmt er sie uns sehr schnell weg. Wir haben die Wahl, unsere Gaben entweder für das Reich Gottes einzusetzen oder zu pervertieren. Kehren wir um und werden wir wie König David, der so begabt war, aber alles auf Gottes große Güte zurückgeführt hat. Dann wird uns Gott reichlich segnen. Denn wie Maria vor drei Tagen gebetet hat: „Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.“

Dtn 32
26 Ich könnte sagen: Das ist ihr Ende. Ihr Gedächtnis will ich unter den Menschen tilgen,

27 scheute ich nicht die Kränkung durch ihren Feind. Ihre Gegner sollen es nicht falsch verstehen, sollen nicht sagen: Unsere Hand ist erhoben, statt zu sagen: Der HERR hat das alles gewirkt.
28 Doch diesem Volk fehlt es an Rat, ihm mangelt es an Verstand.
29 Wären sie klug, so begriffen sie alles und verstünden, was in Zukunft mit ihnen geschieht.
30 Wie kann ein Einziger hinter tausend herjagen und zwei zehntausend in die Flucht schlagen, es sei denn, ihr Fels hat sie verkauft, der HERR hat sie preisgegeben?
35 Ja, der Tag ihres Verderbens ist nah und ihr Verhängnis kommt schnell. –
36 Ja, der HERR wird seinem Volk Recht geben und mit seinen Dienern Mitleid haben.

Als Antwort auf die Lesung beten wir wie gestern einen Ausschnitt aus dem Lied des Mose, das er in seiner Abschlusspredigt in Deuteronomium anstimmt. „Ich könnte sagen: Das ist ihr Ende. Ihr Gedächtnis will ich unter den Menschen tilgen, scheute ich nicht die Kränkung durch ihren Feind.“ Das ist es schließlich, was in Ezechiel für den Fürst von Tyrus angekündigt wird. Durch einen anderen Herrscher, nämlich Nebukadnezzar, wird er vom hohen Ross heruntergeholt. Und in jener Situation muss der Feind, den Gott dafür gebraucht, sich nicht einbilden, dass er selbst diesen Sieg davonträgt. Vielmehr hat Gott ihm dazu die Macht gegeben: „Der HERR hat das alles gewirkt.“ Sonst ist er der nächste, dem die Realität auf schmerzliche Weise bewusst gemacht wird. Das ist es, was das Volk Israel selbst durchmacht, wenn die Babylonier es einnehmen. Denn Israel ist so viel Gnade zuteilgeworden, doch sobald es sich im verheißenen Land niedergelassen hat, hat es die Güte Gottes vergessen. Der Götzendienst ist es, der Gottes Eifersucht geweckt hat.
Mose hat mit diesem Aspekt zu kämpfen. Bevor das Volk Israel ins verheißene Land einzieht, möchte er es in dieser Sache eindringlich warnen, denn schon am Sinai hat Israel den Hang zur „Vergesslichkeit“ offenbart. Mose bezeichnet Israels Haltung als Mangel an Verstand. „Wären sie klug, so begriffen sie alles und verstünden, was in Zukunft mit ihnen geschieht.“ Wer Verstand besitzt, wird nicht fahrlässig handeln und sich gegen den Allmächtigen auflehnen.
Gott hat alles in der Hand und wenn jemand sich gegen ihn auflehnt, wird er alles so fügen, dass man ganz schnell die Konsequenzen zu spüren bekommt. Er wird im Falle Israels die Angriffe von Fremdvölkern zulassen.
Und der „Tag ihres Verderbens“ kommt schneller als gedacht. Wir sehen es anhand des Babylonischen Exils auf besonders dramatische Weise. Mose sagt das alles nicht, um irgendwem Angst einzujagen und zu drohen, sondern um das Volk vor dem Verderben zu bewahren. Aber das wird nicht das Ende sein. Wenn Israel dann am Boden liegt und endlich zur Besinnung gekommen ist, wird er es aus dem Staub erheben. Er wird mit seiner untreuen Braut Mitleid haben und die Beziehung erneuern. Das Gericht Gottes ist nicht das Ende, sondern die Voraussetzung für sein ewiges Heil. Alles hat ein happy ending.

Mt 19
23 Da sagte Jesus zu seinen Jüngern: Amen, ich sage euch: Ein Reicher wird schwer in das Himmelreich kommen.

24 Nochmals sage ich euch: Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.
25 Als die Jünger das hörten, gerieten sie ganz außer sich vor Schrecken und sagten: Wer kann dann noch gerettet werden?
26 Jesus sah sie an und sagte zu ihnen: Für Menschen ist das unmöglich, für Gott aber ist alles möglich.
27 Da antwortete Petrus: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Was werden wir dafür bekommen?
28 Jesus erwiderte ihnen: Amen, ich sage euch: Wenn die Welt neu geschaffen wird und der Menschensohn sich auf den Thron der Herrlichkeit setzt, werdet auch ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten.
29 Und jeder, der um meines Namens willen Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Äcker verlassen hat, wird dafür das Hundertfache erhalten und das ewige Leben erben.
30 Viele Erste werden Letzte sein und Letzte Erste.

Gestern hörten wir von der Begegnung zwischen Jesus und einem jungen Mann, dessen Jüngerschaft an seiner Anhänglichkeit an seinen großen Besitz scheiterte. Heute hören wir davon, wie Jesus seinen Jüngern aus diesem Anlass eindringlich erklärt, welch große Hürde der Reichtum ist.
Es ist für einen Reichen wirklich schwer, ins Himmelreich zu kommen. Jesus wiederholt diese Worte, weil sie so unglaublich wichtig sind. Unter Reichtum ist nicht einfach nur der Besitz an sich gemeint, wie ich gestern bereits erklärte, sondern die Anhänglichkeit daran. Man kann auch als armer Mensch mit ganz wenig Besitz reich im Geiste sein, das heißt an dem Wenigen sehr hängen. Wenn dieses Bisschen einem aber wichtiger als das Reich Gottes ist, dann ist man nicht arm, sondern reich im Geiste. Und umgekehrt kann ein Mensch, der viel besitzt, eine innere Freiheit und Unabhängigkeit von dem Besitz haben. Dann ist er trotz des großen Besitzes arm im Geiste. Das Problem ist aber: Wer viel besitzt, ist der Versuchung und Gefahr viel mehr ausgesetzt, eine Anhänglichkeit daran zu entwickeln. Wer nichts hat, läuft auch nicht Gefahr, daran zu hängen.
Jesus greift zu einem Bild, mit dem seine Jünger etwas anfangen können: „Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“ Das Bild an sich zeigt humorvoll, dass es unmöglich ist. Wer reich ist – v.a. im Geiste -, kann gar nicht durch die Tür des Himmels hindurch. Der Ballast irdischer Güter hält ihn zurück. Dieses Bild ist nicht zufällig gewählt. Seit dem 9.Jh. ist die Interpretation bezeugt, dass in Jerusalem eine enge Gasse mit entsprechendem Tor existierte, die im Volksmund „Nadelöhr“ genannt worden ist. Ein Kamel konnte nicht hindurchgehen, geschweige denn mit zusätzlichem Gepäck. Auch wenn diese These heutzutage oft angezweifelt wird, hat sie etwas für sich. Jesus spricht immer wieder von der Tür, durch die der Mensch hindurchgehen muss, um gerettet zu werden, auch dass diese Tür sehr schmal ist. Er sagt im Johannesevangelium auch, dass er selbst diese Tür ist.
Wenn wir also ins Himmelreich gelangen möchten, können wir nicht voller Geldkoffer, Schatztruhen und Kleiderschränken, Aktienpapieren und Bankkonten dorthin gelangen. Schon in unserem irdischen Leben kann Gott uns nur dann reichlich segnen und in unserem inneren Tempel Wohnung nehmen, wenn dieser nicht mit den irdischen Schätzen gefüllt ist. Unser Herz muss ihm ganz anhangen, damit wir seinen himmlischen Reichtum empfangen können. Es kann im Herzen nur ein Entweder-Oder geben. Wir können nicht zwei Herren dienen, Gott und dem Mammon.
Die Jünger erkennen die Drastik der Worte Jesu und fragen, wer dann noch gerettet werden kann. Doch Jesus tröstet sie: Für Gott ist nichts unmöglich. Wir müssen hier weiter ausformulieren: Er kann die Herzen der Menschen verwandeln und die Gefangenen in ihrem Reichtum befreien. Er kann eine innere Freiheit von Reichtum schenken, sodass der Mensch mithilfe seiner Gnade zum Armen im Geiste werden kann. Wie viele Heilige haben das in ihrem Leben erfahren! Ein besonders eindrückliches Beispiel stellt der Hl. Franziskus von Assisi dar.
Petrus sagt daraufhin, dass die Apostel alles verlassen haben, um Jesus nachzufolgen. Ihre Berufung besteht in der Armut und Entsagung. Auf die Frage hin, wie sie dafür belohnt werden, sagt Jesus, dass sie im Reich Gottes auf Thronen sitzen werden. Was Jesus hier also verdeutlicht, ist das Schriftwort: „Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden und wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden.“ Gott gibt jedem Menschen nach seinem Verhalten. Im Buch Ezechiel wird der Hochmütige vom hohen Ross geholt. Hier werden jene auf den Thron erhoben, die freiwillig in den Staub gegangen sind. Das ist der Maßstab des Gottesreiches. Die Zustände werden sich umkehren und alles wird von der Herzenshaltung abhängen.
Wer bereit ist, aus Liebe zu Gott alles aufzugeben, selbst die menschlichen Urbeziehungen zu Familienmitgliedern, wird hundertfach belohnt werden. Und wer wie Gott sein will, wird in die Tiefe hinabgestürzt. Der erste war der Satan. Das erste Menschenpaar ist an derselben Sache gescheitert. Es ist die Ursünde des Menschen – wie Gott sein zu wollen. Wenn wir das ewige Heil erlangen möchten, müssen wir Christus nachfolgen: Viele Menschen wollten wie Gott sein, aber Gott selbst war bereit, Mensch zu werden. Das Stichwort ist die Demut.

Ihre Magstrauss

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