Gen 1,20 – 2,4a; Ps 8,4-5.6-7.8-9; Mk 7,1-13
Gen 1
20 Dann sprach Gott: Das Wasser wimmle von Schwärmen lebendiger Wesen und Vögel sollen über der Erde am Himmelsgewölbe fliegen.
21 Und Gott erschuf die großen Wassertiere und alle Lebewesen, die sich fortbewegen nach ihrer Art, von denen das Wasser wimmelt, und alle gefiederten Vögel nach ihrer Art. Gott sah, dass es gut war.
22 Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehrt euch! Füllt das Wasser im Meer und die Vögel sollen sich auf Erden vermehren.
23 Es wurde Abend und es wurde Morgen: fünfter Tag.
24 Dann sprach Gott: Die Erde bringe Lebewesen aller Art hervor, von Vieh, von Kriechtieren und von Wildtieren der Erde nach ihrer Art. Und so geschah es.
25 Gott machte die Wildtiere der Erde nach ihrer Art, das Vieh nach seiner Art und alle Kriechtiere auf dem Erdboden nach ihrer Art. Gott sah, dass es gut war.
26 Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich! Sie sollen walten über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere, die auf der Erde kriechen.
27 Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie.
28 Gott segnete sie und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen!
29 Dann sprach Gott: Siehe, ich gebe euch alles Gewächs, das Samen bildet auf der ganzen Erde, und alle Bäume, die Früchte tragen mit Samen darin. Euch sollen sie zur Nahrung dienen.
30 Allen Tieren der Erde, allen Vögeln des Himmels und allem, was auf der Erde kriecht, das Lebensatem in sich hat, gebe ich alles grüne Gewächs zur Nahrung. Und so geschah es.
31 Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut. Es wurde Abend und es wurde Morgen: der sechste Tag.
1 So wurden Himmel und Erde und ihr ganzes Heer vollendet.
2 Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er gemacht hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk gemacht hatte.
3 Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk erschaffen hatte.
4 Das ist die Geschichte der Entstehung von Himmel und Erde, als sie erschaffen wurden.
Gestern hörten wir den ersten Teil des Sieben-Tage-Werkes. Heute setzt sich die Schöpfungserzählung fort mit der Erschaffung von Lebewesen in den verschiedenen Bereichen der Schöpfung. Nachdem Gott am dritten Tag die Flora geschaffen und fruchtbar gemacht hat, hören wir am fünften Tag den ersten Teil der Erschaffung der Fauna. Es beginnt mit den Tieren des Meeres und den Vögeln des Himmels. Auch diese schafft Gott so, dass sie sich immerzu vermehren. Wenn hier betont wird, dass die Tiere je nach Fortbewegungsart geschaffen werden, erinnert es uns an die verschiedenen Systematiken, die das Tierreich in Kategorien aufteilen. Die Fortbewegungsart hängt unter anderem mit dem Aufbau des Skeletts zusammen, was wiederum in bestimmten Systematiken als Unterscheidungskriterium herangezogen wird.
Gott segnet die Tiere und ihre Fortpflanzung. Es ist Gottes Wille, dass die Tiere sich vermehren und die Erde bevölkern.
Am sechsten Tag setzt sich die Erschaffung der Tierwelt fort, sodass nun auch weitere Tierkategorien auf Erden geschaffen werden. So werden wilde und zahme Tiere („Vieh“ als Kategorie domestizierter Tiere) sowie die Kriechtiere geschaffen. Dann kommt aber etwas, das anders ist als alle vorausgegangenen Schöpfungsakte: Gott erschafft den Menschen. Bevor er dies tut, hören wir, dass es heißt: „Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich!“ Auch im hebräischen Original wird diese Aussage im Plural formuliert. Gott spricht sich selbst im Plural an, nicht weil es sich um einen pluralis majestatis handelt, sondern weil Gott in sich Gemeinschaft ist. Das schließen wir nicht einfach aus einer isolierten Bibelstelle, sondern weil wir zuvor schon über das gesprochene Wort und den Geist nachgedacht haben. Der Schöpfungsakt ist bereits trinitarisch. Das bedachten wir in der gestrigen Auslegung. Der eine Gott in drei Personen bedenkt also die Erschaffung eines Wesens, das ein Abbild seinesgleichen darstellt. Und weil Gott in sich Gemeinschaft ist, erschafft er den Menschen männlich und weiblich. Der Mensch ist Gott also am ähnlichsten in der Gemeinschaft von Mann und Frau. Deshalb ist die Ehe ein Abbild nicht nur des Verhältnisses zwischen Christus und der Kirche, sondern auch der Trinität!
Der Mensch ist in seiner Abbildhaftigkeit mit einem Willen und mit einem Verstand ausgestattet, die mit der restlichen Schöpfung nicht vergleichbar sind. Deshalb wird der Mensch auch mit der Verantwortung für die restliche Schöpfung betraut. Das „Herrschen“ über die Schöpfung ist in der neuen Einheitsübersetzung zum „Walten“ geworden. Wichtig ist, dass egal welcher Begriff angewandt wird für den „Herrschaftsauftrag“ Gottes an den Menschen, diese Herrschaft eine Sorge für die Schöpfung meint, keine Ausbeutung. Der Mensch soll verantwortungsvoll mit dem umgehen, was Gott ihm anvertraut. Er soll nicht die Ressourcen ausschöpfen und für seine egoistischen Zwecke missbrauchen. Mit dem Sündenfall ist das Verhältnis des Menschen zur Schöpfung ganz verzerrt worden. Deshalb wird es in der Friedensvision in Jes 11 auch detailliert beschrieben, wie ein kleines Kind mit den wilden Tieren zurechtkommt. Es wird eine Versöhnung sein zwischen Mensch und Schöpfung.
Alle Tiere auf der Erde sowie der Mensch erhält zur Nahrung die Pflanzen. Vor dem Sündenfall ist der Mensch also genau genommen vegan. Das bleibt so bis zum Sündenfall. Danach wird alles anders sein, sodass Gott bei dem Bundesschluss mit Noah offiziell auch die Tiere zur Nahrung gibt. Dass wir also Appetit auf Fleisch haben, ist eine Folge des Sündenfalls. Dass man Fleisch isst, ist keine Sünde (nirgendwo lesen wir, dass Christen vegetarisch oder vegan leben sollen), auch wenn es eine Folge des Sündenfalls ist. Auch die Scham ist Folge der Erbsünde, aber diese ist im jetzigen Zustand des Menschen nicht Sünde, sondern sogar unerlässlich als Schutzmechanismus vor der in die Welt gekommene Begierde. Über die Folgen des ersten Sündenfalls werden wir zu einem späteren Zeitpunkt eingehender nachdenken. Hier sei zumindest gesagt, dass der Mensch sich zunächst nur von den Früchten der verschiedenen Pflanzen ernährt hat.
Gott sieht wie nach jedem anderen Schöpfungsakt alles Geschaffene an und befindet es als gut. Diesmal heißt es aber, dass es sehr gut sei. Der Höhepunkt des Schöpfungswirkens ist erreicht, denn Gott hat ein Abbild seinesgleichen geschaffen durch die Erschaffung von Mann und Frau.
Am siebten Tag ruht Gott. Es handelt sich um den ersten Sabbat, denn er heiligt diesen Tag als Tag der Ruhe. Das Sabbatgebot, das Mose dem Volk Israel im Kontext der Zehn Gebote übergeben wird, wird sich auf diesen Ruhetag Gottes berufen.
Gottes Schöpfung ist gut. Das Materielle ist nicht schädlich, wie die gnostischen Sekten zu sagen behaupteten. Was Gott geschaffen hat, ist gut. Auch wenn die Welt nun vom Bösen infiltriert ist, ist sie immer noch Gottes Schöpfung. Sie ist erlösungsbedürftig und deshalb ging Gott so weit, selbst in sie einzugehen. Damit schiebt er höchstpersönlich allen leibfeindlichen Konzepten einen Riegel vor.
Ps 8
4 Seh ich deine Himmel, die Werke deiner Finger, Mond und Sterne, die du befestigt:
5 Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?
6 Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, du hast ihn gekrönt mit Pracht und Herrlichkeit.
7 Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über die Werke deiner Hände, alles hast du gelegt unter seine Füße:
8 Schafe und Rinder, sie alle und auch die wilden Tiere,
9 die Vögel des Himmels und die Fische im Meer, was auf den Pfaden der Meere dahinzieht.
Im Psalm preisen wir nun erneut das Schöpfungswirken Gottes. Die Psalmen reflektieren oft die Schöpfungsberichte der Genesis. Wir betrachten in dem Psalm vor allem die Schöpfung der Menschheit, von der wir in der Lesung gehört haben. Wie kostbar ist diese für den Herrn, dass er sich ihrer annimmt und eine durchgehende Beziehung zu ihr führt! Die ganze Heilsgeschichte, die wir von der Genesis bis zur Johannesoffenbarung vor uns haben, ist eine einzige Liebesgeschichte Gottes mit den Menschen. Er wendet sich seinen Geschöpfen zu und tut alles, um deren (Gegen)Liebe zu erwerben.
Dabei hat der Mensch im Gesamt der Schöpfung eine besondere Stellung. Er ist wahrlich die Krone der Schöpfung, denn „du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, du hast ihn gekrönt mit Pracht und Herrlichkeit.“ Dies wird im Schöpfungsbericht ja dadurch deutlich, dass der Mensch als Abbild Gottes geschaffen worden ist. Die ewige Seele ist es, die ihm Herrlichkeit und Pracht verleiht.
„Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über die Werke deiner Hände, alles hast du gelegt unter seine Füße“ – die restliche Schöpfung ist dem Menschen anvertraut, weil dieser befähigt ist, Verantwortung für sie zu übernehmen. Gott legte ihm die Schöpfung aber nicht unter die Füße, damit er sie wie ein Tyrann unterdrücke, sondern wie ein Hirte für sie sorge. Das ist schließlich der Charakter der Gottesherrschaft, dessen Abbild der Mensch ja ist. Wenn Gott der wunderbare Hirte ist, wie kann der Mensch plötzlich anders sein?
In den letzten zwei Versen werden dann Bereiche der Schöpfung aufgezählt, die dem Menschen anvertraut werden. Dabei hören wir wieder die Unterscheidung in wilde und domestizierte Tiere. Das ist eine gängige Unterteilung der Tierwelt. Ebenso sind als gängige Kategorien die im letzten Vers genannten Vögel und Fische zu nennen.
All das sind wichtige und gute Ausführungen, werden aber erst dann zur Lesung in Bezug gebracht, wenn der Psalm über den wörtlichen Sinn hinaus in seinem geistlichen Sinn betrachtet wird:
Der Mensch, den Gott nur wenig geringer als sich geschaffen hat, ist auch mit der neuen Schöpfung gegeben – den Anfang dieser neuen Schöpfung kennzeichnet ebenfalls ein Menschenpaar – Jesus und Maria. Jesus hat diese neue Schöpfung begründet und auch ihm legt der Vater die gesamte Schöpfung unter die Füße – ihm, dem Erhöhten am Kreuz!
Und diese gesamte Schöpfung ist zusammengefasst in Maria und Johannes, die unter dem Kreuz stehen. Maria ist der Archetyp der Kirche, sie ist das Vorbild der vollkommenen Jüngerschaft und durch die Zuteilung des Johannes zu Maria als Sohn wird Maria zur Mutter aller Glaubenden – sie ist dadurch die neue Eva, die Mutter der Lebenden, nicht mehr der irdisch Lebenden, sondern ewig Lebenden bei Gott.
Jesus Christus ist wahrlich Herrlichkeit und Pracht verliehen worden in einem Maße, den der alte Mensch nicht erfahren hat – schon allein durch den Sündenfall. Wir sprechen hier von Christus in seiner Menschheit, in seiner Gottheit ist er Gott gleich.
Jesus ist der Herrscher über die Schöpfung – die Neugeschaffenen durch den Hl. Geist in der Taufe. Er ist das Haupt und wir die Glieder. Er ist der König des Reiches Gottes. Wir sind ihm anvertraut, der wirklich wie der Vater ein Hirte ist, wie er selbst im Johannesevangelium erklärt hat.
Und Christus ist dies alles nicht nur für die Menschen: Durch sein Erlösungswirken erlöst er die ganze Welt, auch die Tierwelt, denn diese ist durch den Sündenfall des ersten Menschenpaares auch ins Chaos gestürzt. Er erfüllt das, was die Friedensvision in Jesaja angekündigt hat. Vieles steht noch aus, wird sich aber am Ende der Zeiten erfüllen. Es wird dann wahrlich eine Versöhnung der gesamten Schöpfung sein!
Mk 7
1 Die Pharisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren, versammelten sich bei Jesus.
2 Sie sahen, dass einige seiner Jünger ihr Brot mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen aßen.
3 Die Pharisäer essen nämlich wie alle Juden nur, wenn sie vorher mit einer Handvoll Wasser die Hände gewaschen haben; so halten sie an der Überlieferung der Alten fest.
4 Auch wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich vorher zu waschen. Noch viele andere überlieferte Vorschriften halten sie ein, wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln.
5 Die Pharisäer und die Schriftgelehrten fragten ihn also: Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen?
6 Er antwortete ihnen: Der Prophet Jesaja hatte Recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte, wie geschrieben steht: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir.
7 Vergeblich verehren sie mich; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen.
8 Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen.
9 Und weiter sagte Jesus: Sehr geschickt setzt ihr Gottes Gebot außer Kraft, um eure eigene Überlieferung aufzurichten.
10 Denn Mose hat gesagt: Ehre deinen Vater und deine Mutter! und: Wer Vater oder Mutter schmäht, soll mit dem Tod bestraft werden.
11 Ihr aber lehrt: Wenn einer zu seinem Vater oder seiner Mutter sagt: Korbán – das heißt: Weihgeschenk sei, was du von mir als Unterstützung erhalten solltest – ,
12 dann lasst ihr ihn nichts mehr für Vater oder Mutter tun.
13 So setzt ihr durch eure eigene Überlieferung Gottes Wort außer Kraft. Und ähnlich handelt ihr in vielen Fällen.
Heute lesen wir von einer Konfliktsituation zwischen Jesus/seinen Jüngern und den Pharisäern und Schriftgelehrten. Jesus und seine Jünger halten sich nicht an die Reinheitsgebote und andere Überlieferungen der Alten. Das stört die Pharisäer, die sehr viel Wert auf die Einhaltung der jüdischen Gebote legen. An sich ist dies nicht verwerflich, denn dafür hat Gott den Menschen diese Gebote zur gegebenen Zeit auch gegeben. Das Problem ist nicht, dass die Pharisäer sich vor dem Essen die Hände waschen und das auch von anderen erwarten. Das Problem ist, dass sie ihre Hände waschen, aber nicht ihr Herz. Sie sind Heuchler, weil sie sich um äußere Dinge kümmern, aber das Entscheidende nicht tun. Jesus vergleicht sie mit dem, was Jesaja schon beklagt hat: „Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir.“ Was bringen die noch so perfekt eingehaltenen äußeren Handlungen ohne entsprechende innere Haltung? Ganz wichtig: Jesus will nicht irgendwelche Gebote entkräften, zumindest nicht die göttlichen! Er kritisiert zurecht das von den Pharisäern errichtete menschliche Konstrukt um die göttlichen Gebote herum. Diese menschlich herbeigeführte Verkomplizierung führt vom wesentlichen Kern und von der ursprünglichen Absicht der Gebote Gottes weg. So greift Jesus als Beispiel das vierte Gebot „Ehre deinen Vater und deine Mutter“ auf und stellt heraus, wie die Pharisäer dieses Gebot durch eigene Gesetze entkräften. In diesem Fall würden sie z.B. ihren ganzen Besitz Gott weihen, was auf Hebräisch Korban heißt. Damit hätten sie dann einen Vorwand, ihre Eltern nicht mehr zu unterstützen, denn das dafür benötigte Geld etc. ist ja schon Gott geweiht worden. Auf diese Weise würden die Pharisäer das vierte Gebot entkräften, weil sie die Juden zur Umgehung des vierten Gebots provozieren würden. Jesus sagt nicht, dass Gebote überflüssig sind. Das wird aus solchen Episoden gerne geschlossen. Er sagt vielmehr, dass Gottes Gebote höchste Priorität haben und kein Mensch sie antasten kann. Anhand des Beispiels der Korban-Regelung möchte Jesus verdeutlichen, dass der pharisäische Umgang mit Geboten ihr von Gott weit entferntes Herz offenbart.
An anderer Stelle drückt Jesus es so aus: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut.“ (Mt 7,21). Die Pharisäer sind gut darin, ganz besonders laut und fromm „Herr, Herr“ zu sagen. Und die Sache an sich ist nicht falsch. Was Jesus möchte, ist aber die Kongruenz, die Deckungsgleichheit von innen und außen, von Lippen und Herz. Er selbst hat sich ja auch unter das Gesetz gestellt. Er hat auch gesagt, dass er von der Torah nichts ändern möchte. Im Falle der Korban-Regelung gilt dasselbe: Nicht jedes Weihegebet ist jetzt verwerflich und er möchte natürlich nicht damit sagen, dass man seinen Besitz jetzt nicht mehr Gott weihen soll. Er möchte vermeiden, dass wir vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen. Stattdessen sollen wir uns darauf besinnen, dass die Gebote Gottes Priorität Nummer eins haben. Wir sollen diese mit der rechten Absicht halten, also aus Liebe zu Gott und unserem Nächsten. Wenn wir aber Liebe haben, dann werden wir nicht unseren Besitz Gott weihen aus habgierigen Gründen, damit wir uns vor der Verantwortung für die Eltern drücken können. Dann werden wir gerade aus Liebe für unsere Eltern da sein und sie auch mit den nötigen Mitteln unterstützen. Gott weihen kann und muss man gerade deshalb alles. Man gibt ihm dankbar zurück, was man von ihm bekommen hat. Das wäre die richtige Handhabung in diesem Beispiel.
Wenn wir über Liturgie, über Frömmigkeitsformen etc. nachdenken, müssen wir uns das auch immer fragen: Wollen wir alles korrekt machen, weil wir Gott lieben? Dann ist unser Bestreben gut und richtig. Wollen wir es um der Liturgie/Frömmigkeitsform selbst willen? Dann müssen wir uns fragen: Wer ist größer: Gott oder unser Gottesdienst? Wollen wir es um unserer Selbst willen? Um uns selbst besser darzustellen als diejenigen, die nicht alles richtig machen bei äußerlich sichtbaren Handlungen? Preisen wir Gott laut „Herr, Herr“ und leben im Alltag dennoch genauso weltlich wie jene, die wir für die schlechteren Anbeter halten? Was bringt dann unser lautes „Herr, Herr“, wenn wir nicht mal den Willen des Vaters tun? Gott hat uns nicht nach seinem Abbild geschaffen, damit wir mit unserem Verhalten lügen. Er hat uns geschaffen, damit wir es ihm gleichtun und Christi Worte und Taten waren stets kongruent. Hinterfragen wir uns selbst und erneuern wir unsere Beziehung zum Herrn.
Ihre Magstrauss
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