Montag der 4. Woche der Fastenzeit

Jes 65,17-21; Ps 30,2 u. 4.5-6b.6cdu.12au.13b; Joh 4,43-54

Jes 65
17 Ja, siehe, ich erschaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde. Man wird nicht mehr an das Frühere denken, es kommt niemand mehr in den Sinn.
18 Vielmehr jubelt und jauchzt ohne Ende über das, was ich erschaffe! Denn siehe, ich erschaffe Jerusalem zum Jauchzen und sein Volk zum Jubel.
19 Ich werde über Jerusalem jubeln und frohlocken über mein Volk. Nicht mehr hört man dort lautes Weinen und Klagegeschrei.
20 Es wird dort keinen Säugling mehr geben, der nur wenige Tage lebt, und keinen Greis, der seine Tage nicht erfüllt; wer als Hundertjähriger stirbt, gilt als junger Mann, und wer die hundert Jahre verfehlt,/ gilt als verflucht.
21 Sie werden Häuser bauen und selbst darin wohnen, sie werden Weinberge pflanzen und selbst deren Früchte genießen.

Heute hören wir aus dem Buch Jesaja eine heilsame Verheißung, nämlich die Rede von einem neuen Himmel und einer neuen Erde. Diese Verheißung schaut dann auch der Seher der Johannesoffenbarung. Gott schafft durch seinen Hl. Geist eine neue Wirklichkeit. Jesus und Maria stellen dabei schon den Anfang dieser neuen Schöpfung dar, wir sind ebenfalls Teil davon, nur eben noch nicht vollkommen (im Tod trennt sich unsere Seele vom Leib). Wenn diese neue Wirklichkeit hereinbrechen wird, wird man „nicht mehr an das Frühere denken“. Das bedeutet, dass das gegenwärtige Leiden sowie die gesamte Weltgeschichte mit ihren Höhen und Tiefen dann nicht mehr Thema sein werden. Was nämlich dann kommt, wird das alles nicht nur entschädigen, sondern vielfach wiedergutmachen!
Dann wird Israel auch keine Zeit mehr haben, an das Vergangene zu denken, denn es wird jubeln und ohne Ende jauchzen. „Denn siehe, ich erschaffe Jerusalem zum Jauchzen und sein Volk zum Jubel.“ Gott hat den Menschen geschaffen, damit dieser zusammen mit der Heiligsten Dreifaltigkeit in Ewigkeit jubeln und jauchzen kann, geschaffen zur ewigen Glückseligkeit. Diese Berufung wird sich am Ende auch durchsetzen und wir werden wirklich ganz mit ihm ewig glücklich sein.
Gott wird sich über sein auserwähltes Volk freuen, denn es muss dann nicht mehr leiden und Gott hat zu allen Zeiten der Menschheitsgeschichte Mit-Leid mit den Menschen. Wenn das laute Weinen und Klagegeschrei aber ein Ende hat, muss auch Gott kein Mit-Leid mehr haben.
Dann wird es nur noch Segen geben, keine Kindersterblichkeit oder unerfüllte Leben Hochbetagter. Es wird eher noch so sein, dass man ein sehr langes Leben führen wird. Dieses Bild, das Jesaja hier beschreibt, stellt zu seiner Zeit ein gängiges Motiv für den Segen Gottes und die ersten Anfänge einer Eschatologie dar.
Auch das Bild in Vers 21 ist absoluter Ausdruck des Segens Gottes: Was man sät, wird man endlich auch ernten. Man wird nicht mehr endlos investieren, ohne etwas davon zu haben. Dies muss Israel zur Zeit der babylonischen Gefangenschaft ganz intensiv durchmachen. Es hat sich eine Existenz im verheißenen Land aufgebaut und was ist geschehen? Gerade Jerusalem, die Hl. Stadt, ist geplündert und zerstört worden. Was so mühevoll erbaut worden ist, wurde innerhalb kürzester Zeit in Stücke gehauen. Ihre Häuser sind von den Babyloniern geplündert und eingenommen worden. Ihnen selbst blieb nichts mehr von der Heimat. Doch bei Gott wird das Volk seine ewige und endgültige Heimat haben mit einer Wohnung, die ihnen nicht mehr weggenommen wird.
All diese Bilder sind wörtlich-historisch für Israel dahingehend ein Trost im babylonischen Exil. Diese Verheißungen werden zunächst auf das Ende und ein Leben nach dem Exil bezogen worden sein. Sie werden irdisch und diesseits gedacht worden sein.
Wir lesen es aber weiter: Wir erkennen die Heilsgeschichte Israels, das aufgrund des Sündenfalls des ersten Menschenpaares in einem langen Exil leben musste – dem Exil außerhalb des Paradieses. Dann kam Jesus, der durch seine Erlösungstat die Menschen aus dem Exil geholt hat. Er hat ihnen ein neues Leben geschenkt, er hat ihnen die Aussicht auf die himmlische Heimat beim Vater verliehen, auf den Weinberg des Vaters, in dem er selbst ein Weinstock ist und wir die Reben. Er hat uns die Frucht der Eucharistie geschenkt, die wir immer wieder zu uns nehmen dürfen.
Und auch nach seiner Heimkehr zum Vater hat er uns nicht als Waisen zurückgelassen, sondern die Kirche gestiftet, die durch die Mächte der Finsternis nicht untergehen wird. Sie ist eine Antizipation der himmlischen Heimat. In ihr kann der Mensch bereits einen Vorausblick auf den neuen Himmel und die neue Erde erhaschen. Durch die Taufe wird man selbst schon zum Mitglied dieser neuen Schöpfung, die der Hl. Geist erwirkt! Gott schenkt uns die Aussicht auf die ewige Heimat durch seine Gnade, mit der wir nach seinen Geboten leben können. Er schenkt uns eine ewige Seele, in der er selbst Wohnung nimmt und in die wir uns zurückziehen können, um einen Vorgeschmack auf die ewige Heimat zu erhalten. Wenn wir Gewissenserforschung betreiben und uns zum innigen Gebet, zur Zwiesprache mit Gott in uns selbst zurückziehen, verspüren wir einen Funken dieser neuen Wirklichkeit. Und ganz besonders stark kommt diese in uns zum Vorschein, wenn wir aus dem sündhaften Zustand in den Stand der Gnade übergehen, wenn Gott uns von Neuem seinen Hl. Geist schenkt, der uns wieder erneuert. Und am Ende unseres Lebens dürfen wir eingehen in diese himmlische Heimat, wenn wir dem Bund mit Gott treu geblieben sind. Dann wird uns keiner mehr irgend etwas wegnehmen können. Dann werden wir in der ewigen Anschauung Gottes die bleibende Glückseligkeit haben und nur noch die Früchte genießen. Dies ist uns in Aussicht geschenkt, so müssen wir in diesem Leben entsprechend leben!

Ps 30
2 Ich will dich erheben, HERR denn du zogst mich herauf und ließest nicht zu, dass meine Feinde sich über mich freuen.
4 HERR, du hast meine Seele heraufsteigen lassen aus der Totenwelt, hast mich am Leben erhalten, sodass ich nicht in die Grube hinabstieg.
5 Singt und spielt dem HERRN, ihr seine Frommen, dankt im Gedenken seiner Heiligkeit!
6 Denn sein Zorn dauert nur einen Augenblick, doch seine Güte ein Leben lang. Wenn man am Abend auch weint, am Morgen herrscht wieder Jubel.
12 Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt,
13 HERR, mein Gott, ich will dir danken in Ewigkeit.

Heute beten wir einen Lobpreispsalm, der wie so oft mit einer Selbstaufforderung zum Lob beginnt („Ich will dich erheben, HERR“). Und wie so oft wird auch der Grund für den Lobpreis genannt: „Denn du zogst mich herauf und ließest nicht zu, dass meine Feinde sich über mich freuen.“ Dies greift auf, was Jesaja verheißt: den Sieg über die Feinde. Oft hat das Volk Israel Situationen erlebt, in denen es ganz unwahrscheinlich erschien, überhaupt jemals aus der Not herauszukommen. In Ägypten sowie Babylon werden die Israeliten diese Erfahrung besonders intensiv gemacht haben. Und doch sagt Gott den Menschen durch die Propheten zu: Nein. Die Feinde scheinen jetzt so groß, doch ich bin größer. Immer. Und so hat Gott in Ägypten sowie in Babylon das letzte Wort. Das Volk erlebt immer wieder ein gutes Ende und kehrt in das verheißene Land zurück. Gott ist immer stärker als der größte Feind. So sind die Psalmen voll von Lobpreisgesängen darüber, dass Gott sein Heil erwirkt hat. Auch hier betet König David deshalb: „Du zogst mich herauf.“ Das kann politisch gemeint sein (herauf aus den Klauen der Fremdherrschaft), aber auch geographisch (herauf ins verheißene Land aus Ägypten, das niedriger liegt) und moralisch (denn David hat schwer gesündigt und ist so in die Tiefe gestürzt). Es wird auch anagogisch so sein, das heißt so werden wir nach dem Tod in der ewigen Anschauung Gottes voller Dank preisen können, dass er uns aus der Tiefe des Todes heraufgezogen hat.
In dieser Linie ist dann auch Vers 4 zu verstehen: „HERR, du hast meine Seele heraufsteigen lassen aus der Totenwelt“. Das umfassende Wort נַפְשִׁי nafschi drückt dabei aus, dass es die gesamte Existenz des Menschen betrifft: David ist vor dem moralischen Tod gerettet worden (so dürfen auch wir Gott loben und preisen, wenn er uns aus dem Zustand der Todsünde in den Stand der Gnade zurückversetzt). Gott wird David zusammen mit allen Gerechten des Alten Testaments auch aus der Grube ins ewige Leben gerettet haben, als Jesus Christus durch Leiden, Tod und Auferstehung den Zugang zum Paradies wieder ermöglicht hat. Wie lange mussten jene warten, die eigentlich in der Anschauung Gottes landen sollten! Und wie groß muss die Freude gewesen sein, als sie endlich in das Paradies eingehen durften! Sie werden im Chore solche Worte gebetet haben, die wir heute in Ps 30 beten.
Auch wir werden aufgefordert, Gott zu loben und zu spielen, der uns das ewige Heil bereithält. Was sind im Gegensatz dazu die temporären Leiden dieser Welt? Wir haben auch jetzt schon allen Grund zu feiern, weil es bald zuende sein wird. Gott möchte uns alle glücklich machen und dazu sind wir auch geschaffen worden. Er verwandelt schon jetzt in unserem irdischen Dasein das Klagen in Tanzen, wenn wir umkehren und beichten. Er hat das kollektive Klagen des Volkes Israel in Tanzen verwandelt, als er seinen einzigen Sohn für uns hingab, der von den Toten auferstanden ist! Ganz laut hat die ganze Vorhölle gejubelt und getanzt, als sie endlich das Angesicht Gottes schauen durfte. Ganz laut jubeln dürfen wir auch, wenn wir durch die Taufe in die neue Schöpfung hineingeboren werden, die uns Aussicht auf das Reich Gottes beschert! Wenn wir uns einfach mal bewusst machen, was Gott uns für eine riesige Gnade geschenkt hat und immer wieder schenkt, können wir nicht anders, als ihm ewig zu danken und ihn zu preisen!

Joh 4
43 Nach diesen beiden Tagen ging er von dort nach Galiläa.
44 Jesus selbst hatte nämlich bezeugt: Ein Prophet wird in seiner eigenen Heimat nicht geehrt.
45 Als er nun nach Galiläa kam, nahmen ihn die Galiläer auf, weil sie alles gesehen hatten, was er in Jerusalem auf dem Fest getan hatte; denn auch sie waren zum Fest gekommen.
46 Jesus kam wieder nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser in Wein verwandelt hatte. In Kafarnaum lebte ein königlicher Beamter; dessen Sohn war krank.
47 Als er hörte, dass Jesus von Judäa nach Galiläa gekommen war, suchte er ihn auf und bat ihn, herabzukommen und seinen Sohn zu heilen; denn er lag im Sterben.
48 Da sagte Jesus zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, glaubt ihr nicht.
49 Der Beamte bat ihn: Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt!
50 Jesus erwiderte ihm: Geh, dein Sohn lebt! Der Mann glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte, und machte sich auf den Weg.
51 Noch während er hinabging, kamen ihm seine Diener entgegen und sagten: Dein Junge lebt.
52 Da fragte er sie genau nach der Stunde, in der die Besserung eingetreten war. Sie antworteten: Gestern in der siebten Stunde ist das Fieber von ihm gewichen.
53 Da erkannte der Vater, dass es genau zu der Stunde war, als Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt. Und er wurde gläubig mit seinem ganzen Haus.
54 So tat Jesus sein zweites Zeichen, nachdem er von Judäa nach Galiläa gekommen war.

Im heutigen Evangelium hören wir von der Fortsetzung der Begegnung am Jakobsbrunnen und Jesu Aufenthalt in Samaria, wo viele Menschen zum Glauben an ihn kamen.
So geht Jesus nach zwei Tagen „von dort“ nach Galiläa, gemeint ist von Samaria, genauer gesagt von Sychar.
Heute tut Jesus sein zweites Zeichen (das ist das johanneische Wort für die Wundertaten). Er tut es wieder in Kana, wo er bereits das Weinwunder gewirkt hat.
Dort ist der Sohn eines königlichen Beamten erkrankt. Der Vater kommt nun zu Jesus und erbittet bei ihm die Heilung seines Sohnes.
Jesus heilt das Kind aber nicht sofort, sondern stellt den Mann auf die Probe. Er sagt ganz provokativ, obwohl er den starken Glauben im Herzen des Mannes sieht: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, glaubt ihr nicht.“ Er weiß bereits, dass der Mann sich nicht beirren lassen wird, aber Jesus spricht nie einfach so etwas aus. Er tut es vielmehr und immer wieder für die umstehenden Menschen. Diese sollen durch die Heilstaten zum Glauben an ihn kommen.
Der Beamte lässt sich wie gesagt nicht verunsichern, sondern bittet Jesus erneut um die Heilung seines Sohnes, der im Sterben liegt. Jesus erwirkt daraufhin eine Fernheilung und fordert den Mann auf, nach Hause zu seinem Sohn zurückzukehren. Er sei gesund.
Auf dem Rückweg kommen dem Beamten schon seine Diener entgegen und bestätigen die Heilung seines Sohnes zu genau jener Stunde, als Jesus es zu ihm gesagt hat.
So bekehrte der Mann sich zum Glauben an Jesus Christus zusammen mit seinem ganzen Haus. Das heißt immer die Gesamtheit der Familienmitglieder, aber auch der Bediensteten. Wir wissen nicht, wie es mit diesem Haushalt weiterging, aber es ist sehr gut möglich, dass sie als Jünger Jesu nach seinem Tod, seiner Auferstehung und Himmelfahrt, nach dem Pfingstereignis und mit der Mission und Evangelisierung der Aposteln die Taufe empfangen haben, die das äußere Zeichen des inneren Glaubens darstellt. Vielleicht ist der Beamte sogar mit Jesus als Jünger mitgezogen. Das wissen wir alles nicht, aber eines ist klar. Nach der Begegnung mit Jesus ist nichts mehr so gewesen, wie es vorher war. Ihnen ist nicht einfach die Gesundheit des Sohnes geschenkt worden, sondern vor allem ein Leben in Aussicht auf das ewige Leben bei Gott! Jesus heilt nie einfach die Menschen körperlich, sondern es geht ihm immer zuerst darum, die Seelen der Menschen zu retten. So schließt sich der Kreis zu Jesaja und auch zum Psalm: Gott reißt den Menschen aus der Grube herauf zu ihm. Er schenkt dem Menschen ein neues Leben. Dies heißt im Johannesevangelium nicht einfach nur, dass der Sohn des königlichen Beamten geheilt wird, der vielleicht sogar sein Erbe ist und so mit seiner Heilung der Fortbestand der Familie gesichert worden ist. Durch die Fernheilung ist die ganze Familie zum Glauben gekommen, durch den das ewige Leben bei Gott überhaupt erst ermöglicht wird.

Lassen auch wir uns in diesen Tagen aus unserer persönlichen Grube heraufziehen, sodass wir Aussicht auf das ewige Leben haben. Durch die Taufe sind wir schon aus dem Sumpf gezogen worden, doch durch die Sünden immer wieder dort hin zurückgekehrt. Nehmen wir seine Rettung in Anspruch und kehren wir um! Lassen wir uns auch von unserer Krankheit heilen, vor allem und zuerst die Krankheit unserer Seele! So werden wir am ganzen Menschen heil und werden in Ewigkeit jauchzen!

Ihre Magstrauss

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