Montag der 30. Woche im Jahreskreis

Eph 4,32 – 5,8; Ps 1,1-2.3.4 u. 6; Lk 13,10-17

Eph 4
32 Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, wie auch Gott euch in Christus vergeben hat.
1 Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder

2 und führt euer Leben in Liebe, wie auch Christus uns geliebt und sich für uns hingegeben hat als Gabe und Opfer, das Gott gefällt!
3 Von Unzucht aber und Unreinheit jeder Art oder von Habgier soll bei euch, wie es sich für Heilige gehört, nicht einmal die Rede sein.
4 Auch Sittenlosigkeit und albernes oder zweideutiges Geschwätz schicken sich nicht für euch, sondern vielmehr Dankbarkeit.
5 Denn das sollt ihr wissen: Kein unzüchtiger, schamloser oder habgieriger Mensch – das heißt kein Götzendiener – erhält ein Erbteil im Reich Christi und Gottes.
6 Niemand täusche euch mit leeren Worten: All das nämlich zieht auf die Ungehorsamen den Zorn Gottes herab.
7 Habt darum mit ihnen nichts gemein!
8 Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht im Herrn. Lebt als Kinder des Lichts!

Die heutige Lesung ist eine Ansammlung von paränetischen Aussagen, also Ermahnungen zu einem bestimmten Lebenswandel. Er nimmt diese Ausführungen im Kontext vor, dass die Epheser als Getaufte und Bündnispartner Gottes nicht mehr so leben können wie vorher. Sie sollen nun an ihrem Lebenswandel die Konsequenzen ihrer Entscheidung für Gott zeigen. Da sie nun in einem ganz anderen Dasein leben als vor ihrer Taufe, müssen sie alles meiden, was der gefallenen Natur und dem gottlosen Leben anhaftet. Stattdessen sollen sie Christi Verhalten nachahmen, das er ganz deutlich vorgelebt hat: Sie sollen einander voller Barmherzigkeit und Güte begegnen und stets vergebungsbereit sein. Denn Gott hat ihnen zuerst die ganze Schuld vergeben, als sie die Taufe empfangen haben. Ihre Vergebungsbereitschaft soll die Konsequenz und Antwort dieses überreichen Gnadenaktes sein. Sie sind neugeboren zu einer neuen geistigen Schöpfung, eingetaucht in das Meer der Gnade Gottes und somit befähigt, das zu tun, zu dem Paulus sie in Vers 1 auffordert: „Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder.“ Kinder schauen sich das Verhalten ihrer Bezugspersonen ab, vor allem der Eltern als primäre Bezugspersonen. So sollen die Getauften, die Kinder Gottes sind, ihm nachahmen. Schließlich sind sie Gottes Abbilder und durch die Taufgnade nun fähig, dies umzusetzen. Das soll ganz konkret dadurch geschehen, dass sie die Liebe umsetzen, die sich aus der Gottes- und Nächstenliebe zusammensetzt und das wichtigste Gebot darstellt. Wir haben es gestern gehört. Liebe hat sehr viel mit Hingabe zu tun, mit dem Verschenken des eigenen Lebens. Die Epheser und wir zusammen mit ihnen sollen Christus nachahmen, indem wir uns unseren Mitmenschen ganz hingeben, ihnen dienen und alles als Liebesopfer Gott darbringen. Alles, was wir tun, sollen wir als Liebesopfer betrachten. Schon im Alten Testament sagt Gott den Menschen durch die Propheten, dass das größte ihm gefällige Opfer ein gutes ethisches Verhalten darstellt. Ihm sind Opfer zuwider, die dargebracht werden bei zugleich schlechtem zwischenmenschlichem Verhalten. Das stellt für ihn Heuchelei dar, fehlende Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit.
Wenn man sich den Menschen und Gott verschenkt, soll man bestimmte sündhafte Verhaltensweisen vermeiden: „Von Unzucht aber und Unreinheit jeder Art oder von Habgier soll bei euch, wie es sich für Heilige gehört, nicht einmal die Rede sein.“ Es ist kein Zufall, dass Paulus die Unzucht und Unreinheit zuerst nennt. Sie sind deshalb besonders heimtückisch, weil sie den ganzen Leib des Menschen mit einbeziehen, der doch heilig sein soll als Tempel des Heiligen Geistes, wie er im ersten Korintherbrief erklärt. Wenn der Leib Gott verherrlichen soll, kann er nicht zugleich zur Verbindung mit den Dämonen verwendet werden. Die Habgier wird sodann genannt, weil durch sie das Herz nicht mehr ungeteilt Gott gehört. Das Haben-Wollen verhindert, dass man sich von Gott alles schenken lässt wie ein Kind, das sich alles von den Eltern geben lässt. Aber wer nicht wird, wie die Kinder, kann nicht ins Reich Gottes eingehen. Diese sündhaftigen Dinge sollen nicht einmal gesprochen werden. Warum? Wir kennen von Christus her den Weg oder Prozess der Sünde: Sie kommt aus dem Herzen und zeigt sich zuerst an bösen Gedanken. Wovon aber das Herz voll ist, davon spricht der Mund. Und was zur Sprache gebracht wird, wird irgendwann in die Tat umgesetzt. Paulus möchte, dass dieser Prozess im Keim erstickt wird, damit es nicht erst dazu kommt, dass die Epheser diese bösen Dinge tun.
„Auch Sittenlosigkeit und albernes oder zweideutiges Geschwätz schicken sich nicht für euch, sondern vielmehr Dankbarkeit.“ Auch dies ist dazu zu zählen, was wir oben bedacht haben. Selbst die Andeutungen zeigen, dass in den Herzen der Menschen Unreinheit herrscht. Da muss man aufräumen. Wir merken auch, was die Konsequenz einer Entscheidung für Gott ist: Christsein spiegelt sich nicht nur erst in einem Verhalten wider, sondern schon in einer Sprache, die sich von der Welt unterscheidet. Christen können nicht schamlos daherreden, unkeusche Andeutungen vornehmen, eine vulgäre Sprache pflegen. Wenn sie ihre Herzen ganz dem Herrn geschenkt haben, soll er sie ganz beherrschen. Dann werden sie auch ganz anders sprechen. Vom Hl. Josemaria Escriva sagen viele, dass wenn man mit ihm ein Pläuschen hielt, es sich früher oder später immer in ein Gespräch über Gott entwickelte. Das liegt daran, weil sein Herz voll von Christus war. Er konnte nicht anders, als immer wieder über ihn zu sprechen zu kommen, vor allem über die Hl. Schrift. Ich wiederhole: Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund. Und wenn etwas Schamloses über die Lippen kommt, ist das Herz noch nicht ganz voll vom Herrn, sondern da ist noch etwas, das aufgeräumt werden muss.
Paulus betont ganz klar: Kein unzüchtiger, schamloser oder habgieriger Mensch erhält ein Erbteil im Reich Gottes. Wir müssen es uns auf der Zunge zergehen lassen: Er spricht hier zu den Ephesern, die alle getauft sind! Sie sind alle zu Erben des Reiches Gottes eingesetzt! Sie können sich aber nicht darauf ausruhen. Wenn sie nicht ein entsprechendes Leben führen und ihr Herz ganz Gott schenken, wird ihnen dieses Erbe wieder weggenommen. Es gibt genug Irrlehren bis heute, die behaupten, dass die Taufgnade nicht abhanden kommen kann. Das stimmt aber nicht mit dem überein, was wir vor allem in der Briefliteratur und darüber hinaus im ganzen Neuen Testament lesen. Wer nach der Taufe die Gnade verliert durch Wiederaufnahme eines sündhaften Lebens, weist das ewige Heil und das Erbe selbst zurück.
Wer aber so ist, unterscheidet sich nicht von denen, die nicht getauft sind. Mit beiden Menschengruppen sollen die Epheser nichts zu tun haben. Sie sollen sich nicht beeinflussen und dadurch zur Sünde verführen lassen. Lieber sollen sie die Gelegenheiten zur Sünde meiden. Als Kinder des Lichts können sie nicht in der Finsternis leben oder sich nach ihr zurücksehnen. Wer möchte auch zurück zur Finsternis, wer das Licht erhalten hat? Vernünftig ist das nicht.

Ps 1
1 Selig der Mann, der nicht nach dem Rat der Frevler geht, nicht auf dem Weg der Sünder steht, nicht im Kreis der Spötter sitzt,
2 sondern sein Gefallen hat an der Weisung des HERRN, bei Tag und bei Nacht über seine Weisung nachsinnt.
3 Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Bächen voll Wasser, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken. Alles, was er tut, es wird ihm gelingen.
4 Nicht so die Frevler: Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht.
6 Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten, der Weg der Frevler aber verliert sich.

Heute beten wir den allerersten Psalm des Psalters. David schreibt hier eine Seligpreisung an den, der sich für Gott entschieden hat. Da hören wir eine wunderbare Betrachtung dessen, wie gut es einem geht, wenn man Gott gewählt hat. Wer „Gefallen an der Weisung des HERRN“ hat und Gottes Gebote nicht nur hält, sondern darüber auch nachdenkt, ist wie ein Baum am Wasser. Er wächst und gedeiht direkt an der Quelle und ist absolut fruchtbar. Diese Fruchtbarkeit wird biologisch gesehen von den Juden als Zeichen des Segens betrachtet, aber wir gehen über das Wörtliche hinaus und denken an Jesu Worte: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt (Joh 15,16).“ Es ist eine geistige Fruchtbarkeit, die andere Menschen zu Kindern Gottes macht und so das Volk Gottes immer größer werden lässt. Jesus sagt sogar, dass die Entscheidung für Gott nicht der erste Schritt ist, sondern die Reaktion auf die Erwählung Gottes. Das ist, was Paulus den Ephesern ebenfalls zu erklären versucht.
Gottes Segen zeigt sich bei dem, der Gott gewählt hat, daran, dass ihm alles gelingt und die Gebete erhört werden. Die nie verwelkenden Blätter werden zum eschatologischen Zeichen, zum Symbol für das ewige Leben für Gott, das auch beim nie verwelkenden Siegeskranz aufgegriffen wird, einer Metapher des NT.
Dagegen sind die Frevler, die Gott ablehnen, wie vom Wind verwehte Spreu. Sie sind nicht unvergänglich, sondern absolut kurzlebig. Kommt ein Windstoß, sind sie dahin. Versucht man einen Weg ohne Gott, verläuft man sich in eine ganz böse Sackgasse. Es ist ein Holzweg, der ins Nirgendwo führt – beziehungsweise in die ewige Gottesferne, in die Hölle!
Dies stellt dann den ewigen Tod dar, nicht mehr das ewige Leben. Wenn man vernünftig ist, wählt man also Gott, denn damit wählt man zugleich das Leben. Es geht um Entscheidung – jeden Tag aufs Neue. Es reicht nicht, sich einmal in der Taufe zu entscheiden. Man tut es mit jeder Handlung des Tages. Und mit jeder Sünde entscheidet man sich gegen Gott. Das ist eine große Herausforderung in einer Welt, in der die Entscheidungsfreudigkeit sehr gering ist und man lieber unverbindlich lebt.

Lk 13
10 Am Sabbat lehrte Jesus in einer Synagoge.

11 Und siehe, da war eine Frau, die seit achtzehn Jahren krank war, weil sie von einem Geist geplagt wurde; sie war ganz verkrümmt und konnte nicht mehr aufrecht gehen.
12 Als Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sagte: Frau, du bist von deinem Leiden erlöst.
13 Und er legte ihr die Hände auf. Im gleichen Augenblick richtete sie sich auf und pries Gott.
14 Der Synagogenvorsteher aber war empört darüber, dass Jesus am Sabbat heilte, und sagte zu den Leuten: Sechs Tage sind zum Arbeiten da. Kommt also an diesen Tagen und lasst euch heilen, nicht am Sabbat!
15 Der Herr erwiderte ihm: Ihr Heuchler! Bindet nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke?
16 Diese Frau aber, die eine Tochter Abrahams ist und die der Satan schon seit achtzehn Jahren gefesselt hielt, sollte am Sabbat nicht davon befreit werden dürfen?
17 Durch diese Worte wurden alle seine Gegner beschämt; das ganze Volk aber freute sich über all die großen Taten, die er vollbrachte.

Im Evangelium geht es heute um eine Krankenheilung am Sabbat – wieder ein Anlass für die Pharisäer und Schriftgelehrten, Anstoß an Jesu Verhalten zu nehmen. Jesus lehrt in der Synagoge an einem Sabbat. Dort ist eine ganz verkrümmte Frau, deren Leiden von einem Dämon kommt. Was Jesus also vornimmt, ist nicht in erster Linie eine Krankenheilung, sondern zunächst ein Exorzismus. Er packt das Problem bei der Wurzel. Gott geht es immer in erster Linie um unser Seelenheil, um die Heilung unserer unsterblichen Seele. Als Bonus kommt es erst im Anschluss manchmal zu einer körperlichen Heilung, vor allem wenn das körperliche Leiden Konsequenz der seelischen Not ist. So ruft Jesus also die Frau zu sich und sagt ihr die Heilung zu. Er legt ihr die Hände auf, wodurch der Dämon offensichtlich von ihr ablässt. Es geht aus dem Text nicht hervor, ob die Frau unter einer richtigen Besessenheit oder einer Umsessenheit litt. Wenn es eine tatsächliche Besessenheit war, wird es sich womöglich um einen stummen Dämon gehandelt haben, denn sie bzw. der Dämon schreit nicht durch sie. Jedenfalls sehen wir, was das Entscheidende dieser Heilung ist: Sie wird wieder zum Lobpreis befähigt. Dadurch dass sie nicht mehr verkrümmt ist, kann sie die Hände zum Lobpreis erheben, sie kann wieder tanzen im Reigen, wie es die Juden gerne tun. Sie kann wieder voller Freude zum Herrn Halleluja rufen. Ihr ist ein Stückchen Himmel geschenkt worden, denn der Lobpreis Gottes ist die ewige Handlung der Menschen in der Ewigkeit!
Statt sich also für die Frau zu freuen, dass sie wieder fähig zum Gotteslob geworden ist, echauffiert sich der Synagogenvorsteher. Er hat das Wesentliche nicht vor Augen und sieht nur den vermeintlich inkorrekten Rahmen. Was Jesus der Frau erwiesen hat, ist absolute Barmherzigkeit und Liebe. Doch der Synagogenvorsteher deutet Jesu Handlung als Arbeit, die am Sabbat verboten ist. Es ist genau der Missstand, den Jesus gestern schon beklagt hat: Die Juden seiner Zeit haben die Liebe vergessen, die der Kern der gesamten Torah ist. Stattdessen schießen sie über das Ziel hinaus und verdunkeln den Sinn des Sabbats. Dieser ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat. Was Jesus getan hat, ist die Hilfe zu einem Lobpreis, dem Gott vor allem am Sabbat gebührt. Deshalb soll man ja an diesem Tag nicht arbeiten: Man soll genug Zeit und Kraft haben, um Gott zu danken. Jesus hat also nicht gearbeitet, sondern der Unfähigen dazu verholfen, den Sabbat zu heiligen. Er tat es nicht als Mensch, sondern als Gott. Und Gott ist ja wohl Herr über die Gebote. Das Problem ist, dass viele Juden jener Zeit Jesus als Messias nicht erkennen. Deshalb erntet Jesus auch heute wieder Widerstand.
Jesus entlarvt die Worte des Synagogenvorstehers als Heuchlerei. Denn selbst den Tieren gibt man etwas zu Trinken, aber dieser leidenden Frau gibt man nicht, was sie benötigt, so als ob sie weniger wert wäre als ein Ochse.
Jesu Worte treffen genau ins Schwarze. Seine Gegner sind beschämt, denn sie fühlen sich entlarvt. Er hat sie zum Schweigen gebracht, doch der Rest freut sich für die Frau. Das ist ein Zeichen der angebrochenen messianischen Heilszeit. Die Kranken werden geheilt. Gott ist barmherzig und möchte allen Menschen guten Willens das ewige Heil ermöglichen.

Was wir dafür tun müssen?

Ja sagen und das Ja konsequent durchhalten, auch wenn es schwierig wird.

Ihre Magstrauss

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