Samstag der 5. Woche im Jahreskreis

Gen 3,9-24; Ps 90,1-2.3-4.5-6.12-13; Mk 8,1-10

Gen 3
9 Aber Gott, der HERR, rief nach dem Menschen und sprach zu ihm: Wo bist du?

10 Er antwortete: Ich habe deine Schritte gehört im Garten; da geriet ich in Furcht, weil ich nackt bin, und versteckte mich.
11 Darauf fragte er: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du von dem Baum gegessen, von dem ich dir geboten habe, davon nicht zu essen?
12 Der Mensch antwortete: Die Frau, die du mir beigesellt hast, sie hat mir von dem Baum gegeben. So habe ich gegessen.
13 Gott, der HERR, sprach zu der Frau: Was hast du getan? Die Frau antwortete: Die Schlange hat mich verführt. So habe ich gegessen.
14 Da sprach Gott, der HERR, zur Schlange: Weil du das getan hast, bist du verflucht unter allem Vieh und allen Tieren des Feldes. Auf dem Bauch wirst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens.
15 Und Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen. Er trifft dich am Kopf und du triffst ihn an der Ferse.
16 Zur Frau sprach er: Viel Mühsal bereite ich dir und häufig wirst du schwanger werden. Unter Schmerzen gebierst du Kinder. Nach deinem Mann hast du Verlangen und er wird über dich herrschen.
17 Zum Menschen sprach er: Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört und von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir geboten hatte, davon nicht zu essen, ist der Erdboden deinetwegen verflucht. Unter Mühsal wirst du von ihm essen alle Tage deines Lebens.
18 Dornen und Disteln lässt er dir wachsen und die Pflanzen des Feldes wirst du essen.
19 Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zum Erdboden zurückkehrst; denn von ihm bist du genommen, Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück.
20 Der Mensch gab seiner Frau den Namen Eva, Leben, denn sie wurde die Mutter aller Lebendigen.
21 Gott, der HERR, machte dem Menschen und seiner Frau Gewänder von Fell und bekleidete sie damit.
22 Dann sprach Gott, der HERR: Siehe, der Mensch ist wie einer von uns geworden, dass er Gut und Böse erkennt. Aber jetzt soll er nicht seine Hand ausstrecken, um auch noch vom Baum des Lebens zu nehmen, davon zu essen und ewig zu leben.
23 Da schickte Gott, der HERR, ihn aus dem Garten Eden weg, damit er den Erdboden bearbeite, von dem er genommen war.
24 Er vertrieb den Menschen und ließ östlich vom Garten Eden die Kerubim wohnen und das lodernde Flammenschwert, damit sie den Weg zum Baum des Lebens bewachten.

Gestern haben wir gehört, wie die ersten Menschen Gott ungehorsam werden und der Versuchung des Bösen nicht widerstehen. Es kommt zum ersten Sündenfall. Heute hören wir von der Tragweite dieser Tat.
Der heutige Abschnitt beginnt mit Gottes Frage „Wo bist du?“ Er fragt den Menschen, was „Adam“ wörtlich heißt. Der Literalsinn ist an dieser Stelle das Rufen Gottes nach Adam, nachdem dieser gesündigt und sich versteckt hat. Auch Jesus ruft die Menschen später zu sich v.a. ruft er nach den Sündern – er ruft Matthäus/Levi, er ruft Zachäus, er ruft aber auch seine Apostel, ihm nachzufolgen. Gott ist immer im Dialog mit seinen Geschöpfen und ruft umso lauter, je mehr sie sich von ihm entfernen. So ruft auch die Kirche in der Nachfolge Christi, der seinen Jüngern auftrug, in die ganze Welt hinauszugehen, das Evangelium zu verkünden und alle Menschen zu seinen Jüngern zu machen. Die Kirche ruft die Menschen zur Umkehr, auch wenn sie sich dadurch unbeliebt macht (so wie Johannes der Täufer). Gott ruft auch jeden einzelnen Menschen – zur Umkehr und in seine Nachfolge (in Berufung steckt der Ruf). Wenn wir gegen Gottes Gebote gehandelt haben, kriegen wir ein schlechtes Gewissen. Das ist der Ruf Gottes in unserer Seele. Gott ruft uns auch zum heiligen Berg, zum himmlischen Jerusalem am Ende der Zeiten. Dann werden die Engel ihm zur Seite stehen und mit Posaunen Gottes Ruf unterstützen. Dann wird uns Gott auch fragen, wo wir stehen – auf seiner Seite oder nicht.
Warum aber versteckt sich das Menschenpaar? Es hat Angst – und das ist etwas Neues, das Gott so nicht geschaffen hat. Die Angst ist eine Folge der Sünde. Ein Weiteres hängt damit zusammen und ist ebenfalls Folge der Sünde – die Scham. Das Menschenpaar erkennt mit dem Sündenfall ihre Nacktheit und will nicht, dass Gott es so sieht. Das bezieht sich nicht nur auf die körperliche Nacktheit, sondern auf die gesamte menschliche Existenz. Der Mensch fühlt sich in Gottes Angesicht nun nicht mehr geborgen, weil er ihn ganz sieht, sondern er fühlt sich ausgeliefert, dadurch dass Gott in sein Innerstes sehen kann. Er hat jetzt einen Bereich im Leben, den er Gott nicht zeigen will. Gott fragt Adam, ob er von dem Baum gegessen habe. Diese Frage ist für ihn eigentlich überflüssig, da er allwissend ist und die Antwort bereits kennt. Er fragt aber wegen des Menschen. Dieser soll bekennen und erhält die Chance, Reue zu zeigen! Doch was macht Adam? Er redet sich heraus und macht die Frau dafür verantwortlich („die FRAU, die du mir beigesellt hast“). Es ist noch schlimmer, als wir auf den ersten Blick sehen: Er macht sogar Gott verantwortlich („die Frau, die DU mir beigesellt hast“). Adam gesteht seine eigene Schuld nicht ein, die er ja hat. Schließlich hatte Gott beide Menschen mit einem freien Willen ausgestattet und beide hätten ablehnen können von ihrer Disposition her. Auch die Frau erhält eine Frage von Gott, auf die er ja bereits die Antwort kennt „was hast du getan“. Dies ist auch typisch für Jesus: Er fragt die Menschen, obwohl er deren Antwort bereits kennt. Z.B. fragt er den Blinden „was willst du, dass ich dir tue?“ Er tut es um des Befragten willen. Der Blinde soll von sich aus, also freiwillig und mit eigenen Worten aussprechen, was er sich wünscht. Die Kirche tut dies in Christi Vollmacht, die er den Aposteln übertragen hat („Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben“ etc.). Dies geschieht im Sakrament der Beichte. Der Priester fragt vielleicht nicht so direkt, aber erwartet die Antwort durch den Beichtenden in dessen Bekenntnis. Denn eigentlich fragt der Priester stellvertretend für die ganze Kirche, mit der sich dann der Beichtende am Ende versöhnt (also nicht nur mit Gott!). Der Herr gibt uns auf diese Weise die Chance, umzukehren. Wie oft nutzen wir das aber nicht…wir sehen die leeren Beichtstühle, falls es sie überhaupt noch gibt. Umso tröstlicher, dass an anderen Orten wie in Medjugorje die Beichtstühle übervoll sind und Menschen umkehren! Gott fragt uns „was hast du getan“ auch durch unser Gewissen. Stellen wir uns nicht manchmal selbst die Frage „was habe ich nur getan?“. Eigentlich ist es Gott in uns, der das zur Sprache bringt, damit wir uns selbst anklagen und bereuen mit der Absicht, es nicht wieder zu tun. Bei uns Menschen bleibt der Gewissensruf oft unerhört oder wird dadurch erstickt, dass wir uns die Schuld nicht eingestehen, sie anderen in die Schuhe schieben und ganz besonders auch dadurch, dass wir es Gott in die Schuhe schieben. Wie schnell machen wir ihn dafür verantwortlich, wenn in unserem Leben etwas nicht gut läuft. Wir hadern ganz schnell mit dem, der die Quelle unseres Lebens ist. Schließlich wird uns Gott am Ende fragen „was hast du getan“, wenn wir nach unserem Tod vor ihm stehen. Dann werden wir im Feuer seiner Liebe unser eigenes Verschulden sehen und es wird uns so sehr schmerzen, wie nichts Anderes. Dann werden wir uns eben nicht mehr herausreden können, weil wir uns nicht mehr verstecken können.
Das Motiv des Essens vom Baum ist heilsgeschichtlich gesehen unendlich wichtig und wir müssen es unbedingt im Hinterkopf behalten. Denn der Baum wird antitypisch erfüllt, ebenso wie Adam und Eva. Die Kirchenväter werden eine typologische Brücke zum Holz des Kreuzes ziehen, an dem Jesus, der neue Adam gestorben ist. Sie erkennen im Baum des Kreuzes den Baum des ewigen Lebens.
Es ist bemerkenswert, wie die Schlange bestraft wird. Den Worten Gottes nach müssen wir davon ausgehen, dass sie ursprünglich Gliedmaßen besaß und kein Kriechtier war. Die selige Anna Katharina Emmerick hat in ihren Visionen die Schlange als intelligentes Tier auf zwei Beinen gesehen, das Eva überall hin begleitet hat.
Mit dem Sündenfall tritt zwischen der Frau und der Schlange eine Feindschaft in Kraft, die Gott hier nun verkündet. Diese wird sich fortsetzen mit dem Nachkommen der Frau. Was Gott hier verkündet, ist der ewige Kampf, in dem sich die gesamte Menschheit, ja die gesamte Schöpfung befindet, bis der neue Himmel und die neue Erde ins Dasein gerufen werden. Diese Feindschaft wird sich aber auch zunächst historisch zeigen, in dem das auserwählte Volk ständig im Kampf gegen andere Völker sein wird. Das heißt natürlich nicht, dass die anderen Völker vom Teufel sind, aber dass dieser im Hintergrund seine Fäden zieht und der Kern aller Kämpfe der Welt ein geistiger ist. So hetzt er Menschen gegeneinander auf, Familienmitglieder gegeneinander auf (so wird auch Jesus später verkünden) und so hetzt er auch Menschen im neuen Bund gegeneinander auf. Jesu gesamte Verkündigung und seine messianische Identität betonen diese geistige Realität. Die Menschen haben das mehrheitlich nicht verstanden und einen Messias als politischen Freiheitskämpfer erwartet. Auch heute schimpfen wir und klagen wir über die Nöte unserer Welt und vergessen dabei manchmal, dass das eigentliche Problem ein geistiges ist. Hier in Gen 3 ist trotz dieser weiterreichenden Dimensionen ganz spezifisch die Feindschaft der Frau und der Schlange sowie ihres Nachkommens mit der Schlange die Rede. Das ist kein Zufall. Von Anfang an hat die Kirche damit eine typologische Brücke zu Jesus und Maria geschlagen, die zu Erzfeinden des Teufels werden. Dann ist Maria der Antitypos der Frau, die hier zum Feind der Schlange wird – dem Teufel. Nicht umsonst wird Jesaja in seiner Friedensvision sehen, wie ein kleines Kind mit einer Schlange spielen wird.
Gott kündigt sodann die Konsequenzen der Sünde für die beiden Menschen an: Die Frau wird von nun an unter Schmerzen gebären. Sie wird viele Kinder zur Welt bringen. Und etwas besonders Drastisches: Sie wird nach ihrem Mann begehren, aber dieser wird über sie herrschen. Die Beziehung zwischen Mann und Frau ist von nun an zerbrochen. Es wird nie wieder ein gegenseitiges und vollkommenes Verständnis herrschen. Die Frau wird alles tun, jegliche Reize zum Einsatz bringen, um dem Mann zu gefallen. Dieser wird sie aber ausbeuten, er wird sie als Objekt betrachten und behandeln. Es wird keine gegenseitige Hingabe mehr sein. Der Mann wird der Frau nicht mehr sein Herz verschenken, sondern ihr alles nehmen, insbesondere ihre Würde. Das ist die Pervertierung der guten Schöpfung und der wunderbaren Liebesgemeinschaft zwischen Mann und Frau. Die Abbildhaftigkeit innerhalb des Menschen sowie in der Gemeinschaft ist ganz verzerrt.
Zu Adam sagt Gott, dass durch seine Sünde der Erdboden verflucht ist. Unter Mühsal wird er von ihm essen. Es wird harte Arbeit sein, den Acker zu bestellen und große Mühe bis zur Ernte. Die Mühsal wird zusammengefasst in der Wendung „im Schweiße deines Angesichts“. Er wird hart arbeiten sein Leben lang, bis er zum Staub zurückkehrt, aus dem er gemacht ist.
Nach dem Sündenfall benennt Adam seine Frau als Eva, Leben. Sie wird zur Mutter aller Lebenden. Von da an muss der Mensch sich auch mit der Begierde arrangieren, indem er dauerhaft in Kleidung umhergeht.
Gott sagt bei sich erneut im Plural, dass der Mensch nicht auch noch vom Baum des Lebens essen soll. Deshalb wird der Mensch aus dem Paradies verbannt. Die Pluralform ergibt sich nicht aus dem Pluralis majestatis, sondern wir dürfen diese Stelle trinitarisch lesen.
So müssen die Menschen den Garten verlassen und den Erdboden bestellen. Die Kerubim bewachen mit flammendem Schwert den Baum des Lebens und den Eingang zum Paradies. Ab jetzt beginnt ein hartes Leben für die gefallene Menschheit.

Ps 90
1 Ein Bittgebet des Mose, des Mannes Gottes. O Herr, du warst uns Wohnung von Geschlecht zu Geschlecht.
2 Ehe geboren wurden die Berge, ehe du unter Wehen hervorbrachtest Erde und Erdkreis, bist du Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit.

3 Zum Staub zurückkehren lässt du den Menschen, du sprichst: Ihr Menschenkinder, kehrt zurück!
4 Denn tausend Jahre sind in deinen Augen wie der Tag, der gestern vergangen ist, wie eine Wache in der Nacht.
5 Du raffst sie dahin, sie werden wie Schlafende. Sie gleichen dem Gras, das am Morgen wächst:
6 Am Morgen blüht es auf und wächst empor, am Abend wird es welk und verdorrt.
12 Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz.
13 Kehre doch um, HERR! – Wie lange noch? Um deiner Knechte willen lass es dich reuen!

Was wir in der Lesung betrachtet haben, fassen wir in dem Psalm 90 zusammen – die Vergänglichkeit unseres Lebens. Es handelt sich um einen Klagepsalm, der die Vergänglichkeit des Menschen gleichsam beklagt. Es ist auch Anlass zur Klage, denn das erste Menschenpaar muss die bitteren Folgen seiner Sünde tragen – und zieht alle nachfolgenden Generationen hinein!
Dieses Bittgebet voller Klage ist nicht von König David, sondern geht auf Mose zurück. Zu Beginn erinnert Mose Gott an die Zeiten, in denen er bereits seinen Beistand bewiesen hat. Er war den Israeliten Wohnung – besonders in der Zeit außerhalb der eigenen Heimat. Gott ist ihnen zum Zuhause geworden. Gott ist ewig, er hat keinen Anfang und so existierte er bereits vor Erschaffung der Welt: „Ehe geboren wurden die Berge, ehe du unter Wehen hervorbrachtest Erde und Erdkreis, bist du Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Das Bild der Wehen wird Paulus im Neuen Testament aufgreifen, um die „Geburt“ der neuen Schöpfung zu umschreiben. Es ist bildhaft zu verstehen, weil Gott die Erde nicht wortwörtlich gebärt wie eine Frau ein Kind. Und doch ist es eine schöne poetische Wendung für die Hervorbringung der Schöpfung.
„Zum Staub zurückkehren lässt du den Menschen, du sprichst: Ihr Menschenkinder, kehrt zurück!“ Das drückt den Kreislauf des Lebens gut aus, auch hier spielt es auf die Schöpfung des Menschen aus dem Ackerboden an. Deshalb heißt der Mensch ja auf Hebräisch auch Adam. Es leitet sich von dem Wort Adamah ab, das „Ackerboden“ heißt. Diese Aussage hat Gott in Gen 3 auch zu Adam getätigt als Folge seiner Sünde.
„Tausend Jahre sind in deinen Augen wie der Tag, der gestern vergangen ist, wie eine Wache in der Nacht.“ Die Nachtwachen dauern laut jüdischer Zählung um die vier Stunden im Gegensatz zur römischen Zählung von drei. Das hängt damit zusammen, dass die Juden die Nacht in drei Phasen aufteilen. Bei Gott gibt es keine Zeit. Er lebt in der Ewigkeit und die Kategorie der Zeit gehört zum Bereich der Schöpfung. Bei Gott ist Timing also ganz anders als bei den Menschen. Das erkennt schon Mose, auch wenn er noch nicht so viele eschatologische Betrachtungen anstellt.
Das Leben des Menschen ist schnell vorbei, es ist wie mit dem Gras, das schnell wächst, aber auch schnell verdorrt. Mose vergleicht den Tod mit dem Schlaf. Wer gestorben ist, wird wie ein Schlafender. Diese Tradition zieht sich durch die gesamte Bibel, soweit dass sogar Paulus von den Entschlafenen spricht und die Auferstehung Jesu von den Toten „Auferweckung“ genannt wird. Gestern deutete ich an, dass die Kirchenväter den tiefen Schlaf Adams ebenfalls als zwischenzeitlichen Tod bewertet haben.
Mit Vers 12 erreichen wir den Kern des Psalms, denn er beinhaltet die zentrale Bitte an Gott: „Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz.“ Gott möge den Israeliten damals wie uns Christen heute die Gnade schenken, das Leben bewusst zu leben. Jesus nennt es „wachsam sein“ und nüchtern bleiben statt berauscht von der Weltlichkeit der Welt. Wir sollen immer so leben, als wäre es unser letzter Tag. Dann werden wir ihn bewusst durchleben und uns von Herzen um ein Leben nach den Geboten bemühen. Wir sollen nicht so dahinvegetieren, als gebe es kein Morgen, perspektivlos und unmotiviert. Wir sollen stets sinnerfüllt leben. Wenn Gott uns seine Weisheit schenkt, wird unser Herz weise. Diese Weisheit ist ewig und vollkommen, weil sie eine Gabe Gottes darstellt.
„Kehre doch um, HERR! – Wie lange noch? Um deiner Knechte willen lass es dich reuen!“ Gott soll nicht umkehren wie ein Mensch im Sinne einer Bekehrung von den Sünden. Gott ist vollkommen und heilig, er ist nur gut. Aber er soll sein Angesicht den Israeliten wieder zuwenden. Mose betet diese Worte wohl im Kontext eines Leidens aufgrund der Sünden des Volkes. Wir verstehen heute, dass nicht Gott sein Angesicht von uns abwendet, sondern der Mensch sich von ihm entfernt. Gott muss nichts „bereuen“, weil das eine Eigenschaft ist, die sündige Menschen haben können, nicht der heilige Gott. Das ist eine menschliche Sichtweise auf Gott, die ihrer Zeit geschuldet ist. Wir erkennen an so einer Bibelstelle, dass es auch menschliche Einflüsse gibt, viele Anthropomorphismen, Gottesbilder aus Sicht von Menschen einer bestimmten Zeit und Kultur. Die Wendung „wie lange noch“ ist typisch für Klagepsalmen und beweist, dass die Menschen damals durchaus verstanden haben, dass Leiden zeitlich begrenzt ist. Gott lässt nicht zu, dass der Mensch ewig leiden muss. Jene, die Gott fürchten, werden das ewige Heil genießen, das Leiden ist aber zeitlich streng begrenzt.

Mk 8
1 In jenen Tagen waren wieder einmal viele Menschen um Jesus versammelt. Da sie nichts zu essen hatten, rief er die Jünger zu sich und sagte: 

2 Ich habe Mitleid mit diesen Menschen; sie sind schon drei Tage bei mir und haben nichts mehr zu essen. 
3 Wenn ich sie hungrig nach Hause schicke, werden sie auf dem Weg zusammenbrechen; denn einige von ihnen sind von weit her gekommen. 
4 Seine Jünger antworteten ihm: Woher könnte jemand diese hier in der Wüste mit Broten sättigen? 
5 Er fragte sie: Wie viele Brote habt ihr? Sie antworteten: Sieben. 
6 Da forderte er die Leute auf, sich auf den Boden zu setzen. Dann nahm er die sieben Brote, sprach das Dankgebet, brach die Brote und gab sie seinen Jüngern zum Verteilen; und die Jünger teilten sie an die Leute aus. 
7 Sie hatten auch noch ein paar Fische bei sich. Jesus segnete sie und ließ auch sie austeilen. 
8 Die Leute aßen und wurden satt. Und sie hoben die Überreste der Brotstücke auf, sieben Körbe voll. 
9 Es waren etwa viertausend Menschen beisammen. Danach schickte er sie nach Hause.
10 Gleich darauf stieg er mit seinen Jüngern ins Boot und fuhr in das Gebiet von Dalmanuta.

Heute hören wir im Evangelium von der wunderbaren Speisung, die wir in der Advents- oder Weihnachtszeit schon aus anderen Evangelien gehört haben: Markus lässt die Information weg, wo genau die Speisung stattfindet, aber von Mt 15 wissen wir, dass Jesus auf einen Berg steigt. Da fragt man sich vielleicht, warum er ausgerechnet so einen Ort aufsucht. Schließlich müssen die vielen Menschen ihm folgen, die dort mit Beschwerden zu ihm kommen. Der springende Punkt ist: Jesus tat nie etwas ohne tieferen Sinn. So wie die Torah am Sinai gegeben wird, so nährt Jesus das Volk nun durch seine Worte und vor allem hier mit sieben Broten und ein paar Fischen.
Jesus sagt zu seinen Jüngern, er hat Mitleid (σπλαγχνίζομαι „ich habe Mitleid/ich erbarme mich“). Gott ist barmherzig mit seinen Kindern. Es ist ihm nicht egal, wenn sie leiden müssen. Er leidet vielmehr mit und gibt Kraft, das Leiden auszuhalten.
Jesus tut mit der Speisung etwas Ungewöhnliches mitten auf einem Berg in der Wüste: Er sättigt die Menschenmenge, anstatt sie wegzuschicken. Auch dies ist nicht nur ein Akt der leiblichen Stärkung („sonst brechen sie auf dem Weg zusammen“). Jesus möchte uns auf dem Lebensweg nähren durch sein Wort und seine Sakramente, damit wir auch seelisch nicht zusammenbrechen. Er möchte uns die Kraft geben, nach dem Willen Gottes leben zu können. Den Menschen, die ihm bis in die Wüste gefolgt sind, ging es zuerst um das Reich Gottes, deshalb gab Jesus ihnen alles Andere dazu! Sie haben anders gehandelt als die Väter in der Wüste, die sich nach den Fleischtöpfen der Ägypter zurücksehnten. Ihnen war das leibliche Wohl wichtiger, als nun frei von der Sklaverei zu sein und Gott ungestört opfern zu können. Auch uns heute möchte Gott mit Überfülle beschenken, wenn wir zuerst ihn suchen. Und die Kirche ist ja Volk Gottes auf dem Weg, die Wegzehrung braucht. Deshalb ist es so überlebenswichtig für sie, die Eucharistie jeden Tag zu feiern. Diese ist das Brot, mit dem die Kirche genährt wird, um alles zu überstehen, auch jedes Schisma, jede Anschuldigung, jede Attacke. Dann wird sie am Ende der Zeiten in der Ewigkeit „gemästet“ werden beim Hochzeitsmahl des Lammes.
Jesus bittet die Menge, sich hinzusetzen. Eigentlich steht da wörtlich das Verb ἀναπίπτω anapipto, was unter anderem die Bedeutung „sich zu Tisch legen“ aufweist und verwendet wird, wenn man sich zu Tisch begibt. In dem Kulturkreis lag man am Tisch, anstatt zu sitzen. Sich niederlegen in der Wüste auf einem Berg scheint absurd? Nicht für den Messias, der in seiner pädagogischen Feinfühligkeit den Juden das Hochzeitsmahl des Lammes und den Himmel beibringen will! Jesus lädt zum Festmahl ein und bittet seine Gäste sozusagen „zu Tisch“. Hier ist die Endstation der Erfüllung noch nicht erreicht. Sie endet im Abendmahlssaal mit den zwölf Aposteln. Und doch werden die Menschen dafür schon vorbereitet, wenn Jesus neben den Fischchen ausgerechnet Brot nimmt und dem Vater dafür dankt (die Danksagung heißt im Griechischen εὐχαριστία eucharistia!). Interessant ist, dass er die Brote nicht selbst an die Menschen verteilt, sondern seine Jünger die Verteilung vornehmen lässt. Dies ist auch auf ekklesiologischer Ebene eine Vorbereitung ganz bestimmter liturgischer Dienste. In der Urkirche wurde die Austeilung der Eucharistie deshalb von Diakonen unterstützt. Bemerkenswert und wiederum ein göttliches Wunder ist, dass ganze sieben Körbe von den sieben Broten übrig bleiben. Auch dies ist den Menschen ein Zeichen: Wenn Gott gibt, dann gibt er im Überfluss. Die Zahlen Sieben und Zwölf sind biblisch immer Zahlen der Fülle, Vollkommenheit und Vollständigkeit. Dies verdeutlicht das in dem Kontext stehende Verb ἐχορτάσθησαν echortasthesan „sie wurden gemästet“, was die Einheitsübersetzung in Vers 8 mit „und wurden satt“ übersetzt. Die dort Anwesenden werden begriffen haben, dass hier der Messias eine göttliche Heilstat begangen hat, die schon Jesaja 25 angekündigt hat. Die frommen Juden werden vielleicht auch an das Manna in der Wüste gedacht haben, das ihre Väter gegessen haben. Dies erklärt auch, warum Jesus diese Speisung ausgerechnet in der Wüste vorgenommen hat. Auch damals war es zunächst eine Sättigung der Leiber und doch ging es damals schon darüber hinaus. Das alte Israel ist darauf vorbereitet worden, was nun mit Jesus geschah. Die Menschen mit ihm sind nicht nur körperlich, sondern auch im Glauben gesättigt worden – auch durch die Unterweisungen und Heilungen, von denen wir in den letzten Wochen aus dem Markusevangelium immer wieder gehört haben. Jesus nimmt auch sein eigenes Opfer vorweg, bei dem er selbst auf dem Berg hingegeben wird. Die Speise, die er dann nicht nur Viertausend, sondern allen Menschen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geben wird, ist die Sättigung für den Weg in die Ewigkeit, damit wir nicht unterwegs zusammenbrechen, weder als Kirche noch als einzelne Christen im Alltag.
Nach der Speisung werden die Menschen nach Hause geschickt. Auch wir werden ausgesandt, kurz nachdem wir die Kommunion in der Messe empfangen haben. Der Priester sagt zum Schluss „ite, missa est“, wörtlich zu Deutsch „gehet, es ist gesandt/es ist eine Sendung“. Wir sollen das empfangene Heil zu den Menschen bringen bis an die Enden der Erde.
Direkt im Anschluss an die Speisung steigt Jesus mit seinen Jüngern in ein Boot und fährt nach Dalmanuta. Die Gnade ist nicht nur für die hier anwesenden Viertausend, sondern für alle Menschen. Deshalb gibt es keine Pause für Jesus, sondern er zieht direkt weiter, um auch woanders den Menschen das Heil zu bringen. So ist Gottes Neuer Bund. Er möchte alle Menschen retten und bietet sein Heil deshalb der gesamten Menschheit an.

Ihre Magstrauss

Ein Kommentar zu „Samstag der 5. Woche im Jahreskreis

  1. Grüß Gott liebe gute Frau magstrauss!Es ist mir schon lange ein großes Bedürfnis,  Ihnen für die wertvollen,gnadenreichen,großartigen BEITRÄGE, IMPULSE, BETRACHTUNGEN UND VIEL VIEL MEHR herzlichst zu danken. Ich habe natürlich auch Ihren YouTube Kanal abonniert, ALLES WUNDERBAR, ich finde keine passenden Worte!!!!!!Bin ja nur eine Tiroler Bergbäuerin auf 1700m und 64 Jahre alt und erst jetzt wird mir DAS WORT GOTTES durch Sie s.g.Frau magstrauss näher gebracht, erklärt und ………bin so dankbar dafür, DAS habe ich mir immer gewünscht,habe auch dafür gebetet und heuer darf ich DIESES GROSSE GESCHENK VOM HIMMEL DURCH SIE ERHALTEN, GENIESSEN, SCHÄTZEN,  BIN SOOOO DANKBAR DAFÜR. Ich drucke mir jetzt täglich alles aus.Ich kann Ihnen nur danken und danken. Möge der ganze Himmel Ihnen alles reichlich lohnen und vergelten und segnen. Sie sind ein riesengroßer Apostel im Reich Gottes.Es gibt NICHTS SCHÖNERES als im Glauben, im Wort Gottes…….zu wachsen, ich kann meine Freude nicht mit passenden Worten schreiben.GOTTES REICHEN SEGEN UND MARIAS SCHUTZ IMMER UND ÜBERALL!In größter Dankbarkeit Barbara Neurauter B.N.Von meinem/meiner Galaxy gesendet

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