Mittwoch der 29. Woche im Jahreskreis

Eph 3,2-12; Jes 12,2.3 u. 4bcd.5-6; Lk 12,39-48

Eph 3
2 Ihr habt doch gehört, welches Amt die Gnade Gottes mir für euch verliehen hat.

3 Durch eine Offenbarung wurde mir das Geheimnis kundgetan, wie ich es soeben kurz beschrieben habe.
4 Wenn ihr das lest, könnt ihr erkennen, welche Einsicht in das Geheimnis Christi mir gegeben ist.
5 Den Menschen früherer Generationen wurde es nicht kundgetan, jetzt aber ist es seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist offenbart worden:
6 dass nämlich die Heiden Miterben sind, zu demselben Leib gehören und mit teilhaben an der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium.
7 Dessen Diener bin ich geworden dank des Geschenks der Gnade Gottes, die mir durch das Wirken seiner Macht verliehen wurde.
8 Mir, dem Geringsten unter allen Heiligen, wurde diese Gnade zuteil: Ich soll den Heiden mit dem Evangelium den unergründlichen Reichtum Christi verkünden
9 und enthüllen, was die Verwirklichung des geheimen Ratschlusses beinhaltet, der von Ewigkeit her in Gott, dem Schöpfer des Alls, verborgen war.
10 So soll jetzt den Fürsten und Gewalten des himmlischen Bereichs durch die Kirche die vielfältige Weisheit Gottes kundgetan werden,
11 nach seinem ewigen Plan, den er durch Christus Jesus, unseren Herrn, ausgeführt hat.
12 In ihm haben wir den freien und vertrauensvollen Zugang, den der Glaube an ihn schenkt.

Im heutigen Abschnitt aus dem Epheserbrief geht es um die weltweite Verkündigung durch den Apostel Paulus. Dieser berichtet davon, dass ihm „das Geheimnis kundgetan“ worden ist, „dass nämlich die Heiden Miterben sind, zu demselben Leib gehören und mit teilhaben an der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium.“ Dieses ist ihm offenbart worden, als er dem Auferstandenen vor den Toren von Damaskus begegnet ist. Er erklärt, dass diese tiefe Wahrheit, nämlich das universale Heil, früher nicht offenbart worden ist. Wir werden daran erinnert, dass Gott nicht alles auf einmal offenbart, sondern sich dem Fassungsvermögen einer Generation anpasst. So ist es kein Zufall, dass Jesus zu einer Zeit Mensch geworden ist, als die Menschen dazu bereit waren, sie zu verstehen. Sie lebten zu einer Zeit, in der sie nun die Öffnung ihres jüdischen Denkhorizonts vornehmen konnten.
Paulus erklärt, dass er Diener des Evangeliums ist, die ihm „durch das Wirken seiner Macht verliehen wurde.“ Wenn die Apostel die höchste Autorität in der Kirche besitzen, dann kommt ihnen diese nicht von ihnen selbst zu, sondern durch die Bevollmächtigung Gottes. Es ist also kein Selbstruhm, wenn Paulus seine Apostolizität zum Ausdruck bringt. Vielmehr unterstreicht er dadurch die Gnade Gottes, die sogar jemandem wie ihm, dem „Geringsten unter allen Heiligen“ zuteilwerden kann, und die Botschaft, die dadurch zur existenziell entscheidenden Botschaft wird.
Wenn Paulus betont, dass sogar so jemand wie er so eine große Aufgabe erhält, ist das der Ausdruck seiner Demut und der überwältigenden Gnade Gottes.
Von Anfang an war es schon der Wille Gottes, dass allen Menschen das Heil zuteilwerden soll. Es war ein „geheimer Ratschluss“, weil die Menschen erst darauf vorbereitet werden mussten. Die Geschichte der Bundesschlüsse ist uns ja durch die Hl. Schrift zugänglich und wir sehen, dass der erste Bund ein Ehebund des ersten Menschenpaares war. Von dort aus hat es sich immer mehr ausgeweitet, bis es auf der Höhe der Zeit in einen Bundesschluss mit der ganzen Welt gemündet hat.
Es ist wirklich ein geheimer Ratschluss Gottes gewesen, den auch die unsichtbare Schöpfung nicht kannte: Paulus sagt, dass nun „den Fürsten und Gewalten des himmlischen Bereichs durch die Kirche die vielfältige Weisheit Gottes kundgetan werden“ soll. Man kann von der griechischen Wortwahl her an dieser Stelle annehmen, dass nicht nur die Engel nun den Ratschluss Gottes erfahren, sondern auch die Dämonen (ja, auch Engel wissen nicht alles. In 1 Petr wird gesagt, dass die Engel ersehnen, das zu kennen, was die Menschen kennen).
Dieser ewige und geheime Ratschluss wird nun nicht mehr geheim sein und ist den Menschen durch Jesus Christus offenbart worden. Er hat den Zugang zum Vater ermöglicht. Der Schlüssel zu diesem Zugang ist der Glaube an ihn. Wer an Jesus Christus glaubt, wer ihn annimmt, auf ihn schaut und ihm nachahmt, der lernt den Vater kennen. Jesus sagte zu seinen Aposteln, dass er der Weg, die Wahrheit und das Leben sei, dass keiner zum Vater komme, außer durch ihn. An Christus zu glauben, bedeutet nicht einfach nur ein Fürwahrhalten seiner Worte, sondern den Bundesschluss durch die Taufe. Wer sie empfängt, begibt sich auf diesen Weg zum Vater. Und dabei spielt der Glaube die entscheidende Rolle, nicht die Volkszugehörigkeit oder Beschneidung.

Jes 12
2 Siehe, Gott ist mein Heil; ich vertraue und erschrecke nicht. Denn meine Stärke und mein Lied ist Gott, der HERR. Er wurde mir zum Heil.

3 Ihr werdet Wasser freudig schöpfen aus den Quellen des Heils.
4 An jenem Tag werdet ihr sagen: Dankt dem HERRN! Ruft seinen Namen an! Macht unter den Völkern seine Taten bekannt, verkündet: Sein Name ist erhaben!
5 Singt dem HERRN, denn Überragendes hat er vollbracht; bekannt gemacht sei dies auf der ganzen Erde.
6 Jauchzt und jubelt, ihr Bewohner Zions; denn groß ist in eurer Mitte der Heilige Israels.

Als Antwort auf die Lesung beten wir heute keinen Psalm, sondern ein „Danklied der Geretteten vom Zion aus,“ „Siehe, Gott ist mein Heil“ – ja, er ist es zunächst aufgrund von politischer Befreiung zur Zeit Jesajas. Aber wie dem hebräischen Begriff יְשׁוּעָתִ֛י jeschuati schon zu entnehmen ist, wird er zum umfassenden Heiland durch die Erlösungstat Jesu Christi, dessen Name ihn bereits als Heiland ausweist.
Die Wasser aus den „Quellen des Heils“, die die Israeliten freudig schöpfen werden, versteht man schon damals als übernatürliches Wasser und Bild für den Geist Gottes. Umso mehr begreifen wir, die wir „nachpfingstlich“ leben, dass es sich um das lebendige Wasser handelt, das Christus vom Vater sendet und von dem er immer wieder gesprochen hat. Er hat es vor allem auch der Samariterin am Jakobsbrunnen verheißen, die ja keine Jüdin ist! Das lebendige Wasser wird allen Menschen zuteil, die es gläubig annehmen. Wir begreifen es also auch sakramental als Wasser der Taufe. Und als die Zeit gekommen war, das universale Heil zu offenbaren, sodass alle Menschen die Taufe empfangen konnten, da hat sich realisiert, was hier noch zukünftig formuliert wird: „Dankt dem HERRN! Ruft seinen Namen an! Macht unter den Völkern seine Taten bekannt, verkündet: Sein Name ist erhaben!“ Paulus hat dies getan und viele Heiden haben sich auf diesen erhabenen Namen taufen lassen.
Gott hat wirklich Überragendes geleistet, als er für die gesamte Menschheit in den Tod gegangen ist. Der Wunsch Jesu Christi war, die Osterbotschaft, das Heil für alle Menschen bekannt zu machen. So hat er seinen Jüngern aufgetragen, in die ganze Welt hinauszugehen und allen Menschen diese Botschaft zu verkünden, sie alle zu seinen Jüngern zu machen und sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Hl. Geistes zu taufen.
Und doch ist dieser Gesang in Jesaja zunächst ein Danklied der Geretteten von Zion aus. Besonders die Bewohner Jerusalems können sich freuen, da Gott in ihrer Mitte groß ist. Und doch weist dieses Lied schon über sich hinaus: Das Heil kommt von den Juden bzw. aus ihnen. Doch es wird sich verbreiten in der ganzen Welt. Christi Erlösung wird ihren Anfang nehmen in Jerusalem, dem Ort seines Todes und seiner Auferstehung, doch sein Heil reicht bis an die Grenzen der Erde.

Lk 12
39 Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht.

40 Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.
41 Da sagte Petrus: Herr, sagst du dieses Gleichnis nur zu uns oder auch zu allen?
42 Der Herr antwortete: Wer ist denn der treue und kluge Verwalter, den der Herr über sein Gesinde einsetzen wird, damit er ihnen zur rechten Zeit die Tagesration gibt?
43 Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt!
44 Wahrhaftig, ich sage euch: Er wird ihn über sein ganzes Vermögen einsetzen.
45 Wenn aber der Knecht in seinem Herzen sagt: Mein Herr verspätet sich zu kommen! und anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen, auch zu essen und zu trinken und sich zu berauschen,
46 dann wird der Herr jenes Knechtes an einem Tag kommen, an dem er es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt; und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Ungläubigen zuweisen.
47 Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber nicht darum kümmert und nicht danach handelt, der wird viele Schläge bekommen.
48 Wer aber, ohne den Willen des Herrn zu kennen, etwas tut, was Schläge verdient, der wird wenig Schläge bekommen. Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man umso mehr verlangen.

Im heutigen Evangelium geht es weiter mit den endzeitlichen Gleichnissen, die Jesus anbringt, um seine Jünger zur Wachsamkeit aufzurufen. Während es in den anderen Lesungen um das erste Kommen des Messias ging, der gekommen ist, nicht um die Welt zu richten, sondern um sie zu retten, thematisiert Jesus selbst sein zweites Kommen, mit dem das Universalgericht anbrechen wird. Gericht und Heil sind zwei Seiten einer Medaille. Das eine ist ohne das andere nicht möglich.
Jesus sagt ganz deutlich, dass die Wachsamkeit unabdingbar ist: „Haltet euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.“ Es ist wie mit einem Hausherrn, der sich auf die Lauer legt, weil er die Stunde des Einbrechers nicht kennt. Er wird sich ja nicht gemütlich schlafen legen und zulassen, dass sein Haus ausgeraubt wird. Das ist fahrlässig und schadet ihm. Das versteht jeder Mensch mit gesundem Menschenverstand. Und so sollen auch die Christen wachsam sein, sich nicht von der Weltlichkeit berauschen lassen, sondern immer im nüchternen Zustand sein, denn es ist für das ewige Leben fahrlässig, zu „schlafen“. Der Dieb, der ihnen nämlich das ewige Leben rauben will, ist heimtückisch und nutzt jede Gelegenheit ihres „Schlafes“ aus, sie auszurauben. Aber das Bild nutzt Jesus nicht für diese moralische Lesart (also auch wachsam sein, um nicht den Stand der Gnade zu verlieren, indem man den Versuchungen erliegt). Vielmehr möchte Jesus darauf hinaus, dass er selbst wiederkommt, um das Weltgericht einzuleiten. Die Christen sollen nicht fahrlässig sein und ihr Leben schleifen lassen. Denn wenn Jesus dann unerwartet wiederkommt und sie nicht im Stand der Gnade sind, wie soll er über sie ein gutes Gerichtsurteil verhängen? So sollen sie jeden Tag so leben, als wäre es ihr letzter. Das gilt für uns alle. Wir sollen nicht in Endzeitangst leben und jeden Tag panisch werden, weil es jeden Moment das Ende der Welt kommen könnte, sondern bewusst leben, uns immer um ein reines Herz bemühen und die Gebote Gottes halten und stets umkehren. Dann müssen wir auch keine Angst vor einer plötzlichen Parusie und einem schlechten Gerichtsurteil des Menschensohns haben.
Petrus hakt nach, ob Jesu Worte eine Offenbarung ausschließlich an sie darstellt oder ob es allen Menschen gilt. Jesus erklärt daraufhin ein weiteres Gleichnis, das die Antwort auf seine Frage beinhaltet:
Die Christen sind ein Knecht, den der Hausherr Christus während seiner Abwesenheit damit beauftragt, sich um sein Haus zu kümmern, das die Kirche ist. Wenn er dann länger auf sich warten lässt (und diese Erfahrung haben die frühen Christen ja irgendwann gemacht, denn sie dachten, das dauert nur paar Jahre), sollen sie dennoch treu ihre Aufgabe erfüllen und sich nicht darüber aufregen. Wenn sie ihre Aufgabe nämlich irgendwann schleifen lassen und Jesus dann unerwartet kommt, wird es für sie böse enden. Wenn ein Knecht nämlich anfängt, die Mitknechte zu schlagen und sich zu betrinken (Weltrausch!), dann wird es böse enden. Er wird „in Stücke gehauen“ und wo er landet, werden die Ungläubigen sein. Dabei muss es sich um die Hölle handeln. Ungläubig sind jene, die Gott aktiv abgelehnt haben, nicht jene, die nie die Chance erhalten haben, ihn kennenzulernen. Dessen müssen wir uns bewusst sein. Die Apostel sollen also treue und wachsame Knechte sein, egal, wie lange es dauern sollte, bis Christus wiederkommt. Auch wir sollen also treue Knechte sein, damit der Herr uns viel Verantwortung zutraut und wir am Ende die ewige Seligkeit erlangen. Die Antwort Jesu lautet also: „Ihr bekommt die besondere Verantwortung dafür, dass die Kirche treu ausharrt bis zu meiner Wiederkunft. Es ist kein Geheimnis, aber von euch hängt es eben besonders ab.“
Es ist sehr wichtig, was Jesus am Ende erklärt und was ich mit meiner Bemerkung über die Ungläubigen bereits angedeutet habe: Wer etwas Böses tut, ohne zu wissen, dass es böse ist, wird beim Gericht wenig Schläge bekommen. Auch wenn man aufgrund der Gottebenbildlichkeit ein Gespür dafür hat, dass etwas möglicherweise böse ist, kann man nicht vollständig dafür belangt werden. Wer aber genauestens Bescheid weiß und dennoch böse handelt, wird die volle Strafe erhalten. Wem viel erklärt worden ist, von dem wird beim Endgericht viel Rechenschaft verlangt. Die Apostel werden besonders viel Verantwortung tragen – nicht nur für sich selbst, sondern für den Ausgang der gesamten Kirche. Wenn sie kein stabiles Fundament, kein Felsen, sondern Sand gewesen wären, wäre die Kirche gemeinsam mit ihnen den Bach heruntergefahren. Doch sie haben sich als standhafte Glaubenszeugen erwiesen, die um ihres Glaubens willen in den Tod gegangen sind, außer Johannes, der eines natürlichen Todes starb. Dieses apostolische Fundament bekennen wir bis heute im Glaubensbekenntnis. Deren Verantwortung tragen gleichermaßen ihre Nachfolger bis heute. Werden diese ihrer Verantwortung gerecht? Beten wir für unsere Bischöfe, für alle Geistlichen. Wenn Christus wiederkommt, wird er von ihnen am meisten Rechenschaft verlangen.

Ihre Magstrauss

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