Donnerstag der 1. Woche im Jahreskreis

Hebr 3,7-14; Ps 95,6-7b.7c-9.10-11; Mk 1,40-45

Hebr 3
7 Darum beherzigt, was der Heilige Geist sagt: Heute, wenn ihr seine Stimme hört,

8 verhärtet nicht eure Herzen wie beim Aufruhr am Tag der Versuchung in der Wüste!
9 Dort haben eure Väter mich versucht, sie haben mich auf die Probe gestellt und hatten doch meine Taten gesehen,
10 vierzig Jahre lang. Darum war mir diese Generation zuwider und ich sagte: Immer geht ihr Herz in die Irre. Sie erkannten meine Wege nicht.
11 Darum habe ich in meinem Zorn geschworen: Sie sollen nicht in das Land meiner Ruhe kommen.
12 Gebt Acht, Brüder und Schwestern, dass keiner von euch ein böses, ungläubiges Herz hat, dass keiner vom lebendigen Gott abfällt,
13 sondern ermahnt einander jeden Tag, solange es noch heißt: Heute, damit niemand von euch durch den Betrug der Sünde verhärtet wird;
14 denn an Christus haben wir nur Anteil, wenn wir bis zum Ende an der Zuversicht festhalten, die wir am Anfang hatten.

Im heutigen Abschnitt aus dem Hebräerbrief hören wir einen Rückblick auf die Situation des Volkes Israels in der Wüste: Es geht um Massa und Meriba, als das Volk Israel Gott auf die Probe gestellt hat (Ex 17). Bei dieser Rückschau wird ein Rückgriff auf Ps 95,7-9 vorgenommen, denn schon dort wird dieses Ereignis reflektiert mit den Worten, die hier in den Versen 7-11 zitiert werden. Das ist der Kern des Problems: Das Volk Israel ist Zeuge so vieler Wundertaten Gottes geworden und hat so viel Segen erfahren, doch es hat immer noch an Gottes Güte und Allmacht gezweifelt. Es ist undankbar geworden. Diese Dinge werden betrachtet aufgrund dessen, was in den vorausgehenden Versen betrachtet worden ist: Das Hören auf den einen wahren Hohepriester Christus, der größer ist als Mose. So wie das Volk Israel nicht auf Mose hörte und murrte, so soll das Volk des Neuen Bundes nicht denselben Fehler begehen und Christus ungehorsam sein. Es soll nicht das Herz verhärten. Die „Wüste“ ist eine Lebenssituation, die jeder Christ einmal durchmachen muss. Und wenn es dann soweit ist, soll man das Gottvertrauen nicht verlieren. Dann ist es an der Zeit, auf die euphorischen Zeiten zurückzuschauen und sich an bereits ergangene wunderbare Heilstaten Gottes zu erinnern. Wenn Gott abwesend erscheint, soll man an seine lebendige Gegenwart zu anderen Zeiten denken und erkennen – das ist jetzt eine wichtige Phase, die man durchhalten muss.
Gott ist nämlich ein Gott des Lebens und wenn er eine Durststrecke zulässt (in Exodus ging es ja tatsächlich um Durst!), dann hat das einen Sinn. Er lässt nicht zu, dass der Mensch verschmachtet, der sich auf ihn verlässt. Und wenn jemand schwach wird, soll der Nächste ihn ermahnen, ganz wie Jesus es auch in den Evangelien erklärt hat.
Es wird auch erklärt, wie man verhärtet wird – nämlich durch den Betrug der Sünde. Wir müssen dies alles immer vor dem Hintergrund der Beziehung zwischen Gott und Mensch betrachten: Wir sind in einer Liebesbeziehung. Wenn wir aber sündigen – und der Böse trickst uns wirklich aus, indem er uns die Sünde schmackhaft macht -, dann stumpft unser Gewissen ab, unser brennendes Herz erkaltet, die Liebe wird immer mehr ausgelöscht. Unser liebendes Herz wird immer härter, bis es ein Herz aus Stein ist.
Wir sollen aber geschmeidig sein, damit Gott mit uns arbeiten kann wie ein Töpfer, der den Ton formt. Wie soll der Herr aber an uns arbeiten, wenn wir so verhärtet sind? Dafür gibt es noch einen anderen Begriff, den Jesus immer wieder auf die Pharisäer und Schriftgelehrten anwendet – die Verstocktheit. Weil sie so verstockt sind, kann Jesus nicht mit ihnen „arbeiten“. Sie lassen sich nichts sagen und können so nicht umkehren. Wer aber nicht umkehrt, kann nicht gerecht werden vor Gott, denn er beharrt auf seine Sünden.
Diesen Zustand kann man auch erlangen, wenn man mit Gott in Gemeinschaft ist. Wir können unsere Taufgnade verlieren, wenn wir uns schwer versündigen und danach an der Sünde festhalten ohne Umkehr. Dann vergessen wir, was Gott uns Gutes getan hat – in erster Linie unsere Erlösung und das ewige Leben! Dann sind wir absolut undankbar, weil wir so leben, als wären wir nie erlöst worden. Was für ein Schlag ist das mitten ins „Gesicht“ Gottes!
Auf den Hohepriester Christus bezogen ist es die schlimmste Form von Undankbarkeit, denn er hat sich selbst geopfert für alle Menschen aller Zeiten. Wenn wir die Erlösung nun zurückweisen, ist das Undankbarkeit und Ungehorsam. Wenn Gott schon so streng mit dem Volk Israel verfahren hat, das auf Mose nicht gehört hat, umso wie viel mehr müssen wir Christen die Konsequenzen zu spüren bekommen, wenn wir demjenigen ungehorsam werden, der viel mehr ist als Mose, nämlich Gottes Sohn selbst?
Durch die Taufe haben wir Anteil an Christus erlangt. Diesen Anteil verlieren wir aber durch Ungehorsam und Verstocktheit, durch schwere Sünde, von der wir uns nicht bekehren. Zum Ende des Abschnitts wird deutlich gesagt, dass die Getauften sich bewähren müssen. Wer nicht an dieser Taufgnade festhält, an der geschenkten Grundlage, wie manche Übersetzungen auch formulieren, hat diesen Anteil an Christus nicht mehr. „Bis zum Ende“ heißt dabei bis zum Lebensende. Es ist eine Aufgabe, bis wir sterben und vor Gottes Angesicht treten.

Ps 95
6 Kommt, wir wollen uns niederwerfen, uns vor ihm verneigen, lasst uns niederknien vor dem HERRN, unserem Schöpfer!
7 Denn er ist unser Gott, wir sind das Volk seiner Weide, die Herde, von seiner Hand geführt. Würdet ihr doch heute auf seine Stimme hören!
8 Verhärtet euer Herz nicht wie in Meríba, wie in der Wüste am Tag von Massa!
9 Dort haben eure Väter mich versucht, sie stellten mich auf die Probe und hatten doch mein Tun gesehen.
10 Vierzig Jahre war mir dieses Geschlecht zuwider und ich sagte: Sie sind ein Volk, dessen Herz in die Irre geht, sie kennen meine Wege nicht.
11 Darum habe ich in meinem Zorn geschworen: Sie sollen nicht eingehen in meine Ruhe.

Wir beten als Antwortpsalm genau diesen Ps 95, der die Exodus-Episode bei Massa und Meriba reflektiert. Zu Beginn erfolgt eine Lobpreisaufforderung an eine Gruppe („Kommt, wir wollen uns niederwerfen“). Gott ist der Schöpfer und verdient allein schon durch die Erschaffung des Menschen sein immerwährendes Lob. Dass der Mensch existiert, hat er Gott zu verdanken. Er hat sich nicht selbst ins Dasein gebracht, er hat sich nicht selbst geboren. Gott ist ein wunderbarer Hirte, der wirklich für sein Volk sorgt – ja für jeden einzelnen Menschen, als ob dieser der einzige Mensch auf der Welt sei! Was König David in Ps 23 komponiert hat, trifft ganz und gar auf Gott zu. Er ist wirklich ein Hirte, bei dem die Herde nichts mangelt.
Damals hat Gott aus einem Felsen Wasser hervorsprudeln lassen. Das ist kein Zufall, dass Gott das Wasser ausgerechnet aus einem Felsen hervorkommen ließ. Das war eine ganz große Lektion und im Nachhinein erkennen wir Christen diesen Typos: Das Wasser ist ein Zeichen des lebendigen Wassers, des Heiligen Geistes! Dass es ausgerechnet aus einem Felsen kommt, ist für uns ein Hinweis auf Mt 16, wo Jesus zu Petrus sagt: „Du bist Petrus, der Fels. Und auf diesem Felsen werde ich meine Kirche bauen.“ Durch den Hl. Geist nahm die Kirche am Pfingsttag ihren Anfang, die Petrus zum Fels in der Brandung hat, damals bei der Pfingstpredigt wie heute mit dem Papst.
Der Psalm ruft zur Dankbarkeit auf, zum Jauchzen „mit Liedern“. Das ist es, was Gott immer verdient hat, egal, ob es uns gerade gut oder schlecht geht, ob wir in der Oase sitzen oder in der Wüste umherirren. Er hat nur Gutes für uns bereit und tut uns nur Heilsames. Wer sind wir, dass wir unser Lob, das ihm immer zusteht, von unserer eigenen Befindlichkeit abhängig machen? Er ist schließlich unser Schöpfer. Dass wir existieren, dafür allein gebührt ihm auf ewig unser Lob. Das allein ist schon Grund genug, dass der Psalm auffordert: „Wir wollen uns niederwerfen, uns vor ihm verneigen, lasst uns niederknien vor dem HERRN, unserem Schöpfer!“
Gott ist keine undurchschaubare Macht, sondern teilt mit uns immer wieder seinen Heilsplan. Er kümmert sich schon damals um seine Herde, die Israeliten. Er kümmert sich auch heute um uns, indem er uns alles Notwendige in unserem Leben schenkt. Weil er ein guter Hirte ist, so wie Jesus es im Johannesevangelium sagt, dürfen und müssen wir auf seine Stimme hören.
Das Volk Israel soll nicht verstockt und verbittert sein wie die Väter im Exodus, als sie Gott auf die Probe stellten, obwohl sie so große Heilstaten gesehen haben. Auch wir sollen angesichts des temporären Dursts nicht Gottes Güte infragestellen, sondern fragen: „Was hast du mit mir vor? Wofür ist diese Situation gut?“ Wir sollen uns an die Zeiten erinnern, in denen Gott uns überreich getränkt hat, in denen er uns so große Heilszeichen erwiesen hat. Davon sollen wir in Mangelzeiten zehren. Und so wie Jesus sollen wir uns in diesen Zeiten noch mehr an Gott klammern, als er am Kreuz hing und die absolute Gottverlassenheit verspürte. Dann sollen auch wir den Dialog suchen und beten „mein Gott, mein Gott!“ Dann wird dieser unser Vertrauen reich belohnen, indem er uns in das verheißene Land führt, in dem Milch und Honig fließen – auf Erden in den Stand der Gnade und nach dem Tod ins Himmelreich.

Mk 1
40 Ein Aussätziger kam zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du mich rein machen. 

41 Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will – werde rein! 
42 Sogleich verschwand der Aussatz und der Mann war rein.
43 Jesus schickte ihn weg, wies ihn streng an 
44 und sagte zu ihm: Sieh, dass du niemandem etwas sagst, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring für deine Reinigung dar, was Mose festgesetzt hat – ihnen zum Zeugnis. 
45 Der Mann aber ging weg und verkündete bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er verbreitete die Geschichte, sodass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch an einsamen Orten auf. Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm.

Die Heilstaten Jesu gehen weiter. Gestern hörten wir von der Heilung der Schwiegermutter des Petrus und von den vielen Menschen, die nach dem Sabbat das Haus des Petrus „überschwemmen“. Immer wieder gebietet Jesus den Dämonen, seine Identität nicht preiszugeben. Auch heute wird es um das „Messiasgeheimnis“ gehen, wenn ein Aussätziger geheilt wird. Es handelt sich um einen Menschen, der einen starken Glauben hat. Er versteht, dass Gott kein Automat ist, der so handelt, wie er selbst es will. Er versteht, dass seine Heilung von Gottes Willen abhängt. Und deshalb geht er zwar auf Jesus zu und bittet ihn voller Glauben um Hilfe, doch gleichzeitig sagt er „wenn du willst, kannst du mich rein machen.“
Er sagt nicht „wenn du kannst“. Er vertraut auf die Vollmacht des Messias.
Jesus hat Mitleid – hier steht im Griechischen σπλαγχνισθεὶς splangchnistheis. Das heißt auch, er ist barmherzig. So ist Gott, wenn er das Leiden des Menschen sieht. Er sieht es und er leidet mit. Wir liegen ganz falsch, wenn wir meinen, dass Gott gegenüber unserem Leid gleichgültig ist. An Jesus sehen wir, dass das Gegenteil der Fall ist.
Jesus tut dann, was er so oft tut – die Hand ausstrecken und den Menschen berühren. Er ist der Messias und deshalb ist es für ihn kein Problem, etwas kultisch Unreines zu berühren. Aussätzige zu berühren, bedeutete nicht nur eine hohe Ansteckungsgefahr, sondern auch den Ausschluss vom Kult. Da Jesus aber Gott ist, steht er über den jüdischen Gesetzen.
Der Mann wird geheilt, denn es ist der Wille Gottes, dass er nicht mehr leidet.
Dann tut Jesus etwas Entscheidendes: Er sagt dem Geheilten, dass er es erstens geheimhalten soll, zweitens sich gemäß dem mosaischen Gesetz einem Priester zeigen soll, die vorgesehenen Reinigungsopfer darbringen soll. Das alles soll er tun „zum Zeugnis für sie“. 
Zunächst zur Geheimhaltung. Es kann als pragmatische Maßnahme angesehen werden, damit Jesus nicht verurteilt wird, bevor er seine Verkündigungszeit abgeschlossen hat.
Das ganze ist aber vor allem als pädagogische Maßnahme zu betrachten: Jesus möchte den Priestern ein Signal geben, wer er ist. Er ist nie so, dass er einfach herumreist und allen Leuten verkündet „ich bin der Messias“. Er gebietet ja immer wieder den Dämonen, zu schweigen. Wer er ist, zeigt er vielmehr durch sein Verhalten und durch die Erfüllung der alttestamentlichen Verheißung. Jesus möchte also, dass die Priester die wunderbare Heilung des Aussätzigen selbst mit eigenen Augen sehen und davon ausgehend eine messianische Heilstat erkennen. Der Messias, so die Verheißungen des Alten Testaments, heilt alle Krankheiten und Leiden. Dadurch, dass er sich dabei dem mosaischen Gesetz unterstellt, möchte er seine messianische Identität zusätzlich betonen. Als Messias kann er nicht gegen die Juden handeln, sondern ist einer von ihnen. Die Priester sollen auch sehen, dass Jesus sich nicht verschuldet. Er ist gehorsam.
Jesus hat noch eine andere Lektion zu erteilen, nämlich dem Aussätzigen: Gott heilt uns Menschen, damit wir zu ihm zum Glauben kommen (diesen hat der Mann ja schon) und damit wir in unserer Gottesbeziehung gestärkt werden (Jesus ermöglicht dem Aussätzigen wieder den Gottesdienst und den Kult). Der Mann hat gelernt, dass der Messias über dem mosaischen Gesetz steht. Nun unterstellt sich dieser aber freiwillig dem Gesetz. Das ist Gottes Allmacht. Er ist frei darin, seine Allmacht in Anspruch zu nehmen und frei darin, auf sie zu verzichten. So hat der Allmächtige die Schwachheit des Menschen angenommen, weil er frei ist, auf seine Allmacht zu verzichten – das ist die Macht der Liebe.
Jesu Heilstaten bleiben nicht verborgen, sondern verbreiten sich rasch. Viele Menschen suchen ihn auf, um seine Botschaft zu hören und von ihm geheilt zu werden. Das ist auch im Sinne Gottes und das möchte Jesus ja auch – das Reich Gottes verbreiten. Gott möchte die Messianität seines Sohnes nicht durch explizite Worte, sondern durch Taten offenbaren „ihnen zum Zeugnis“. So werden die Menschen zu Gott heimgeführt, nicht durch bloße Rede.

Wir lernen heute etwas über Verstocktheit und Offenheit. Wer sich selbst verhärtet, mit dem kann Gott nicht arbeiten. Wer nicht an die Allmacht und Güte Gottes glaubt, ist sehr undankbar, weil er als existierendes Wesen bereits überreich beschenkt ist. Gott kann mit dem Aussätzigen arbeiten, weil er sich der Allmacht Gottes öffnet. Er unterstellt sich gehorsam dem Willen Gottes und erlangt deshalb so viel Gnade von Christus, der ihm Gesundheit und kultische Gemeinschaft schenkt. Wie steht es mit uns? Glauben wir an die Güte und Allmacht Gottes? Können wir uns ganz fallen lassen in seine Obhut oder misstrauen wir ihm wie die Väter in der Wüste? Werden wir wieder dankbar und drücken wir dies aus in der Eucharistie – der Danksagung.

Ihre Magstrauss

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