Freitag der 4. Osterwoche

Apg 13,26-33; Ps 2,6-7.8-9.10-11; Joh 14,1-6

Apg 13
26 Brüder, ihr Söhne aus Abrahams Geschlecht und ihr Gottesfürchtigen! Uns wurde das Wort dieses Heils gesandt.

27 Denn die Einwohner von Jerusalem und ihre Führer haben Jesus nicht erkannt, aber sie haben die Worte der Propheten, die an jedem Sabbat vorgelesen werden, erfüllt und haben ihn verurteilt.
28 Obwohl sie nichts fanden, wofür er den Tod verdient hätte, forderten sie von Pilatus seine Hinrichtung.
29 Als sie alles vollbracht hatten, was in der Schrift über ihn gesagt ist, nahmen sie ihn vom Kreuzesholz und legten ihn ins Grab.
30 Gott aber hat ihn von den Toten auferweckt
31 und er ist viele Tage hindurch denen erschienen, die mit ihm zusammen von Galiläa nach Jerusalem hinaufgezogen waren und die jetzt vor dem Volk seine Zeugen sind.
32 So verkünden wir euch das Evangelium: Gott hat die Verheißung, die an die Väter ergangen ist,
33 an uns, ihren Kindern, erfüllt, indem er Jesus auferweckt hat, wie es im zweiten Psalm heißt: Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt.

Vor zwei Tagen hörten wir davon, dass Paulus und Barnabas auf die erste große Missionsreise entsandt und zuvor geweiht wurden. Die Lesung endete damit, dass sie auf der Insel Zypern ankamen, wo sie im zyprischen Salamis das Evangelium Jesu Christi verkündeten. In der Zwischenzeit treffen sie auf verschiedene Menschen, vor allem auf einen Okkultisten namens Barjesus, der die Missionare daran hindern möchte, den Prokonsul zum Glauben zu führen, in dessen Gefolge er steht. Seine bösen Absichten werden von Paulus offenbart und er wird wie vom Missionar angekündigt mit Blindheit geschlagen. Dieses Zeichen führt den Prokonsul zum Glauben. Nach diesen Ereignissen fahren sie nach Perge in Pamphylien, wo sich Johannes Markus von ihnen trennt (was passiert ist, erfahren wir nicht). Die beiden Missionare wandern weiter zum pisidischen Antiochia (es gibt mehrere Antiochias im römischen Reich). Auch dort lehren sie in der Synagoge (das Lehren wird immer durch die Geste des sich Setzens angedeutet). In der heutigen Lesung hören wir einen Teil der Predigt Pauli, in der er ein richtiges Christusbekenntnis ablegt:
Er spricht die Zuhörer direkt an, um ihre Aufmerksamkeit zu erhalten. So wie im ersten nicht gehörten Teil spricht er nicht nur zu den Söhnen Abrahams, also zu den anwesenden Juden in der Synagoge, sondern auch zu den Gottesfürchtigen. Diese Gruppe habe ich schon ein paar Mal erklärt – es handelt sich um Heiden, die dem jüdischen Glauben nahe stehen, die jüdische Ethik übernehmen und die Schriften studieren, aber den letzten Schritt der Beschneidung nicht unternehmen.
Paulus macht deutlich, dass Jesus und das mit ihm gekommene Heil an sie persönlich gerichtet ist. Das macht den jüdischen und auch christlichen Glauben aus: persönliche Begegnung mit Gott. Es ist somit auch an die dort Anwesenden gerichtet, ja gerade an die Juden in der Diaspora. Denn die Einwohner Jerusalems haben ihn abgelehnt. Paulus stellt das Paradox heraus, dass die jerusalemer Juden die Propheten Sabbat für Sabbat in der Synagoge vorlesen und umsetzen und doch den dort angekündigten Messias nicht erkannt haben. Stattdessen haben sie ihn verurteilt.
Trotz seiner Unschuld erreichten sie eine Hinrichtung durch Pontius Pilatus. Dann fasst Paulus den ganzen Kreuzigungsprozess als die Erfüllung vieler Schriftstellen zusammen (Vers 29).
Dass Jesus gekreuzigt worden ist, sagt er explizit erst im nächsten Vers, denn er spricht vom Kreuzesholz, von dem man ihn abnahm.
Das war aber nicht das Ende vom Lied, denn Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Paulus erklärt hier das Unsägliche – der Messias hat den Tod besiegt! Er, der durch die Hinrichtung gemäß Deuteronomium als ein Gottverfluchter galt, wurde von eben jenem wieder ins Leben zurückgeholt!
Paulus erzählt sodann von den mehrfachen Erscheinungen des Auferstandenen in Judäa und Galiläa (vor allem am See). Die Zeugen seiner Auferstehung sind seine Apostel. Und sich selbst zählt Paulus ebenfalls dazu, weil der Auferstandene auch ihm persönlich erschienen ist.
Davon ausgehend stehen die beiden Missionare nun vor den Juden in Antiochia und verkünden das Evangelium Jesu Christi. Es ist eine lange Geschichte der Verheißung, die mit Christus ihren Höhepunkt gefunden hat. Die Schrift hat sich mit ihm und in ihm ganz erfüllt. Das Osterereignis ist dabei der ultimative Moment dieser Erfüllung.
Am Ende des heutigen Abschnitts zitiert Paulus Psalm 2, den wir gleich als Antwortpsalm beten.
Paulus und Barnabas möchten die Menschen mit dem Evangelium Jesu Christi berühren, auf dass auch sie davon begeistert werden und darin die Wahrheit erkennen. Dafür ordnet er Jesu Leben, Wort und Tat in die gesamte Heilsgeschichte Gottes mit seinem auserwählten Volk ein, damit die frommen Juden erkennen, dass alles so kommen musste. Morgen hören wir die Reaktion der Anwesenden. Durch Paulus spricht der Heilige Geist die Menschen im Herzen an. Die Kraft und Weisheit seiner Predigt ist nicht auf seine rhetorischen und theologischen Fähigkeiten zurückzuführen, die natürlich der ganzen Sache förderlich sind (und Gott hat sich auch deshalb den Pharisäer Paulus zum Werkzeug der Heidenmission erwählt), sondern auf Gott selbst. Er möchte alle Menschen an sich ziehen und so rüttelt er heftig an den Herzen jedes Menschen. Wo dieser es aber nicht zulässt oder nicht reagiert, zwingt Gott sich ihm nicht auf. Er versucht es zwar immer wieder, aber zugleich achtet er die Freiheit des Menschen.

Ps 2
6 Ich selber habe meinen König eingesetzt auf Zion, meinem heiligen Berg.

7 Den Beschluss des HERRN will ich kundtun./ Er sprach zu mir: Mein Sohn bist du. Ich selber habe dich heute gezeugt.
8 Fordere von mir und ich gebe dir die Völker zum Erbe und zum Eigentum die Enden der Erde.
9 Du wirst sie zerschlagen mit eisernem Stab, wie Krüge aus Ton wirst du sie zertrümmern.
10 Nun denn, ihr Könige, kommt zur Einsicht, lasst euch warnen, ihr Richter der Erde!
11 Mit Furcht dient dem HERRN, jubelt ihm zu mit Beben.

Nun beten wir diesen am Ende zitierten Psalm. Er bildet zusammen mit Psalm 1 den Rahmen des gesamten Psalters.
In Vers 6 spricht Gott selbst, dass er seinen König für Zion selbst eingesetzt hat. Dies ist wörtlich erst einmal auf den König von Juda zu beziehen, David, den sich Gott selbst ausersehen hat. Gott wird den Menschen vorwerfen, dass sie ihn nicht geachtet haben. Und wir beziehen es im weiteren Sinne und in Erfüllung dieses irdischen Königtums auf Christus, den König des himmlischen Zion, dem Reiche Gottes! Ihn haben die Menschen verkannt, indem sie voller Spott die Kreuzestafel mit dem Vorwurf angebracht haben „König der Juden“, aber nicht geglaubt haben, dass er tatsächlich ein König ist – nicht nur irgendeiner, sondern der König der Könige! Das Königtum Jesu Christi ist ja ein zentrales Thema auch in der Predigt des Paulus in Antiochia.
Eingesetzt auf dem Zion hat Gott wörtlich gesehen zunächst König David, den Typos Christi. Er hat seinen Thron in Jerusalem. Zugleich setzt der Vater Christus ein auf dem Zion der Ewigkeit. Dessen Thron befindet sich zur Rechten des Vaters im Himmelreich. Er ist aber auch eingesetzt als König des Reiches Gottes, das mit der Kirche ansatzweise schon vorweggenommen wird. Dieses angebrochene Königtum wird sich am Ende der Zeiten vollkommen durchsetzen und alle werden den König wiederkommen sehen.
Noch viel mehr als mit David ist Gott der Vater mit seinem Sohn Jesus Christus.
Von ihm kann er wirklich wortwörtlich sagen: „Mein Sohn bist du. Ich selber habe dich heute gezeugt.“
Das „Heute“ ist ein entscheidendes Stichwort für die Ewigkeit. Bei Gott gibt es keine Zeit. Diese ist eine irdische Kategorie, die Gott geschaffen hat (siehe Schöpfungsbericht in der Genesis durch die Himmelskörper und das Licht).
Der Sohn ist vor aller Zeit gezeugt worden, nicht geschaffen. Jesus ist wirklich der Sohn Gottes und somit ihm gleich. Das kann kein Geschöpf von sich sagen.
Jesus kann von seinem Vater alles fordern, denn sie sind eins. Gott gibt ihm die Völker zum Erbe. Es meint die heidnischen Völker. Jesus werden sie aber nicht übergeben, um sie zu zerstören, sondern um sie zu Erben des Reiches Gottes zu machen! Er ist gekommen, damit jeder gerettet werde, bis zu den Enden der Erde!
Und wer bis zum Schluss Jesus ablehnt, der wird am Ende wie Ton zerschlagen. Das ist ein Bild für das Gericht Gottes. Gott nimmt die Menschen ernst. Wenn sie sich in aller Freiheit gegen ihn entscheiden, müssen sie die Konsequenzen ihrer Entscheidung tragen. Der eiserne Stab Christi ist ein Code für den Messias. Er wird auch bei den messianischen Verheißungen des Buches Jesaja aufgegriffen. Demnach wird der Messias mit eisernem Zepter herrschen.
Aus dem eisernen Stab wird mit der Zeit das zweischneidige Schwert. Es handelt sich nicht um ein echtes Schwert aus Metall, sondern um das Wort Gottes, das dadurch bildhaft ausgesagt wird. Christus herrscht mithilfe des Wortes Gottes. Was nicht gut ist am Menschen, wird dadurch zerschnitten und das ist schmerzhaft. Es schneidet dabei aber in die Seele ein, nicht in den Körper des Menschen.
Die Könige und Richter der Erde sollen zur Einsicht kommen und erkennen, dass der eigentliche König und Richter Jesus Christus ist. Er wird sich in seiner vollen Herrlichkeit zeigen am Jüngsten Tag und alle werden es sehen. Dann zerfallen die Königtümer und Richterstühle zu Staub, denn sie sind nichts im Gegensatz zur Herrlichkeit Gottes.
König David hat seinen Wert stets von der Gegenwart Gottes her betrachtet. Er hat sich in seinem Königtum nie überschätzt, sondern ist demütig geblieben vor dem eigentlichen König, der Gott ist. Er hat ihm wirklich mit Furcht gedient. Was er hier am Ende also von den Königen und Richtern verlangt, hat er selbst ganz vorgelebt.
Und doch ist David nur Typos des eigentlichen Königs Jesus Christus. Wenn David schon so vorbildlich war, um wie viel mehr müssen wir das für den Messias sagen!

Joh 14
1 Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich!

2 Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?
3 Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.
4 Und wohin ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr.
5 Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir dann den Weg kennen? 6 Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.

Im Evangelium hören wir heute einen Abschnitt aus der ersten Abschiedsrede Jesu. Das Schriftwort ist sehr bekannt und stets sehr aktuell:
„Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ Jesus sagt dies zu seinen Aposteln im Abendmahlssaal, weil er die vielen Verwirrungen und Angriffe schon vorhersieht, mit denen der Zwölferkreis konfrontiert werden wird. Und dann sollen sie an dem festhalten, was Jesus sie gelehrt hat und was die Heiligen Schriften erfüllt hat. Er spricht dies über die Apostel hinaus auch zu uns. In Zeiten zunehmender Verwirrung sollen auch wir uns nicht ablenken lassen, sondern weiterhin unbeirrt am Glauben festhalten. Antichristliche Lehren werden immer salonfähiger und das besonders Heimtückische – unter dem katholischen Deckmantel wird sehr viel Häretisches verbreitet. Man kann sich auf das Deckblatt „katholisch“ längst nicht mehr verlassen, sondern muss alles auf die Goldwaage legen, wachsam sein, die Gabe der Unterscheidung der Geister haben. Und je tiefer die Wurzeln des Glaubens sind, desto schwieriger wird es für den Widersacher, uns von Gott zu entfernen.
Jesus motiviert seine Apostel und darüber hinaus auch uns damit, dass er zum Vater vorausgeht. Wir werden ihm also folgen dürfen, wenn wir schon hier auf Erden seinen Spuren nachgegangen sind! Beim Vater bereitet er uns schon eine Wohnung. Damit ist ein Platz im Himmelreich gemeint. Und zu gegebener Zeit wird Christus wiederkommen, um die Apostel und alle Erben des Reiches zu sich zu holen. Das alles werden die Apostel noch nicht richtig verstanden haben. Erst mit seiner Auferstehung und Himmelfahrt, spätestens nach der Geistgabe, wird es ihnen aufgegangen sein. Christus ist heimgekehrt zum Vater ins Himmelreich, um am Ende der Tage wiederzukommen. Deshalb haben die ersten Christen bereits in einer Naherwartung gelebt.
Jesus sagt, dass sie den Weg kennen. Doch sie verstehen ihn nicht. Deshalb fragt Thomas nach: „Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir dann den Weg kennen?“ Was meint Jesus damit? Zu jenem Zeitpunkt hat Jesus seinen Jüngern immer wieder Leidensankündigungen gemacht. Er hat ihnen gesagt, wie leidvoll er sterben, aber am dritten Tage auferstehen würde. Zudem ist all dies in den Heiligen Schriften angekündigt worden. Nicht nur die Apostel, sondern jeder fromme Jude müsste diesen Weg also kennen. Was ihn am Ende widerfahren würde, hat sich sein ganzes Leben hindurch schon gezeigt. Vom Moment seiner Geburt an war er von den Mächtigen dieser Welt unerwünscht und sein Leben wurde bedroht. Nicht nur das Ende, schon sein ganzes Leben zuvor ist ein einziger Sühneweg und Prozess der Erlösung. Er ist der leidende Gerechte aus den jesajanischen Gottesknechtsliedern sein ganzes Leben hindurch!
Doch die Apostel sind wie mit Blindheit geschlagen und so spricht Jesus das entscheidende Wort: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ Der Weg zum Vater ist die Person Jesu Christi mit seinem ganzen Leben, seinen Worten und Taten. Wenn wir ihn in unserem Leben nachahmen, gehen wir diesen Weg zum Vater. Es ist aber nicht nur eine ethische Frage, sondern eine Sache der gläubigen Annahme. Wenn wir Christus als den Messias gläubig annehmen und die Wahrheit, die er ist, erkannt haben, sind wir auch bereit, ihm auf unserem Lebensweg ganz zu gehorchen. Dann erwartet uns das Leben – das ewige Leben bei Gott!
Jesus ist nicht nur eine Option unter vielen auf dem Weg ins Himmelreich – er ist DER Weg. Es gibt keinen anderen. Nur durch die Christustür hindurch können wir in die Ewigkeit eingehen. Dies hat er schon bei seiner Rede über den guten Hirten verdeutlicht.

Wenn wir in diesem Leben durch die sakramentale Christustür schreiten, dann sind wir schon eingesetzt als Kinder der Familie Gottes. Den Weg nun zu beschreiten ist zugleich eine Sendung. Vergessen wir das nie, wenn wir meinen, einen Umweg gehen zu können oder uns auf halbem Wege niederzulassen, ohne zum Ziel zu kommen.

Ihre Magstrauss

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